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Die Militärbasis in Norfolk ist unter Matts Kontrolle, zusammen mit dreißig Robotern aus dem Westworld-Areal, drei Luftschiffen inklusive Mannschaft und den anrückenden Sauriern. Trotzdem ist ihnen die WCA, von den Nosfera unterstützt, zahlenmäßig überlegen und besser ausgerüstet.
Da hat Aruula eine Idee: Man müsste den suggestiven Bann der Nosfera durch starke Telepathen brechen. Sie will zu den Dreizehn Inseln fliegen und den Zirkel der Telepathinnen um Hilfe ersuchen. Matt überlässt ihr und Haaley den Großraumgleiter für diese Mission. Doch Königin Britt ist nicht bereit, ohne Weiteres ihre stärksten Kriegerinnen nach Waashton zu entsenden, damit sie in einem Krieg kämpfen, der sie im Grunde gar nichts angeht...
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Seitenzahl: 158
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Was bisher geschah...
Die Prüfung
Leserseite
Vorschau
Impressum
Am 8. Februar 2012 hält ein gewaltiger Komet Kurs auf die Erde! Man beschießt ihn mit Atomraketen. Drei Stratosphärenjets sollen die Auswirkung beobachten. Commander der Staffel ist der US-Pilot Matthew Drax. Doch die Raketen verpuffen auf dem Himmelskörper. »Christopher-Floyd« schlägt in Asien ein. Die Druckwelle trifft auch die drei Jets und fegt sie davon...
Als Matthew und sein Copilot Professor Dr. Jacob Smythe aus einer Ohnmacht erwachen, trudelt ihr Jet auf die Alpen zu! Smythe steigt per Schleudersitz aus, Matt kann die Maschine notlanden. Er wird von Barbaren gefunden, die ihn als Gott ansehen und »Maddrax« nennen. Statt einer verwüsteten Erde sieht er sich fremdartigen Lebewesen und Pflanzen gegenüber: Die Druckwelle hat die Fliegerstaffel durch einen Zeitstrahl um 520 Jahre in die Zukunft geschleudert! Dieser Strahl, der seit Urzeiten vom Mars zur Erde reicht, sicherte vor 4,5 Mrd. Jahren den Marsbewohnern, den Hydree, das Überleben. Der vermeintliche Komet war die Arche einer Wesenheit namens »Wandler«, deren Dienerrasse, die Daa'muren, sich die Erde untertan machen will, indem sie Fauna und Fauna mutieren und die Menschen verdummen lässt. Nur die Bunkermenschen, sogenannte Technos, bewahren sich ihr Wissen, büßen dafür aber über die Jahrhunderte ihr Immunsystem ein.
Zusammen mit Aruula, einer telepathisch begabten Kriegerin, beginnt Matt Drax seinen Feldzug. Er findet Freunde – unter anderem die Hydriten, die sich aus den Hydree entwickelt haben und in den Meerestiefen leben –, kämpft gegen die Daa'muren und Mutanten wie die blutsaugenden Nosfera, und gerät an Schurken, allen voran Jacob Smythe, der wahnsinnig wurde und die Weltherrschaft anstrebt, bis Matt ihn endlich unschädlich macht. Auch Smythes Zwilling aus einem Parallelwelt-Areal stirbt, während seine verrückte Freundin Haaley entkommt. Diese Areale, die überall auf der Erde aufbrechen, sind das Ergebnis von Zeitreisen, die die Menschen einer fernen Zukunft unternahmen, um technische Artefakte zu sammeln. Matt und seine Verbündeten – zu denen sogar zwei Daa'muren zählen, Grao und Ira – können alle schließen, wobei ihnen das Pflanzenbewusstsein GRÜN zur Seite steht.
Auch Colonel Aran Kormak stammt aus einer dieser Parallelwelten – zumindest will er Matt dies weismachen. In Wahrheit ist er sein skrupelloser Zwilling aus dieser Welt, von dem Matt glaubt, er wäre tot. Doch Kormak, Befehlshaber der Dark Force, scheint sich zu besinnen und verbündet sich mit Matt, als eine neue Bedrohung auftaucht. Denn kaum ist das letzte Areal in Afrika versiegelt, wobei GRÜN beinahe vernichtet wird, sehen sich die Gefährten einer kosmischen Bedrohung namens »Streiter« gegenüber, die noch immer den Wandler auf der Erde vermutet. In einem furiosen Endkampf kann Matt die Entität versteinern.
Die Freude währt nur kurz, als Aruula mit dem Gleiter RIVERSIDE verschwindet. Matt und ein Dark-Force-Trupp folgen ihr bis nach Südamerika, stürzen über Peru wegen plötzlichen Energieverlusts ab und finden die havarierte RIVERSIDE und das Wrack eines Flugzeugträgers mitten im Dschungel. Sowie eine blinde Passagierin, die mit nach Amraka kam: Haaley.
Auf der USS Nimitz trifft Matt auf eine feindlich gesinnte Mannschaft und einen gewaltigen roten Diamanten. In der Zwischenzeit wird sein Trupp dezimiert. Die letzte Dark-Force-Soldatin stirbt beim Kampf gegen einen mutierten Jaguar – ein heiliges Tier, wie Matt und Haaley erfahren, als sie von Eingeborenen überwältigt werden. Sie müssen eine Götterprobe bestehen und den »Spiegel von Pachacámac«, mit dem sich weitere Diamanten herstellen lassen, aus einer Todeszone bergen – was ihnen auch gelingt.
Sie werden freigelassen und beobachten den Angriff eines Ameisenvolks auf die Nimitz. Mabuta, der »vielbeinige Gott«, nimmt sie gefangen. Dabei stellt sich heraus, dass Haaley – wie Aruula – vom Volk der Dreizehn Inseln abstammt und latent telepathisch begabt ist, was die Kommunikation mit Mabuta erleichtert. Der wird von einem Pilzgeflecht bedroht, und Matt soll ein Mittel dagegen finden. Es gelingt ihm, den Pilz in dieser Region mit Fungizid abzutöten. Dafür bringt Mabuta ihn und Haaley auf die Nimitz, wo sie als Ameisen vergeblich nach Aruula suchen, aber von einem bevorstehenden Angriff auf Mabuta erfahren.
Der versetzt Matt und Haaley unter einer Bedingung zurück in ihre Körper: Sie sollen Dak'kar töten! Doch Matt verbündet sich mit ihm, um mit seiner Hilfe zu dem Pilz in der Todeszone vorzustoßen, den er für intelligent hält und der mehr über Aruulas Verbleib wissen könnte. Im Gegenzug will er Dak'kar die Formel beschaffen, mit der rote Diamanten hergestellt werden können. Denn die braucht Dak'kar, um seine heimatliche Community in Macapá, Brasilien, zu retten, in der künstliche Lymphozyten, die eigentlich die Immunschwäche der Ex-Technos heilen sollten, zu einer tödlichen Krankheit führten. Die Diamantstrahlung kann diese Lymphozyten abschalten, doch der einzige Splitter wurde von Dak'kars damaligem Freund Toma'bar gestohlen.
In der Zwischenzeit versuchen die Daa'muren Grao und Ira, eine Spur der beiden Freunde zu finden. Sie stoßen auf die Community Macapá, geraten aber in die Gewalt von Nosfera, die dank der Lymphozyten, die sie von Toma'bar erhielten, neue telepathische Kräfte entwickeln.
Die Gefährten um Matt und Dak'kar retten sich vor Mabuta in die Todeszone und stoßen dort auf die fernen Stimme –die sich als Pflanzenentität GRÜN entpuppt, die Aruula zu ihrer Regeneration benötigte. Der Giftangriff auf den Pilz hat GRÜN schwer geschädigt, was Aruula ihre telepathischen Kräfte kostete. Entsprechend wütend ist sie auf Matt und weist ihn ab, um sich bei GRÜN zu erholen. Haaley bleibt bei ihr, während Matt und Dak'kar Kurs auf die Nimitz nehmen.
Mabuta schlägt zu, als sie das Rezept für die Diamanten aus dem Dorf der Indios beschaffen. Die Nimitz-Besatzung droht zu unterliegen, da greift Haaley an und besiegt Mabuta auf mentaler Ebene! Mit der Abschrift der Formel können die Nimitz-Leute nun zur Community Macapá aufbrechen. Dort erfahren sie, dass die Daa'muren Grao und Ira in die Gewalt von Nosfera gefallen sind. Sie werden befreit, doch die Nosfera ziehen unter ihrem Anführer Clauzer gen Waashton. Dort wollen sie sich mit ihren neuen Kräften am Weltrat rächen – und übernehmen tatsächlich das Pentagon!
Die Herstellung eines Diamanten gelingt, die Lymphozytische Degeneration ist gestoppt! Dann erfährt Matt, was die Nosfera vorhaben. Er bricht nach Waashton auf, doch unterwegs erreicht ihn ein Notruf des Androiden Miki Takeo aus Sub'Sisco! Clauzer, der in Takeo eine Gefahr sieht, weil er ihn nicht beeinflussen kann, zerstört den Androiden. Matt kommt zu spät – doch Takeos Kopf mit dem Persönlichkeits-Chip ist verschwunden und wird von dem Hydriten Quart'ol in einen Klonkörper verpflanzt. Zwar lebt Takeo wieder, hat aber mit psychischen Problemen zu kämpfen. Ei'don, einer der obersten Hydriten, nimmt sich seiner an und verhindert damit ein Attentat auf sich selbst. Den Gedanken an Rache gegenüber Kormak und Clauzer kann er Takeo aber nicht nehmen.
Suzi Quinn, als Kommandantin in der Oase der Hundert bei Sub'Sisco eingesetzt, überwindet Clauzers Beeinflussung und verschafft Matt einen Großraumgleiter, mit dem er weitere Verbündete suchen kann. Die holt er sich zuerst in Yucatán, wo er in dem ehemaligen Parallelwelt-Areal 300 Sauroiden rekrutiert, bevor er nach Independence weiterfliegt, um in einem weiteren Areal 30 Roboter von dort angesiedelten Retrologen zu erringen. Dann gelingt es ihm, eine Marinebasis nahe Waashton zu erobern, nach der die Nosfera schon ihre Finger ausgestreckt hatten...
Die Prüfung
von Ian Rolf Hill
Haaley lauschte den schweren Schritten, die sich unaufhaltsam der Tür näherten, und hielt den Atem an. Ihr Herz klopfte vor Aufregung bis zum Hals. Auf dem Rücken liegend, wandte sie den Kopf, verdrehte die Augen und spähte zu dem Lichtstreifen, der unter der Tür hindurchsickerte. Die Schatten zweier Stiefel verdunkelten ihn.
Langsam stieß Haaley die angehaltene Luft aus und tastete nach dem Knochenmesser unter der Decke, während sie sich darum bemühte, ruhig und gleichmäßig weiter zu atmen.
Die Klinke quietschte. Ein heller Spalt teilte die Finsternis. Haaley schloss die Lider. Ihr Besucher sollte nicht merken, dass sie wach war.
Noch nicht...
Der Fremde betrat das Quartier, das Haaley auf der Militärbasis Naval Station Norfolk bewohnte. Allein, denn es stand deutlich mehr Wohnraum zur Verfügung, als benötigt wurde. Außerdem legte Haaley sehr viel Wert auf ihre Privatsphäre.
Eine Privatsphäre, die der Fremde offenkundig nicht bereit war zu respektieren. Nun, da würde sie ihm wohl Manieren beibringen müssen.
Bei dem Gedanken spürte sie ein Kribbeln im Bauch.
Neben dem Bett blieb der nächtliche Besucher stehen. Der herbe Geruch von Maschinenöl und altem Leder kitzelte Haaleys Nase.
Gleich würde er sich über sie beugen und ihr die Decke wegreißen, und dann würde er sein blaues Wunder erleben.
Sekunden verrannen, ohne dass etwas geschah. Weder beugte sich der Fremde vor noch entriss er ihr die Decke. Vorsichtig hob Haaley ein Lid und linste durch den Spalt.
In dem durch den Türspalt fallenden Licht konnte sie nur die Silhouette des Fremden erkennen; sein Gesicht lag im Schatten.
Haaley seufzte lautlos. Anscheinend musste sie mal wieder die Initiative ergreifen.
Typisch Mann. Und dabei war der Fremde noch nicht einmal ein Mensch. Aber das hatte sie bislang noch nie gestört.
Aus ihrer liegenden Position heraus schnellte Haaley in die Höhe, warf die Decke über den Fremden und glitt geschmeidig hinter ihn. Ihr rechter Arm schlang sich um die Kehle des Fremden, während die Linke, deren Finger den Griff des Knochenmessers umklammerten, sich an seiner Hüfte vorbei in Richtung Schritt schob.
»Ganz ruhig!«, zischte Haaley. »Eine falsche Bewegung, und dein Ruf als härtester Mann des Wilden Westens ist ebenso im Arsch wie deine Familienplanung.«
»Es liegt keineswegs in meiner Absicht, eine Familie zu gründen«, drang es unter der Decke hervor.
Haaley verdrehte die Augen. »Na, umso besser für dich. Oder für uns. Dann lass mal die Hosen runter, Stranger.«
»Mein Name ist Lass-«
»Dein Name interessiert mich nicht! Los jetzt!«
Der Fremde hob den Waffengurt, um an den Hosenknopf zu kommen. Kurz darauf rutschte die Hose an seinen Beinen herab und faltete sich um die Stiefel zusammen. Darunter trug er nichts.
Ein breites Grinsen breitete sich auf Haaleys Gesicht aus. Das wohlgeformte Gesäß sah schon mal schon sehr vielversprechend aus. Sie beugte sich vor, um ihre freie Hand auf Wanderschaft gehen zu lassen. »Dann wollen doch mal sehen, was du zu bieten...«
Ihre Hand griff ins Leere. Statt eines prächtigen Gemächts ertastete sie... nichts.
»Was zum...?« Haaley riss die Decke herunter, wirbelte den Fremden herum – und starrte mit geweiteten Augen auf die glatte kahle Stelle zwischen seinen Beinen. »Wo bei Orguudoo ist deine Liebeslanze abgeblieben?«
Der Mann im Wildwest-Outfit schaute Haaley verständnislos an. »Dieser Begriff ist mir nicht bekannt. Was ist eine Liebeslanze?«
Haaley ließ die Schultern hängen. Sie hätte gerne behauptet, dass dies nicht das Einzige war, was hing – aber wo nichts war, konnte auch nichts hängen.
»Na, dein großer Mann. Dein prachtvoller Lustspender.«
»Ich verstehe. Du verwendest blumige Metaphern für das männliche Geschlechtsorgan.«
»Du bist einer von der ganz fixen Sorte, wie?«
»Ich bedauere sehr, aber für ein Geschlechtsteil sahen meine Erschaffer wohl keine Verwendung.«
»Wer waren denn deine Erschaffer? Die keuschen Mondmönche von Proxima 7?«
»Nein, ich wurde...«
Haaley machte eine unwirsche Bewegung mit dem Messer. »Interessiert kein Piig, wo du herkommst oder wer dich gebaut hat.« Sie trat einen Schritt zurück und neigte den Kopf. »So frustrierend«, murmelte sie. »Aber hilft ja nix. Dann müssen wir uns eben anders behelfen.«
Ihr Blick wanderte höher. »Immerhin hast du zwei gesunde Hände und...« Ihre Augen fingen an zu glänzen. Langsam trat sie näher, bis ihre Stirn fast das markante Kinn berührte. »Mach mal den Mund auf und sah ›Aaah‹!«
»Aaah!«
»Perfekt!«
Aruula vernahm schon von Weitem das Jauchzen und Stöhnen aus Haaleys Quartier. Die Geräusche waren auch kaum zu überhören, da die Tür einen Spaltbreit offenstand.
Und anscheinend war sie nicht die Einzige, die die Geräusche gehört hatte. Zwei blutjunge Soldaten standen vor der Tür und lauschten. Einer lehnte mit dem Rücken an der Wand und hielt sich den Mund zu, um nicht zu lachen. Der andere stand vornübergebeugt vor der Tür und spähte durch den Spalt.
Als der an der Wand lehnende Soldat die Kriegerin von den Dreizehn Inseln bemerkte, wurden seine Augen groß, was sicherlich nicht an Aruulas ungewöhnlicher Erscheinung lag. Hastig tippte er seinem Kameraden auf die Schulter, der hochschnellte und herumfuhr, wobei sein Kopf rot anlief.
»Was geht hier vor?«, verlangte Aruula zu erfahren.
»Ma'am, wir... ich... äh...«, stammelte der Errötete.
»Wir haben Geräusche aus, äh, Miss Iwanowas Quartier gehört. Wir dachten, sie sei in Schwierigkeiten!«
Aruula bewegte die Hand, als wollte sie Chiiks verscheuchen. Die Soldaten wichen zurück, und die Kriegerin öffnete die Tür. Lautlos schwang sie auf.
Aruulas Augen weiteten sich.
Haaley saß auf der Pritsche, nackt bis auf die Fliegerbrille, die ihre Augen verdeckte. Die Beine hatte sie auf die Schultern des vor ihr knienden Mannes gelegt, dessen Gesicht in ihrem Schoß verschwunden war.
Es handelte sich zweifelsohne um einen der Roboter aus dem Parallelwelt-Areal.
»Das kann ja wohl nicht wahr sein«, murmelte Aruula, der bei dem Anblick das Blut zu Kopfe stieg. »Haaley!«
Ruckartig hob die Angesprochene den Kopf. Gleichzeitig schnellte der Roboter hoch und herum und zog noch in der Bewegung seinen Revolver aus dem Holster.
Der Fluch blieb Aruula im Halse stecken. Sie schaffte es gerade noch, sich zur Seite zu werfen und die beiden Soldaten umzureißen, die sich wieder neugierig vorgebeugt hatten.
Als die ersten Schüsse krachten, lag Aruula zwischen den beiden Soldaten am Boden und sah, wie die Kugeln in die gegenüberliegende Wand hackten.
Mit einem Satz war sie wieder auf den Beinen, nicht ganz so geschmeidig, wie sie es gerne gehabt hätte. Aber die Kräfte, die sie während ihres knapp einjährigen Komas verloren hatte, kehrten nun einmal nicht über Nacht zurück. Oder in wenigen Wochen.
Doch das durfte sie nicht davon abhalten, ihr Leben und das der beiden Soldaten zu verteidigen. Sie zog das Schwert und bezog neben der Tür Aufstellung, bereit, dem Roboter die Waffe aus der Hand zu schlagen, sobald er über die Schwelle trat.
Was allerdings nicht geschah.
»Wow, wow, wow! Ganz ruhig!«, vernahm die Kriegerin Haaleys Stimme. »Kein Grund, hier den wilden Mann, äh, Roboter zu spielen. Wir sind doch alle Freunde!«
Am anderen Ende des Flurs sah Aruula die vertraute Gestalt ihres Gefährten auftauchen, zusammen mit Julian Springs und weiteren Soldaten der Basis und einigen Besatzungsmitgliedern der drei Luftschiffe aus Lancaster. Sie signalisierte Maddrax, dass sie sich um die Angelegenheit kümmern wollte. Der nickte.
»Was um alles in der Welt treibst du da drin?«, rief sie.
»Also, wenn ich dir das erklären muss, sollte ich mal ein ernstes Wörtchen mit Mattie-Boy sprechen«, drang Haaleys Antwort aus dem Quartier.
»Das kannst du haben«, meldete sich Maddrax zu Wort. Er trat näher und warf Aruula einen bezeichnenden Blick zu.
Die Kriegerin schob das Schwert zurück in die Rückenkralle und wandte sich Julian, seinen Leuten und den Soldaten im Hintergrund zu. »Ihr könnt gehen, wir regeln das hier!«
Zögernd zogen sich alle zurück, nur Julian Springs blieb noch stehen. »Seid ihr sicher, dass ihr keine Hilfe braucht?«
»Ja, sind wir«, erwiderten Maddrax und Aruula wie aus einem Munde. »Wir sind schon früher mit Haaley fertiggeworden«, fügte der Mann aus der Vergangenheit hinzu.
Als sie das Quartier betraten, nahm der Roboter sofort eine drohende Haltung ein. Was mit seinen heruntergelassenen Hosen ein wenig albern anmutete. Maddrax hob die Arme, woraufhin sich der Roboter mit dem markanten Gesicht entspannte. Aruula zog die Tür hinter sich zu.
»Was hast du jetzt wieder angestellt?«, wollte Maddrax von Haaley wissen.
»Ich habe mich amüsiert. Was dagegen?« Herausfordernd reckte sie ihm das Kinn entgegen. »Ihr zwei seid auch nicht gerade leise beim fegaashaa.« Sie schnalzte mit der Zunge.
»Unser Liebesleben geht dich nichts an!«
»Genauso wenig wie euch das meine.«
»Es sei denn, du benutzt dafür einen unserer Roboter! Wir haben sie bestimmt nicht aus Independence geholt, damit du ihre Programmierung durcheinanderbringst.«
Aruula konnte die Sorge ihres Gefährten gut nachvollziehen. Sie war damals dabei gewesen, als sie zum ersten Mal das Parallelwelt-Areal in Independence besucht hatten. Maddrax war ziemlich überrascht gewesen, eine Stadt aus dem Wilden Westen vorzufinden. Wie sich herausgestellt hatte, hatte es sich um einen Freizeitpark gehandelt, der von Robotern bevölkert war. Erst nach einem harten Kampf war es ihnen gelungen, sie zu deaktivieren.1
Nachdem die Bedrohung durch Clauzer und seine Nosfera akut geworden war, hatte sich Maddrax an die Roboter erinnert und beschlossen, sie zu reaktivieren. Natürlich mit entsprechend geänderter Programmierung.
Um Clauzer – dem es anscheinend gelungen war, General Kormak und die gesamte World Council Agency inklusive der Dark Force unter seine Kontrolle zu bringen – das Handwerk zu legen, benötigten sie eine Armee von Soldaten, die telepathisch nicht beeinflussbar waren. Und was bot sich da besser an als dreißig kampferprobte Roboter?
Allerdings nutzte ihnen ihre Kampfkraft nur dann etwas, wenn sie ihnen nicht bei erstbester Gelegenheit in den Rücken fielen. Deshalb war Maddrax seit Tagen dabei, die Programmierung der Roboter anzugleichen.
»Die Programmierung ist fehlerhaft«, entgegnete Haaley mürrisch und verschränkte die Arme vor der Brust. »Der Kerl hat ja nicht mal einen Freudenspender.«
»Du hast dir ja anderweitig zu helfen gewusst«, bemerkte Aruula trocken. »Hast du es wirklich nötig, einen Roboter zu verführen? In der Basis wimmelt es vor echten Männern, da ist bestimmt auch jemand für dich dabei.«
Haaley grinste und boxte Maddrax gegen die Schulter. »Das geht gegen meine Prinzipien: Kein Sex am Arbeitsplatz.«
»Das wäre mir neu«, entgegnete der Mann aus der Vergangenheit und angelte den Tablet-Computer, mit dessen Hilfe Haaley den Roboter anscheinend umprogrammiert hatte, vom Nachtschrank und verband das Kabel mit der Datenschnittstelle. »Ah, das erklärt es.«
»Was erklärt was?«, erkundigte sich Aruula.
»Die Direktiven, die unsere prinzipientreue Freundin dem Roboter verpasst hat.« Er hielt Aruula den Bildschirm, auf dem die drei Primär-Direktiven aufgelistet waren, vor die Nase.
1. Haaley befriedigen
2. Haaley beschützen
3. Haaley jeden Wunsch von den Lippen ablecken
»Das kann ja wohl nicht dein Ernst sein!«, ereiferte sich Aruula und entriss Maddrax das Tablet.
»Ja, ich hätte wissen müssen, dass ›befriedigen‹ zu unspezifisch ist.« Haaley seufzte, doch es dauerte nicht lange, bis das Grinsen in ihr Gesicht zurückkehrte. »Aber im Prinzip funktionierte es schon ganz gut.« Sie zwinkerte Aruula zu. »Bis du unser Schäferstündchen gestört hast.«
Aruula gab Maddrax das Tablet zurück. »Weil du offenbar vergessen hast, dass wir verabredet waren«, sagte sie an Haaley gewandt.
»Echt? Daran kann mich gar nicht erinnern.«
»Wir wollten versuchen, die beeinflussten Offiziere der Basis aus dem Bann von Clauzers Nosfera zu befreien«, half Aruula ihr auf die Sprünge.
»Aber wir haben bereits versucht, den Bann zu brechen, wenn du dich erinnerst«, konterte Haaley. »Hat nicht geklappt.«
»Und darum sollten wir es deiner Meinung nach bleiben lassen?«, sagte Aruula scharf.
»Nun streitet euch nicht«, ging Maddrax dazwischen. »Manchmal wundere ich mich darüber, wie lange ihr miteinander klargekommen seid, ohne euch gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.«
»Es ist zwecklos«, sagte Aruula knapp eine Stunde später.
Matt zuckte mit den Achseln. »Immerhin gibt sie sich Mühe.« Er zog das Kabel aus der Buchse im Genick des Roboters und legte es zusammen mit dem Tablet, auf dem er soeben die Umprogrammierung von Haaleys Liebesdiener vorgenommen hatte, auf den rollbaren Werkzeugcontainer. »Aber ihre telepathischen Kräfte sind nicht stark genug.«
»Ich nehme an, das Problem liegt bei den Beeinflussten selbst«, sagte Aruula.
»Wie soll ich das verstehen?«