Maddrax 639 - Ian Rolf Hill - E-Book

Maddrax 639 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

In Waashton angekommen, erleben die beiden Daa'muren Ira und Grao eine Stadt in Angst. Der Weltrat scheint in den Nosfera neue Verbündete gefunden zu haben, doch die Daa'muren wissen, dass alle höheren Ränge unter der telepathischen Kontrolle der ehemaligen Blutsauger stehen. Sie suchen Zugang zum Pentagon - und wollen dafür den Präsidenten und ehemaligen Untergrund-Kämpfer Mr. Black von dem Bann befreien. Doch dann setzt sich ein Terminator namens Lybreyz auf ihre Fährte...

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Im Untergrund

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 hält ein gewaltiger Komet Kurs auf die Erde! Man beschießt ihn mit Atomraketen. Drei Stratosphärenjets sollen die Auswirkung beobachten. Commander der Staffel ist der US-Pilot Matthew Drax. Doch die Raketen verpuffen auf dem Himmelskörper. »Christopher-Floyd« schlägt in Asien ein. Die Druckwelle trifft auch die drei Jets und fegt sie davon...

Als Matthew und sein Copilot Professor Dr. Jacob Smythe aus einer Ohnmacht erwachen, trudelt ihr Jet auf die Alpen zu! Smythe steigt per Schleudersitz aus, Matt kann die Maschine notlanden. Er wird von Barbaren gefunden, die ihn als Gott ansehen und »Maddrax« nennen. Statt einer verwüsteten Erde sieht er sich fremdartigen Lebewesen und Pflanzen gegenüber: Die Druckwelle hat die Fliegerstaffel durch einen Zeitstrahl um 520 Jahre in die Zukunft geschleudert! Dieser Strahl, der seit Urzeiten vom Mars zur Erde reicht, sicherte vor 4,5 Mrd. Jahren den Marsbewohnern, den Hydree, das Überleben. Der vermeintliche Komet war die Arche einer Wesenheit namens »Wandler«, deren Dienerrasse, die Daa'muren, sich die Erde untertan machen will, indem sie Fauna und Fauna mutieren und die Menschen verdummen lässt. Nur die Bunkermenschen, sogenannte Technos, bewahren sich ihr Wissen, büßen dafür aber über die Jahrhunderte ihr Immunsystem ein.

Zusammen mit Aruula, einer telepathisch begabten Kriegerin, beginnt Matt Drax seinen Feldzug. Er findet Freunde – unter anderem die Hydriten, die sich aus den Hydree entwickelt haben und in den Meerestiefen leben –, kämpft gegen die Daa'muren und Mutanten wie die blutsaugenden Nosfera, und gerät an Schurken, allen voran Jacob Smythe, der wahnsinnig wurde und die Weltherrschaft anstrebt, bis Matt ihn endlich unschädlich macht. Auch Smythes Zwilling aus einem Parallelwelt-Areal stirbt, während seine verrückte Freundin Haaley entkommt. Diese Areale, die überall auf der Erde aufbrechen, sind das Ergebnis von Zeitreisen, die die Menschen einer fernen Zukunft unternahmen, um technische Artefakte zu sammeln. Matt und seine Verbündeten – zu denen sogar zwei Daa'muren zählen, Grao und Ira – können alle schließen, wobei ihnen das Pflanzenbewusstsein GRÜN zur Seite steht.

Auch Colonel Aran Kormak stammt aus einer dieser Parallelwelten – zumindest will er Matt dies weismachen. In Wahrheit ist er sein skrupelloser Zwilling aus dieser Welt, von dem Matt glaubt, er wäre tot. Doch Kormak, Befehlshaber der Dark Force, scheint sich zu besinnen und verbündet sich mit Matt, als eine neue Bedrohung auftaucht. Denn kaum ist das letzte Areal in Afrika versiegelt, wobei GRÜN beinahe vernichtet wird, sehen sich die Gefährten einer kosmischen Bedrohung namens »Streiter« gegenüber, die noch immer den Wandler auf der Erde vermutet. In einem furiosen Endkampf kann Matt die Entität versteinern.

Doch die Freude währt nur kurz, als Aruula mit dem Gleiter RIVERSIDE verschwindet. Matt und ein Dark-Force-Trupp folgen ihr bis nach Südamerika. Über Peru stürzen sie wegen plötzlichen Energieverlusts ab und finden die havarierte RIVERSIDE und das Wrack eines Flugzeugträgers mitten im Dschungel. Sowie eine blinde Passagierin, die mit nach Amraka kam: Haaley.

Auf der USS Nimitz trifft Matt auf eine feindlich gesinnte Mannschaft und einen gewaltigen roten Diamanten. In der Zwischenzeit wird sein Trupp dezimiert. Die letzte Dark-Force-Soldatin stirbt beim Kampf gegen einen mutierten Jaguar – ein heiliges Tier, wie Matt und Haaley erfahren, als sie von Eingeborenen überwältigt werden. Sie müssen eine Götterprobe bestehen und den »Spiegel von Pachacámac«, mit dem sich weitere Diamanten herstellen lassen, aus einer Todeszone bergen – was ihnen auch gelingt.

Sie werden freigelassen und beobachten den Angriff eines Ameisenvolks auf die Nimitz. Mabuta, der »vielbeinige Gott«, nimmt sie gefangen. Dabei stellt sich heraus, dass Haaley – wie Aruula – vom Volk der Dreizehn Inseln abstammt und latent telepathisch begabt ist, was die Kommunikation mit Mabuta erleichtert. Der wird von einem Pilzgeflecht bedroht, und Matt soll ein Mittel dagegen finden. Es gelingt ihm, den Pilz in dieser Region mit Fungizid abzutöten. Zum Dank bringt Mabuta ihn und Haaley auf die Nimitz, wo sie als Ameisen vergeblich nach Aruula suchen, aber von einem bevorstehenden Angriff auf Mabuta erfahren.

Der versetzt Matt und Haaley unter einer Bedingung zurück in ihre Körper: Sie sollen Dak'kar töten! Doch Matt verbündet sich mit ihm, um mit seiner Hilfe zu dem Pilz in der Todeszone vorzustoßen, den er für intelligent hält und der mehr über Aruulas Verbleib wissen könnte. Im Gegenzug will er Dak'kar die Formel beschaffen, mit der rote Diamanten hergestellt werden können. Denn die braucht Dak'kar, um seine heimatliche Community in Macapá, Brasilien, zu retten, in der künstliche Lymphozyten, die eigentlich die Immunschwäche der Ex-Technos heilen sollten, zu einer tödlichen Krankheit führten. Die Diamantstrahlung kann diese Lymphozyten abschalten, doch der einzige Splitter wurde von Dak'kars damaligem Freund Toma'bar gestohlen.

In der Zwischenzeit versuchen die Daa'muren Grao und Ira, eine Spur der beiden Freunde zu finden. Sie stoßen auf die Community Macapá, geraten aber in die Gewalt von Nosfera, die dank der Lymphozyten, die sie von Toma'bar erhielten, neue telepathische Kräfte entwickeln.

Um Mabuta zu täuschen, will Dak'kar seinen Tod vorgaukeln. Das geht schief, und die Gefährten retten sich in die Todeszone, geraten in das unterirdische Reich der Nocturno und baden – bis auf Dak'kar – in einem See, der ihre Körper langsam verholzen lässt. Auf ihrer Flucht nehmen sie die Nocturna Tautropfen mit, die Kontakt zu einer fernen Stimme hat, welche das Verderben aufhalten könnte. Nachdem Dak'kar den Ort lokalisiert hat, bringt er die Gefährten zu der fernen Stimme –die sich als Pflanzenentität GRÜN entpuppt, die Aruula zu ihrer Regeneration benötigte. Der Giftangriff auf den Pilz hat GRÜN schwer geschädigt, was Aruula ihre telepathischen Kräfte kostete. Entsprechend wütend ist sie auf Matt und weist ihn ab, um sich bei GRÜN zu erholen. Haaley bleibt bei ihr, während Matt und Dak'kar Kurs auf die Nimitz nehmen.

Dort schlägt Mabuta zu, als sie das Rezept für die Diamanten aus dem Dorf der Indios beschaffen. Die Nimitz-Besatzung droht zu unterliegen, da greift Haaley an und besiegt Mabuta auf mentaler Ebene! Mit der Abschrift der Formel können die Überlebenden der Nimitz nun zur Community Macapá aufbrechen. Dort erfahren sie, dass zwei Daa'muren in die Gewalt von Nosfera gefallen sind. Grao und Ira werden befreit, doch die Nosfera ziehen unter ihrem Anführer Clauzer gen Waashton. Dort wollen sie sich mit ihren neuen Kräften am Weltrat rächen – und übernehmen tatsächlich die Kontrolle über das Pentagon!

Die Herstellung eines Diamanten gelingt, die Lymphozytische Degeneration ist gestoppt! Dann erfährt Matt, was die Nosfera vorhaben. Er bricht nach Waashton auf, doch unterwegs erreicht ihn ein Notruf des befreundeten Androiden Miki Takeo aus Sub'Sisco! Clauzer, der in Takeo eine Gefahr sieht, weil er ihn nicht beeinflussen kann, zerstört den Androiden. Matt kommt zu spät. Doch Suzi Quinn, als Kommandantin eingesetzt, kann Clauzers Beeinflussung überwinden und verschafft Matt einen Großraumgleiter, mit dem er weitere Verbündete suchen kann. Die holt er sich zuerst in Yucatán, wo er in dem ehemaligen Parallelwelt-Areal dreihundert Sauroiden rekrutieren kann, bevor er nach Independence weiterfliegt, um dort in einem weiteren Areal 30 Roboter für den Kampf von dort angesiedelten Retrologen zu erringen.

Im Untergrund

von Ian Rolf Hill

Der Tunnel, in dem sich ein breiter Abwasserkanal in Richtung Potomac River wälzte, war stockdunkel und stank erbärmlich. Der danebenliegende Steg, auf dem sich die beiden Taratzen bewegten, war feucht und glitschig.

»Ich halte den Gestank nicht länger aus«, würgte die hinten gehende Taratze hervor. »Ich glaube, ich muss gleich –«

Die zweite Riesenratte wirbelte herum. »Reiß dich zusammen! Gleich haben wir es geschafft. Schau – dort vorne ist Licht!« Sie deutete auf einen schwachen Schimmer, der zehn Meter voraus aus einer Öffnung in der Decke fiel.

»Sol'daa'muran sei Dank! Dann brauchen wir diese räudigen Körper auch nicht mehr.« Die Taratze blieb stehen – und verwandelte sich.

Es fing mit einem Zischen an. Dampf kräuselte sich aus dem zotteligen Pelz. Die Riesenratte bäumte sich auf, die spitze Schnauze zog sich in den wulstigen Schädel zurück.

Die Verwandlung dauerte nur wenige Sekunden, dann stand im Tunnel nicht länger eine Taratze, sondern ein zwei Meter großes Reptilienwesen, ein Daa'mure.

»Besser?«, fragte die vor ihm stehende Taratze.

»Besser«, bestätigte Grao und beobachte, wie sich nun auch Ira transformierte. Aber nicht in ihre ursprüngliche Gestalt, sondern in die einer menschlichen Frau mit kurzen blonden Haaren. Grao verzog beim Anblick ihres nackten Körpers das Gesicht. »Müssen es wirklich die Primärrassenvertreter sein?«

»Ja, es muss sein«, bestätigte Ira lächelnd und bildete ihre winzigen Schuppen weiter um – in Hose, Pullover und Schuhe, darüber einen weiten Kapuzenmantel, der ihr Gesicht vor unerwünschten Blicken verbergen sollte, denn bei genauem Hinsehen fiel die Schuppenstruktur auf. Es war wichtig, dass man ihre Ankunft in Waashton nicht frühzeitig bemerkte.

Daher hatten sie sich auch für den Weg durch die Kanalisation entschieden. Dass sie dabei die Gestalt von Taratzen angenommen hatten, war Iras Idee gewesen. Hätte sie jemand in den Tunneln entdeckt, hätte er bloß zwei Riesenratten gesehen und keine große Sache daraus gemacht. Bei zwei Daa'muren sah die Sache schon anders aus, auch wenn Grao der Meinung war, dass er auch dieses Problem schnell und unkompliziert zu lösen gewusst hätte.

Aber dahingehend war er ja schon immer ein Hitzkopf gewesen. Und damit war nicht seine thermophile Konstitution gemeint, die ihnen bereits zum Verhängnis geworden war.

Auf der Suche nach ihren verschollenen Freunden Matthew Drax und Aruula waren die Daa'muren einem Mann namens Clauzer in die Quere gekommen. Dem Nosfera und seinen Anhängern war es gelungen, sie mit einem kühlenden Staseschaum außer Gefecht zu setzen.1

Clauzer war ein Nosfera, ein Mensch mit einer genetischen Erkrankung, die sich Sichelzellenanämie nannte und dazu führte, dass die Betroffenen lichtempfindlich wurden und auf die regelmäßige Einnahme von Blut, vorzugsweise Menschenblut, angewiesen waren.

Irgendwie war es Clauzer gelungen, an ein Heilmittel heranzukommen: bionetisch erzeugte Lymphozyten, die praktisch jede Krankheit heilen konnten. Bei Menschen hatten sie jedoch einen verhängnisvollen Nebeneffekt. Es kam zu einer sogenannten Lymphozytischen Degeneration, die unweigerlich zum Tod führte.

Die Nosfera indes schienen dagegen immun zu sein. Und nicht nur das, ihre telepathischen Fähigkeiten wurden auf eine einzigartige Weise gesteigert. Clauzer und seinen Leuten waren imstande, Menschen mit wenigen Worten gefügig zu machen. Es war eine besondere Form der Suggestion, die dafür sorgte, dass die Betroffenen nicht einmal merkten, dass sie manipuliert wurden, sondern der festen Ansicht waren, aus freien Stücken zu handeln.

Natürlich hatte Clauzer sein Glück auch bei den Daa'muren versucht. Zwei Gestaltwandler wären allein schon aus taktischen Gründen wertvolle Verbündete gewesen, wenn es darum ging, die Macht in Waashton an sich zu reißen.

Doch er war mit seinen Bemühungen gescheitert. Woran das genau lag, wussten sie nicht. Möglicherweise hing es mit ihrer außerirdischen Hirnstruktur zusammen, vielleicht auch mit ihren eigenen telepathischen Fähigkeiten.

Es war keineswegs auszuschließen, dass es Clauzer irgendwann gelungen wäre, zu ihnen durchzudringen, doch bevor es dazu kommen konnte, waren Maddrax und Haaley erschienen, um sie zu befreien – und Clauzer scheinbar zu töten.2 Kurz darauf war die Angehörige eines Spähtrupps der Community aufgetaucht, die Clauzer und den Nosfera in die Hände gefallen war.

Die Blutsäufer hatten sie als lebenden Proviant auf ihrem Weg mitgenommen, und dabei hatte sie einiges erlauschen können, bevor ihr die Flucht gelungen war.

Maddrax und seine Freunde waren aus allen Wolken gefallen, als sie erfuhren, dass Clauzer noch lebte und seine Heerschar nach Waashton führte! Offenbar waren sie ebenfalls einer seiner Suggestionen erlegen.

Nicht nur Matt und seine Begleiterinnen, auch die Daa'muren waren der Ansicht, dass die Nosfera nichts Gutes im Schilde führten. Daher hatten Ira und Grao beschlossen, nach Waashton zurückzukehren, um dort nach dem Rechten zu sehen, während sich Matt, Aruula und Haaley auf die Suche nach weiteren Verbündeten machten.

Die Nosfera hatten bereits einen großen Vorsprung, doch die Daa'muren hofften, sie in der Gestalt von Land-‍, Luft- und Meerestieren noch einzuholen. Nicht auszudenken, wenn der Weltrat bereits von ihren Feinden kontrolliert wurde, so auch Colonel Kormak und die Dark Force, die Ira und Grao noch aus Afra kannten.

Leider ließ die Situation vor Ort vermuten, dass dies bereits geschehen war: Die Nosfera bewegten sich völlig frei in Waashton und wurden von der Stadtpolizei und der Dark Force beschützt.

Es war also dringend geraten, getarnt ins Stadtzentrum vorzudringen. Zwei vermummte Gestalten hätten sofort das Misstrauen etwaiger Beobachter geweckt. Es galt, das Risiko so gering wie möglich zu halten.

Gerade beim Ausstieg aus der Kanalisation war Vorsicht geboten. Ira hatte mit dem Gedanken gespielt, sich erst nach dem Verlassen des Abwassersystems zu verwandeln, dann aber davon Abstand genommen. Besser, man sah zwei Vermummte aus der Kanalisation kommen als zwei Taratzen, die sich in Menschen oder Daa'muren verwandelten.

Bevor sie den schweren Deckel anhob, lauschte Ira nach etwaigen Passanten. Sie hörte auch welche, allerdings so weit entfernt, dass sie bereit war, das Risiko einzugehen. Sie hob den schweren Betondeckel an, als bestünde er aus Sperrholz, und schob ihn zur Seite.

Das fahle Licht des Mondes fiel jetzt ungehindert in den Schacht. Vorsichtig schob Ira den Kopf aus der Öffnung und schaute sich um.

»Was ist los?«, drängelte Grao von unten. »Was siehst du?«

Hohe, unbeleuchtete Gebäude. Jedoch keine Menschen.

»Nicht viel!« Ira verließ den Schacht und ging neben der Öffnung in die Hocke.

Wenige Sekunden später tauchte Grao auf. »Wo sind wir hier?«

»In Waashton.«

»Sehr witzig! Und wo genau?«

»Tut mir leid, aber ich kenne mich hier ebenso gut oder schlecht aus wie du. Es könnte ein Industrieviertel sein. Die Häuser sehen wie Fabrikgebäude oder Lagerhallen aus.«

Grao verließ den Schacht, sodass Ira ihn wieder verschließen konnte. Ihr Gefährte war ein paar Schritte nach vorne gegangen. Neugierig spähte er zu der Lichtkuppel, die über dem Zentrum der Stadt schwebte.

Fragend blickte er Ira an. Die Daa'murin nickte knapp, mahnte aber zur Vorsicht.

»Ich bin immer vorsichtig«, behauptete Grao, was seiner Gefährtin ein abfälliges Schnauben entlockte.

Sie übernahm die Führung durch die dunklen Gassen und Straßen. Aus den Gullydeckeln stieg weißer Dampf empor. Es war merklich kälter als unten in der Kanalisation, zum Glück aber nicht so kalt, dass es die Daa'muren in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt hätte.

Mit jedem Schritt wurden die Geräusche lauter; sie waren also auf dem richtigen Weg. Die Informationen, die sie brauchten, würden sie nun mal nur von Menschen bekommen.

Gerade als Ira um eine Hausecke bog, taumelten zwei von ihnen aus der Tür einer Spelunke. Sie stanken nach Alkohol und waren augenscheinlich ziemlich betrunken. Als sie Ira sahen, blieben sie stehen.

»H-h-hallo, m-mein F-freund«, sprach sie einer der beiden mit schwerer Stimme an. »W-willsu'ns ein' ausgeb'n?«

Der nach Fusel und Schweiß stinkende Mann mit den fettigen Haaren löste sich von seinem Kumpel und klammerte sich an Iras Mantel. Plötzlich stutzte er.

»He-he-hey, d-das is' gar kein... kein Kerl. Das is'n Weibsstück. Und was für eins!«

Sein Kumpan wurde hellhörig. »Hey, willsu nich' mitkomm'? Dann be-bessss... besssorg'n wir's dir mal richtig!«

»Danke, verzichte!«, sagte Ira und stieß den Betrunkenen von sich, der gegen seinen Freund prallte. Der stolperte über die Kante des Bordsteins und stürzte auf die Straße.

»He, nich' so unfreun'lich!«

Ira war schon weitergegangen, doch so leicht wollte der Grabscher sie nicht davonkommen lassen. Er streckte den Arm aus, um sie festzuhalten, da legte sich Graos Hand auf seine Schulter. Und drückte zu.

Ira vernahm das Brechen des Schlüsselbeins. Sie blieb stehen und drehte sich um. Es dauerte nicht lange, bis der Schmerz durch das alkoholumnebelte Hirn des Mannes drang. Er heulte auf und sank in die Knie.

»Sie hat gesagt, sie verzichtet«, grollte Grao und stieß den Kerl zu seinem Kumpan in den Rinnstein.

»Scheiße!«, brüllte der Mann, der schlagartig nüchtern geworden zu sein schien. »Du hast mir den Arm gebrochen.«

»Musste das sein?«, fragte Ira.

Grao zuckte mit den Achseln. »Was kann ich dafür, wenn die Primärrassenvertreter so zerbrechlich sind?« Er deutete auf die Kaschemme. »Willst du da rein?«

Ira wandte sich um und legte den Kopf in den Nacken, um das Schild zu lesen: Zum Einäugigen. Sie trat auf die Tür zu und öffnete sie einen Spalt. Gerade breit genug, um einen Blick ins Innere zu riskieren.

Kreischendes Gelächter schlug ihr entgegen, in das sich das wütende Gebrüll zwei Männer mischte, die um eine verlebte Frau stritten, der eine entblößte Brust aus dem Dekolleté schwabbelte. Ein Greis, dem nicht nur ein Auge, sondern auch sämtliche Zähne fehlten, wollte dazwischengehen und wurde brutal zurückgestoßen. Der Alte verlor den Halt und krachte vor dem Tresen zu Boden.

»Willst du da rein?«, wiederholte Grao.

Ira hatte genug gesehen und schloss die Tür wieder. Kopfschüttelnd wandte sie sich ab.

»Nein. Da drin wird uns niemand etwas über Clauzer oder Kormak berichten können. Lass uns weitergehen. Es kommen sicher noch bessere Gelegenheiten.«

Die Gelegenheit ergab sich schneller als gedacht. Aber anders, als es sich die Daa'muren vorgestellt hatten.

Sie hatten gerade die Gasse mit dem Einäugigen verlassen und waren auf eine etwas größere und belebtere Straße eingebogen, da bemerkte Ira zwei Männer in Uniform. Sie trugen schusssichere Westen und Helme mit Kunststoffvisieren, waren mit Schockstäben und Drillern bewaffnet und schienen den Eingang eines Gebäudes zu bewachen, aus dem ihnen ein ähnlicher Lärmpegel wie aus der hinter ihnen liegenden Spelunke entgegenschallte.

Ira zog die Kapuze tiefer in die Stirn und griff nach Graos Hand. Im ersten Affekt hatte sie auf dem Absatz kehrtmachen wollen, doch damit hätten sie erst recht Verdacht erregt. Also Blick senken und so schnell wie möglich an den Uniformierten vorbei.

Oder, wie Maddrax sagen würde, Augen zu und durch.

Sie glaubte es schon geschafft zu haben, als die Stimme sie einholte. »He, ihr da! Stehenbleiben!«

Ira gehorchte. In Sekundenbruchteilen schoss ihr durch den Kopf, was geschehen könnte. Die Männer in Uniform gehörten anscheinend zu einer Sicherheitstruppe, möglicherweise sogar zur WCA, der die Dark Force unterstellt war.