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Nach dem Tod ihres Mannes zieht Annika Bernrieder mit ihren beiden Kindern zu ihrem Schwiegervater Josef auf ein Weingut in der Wachau. Es könnte alles so einfach sein: Ein großes Haus, viel Natur, ein lieber Opa für die Kinder und ein dringend nötiger Tapetenwechsel für Annika. Pustekuchen! Josef kann ganz schön granteln, die 14-jährige Lara will zurück in die Großstadt, und dem 10-jährigen Benjamin passt Annikas Verehrer nicht in den Kram. Da platzt Annika der Kragen: Sie lässt sich von ihrer Familie nicht mehr beeindrucken und macht endlich, was sie will. Allerdings fragt sie sich ziemlich schnell, ob sie DAS wirklich wollte...
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Das Buch
Nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes zieht Annika Bernrieder mit Tochter und Sohn aus Wien in die Wachau, wo ihr Schwiegervater auf einem ehemaligen Weingut lebt. Die neue Umgebung wird den Kindern guttun, glaubt Annika, und auch mit ihrer Arbeit als Jugendbuchautorin soll es wieder bergauf gehen. Doch das entspannte Leben auf dem Land gestaltet sich komplizierter als erwartet. Lara vermisst ihre Clique in der Stadt, und der kleine Benny kann Andreas, einen attraktiven Kriminalkommissar, mit dem seine Mutter anbändelt, nicht ausstehen. Auch das Schreiben mag Annika nicht recht gelingen, und der liebenswerte Opa Josef kann manchmal ein ziemlich grantiger Alter sein. Aber zwischen all den Turbulenzen hält das Leben im Mehrgenerationenhaus auch viele unerwartete Abenteuer und eine Menge Spaß bereit …
Die Autorin
Johanna Nellon lebt mit ihrem Mann im schönen Rheinland. Sie ist gern auf Reisen und liebt Österreich und die Alpen über alles.
Von Johanna Nellon sind in unserem Hause bereits erschienen:Ein Sommer am ChiemseeLiebesleuchten am Bodensee
Johanna Nellon
Marillenglück und Gummistiefel
Roman
Ullstein
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Originalausgabe im Ullstein Taschenbuch
1. Auflage März 2015
© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2015
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Titelabbildung: FinePic®, München
ISBN 978-3-8437-0989-7
Alle Rechte vorbehalten.
Unbefugte Nutzung wie etwa Vervielfältigung,
Verbreitung, Speicherung oder Übertragung
können zivil- oder strafrechtlich
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»Mist, verflixter! Das Internet funktioniert schon wieder nicht!« Frustriert klappte Annika Bernrieder ihren Laptop zu. »So kann ich einfach nicht arbeiten!«
»Selber schuld. Warum hast du uns auch in diese Einöde verschleppt? Benny und ich wollten nicht aus Wien weg. Aber du musstest ja unbedingt zu Großvater ans Ende der Welt ziehen!« Lara, die Fünfzehnjährige, lehnte am Türrahmen und sah ihre Mutter wütend an. »Alles hier ist ätzend. Seit drei Tagen versuche ich, mit Caro zu skypen, es geht einfach nicht. Ich komm mir vor wie auf dem Mond.«
»Dann ruf sie doch einfach an. Quatschen könnt ihr auch am Telefon stundenlang.« Annika stand auf und ging zum Fenster. Sie war die nervigen Diskussionen mit ihren Kindern leid. Der Umzug war dringend notwendig gewesen, denn sie hatte nach dem Tod ihres Mannes die horrend hohe Miete für die Wohnung in Wien einfach nicht mehr aufbringen können. Als Kinderbuch-Autorin verdiente sie nicht gerade ein Vermögen, und die Witwenrente war nicht gerade üppig. Viel zu früh war ihr über alles geliebter Ulli von ihr und den beiden Kindern gegangen! Gerade mal vierundvierzig Jahre war er alt geworden, dann war er nach einer langen Zeit des Hoffens und Bangens schließlich doch an seinem unheilbaren Krebsleiden gestorben.
»Mach ich jetzt auch.« Lara drehte sich um und ging türenknallend aus dem kleinen Büro, das sich Annika im ersten Stock des alten Gutshauses eingerichtet hatte.
Annika seufzte tief auf. Sie war einfach zu erschöpft und ausgelaugt, um sich mit ihrer Tochter im Moment weiter auseinanderzusetzen. Gerade mal seit etwas über zwei Monaten lebten sie nun auf dem ehemaligen Weingut der Bernrieders, der Familie ihres Mannes, in der Wachau. Doch obwohl die Gegend hier an der Donau landschaftlich wunderschön war und obwohl das Anwesen einen malerischen Anblick bot, hatten sich bisher weder sie selbst noch ihre Kinder hier wirklich eingelebt.
Das alte Haus war zwar geräumig, doch nicht mit ihrer hellen, freundlichen Wohnung in Wien zu vergleichen. Der weitläufige Backsteinbau stand am Rand einer Obstwiese, auf der jetzt, im Frühling, die weißrosa Blüten der Marillenbäume mit den Schönwetterwolken am Himmel um Schönheit und Reinheit wetteiferten.
Den Obstgarten hatte Josef Bernrieder, ihr Schwiegervater, noch für sich behalten, die weitläufigen Rebhänge hingegen waren bis auf einen einzigen Weinberg ganz in der Nähe des Hauses schon vor fünf Jahren verkauft worden. Die Arbeit war dem alten Mann zu anstrengend geworden. Er verbrachte seine Tage mittlerweile gern an der Donau, wo er sich mit anderen Ruheständlern und seinen Bekannten in einem der vielen Gastgärten auf einen Schoppen Wein traf.
Die idyllische Ruhe, die er nach dem Tod seiner Frau vor fünf Jahren schätzen gelernt hatte, war vor knapp einem Vierteljahr jäh zerstört worden. Da nämlich waren Schwiegertochter Annika und ihre beiden Kinder zu ihm gezogen.
»Ich kann das Leben in der Hauptstadt nicht mehr finanzieren«, hatte Annika ihm einige Zeit davor bei einem Anruf eingestanden. »Ulrichs Rente ist zu gering, und was ich verdiene, reicht auch nur zum Nötigsten. Der Vermieter hat jetzt obendrein noch beschlossen, unsere Wohnung zu modernisieren – und danach erhöht er die Miete um fast dreißig Prozent.«
»Ja – und?« Josef begriff nicht gleich, was ihm Annika sagen wollte.
»Könnten wir nicht … könnten wir nicht zu dir ziehen? In die Wachau?« Sie musste zwei Mal ansetzen, ehe sie ihr Ansinnen aussprechen konnte.
Ein paar Herzschläge lang war es still in der Leitung geblieben, dann hatte Josef nur gesagt: »Freilich. Wenn ihr glaubt, dass es euch hier gefällt, kommt nur her.« Es war ein Segen, dass Annika sein gequältes Gesicht bei diesen Worten nicht hatte sehen können. Seine heilige Ruhe war mit Sicherheit dahin, wenn Schwiegertochter und Enkelkinder bei ihm erst mal Einzug gehalten hatten, so viel stand fest.
»Es ist nichts so schlimm, als dass es nicht noch schlimmer kommen könnte.« Das sagte Jenny Kastner, seine junge Untermieterin, als er ihr eine Woche später verkündete, dass noch mehr Jungvolk aufs Gut ziehen würde. »Aber ich bin sicher, das tut Ihnen gut, Herr Bernrieder.«
»Du machst grad genug Lärm mit deiner irren Musik.«
»Irre nennen Sie das? Das ist Soul. Oder höchstens mal Rockpop zum Entspannen.«
Jenny arbeitete seit einem halben Jahr als Bedienung auf Schlosshotel Dürnstein, das etwa vier Kilometer stromabwärts lag. Das Zimmer, das Josef ihr vermietete, war groß und dennoch bezahlbar, daher nahm Jenny den langen Weg zur Arbeit gern in Kauf. Der alte Mann seinerseits konnte das Geld gut gebrauchen, und insgeheim war er sogar froh über die nette Gesellschaft, die er hin und wieder durch die junge Frau genoss.
Mittlerweile jedoch herrschte so viel Trubel in seinem Haus, dass er sich immer häufiger zurückzog. Dabei war Annika sehr nett, und auch seine Enkelkinder liebte er sehr, selbst wenn es ihm schwerfiel, das zu zeigen.
»Ich fahre rüber nach Krems, Vater.« Annika steckte kurz den Kopf in die geräumige Wohnküche, wo Josef saß und in der Tageszeitung blätterte. »Soll ich dir was mitbringen?«
»Ich brauch nix.« Josef sah nicht auf. »Was willst denn schon wieder in der Stadt?«
»Im Telekom-Laden nachfragen, ob wir nicht einen besseren Anschluss kriegen können. Oder was sich sonst machen lässt. Ich kann ohne Internet nicht arbeiten.«
»Früher hatten wir auch kein Internet, und wir haben alle ganz gut ohne diesen neumodischen Kram gelebt.«
»Ja, ja, ich weiß.« Annika ersparte es sich, diese fruchtlose Diskussion noch einmal zu führen. »Marillen und Trauben brauchen ja auch kein Internet, aber ich muss meine Texte nun mal auf elektronischem Weg verschicken.«
»Tabak. Tabak könnt ich brauchen.«
»Ist gut. Bis später dann.« Schon unter der Tür, drehte sie sich noch einmal um. »Ach, noch was, könntest du Lara bitte zur Nachhilfe fahren? Ich schaff das wohl nicht mehr.«
Der alte Mann nickte nur. »Bin ich ihr Großvater oder ihr Chauffeur?«, murmelte er, als Annika außer Hörweite war. Aber selbstverständlich war er bereit, Lara, die sich mit Mathematik zurzeit sehr schwertat, zum Nachhilfeunterricht in den Nachbarort zu fahren. Ein Student versuchte dort seit zwei Wochen, seine Enkelin auf den Klassenstand zu bringen. Seit dem Umzug tat sie sich schwer mit dem Unterrichtsstoff, denn die Schüler des Gymnasiums in Krems waren weiter, als es ihre Klasse in Wien gewesen war.
»Hey, Opa. Alles easy?«
»Was sagst du?«
»Ich wollte wissen, ob es dir gutgeht.« Benjamin, genannt Benny, warf seine Schultasche mit Schwung in die Ecke. »Gibt’s schon was zu mampfen? Wir hatten zwei Stunden früher frei, und ich hab tierischen Kohldampf.«
»Den hast du immer.« Josef Bernrieder wies zum Küchenschrank. »Mach dir ein Brot mit Marillenmarmelade. Das wird sicher reichen bis zum Mittagessen.«
»Das sagt ein Grufti, der keine Kalorien mehr verbraucht.«
»Du, ich zeig dir gleich, was ein Grufti noch alles kann.« Josef ging zum Tisch. »Aber wenn du schon dabei bist – ich hätte auch Appetit. Und so ein alter Grufti wie ich ist nicht mehr in der Lage, sich seine Brote selber zu schmieren.«
»Was du nicht sagst.« Benny grinste, dann ging er kurz zum Waschbecken und ließ Wasser über seine Finger laufen.
»Wow, das sind ja jetzt fast steril saubere Hände«, meinte Josef.
»Du sagst es.« Der Zehnjährige ignorierte die Ironie und ging zum Schrank, um Brot, Butter und ein großes Glas Marillenmarmelade herauszunehmen.
Großzügig verteilte er den goldgelben Aufstrich auf dem dunklen Bauernbrot. »Das schmeckt wirklich superlecker.«
»Sind ja schließlich von unseren eigenen Bäumen.« Josef wies hinüber zur Obstwiese. »Wenn das Wetter hält, gibt’s auch heuer wieder eine gute Ernte. Die Bienen von der Gruber-Maria tun jedenfalls jetzt schon ihr Bestes.«
Benny verzog leicht den Mund. Die alte Nachbarin gehörte nicht gerade zu den Menschen, die er mochte – was ganz auf Gegenseitigkeit beruhte. Maria empfand Josefs Verwandtschaft als Störenfriede. Benny und Lara hingegen hielten die Nachbarsfrau für eine verschrobene Alte, der man am besten aus dem Weg ging.
»Ich lauf dann noch mal runter an die Donau. Kevin und Tom aus meiner Klasse wollen auch dorthin kommen.«
»Vor dem Mittagessen?«
»Willst du etwa kochen, Opa?« Benny grinste. »Und bis die Mama zurück ist, dauert es bestimmt noch zwei Stunden. So long.«
»Pfüat di heißt das.«
»Aber nicht in England oder Amerika«, lachte Benny, dann war er auch schon aus der Tür.
Der breite Weg vom Gutshaus hinunter zur Straße war geteert, aber Benny zog es vor, die Abkürzung über eine Wiese zu nehmen, auf der noch letzte Schlüsselblumen, Klee und Butterblumen blühten.
Eine schwarze Katze, die auf einem Stein gelegen und sich gesonnt hatte, sprang auf und rannte davon, als der Junge in langen Sätzen übers Gras lief.
Tom und Kevin waren mit ihren Rädern schon am vereinbarten Ort am Donauufer eingetroffen. Es war ein alter Bootssteg, der kaum noch benutzt wurde, und nur ein paar Dorfbewohner ließen hin und wieder ihre Ruderboote von hier aus zu Wasser. Die Jungs warfen flache Steine ins Wasser und wetteiferten, wer am geschicktesten war und die meisten Hüpfer verzeichnen konnte.
»Hallo! Wartet auf mich!«
Benny war ganz auf die neuen Freunde konzentriert. Die vier schwarz gekleideten Motorradfahrer, die mit ihren schweren Maschinen mit viel zu hoher Geschwindigkeit um eine Kurve gefahren kamen, sah er zu spät. Das Letzte, was er wahrnahm, war ein schwarzes, riesiges Ungetüm, das ihn erfasste und durch die Luft schleuderte.
***
»Es tut mir leid, Annika, aber mit Pferdebüchern ist heutzutage kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Davon gibt es Hunderte auf dem Markt.« Bedauern schwang in der Männerstimme mit. »Deine Illustrationen für das Bilderbuch sind okay, die nehme ich dir noch ab. Aber das Exposé für den Mädchenroman … Sorry, aber das Thema ist Schnee von vorgestern. Damit lockst du keine Zwölfjährige mehr von ihrem Smartphone weg.«
»Aber meine Tochter ist gerade in diesem Alter, und sie ist begeisterte Reiterin«, warf Annika frustriert ein. Die gnadenlose Kritik ihres Verlegers traf sie hart.
»Ja. Aber was liest sie? Bestimmt nicht mehr Hanni und Nanni oder Furys Abenteuer. Fantasy ist angesagt. Schau dich mal um und frag deine Lara. Ich bin sicher, sie wird dir sagen können, was gerade im Trend liegt.«
»Ja dann …«
»Du hast zehn Tage Zeit, mir ein Exposé und die ersten fünfzig Seiten zu liefern. Ich zähl auf dich, Annika.« Sein Tonfall war verbindlich, aber immer noch kühl. »Gib dir Mühe, ich warte auf Nachricht von dir. Servus.« Annika konnte durchs Telefon förmlich sehen, wie er mit den Schultern zuckte und die Lippen verzog. Es gibt viel zu viele Autoren – das war einer seiner Standardsätze, und sicher murmelte er ihn in diesem Moment wieder einmal vor sich hin.
»Danke, höchst motivierend.« Auch ihre Stimme klang jetzt kühl.
»Du weißt, wie ich es meine. Also, ich warte auf ein paar gute Ideen. Bis dahin.« Es knackte, die Verbindung war unterbrochen.
Eben hatte sie von einem Internetcafé aus ihre letzten Texte und Bilder an die Redaktion gemailt, dann mit Holger Bertram telefoniert. Der Verleger des alteingesessenen Kinderbuch-Verlags und sie kannten sich seit mehr als zehn Jahren. Immer war die Zusammenarbeit harmonisch verlaufen. Und jetzt diese harsche Kritik … das tat weh.
Sie nahm ihren Laptop, zahlte und ging hinüber zum Steiner Tor. Gleich dahinter lag eines ihrer Lieblingscafés. Sie brauchte jetzt erst mal noch einen Cappuccino, um sich innerlich wieder zu sammeln, ehe sie die Heimfahrt antreten konnte.
Gerade hatte sie bestellt, als ihr Smartphone leise summte.
»Bernrieder«, meldete sie sich.
»Du musst heimkommen, sofort!« Die Stimme ihres Schwiegervaters überschlug sich fast vor Aufregung. »Der Bub … er hatte einen Unfall!«
»Was ist passiert?« Annika umkrampfte das weiße Smartphone so fest, dass die Gelenke schmerzten. »So red doch schon, Vater!«
Aber Josef Bernrieder hatte die Verbindung schon wieder unterbrochen.
Nervös kramte Annika in ihrer Handtasche nach der Geldbörse, zog einen Zehner heraus und legte ihn neben die Cappuccinotasse, aus der sie noch nicht mal einen Schluck getrunken hatte. Sie griff nach ihrem Laptop auf dem Stuhl neben sich – und schrie entsetzt auf, als ihr in ebendiesem Moment die Handtasche entrissen wurde. Zwei junge Kerle rannten blitzschnell in langen Sätzen davon.
»Nein … Das nicht auch noch!« Tränen strömten ihr aus den Augen, und sie registrierte kaum, dass zwei Damen, die am Nachbartisch gesessen und alles beobachtet hatten, aufgestanden waren und sie zu trösten versuchten.
»Hier. Bitte.« Ein Mann mittleren Alters stand plötzlich vor ihr und streckte ihr die geklaute Handtasche entgegen. »Diese Jungs sollten vielleicht mal ihre Sprints besser trainieren«, scherzte er.
»Oh, ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken kann«, stammelte Annika vollkommen aufgelöst.
»Gern geschehen. Kann ich Ihnen noch irgendwie helfen?«
Erst jetzt sah Annika auf – hinein in ein braunes Augenpaar, das sie freundlich-besorgt ansah.
»Nein. Vielen Dank. Ich … mein Sohn …« Tränen liefen ihr über die blassen Wangen.
»Was ist mit Ihrem Sohn?« Eine warme Hand umfasste ihren Arm.
»Er ist verunglückt. Ich muss heim. Sofort.« Noch immer zitterten ihre Finger, als sie nach Handtasche und Laptop griff.
»Dann bringe ich Sie dorthin.«
»Nein, danke, ich komme schon klar.« Erst jetzt nahm sie die Männergestalt vor sich wirklich wahr. Fast eins neunzig war der Fremde groß. Schlank, durchtrainiert. Das braune Haar war streichholzkurz geschnitten. Er trug Jeans und dazu eine cognacfarbene Lederjacke.
»Das bezweifle ich. Außerdem bin ich schon berufsbedingt verpflichtet, zu helfen. Ich heiße Hollerer. Andreas Hollerer. Und ich arbeite bei der Kriminalpolizei. Also …« Fragend sah er sie an, während er in der Jacke nach seinem Ausweis tastete. »Hier, meine Dienstmarke. Damit Sie sehen, dass Sie mir vertrauen können.«
Annika warf nur einen kurzen Blick darauf. »Aber … ich wohne etwas weiter draußen in einem Vorort.« Sie war so nervös, dass sie den Autoschlüssel, den sie ganz mechanisch aus der Tasche gezogen hatte, fallen ließ.
Andreas Hollerer bückte sich danach und reichte ihn ihr zurück. »Kein Problem. Wir nehmen meinen Wagen. Der steht gleich dort drüben auf dem Parkplatz. Sie dürfen sich jetzt auf keinen Fall hinters Steuer setzen.«
Wenige Minuten später lehnte Annika in den Polstern eines alten Porsche.
Sie sprachen nur wenig während der Fahrt. Annika kaute nervös auf ihrer Unterlippe, und Andreas ließ sie in Ruhe. Er konnte nachvollziehen, wie es jetzt um die junge Frau stand.
Hin und wieder sah er kurz zu ihr hin. Sie war ausgesprochen reizvoll mit ihrem halblangen blonden Haar und dem zarten Gesicht, das jetzt allerdings einen angespannten Ausdruck trug.
Sie fuhren an der Donau entlang, auf der einige Ausflugsboote und sogar die Prinz Eugen der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft unterwegs waren. Doch weder dafür noch für die herrlich blühenden Marillengärten oder die zartes Grün ansetzenden Rebhänge hatte Annika einen Blick. Sie sah starr auf ihre Hände hinunter, die sie im Schoß gefaltet hielt.
»Wir sind gleich da.« Andreas legte für einen kurzen Moment seine Rechte auf ihre nervös zuckenden Finger. »Es ist vielleicht gar nicht allzu viel passiert«, versuchte er sie ungeschickt zu trösten.
»Ja … vielleicht. Ich hoffe, Sie behalten recht.«
»Wir waren doch schon für sechs Uhr verabredet. Vergessen?« Ohne ihn anzusehen, ging Janine Maurer an Andreas vorbei und trat hinaus auf die weitläufige Dachterrasse. In großen schwarzen Keramikkübeln blühten weiße Tulpen und zarte Narzissen. Weiße Primeln waren als Füller dazwischen gepflanzt, und ein professioneller Gärtner sorgte je nach Jahreszeit für diesen erlesenen Blumenschmuck. Janine mochte es besonders, wenn dabei alles möglichst in Weiß gehalten war. Auch sie selbst trug mit Vorliebe Schwarz oder Weiß.
»Es tut mir leid. Ehrlich. Aber es ist mir was Unvorhergesehenes dazwischengekommen.«
»Ein Einsatz?«
Für eine Sekunde war Andreas versucht, ja zu sagen. »Irgendwie könnte man es so nennen«, meinte er dann nur.
»Irgendwie. Aha.« Mit der für sie so typischen Geste warf Janine das lange rotblonde Haar in den Nacken.
Andreas, der drei Schritte hinter ihr stand, beobachtete sie, und wie immer dachte er, dass Janine ebenso reizvoll wie kapriziös und anstrengend war. Jetzt lehnte sie sich an das kunstvoll geschmiedete Balkongitter und sah ihn fragend an. »Kannst du mir dieses genauer erklären?«
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