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Über 49 Bände hinweg habt ihr uns nun durch den Amraka-Zyklus begleitet, habt mit den Helden gelitten, getrauert, gekämpft und triumphiert. Da ist es das Mindeste, euch zum Abschluss ein fulminantes Abenteuer zu präsentieren, in dem fast alle Fäden zusammenlaufen, offene Fragen beantwortet und Schicksale geklärt werden - unter anderem das von ganz Meeraka.
Einen Spoiler vorweg: Matthew Drax wird es überleben. Schließlich brauchen wir ihn für den nächsten Zyklus. Aber ansonsten ist nichts in Stein gemeißelt am Tag der Entscheidung.
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Seitenzahl: 160
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Was bisher geschah...
Tag der Entscheidung
Leserseite
Vorschau
Impressum
Am 8. Februar 2012 hält ein gewaltiger Komet Kurs auf die Erde! Man beschießt ihn mit Atomraketen. Drei Stratosphärenjets sollen die Auswirkung beobachten. Commander der Staffel ist der US-Pilot Matthew Drax. Doch die Raketen bewirken nichts; »Christopher-Floyd« schlägt in Asien ein. Die Druckwelle trifft auch die drei Jets und fegt sie davon...
Als Matthew und sein Copilot Professor Dr. Jacob Smythe aus einer Ohnmacht erwachen, trudelt ihr Jet auf die Alpen zu! Smythe steigt per Schleudersitz aus, Matt kann die Maschine notlanden. Er wird von Barbaren gefunden, die ihn als Gott ansehen und »Maddrax« nennen. Statt einer verwüsteten Erde sieht er sich fremdartigen Lebewesen und Pflanzen gegenüber: Die Druckwelle hat die Fliegerstaffel durch einen Zeitstrahl um 520 Jahre in die Zukunft geschleudert! Dieser Strahl, der seit Urzeiten vom Mars zur Erde reicht, sicherte vor 4,5 Mrd. Jahren den Marsbewohnern, den Hydree, das Überleben.
Der vermeintliche Komet war die Arche einer Wesenheit namens »Wandler«, deren Dienerrasse, die Daa'muren, sich die Erde untertan machen will, indem sie Fauna und Fauna mutieren und die Menschen verdummen lässt. Nur die Bunkermenschen, sogenannte Technos, bewahren sich ihr Wissen, büßen dafür aber über die Jahrhunderte ihr Immunsystem ein.
Zusammen mit Aruula, einer telepathisch begabten Kriegerin, beginnt Matt Drax seinen Feldzug. Er findet Freunde – unter anderem die Hydriten, die sich aus den Hydree entwickelt haben und in den Meerestiefen leben –, kämpft gegen die Daa'muren und Mutanten wie die blutsaugenden Nosfera, und gerät an Schurken, allen voran Jacob Smythe, der wahnsinnig wurde und die Weltherrschaft anstrebt, bis Matt ihn endlich unschädlich macht. Auch Smythes Zwilling aus einem Parallelwelt-Areal stirbt, während seine verrückte Freundin Haaley entkommt. Diese Areale, die überall auf der Erde aufbrechen, sind das Ergebnis von Zeitreisen, die die Menschen einer fernen Zukunft unternahmen, um technische Artefakte zu sammeln. Matt und seine Verbündeten – zu denen sogar zwei Daa'muren zählen, Grao und Ira – können alle schließen, wobei ihnen das Pflanzenbewusstsein GRÜN zur Seite steht.
Auch Colonel Aran Kormak stammt aus einer dieser Parallelwelten – zumindest will er Matt dies weismachen. In Wahrheit ist er sein skrupelloser Zwilling aus dieser Welt, von dem Matt glaubt, er wäre tot. Doch Kormak, Befehlshaber der Dark Force, scheint sich zu besinnen und verbündet sich mit Matt, als eine neue Bedrohung auftaucht. Denn kaum ist das letzte Areal in Afrika versiegelt, wobei GRÜN beinahe vernichtet wird, sehen sich die Gefährten einer kosmischen Bedrohung namens »Streiter« gegenüber, die noch immer den Wandler auf der Erde vermutet. In einem furiosen Endkampf kann Matt die Entität versteinern.
Die Freude währt nur kurz, als Aruula mit dem Gleiter RIVERSIDE verschwindet. Matt und ein Dark-Force-Trupp folgen ihr bis nach Südamerika, stürzen über Peru wegen plötzlichen Energieverlusts ab und finden die havarierte RIVERSIDE und das Wrack eines Flugzeugträgers mitten im Dschungel. Sowie eine blinde Passagierin, die mit nach Amraka kam: Haaley.
Auf der USS Nimitz trifft Matt auf eine feindlich gesinnte Mannschaft und einen gewaltigen roten Diamanten. In der Zwischenzeit wird sein Trupp dezimiert. Die letzte Dark-Force-Soldatin stirbt beim Kampf gegen einen mutierten Jaguar – ein heiliges Tier, wie Matt und Haaley erfahren, als sie von Eingeborenen überwältigt werden. Man bringt sie in das Dorf von Häuptling Tecuun. Sie müssen eine Götterprobe bestehen und den »Spiegel von Pachacámac«, mit dem sich weitere Diamanten herstellen lassen, aus einer Todeszone bergen – was ihnen auch gelingt.
Sie werden freigelassen und beobachten den Angriff eines Ameisenvolks auf die Nimitz. Mabuta, der »vielbeinige Gott«, nimmt sie gefangen. Dabei stellt sich heraus, dass Haaley – wie Aruula – vom Volk der Dreizehn Inseln abstammt und latent telepathisch begabt ist, was die Kommunikation mit Mabuta erleichtert. Der wird von einem Pilzgeflecht bedroht, und Matt soll ein Mittel dagegen finden. Es gelingt ihm, den Pilz in dieser Region mit Fungizid abzutöten. Dafür bringt Mabuta ihn und Haaley auf die Nimitz, wo sie in den Körpern von Ameisen vergeblich nach Aruula suchen, aber von einem bevorstehenden Angriff auf Mabuta erfahren.
Der versetzt Matt und Haaley nur unter einer Bedingung zurück in ihre Körper: Sie sollen Dak'kar töten! Doch Matt verbündet sich mit ihm, um mit seiner Hilfe zu dem Pilz in der Todeszone vorzustoßen, den er für intelligent hält und der mehr über Aruulas Verbleib wissen könnte. Im Gegenzug will er Dak'kar die Formel beschaffen, mit der rote Diamanten hergestellt werden können. Denn die braucht Dak'kar, um seine heimatliche Community in Macapá, Brasilien, zu retten, in der künstliche Lymphozyten, die eigentlich die Immunschwäche der Ex-Technos heilen sollten, zu einer tödlichen Krankheit führten. Die Diamantstrahlung kann diese Lymphozyten abschalten, doch der einzige Splitter wurde von Dak'kars damaligem Freund Toma'bar gestohlen.
In der Zwischenzeit versuchen die Daa'muren Grao und Ira, eine Spur der beiden Freunde zu finden. Sie stoßen auf die Community Macapá, geraten aber in die Gewalt von Nosfera, die dank der Lymphozyten, die sie von Toma'bar erhielten, neue telepathische Kräfte entwickeln.
Die Gefährten um Matt und Dak'kar retten sich vor Mabuta in die Todeszone und stoßen dort auf die fernen Stimme –die sich als Pflanzenentität GRÜN entpuppt, die Aruula zu ihrer Regeneration benötigte. Der Giftangriff auf den Pilz hat GRÜN schwer geschädigt, was Aruula ihre telepathischen Kräfte kostete. Entsprechend wütend ist sie auf Matt und weist ihn ab, um sich bei GRÜN zu erholen. Haaley bleibt bei ihr; Matt und Dak'kar nehmen Kurs auf die Nimitz.
Mabuta schlägt zu, während sie das Rezept für die Diamanten aus dem Dorf der Indios beschaffen. Die Nimitz-Besatzung droht zu unterliegen, da greift Haaley an und besiegt mit Hilfe eines Gifts des Jaguarpriesters Phakcha, das die telepathischen Kräfte potenziert, Mabuta auf mentaler Ebene! Mit der Abschrift der Formel können die Nimitz-Leute nun zur Community Macapá aufbrechen. Dort erfahren sie, dass die Daa'muren Grao und Ira in die Gewalt von Nosfera gefallen sind. Sie werden befreit, doch die Nosfera ziehen unter ihrem Anführer Clauzer gen Waashton. Dort wollen sie sich mit ihren neuen Kräften am Weltrat rächen – und übernehmen tatsächlich das Pentagon!
Die Herstellung eines Diamanten gelingt, die Lymphozytische Degeneration ist gestoppt! Dann erfährt Matt, was die Nosfera vorhaben. Er bricht nach Waashton auf, doch unterwegs erreicht ihn ein Notruf des Androiden Miki Takeo aus Sub'Sisco! Clauzer, der in Takeo eine Gefahr sieht, will ihn zerstören. Während Grao und Ira als Vorhut nach Waashton reisen, um die Nosfera auszuspionieren, kommt Matt zu spät, um Takeo zu retten – doch dessen Kopf mit dem Persönlichkeits-Chip ist verschwunden und wird von dem Hydriten Quart'ol in einen Klonkörper verpflanzt. Zwar lebt Takeo wieder, hat aber mit psychischen Problemen zu kämpfen. Ei'don, einer der obersten Hydriten, nimmt sich seiner an und verhindert damit ein Attentat auf sich selbst. Den Gedanken an Rache gegenüber Kormak und Clauzer kann er Takeo aber nicht nehmen.
Suzi Quinn, als Kommandantin in der Oase der Hundert bei Sub'Sisco eingesetzt, überwindet Clauzers Beeinflussung und verschafft Matt einen Großraumgleiter, mit dem er weitere Verbündete suchen kann. Die holt er sich zuerst in Yucatán, wo er in dem ehemaligen Parallelwelt-Areal 300 Sauroiden rekrutiert, bevor er nach Independence weiterfliegt, um in einem weiteren Areal 30 Roboter von dort angesiedelten Retrologen zu erringen. Dann gelingt es ihm, eine Marinebasis nahe Waashton zu erobern.
Aruula und Haaley brechen mit einem Großraumgleiter zu den Dreizehn Inseln auf, um weitere Helfer zu finden: den Telepathenzirkel von Aruulas Volk. Dort wird Haaley nach einer Prüfung als vollwertige Kriegerin aufgenommen, und Königin Britt sagt die Hilfe zu. Aruula können sie den Lauschsinn aber nicht zurückgeben. Mit den Mitgliedern des Zirkels fliegen sie zur Marinebasis.
Noch sind die Sauroiden nicht eingetroffen. Haaley schlägt vor, die Zeit zu nutzen und sich einen Vorrat des Jaguargifts aus Peru zu holen. Damit könnte Aruula doch noch geheilt werden, und es ließe sich auch gegen die Nosfera einsetzen. Die beiden Frauen fliegen los – und finden das Dorf der Indios von Mabuta erobert vor! Die Schwarmintelligenz hat überlebt und Rache genommen: aus den Freunden sind Feinde geworden. Aruula und Haaley suchen nach einer Möglichkeit, diesmal alle Ameisen zu töten. Dabei stoßen sie auf eine Spur des aus der RIVERSIDE gestohlenen Wurmlochgenerators. Und sie befreien den jungen Jäger Ccahuantico aus Mabutas Einfluss – der aber von den Wrackdieben gefangen genommen wird.
Aruula kann den Häuptling im Zweikampf besiegen und den Generator nebst Ccahuantico zurückgewinnen. Sie erkunden Mabutas Nest und das Dorf der Indios, mit einem beruhigenden Ergebnis: Die Schwarmintelligenz existiert nicht mehr, alle Indios sind frei. Mit dem Gift des Jaguarpriesters und dem zerstörten Wurmlochgenerator kehren sie zur Naval Base zurück, wo es dem Telepathenzirkel gelingt, Aruulas Lauschsinn wiederzuerwecken.
Doch die Rückeroberung Waashtons geht furchtbar schief – dank der beiden Daa'muren, die von Clauzer umgedreht wurden und den Plan verraten. Matts Armee wird empfindlich reduziert, er selbst fällt in Clauzers Hände...
Tag derEntscheidung
von Ian Rolf Hill
»Befehl widerrufen!«
Fritz Wilson Junior, auch Trashcan Kid genannt, zuckte bereits in Erwartung der Kugeleinschläge zusammen, als der Ruf von den Mauern widerhallte.
Eine beklemmende Stille senkte sich über das Szenario. Kein einziger Schuss krachte. Der Befehl war in allerletzter Sekunde erfolgt. Aber waren sie deshalb wirklich gerettet? Fritz Wilson jr. traute dem Frieden nicht.
Da vernahm er ein erleichtertes Seufzen, gefolgt von einem dumpfen Aufprall. War Dirty Buck gerade in Ohnmacht gefallen? Peewee schluchzte leise unter ihrem Knebel. Er konnte es ihr nicht verdenken. Ihm war selbst zum Heulen zumute.
Blieb die Frage, wer ihnen da soeben die Haut gerettet hatte. Und weshalb?
»Verrätst du mir, was das gerade sollte?«
Clauzer stand Kormak allein in seinem Büro gegenüber.
Der frischgebackene Präsident des Weltrats war unverhofft im Hof des Hauptquartiers der City Police aufgetaucht, wo die Vollstreckung des Todesurteils über die Trashcan Kids vollzogen werden sollte – um Clauzers Schießbefehl im letzten Moment zu widerrufen.
Kormaks erste Amtshandlung nach seiner Ernennung zum Präsidenten war es gewesen, Clauzer zum General der Streitkräfte zu machen. Laut herrschendem Kriegsrecht unterstand ihm somit auch die City Police, die die Trashcan Kids in Gewahrsam genommen hatte.
Eine Bande Unruhestifter, die mehrere Akte des Terrorismus begangen hatte, in dem sie Sprengsätze an neuralgischen Stellen platziert hatte. Stellen, die Clauzer ihnen vorab durch Mr. Black, der dank der Daa'muren Ira und Grao längst wieder unter seiner Kontrolle stand, hatte mitteilen lassen.
Auf diese Weise hatten sich sowohl der Materialschaden als auch die Anzahl der Opfer in Grenzen gehalten. Die Terroristen ausfindig zu machen und festzunehmen, war dank Black ein Kinderspiel gewesen. Die Idee, ihn ebenfalls an die Wand zu stellen, war verlockend gewesen, doch Clauzer hatte den Gedanken ebenso schnell verworfen, wie er ihm gekommen war.
Dadurch wäre Black zum Märtyrer geworden.
Dennoch war es in Clauzers Augen unbedingt erforderlich, ein Exempel zu statuieren, um der Bevölkerung zu demonstrieren, dass der Weltrat keinen Terrorismus dulde. Dabei waren diese Anschläge lediglich ein taktisches Manöver gewesen, um von dem eigentlichen Angriff auf das Pentagon abzulenken.
Matthew Drax und seine Verbündeten hatten zum entscheidenden Schlag gegen ihn ausgeholt und sich mehr als nur eine blutige Nase eingefangen. Denn was Drax nicht bedacht und vermutlich für unmöglich gehalten hatte: Clauzer war es gelungen, die Daa'muren Ira und Grao mit einem eigens für diesen Zweck entwickelten Gas mental zu beeinflussen.1
Sie hatten den Feind nicht nur ausspioniert und seine Pläne verraten, sodass sich Clauzer und Kormak darauf vorbereiten konnten, sie würden auch den Rest der feindlichen Armee, darunter zahlreiche Verräter der Naval Station Norfolk, die vor wenigen Stunden erst erfolgreich bombardiert worden war, beseitigen.
Kormak zuckte gönnerhaft mit den Achseln. Die Geste trieb Clauzer zur Weißglut. Er hatte nicht übel Lust, dem arroganten Sack die Kehle herauszureißen und sein Blut zu trinken.
»Es wäre ein Fehler, die Terroristen zu exekutieren.«
»Ach, auf einmal?«
»Es herrscht Kriegsrecht. Viele Menschen fühlen sich durch die Ausgangssperre sowie die hohe Präsenz an Soldaten und Polizeibeamten auf den Straßen gegängelt. Sicherlich gibt es nicht wenige, die die Anschläge eher als Akt der Rebellion ansehen. Immerhin wurden keine zivilen Ziele angegriffen. Eine Exekution der Täter zu diesem Zeitpunkt käme bei der Bevölkerung sicherlich nicht besonders gut an. Wir sollten besonnen vorgehen.«
»Du willst diese subversiven Subjekte doch nicht begnadigen?«
Kormak schüttelte den Kopf. »Nein, ich sage lediglich, dass wir warten sollten, bis die aktuelle Krise ausgestanden ist.«
Clauzer schwieg verblüfft. Doch dann nickte er. »Na schön. Ich hoffe doch sehr, das ist nicht der einzige Grund, weshalb du gekommen bist.«
Auf Kormaks kantigem Gesicht erschien ein breites Grinsen. »Mitnichten. Ich habe einen dicken Fang gemacht. Wie sich herausstellte, war Suzi Quinn genau der richtige Köder.«
Clauzer entspannte sich ein wenig. Das waren zur Abwechslung mal gute Nachrichten. Nachdem sein Versuch, die gefangenen Sauroiden mit Hilfe des Mentalgases zu beeinflussen, gescheitert war. Zwanzig seiner besten Männer und zehn Soldaten waren den scheußlichen Biestern zum Opfer gefallen.
Dabei hatte es bei den Daa'muren wirklich durchschlagende Erfolge erzielt. Aber mentale Befehle verfangen nicht, wenn der Gegner schlicht und einfach die menschliche Sprache nicht beherrscht.
»Komm, ich zeige dir meinen Fang!«
Kormak gab Clauzer einen Wink. Der Nosfera folgte ihm widerwillig. Es missfiel ihm, Befehle von diesem einäugigen Bastard entgegenzunehmen. Kormak war schließlich nur Mittel zum Zweck für ihn. Es wurde höchste Zeit, dass sich ihre Wege trennten. Für immer...
Aber Kormak hatte recht. Zunächst mussten sie diese Krise bewältigen. Eine Krise, die sich auf einen Namen herunterbrechen ließ: Matthew Drax.
Ihr Weg führte die beiden Männer in das Kellergeschoss des Gebäudes, wo sich auch die Zellen für die Untersuchungshäftlinge befanden. Hier waren nicht nur die Trashcan Kids untergebracht, sondern auch Mr. Black.
Zwar stand dieser unter seiner mentalen Kontrolle, doch Clauzer wollte kein Risiko eingehen. Immerhin hatte sich Black schon einmal seinem suggestiven Bann entzogen. Außerdem galt er offiziell als Initiator der Anschläge und somit als Kopf der Trashcan Kids.
Vor einer stählernen Tür in einem fensterlosen, von grellen Neonröhren beleuchteten Gang blieb Kormak stehen. »Öffnen Sie!«, befahl er dem diensthabenden Wachmann.
Kormak verschränkte die Arme vor der Brust. Der Triumph quoll ihm aus sämtlichen Poren. Auffordernd nickte er Clauzer zu.
Der Nosfera warf dem Präsidenten einen knappen Blick zu, ehe er an ihm vorbei ging. Für einen kurzen Moment kam ihm der Gedanke, Kormak könnte ihn verraten haben, verwarf diese Befürchtung jedoch gleich wieder. Es wurde wirklich Zeit, dass dieser Konflikt endete. Langsam wurde er schon paranoid.
Clauzer betrat die Zelle, in der ein blonder Mann gefesselt auf einem Stuhl saß, das Kinn auf der Brust. Blut tropfte ihm in den Schoß.
Der Nosfera erkannte ihn auf Anhieb. Ein sardonisches Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
»So sieht man sich also wieder, Commander Drax!«
Aruulas Magen zog sich zusammen.
Langsam richtete sich Grao'sil'aana vor ihr auf. Dampf entwich dem thermophilen Körper des Daa'muren, der ein donnerndes Gebrüll ausstieß und auf die Kriegerin von den Dreizehn Inseln losging. Innerhalb von Sekunden verwandelte sich sein rechter Arm in einen meterlangen knöchernen Dorn. Wie mit einer Lanze stach er auf Aruula ein, um sie aufzuspießen.
Die Kriegerin parierte den Hieb mit dem Schwert, ließ den Dorn an der Klinge abgleiten und wich geschmeidig zur Seite aus.
Der Angriff war, typisch Grao, viel zu ungestüm gewesen. Der Daa'mure verließ sich wie immer auf seine schiere Kraft. Er taumelte an Aruula vorbei, die ihm das Schwert in den Rücken hämmerte. Rücksicht brauchte sie auf den Daa'muren nicht zu nehmen; seine Haut war ungleich widerstandsfähiger als die jedes Menschen. Widerstandsfähiger noch als die Schuppenhaut der Raptoren.
Die Raptoren!
Der Gedanken an die gut zweihundert Rrukh, die sich auf dem Cargo-Schiff befanden, das längsseits des Flugzeugträgers auf den Wellen des Potomac Rivers dümpelte, elektrisierte die Kriegerin. Kurz vor dem Angriff hatten die Daa'muren die Brücke geentert und waren auf Kollisionskurs gegangen.
Schon erklang das Schiffshorn des Kreuzers.
»Wir müssen zur Brücke!«, brüllte Aruula.
Das war Ashley Mara klar.
Allerdings war das leichter gesagt als getan, da Ira ihr den Weg verstellte. Ausgerechnet Ira. Ashley hatte der Daa'murin vertraut!
Doch irgendwie musste Clauzer einen Weg gefunden haben, die beiden Außerirdischen, die sich bislang immun gegen jede mentale Beeinflussung gezeigt hatten, unter seine Kontrolle zu bringen. Und nicht nur das; überdies war es ihm gelungen, die Daa'muren dazu zu bringen, entgegen ihrer innersten Überzeugung ihre Freunde zu verraten.
»Ira!«, keuchte Ashley, während sie nach einem Weg an der Daa'murin vorbei suchte. »Ich bin es, Ashley. Ich...«
»Ich weiß, wer du bist«, zischte Ira. »Ergib dich, und dir wird nichts geschehen.«
»Ira, was soll das? Du weißt nicht, was du tust. Du...«
»Schweig!«, schrie die Daa'murin. »Du hilfst dem Feind. Du –«
»Ashley!«, brüllte Aruula.
Die Soldatin ließ sich fallen. Im letzten Moment. Graos Arm, der sich in ein Schwert mit rasiermesserscharfer Klinge verwandelt hatte, fegte Zentimeter über Ashleys Schopf hinweg, zupfte an ihren Haaren. Eine halbe Sekunde nur, und er hätte ihr den Kopf abgeschlagen.
Ashley warf sich zur Seite.
Graos Faust krachte in Form eines Hammers auf das Deck. Der Stahl erbebte unter Ashley. Kreischend stürzte sich Ira auf ihre Freundin.
Verdammt, wo blieben die Soldaten?
Aus den Augenwinkeln bekam sie mit, wie Britt davonrannte. Sicherlich nicht aus Feigheit, trotzdem änderte das nichts an der Tatsache, dass Ashley und Aruula jetzt auf sich allein gestellt waren.
Die Kriegerin von den Dreizehn Inseln rammte Grao genau in dem Moment, als dieser mit der Hammerfaust zugeschlagen hatte. Er taumelte zur Seite und prallte gegen Ira.
Ashley erkannte ihre Chance, sprang auf die Beine und hechtete an den Daa'muren vorbei, die vor Wut brüllten. Und die Verfolgung aufnahmen.
Aruula war dicht hinter Ashley, als sie mit einem dumpfen Laut auf das Deck knallte. Ashley widerstand dem Impuls, innezuhalten und der Kriegerin zu helfen, sie musste auf die Brücke, um das Schlimmste zu verhindern.
Sie erreichte den Kommandoturm.
Und wäre fast über die Leiche von Corporal Cline gestolpert. Dem Soldaten war mit brutaler Gewalt das Genick gebrochen worden. Mit dem Fuß stieß Ashley gegen einen Driller, der über den Boden schlitterte. Im Laufen hob sie ihn auf, wirbelte herum und feuerte.
Viel zu überhastet. Die Explosivgeschosse detonierten an der zufallenden Tür, zwangen Ira aber in Deckung. Der Knall hallte hundertfach von den Wänden wider, bohrte sich wie eine glühend heiße Nadel durch Ashleys Trommelfelle ins Hirn. Ein lautes Pfeifen war alles, was sie noch hörte. Plötzlich hatte sie das Gefühl, sich unter Wasser zu befinden.
Ashley watete die Treppen zu Brücke empor, überschwamm die Schwelle und rutschte auf Bouchards Blut aus.
Der First Lieutenant lag mit eingeschlagenem Schädel auf dem Boden. Die Leichen zweier weiterer Offiziere, darunter Corporal Upham, lagen auf den Konsolen. In Uphams Rücken klaffte ein armdickes Loch.
Ashleys Blick aber galt allein dem Cargo-Schiff. Soeben verschwand es unterhalb des Flugdecks und entzog sich ihrer Sicht. Ihr blieben höchstens Sekunden, um das Unglück zu verhindern. Sie rannte zum Steuer, wollte es herumreißen.
Keine Chance: Die Daa'muren hatten es verbogen.
Dann musste sie eben die Maschinen stoppen. Ashleys Blick huschte über die Armaturen.
»Zu spät!«, grollte es hinter ihr.
Leise und dumpf drangen die Worte in das Bewusstsein der Soldatin.
Ashley Mara rieselte es kalt über den Rücken. Sie wusste, dass Ira recht hatte. Langsam drehte sie sich zu der Daa'murin um, die soeben die Brücke betrat. In ihren Augen spiegelte sich der Wille zu töten.
»Alle Mann von Booord!«
Die Stimme von Second Lieutenant Roeser, der das Kommando über das Cargo-Schiff übernommen hatte, überschlug sich, als er den turmhohen Bug des Flugzeugträgers auf sich zukommen sah. Was war bloß in Captain Miller gefahren?