Mark Tate und die Rückkehr des Wurmgottes: Neuer Mark Tate Roman 12 - W. A. Hary - kostenlos E-Book

Mark Tate und die Rückkehr des Wurmgottes: Neuer Mark Tate Roman 12 E-Book

W. A. Hary

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Beschreibung

Ich blickte die heruntergekommene Brownstone-Fassade des Celebrity Hotels hinauf, irgendwo im Grenzgebiet zwischen Yorkville und dem spanisch geprägten East Harlem. Vor gut dreihundert Jahren stand hier ein anderes Gebäude, ging es mir durch den Kopf. Auch ein Hotel. Gott, ich konnte mich sogar erinnern! Obwohl es in einem früheren Leben gewesen war.

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W. A. Hary, Alfred Bekker

Mark Tate und die Rückkehr des Wurmgottes: Neuer Mark Tate Roman 12

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Inhaltsverzeichnis

Copyright

Mark Tate und die Rückkehr des Wurmgottes: Neuer Mark Tate Roman 12

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Bathranor Books, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2024 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alles rund um Belletristik!

Mark Tate und die Rückkehr des Wurmgottes: Neuer Mark Tate Roman 12

Von W. A. Hary und Alfred Bekker

„He, Sie, das ist eine Straße, kein Schlafplatz.“ Wie aus weiter Ferne drangen die Worte in mein Bewusstsein.

Worte, gesprochen in amerikanischem Englisch. Das wenigstens registrierte ich, wenn auch ganz am Rande. Also befand ich mich zumindest immer noch auf diesem Kontinent.

Jemand packte mich hart bei den Schultern, rüttelte mich.

„ Los, steh auf, du Penner.“

Ich richtete mich langsam auf. Der Asphalt, auf dem ich gelegen hatte, war feucht. Es hatte geregnet. Der Mann, der mich ziemlich rüde angefasst hatte, war ein privater Security Guard.

Mein Blick glitt die Straße entlang. Ich sah auf eines der Schilder. Avenue A stand dort. Discotheken und Clubs reihten sich aneinander. Das war seit einigen Jahren typisch für Alphabet City, das Gebiet um die Avenuen A, B, C und D, etwas oberhalb der Lower East Side gelegen.

New York City!

„Verzieh dich!“, sagte der Security Guard.

„Ja, ja“, versprach ich.

Das Ritual des Meisters musste mich direkt hierher transferiert haben. Die Tatsache, dass ich auf dem feuchten Asphalt gelegen hatte, hatte nicht gerade zu einem gepflegten Äußerem beigetragen. Kein Wunder, dass man mich für einen Obdachlosen hielt, der hier die Nacht verbracht hatte.

Ich stand auf. Der Security Guard beobachtete mich dabei misstrauisch, wartete ab, bis ich hinter der nächsten Straßenecke verschwunden war.

In meiner Faust spürte ich den Schlüssel, den Meister Fidibus mir gegeben hatte. Zu einem Schließfach, wo ich alles finden würde, was ich jetzt brauchte…

*

Ja, es war ein sehr regnerischer, kalter Sonntag, der in New York City begonnen hatte. Ein Wetter wie ein böses Omen... Ich schlug den Mantelkragen hoch, als ich das Taxi verließ. Das gelbe Cab brauste davon.

Ich achtete nicht auf den Regen.

Meine überlangen Haare klebten bereits nach wenigen Augenblicken am Kopf, obwohl die Bandana, die ich gern darüber trug, mich leidlich schützte.

Ich blickte die heruntergekommene Brownstone-Fassade des Celebrity Hotels hinauf, irgendwo im Grenzgebiet zwischen Yorkville und dem spanisch geprägten East Harlem.

Vor gut dreihundert Jahren stand hier ein anderes Gebäude, ging es mir durch den Kopf.

Auch ein Hotel.

Gott, ich konnte mich sogar erinnern! Obwohl es in einem früheren Leben gewesen war.

Niemand anderes als Blombergen hatte hier residiert.

Und ich hatte mich nicht zufällig jetzt schon wieder genau hierher begeben. Ich hatte diesen Ort mit Bedacht ausgewählt. In diesem Moment glaubte ich beinahe, die Energien spüren zu können, die sich hier bündelten. Genau an diesem Punkt.

Es waren keine daedrischen Energien. Also hatten die Ordensbrüder der daedrischen Götter, sowohl die finsteren als auch die weißen unter Meister Fidibus, nichts damit am Hut. Und sie hatten keine Ahnung, dass ich schier unendlich Erfahrung hatte mit ganz anderen Kräften. Jenen nämlich, die man der Hölle selbst zuschrieb. Wenn sie böse waren. Aber auch denen des sogenannten Himmels, wenn sie Gutes bewirkten. Die Rede war von Schwarzer und Weißer Magie.

Ich ging die Treppe mit dem gusseisernen Geländer hinauf, die zum Eingang führte.

*

Holder Daniel und Carl Hunter saßen in einem metallicfarbenen Chrysler der Fahrbereitschaft des FBI-Field Office von New York. Metallic, dachte Holder Daniel. Wie typisch. Metallic war am unempfindlichsten, verblasste nicht so leicht wie andere Lackfarben.

Uncle Sam ist sparsam, dachte Holder Daniel.

Die Regentropfen klackerten auf das Dach.

Holder Daniel rieb sich die Nasenwurzel, gähnte.

„Da ist er“, hörte er Carl Hunter sagen. Daniel schaute auf, sah den hochgewachsenen, durchtrainiert wirkenden Mann vor dem Celebrity Hotel stehen.

Carl Hunter fragte:

„ Warum, um Himmels Willen, müssen wir uns mit dem Kerl in einer solchen Absteige treffen?“

„Weil er darauf besteht, Carl.“

„Muss ja ein ganz besonderes Kaliber sein, dieser Tate.“

„Wenn man nach O’Brian geht, dann ist er es.“

„Für mich hörte sich das alles nach den Wahnvorstellungen eines von Paranoia geplagten FBI-Agenten an.“

„Du sprichst von O’Brian?“

„Bist du heute schwer von Begriff, oder was ist los, Holder?“

„Mein Gehirn ist heute auf Freizeit eingestellt.“

„Weil Sonntag ist?“ Carl Hunter lachte heiser auf. Dann fragte er: „Sollen wir Tate ansprechen?“

„Nein. Wir warten noch. Also, nicht sofort. Erst behalten wir die Gegend im Auge.“

„Du denkst doch nicht, dass ihm jemand gefolgt ist?“

„Kannst du es denn ausschließen, Carl?“

*

Es klopfte irgendwann.

Ich blickte auf.

„Herein“, sagte ich nachlässig und ein wenig wie geistesabwesend. Meine Hand umklammerte dabei unbewusst die kleine Dose, die Meister Fidibus mir gegeben hatte. Die Dose mit dem Salz des Lebens, wie er es genannt hatte. Dabei hatte ich noch nicht einmal eine Ahnung, wieso ich das tat. Weil ich doch eher zu der Meinung neigte, es nicht zu benötigen. Vor allem, weil es Wirkungen erzielte, die ich nicht bestimmen konnte. Sonst hätte mich dieses Salz des Lebens nicht vollkommen gegen meinen eigenen Willen in diese Taschendimension entführt, aus der heraus mich der Meister direkt hierher nach New York transferiert hatte..

Die Tür öffnete sich.

Zwei Männer in grauen, langweiligen Anzügen traten ein. Sie hielten mir ihre FBI-Dienstausweise entgegen.

„Special Agent Holder Daniel“, stellte der eine sich vor und deutete dann auf seinen Partner. „Dies ist mein Kollege Carl Hunter. Sie sind Mark Tate?“

„Der bin ich.“

Hunter kickte die Tür mit dem Absatz zu.

„Zwischenzeitlich hat uns die Nachricht beunruhigt, Sie seien mit dem Flugzeug abgestürzt“, meinte er und musterte mich dabei. „Aber wie ich sehe, sind Sie bei guter Gesundheit.“

Ich erwiderte ruhig den Blick.

„Diese Information scheint auf falschen Grundlagen zu beruhen“, log ich frech.

Carl Hunter grinste.

„Umso besser!“

„Ich bin gut in New York angekommen, auch wenn ich einen kleinen Umweg hinter mir habe. Das ist doch alles, was zählt, oder?“

„Klar.“

„Ich bin hier, alles andere ist uninteressant.“

Carl Hunter hob die Hände.

„ Ganz wie Sie meinen...“

Holder Daniel sagte indessen:

„ Sie haben bereits mit unserer Behörde zusammengearbeitet...?“

„Das ist richtig.“

„Sie scheinen bei ganz hohen Stellen einen ziemlich großen Kredit zu besitzen.“

„Ich schlage vor, Sie kommen zur Sache, Holder.“

Holder Daniel verzichtete darauf, mich zu korrigieren, was seinen Namen betraf.

„Es geht um eine Bedrohung der nationalen Sicherheit durch...“ Holder Daniel zögerte, es auszusprechen.

Warum nur?, fragte er sich selbst dabei. Du weißt doch, dass es diese Dinge gibt, auch wenn es allgemein geleugnet wird. Du bist doch einer der wenigen, die die Realität der finsteren Mächte bezeugen könnte, die alles Leben, alle Ordnung bedrohen.

„Magie?“, fragte ich mit einem milden Lächeln um die Lippen. „Oder bevorzugen Sie einen anderen Terminus? Einen, der sich mit dem aufgeklärten Weltbild eines Menschen des einundzwanzigsten Jahrhunderts besser vereinbaren lässt?

Außersinnliche Wahrnehmung, parapsychologische Phänomene, Grenzwissenschaften...“

Von Daedras fing ich schon gar nicht an. Ich wusste ja nicht, ob die beiden dahingehend überhaupt eingeweiht waren.

Carl Hunter mischte sich ein.

„Hören Sie, es geht um Dinge, an die ich mich immer noch weigere zu glauben, aber es heißt, Sie verstünden was davon. Ist das der Fall?“

„Ja.“

„Dann werden Sie uns helfen?“

„So weit ich kann.“

Auf Carl Hunters Stirn bildeten sich ein paar Falten.

Die Zusammenarbeit mit ihm wird schwierig werden, dachte ich unwillkürlich. Schwierig, aber nicht unmöglich...

„Es geht um eine Fallaktivierung aus dem Jahr 1963.“

Er redete um den heißen Brei herum, wurde mir klar. Er wusste noch nicht, in wie weit er mir vertrauen sollte. Der andere war zugänglicher.

Carl Hunter ging quer durch das kleine, schäbige Zimmer, das ich im Celebrity Hotel bewohnte.

Das Zimmer einer Absteige.

Hunter erinnerte sich daran, vor ein paar Jahren schon einmal hier gewesen zu sein, um einen der vorangegangenen Besitzer des Hotels wegen Förderung der Prostitution festzunehmen. Holder Daniel ließ unterdessen den Blick über meine Sachen schweifen. Mein Koffer lag auf dem Bett, geöffnet. Neben Hemden und Wäsche waren auch zwei Bücher zu sehen. Dicke, staubige Folianten, die wie antiquarische Kostbarkeiten aussahen.

Das alles gehörte im Grunde genommen nur deshalb mir, weil ich es in dem Schließfach gefunden hatte. Der Orden der daedrischen Götter hatte es für mich dort hinterlegt. Die uralten Folianten darin beschrieben unter anderem, was Daedras waren. Ich brauchte sie nicht zu lesen. Ich war selber ein halber Daedra. Seit ich persönlich in jener Welt hinter der Welt gewesen war…

„Wissen Sie, was die BLOMBERGEN-Direktive ist, Mr. Tate?“, fragte Holder Daniel jetzt unvermittelt in das Schweigen hinein.

Ich blickte auf.

„Ich habe davon gehört“, behauptete ich. Es wäre ja auch ziemlich unangebracht gewesen, ihm zu erzählen, dass ich Blombergen vor Jahrhunderten persönlich gekannt hatte.

„Das ist gut.“

Carl Hunter wirbelte herum.

„ Ich möchte, dass Sie sich über zwei Dinge im Klaren sind, Mr. Tate.“

Ich hob wie überrascht die Augenbrauen.

„Und die wären?“

„Erstens ist alles, was hier geredet wird, top secret. Falls Sie sich nicht daran halten, verstoßen Sie gegen die nationale Sicherheit der Vereinigten Staaten von Amerika.“

„Ist das eine Drohung?“

„Ein Hinweis darauf, dass Staaten im allgemeinen nicht sonderlich zimperlich mit Leuten sind, die ihre Sicherheit bedrohen - oder von denen sie es glauben.“

„Ich verstehe.“

„Das hoffe ich.“

„Und was ist das zweite?“

„Sie werden keinen Schritt auf eigene Faust unternehmen. Diese Sache ist UNSER Fall. Ich hoffe, auch was das angeht, haben wir uns verstanden.“

Ich stand langsam auf und machte dann unvermittelt einen Schritt auf Carl Hunter zu, der so schnell erfolgte, dass der G-man unwillkürlich zusammenzuckte. Eine derart rasche Bewegung hatte Hunter mir offenbar gar nicht zugetraut.

Mein Zeigefinger richtete sich wie der Lauf einer Waffe auf Hunter.

„Und jetzt hören SIE MIR zu, Agent Hunter! Sie halten all das für Quatsch, was Ihnen Ihr Vorgesetzter an Informationen übermittelt hat. Sie glauben nicht - nicht wirklich! - an die Bedrohung, in der wir uns alle befinden. Sie denken, dass die Mordserie, die sie aufklären sollen, lediglich das Werk eines wahnwitzigen Einzelgängers ist, aber Sie irren sich! Es steckt viel mehr dahinter!“

„Woher...?“

Ein kaltes, dünnes Lächeln erschien auf meinem Gesicht. Es kam ganz von allein. Diesmal hatte auch der Daedrafürst nichts damit zu tun. Von wo auch immer er mich beobachtete oder immer wieder manipulierte, was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ahnen konnte…

„Ich habe auch meine Informationsquellen...“

„Was Sie nicht sagen...“

Holder Daniel hatte sich den Disput schweigend und wie unbeteiligt angehört. Jetzt zog er einen Umschlag aus der Innentasche seines grauen Jacketts.

„Ich habe hier Fotos eines Tatorts“, erklärte er, an mich gewandt, und reichte mir den Umschlag.

Ich steckte die Dose mit dem Salz des Lebens in die Hosentasche, nahm das Couvert, langte hinein - und holte die Bilder heraus. Ich betrachtete sie stumm und mit regungslosem Gesicht.

Die Szenerie auf den Bildern war im wahrsten Sinne des Wortes grauenerregend.

Selbst der perverseste Splatter-Filmer hätte sich das nicht detailreicher vorstellen können: Ein Hotelzimmer. Übersät mit Blut und Gedärm. Die Spurensicherer, die dort hatten tätig werden müssen, waren nicht zu beneiden.

Einige Sekunden blieb mein Blick bei dem ungeborenen Kind, das der Killer getötet hatte, indem er die werdende Mutter ausgeweidet hatte.

„Der Bericht der Scientific Research Division ist ebenfalls im Umschlag“, erläuterte Holder Daniel. „Die Kollegen vom SRD konnten mit einigen Einzelheiten nicht so recht was anfangen. Aber vielleicht wissen Sie ja mehr?“

Ich sah mir die Bilder vom Tatort ganz genau an.

Mein Blick blieb dabei starr, das Gesicht regungslos. Wie viele ähnliche Bilder des Grauens hatte ich schon gesehen? Löste so etwas überhaupt noch etwas in mir aus?

Nach einer Weile ging ich die restlichen Bilder schneller durch. Es kam mir nicht auf die zerfleischte Leichenteile an, bei denen kaum noch zu erkennen war, dass es sich einst um ein menschliches Wesen gehandelt hatte. Auf dem Boden verstreut da liegende Organe, blutige Fleischklumpen, scheinbar wahllos dahin geworfen…

Aber das alles waren für mich jedenfalls im Moment nur Nebensächlichkeiten.

Agent Hunter meldete sich zu Wort.

„Dieser Fall hängt zusammen mit ein paar anderen, bei denen die Opfer ebenso bestialisch zugerichtet wurden. Es begann mit einem Reverend, der in seiner Kirche in Newark überfallen wurde, dann eine Frau in einer Nebenstraße – in der Nähe des Mordes in diesem Hotelzimmer -, ein Vorfall an einer Subway-Station in Brooklyn... Wie Sie dem Bericht der Scientific Research Division entnehmen können, ist am Tatort jeweils DNA gefunden worden, die vom Täter stammen muss.“

„DNA, deren Struktur Ihre Experten daran zweifeln ließ, dass sie von einem Menschen stammt!“, schloss ich.

„Woher wissen Sie das?“, fragte Holder Daniel.

Er hat in die SRD-Unterlagen nicht einmal einen Blick geworfen!, ging es dem G-man dabei durch den Kopf. Falten zogen sich über seine Stirn. Die Augenbrauen bildeten jetzt eine Schlangenlinie. Was ist das nur für ein Mann, dieser Tate?

Ich lächelte matt.

„Ist Ihnen der Name Blombergen ein Begriff?“, fragte ich wie nebenbei.

„Wir kennen eine sogenannte BLOMBERGEN-Direktive, die seit den Tagen des ersten amerikanischen Präsidenten in Kraft ist.“

„Blombergen unternahm okkulte Experimente. Mit Hilfe uralter Beschwörungsformeln und im wahrsten Sinn des Wortes abscheulichen Ritualen versuchte er, Tote zum Leben zu erwecken.“

Holder Daniel runzelte die Stirn.

„ Fahren Sie fort, Mr. Tate.“

Er will seine Karten nicht offen auf den Tisch legen!, dachte ich. Wahrscheinlich durfte er es auch gar nicht und misstraute mir obendrein noch. Aber das war verständlich.

Carl Hunter sah seinen Partner an, aber dieser erwiderte den Blick nicht.

Ich fuhr fort:

„ Blombergen begann mit seinen Experimenten bereits während des Unabhängigkeitskrieges. An Leichen herrschte damals ja kein Mangel: Er holte sie sich von den Schlachtfeldern. Sein Traum war, sie wieder zum Leben zu erwecken und weiterkämpfen zu lassen.“

„Eher eine Art Alptraum“, versetzte Hunter.

Ich zuckte die Achseln.

„ Er war jedenfalls fasziniert von diesem Gedanken, und nachdem die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten Wirklichkeit geworden war, konnte er sogar den extrem abergläubischen Washington von diesem Gedanken begeistern. Blombergen bekam Regierungsmittel...“

Ja, davon habe ich gelesen, ging es Daniel durch den Kopf. Woher weiß dieser Mann nur all diese Dinge? Hat er Zugang zu Informationsquellen, von denen nicht einmal das FBI etwas ahnt?

„Blombergen war erfolgreich“, fuhr ich ungerührt fort. Auch diesmal nicht erwähnend, dass Blombergen damals schon Jahrhunderte alt gewesen war, weil ich ihn Jahrhunderte vorher bereits hatte kennenlernen können. Also lange vor all diesen Scheußlichkeiten, die auf sein Konto gingen. Als er sich noch in erster Linie mit Weißer Magie beschäftigt hatte. Anstrebend, ein mächtiger Weißer Hexer zu werden, wie ich mich jetzt wieder erinnerte.

„ Es gelang ihm tatsächlich, Tote zum Leben zu erwecken. Aber es war nur eine Art Scheinleben. Er beschwor Wesen aus anderen Dimensionen, Dämonen, wie er damals dachte, die normalerweise nicht in der Lage sind, in unserer Welt zu existieren. Er nannte sie halt Dämonen, aber…“

Ich brach kurz ab, überlegend, ob ich jetzt überhaupt den Begriff Daedra benutzen sollte. Ich entschied mich dagegen:

„ Diese sind gewiss auch unter zahllosen anderen Namen bekannt. Die lebenden Toten waren von ihnen besessen. Allerdings ließen sie sich nicht in der Weise manipulieren, wie Blombergen sich das vorgestellt hatte. Die Wahrheit ist, dass umgekehrt diese Dämonen durch Blombergen eine Möglichkeit gefunden hatten, in unsere Welt zu gelangen...“

„Und das ist jetzt wieder geschehen?“, fragte Hunter skeptisch.

„Ja. Damals gelang es, diese Art von Dämonen wieder zu verbannen. Blombergen selbst verschwand dabei unter nie geklärten Umständen.“

„Und was ist Ihrer Meinung nach JETZT passiert?“, blieb Hunter hartnäckig.

„Jemand hat mit Blombergens damals angewandten Ritualen experimentiert und...“

„...und ein Monstrum erschaffen!“, vollendete Holder Daniel.

Ich holte tief Luft.

„ Wir wollen hoffen, dass es wirklich nur eins ist.“

Dabei dachte ich an die finstere Variante des Ordens der daedrischen Götter. Ich hatte die selber gespürt vor dem Flugzeugabsturz. Ich war jetzt vollkommen sicher, dass diese versucht hatten, mich zu vernichten. Dabei hatten sie den Novizen geopfert, der sich bei uns eingeschlichen hatte als ihr Spion. Meine Vernichtung war ihnen diese Opferung wert gewesen. Dabei würde wohl die Enttäuschung bei ihnen besonders groß sein, wenn sie erfuhren, dass ich trotzdem noch lebte. Ohne dass sie auch nur ahnen durften, wie ich das überhaupt geschafft hatte.

Ich musterte die beiden Agents und überlegte dabei, ob Blombergen in Wahrheit sogar noch lebte. Vielleicht war er ja damals schon Mitglied gewesen dieses finsteren Kultes? Und war es noch immer? Wenn ja, denn sicherlich als einer seiner Führer. Gerade so wie Meister Fidibus beim kultistischen Gegenstück?

Hunter fragte:

„ Wer könnte ein Interesse daran haben?“

Ich hob die Augenbrauen.

„ Das wiederum wäre eine Frage, die vermutlich eher Sie beantworten könnten!“

Noch immer war ich nicht bereit, von Daedras zu sprechen oder gar den Orden zu erwähnen. Was hätte es denn gebracht? Es hätte uns jedenfalls nicht weiter geholfen in dieser Situation.

Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen. Ich nutzte die Zeit und nahm mir noch einmal das Datenmaterial vor, las diesmal auch im Bericht der SRD.

Hunter nahm sich ein Kaugummi, kaute darauf herum und machte anschließend eine Blase damit.