Maddrax 657 - Ian Rolf Hill - E-Book

Maddrax 657 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Endlich erreichen die Gefährten die Königinneninsel. Ihre Überraschung ist groß, als sie nicht Haaley auf dem Thron vorfinden, sondern eine junge Kriegerin namens Abiir. Sie erfahren von einem alten Brauch, der dazu dienen soll, das Ansehen der Königin zu festigen, sollte sie nicht einstimmig akzeptiert worden sein. Abiir ist Freeyas Tochter und Haaleys Halbschwester - ein wenig jünger als sie und genauso jähzornig und brutal wie ihre Mutter. Haaley ist auf der Suche nach einem Königsschwert spurlos verschwunden. Matt und Aruula fürchten um ihr Leben ...


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Seitenzahl: 153

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Queen Haaley

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet »Christopher-Floyd« die Erde. In der Folge verschiebt sich die Erdachse, und ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist – bis auf die Bunkerbewohner – auf rätselhafte Weise degeneriert.

In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, dessen Fliegerstaffel beim Einschlag durch ein Zeitphänomen ins Jahr 2516 versetzt wird. Nach dem Absturz wird er von Barbaren gerettet, die ihn »Maddrax« nennen. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula findet er heraus, dass Außerirdische mit dem Kometen – dem Wandler, der sich als lebende, schlafende Entität entpuppt – zur Erde gelangten und schuld sind an der veränderten Flora und Fauna und der Verdummung der Menschen. Nach langen Kämpfen mit den Daa'muren erwacht der Wandler, weist sein Dienervolk in die Schranken und zieht weiter. Mit zwei Daa'muren, die auf der Erde zurückblieben – Grao und Ira – haben sich Matt und Aruula sogar angefreundet.

Bei einem Abstecher zum Mars, auf dem sich eine Expedition aus dem Jahr 2010 zu einer blühenden Zivilisation entwickelt hat, erfährt Matt von der Spezies der Hydree, die vor 3,5 Milliarden Jahren hier lebten und mittels eines Zeitstrahls zur jungfräulichen Erde umzogen, als ihr Planet seine Atmosphäre und Ozeane verlor. Mit ihren Nachkommen, den telepathisch begabten Hydriten, die von den Menschen unentdeckt am Meeresgrund leben, hatte Matt schon Kontakt und nennt einen von ihnen, Quart'ol, einen guten Freund.

Diese »Tunnelfeldanlage«, die wie ein Transporter funktioniert, in dem die Zeit unendlich gedehnt werden kann, ist bis heute in Betrieb und verursachte auch den Zeitsprung von Matts Flugstaffel um 504 Jahre, als die den Strahl querte. Dabei legt der Strahl einen Tachyonenmantel um lebende Zellen, der den Altersprozess fünfzig Jahre lang drastisch verlangsamt.

Seither ist viel Zeit vergangen – wir schreiben inzwischen das Jahr 2554 –, und all die Erlebnisse unserer Helden an dieser Stelle zu schildern, wäre unmöglich. Es gibt sogar eine Erdkolonie in einem fernen Ringplanetensystem, zu dem allerdings der Kontakt abgebrochen ist. Ihre Freunde Tom, Xi und deren Tochter Xaana (die eigentlich Matts Kind ist) leben dort auf dem Mond Novis.

Nicht nur einmal haben Matthew Drax und Aruula die Erde vor dem Verderben gerettet und mächtige Feinde bekämpft – zuletzt die vampirhaften Nosfera, die die WCA (World Council Agency, kurz: Weltrat) übernehmen wollten. Auf diese Organisation traf Matt schon früh. Momentan steht ihr General Aran Kormak vor, ein in der Vergangenheit eher zwielichtiger Charakter, der sich aber gewandelt und großes Interesse zu haben scheint, Meeraka (ehem. USA) und danach andere Länder friedlich zu einen.

Auch um Kormak weiterhin im Auge zu halten, geht Matt auf seinen Vorschlag ein, zusammen mit Aruula im Auftrag des Weltrats eine schnelle Eingreiftruppe zu bilden und für ein Bündnis unter dem Dach der WCA zu werben.

Dies sind ihre Abenteuer...

Weitere Informationen und Hintergründe zur Serie findet ihr unter https://de.maddraxikon.com im Internet!

Queen Haaley

von Ian Rolf Hill

»Sieht aus, als würde das echt wehtun.«

»Als ob du das nicht wüsstest!«

Das neunjährige Mädchen grinste und streckte die Hand nach dem gebrochenen Bein aus, dessen Haut sich über dem geschwollenen Fleisch spannte. »Darf ich mal anfassen?«

»Du darfst dich verpissen.«

Das Mädchen verschränkte die Arme über den angewinkelten Knien, schürzte die Unterlippe und schmollte. »Weiß gar nicht, warum du so sauer bist. Will dir doch bloß ein wenig Gesellschaft leisten.«

»Ich brauche keine Gesellschaft, ich brauche Hilfe.«

»Du weißt, dass ich dir nicht helfen kann, Ewi. Oder möchtest du, dass ich Queen Haaley zu dir sage?«

»Ich möchte, dass du verschwindest!«

Ewgenija sank auf den Rücken, schloss die Augen und wartete auf den Tod. Queen Haaley! Was für ein Witz ...

»Hoffentlich hat Haaley noch keinen Krieg angezettelt!«

Die königliche Veste der Kriegerinnen von den Dreizehn Inseln kam nach nicht mal halbstündigem Flug von Bornholm aus in Sicht. Sie thronte auf einem Hügel, der von dichtem Wald umkränzt wurde. Die Wipfel der Nadelbäume stachen wie Lanzenspitzen in den Himmel. Als wollte die Natur die Wehrhaftigkeit der Bewohnerinnen dieses Eilandes noch zusätzlich unterstreichen.

»Du siehst mal wieder zu schwarz, Maddrax. Du solltest mehr Vertrauen haben.«

Matthew Drax, ehemaliger Pilot der U.S. Air Force, wandte den Kopf und musterte seine Gefährtin überrascht. Das waren ja ganz neue Töne, die Aruula da anstimmte. Bislang war sie kein allzu großer Fan von Haaley gewesen, die erst vor wenigen Wochen zur neuen Königin von den Dreizehn Inseln gekrönt worden war.

»Habe ich irgendwas verpasst?«, fragte er. »Es ist noch gar nicht lange her, da hast du Haaley gerade mal so weit getraut, wie du sie werfen konntest.«

Ein scharfer Blick aus dunklen Augen traf den Commander.

»Was, äh ... natürlich überdurchschnittlich weit ist.«

Aruula winkte ab. »Du hast ja recht. Aber ich vertraue auf Britts Urteilsvermögen. Sie war eine kluge Frau und eine weise Herrscherin. Sie hätte Haaley nicht zu ihrer Nachfolgerin ernannt, wenn sie sie nicht für geeignet gehalten hätte.«

»Anscheinend hat sie etwas in ihr gesehen, das uns verborgen geblieben ist.«

»Immerhin musst du zugeben, dass uns Haaley eine große Hilfe war. Nicht nur in der Schlacht gegen die Nosfera, sondern auch schon vorher, in Amraka.«

Da hatte Aruula ein wahres Wort gelassen ausgesprochen. Ohne Haaleys Hilfe hätte Matt seine Gefährtin wohl nie wiedergefunden. Außerdem hatte sie nicht nur mehrfach sein Leben gerettet, sondern auch ihre Beziehung. Schließlich war er nicht unschuldig daran gewesen, dass Aruula ihre telepathischen Fähigkeiten vorübergehend verloren hatte.

Und dennoch ... Haaley war und blieb ein Unsicherheitsfaktor. Sie war wankelmütig, jähzornig und sprunghaft. Aber sie besaß auch einen stark ausgeprägten Überlebensinstinkt.

Vielleicht musste man so werden, wenn man in dieser postapokalyptischen Welt aufwuchs und die meiste Zeit über auf sich allein gestellt war. Er konnte höchstens ahnen, was Haaley in ihrer Vergangenheit durchgemacht hatte.

Matt dachte an ein Zitat, das dem Schauspieler Robin Williams zugeschrieben wurde, und das ihm in diesem Kontext mehr als angemessen erschien. Jeder kämpft eine Schlacht, über die du nichts weißt. Sei nett. Immer.

»Du hast recht. Wie immer.«

Aruula lächelte schmallippig. »Ich weiß.«

Matt schmunzelte. Auf Rat seiner Gefährtin umflog er die Veste in einem weiten Radius, um die Bewohner auf ihren Besuch vorzubereiten, auch wenn es höchst unwahrscheinlich war, dass den wachsamen Kriegerinnen ihre Ankunft verborgen geblieben war. Es war wohl mehr eine Frage der Höflichkeit.

Aruula dirigierte ihn zu einer Lichtung unweit der düsteren Burg, auf der Matt den Großraumgleiter, den ihm General Kormak für ihre Stippvisite nach Euree freundlicherweise zu Verfügung gestellt hatte, landete.

Nach den aufreibenden Ereignissen der letzten Jahre, die ihn über die Kontinente Afra und Amraka bis nach Meeraka geführt hatten, war es an der Zeit, einigen alten Freunden einen Besuch abzustatten. Zwar war Kormak davon nicht besonders begeistert gewesen und hatte den Gleiter eher widerwillig herausgerückt – schließlich sollten Matt und Aruula durch Meeraka reisen, um neue Verbündete für den Weltrat zu rekrutieren –, aber er wusste auch, was er dem Commander und der Kriegerin schuldig war.

Dass Matt in erster Linie sicherstellen wollte, dass Haaley nicht tatsächlich schon halb Euree in einen Krieg verwickelt hatte, hätte er niemals offen zugegeben. Immerhin hatten sie sich den Dreizehn Inseln über Umwege genährt, die sie über Aarachne, Beelinn und die Insel Bornholm hierhergeführt hatten.

Auf Letzterer waren sie erst vor wenigen Tagen auf eine Enklave abtrünniger Männer gestoßen, die ebenfalls über telepathische Fähigkeiten verfügten, so wie die Kriegerinnen von den Dreizehn Inseln, zu denen auch seine Gefährtin Aruula zählte. Die Situation dort war nicht vollständig geklärt, darum wollte Aruula die neue Königin darüber informieren.1

Kaum hatte der Gleiter auf der Lichtung aufgesetzt, da tauchte bereits das Empfangskomitee auf: berittene Kriegerinnen, schwer bewaffnet und in voller Kriegsmontur.

Ein Zwicken in seinem Bauch verriet Matts Nervosität. Aruula ahnte, was in ihrem Gefährten vorging, dafür kannten sie sich einfach schon zu lange.

»Kein Grund zur Beunruhigung. Das ist völlig normal. Sie wissen nicht, wer wir sind und mit welchen Absichten wir kommen. Hier landen schließlich nicht jeden Tag solch mechanischen Monstrositäten.«

Matt verkniff sich die Bemerkung, dass zumindest Haaley den Gleiter des Weltrats hätte erkennen müssen, und erhob sich. Mehr aus Reflex schob er die Pistole mit dem Laseraufsatz in das Magnetholster am rechten Bein. Er hatte schon sehr früh gelernt, dass man in dieser Welt besser nicht unbewaffnet herumlief. Selbst Aruula verzichtete nicht auf ihr Schwert, das sie soeben in die Rückenkralle schob.

Da es ihr Volk war und Männer bislang in der Gesellschaft der Kriegerinnen von den Dreizehn Inseln nur eine untergeordnete Rolle spielten, überließ Matt seiner Gefährtin den Vortritt.

Das Gefühl der Unruhe, das von dem Mann aus der Vergangenheit Besitz ergriffen hatte, verstärkte sich, als er feststellte, dass der Gleiter umzingelt war. Einige der Gesichter kamen ihm vage bekannt vor. Mit Sicherheit konnte er das aber nicht sagen, da sie auf Höhe der Augen geschwärzt waren. Allerdings sah er auf Anhieb, dass sich weder Haaley noch ihre Vertraute und Ziehmutter Owaana unter den Kriegerinnen befanden.

Eine weißblonde Frau, hoch zu Ross, bei dem es sich um eine grimmig aussehende Horsay-Mähre mit angespitzten Zähnen handelte, ritt den Neuankömmlingen entgegen.

»Wer seid ihr und was ist euer Begehr?«

Aruula warf Matt über die Schulter hinweg einen verunsicherten Blick zu. Sicherlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass jede Kriegerin ihren Namen kannte, aber spätestens, seit sie mit Haaley vor nicht allzu langer Zeit hier gewesen war, um Britts Beistand im Kampf gegen die Nosfera zu erbitten, hätte sich herumsprechen müssen, dass es nicht allzu viele Kriegerinnen gab, die mit einem Gleiter angereist kamen.

Zumal sie die Hennastreifen, die Aruula als Kriegerin von den Dreizehn Inseln auszeichneten, offen zur Schau trug.

»Mein Name ist Aruula, Kriegerin der Dreizehn Inseln. Dies ist mein Gefährte Maddrax.« Sie neigte das Haupt. »Wir bitten um Audienz bei Königin Ewgenija.«

Gelächter erklang in den Reihen der Kämpferinnen.

»Darf ich fragen, was daran so lustig ist?«

Die Weißblonde, offenkundig die Anführerin des Empfangskomitees, vollführte eine herrische Geste, die sofortiges Schweigen zur Folge hatte. Langsam ritt die Kriegerin auf den Gleiter zu, zog die Mähre herum und präsentierte den Fremden ihre Flanke.

Wortlos beugte sich die Weißblonde vor.

Aruula zögerte, dann trat sie näher. Allein der bleiernen Stille hatte es Matt zu verdanken, dass er die nächsten Worte der weißblonden Kriegerin hören konnte.

»Du bist also die sagenumwobene Aruula.« Die kaum erkennbaren Brauen im Gesicht der jungen Frau, die höchstens fünfundzwanzig Jahre alt sein konnte, hoben sich um wenige Millimeter und verliehen ihrem Gesicht einen hochmütigen Ausdruck. »Ich habe dich mir größer vorgestellt.«

»Tut mir leid, dass ich deine Erwartungen nicht erfülle«, entgegnete Aruula kühl. »Aber bitte sag mir auch deinen Namen.«

Daraufhin richtete sich die Weißblonde ruckartig auf und schlug den pelzbesetzten Umhang zur Seite, sodass der Blick auf die Gürtelscheide fallen konnte.

Matts Augen weiteten sich sekundenlang.

Er kannte diesen Dolch, hatte ihn vor nicht allzu langer Zeit in der Hand von Haaley gesehen. Er gehörte zu den Herrschaftsinsignien. Sein Blick wanderte zu dem Edelstein, der die Schließe des Umhangs zierte. Sie hob sich deutlich von den einfachen und zweckmäßigen Verschlüssen der übrigen Gewänder ab.

»Mein Name ist Abiir. Und ich sorge dafür, dass du ihn nicht so schnell vergisst, Aruula von den Dreizehn Inseln.« Die letzten Worte sprach sie mit unverhohlenem Spott aus, ehe sie schlagartig wieder ernst wurde. »Denn ich bin die Königin der Dreizehn Inseln und verweigere dir die Audienz. Pack deinen Sklaven und scher dich weg, oder es ergeht dir schlecht.«

Mit diesen Worten zog sie das Horsay herum und ritt zurück in den Wald, hinter dem sich die Türme der Veste erhoben. Tiefhängende graue Wolken ließen sie aussehen wie die Kulisse eines alten Gruselschinkens aus der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts. Daher hätte es Matt auch nicht gewundert, wenn sich die Weißblonde in einen Schwarm Krähen oder Fledermäuse verwandelt hätte.

»Warte!«

Aruula lief einige Schritte hinter der angeblichen Königin her, blieb jedoch nach wenigen Schritten schon wieder stehen. Nicht, weil ihr die Sinnlosigkeit ihres Unterfanges bewusst geworden wäre, sondern weil ihr drei berittene Kriegerinnen den Weg versperrten.

Sie bildeten ein Dreieck, an dessen vorderster Spitze eine muskelbepackte Kriegerin ritt, deren dunkelbraunes Haar zu dünnen Zöpfen geflochten war. Wie tote Schlangen baumelten sie über den Schultern der Fremden, die Aruula einen warnenden Blick aus schwarzen Augen zuwarf, den ihre Kameradinnen durch Pfeile unterstrichen, deren Spitzen genau auf Aruulas Brust zeigten.

Selbst aus der Entfernung vernahm Matt das leise Knarzen, mit dem die Kriegerinnen ihre Bögen spannten.

»Du hast die Königin gehört«, sagte die Frau mit den Zöpfen. »Sei versichert, dass wir nicht zögern werden, auf dich zu schießen, solltest du auch nur einen Schritt in Richtung Festung machen.«

Aruula hob die Arme und präsentierte der unbekannten Kriegerin ihre leeren Handflächen.

»Ich habe verstanden und bitte um Vergebung. Aber bitte, sag mir, wo ich Haa ... ich meine, Ewgenija finden kann.«

»Die ist tot!« Ruckartig hob die Fremde den Kopf und deutete mit dem Kinn auf den Gleiter. »Und jetzt verschwindet, bevor es euch genauso ergeht.«

Das war mehr als deutlich.

Aruula drehte sich zu Matt um, der wie versteinert im offenen Ausstieg wartete. Erst der fragende Blick seiner Gefährtin löste die Starre. Er deutete ein Nicken an.

Daraufhin wandte sich Aruula wieder der unbekannten Kriegerin zu. »Ich beuge mich der Gewalt«, erklärte sie, neigte das Haupt und trat einen Schritt zurück, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.

Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und marschierte schnurstracks zum Gleiter zurück. In Matts Bauch kribbelte es nervös, als Aruula den gewaltbereiten Kriegerinnen den ungeschützten Rücken zuwandte.

Er atmete auf, als er sah, wie sich die Bogenschützinnen entspannten. Im Gesicht der Bezopften regte sich dagegen kein Muskel. Mit unbewegter Miene verfolgte sie Aruulas Rückzug, die mit ausgreifenden Schritten die Rampe erklomm.

»Lass uns verschwinden. Offenbar sind wir hier nicht erwünscht.«

»Was du nicht sagst«, murmelte Matt und schloss die Luke.

Er folgte seiner Gefährtin ins Cockpit. Aruula saß längst wieder im Copilotensitz, als er hinter den Kontrollen Platz nahm. Die Kriegerinnen trafen keine Anstalten, im Wald zu verschwinden. Selbst als er die Triebwerke startete, blieben die Horsays gelassen. Es waren Kriegsrösser, die sich nicht so leicht erschrecken ließen.

»Was tun wir jetzt?«, fragte Matt seine Gefährtin, die mit angespannter Miene neben ihm saß und grübelte.

»Ich denke nach«, erwiderte sie.

»Glaubst du, dass Haaley wirklich tot ist?« Die Aussage hatte ihn schockiert, und er weigerte sich, es zu glauben.

»Ich weiß es nicht!«, blaffte die Kriegerin ihn an.

Matt zuckte zusammen, überrascht von Aruulas heftiger Reaktion. Die Nachricht hatte sie offenbar stärker mitgenommen, als er gedacht hatte.

Da Aruula nichts mehr sagte, nahm er Kurs auf die Nordsee, hinter der die Britischen Inseln lagen. Zur Not würde er den Loch Lomond in Schottland anfliegen, wo der Hort des Wissens lag, wo ebenfalls Freunde von ihnen lebten. Dort konnten sie in Ruhe über ihre weiteren Schritte nachgrübeln.

Doch so weit ließ es Aruula nicht kommen. Mit erstaunlicher Geschicklichkeit ließ sie die Finger über die Tasten des Bordcomputers tanzen und rief eine Karte der Königinneninsel auf.

Ein Lächeln huschte über Matts Lippen. Als er Aruula kennengelernt hatte, dachte sie, er wäre ein Gott, der mit einem stählernen Donnervogel auf die Erde gestürzt war. Alles, was irgendwie mit Technik zu tun hatte, war ihr suspekt und wie Magie erschienen.

»Flieg dorthin.« Sie tippte auf eine bestimmte Stelle am oberen rechten Rand der Insel. »Kurs Nord Nordost.«

»Aye, Captain. Aber gestattest du mir die Frage, was wir dort finden werden?«

»Antworten hoffentlich!«

»Aruula!«

Beim Anblick der Kriegerin ließ die ältere Frau mit der graublonden Mähne die Schultern hängen und seufzte.

Matt runzelte leicht die Stirn. Sicher, der Anlass für ihren Besuch war alles andere als freudiger Natur, dennoch hätte er ein wenig mehr Erleichterung von Owaana erwartet. Doch Haaley Ziehmutter machte den Eindruck, als wäre ihr Erscheinen zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt erfolgt.

»Ich, äh ... ich freue mich auch, dich wiederzusehen«, entgegnete Aruula, und als Owaana keine Anstalten traf, sie hereinzubitten, fügte sie hinzu: »Dürfen wir reinkommen und mit dir sprechen?«

Wortlos gab Owaana den Weg frei. Aruula bedankte sich und betrat die aus Holz errichtete Hütte, für die der Begriff »spartanisch« wie geschaffen schien. Matt folgte den Frauen, hielt sich aber im Hintergrund.

Owaana führte ihre Besucher zu einer offenen Feuerstelle, über der eine gusseiserne Pfanne hing, in der sich ein länglicher Fisch wand, der Matt an einen Aal erinnerte. Der Geruch nach Gebratenem ließ ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen, auch wenn der Anblick des zuckenden Tieres auf dem heißen Metall ihm den Appetit verdarb.

»Ich habe mir gerade etwas zu Essen gemacht, möchtet ihr auch?« Owaana griff nach einem gegabelten Bratenspieß und rammte ihn in den Kopf des Fisches. Geschickt wendete sie das Tier, das gar nicht daran dachte, mit seinen Zuckungen aufzuhören.

Matt entsann sich, während seiner Zeit in Berlin Köpenick mal Aal gegessen zu haben. Der Vater eines deutschen Kameraden hatte ihn gefangen und geräuchert. Der Soldat hatte ihm auch erzählt, dass sich Aale noch lange nach ihrem Tod in der Pfanne wanden, als wären sie noch am Leben. Angeblich hing das mit Nervenreflexen zusammen. Was den Anblick aber um keinen Deut erträglicher machte. Daher schüttelte er den Kopf, während Aruula nickte.

Owaana bedachte ihn mit einem spöttischen Seitenblick. Anscheinend dachte sie sich ihren Teil. Matt war es nur recht so; er war nicht gekommen, um irgendwen zu beeindrucken.

»Ich nehme an, ihr seid wegen Ewgenija hier.«

Es war für Matt immer noch ungewohnt, wenn jemand Haaleys richtigen Namen benutzte.

»Man sagte uns, sie sei tot!« Aruula streifte den Schwertgurt ab und lehnte die Waffe an die Wand neben der Feuerstelle.

Owaana nickte stumm.

»Dann ist es also wahr?«, vergewisserte sich Aruula fassungslos.

Die ältere Kriegerin presste die Gabel auf den Fischleib. Fett quoll aus mehreren Löchern in der derben Haut. Zischend verkochte es in der heißen Pfanne.

Bestürzt beobachtete Matt das Zittern in Owaanas Händen. Stumme Tränen rannen ihr über die Wangen.

»Was ist passiert, Owaana?«, hakte Aruula mit sanfter Stimme nach.

»Es ...« Die ältere Kriegerin verstummte und schluckte den Kloß herunter, der sich in ihrem Hals gebildet hatte. Aruula nahm ihr die Gabel aus der Hand; Owaana ließ es geschehen. »Es ist meine Schuld«, murmelte sie und wandte sich ab, nur um erschreckt zusammenzuzucken. Anscheinend hatte sie Matts Anwesenheit vergessen.