Martin Luther - Christian Feldmann - E-Book

Martin Luther E-Book

Christian Feldmann

4,9
5,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Rowohlt E-Book Monographie Martin Luther wollte weder eine neue Kirche gründen noch eine Revolution auslösen. Erst der Hochmut der klerikalen Hierarchie und das Ränkespiel der Politik machten aus ihm den wilden Kämpfer und Reformator. Vielleicht das aufregendste Leben der deutschen Religionsgeschichte – kenntnisreich und spannend erzählt. Das Bildmaterial der Printausgabe ist in diesem E-Book nicht enthalten.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 227

Bewertungen
4,9 (14 Bewertungen)
13
1
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Christian Feldmann

Martin Luther

Rowohlt E-Book

Inhaltsübersicht

Maßloses Genie«Ich bin oft vor dem Namen Jesu erschrocken»: Ein Aufsteiger wird Mönch (1483–1517)«Das hieß den Himmel herabstürzen und die Welt in Brand stecken»: der Streit um den Ablass (1517/18)«Des Papstes Gewalt ist nicht über der Schrift»: der Konflikt mit Rom (1518–1521)«Der Mensch wird gerecht durch den Glauben»: eine aufregend neue Theologie (1521–1525)«Sonst würde eines das andere fressen»: Reformation statt Revolution (1523–1525)«Ich will keines Meister sein»: ein zorniger Kirchenvater (1525–1530)«Also sind und bleiben wir ewig geschieden»: Die Bewegung wird zur Kirche (1530–1546)ZeittafelZeugnisseAbkürzungsverzeichnisBibliographieBibliographienWerkausgabenQuellen- und QuellensammlungenHilfsmittelJahrbücher, ZeitschriftenBiographische ZugängeEinführungen in Denken und WerkZeitgeschichteEinzeluntersuchungenNachwirkungElektronische MedienWebsitesFilme
[zur Inhaltsübersicht]

Maßloses Genie

Ist er ein mittelalterlicher Mönch gewesen oder ein Pionier der Moderne? Ein zutiefst Religiöser oder ein Renaissancemensch? War er ein Kirchenspalter oder Glaubensvater? Reaktionär oder Rebell? Humanist oder Antisemit? Aufklärer oder Teufelsgläubiger? Nationalist oder Europäer? Wer war Martin Luther?

Stärker als die 122 voluminösen Bände der 2009 abgeschlossenen «Weimarer» Gesamtausgabe seiner Werke, eindrucksvoller als die mehr als drei Millionen Belegkarten zu Personen, Orten, Stichwörtern im Tübinger «Luther-Archiv» dokumentieren die Mitgliederzahlen der protestantischen Kirchen – eine Drittelmilliarde, wenn man Lutheraner, Reformierte und Freikirchen zusammenrechnet –, welche Bedeutung dieses 1546 begrabene geniale, maßlose, chaotische, penible, intellektuell hochfliegende, schrecklich vereinfachende, in Gott und die Menschen verliebte, von wildem Hass getriebene, melancholische, cholerische, verletzend aggressive, an sich zweifelnde Energiebündel, das sich selbst abwechselnd als Doktor über alle Doktoren im ganzen Papsttum[1] und als armer stinkender Madensack[2] bezeichnet hat, bis heute besitzt.

Dass altvertraute Klischeevorstellungen das nüchterne Interesse an Fakten hartnäckig überwuchern, beweist nur, wie quicklebendig der Mythos Luther immer noch ist.

Höchstwahrscheinlich hat nicht der Professor Luther die berühmten 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche geschlagen, sondern der Pedell der Universität, wie es üblich und von den Statuten sogar vorgeschrieben war[3] – wenn es den Thesenanschlag überhaupt gegeben hat.

Der trotzige Satz «Hier stehe ich, ich kann nicht anders» ist zwar in die Geschichte eingegangen und gehört zum Repertoire gängiger Redewendungen – aber Luther hat ihn nie gesagt vor dem in Worms versammelten Reichstag.

Seine Bibelübersetzung war zweifellos die schönste, genaueste und einflussreichste – aber keineswegs die erste. Schon vor Luther gab es vierzehn oberdeutsche und vier niederdeutsche Vollbibeln[4], ganz zu schweigen von den vielen Auswahlausgaben und den rund hundert Sammlungen der Sonntagsevangelien, die in den fünf Jahrzehnten vor der «Lutherbibel» erschienen sind.

Luthers kritische Anmerkungen zur Ablasspraxis entsprachen weitgehend traditioneller Theologie und offizieller römischer Lehre. Die Extremisten in den eigenen Reihen, die aus der religiösen Freiheitsbotschaft unbefangen politische und gesellschaftliche Revolutionsprogramme ableiteten, stoppte er mit eiserner Konsequenz, auch wenn dabei Blut floss. Er wies alle Versuche ab, ihn zum politischen Führer zu machen. Er wollte keine neue Kirche gründen, sondern dabei helfen, die Christenheit zu ihren schlichten Anfängen zurückzuführen. Ein Reformator wider Willen.

Und doch hat er die Welt verändert. Die von ihm ausgelöste Bewegung beendete das Mittelalter – als Epoche der Einheit von irdischer und himmlischer Welt und der kirchlichen Kontrolle über die Gesellschaft –, verstand das Christsein als individuelle Haltung, nicht mehr als automatischen Bestandteil einer politischen oder gesellschaftlichen Identität, und machte den Menschen mündig, weil zwischen ihm und Gott nun nur noch die Bibel stand, keine kirchlichen oder staatlichen Autoritäten. In der idealen Theorie, versteht sich.

Merkwürdig, dass man sich heute noch so für ihn interessiert. Wer soll in einer Zeit, die an Gottes Existenz überhaupt zweifelt, Luthers verzweifelte Suche nach einem gnädigen Vater im Himmel verstehen?

Aber hinter der postmodernen Fassade lauern all die uralten Ängste und Fragen, die Suche nach dem Sinn, die Sehnsucht nach etwas, das bleibt, die Furcht, am Ende mit leeren Händen dazustehen. Was, wenn dieses absurde Universum, in dem Kinder verhungern und Menschen wegen ihrer Religion oder Hautfarbe massakriert werden, doch einen Schöpfer haben könnte, der um seine Kreaturen weint und sie glücklich sehen will? Was, wenn dieser Gott tatsächlich in Jesus ein menschliches Gesicht angenommen haben sollte?

Was, wenn Martin Luther recht hat mit seiner Auffassung, dass Glauben kein Für-wahr-Halten kirchenamtlich verordneter Lehrsätze bedeutet, sondern ein vertrauensvolles Sich-Einlassen auf diesen Gott, daß wir ihn annehmen sollen, ihn küssen und herzen, uns an ihn hängen, uns von ihm nicht reißen noch ihn uns nehmen lassen[5]?

[zur Inhaltsübersicht]

«Ich bin oft vor dem Namen Jesu erschrocken»: Ein Aufsteiger wird Mönch (1483–1517)

Was über Martin Luther erzählt wird, stimmt nicht immer. Was er selbst von sich berichtet, noch viel weniger.

Er hieß bis zum 24. Lebensjahr gar nicht Luther, sondern Luder. Sein Geburtsjahr ist unsicher: Während er selbst das Jahr 1484 wegen der günstigen Planetenkonstellation favorisierte, hielten seine Mutter und später auch sein Weggefährte Philipp Melanchthon an 1483 fest. Er war keineswegs der Sohn eines Bauern[6] oder armen Bergmanns[7], sein Vater war ein aufstrebender Unternehmer, der Anteile an Hüttenwerken und Bergbaugesellschaften sowie eine repräsentative Hofanlage mit Stallungen und Lagerhäusern besaß. Und im Elternhaus herrschten nicht Prügel, Geiz und freudlose Strenge, sondern Sparsamkeit und nüchterne Zuneigung.

Die eigene Biographie nach bestimmten Mustern zu stilisieren erschien im 16. Jahrhundert noch weniger unmoralisch als heute. Beim Tischgespräch verklärte oder dramatisierte der alternde Luther manche Erinnerung. Und übertrieb gern etwas, im Bestreben, seinen Lebensweg als erstaunliche Fügung Gottes zu schildern.

Martins Großvater Heine Luder, vielleicht abgeleitet von Lothar, gehörte im Dorf Möhra bei Eisenach zu den wohlhabenden Bauern, und seine Frau stammte aus der reichsten Sippe im Ort. Weil nur der jüngste Sohn erbberechtigt war, musste Martins Vater Hans Luder, einer der älteren Söhne, einen anderen Beruf wählen. Er stieg in den Kupferschieferbergbau ein, damals die Zukunftstechnologie schlechthin, eine echte Goldgrube. An Elbe und Saale, im Erzgebirge, im Harz, in Tirol investierten große Handelshäuser wie die Fugger in Bergwerke, Schmelzhütten und metallverarbeitende Betriebe.

Hans Luder heiratete Margarete Lindemann aus einer noblen Eisenacher Familie, arbeitete sich vom Berghäuer zum Hüttenmeister hoch, zog in die Bergbaustadt Mansfeld und verkaufte auf der Leipziger Messe Rohkupfer an die Besitzer der sogenannten Seigerhütten, die aus dem Kupfer Silber herausfilterten. Während zeitgenössische Chronisten die Umweltzerstörung durch die expandierenden Bergwerksbetriebe anprangerten, sollte Martin Luther später den Abbau von Gold und Silber als sinnvolle Nutzung der Gaben Gottes preisen.[8]

Das Bergwerksgeschäft war riskant; Vater Luder musste sich hoch verschulden und eine Zeitlang jeden Pfennig umdrehen. Ausgrabungen und Bauforschungen im Bereich seines Mansfelder Hauses belegten 2003 jedoch den sozialen Status des Kleinunternehmers: Martin Luder wuchs in einer wohlhabenden Familie auf. Auf den Mittagstisch kamen junge Hühner, zartes Schweinefleisch, Karpfen, Hecht und Aal, dazu Singvögel wie Rotkehlchen, Goldammer und Dorngrasmücke. Man trank aus filigranen Pokalen und benutzte zierliche Messer. Und als einer der «Viermänner» vertrat Hans Luder die Bürgerschaft gegenüber dem Mansfelder Magistrat.

Folgt man den Legenden, so waren in Martins Elternhaus Schläge, Moralpredigten und düstere religiöse Riten an der Tagesordnung. Das alles nur, weil Martin zeitlebens ein gespanntes Verhältnis zu seinem Vater hatte – ziemlich normal zwischen einem hart arbeitenden Aufsteiger und einem ungebärdigen Sohn, der sich als frommer Revoluzzer aufführt, statt einen lukrativen Beruf zu ergreifen – und weil sich unter mehr als siebentausend «Tischgesprächen» zwei oder drei triste Erinnerungen finden, von studentischen Zuhörern notiert und von Luther niemals gegengelesen: Meine Mutter stäupte mich einmal um einer geringen Nuss willen, bis Blut kam.[9]– Mein Vater stäupte mich einmal so sehr, dass ich vor ihm floh und dass ihm bang war, bis er mich wieder an sich gewöhnt hatte.[10] Ein Vater, dem «bang» ist, weil er seinen Sohn durch Härte verschreckt hat, ein Vater, der bei meiner Mutter geschlafen und mit ihr gescherzt hat und sind fromme Leute gewesen[11], ein Vater, dem er bei dessen Tod einen überaus lieben Umgang[12] bescheinigt – so ein Vater kann kein gefühlloser Haustyrann gewesen sein.

Ließ sich der Austritt aus dem Kloster leichter erklären, wenn Martin sich hinter einem rigorosen Erziehungszwang verschanzte, der ihn hineingetrieben habe? Sogar jene psychiatrischen Beobachter, die Luther abwechselnd eine manisch-depressive Psychose, eine klassische Depression, die «quasi-hysterische Folge eines infantilen Sexualkomplexes»[13], Halluzinationen oder Analfixierung bescheinigen, mahnen hier zur Vorsicht, «denn Luther gehört zu den Autobiographen mit einem Hang zum Schauspielern, die selbst von ihrem neurotischen Leiden begeistert Gebrauch machen und aus sorgfältig ausgewählten Erinnerungen und den Hinweisen eines verlangenden Publikums ihre eigene offizielle Persönlichkeit erschaffen»[14].

Aus dem Jungen sollte etwas werden, Bergbauunternehmer wie sein Vater oder Beamter im fürstlichen Dienst. Hans Luder schickte seinen Martin zunächst auf die Mansfelder Stadtschule, dann auf die Domschule in der vornehmen Handelsstadt Magdeburg und schließlich nach Eisenach, wo er bei einer freundlichen Patrizierfamilie italienischer Abstammung wohnte und ein hervorragendes Latein lernte. Im Rechnen war er dagegen bis an sein Lebensende miserabel.

1501 begann der Siebzehnjährige in Erfurt zu studieren, noch kein spezielles Fach wie heute üblich, sondern Logik, Grammatik, Rhetorik und die anderen «freien Künste», eine Art philosophische Grundausbildung. Die Universität hatte einen ausgezeichneten Ruf, mit ihren Methoden und Lehrinhalten galt sie als ziemlich «modern». Erfurt zog viele Vertreter des Humanismus an, die sich damals noch auf die Wiederentdeckung der antiken Literatur beschränkten und nur ganz leise von einem freieren Geist in den Wissenschaften träumten.

Wie überall waren auch die Erfurter Studenten einem strengen Reglement unterworfen. Sie wohnten in sogenannten Bursen, die einem Kloster glichen: exakt geregelter Tageslauf von vier Uhr morgens bis zur Bettruhe um acht Uhr, gemeinsame Schlafsäle, Unterhaltung in Latein, täglicher Gottesdienst, kein Ausgang, kein Damenbesuch. Obwohl er bei den ersten Prüfungen nur zum Durchschnitt gehörte, muss sich Martin bei seinen Kommilitonen Respekt verschafft haben; sie gaben ihm den Spitznamen «der Philosoph».

1505 bestand er dann allerdings das Magisterexamen als Zweitbester von siebzehn Prüflingen, erhielt ein schönes rötlich braunes Barett und wurde von seinem stolzen Vater – der nie auch nur eine Schule besucht hatte – fortan nicht mehr geduzt. Für das Weiterstudium standen die Fakultäten Theologie, Medizin und Jura zur Wahl, und wer Vater Luders Ehrgeiz kannte, wusste, wie die Entscheidung ausfallen würde.

Doch Martins Jurastudium währte nur wenige Wochen. Das Fach muss ihm zutiefst zuwider gewesen sein, wie seine zahlreichen aggressiven und höhnischen Äußerungen aus späteren Jahren bezeugen: Ein Jurist, ein böser Christ.[15]– Das Studium des Rechts ist schmutzig und gewinnsüchtig, denn sein letzter Zweck ist Geld […].[16] Einem seiner Söhne drohte er mit gespieltem Grimm: Wenn du ein Jurist werden solltest, so wollte ich dich an einen Galgen hängen.[17] Offenbar konnte er den Juristen nicht verzeihen, dass es ihnen weniger um die Wahrheit ging als um den Erfolg ihres Auftraggebers.

Am 2. Juli 1505 wurde Martin beim Dorf Stotternheim nahe Erfurt von einem Gewitter überrascht. Ein Blitz schlug ganz in seiner Nähe ein, so die von ihm selbst verbreitete Legende, und versetzte ihn derart in Panik, dass er angsterfüllt ausrief: Hilf du, Sankt Anna, ich will ein Mönch werden![18] Später erzählte er die Geschichte so, als hätte ihn der Himmel selbst überrumpelt und zu einem überstürzten Gelübde genötigt: Ich bin nicht gern ein Mönch geworden.[19] Seinem wütenden Vater versicherte er, nicht etwa freiwillig oder auf eigenen Wunsch sei er Mönch geworden, sondern von Schrecken und der Furcht vor einem plötzlichen Tode umwallt legte ich ein gezwungenes und erdrungenes Gelübde ab.[20]

Die Geschichte klingt gut, hat aber ihre Tücken: Bekehrungen, grundstürzende Änderungen in einem Lebensentwurf sind niemals das Werk eines Augenblicks, sondern Ergebnis langer und schmerzhafter Lernprozesse. Ein in Todesangst überstürzt herausgestammeltes Gelübde war auch nach mittelalterlichem Kirchenrecht nicht bindend. Die heilige Anna – Mutter Mariens und Großmutter Jesu – wurde im ausgehenden Mittelalter hoch verehrt und galt als Patronin der Bergleute, aber in der Mansfelder Gegend lässt sich zumindest während Luthers Kindheit noch kein ausgesprochener Annenkult nachweisen, und er selbst erwähnt sie dreißig Jahre lang kein einziges Mal, wenn er über seinen Klostereintritt spricht.

Warum hat er das «gezwungene und erdrungene» Gelübde denn nicht widerrufen? Der Gedanke liegt nahe, dass ihn der Gedanke, Mönch zu werden, schon lange umtrieb, dass er aber Angst hatte, den Vater durch einen Studienabbruch in Rage zu versetzen. Doch wenn Gott selbst per Blitz und Donner ein Machtwort gesprochen hatte? Vater Luder scheint das Manöver durchschaut zu haben; er fragte nüchtern, ob der Blitzschlag vielleicht nur eine Täuschung und ein Blendwerk gewesen sei, und erinnerte den Sohn sarkastisch an Gottes Gebot, daß man seinen Eltern gehorchen soll.[21]

Dieser wiederum wirft seinem Vater sechzehn Jahre später in einem Widmungsbrief zu seiner Schrift De votis monasticis (Über die Mönchsgelübde) vor: Deine Absicht war es sogar, mich durch eine ehrenvolle und reiche Heirat zu fesseln.[22] Mitten im Semester war der unglückliche Jurastudent damals bei seinen Eltern in Mansfeld aufgetaucht. Ging es um eine vom Vater ausgesuchte Braut oder um eine von Martin initiierte Liebesgeschichte, oder wollte er den Eltern irgendwelche Klosterträume anvertrauen?

Über die tatsächlichen Gründe seines Klostereintritts kann nur spekuliert werden. Befand sich der frischgebackene Magister in einer Identitätskrise? Suchten ihn Depressionen heim, wie sie sich auch später immer wieder einstellten? Zwei seiner Brüder waren angeblich der Pest zum Opfer gefallen, ein guter Freund starb bei einem Raufhandel. Packte ihn bei dem verheerenden Gewitter vielleicht doch die lähmende Angst vor einem plötzlichen Tod, unvorbereitet und unversöhnt mit Gott? Luther gilt als Herold einer neuen, freieren Zeit und war doch viel stärker dem mittelalterlichen Empfinden verhaftet, als man gemeinhin denkt.

In Todesgefahr hatte sich Martin Luder offenbar schon früher einmal befunden, als er stolperte und ihm der Degen – in jenen unsicheren Zeiten liefen auch die Studenten bewaffnet herum – so unglücklich zwischen die Beine geriet, dass er mit aufgerissener Schlagader fast verblutet wäre. Eine abenteuerliche Erklärung will wissen, hinter dieser Jahrzehnte später bei Tisch zum Besten gegebenen Geschichte verberge sich ein mörderisches Duell, und Luder sei Hals über Kopf ins Kloster geflüchtet, um einer Anklage wegen Totschlags zu entgehen, denn als Mönch unterstand er nicht der allgemeinen Erfurter Gerichtsbarkeit. Aus den vorhandenen Quellen lässt sich diese These allerdings nicht schlüssig belegen.[23]

Vater Hans soll getobt haben, als sein Sohn am 17. Juli 1505 bei den Erfurter Augustiner-Eremiten eintrat – und damit in seinen Augen auf eine glänzende Zukunft verzichtete. Vielleicht kannte er ihn aber auch gut genug, um zu wissen, dass er mit der Klosterdisziplin und dem kirchlichen Führungspersonal über kurz oder lang Probleme bekommen würde.

Warum wurde der Magister Luder nicht Benediktiner, Dominikaner, Franziskaner? Warum wählte er die Augustiner-Eremiten, einen Mitte des 13. Jahrhunderts in Italien aus verschiedenen Einsiedlerkongregationen zusammengewachsenen Zweig des Augustinerordens? Einsiedler und Bettler waren sie schon lange nicht mehr, sie wohnten in wohlhabenden Klöstern, besaßen – wie in Erfurt – große Ländereien und Weinberge, aber im Gegensatz zur internen Konkurrenz, den Augustiner-Chorherren, hielten sie strenge Disziplin und lebten persönlich ziemlich anspruchslos. Hoch gebildet und aufgeschlossen für die geistigen Strömungen der Zeit, waren sie an Universitäten und Schulen und in der städtischen Seelsorge tätig.

Der Erfurter Konvent war nicht nur die größte Niederlassung des Ordens in Sachsen, sondern auch Studienort für den Ordensnachwuchs. Um ein Uhr nachts wurden die Mönche das erste Mal zum Chorgebet mit Psalmen und Lesungen geweckt; von da an wechselten Gotteslob, Arbeit und Erholung im festen Rhythmus.

Die geistige Welt, in die Martin Luder nun eintauchte, war geprägt vom sogenannten «Augustinismus»: Gott ist absolut frei, und der Mensch bekommt seine Gnade ohne eigene Verdienste geschenkt. Glaube und Vernunft gehören zusammen, aber die theologische Erkenntnis steht weit über der philosophischen. Ein Sakrament ist unabhängig von der charakterlichen Qualität des Spenders wirksam. Die Seele erfährt Gott in mystischer Einsamkeit. Während seiner Konflikte mit dem Lehramt und dem theologischen Mainstream berief sich Luther anfangs hartnäckig auf Augustinus, der als Kirchenvater von Rom verehrt und zitiert, in den individuellen Nuancen seiner Theologie aber keineswegs immer anerkannt wurde.

Augustinus (354–430) machte in der römischen Provinz Nordafrika und in Mailand Karriere als Rhetor und Anwalt, bis er das Christentum entdeckte und mit Freunden eine klösterliche Wohngemeinschaft gründete. Vom Volk zum Bischof gemacht, wurde er mit seinen Abhandlungen, Predigten und Briefen zum einflussreichsten Theologen der frühen Kirche. Sein Denken schwankt zwischen mystischer Leidenschaft und Ordnungsfanatismus, seine Ordensregel sieht die brüderlich lebende Gemeinschaft als Ort der Gottesbegegnung.

Und schon wieder wuchern die Legenden: Von Anfang an, so kolportierten die katholischen Luther-Kritiker, als zwischen den Konfessionen noch Kalter Krieg herrschte, habe sich Bruder Martin gegen die klösterlichen Lebensgewohnheiten aufgelehnt und zum Beispiel wochenlang das gemeinsame Chorgebet sabotiert (was für einen unter Aufsicht stehenden Novizen gar nicht möglich war und ist). Protestantische Luther-Hagiographen wiederum erzählten Schauergeschichten von einem seelenlosen Reglement mit dem Ziel, die Persönlichkeit der Neueingetretenen zu brechen. Martin habe sich in diesem fromm verbrämten Kasernenklima zwangsläufig zu einem finsteren Skrupulanten und Neurotiker entwickeln müssen, was schließlich bei seiner ersten Messe nach der Priesterweihe am 2. Juni 1507 zu einem Zusammenbruch geführt habe.

Tatsächlich wird der in die Jahre gekommene Reformator im Kreis seiner Schüler und Bewunderer berichten: Ich geriet so in Furcht, dass ich davongelaufen wäre, hätte mich nicht der Prior ermahnt; denn als ich die Worte las: Te igitur, clementissime Pater etc. [Dich also, gütigster Vater], dachte ich, ich müsse mit Gott ohne Mittler reden, und wollte fliehen wie Judas im Angesicht der Welt.[24] Doch solche Geschichten waren im ausgehenden Mittelalter Legion – ganz abgesehen davon, dass die Erkenntnis dessen, was er da tut, einem Priester, der seine Sache ernst nimmt, durchaus den Atem rauben kann, ohne dass man um seine geistige Gesundheit fürchten müsste.

Es gibt noch mehr solcher Überlieferungen: Als während des Gottesdienstes das Evangelium von der Heilung eines Besessenen (moderne Schriftausleger würden von einer Geistes- oder Gemütskrankheit sprechen) durch Christus vorgetragen worden sei, habe sich Bruder Martin in einem Anfall von Raserei auf den Boden geworfen und laut geschrien: «Ich bin’s nicht, ich bin’s nicht!»[25] Er soll oft und endlos lange gebeichtet und die kleinsten Lappalien aufgelistet haben. Ich will der Hölle entlaufen mit meiner Möncherei[26], gesteht er und schildert die grässliche Furcht des Menschen vor einem Gott, der nur aus Zorn und Rachebedürfnis zu bestehen scheint: Da gibt’s keine Flucht, keinen Trost, weder innerlich noch äußerlich, sondern alles klagt an.[27]

Immer wieder Angst, Angst, Angst. Angst vor der ewigen Verdammnis, vor Gottes Ansprüchen und dem eigenen Versagen. Ich bin oft vor dem Namen Jesu erschrocken, und wenn ich ihn am Kreuz anblickte, so kam er mir vor wie ein Blitz, und wenn sein Name genannt wurde, so hätte ich lieber den Teufel nennen hören, denn ich dachte, ich müsse so lange gute Werke tun, bis Christus mir dadurch zum Freund und gnädig gemacht wurde.[28]

Während der junge Martin Luder in Erfurt und dann in Wittenberg studiert, gleichzeitig über die «Nikomachische Ethik» des Aristoteles doziert, sich – kräftig von den Ordensoberen gefördert – auf die Promotion vorbereitet, wird seine Sehnsucht nach einer Theologie immer stärker, welche den Kern der Nuß, das Innere des Weizenkorns und das Mark der Knochen erforscht[29]. Substanz statt Haarspaltereien, eine Wahrheit auf Leben und Tod statt trockener Begrifflichkeiten.

Denn Angst und zwanghafte Selbstüberforderung sind nur die eine Seite der Medaille. Hinter Bruder Martins gnadenloser Selbstreflexion, seinem Hadern mit den eigenen Schwächen, seiner obsessiven Beichtpraxis steht immer schon eine glühende Sehnsucht: Liebe statt Zwang. Innere Leidenschaft statt äußerer Normen. Vertrauensvoller Glaube statt furchtsamer Pflichterfüllung.

Seine Klosterjahre hat er wohl ambivalent betrachtet: als Verirrung, Gefahr, Verstärkung der eigenen Zwanghaftigkeit – aber auch als Annäherung an einen barmherzigen Gott, der ihm seine Ängste und Zweifel Stück für Stück nehmen sollte. Dieser liebevolle Gott hatte ein Gesicht: Johannes von Staupitz, und einen Boten: Johannes Tauler.

Johannes von Staupitz (1468–1524) war als Generalvikar für 30 deutsche Augustinerklöster zuständig, baute die Universität Wittenberg mit auf und hatte dort die später von Luther übernommene Bibelprofessur inne. Als Luthers unmittelbarer Ordensoberer, Beichtvater und Ratgeber besaß er entscheidenden Anteil an seiner geistigen Entwicklung. Wie Luther verließ er seinen Orden, trat aber bei den Benediktinern ein und machte als Abt von St. Peter in Salzburg seinen Frieden mit der «alten» Kirche. Kurz vor seinem Tod schrieb er Luther, er sei ihm mit einer Liebe zugetan, die Frauenliebe übersteige.

Staupitz als Ordensoberer war ein Glücksfall für den jungen Mönch in seinem verbissenen Ringen um Gottes Huld. Wie der erhaltene Briefwechsel zeigt, respektierte er Bruder Martins radikalen religiösen Ernst und schaffte es doch mit viel Fingerspitzengefühl, ihn auf den Boden der Tatsachen herunterzuholen. Als er sich wieder einmal aller möglichen Sünden anklagte, polterte Staupitz scherzhaft, Christus helfe nur bei rechtschaffner Sünde, als die Eltern ermorden, öffentlich lästern, Gott verachten, die Ehe brechen etc.[30], und er solle ihn mit solchen Puppensünden in Ruhe lassen.

Während der Fronleichnamsprozession beobachtete Staupitz, wie sein Schützling beim Anblick der Monstranz mit der Hostie, in der nach kirchlicher Lehre Christus gegenwärtig ist, wieder einmal in einen Angstzustand verfiel; er rüttelte ihn mit den Worten auf: Was dich erschreckt hat, ist nicht Christus, denn Christus erschreckt nicht, sondern tröstet.[31]

Der Einfluss, den Staupitz auf seinen jungen Mitbruder ausübte, belegt die These der neueren Lutherforschung, die zur Reformation führenden Entwicklungen in Wittenberg seien als «Gruppenphänomen» zu werten und die «Zentralfigur» dieser Gruppe von Vor- und Querdenkern sei nicht Martin Luder gewesen, sondern Johannes von Staupitz.[32] Unter dessen Anleitung las Martin vor allem den Straßburger Mystiker Johannes Tauler (um 1300–1361) aus dem Dominikanerorden und fand bei ihm mehr an ordentlicher und ernsthafter Theologie […] als bei sämtlichen scholastischen Gelehrten[33].

Tauler, von dem das Adventslied «Es kommt ein Schiff geladen» stammt, vertrat eine innige Christusmystik: Die Seele des Gott suchenden Menschen müsse von allen Bildern und Vorstellungen leer werden und eine Phase trostloser Gottverlassenheit durchleiden, bis sich auf dem Grund der Seele der immer schon dort wohnende Gott finden lasse. Bei Tauler hat dieser Gott aber nicht – wie bei dunklen Mystikern von der Art Meister Eckharts – die Gestalt einer «stillen Wüste» oder einer namenlosen «Nichtperson», sondern er wird in Jesus Christus als leidender, liebender Mensch erfahrbar.

Wer sprechen und hören will, muss lernen, einsam zu sein mit Christus. So geschah es mir. Meine Lehre und Predigt konnte ich nicht in allen Büchern erwerben, im Aristoteles, bei den Scholastikern, Thomas, Scotus, bis ich von der Menge abgesondert wurde und ihn allein hörte. Als ich das tat und jenen allein hörte und mich ihm mit Maria zu Füßen setzte, da habe ich gelernt, was Christus ist, und wurde ein Gelehrter im Glauben.[34] Wie Luther hier seine mystische Erfahrung schildert, wird nicht nur manchen nüchternen Protestanten überraschen. Deutlich wird auch, dass er keineswegs dem von Aberglauben und Dämonenangst beherrschten «finsteren Mittelalter» in einem plötzlichen, furiosen Befreiungsschlag eine ganz neue, unbefangenere, erwachsene Gottesbeziehung entgegensetzte, sondern dass es damals am Ausgang des Mittelalters durchaus unterschiedliche Christusbilder, Frömmigkeitsmuster und Glaubensmentalitäten gab: nicht nur die Furcht vor Weltuntergang und Höllenfeuer, sondern auch die zärtlich intime Christusmystik eines Bernhard von Clairvaux oder die um eine persönliche Gotteserfahrung im Alltag bemühten «Brüder vom gemeinsamen Leben», die der junge Martin in Magdeburg kennengelernt hatte.

So ein menschenscheuer, von Halluzinationen geplagter, in die Probleme der eigenen Seele verliebter Zwangsneurotiker kann der Mönch Martin Luder nicht gewesen sein, sonst hätte man ihm nicht immer mehr Verantwortung im Orden aufgebürdet. Als es hier in der Umsetzung von Reformtendenzen zu Spannungen zwischen verschiedenen Fraktionen kam, schickte man ihn mit einem anderen Delegierten im Winter 1510/11 zu klärenden Gesprächen nach Rom, zum Ordensgeneral. Bei klirrender Kälte pilgerte er zu Fuß über vereiste Alpenpässe, stieg in der Ewigen Stadt zu den Märtyrergräbern hinab und rutschte auf den Knien die «Pilatustreppe» hinauf, um seinen Großvater aus dem Fegfeuer erlösen zu helfen. Von den antiken Herrlichkeiten Roms hat er entgegen der Legende so wenig gesehen wie vom Glanz der aufblühenden Renaissance (der neue Petersdom existierte erst als Entwurf) und von der Verkommenheit des päpstlichen Hofes; er interessierte sich einfach nicht dafür.

Kaum zum Doktor der Theologie promoviert, begann der Achtundzwanzigjährige 1513 in Wittenberg mit einer höchst produktiven Vorlesungs- und Predigttätigkeit; über die Paulusbriefe, die Psalmen, das Buch Genesis hat er gelesen, morgens um sechs Uhr, im Winter um sieben Uhr, wie es zum Lebensrhythmus des ausklingenden Mittelalters passte. Gepredigt hat er in der Stadtkirche, mindestens an jedem Sonn- und Feiertag – und deren gab es viele. Mehr als zweitausend dieser Predigten sind ganz oder teilweise erhalten. Zwei Jahre später wählte ihn das Generalkapitel seines Ordens außerdem zum Distriktsvikar – was bedeutete, dass er elf Konvente zu beaufsichtigen hatte, unter anderem Dresden, Erfurt, Gotha, Magdeburg.

Ich brauche fast zwei Schreiber oder Kanzler, klagte er im selbstmitleidigen Ton eines Managers gegenüber einem Erfurter Professorenkollegen. Ich tue den ganzen Tag beinahe nichts weiter als Briefe schreiben. […] Ich bin Klosterprediger, Prediger bei Tisch, täglich werde ich auch als Pfarrprediger verlangt; ich bin Studien-Rektor, ich bin Vikar, das heißt ich bin elfmal Prior, Fischempfänger in Leitzkau, Rechtsanwalt der Herzberger in Torgau, halte Vorlesungen über Paulus, sammle [Material] für den Psalter, und das, was ich schon gesagt habe: die Arbeit des Briefschreibens nimmt den größten Teil meiner Zeit in Anspruch. Selten habe ich Zeit, das Stundengebet ohne Unterbrechung zu vollenden und zu halten. Dazu kommen die eigenen Anfechtungen des Fleisches, der Welt und des Teufels. Siehe, welch ein müßiger Mensch ich bin![35]

Wittenberg war ja keine alte Universitätsstadt mit eingefahrenen Strukturen, sondern ein Abenteuer versprechendes neues Pflaster. In Sachsen herrschte Kurfürst Friedrich der Weise aus der ernestinischen Linie der Wettiner, damals eine der stärksten und unabhängigsten politischen Führungsfiguren im Reich. Eben erst, 1502, hatte er die Wittenberger Hochschule gegründet, um der fast hundert Jahre alten Leipziger Universität – seit der 1485 erfolgten Erbteilung bei den Wettinern im Besitz seiner albertinischen Verwandten – Konkurrenz zu machen und die intellektuelle Elite seines Ländchens in eigener Regie auszubilden. Und siehe da, in dem verdreckten, armseligen Provinzstädtchen Wittenberg am Rand der Zivilisation[36] wuchs tatsächlich eine Denkfabrik mit einem ziemlich freien Forschungsklima empor, die parallel zur wachsenden Prominenz der Doctores Luther und (später) Melanchthon Studenten aus allen Ecken des Reiches anzog: 1520 waren es allein in Melanchthons Griechischkurs bis zu 600 Hörer – und Wittenberg hatte höchstens 2500 Einwohner!

Hier in den Wittenberger Lehrveranstaltungen blitzt bereits eine Menge von Luthers widerborstiger Theologie auf: Gestützt auf Augustinus, liest er Paulus auf eine erregende Weise neu, redet er ohne die bis dato übliche moralische oder metaphysische Brille von Sünde und Gnade, sagt er dem seit Jahrhunderten aufgetürmten scholastischen Gedankengebäude einfach dadurch den Kampf an, dass er die biblischen Grundlagen voraussetzungslos, ja naiv neu entdeckt, als hätte es all die zahllosen Auslegungen, Einschränkungen, Filtermethoden nie gegeben. Denn es ist am Tage, dass es, weil so etwas in den Universitäten eine lange Zeit nicht behandelt worden ist, dahin gebracht worden ist, dass das heilige Wort Gottes nicht allein unter der Bank gelegen hat, sondern von Staub und Motten nahezu verwest ist.[37]

Nicht durch unsere gerechten Taten werden wir gerecht, lässt Doktor Luder gegen Aristoteles – bisher unangefochten als Türhüter zur hohen Theologie – verlauten, sondern die Gnade Gottes macht uns erst fähig, gerecht zu handeln. Ohne diese Gnade kann der Mensch nichts Gutes tun, und deshalb hat auch der frömmste, religiös und menschlich sich absolut korrekt verhaltende Mensch Gott nicht einfach in der Tasche und keinen Grund, sich auf seine Leistungen etwas einzubilden. Gott gewährt seine Gnade frei und aus Liebe – nicht weil er muss. Zwischen Mensch und Gott gibt es nicht die Regeln einer Geschäftsbeziehung, sondern nur das Gesetz der Liebe.

Wer den Weg zum Himmel finden will, der muss lernen, sich nicht zu entschuldigen, sich nicht zu rechtfertigen, sich nicht selbst etwas zuzuschreiben[38], so oder so ähnlich sagt er es in seiner ersten Psalmenvorlesung 1513