Mark Tate und der Wurmgott: Neuer Mark Tate Roman 11 - W. A. Hary - kostenlos E-Book

Mark Tate und der Wurmgott: Neuer Mark Tate Roman 11 E-Book

W. A. Hary

0,0

Beschreibung

Ich fühlte, wie starke Hände mich an den Schultern packten und niederdrückten. Ich stieß einen markerschütternden, fast tierischen Schrei aus, den ich zwar hörte, den ich aber zunächst gar nicht mir selbst zuschrieb. Meine Augen waren weit aufgerissen, was ich nicht verhindern konnte. Ich war sowieso nicht mehr fähig, mich gegen diesen Anfall zu wehren. Obwohl ich nicht verstand, was da überhaupt mit mir vorging. War ich denn nicht ein halber Daedra, seit ich aus dem sogenannten Daedrareich zurückgekehrt war? Hatte ich denn nicht Kräfte in mir entdeckt, von denen ich vorher noch nicht einmal etwas hatte ahnen können? Oder war genau das jetzt der Grund für das, was mir soeben widerfuhr?

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 128

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



W. A. Hary & Alfred Bekker

Mark Tate und der Wurmgott: Neuer Mark Tate Roman 11

UUID: 283f611c-76b6-4119-be6d-d9734f932932
Dieses eBook wurde mit Write (https://writeapp.io) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Copyright

Mark Tate und der Wurmgott: Neuer Mark Tate Roman 11

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Bathranor Books, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2024 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Folge auf Facebook:

https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/

Folge auf Twitter:

https://twitter.com/BekkerAlfred

Zum Blog des Verlags!

Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

https://cassiopeia.press

Alles rund um Belletristik!

Mark Tate und der Wurmgott: Neuer Mark Tate Roman 11

von W. A. Hary und Alfred Bekker

Ich fühlte, wie starke Hände mich an den Schultern packten und niederdrückten.

Ich stieß einen markerschütternden, fast tierischen Schrei aus, den ich zwar hörte, den ich aber zunächst gar nicht mir selbst zuschrieb. Meine Augen waren weit aufgerissen, was ich nicht verhindern konnte. Ich war sowieso nicht mehr fähig, mich gegen diesen Anfall zu wehren. Obwohl ich nicht verstand, was da überhaupt mit mir vorging.

War ich denn nicht ein halber Daedra, seit ich aus dem sogenannten Daedrareich zurückgekehrt war? Hatte ich denn nicht Kräfte in mir entdeckt, von denen ich vorher noch nicht einmal etwas hatte ahnen können?

Oder war genau das jetzt der Grund für das, was mir soeben widerfuhr?

*

Schweißperlen standen auf meiner Stirn. Dick perlten sie mir das Gesicht herunter, brannten in den aufgerissenen Augen, die etwas zu sehen schienen, was ich überhaupt nicht begreifen konnte.

Mein Gesicht war sicherlich totenblass.

Mein Gott, in welchen Höllenalptraum bin ich hier nur wieder geraten?, durchfuhr es mich erneut.

Und dann, auf einmal, wie aus dem Nichts: Visionen?

Nein: Fetzen von Erinnerungen stiegen in mir auf.

„ Was ist geschehen?“ Hatte ich das jetzt tatsächlich laut gebrüllt oder bildete ich mir das nur ein?

Ich zitterte wie Espenlaub und konnte es nicht unterdrücken, obwohl ich mich wirklich bemühte. Und ich starrte in ein Gesicht, das mir irgendwie bekannt vorkam. Wo hatte ich dieses Gesicht denn schon einmal gesehen?

Weitere Erinnerungsfetzen. Oder waren das vielleicht doch nur die Visionen eines Wahnsinnigen?

War ich denn wahnsinnig geworden? Vielleicht als Spätfolge meiner Verwandlung vom Menschen zum halben Daedra?

Nein!

Ich wollte das nicht!

Das Gesicht lächelte beruhigend. Es wirkte freundlich, anteilnehmend. Wie von einem echten Freund, der einem nur das Beste wünschte.

Wer war das eigentlich?

Ich hatte tatsächlich geschrien, was mir jetzt erst bewusst wurde, weil ich schon wieder ziemlich laut war. Mein Schrei erstarb.

„ Ganz ruhig“, sagte das Gesicht. „Es ist alles in Ordnung, Mark Tate.“

Mark Tate? Wer war denn das nun schon wieder?

Etwa… ich selbst?

Ich atmete tief durch. Jetzt gelang mir das endlich wieder. Dieser andere, der so freundlich tat und mir dermaßen bekannt vorkam… Seine angenehm freundliche Stimme verfehlte nicht ihre Wirkung. Oder tat er mehr für mich, als mich nur seine beruhigende Stimme hören zu lassen?

Ich fühlte, wie sich der Griff seiner Hände an meinen Schultern etwas lockerte. Ich hatte mich halb erhoben, regelrecht zusammengekrampft, und sank nun langsam zurück in die Kissen.

Da war noch jemand. Verdammt noch eins, wo befand ich mich eigentlich? Was waren das denn soeben für Horrorvisionen gewesen, die ich für meine Erinnerungen hielt? Ich konnte sie noch immer nicht einordnen, weil sie für mich überhaupt keinen Sinn ergaben.

Aber ich erinnerte mich zumindest, dass ich im Daedrareich gewesen war, in dieser Welt hinter der Welt. Unerreichbar normalerweise für Menschen. Und umgekehrt war die Erde unerreichbar für Daedras. Beinahe unerreichbar vielmehr. Denn den Übergang schafften die Daedras nur unter ganz gewissen Umständen, wenn die Zeichen für sie ganz besonders günstig waren. Das galt eigentlich auch umgekehrt für uns. Sonst wäre es mir nicht gelungen, dorthin zu gelangen und auch wieder von dort zu fliehen.

Das war nun schon eine ganze Weile her, nicht erst vor meiner Bewusstlosigkeit und dieser Art von Anfall. Aber ich wusste beim besten Willen nicht mehr, was in der Zwischenzeit geschehen war. Weil ich mich noch nicht einmal an meinen richtigen Namen erinnern konnte.

Mark Tate? Ja, so hatte mich der eine genannt. Und die anderen beiden da, die mir ebenfalls irgendwie bekannt vorkamen, obwohl ich keinerlei Ahnung hatte, wer das sein könnte?

Moment einmal: Waren das etwa… Mönche? Sie hatten jedenfalls Kutten an. Die Kapuzen hatten sie zurückgeschlagen. Braune, bodenlange Kutten, um genauer zu sein. Ihre Mienen drückten Besorgnis aus. Meinetwegen offenbar.

Aber auch der, dessen Gesicht ich als erstes gesehen hatte, war so eine Art Mönch, der jetzt einen sorgenvollen Blick mit den beiden wechselte, die ihm anscheinend geholfen hatten, mich regelrecht während dieses Anfalls zu bändigen.

„ Ihre Augen...“, fiel mir auf einmal ein, während sich mein Blick regelrecht sich in die Augen des Bruders bohrten.

Nein, die waren normal. Derzeit zumindest. Meinte ich denn andere Augen? Und ich erinnerte mich: Sie waren gelb gewesen! Ich hatte es gesehen, dieses nichtmenschliche Leuchten...

„ Sie haben eine Menge mitgemacht, Mark Tate! Jeder andere wäre jetzt tot. Wie durch ein Wunder haben Sie überlebt und wirken sogar unverletzt.“

Er siezte mich? Also waren wir keine Freunde. Und wieso kam er mir trotzdem bekannt vor, genauso wie die anderen? Und schon wieder hatte er mich so genannt:

Mark Tate!

Verdammt noch mal, wo war ich hier überhaupt schon wieder rein geraten? Wenn ich mich nur erinnern könnte. Außer an diese gelben Augen mit dem unheimlichen Leuchten…

Daedraaugen?

War ich denn wieder drüben, im Daedrareich?

Unwillkürlich sah ich mich um. Aber nein, seit wann gab es unter den Daedras Menschenähnliche, die als Mönche herumliefen?

Ergeben schloss ich die Augen, um mich zu sammeln. Als ob das jetzt etwas nutzen könnte. Irgendwie war mein Kopf leer. Alles war weg. Außer dieser einen Erinnerung, dass ich vor einiger Zeit im Daedrareich gewesen war, um schließlich von dort wieder zurückzukehren, war nichts mehr da.

Für immer?

*

Die beschwichtigenden Worte des Bruders hörte ich wie aus weiter Ferne. Ich riss die Augen wieder auf. Sein Gesicht schwebte über mir.

„ Können Sie sich denn wenigstens an mich erinnern, Mr. Tate? Ich bin Bruder Sanktus. Äh, eigentlich sind wir ja längst zur vertrauten Anrede übergegangen. Obwohl du dich offensichtlich an nichts mehr erinnerst. Oder ist es Ihnen lieber, wenn wir uns weiter siezen, weil Sie mich ja nicht wiedererkennen?“

Ich konzentrierte mich so sehr darauf, endlich meine Erinnerungen zurück zu erhalten, dass ich gar nicht richtig hinhörte.

Da tauchte etwas auf vor meinem geistigen Auge, nur diffus erkennbar, ohne feste Form, wie es schien, und eine Stimme schien mir zuzuflüstern:

„ Du befindest dich in der Abtei des Daedraordens. Es ist im Grunde genommen ein Kriegsorden. Die beten die Daedrafürsten als reale Götter an. Und hier erholst du dich von den Folgen eines Unfalls.“

Unfall? Lag es daran? Aber was für ein Unfall? Was war nur mit mir geschehen? Irgendetwas hatte sich verändert. Aber ich wusste nicht, was. Und was war mit diesen Bildern in meinem Kopf? Noch einmal: Waren das wirklich echte Erinnerungen oder doch nur Wahnvorstellungen?

„ Sie haben fantasiert, Bruder Mark Tate“, erklärte einer der beiden jüngeren Mönche. „Aber Ihr Zustand wird sich bald bessern...“

Und Bruder Sanktus ergänzte: „Bruder Dubius hier ist Arzt.“

Ich nickte leicht. Und schloss erneut die Augen. Wenn auch nur kurz, denn ich riss die Augen wieder weit auf.

Wann hatte das alles angefangen? Es musste einen Zeitpunkt gegeben haben, von dem ab nichts mehr so gewesen war wie zuvor.

Bruder Sanktus wandte sich an die beiden jüngeren Mönche und bedeutete ihnen mit ein paar Handzeichen, den Raum zu verlassen. Sie gehorchten widerspruchslos.

Dann wandte sich Bruder Sanktus wieder an mich. Dieser Blick...

Was bedeutet er?

„ Manches von dem, was Sie hinter sich haben, wird Ihnen jetzt wie das Überbleibsel eines furchtbaren Alptraums vorkommen“, begann der Bruder. „Träume erscheinen Ihnen wie Erinnerungen und Erinnerungen wie verblassende Träume... Vielleicht war das alles etwas zu viel für Sie...?“

Ich studierte aufmerksam die Gesichtszüge meines Gegenübers.

Konnte ich ihm trauen?

Konnte ich mir selbst noch trauen?

*

Etwa zur gleichen Zeit, aber an ganz anderer Stelle:

„ Hallo, ist da jemand?“

Reverend Mark Michael betrat die Kirche. Die schwere Holztür fiel hinter ihm ins Schloss.

Schatten tanzten an den Mauern.

Das Licht brannte, und Reverend Michael war sich ziemlich sicher, dass er es nicht angelassen hatte, als er am späten Nachmittag zum letzten Mal hier gewesen war. Die Tür war offen gewesen. Es hätte also jemand die Kirche in der Zwischenzeit betreten können.

Warum auch nicht?, ging es Michael durch den Kopf.

Schließlich sollte das Haus Gottes ja für jeden offenstehen. Aber um diese Zeit – das war ungewöhnlich.

Michael hörte ein Geräusch, das ihn förmlich zusammenzucken ließ. Es klang wie ein Schaben oder Kratzen...

Ratten? Nein, nur das nicht.

Aber die Nächte wurden jetzt kälter, da musste man mit derartigen Problemen rechnen. Das letzte Mal, dass der Kammerjäger in seiner Kirche hatte aktiv werden müssen, lag erst ein gutes halbes Jahr zurück.

Michael ging zum Altar.

Das Mondlicht fiel durch das hohe Kirchenfenster. Michael lauschte angestrengt.

Nichts.

Mach einfach das Licht aus und lass es auf sich beruhen.

Er beobachtete einige Augenblicke lang die Schatten oben auf der Empore neben der Orgel.

Deine Fantasie spielt dir einen Streich. Wahrscheinlich bist doch du selbst es gewesen, der das Licht angelassen hat. Geh ins Bett und schlaf dich mal wieder richtig aus. Du kannst schließlich nicht 24 Stunden am Tag für deine Gemeinde da sein.

Reverend Mark Michael hörte den Widerhall seiner eigenen Schritte, als er in Richtung Tür ging. Er verknotete nachlässig den Gürtel des Trenchcoats, den er übergeworfen hatte, bevor er aus dem nahen Pfarrhaus gekommen war.

Als er wieder ein schabendes Geräusch zu hören glaubte, blieb er direkt unter der Empore stehen, blickte hinauf und...

Etwas fiel herab.

Wie Tropfen, dachte er, sah dann auf den Boden.

Würmer!

Mindestens ein Dutzend und dabei einige Exemplare von ungewöhnlicher Größe...

Der Reverend trat ein paar Schritte zurück, um sehen zu können, was sich oben, an der Empore, tat.

Eine plötzliche Bewegung bei den Schatten ließ ihn dann erstarren.

Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen.

ETWAS sprang über die Empore hinweg, direkt auf ihn zu. Eine Gestalt, dunkel wie ein Schatten.

Es ging so schnell, dass der Reverend nicht ausweichen konnte. Die Gestalt riss ihn zu Boden. Ein gurgelnder Laut drang an Michaels Ohren und ließ ihn bis ins Mark erschauern. Der Griff unsagbar kalter Hände raubte ihm den Atem. Er versuchte, die Kreatur von sich abzuschütteln, wollte schreien, sich wehren... Aber es war unmöglich.

Das letzte, was er wahrnahm, war dieser faulige Modergeruch. Der Gestank des Todes.

*

Irgendwann war ich eingeschlafen. Um nach unbestimmter Zeit regelrecht hochzuschrecken.

Ich war so schlagartig wach, dass es mich leicht schwindelte.

Ich war allein. Und es war stockfinster in dem Raum, in dem ich lag. Dennoch konnte ich sehen. Es war eine seltsame Art von Sehen. Nicht wie mit den Augen bei Licht. Obwohl mir kein Detail entging.

Endlich eine echte Erinnerung. Jedenfalls eine, die mir echt vorkam: Ich konnte erst so gut in Dunkeln sehen, seit ich als halber Daedra zurückgekommen war. Das war mein Preis dafür gewesen, dass mir die Rückkehr überhaupt gelingen konnte: Eben zumindest zur Hälfte ein Daedra zu werden.

Aber ich wusste immer noch nicht, wie ich hierhergekommen war. Durch einen Unfall? Mehr hatten sie mir nicht erzählt. Das hieß, eigentlich hatte ja nur einer richtig mit mir gesprochen. Bis ich eingeschlafen war: Bruder Sanktus vom Daedraorden.

Ein Daedraorden? Wieso konnte ich mich daran erinnern, ohne zu wissen, wieso das so war?

Sie hatten mir irgendwie geholfen. Soviel hatte ich begriffen. Also meinten sie es gut mit mir.

Ich sah an mir hinab und bemerkte jetzt erst, dass ich ebenfalls eine Mönchskutte trug. Doch mitten auf der Brust prangte ein seltsames Zeichen. Es bestand aus ineinander verschlungenen Linien. Wie Schlangen, die sich ineinander verheddert hatten.

Mir fiel ein:

Die Verwobenheit der Welten. Von denen die Welt, die wir als Diesseits ansahen, nur eine war. Hinzu kamen Welten wie das Daedrareich, das Land Oran und sicherlich auch noch weitere.

Die Mönche jedoch dienten lediglich dem Daedrakult. Das hieß: Sie waren gewissermaßen selber der Daedrakult! Ein Kult von Kriegern? Aber wie sollte ich das verstehen?

Und sie waren gut zu mir, weil ich selber ein halber Daedra war, schlussfolgerte ich. Kein hoher Fürst, den sie anbeten würden natürlich, aber immerhin…

Ich verließ die Liege, auf die man mich niedergelegt hatte. Und schon wieder fiel mir etwas ein: Als ich zum ersten Mal erwacht war, gewissermaßen mitten in einem besonders irren Anfall, hatte ich diese Kutte überhaupt noch nicht angehabt. Man musste sie mir nachträglich angezogen haben. Ohne dass es von mir bemerkt worden war.

Die Tür war nicht abgeschlossen. Ich trat hinaus.

Dunkle Schatten tanzten an der eiskalten Steinwand des offenbar unterirdischen Gewölbes. Ein leichter Modergeruch erfüllte das Gewölbe. Fackelschein erhellte den Raum mit gerade einmal so viel Licht, um sich einigermaßen orientieren zu können. Falls man nicht im Dunkeln sehen konnte.

Der Raum, den ich verlassen hatte, war anscheinend nur einer von mehreren. Alle anderen waren nicht einsehbar, weil die hölzernen schweren Türen geschlossen waren.

Ich blieb unwillkürlich stehen, als ich die hochaufragende, schattenhafte, in eine Mönchskutte gehüllte Gestalt sah.

„ Kommen Sie ruhig näher, Bruder Mark Tate“, murmelte eine Stimme, die kaum mehr als ein Wispern war.

Zögernd folgte ich dieser Aufforderung. Dabei fiel mir sogar ein, wen ich vor mir hatte.

„ Meister Fidibus?“, vergewisserte ich mich.

Der schattenhaft wirkende Kuttenträger bewegte sich. Er hob den Kopf. Dem Licht der Fackeln gelang es nicht, die Finsternis zu erhellen, die unter der Kapuze herrschte. Seltsam, dass ich zwar im normalen Dunkeln sehen konnte, doch diese Finsternis da vor mir trotzdem nicht durchdringen konnte. Nichts schien dort zu sein. Nichts - außer zwei grellweiß leuchtenden Ovalen.

Augen!, dachte ich.

„ Ich habe Sie erwartet, Bruder Mark“, erklärte der Mann, den ich mit Meister Fidibus angeredet hatte.

Immer mehr Einzelheiten kamen jetzt in meine Erinnerung zurück. Einzelheiten, von denen ich allerdings nicht wusste, wie sie überhaupt in meinen Kopf gelangt waren. Denn einerseits spürte ich, dass ich erst nach jenem angeblichen Unfall hierhergekommen war, um nun erst zum zweiten Mal überhaupt erwacht zu sein. Andererseits wusste ich, dass diese Abtei des Daedrakultes mitten in der einsamen Wildnis der Rocky Montains gelegen war. Und ich befand mich tief in den Gewölben unterhalb der Abtei.

Der Felsen, auf dem das uralte Kloster stand, in dem sich das Zentrum des Ordens jener befand, die sich voll und ganz dem für sie einzig wahren und heiligen Daedrakult verschrieben hatten, war durchzogen von zahllosen Gängen und Kellern. Über Jahrtausende hinweg waren sie entstanden.

Jahrtausende? Aber so lange war doch Amerika noch gar nicht entdeckt…

Und dennoch: Lange vor allem, vielleicht sogar vor der Eroberung dieses Kontinentes durch jene, die heutzutage als seine Ureinwohner galten, war das Kloster entstanden. Zu einer Zeit, als es anscheinend mehr Daedras auf Erden gegeben hatte.

Manche Gänge und Keller und Räume, wie beispielsweise jener, in dem ich erwacht war, waren durch Menschenhand entstanden, andere durch den Weg, den das Wasser nahm, wenn es nach dem Regen auf die Oberfläche traf, um sich dann einen schnellstmöglichen Weg in die Tiefe zu suchen. Das System der künstlichen Gänge war mit einem weitverzweigten natürlich entstandenen Höhlensystem verbunden. Wahrscheinlich war dies bereits in prähistorischer Zeit ein besonderer Ort gewesen. Verflucht oder heilig oder beides.

Meister Fidibus stand regungslos da.

Die eigenartig glühenden Augen starrten mich an. Mich, der ich in diesem Moment nur die einfache Kutte eines Mönchs trug. Waren das gar keine Erinnerungen, was dieses Kloster betraf, sondern waren das Informationen, die auf geheimnisvolle Weise in meinen Kopf gerieten?

Nun, Telepathie war mir ja nicht ganz fremd. Obwohl ich mich leider in diesem Moment immer noch nicht erinnern konnte, wieso das so war.

Ich konzentrierte meine Aufmerksamkeit wieder auf den Meister. Er war anscheinend so eine Art Abt des Klosters der Daedraanbeter und hatte die Hände in den weiten Ärmeln des Gewandes verborgen. Die Kapuze war auf einmal zurückgeschlagen, so dass der matte Schein der Fackeln auf sein Gesicht fiel. Das weiche Licht milderte den Rotstich in seinen Haaren.

Dass er die Kapuze zurückgeschlagen hatte, war mir vollkommen entgangen. Ich war offensichtlich zu sehr abgelenkt gewesen. Oder wie war das zu erklären?

„ Große Dinge stehen bevor“, behauptete Meister Fidibus. „Dinge außerhalb jedes menschlichen Verständnisses. Unsere alten Feinde, die Daedrafürsten der bösen Art, sind stärker denn je bemüht, ihren Herrschaftsbereich auszudehnen...“

„ Ja, ich weiß, Meister“, murmelte ich. Was war das denn? Wieso waren überhaupt diese Worte über meine Lippen gekommen? Denn nichts wusste ich doch eigentlich…

Und doch: Jetzt fiel mir auf einmal ein, dass der Orden der Daedraanbeter durchaus einen Unterschied machte zwischen den Daedras. Denn jene waren durchaus mit Menschen vergleichbar, was ihren Charakter betraf. Es gab eben gute genauso wie besonders böse.

Zum Beispiel der namenlose Daedrafürst, der mir nun schon einige Male erschienen war…

Es durchzuckte mich regelrecht: Ja, das war es! Deshalb war ich hier! Weil der namenlose Daedrafürst dafür gesorgt hatte. Er hatte diesen Orden mir gegenüber niemals erwähnt. Da war ich mir auf einmal hundertprozentig sicher. Ich hatte auch nichts davon erfahren während meines Aufenthaltes im Daedrareich.