5,99 €
Die Highlands – ungezähmt und voller Leidenschaft! Der Beginn einer großen schottischen Trilogie!
Isabel MacDonald ist jung, schön und liebt ihre Freiheit. Dennoch willigt sie ein, Rory, den Anführer der verfeindeten MacLeods, zu heiraten, um den verhassten Clan ausspionieren zu können. Auch ihr Gatte, ein ansonsten edler Krieger, hat dunkle Pläne. Er will Isabel entehren und anschließend verstoßen. Doch da entzündet sich das Feuer der Leidenschaft zwischen ihnen. Aber ist ihre Liebe stark genug, Zorn und Verrat aus ihren Herzen zu verbannen …?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 580
Isabel MacDonald ist jung, atemberaubend schön und liebt ihre Freiheit. Dennoch willigt sie ein, Rory, den Anführer der verfeindeten MacLeods, zu heiraten. Doch die Eheschließung ist kein Friedensangebot. Ihr Vater erwartet von ihr, dass sie Rory verführt und den verhassten Clan ausspioniert. Auch Rory stimmt der Heirat nur widerwillig zu. Isabels Onkel hat seine Schwester verstoßen. Aus Rache dafür will er nun Isabel entehren und anschließend verstoßen.
Doch da entzündet sich das Feuer der Leidenschaft zwischen ihnen und brennt Zorn und Verrat aus ihren Herzen. Denn die Liebe wächst bisweilen an unerwarteten Orten, und Leidenschaft führt manchmal zu Vergebung und dem Wissen, dass Hass und Verrat nur Böses schaffen. Vertrauen und Liebe hingegen folgt wahres Glück …
Monica McCarty studierte Jura an der Stanford Law School. Während dieser Zeit entstand ihre Leidenschaft für die Highlands und deren Clans. Sie arbeitete dennoch mehrere Jahre als Anwältin, bevor sie dieser Leidenschaft nachgab und zu schreiben anfing. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren Kindern in Minnesota.
Weitere Informationen unter: www.monicamccarty.com
Zwei Häuser waren – gleich an Würdigkeit –Hier in Verona, wo die Handlung steckt,Durch alten Groll zu neuem Kampf bereit,Wo Bürgerblut die Bürgerhand befleckt.Aus dieser Feinde unheilvollem SchoßDas Leben zweier Liebender entsprang,Die durch ihr unglückselges Ende bloßIm Tod begraben elterlichen Zank.Der Hergang ihrer todgeweihten LiebUnd der Verlauf der elterlichen Wut,Die nur der Kinder Tod von dannen trieb,Ist nun zwei Stunden lang der Bühne Gut;Was dran noch fehlt, hört mit geduldgem Ohr,Bringt hoffentlich nun unsre Müh hervor.
WILLIAM SHAKESPEARE Romeo und Julia, Prolog
(übersetzt von August Wilhelm von Schlegel)
Dunscaith Castle, Isle of Skye, 1599
Das schwere Stampfen der Hufe ließ den Boden erzittern, als sich das Heer der Krieger Dunscaith Castle näherte. Ihr Anführer Roderick MacLeod, Chief der MacLeods, trieb sein Ross in halsbrecherischer Geschwindigkeit über den felsigen Grund. Er musste ihr zu Hilfe kommen …
In diesem Moment übertönte tosendes Gebrüll das donnernde Stampfen der Pferde und machte jegliche Hoffnung zunichte.
Rory fluchte. Er wusste, dass die Triumphschreie der Menge nur eines bedeuten konnten: Er war zu spät gekommen.
Doch er weigerte sich, das Unabänderliche zu akzeptieren, und trieb sein mächtiges Streitross nur noch schneller den steilen Pfad hinauf. Als Pferd und Reiter endlich die Spitze des Hügels erreicht hatten, bot sich ihnen ein grausames Schauspiel, das Rorys größter Feind inszeniert hatte.
Nur wenige hundert Meter unter ihnen befand sich Rorys Schwester. Auf dem Rücken eines Pferdes bahnte sie sich ihren Weg durch eine Horde johlender Dorfbewohner. Sie wirkte so klein, so mutterseelenallein inmitten der rasenden Menge. Ihr herrlich dichtes, wild gelocktes Haar, das ihr Gesicht wie ein Heiligenschein umrahmte, glänzte weiß-golden im hellen Licht der hochsommerlichen Sonne. Doch weder ihr prächtiges Haar noch die Überbleibsel ihrer einst betörenden Schönheit vermochten davon abzulenken, dass ein Auge von einer deutlich sichtbaren, schwarzen Augenklappe bedeckt war.
Selbst von weitem konnte Rory Margarets Leid erkennen. Sie hielt ihren Rücken etwas zu gerade, ihre Hände, die die Zügel fest umklammerten, zitterten fast unmerklich, und die wüsten Beschimpfungen ließen sie immer wieder zusammenzucken.
Rory konnte nur Bruchstücke der hasserfüllten Worte verstehen. »Gesicht … abscheulich … einäugig … Zeichen des Teufels …«
Er trieb sein Pferd weiter voran, obwohl er den Schaden nicht mehr abwenden konnte.
Nur der MacDonald von Sleat konnte so grausam sein, sie mit einer derartigen Prozession fortzuschicken. Sleat hatte sich Mühe gegeben, Rorys Schwester zu beschämen und sich auf widerwärtige Weise an ihrem Unglück zu weiden. Denn die arme Margaret hatte sich nur wenige Monate nach ihrer Ankunft auf Dunscaith bei einem schrecklichen Reitunfall schwer am Auge verletzt. Nun hatte man sie auf ein einäugiges Pferd gesetzt und auch der Mann, der das Pferd führte, war einäugig. Selbst der Hund, der ihnen folgte, hatte nur ein Auge.
Nicht genug damit, dass Sleat entschieden hatte, die Ehe auf Probe aufzukündigen und Margaret nach Hause zu schicken. Die Art und Weise, in welcher dies geschah, diente einem einzigen Zweck – den Stolz der MacLeods so tief zu verletzen, dass ihnen nur eines blieb: Rache zu nehmen.
Dieser verdammte Sleat, diese Ausgeburt des Teufels. Wie konnte er nur eine unschuldige Frau mit in eine Fehde zwischen Männern hineinziehen.
Rorys Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er sah, wie eine Träne unter Margarets schwarzer Augenklappe hervorsickerte und ihre bleiche Wange herunterrann. Wie ein makelloser Diamant funkelte die Träne im hellen Sonnenlicht. Margaret wankte im Sattel, als versuchte sie sich noch einmal mit letzter Kraft aufzurichten. Doch es gelang ihr nicht, und das Kinn sackte ihr auf die Brust.
In Rorys Ohren begann das Blut zu rauschen, und die unbändige Wut, die jetzt in ihm anschwoll, ließ ihn endlich taub werden für die grausamen Beschimpfungen der Clansleute der MacDonalds. Er stieß einen schrillen Kampfschrei aus und riss sein Breitschwert hoch, um seine Männer um sich zu scharen. »Haltet zusammen!«, brüllte er seinen Männern das Motto des Clans entgegen. »Auf die MacLeods!«
Sleat sollte bereuen, was er getan hatte. Die MacLeods würden Rache nehmen.
In seinem großen HausDa war ich froh.Ich tanzte heiterDurch die Flure.Der Gesang der FidelWiegte mich in den Schlaf.Und das Lied der FlöteWeckte mich am Morgen.Gegrüßt sei mir……Dunvegan.
AUS DEM Klagelied VON MARY MACLEOD
Loch Dunvegan, Isle of Skye, Juli 1601
Isabel MacDonald hätte nie gedacht, dass es ihr an Mut mangelte, doch in den letzten Tagen waren ihr da Zweifel gekommen. Die langen Stunden während der Reise, in denen man kaum mehr tun konnte als nachdenken, hatten sie auf eine harte Probe gestellt. In Edinburgh war ihr der Plan, mit dem sie ihren Clan retten wollte, noch wohl durchdacht erschienen. Doch jetzt, kurz vor ihrem Ziel am äußersten Rande Schottlands, wirkte er so schwach wie eine Jungfrau auf ihrem Opfergang. Sie befürchtete, dass dieser Gedankengang der Wahrheit nicht nur im übertragenen Sinne beunruhigend nahekam.
Inmitten ihrer Leute, die sich in dem kleinen birlinn dicht aneinanderdrängten, fühlte Isabel sich seltsam allein. Auch die anderen Insassen des Bootes verhielten sich ruhig und wachsam, während sie sich der Burg ihres Feindes näherten. Nur das Schlagen der Ruder, die in immer wiederkehrendem Rhythmus in die schwarzen Tiefen eintauchten, unterbrach die unheimliche Stille. Irgendwo dort vor ihr, in einer der Buchten, auf die sie zusteuerten, lag die Burg von Dunvegan, die uneinnehmbare Festung der MacLeods.
Ein ungewisses Schicksal erwartete sie.
Der eisige Wind fegte über das Wasser hinweg und drang ihr bis ins Mark. Sie rief sich den gälischen Namen der Isle of Skye in Erinnerung – Eilean a Cheo. Die »Insel des Nebels«, was für eine maßlose Untertreibung.
Isabel verfluchte ihre unpassende Reisegarderobe und zog den fellbesetzten Mantel, das einzige warme Kleidungsstück, das sie trug, noch enger um sich. Doch auch der Mantel vermochte sie nur wenig vor den Elementen zu schützen. Selbst in einem Hemdchen hätte sie nicht stärker frieren können.
Doch angesichts der gefährlichen Aufgabe, die vor ihr lag, schien das grässliche Wetter der Situation im Grunde angemessen zu sein.
Denn Isabel war dem mächtigen Anführer der MacLeods für eine Ehe auf Probe versprochen worden. Doch dies war nur die halbe Wahrheit. Vermeintlich hatte der König die Ehe auf Probe vermittelt, um damit die seit zwei langen Jahren schwelende Fehde zwischen den MacLeods und den MacDonalds zu beenden. In Wirklichkeit aber war die Ehe auf Probe eine List, die Isabel Zugang zur Feste des Feindes verschaffen sollte. Und wenn alles nach Plan lief, sollte sie auch sein Herz gewinnen.
Es würde jedoch keine Hochzeit geben. Sobald Isabel gefunden hatte, wonach sie suchte, würde sie die Ehe auf Probe lösen und zu ihrem Leben als Hofdame im Gefolge von Queen Anne zurückkehren, als wäre nichts gewesen, während sie gleichzeitig wusste, dass sie ihrem Clan geholfen hatte.
Vorausgesetzt natürlich, dass man sie nicht entdeckte.
Im Rückblick hatte sie ihre Zeit wohl nicht sonderlich sinnvoll genutzt, indem sie die Tage damit verbracht hatte, sich die verschiedenen Strafen für eine Spionin auszumalen.
Ihr geliebtes Kindermädchen Bessie hatte anscheinend gespürt, was sie fühlte, denn sie griff nach ihrer zur Faust geballten Hand und drückte sie sanft. »Mach dir keine Sorgen, Liebes, es wird schon nicht so schlimm. Dich erwartet eine Ehe auf Probe, aber du siehst aus, als würdest du zum Schafott geführt werden. Dein zukünftiger Gemahl ist doch nicht Heinrich der Achte.«
Aber es war so schlimm. Wenn man Isabels Verrat entdeckte, könnte sie sehr wohl mit einem Schicksal rechnen, wie es einige der Frauen von König Heinrich ereilt hatte. Von einem kämpferischen Stammesführer aus den Highlands erwartete sie kein Erbarmen. Sie konnte nur darauf hoffen, dass der König, der sie wie eine Tochter in seinem Hause aufgenommen hatte, sie nicht an einen bösartigen Unmenschen vermittelt hatte.
Vor allem der Gedanke an diesen Mann, den sie betrügen sollte, war verantwortlich für ihre wachsenden Befürchtungen in den letzten Tagen. Sie wusste ja so wenig über ihn. All ihre Versuche, etwas über den Charakter des Chief der MacLeods zu erfahren, waren erfolglos geblieben. Der König behauptete, dass er ein recht liebenswürdiger Mann sei … für einen Barbaren. Doch da der König alle Leute aus den Highlands als Barbaren bezeichnete, machte sie sich in dieser Hinsicht wenig Gedanken.
Auch ihr Vater war nicht sonderlich hilfreich gewesen. Er nannte den MacLeod einen »ernst zu nehmenden Gegner« mit einem »guten Schwertarm«. Nicht gerade beruhigend. Nur ihre Brüder waren ein wenig mitteilsamer gewesen. Sie hatten ihr den MacLeod als einen durchtriebenen Anführer beschrieben, der bei seinen Stammesleuten großen Respekt genoss. Auf dem Schlachtfeld wäre er ein tapferer Krieger, mit dem es keiner aufnehmen könnte. Über ihn selbst hatte sie jedoch nichts erfahren.
Zu spät bemerkte sie, dass Bessie sie noch immer beobachtete. »Geht es dir wirklich gut, Isabel?«
»Alles in Ordnung,« versicherte Isabel ihr und versuchte, ein überzeugendes Lächeln aufzusetzen. »Mir ist nur kalt, und ich möchte endlich runter von diesem Boot.«
Beklommen sah Isabel, dass sich Bessies ergrauende Augenbrauen voll Skepsis über ihrer elfenhaften Nase zusammenzogen, die Bessies alterndem Gesicht von zweiundvierzig Jahren ein seltsam jugendliches Aussehen verlieh. Gütiger Gott, Bessie wusste zu viel. Diese allwissenden grünen Augen blickten ihr direkt in die Seele. Isabel wusste, dass Bessie irgendetwas vermutete. Bessie hatte sich von Isabels fadenscheinigen Erklärungen nicht täuschen lassen: Angefangen bei Isabels überstürzter Entscheidung, eine Ehe auf Probe mit einem Mann einzugehen, den sie nicht kannte, bis hin zu der völlig unpassenden Reisegarderobe, auf der ihr Onkel bestanden hatte.
Als Isabel Bessies fragendem Blick begegnete, flehte sie sie schweigend an, nicht in sie zu dringen, um zu erfahren, was ihr wirklich auf dem Herzen lag. Die Versuchung, sich dieser Frau anzuvertrauen, die immer wie eine Mutter für sie gesorgt hatte, war so überwältigend, dass sie schon dem kleinsten Anstoß nachgegeben hätte – aber sie traute sich nicht. Nur ihr Vater, ihre Brüder und ihr Onkel wussten, warum sie in die Ehe auf Probe eingewilligt hatte.
So war es sicherer.
Glücklicherweise gab Bessie nach und tat so, als ob Isabel nur an der üblichen Nervosität einer zukünftigen Braut litt. Noch einmal drückte sie Isabels Hand. »Sobald wir angekommen sind, sorge ich dafür, dass du ein heißes Bad nehmen kannst. Dann wird es dir gleich viel besser gehen.«
Isabel rang sich ein Lächeln ab. Die liebe Bessie glaubte fest daran, dass man jedes Problem mit einem langen Bad in mit Lavendel parfümiertem Wasser beheben konnte. »Das hört sich himmlisch an«, murmelte sie. Doch auch wenn ein warmes Bad für ihre von der Reise geschundenen Knochen noch so wohltuend sein würde, ihre wahren Probleme würden sich nicht so leicht lösen lassen.
Vor ein paar Wochen, als ihr Vater, der MacDonald von Glengarry, ganz plötzlich bei Hofe erschienen war, hatte alles noch so unverfänglich ausgesehen. Doch ihre anfängliche Freude über seinen Besuch war schnell misstrauischer Wachsamkeit gewichen. Ihr Vater hatte sich nie sonderlich für sie interessiert – die Sache musste also einen Haken haben. Wenn er in Edinburgh war, dann musste es einen wichtigen Grund dafür geben. Und sie war nie wichtig gewesen.
Bis jetzt.
Als er ihr sein Anliegen unterbreitete, war sie zwar schockiert, aber gleichzeitig auch unglaublich stolz gewesen. Ihr Vater hatte sie um Hilfe gebeten! Sie war von der Aussicht, mit einer derart wichtigen Aufgabe betraut zu werden, so begeistert gewesen, dass sie blindlings und ohne die Einzelheiten zu kennen darauf eingegangen war. Und genau diese Einzelheiten schienen ihr nun überaus wichtig … und gefährlich zu sein.
Es war nicht das erste Mal, dass Isabels Wunsch, ihre Familie zu beeindrucken, sie in eine schwierige Situation brachte – Bessie konnte das bezeugen. Doch noch nicht einmal jetzt konnte sie ihre Entscheidung bedauern.
Ihre Brüder gingen jetzt viel entspannter mit ihr um, sie hatten sie sogar mit einem ziemlich albernen Spitznamen bei Hofe aufgezogen. Auch ihr Vater schien anders zu sein als sonst. Er sah sie nun tatsächlich länger als die üblichen zwei Sekunden an.
Doch leider war er nicht der Einzige.
Am Kribbeln im Nacken spürte sie nur allzu deutlich, dass auch ihr Onkel sie beobachtete. Schon wieder.
Seit sie Dunscaith Castle vor einigen Tagen verlassen hatten, hatte Isabel immer wieder gespürt, wie sich der starre Blick ihres Onkels in ihren Rücken bohrte, fast so, als wollte er ein Loch durch sie hindurchbrennen. Sogleich verdrängte sie den abstrusen Gedanken. Aber dennoch trieb er sie fast in den Wahnsinn. Jedes Mal, wenn sie sich umdrehte, war er da. Und starrte sie unverwandt an.
Sie hatte versucht so zu tun, als würde sie nichts merken, aber seine erdrückende Präsenz machte das einfach unmöglich. Sie hielt sein ununterbrochenes Starren nicht mehr aus. Mit der festen Absicht, sich nicht einschüchtern zu lassen, drehte Isabel sich zu ihm um.
»Wie lange soll das so weitergehen, Onkel?«, fragte sie ihn. Sie war sich des leisen Zitterns in ihrer Stimme nur allzu bewusst. Auch ihrem Onkel, dem MacDonald von Sleat, war es nicht entgangen.
Verärgert runzelte er die Stirn und verschränkte die Arme abwehrend vor der Brust. Für seine sechsunddreißig Jahre sah er ungewöhnlich alt aus, was wohl vor allem an seinem sommersprossigen Gesicht und dem ergrauenden roten Haar lag, das in den letzten Jahren entschlossen von seiner breiten, hohen Stirn zurückgewichen war. Isabel konnte ihren Blick nicht von der Mitte seines Gesichtes abwenden, in der seine riesige, vom übertriebenen Whiskykonsum rote und knollige Nase prangte.
Im Großen und Ganzen stellte er eine ziemlich imposante Erscheinung dar. Sleat war ein Bär von einem Mann, dessen riesige Gestalt mit Muskeln bepackt und einer dichten Schicht dunkelroter Härchen überzogen war. Isabel rümpfte angeekelt die Nase, als ein Windstoß seinen strengen Geruch in ihre Richtung trieb. Er sah nicht nur aus wie ein Bär, er roch auch wie einer.
Ihr Blick schweifte über seine groben Züge, während sie versuchte, irgendwelche Ähnlichkeiten zu entdecken. Es war wirklich schwer zu glauben, dass er mit ihrer Mutter verwandt war. Man hatte Isabel erzählt, dass ihre verstorbene Mutter Janet außer Augen-, Haar- und Hautfarbe keinerlei Ähnlichkeit mit ihrem viel jüngeren Bruder besessen hatte. Janet war eine zarte, schlanke Schönheit gewesen. Den rohen Donald Gorm Mor hingegen konnte man noch nicht einmal als ansehnlich bezeichnen.
Aber er war ein sehr mächtiger Mann. Und wenn ihr Clan fortbestehen wollte, dann war er auf die Macht dieses Mannes angewiesen.
Isabel wartete noch immer darauf, dass ihr Onkel ihr antwortete. Unter seinem unverwandten Blick wurde ihr immer unwohler zumute – sie versuchte aber, sich den inneren Aufruhr nicht anmerken zu lassen. Hilfe suchend richtete sie den Blick auf ihren Vater, doch der MacDonald von Glengarry schien nicht weniger verärgert über ihren Ausbruch als ihr Onkel. Von seiner Seite war kein Beistand zu erwarten. Ihr Vater war auf ihren Onkel angewiesen wie ihr Onkel auf Isabel.
»Enttäusche mich nicht, Tochter.«
In ihrem Innern verkrampfte sich alles. Genau das war schon immer das Problem gewesen.
»Ich hätte dich für stärker gehalten, Nichtchen,« fügte Sleat hinzu. »Aber siehe da, wir sind noch nicht einmal in Sichtweite der Burg und schon fängst du an zu zittern wie ein verschrecktes Reh. Reiß dich zusammen.«
Isabel verstand sehr wohl, was er mit seinen Worten bezweckte – seine Schmähungen sollten ihren Mut heraufbeschwören – aber es funktionierte nicht. Sie wusste, was ihr bevorstand. Nur ein Dummkopf würde keine Angst in ihrer Situation haben, und sogar der wäre gut beraten, zumindest ein ganz kleines bisschen Angst zu entwickeln.
»Mylady, seht einmal, dort drüben ist es,« flüsterte einer der Clansmänner ihr zu. Er ließ sein Ruder fallen und hob den Arm, um auf die Burg auf der anderen Seite der Bucht zu zeigen.
Isabel zwang sich, seinem Fingerzeig zu folgen. Ganz langsam hob sie den Kopf und erblickte die Burg, die ihr neues Zuhause werden sollte – oder ihr Kerker, wenn man sie entdeckte.
So schlimm ist es doch gar nicht, versuchte sie sich zu beruhigen. Zumindest nach außen hin war Dunvegan Castle kein besonders finsterer Ort, es sei denn man empfand meterdicke Steinmauern als Bedrohung. Die Burg lag hoch an den steilen, felsigen Klippen. Die langen, winkligen Curtainwalls schmiegten sich an den Rand der Steilküste und verbanden den hohen viereckigen Bergfried zur Linken mit einem kleineren Turm auf der rechten Seite der Festung. Und als wäre die Anlage nicht abweisend genug, schien der kleinere der Türme auch noch mit grotesk anmutenden Wasserspeiern verziert zu sein.
Beim Anblick von Dunvegan stieg in Isabel eine Ahnung drohenden Unheils auf. Diese Festung war einzig und allein zum Zwecke der Abwehr erbaut worden und alles andere als einladend. Sie würde jedem Angriff standhalten, aber, und für Isabel wesentlich entscheidender, auch jeglicher Befreiungsversuch würde fehlschlagen. Einmal dort, gab es kein Zurück mehr.
Als das birlinn auf die Felsen zuglitt, von deren Fuße eine Treppe hinauf zur Festung führte, meinte Isabel einen Moment lang das Lachen von Elfen zu hören. Erst jetzt erinnerte sie sich wieder an die Geschichten, die man sich über die mystischen Wesen erzählte, die angeblich in den Wäldern von Dunvegan Castle lebten. Es hieß sogar, dass in den Adern der MacLeods Elfenblut floss. Normalerweise hielt Isabel solche Geschichten für abergläubisches Gerede der Alten, die noch mit den alten Traditionen verhaftet waren. Doch in gespenstischen Nächten wie dieser wirkten die Geschichten plötzlich nicht mehr so weit hergeholt.
Isabel verdrängte ihre allzu phantasievollen Vorstellungen und sagte sich, dass sie wohl nur die Dudelsackspieler gehört hatte, die sie mit ihrem Spiel auf Dunvegan willkommen hießen.
Nichtsdestotrotz schloss sie die Augen und sprach schnell ein Gebet, in dem sie um Kraft bat.
Damit war man unter Umständen auf der sicheren Seite.
Sie zog sich den Mantel enger um die Schultern. Die feinen Härchen auf ihren Armen standen zu Berge. Alles in ihr schrie förmlich danach umzukehren, aber sie hatte keine andere Wahl.
Das Überleben ihres Clans lastete auf ihren Schultern. Oder, genauer gesagt, auf ihrem Gesicht.
Isabel runzelte die Stirn. Ihr Onkel mochte sie zwar ausgesucht haben, weil sie schön war, aber sie würde vor allem ihren Verstand und ihre Entschlossenheit einsetzen, um ihrem Clan zu helfen. Sie hatte ihr Gesicht schon immer als etwas Lästiges empfunden. Zumindest in der Vergangenheit hatte es ihr nicht dabei geholfen, den Respekt ihres Vaters und ihrer Brüder zu gewinnen, aber vielleicht würde sich jetzt zeigen, was ihre Schönheit wert war. Wenn es ihr gelänge, ihren Gemahl zu entwaffnen, ihn zu verführen und ihn so blind zu machen vor Liebe, dass er ihre wahren Beweggründe nicht erkannte, dann würde es sich gelohnt haben.
Isabel richtete sich auf der harten Holzbank auf. Endlich konnte sie sich beweisen. Diese Chance musste sie einfach ergreifen. Sie zwang sich dazu, ihr Kinn zu heben, und holte tief Luft.
Isabel war eine MacDonald und die MacDonalds würden als Sieger hervorgehen.
Keiner würde sie aufhalten.
Am wenigsten der größte Feind ihres Clans, Rory MacLeod. Ihr baldiger Gemahl. Ihr Gemahl auf Zeit.
Entschieden drehte Isabel sich zu Sleat um und erwiderte sein Starren.
»Ich bin bereit, Onkel.«
Im vom Nebel verhüllten Mondlicht marschierte Rory MacLeod mit langen Schritten und vor Erwartung angespannten Muskeln in den verlassenen offenen Stallungen der Festung auf und ab. Irgendwo dort unten im Dunkeln näherte sich das Boot mit seiner Braut aus dem Clan der MacDonalds. Er hielt kurz inne, um über die Festungsmauer und durch den dunklen Nebel hindurch nach dem birlinn Ausschau zu halten. Noch immer keine Spur von den verfluchten MacDonalds und Rorys unerwünschter Braut. Oder besser gesagt, seiner unerwünschten Braut auf Probe.
Jeden Tag der vergangenen zwei Jahre hatte Rory an seinen Schwur gedacht, Sleat für die Schande zu vernichten, die er über Rorys Schwester Margaret und die MacLeods gebracht hatte. Doch heute sollte die Fehde ein Ende nehmen.
Zumindest vorübergehend.
Ein Jahr. Keinen Tag länger schuldete er dem König. Und wenn das Jahr um war, würde Rory seinen Plan wieder aufnehmen. Er würde nicht eher ruhen, als bis Sleat vernichtet war, und die MacLeods endlich wieder die Halbinsel Trotternish in ihrem Besitz hatten – Land, das die MacDonalds erobert hatten, doch das rechtmäßig den MacLeods gehörte.
Rory fuhr sich mit den groben, durch die vielen Schlachten versehrten Fingern durch das schulterlange Haar. Er hatte so kurz davor gestanden, seinen Feind zu besiegen … aber dann war Sleat zum König gerannt, und James hatte sich entschieden einzugreifen.
Doch wenn King James wirklich meinte, die Fehde durch eine Heirat beenden zu können, dann irrte er sich. Der Hass, der die beiden Clans entzweite, saß einfach zu tief. Nicht nach dem, was Sleat seiner Schwester angetan hatte. Sein Blick schweifte hinauf zu dem Turm, in dem seine Schwester Margaret schlief. Waren wirklich nur drei Jahre vergangen, seit seine schöne, strahlende kleine Schwester aus Dunvegan fortgeritten war, um auf Dunscaith Castle die glückliche Braut des MacDonald von Sleat zu werden? Es schien beinahe unmöglich, dass sich in so kurzer Zeit so viel verändert hatte. Als Margaret nach Dunvegan zurückkam, war sie nur noch ein trauriger Schatten seiner einst so lieblichen, unschuldigen und doch geistreichen Schwester gewesen.
Dann, kurz nach Margarets Rückkehr, hatten die MacLeods die MacDonalds auf Trotternish mit Feuer und Schwert angegriffen. So hatten sie begonnen – die zwei langen, blutigen Jahre der Fehde. Die MacDonalds nannten sie Cogadh na Cailliche Caime, den Krieg der einäugigen Frau. Selbst dieser lächerliche Beiname ließ ihn vor Zorn kochen.
Rory nahm seinen wütenden Gang wieder auf. Mit jeder Faser seines Ichs lehnte er sich gegen diese Verbindung auf, doch er hatte keine Wahl. Dem König konnte man nichts verweigern. Die Unruhen in den Highlands warfen ein schlechtes Licht auf den König, weil sie den Eindruck vermittelten, der König könne sein eigenes Reich nicht kontrollieren. Das war nicht gerade der Eindruck, den Queen Elizabeth von James bekommen sollte, wo er gerade um ihren englischen Thron warb.
Als der König zum ersten Mal das Thema Heirat ansprach, hatte Rory sich schlicht geweigert, den Vorschlag in Erwägung zu ziehen. Die ständigen Kämpfe während der letzten zwei Jahre hatten zwar ihren Tribut von seinem Clan gefordert, aber er wehrte sich trotzdem dagegen, sich an eine MacDonald zu binden – auch wenn eine Heirat das Blutvergießen endlich beenden würde. Doch der König hatte sich von seinem Plan nicht abbringen lassen. Zuletzt hatte Rory eine Lösung vorgeschlagen, die ihn zumindest nicht für immer an den Feind binden würde – eine Ehe auf Probe. Im Gegensatz zu einer richtigen Ehe konnte man die zeitlich begrenzten Verpflichtungen einer Ehe auf Probe leicht auflösen.
Rory rieb sich das stoppelige Kinn. Merkwürdig war es schon, dass die MacDonalds nicht auf einer Hochzeit bestanden hatten, vor allem in Anbetracht der verheerenden Folgen, die die Ehe auf Probe für seine Schwester gehabt hatte. Vielleicht hatte Sleat doch kein so großes Interesse daran, die Fehde zu beenden, wie er behauptete. Suchte er etwa auch nach einem Ausweg aus der Verbindung? Wenn Sleat etwas im Schilde führte, dann hatte wahrscheinlich auch seine neue Braut etwas damit zu tun.
Rory nahm sich vor, sein Trojanisches Pferd ganz genau im Auge zu behalten.
In diesem Moment wurden seine wild herumwirbelnden Gedanken von einer Stimme aus der Dunkelheit unterbrochen. »Du siehst aus wie ein eingesperrter Löwe, Chief. Ich nehme an, deine Braut ist immer noch nicht da?«
Rory blieb stehen und drehte sich zu seinem jüngeren Bruder Alex um, der durch die Stallungen hindurch auf ihn zukam. Wieder einmal verfluchte Rory die MacDonalds. Diesmal für das, was sie Alex angetan hatten. Auf Alex’ Gesicht lag ein schalkhaftes Lächeln, aber die unbekümmerte Fassade vermochte weder die dunklen Augenringe noch die tiefen Falten um den Mund herum zu verdecken, die Alex hatte, seit die MacDonalds Rory in ihren Kerker gesperrt hatten.
»Nein«, sagte Rory. »Bis jetzt sind sie noch nicht zu sehen, aber ich bin sicher, dass sie noch früh genug kommen.«
Alex murrte: »MacDonalds auf Dunvegan. Man mag es kaum glauben.«
»Oh ja, aber sie werden nicht lange hier sein«, versprach Rory.
Alex drehte sich zu ihm um und sah ihm in die Augen. »Glaubst du wirklich, dass Sleat sich trauen wird, hier aufzutauchen?«
Rorys Lippen wurden ganz schmal. »Darauf kannst du Gift nehmen. Er wird sich die Gelegenheit, uns durch seine Anwesenheit zu verhöhnen, nicht entgehen lassen. Er weiß, dass er auf die Gastfreundschaft der Highlands zählen kann. Außerdem weiß er, dass die Ehre es uns verwehrt, ihm etwas anzutun, solange er auf Dunvegan ist.«
Alex seufzte und schüttelte den Kopf. »Die arme Margaret.«
»Keine Sorge. Ich hab’ mich darum gekümmert. Wir werden Sleat von ihr fernhalten.«
»Verflucht sei King James für seine Einmischung«, schimpfte Alex.
Rory lächelte bitter. Er selbst hatte nur wenige Augenblicke zuvor das Gleiche gedacht. Selbst im Dunkeln konnte Rory die Verärgerung auf Alex’ Gesicht erkennen. Auch er hasste die unmögliche Situation, in die James sie gebracht hatte. »Es ist doch nur ein Jahr,« beschwichtigte Rory ihn noch einmal, »und dann nehmen wir die Verhandlungen mit Argyll über ein stärkeres Bündnis wieder auf.«
»Es war ein brillanter Zug von dir, eine Ehe auf Probe vorzuschlagen«, stimmte Alex zu. »Aber das Mädchen dann zurückzuschicken wird dem König nicht gerade gefallen. Ich hab’ mir sagen lassen, dass sie ein Liebling von James und Anne ist.«
Rory verstand Alex’ Bedenken, aber es ließ sich nun einmal nicht vermeiden. »Ich weiß, es ist riskant. Aber ich bin bereit, das Risiko einzugehen. James will die Fehde beenden, und der Clan dürstet noch immer nach Rache an Sleat. Der König hat seine Macht nie gegen mich gerichtet, obwohl ich zum Gesetzlosen erklärt worden bin und unsere Ländereien verpfändet wurden. Wenn es so weit ist, werde ich mir schon etwas einfallen lassen, um ihn zu besänftigen.«
»Das wirst du wohl auch diesmal schaffen,« sagte Alex. »Ich weiß zwar nicht warum, aber der König scheint dich zu mögen – obwohl du ein Gesetzloser bist.«
Rory zuckte mit den Schultern. »Dem Mädchen wird nichts passieren. Im schlimmsten Fall muss ich nach Edinburgh fahren, um die Sache zu klären.«
»Und wenn sie dich einsperren?«
»Ich komme nicht ins Gefängnis.« Er begegnete Alex’ skeptischem Blick. »Zumindest nicht diesmal. James will nur seine Macht demonstrieren, und ich komme meiner Verpflichtung ja nach. Ich habe mich lediglich auf eine Ehe auf Probe eingelassen.«
Alex dachte einen Moment lang nach. »Ich frage mich, warum der König dem zugestimmt hat.«
Anfangs hatte Rory sich dasselbe gefragt. »Er schien überzeugt, dass wir später heiraten würden. Und ich habe mir keine Mühe gemacht, ihn von seinem Irrglauben abzubringen.«
»Ich muss sagen, ich beneide dich nicht im Geringsten«, sagte Alex. Aber dann machte sich ein Grinsen auf seinem zuvor düsteren Gesicht breit. Einen Moment lang dachte Rory, vor sich den Bruder zu sehen, den er einmal gehabt hatte. »Aber vielleicht sollte ich dich doch beneiden,« fuhr Alex fort. »Sie soll eine wahre Schönheit sein, und zudem noch charmant und geistreich. Als unser Cousin Douglas vom Hofe zurückkam, hat er ziemlich von ihr geschwärmt. Er sagte, er hätte noch nie etwas so Schönes gesehen wie sie. Viele wollten sie haben – Douglas eingeschlossen, doch alle blieben erfolglos. An keinem Mann schien sie auch nur das geringste Interesse zu haben. Die Höflinge hatten sogar einen Spitznamen für sie: die jungfräuliche Sirene – sie lockt die Männer mit ihrer Schönheit und Unschuld in den Tod. Unsere schottische Antwort auf die alternde, jungfräuliche Königin von England. Ich für mein Teil bin äußerst bestrebt, dieses Wesen von Unschuld und unwiderstehlicher Schönheit endlich zu Gesicht zu bekommen. Was machst du, wenn sie dich interessiert?«
Rory zog eine Augenbraue hoch. Sein Bruder sollte ihn besser kennen. »Auch ein schönes Gesicht könnte mich nie meine Pflicht vergessen lassen.«
»Mich schon.«
Rory lachte. Alex’ Schwäche für hübsche Mädchen war bekannt, aber Rory wusste, dass er seinem Bruder vertrauen konnte. Alex waren Pflicht und Ehre ebenso wichtig wie ihm selbst. »Niemand hat gesagt, dass ich Zeit mit ihr verbringen muss. Ich werde sie wahrscheinlich kaum zur Kenntnis nehmen«, tat er die Sache ab. »Davon mal abgesehen – keiner ist so schön, wie Gerüchte es besagen – noch so unschuldig. Schließlich hat sie das ganze letzte Jahr am Hof verbracht. Es ist mir ziemlich egal, wie schön, geistreich und charmant sie ist. Wenn ich jemals heirate, dann für den Clan.«
Als hätte er nur auf dieses Stichwort gewartet, rief einer der Wachmänner: »Da läuft ein birlinn ein, Chief.« Auf seinen langen, muskulösen Beinen schritt Rory entschlossen zum Tor, zu dem man nur von der Bucht aus gelangte, blickte Alex über die Schulter hinweg noch einmal an und beendete das Gespräch: »Gleich werden wir wissen, ob die Gerüchte wahr sind. Meine Braut auf Zeit ist da.«
Erstlich erreichet dein Schiff die Sirenen;diese bezaubern alle sterblichen Menschen,wer ihre Wohnung berühret.
DIE ODYSSEE, 12. GESANG, VERS 44
Der weiche gelb-orange Schein der Fackeln ließ den Zug der Clansleute der MacDonalds, die Schritt für Schritt die steile Steintreppe zum Tor hinaufzogen, wie eine hell erleuchtete Schlange aussehen. Isabels Glieder schmerzten von der langen, unbequemen Bootsfahrt so sehr, dass sie völlig erschöpft hinter einem der Männer aus ihrem Clan den Pfad hinaufstolperte.
»Hier lang, Mylady. Seht Euch vor, wo Ihr hintretet. Die Felsen sind bestimmt glatt bei diesem Wetter.« Der junge Willie von Dunscaith lächelte sie mit vor Bewunderung ganz großen Augen an.
Willies betörter Gesichtsausdruck ließ Isabel ärgerlich den Kopf schütteln. Sie konnte nur hoffen, dass sich auch der MacLeod so leicht beeindrucken ließ.
Nie würde sie die lächerliche Wirkung verstehen, die sie auf Männer zu haben schien. Immer das Gleiche, dachte sie erbost. Entweder gafften sie sie dümmlich grinsend an oder wurden schüchtern und linkisch. Manche starrten auch geradezu lüstern. Die einzigen jungen Männer, die sich in ihrer Gegenwart normal verhielten, waren ihre Brüder. Isabel hatte es so satt, dass alle immer nur ihr Äußeres sahen. Sie wünschte sich, dass nur ein einziges Mal ein Mann hinter ihre hübsche Fassade blicken würde, um ihr Inneres zu sehen – mit allen Fehlern und Vorzügen.
Isabel wusste nur zu gut, dass genau das, was sie so ärgerte, der Grund war, warum man sie ausgewählt hatte, der Familie zu helfen. Sie hatte so lange um die Aufmerksamkeit ihrer Familie gekämpft, doch jetzt schmerzte es, dass man sie endlich zu schätzen wusste … aber wieder nur für das, was sie selbst am wenigsten an sich schätzte.
Schnell schluckte sie die plötzlich aufkeimende Enttäuschung herunter und drehte sich wieder zu Willie um. Sie versuchte, ihm die Befangenheit zu nehmen, und antwortete lächelnd auf die völlig überflüssige Warnung: »Danke, Willie, ich werde vorsichtig sein.«
Außer Atem stieg sie weiter die steile Treppe hinauf, die zum Tor hoch oben auf dem Felsen führte.
Aus Gründen der Sicherheit war es bestimmt sinnvoll, dass man die Burg nur vom Wasser aus erreichen konnte, wo es den MacLeods ein Leichtes war, schon lange vorher zu erkennen, ob Freund oder Feind sich näherte, aber es erschwerte die Anreise ungemein. Die landeinwärts gerichtete Seite der Festung lag an einer steilen Schlucht und war dadurch von dort aus völlig unzugänglich. Aus diesem Grund waren sie gezwungen gewesen, den letzten Teil der Reise mit dem Boot zurückzulegen.
Die tagelange Reise hatte ihren Tribut gefordert. Isabel hatte Schmerzen an Stellen, von denen sie zuvor überhaupt nicht gewusst hatte, dass sie existierten. Ihre Füße waren fast erfroren, weil ihr Onkel ihr befohlen hatte, lächerlich dünne Schühchen zu tragen, die sie weder vor der feuchten Kälte schützten, noch ihr jetzt auf der rutschigen Treppe Halt gaben. Sleat hatte jedes ihrer Kleidungstücke ausgesucht. Dabei hatte er sich weder nach der bei Hofe herrschenden Mode gerichtet, noch hatte er Wert darauf gelegt, dass ihre Kleidung praktisch war. Es ging ihm einzig und allein darum, Isabel so verführerisch wie nur irgend möglich erscheinen zu lassen.
Endlich kam sie am oberen Ende der Treppe an. Als sie hochblickte, runzelte sie die Stirn. Sie würde niemals von hier fliehen können, ohne gesehen zu werden. Es musste einen anderen Ausweg geben. Und wenn sie lebend hier herauskommen wollte, musste sie diesen Ausweg so schnell wie möglich finden.
Die Ahnung drohenden Unheils verstärkte sich noch, als sie die bewaffneten MacLeod-Clansleute an der Wand aufgereiht stehen sah. Ruhig und regungslos wie geschnitzte Schachfiguren hielten sie geduldig Wache, während sich die angereisten Gäste näherten. Isabel musterte sie wachsam. Sogar aus der Entfernung konnte sie sehen, dass sie angespannt waren wie sprungbereite Löwen – sie schienen fast zu hoffen, angreifen zu dürfen.
Isabels Nerven waren bereits zum Zerreißen gespannt, doch Willies nächste Worte erschütterten sie bis ins Mark. »Kommt, Mylady, Euer zukünftiger Gemahl möchte Euch begrüßen.«
Ein riesiger Schatten verdeckte auf einmal den Eingang zur Burg. Das Blut gefror Isabel in den Adern. Hätte sie zu Ohnmachtsanfällen geneigt, würde sie jetzt flach auf dem Boden liegen.
Gütiger Gott, er war riesig.
Sein Gesicht konnte sie nicht erkennen, aber die hünenhafte Gestalt und die stolze Haltung ließen keinen Zweifel daran, dass er ein mächtiger und furchterregender Krieger war.
Vorsichtig folgte Isabel ihrem Vater und ihrem Onkel durch den Torbogen am Eingang und weitere Stufen hinauf bis zu der Stelle, wo der MacLeod sie erwartete. Sie war fast da. Hoch ragte er über ihr auf. Zu nah. Sie spürte den unwiderstehlichen Drang, feige zurückzuweichen, zwang ihre Füße jedoch dazu weiterzugehen. Mit jedem Schritt, den sie tat, wirkte er größer und seine Schultern breiter. Er überragte sogar ihren Onkel, den größten Mann, den Isabel je gesehen hatte. Noch nie zuvor hatte sie einen Mann gesehen, der so viel Kraft ausstrahlte. Auch bei Hofe hatte es niemand Vergleichbaren gegeben. Sein muskulöser Körperbau war mehr als einschüchternd.
Es erstaunte sie nicht, dass ihr Onkel es nicht geschafft hatte, den Chief der MacLeods zu besiegen. Er war ganz offensichtlich ein ernst zu nehmender Gegner.
Die Furcht überwältigte sie fast. Wie sollte sie sich gegen so jemanden durchsetzen? Ihre Fähigkeiten würden praktisch nutzlos gegen so einen Mann sein.
Aber sie musste es versuchen. Er ist nur ein Mann, rief sie sich in Erinnerung. Er hat dieselben Bedürfnisse, dieselben Wünsche und dieselben Schwächen wie jeder andere Mann auch. Isabel schluckte bei dem Gedanken an das, was sie vielleicht würde tun müssen, um diese Schwächen zu Tage zu fördern.
Sie betraten die Burg und folgten dem MacLeod über den dunklen Innenhof zum Eingang des viereckigen Bergfrieds. Isabel war erleichtert, endlich dem eisigen, alles durchdringenden Nebel zu entkommen, und blieb einen Moment lang stehen, um sich die Hände zu reiben, bis ihre Finger anfingen zu kribbeln.
Sie stand halb verdeckt hinter Onkel, Vater, Brüdern, Bessie und den anderen Mitgliedern ihres Clans. Von dort aus konnte sie den MacLeod gut beobachten, obwohl sein Gesicht noch immer im Schatten des flackernden Kerzenscheins verborgen war. Als er sich zu ihrem Onkel umdrehte, erhaschte sie lediglich einen Blick auf seine hohen Wangenknochen und den ausgeprägten Kiefer.
Die Clans hatten sich instinktiv in zwei Gruppen aufgestellt und beäugten einander von den gegenüberliegenden Seiten des Raumes, ganz so, als träfen sie im Kampf aufeinander. Der MacLeod stand an der Spitze seiner Männer, und die Krieger zu seiner Rechten und Linken starrten die Feinde kämpferisch an. Er stand regungslos da und strahlte eine Aura absoluter Autorität aus, als er sich ihrem Onkel völlig ebenbürtig stellte. Der Anführer der MacLeods würde niemals Schwäche zeigen.
Hinter ihm erhob sich ein wütendes Raunen, als die MacLeods ihren Onkel erkannten. Sie konnte ihren Ärger gut nachvollziehen. Insgeheim fand sie ihn sogar berechtigt. In Anbetracht der widerwärtigen Art und Weise, auf die ihr Onkel die Ehe auf Probe mit Margaret MacLeod beendet hatte, wunderte sie sich, dass der MacLeod ihn nicht erdolcht hatte, sobald er in die Burg getreten war. Sie richtete den Blick wieder auf den Chief der MacLeods. Nein, dafür wirkte er viel zu beherrscht. Einige seiner Männer hingegen taten das nicht. Sie hielten ihre Schwerter so fest umklammert, als warteten sie nur darauf, ihrem Onkel die Klinge ins Herz zu stoßen. Isabel beobachtete, wie die Blicke der Männer zum MacLeod huschten, während sie auf seine Anweisungen warteten. Auf fast unmerkliche Art und Weise, nur durch einen leisen Wink seiner Hand, beschwichtigte er sie.
Es war offensichtlich, dass seine Männer ihm aufs Wort gehorchten. Sie fragte sich jedoch, ob sie das aus Angst vor ihm taten, wie es bei ihrem Onkel der Fall war, oder ob ihr Gehorsam Ausdruck von Respekt und Loyalität war.
Der MacLeod beachtete ihren Onkel nicht weiter, sondern beugte kurz den Kopf, als er sich an ihren Vater wandte. »Willkommen auf Dunvegan, Glengarry. Wir haben uns lange nicht gesehen.« Er hielt kurz inne, und beide Männer dachten zweifellos an ihr letztes Zusammentreffen auf dem Schlachtfeld. »Ich hoffe, dass es keine Vorfälle auf Eurer Reise gab.«
Der MacLeod sprach Gälisch, die Sprache der Bewohner des schottischen Hochlands und der Inseln. In den letzten Jahren war das Gälische am Hofe und in den Ebenen Schottlands unbeliebt geworden, und die Leute zogen jetzt Schottisch vor, eine Sprache, die dem Englischen ähnlich war. Die stolze, tragende Stimme des MacLeod hallte in der kleinen Eingangshalle wider. Er sprach mit der Sicherheit eines Mannes, der es gewohnt war, Befehle zu erteilen – denen alle Folge leisteten.
Ihr Onkel hingegen legte keine derartige Selbstdisziplin an den Tag. Er war offensichtlich verärgert darüber, dass er ignoriert worden war, und fiel ihrem Vater ins Wort, bevor dieser antworten konnte. »MacLeod, ich danke Euch, dass Ihr uns so gnädig willkommen heißt. Die Anreise war in der Tat ereignislos, wenn auch ungewöhnlich kalt.«
Der MacLeod richtete den Blick auf ihren Onkel. »Sleat, ich erinnere mich nicht, Euch eingeladen zu haben.« Das war nicht gerade ein Willkommensgruß. »Allerdings haben wir mit Euch gerechnet.«
Der MacLeod stand breitbeinig und mit hinter dem Rücken verschränkten Händen da. Zumindest nach außen hin wirkte er völlig gelassen, doch Isabel war klar, wie schwer es ihm fallen musste, ihren Onkel zu empfangen. Und bei genauerem Hinsehen konnte Isabel auch die leichte Anspannung in seinen Oberarmen und Beinmuskeln erkennen. Er schien bereit, sich bei der kleinsten Provokation auf ihren Onkel zu stürzen, wirkte dabei jedoch vollkommen beherrscht. Sie konnte nicht umhin, seine Haltung zu bewundern, vor allem wenn man sie mit dem unbeherrschten Gebaren verglich, das ihr Onkel an den Tag legte.
Sleat runzelte die Stirn. Er hatte offensichtlich gehofft, den MacLeod mit seiner Ankunft zu überrumpeln. Isabel kannte ihren Onkel gut genug, um zu wissen, dass er es hasste, so zu wirken, als wäre er leicht zu durchschauen. Sein Mund verzog sich zu einem höhnischen Grinsen, und er war wütend, dass man ihn seines Vergnügens beraubt hatte. »Die Gelegenheit, an diesem freudigen Ereignis teilzuhaben, konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen. Denn schließlich bedeutet es ja, dass all unsere Unstimmigkeiten nun der Vergangenheit angehören. Wir sehen besseren Zeiten entgegen. Zudem hat der König auf meiner Anwesenheit bestanden, um unser neues Bündnis zu besiegeln. Hat er das in seinem Schreiben nicht erwähnt?«
Isabel, die den Machtkampf der beiden Anführer aus dem Hintergrund beobachtete, musste feststellen, dass der MacLeod sie bis jetzt noch nicht eines Blickes gewürdigt hatte. Sie war ein klein wenig enttäuscht. Anscheinend war er doch nicht so erpicht auf diese Verbindung, wie man es sie glauben gemacht hatte.
Ein widerwilliger Bräutigam würde ihre Aufgabe natürlich um einiges erschweren. Die Umstände waren keineswegs perfekt, das sah sie ein, aber hätte er nicht trotzdem ein wenig Interesse an ihr zeigen müssen? Schließlich sollten sie eine Ehe auf Probe eingehen – und als Mann und Frau alles außer dem Namen teilen. Isabel selbst empfand das absurde Bedürfnis, sein Gesicht zu sehen, endlich den Mann zu sehen, an den sie sich binden sollte.
Den Mann, den sie verführen musste.
Genau in diesem Moment trat der MacLeod aus dem Schatten ins Licht. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und ihre Augen weiteten sich ungläubig. Auch wenn sie den Rest ihres Lebens mit Träumen verbrachte, hätte sie sich kein so perfektes Gesicht ausmalen können. Er mochte wie ein Herkules gebaut sein, doch sein Gesicht war das von Adonis.
Die altnordische Herkunft seines Clans zeigte sich in seiner Körpergröße und Haut- und Haarfarbe. Es gab in den Highlands viele hochgewachsene Männer. Mit seinen mehr als einen Meter neunzig überragte er die meisten jedoch bei weitem.
Sein glattes, kastanienbraunes Haar war von dichten, blonden Strähnen durchzogen, die im Kerzenschein leuchteten, als wären sie in Goldstaub getaucht worden. Die dichte Goldmähne war auf Kinnhöhe gerade abgeschnitten und fiel von einem Wirbel am Haaransatz über eine kräftige Augenbraue und das linke Auge. Lange, dichte Wimpern umrahmten seine dunklen, saphirblauen Augen. Die bronzene, makellose Haut betonte noch die wie in Stein gemeißelten Züge seines Antlitzes – die hohen Wangenknochen und die klassisch gebogene Nase. Fast unsichtbar überschatteten kurze dunkle Stoppeln das kantige Kinn des ansonsten frisch rasierten Gesichts. Wenn er den Mund zum Sprechen öffnete, blitzten seine weißen Zähne auf und hoben sich von seiner gebräunten Haut ab. Er war ein prächtiger Mann. Unbegreiflicherweise fühlte sich Isabel zu ihm hingezogen. Diesmal war sie diejenige, die einen anderen Menschen mit offenem Mund anstarrte.
»Meine Güte, wie gut er aussieht, Liebes«, flüsterte ihr Bessie ins Ohr. »Wenn ich jung wäre …«
Isabel nickte nur, weil sie bezweifelte, einen einzigen klaren Satz herausbringen zu können. Doch, ach, welch herrliche Untertreibung.
Sie wandte den Blick von seinem Gesicht ab und betrachtete arglos den Rest seiner Erscheinung. Er war traditionell gekleidet: Unter dem großen Kilt, dem breacan feile, aus weichem blau- und grün kariertem Stoff trug er das leine croich, ein mittellanges Leinenhemd. Der Kilt wurde um die Taille von einem Ledergürtel zusammengehalten und fiel in weichen Falten hinunter bis zu seinen Knien. Über der Brust wurde er von der traditionellen silbernen Nadel des Anführers vom MacLeod-Clan zusammengehalten. Die kräftigen, muskulösen Beine waren nackt bis auf die weichen Lederstiefel, die er anhatte. Es war eine beeindruckende Kombination. Die traditionelle Kleidung aus den Highlands stand ihm ausgezeichnet.
Er war nicht nur von Kopf bis Fuß ein Krieger, sondern auch ganz und gar Anführer. Es war unmöglich, sich ihn anders gekleidet vorzustellen, und schon gar nicht in der aufwändigen Kleidung, die bei Hofe getragen wurde und die von Halskrausen aus Spitze, Puffärmeln, weiten knielangen Hosen und aufwändig bestickten, ausgestopften Wämsern geprägt war. Als Isabel bemerkte, dass ihr Mund offen stand, schloss sie ihn abrupt.
Der MacLeod schien ihr Interesse überhaupt nicht bemerkt zu haben, denn sein Blick ruhte immer noch auf ihrem Onkel. Wie um ihn einzuschüchtern machte er einen Schritt auf ihren Onkel zu.
»James hat in der Tat nicht geäußert, dass Eure Anwesenheit erforderlich sei«, antwortete er knapp und ohne irgendeine Regung zu zeigen. »Aber das macht natürlich keinen Unterschied. Bis zum Ende der Zeremonie werdet Ihr unsere Gastfreundschaft genießen.«
Ihr Onkel kannte sich gut mit den Bräuchen und Pflichten in Bezug auf Gastfreundschaft unter den Clans der Highlands und Inseln aus – sonst wäre er nicht gekommen. Die Tradition gebot, dass man ihm nichts zu Leide tat, solange er sich unter dem Dach der MacLeods befand. Die Ehre des MacLeod verlangte dies, und der Chief eines Clans ließ nichts auf seine Ehre kommen.
Isabel beobachtete, dass ihr Onkel angesichts der schnellen Abfertigung durch den MacLeod immer wütender wurde. »Natürlich werden wir gehen, sobald die Zeremonie vorbei ist.« Sleat warf dem MacLeod einen wissenden, beinahe lüsternen Blick zu. »Ihr wollt sicherlich ein bisschen Zeit allein mit Eurer Braut auf Probe verbringen. Und wo wir gerade davon sprechen, wo ist Eure Schwester Margaret? Ich bin erstaunt, dass sie nicht hier ist, um uns zu begrüßen.«
Isabel hielt den Atem an, als sich Totenstille über den Raum legte. Ungläubig starrte sie ihren Onkel an. Wie konnte er so grausam sein und die Schwester des MacLeod erwähnen? Doch wenn er gehofft hatte, den MacLeod zu provozieren, dann wurde er enttäuscht, denn der Chief der MacLeods zeigte keinerlei Regung. Der Mann an seiner Seite jedoch war weniger beherrscht.
»Du Mistkerl.« Er machte einen Satz nach vorne, wurde aber vom stählernen Arm des MacLeod zurückgehalten.
Sie hatte den Mann bisher noch nicht bemerkt, doch von der Ähnlichkeit her hätte man vermuten können, dass er MacLeods Zwillingsbruder war. Sie kniff die Augen zusammen, um ihn eingehender zu mustern. Haut und Haare waren vielleicht etwas heller, und er war etwas weniger stark gebaut, aber er war trotz allem beeindruckend. Er war zwar außerordentlich attraktiv, doch seinem Gesicht fehlte die erhabene Autorität des MacLeod. Das muss ein Bruder sein, dachte Isabel.
Ihre Vermutung wurde schnell bestätigt.
»Ich kümmere mich um unseren Gast, Bruder.« Rory MacLeod lächelte, wenn auch seine Augen hart blieben.
Die Kälte in seinem Blick hätte ausgereicht, den Loch Carron mitten im Hochsommer zufrieren zu lassen. Der unterschwellige Hass, der zwischen den beiden Männern schwelte, war fast greifbar. Der Hass des MacLeod war kalt und beherrscht, der von Sleat selbstzufrieden und grausam.
Glücklicherweise griff nun Isabels Vater ein, um ihren Onkel von weiteren Beleidigungen abzuhalten. Einer nach dem anderen traten ihre Brüder vor, um vorgestellt zu werden. Isabel wartete ängstlich und zugleich ungeduldig darauf, an die Reihe zu kommen. Ihr erster Eindruck des MacLeod hatte ihre Befürchtungen nicht gerade gemildert. Obwohl sein schönes Gesicht es ihr leichter machen würde, ihre Aufgabe zu erfüllen, war sie sich über eines im Klaren: Dieser Mann würde sich nicht von Leidenschaft leiten lassen. Trotzdem war sie jetzt gespannt darauf zu erfahren, wie er auf sie reagieren würde. Würde sie eine Schwachstelle in seiner stählernen Rüstung finden?
Sie holte tief Luft. Der Moment war gekommen, dies herauszufinden.
Rory hatte seine Hände voller Zorn und Hass zur Faust geballt. Sleat war zwar leicht zu durchschauen, aber das machte es ihm kein bisschen leichter, seinen Feind zu empfangen. Wenn es nicht die Verpflichtung in den Highlands zur Gastfreundschaft gegeben hätte, wäre Sleat schon längst ein toter Mann. Doch Rory zwang sich dazu, ruhig zu bleiben. Sogar als Sleat Margaret erwähnte, hatte er keine Regung gezeigt. Diese Genugtuung wollte er Sleat nicht geben.
Doch als Glengarry sich einmischte, war er für die Unterbrechung dankbar. Um Sleat würde er sich später kümmern, wenn er den Zorn gezügelt hatte, der ihn drängte, sich auf den gemeinen Hurensohn zu stürzen und ihn zu töten.
»Das sind meine Söhne Angus, Alisdair und Ian,« sagte Glengarry.
Die Brüder seiner Braut traten einer nach dem anderen vor, um Rory die Hand zu schütteln. Rory musterte Glengarrys Söhne mit Interesse. In ein paar Jahren würden diese jungen Männer mächtige Highlandkrieger sein – sie würden eine Macht darstellen, mit der man rechnen musste. Sie waren hochgewachsen, gut gebaut und hatten eine ungewöhnlich helle Hautfarbe.
Unter anderen Umständen wäre er wahrscheinlich stolz gewesen, diese Männer zu Brüdern zu haben, doch durch das, was er ihrer Schwester anzutun gedachte, würde er sie sich wohl zu mächtigen Feinden machen.
Leider ließ sich das nicht vermeiden. Als Chief trug er Verantwortung. Seine Pläne standen fest, und darin kam keine Heirat mit einer MacDonald vor.
Jetzt war der Moment gekommen. Er konnte sie nicht länger ignorieren. Glengarry ergriff Isabels Hand und zog sie hinter ihren Brüdern hervor. »Und das ist meine Tochter, Isabel MacDonald. Eure zukünftige Braut.«
Einen schockierenden Augenblick lang stand die Zeit still. Er hatte das Gefühl, als wäre er von einem stählernen Breitschwert getroffen worden. Sie war die schönste Frau, die er je gesehen hatte, und er musste sie immerzu anstarren. Die Griechen hatten ihm kein Pferd geschenkt, sondern Helena.
Sie hatte zarte, makellose Gesichtszüge und die weichste helle Haut, die er je gesehen hatte. Ihre Nase war klein und anmutig, ihre Augen groß und verführerisch geschwungen. Er hatte noch nie zuvor Augen von dieser Farbe gesehen. Sie waren von einem ganz außergewöhnlichen Blau. Nein, im schummrigen Licht musste er noch genauer hinsehen. Sie waren nicht blau, sie waren violett. Wie die Heide auf Skye. Ihre dichten schwarzen Wimpern bogen sich nach oben, sodass sie fast ihre fein geschwungenen Brauen berührten. Wegen seines unverwandten Blicks schnellte ihre Zunge nervös zwischen den vollen, sinnlich-roten Lippen hervor, wodurch eine Reihe winziger, weißer, makelloser Zähne enthüllt wurde. Diese vollen Lippen vermochten es, einen Mann mit lüsternen Phantasien in den Wahnsinn zu treiben.
Ihr Gesicht war von langen kupferfarbenen Locken umrahmt, die ihr weich und üppig über die Schultern fielen. Ehe er es verhindern konnte, malte er sich schon aus, wie diese Locken wohl auf einem Kissen ausgebreitet aussähen.
Völlig unerwartet durchzuckte ihn das Verlangen. Die Heftigkeit, mit der er auf sie reagierte, riss ihn aus seiner Erstarrung. Rory löste fast schon gewaltsam den Blick von ihrem Antlitz.
Er streckte eine Hand nach ihrer aus, und es war fast wie ein Schock, der seinen Körper durchfuhr, als sie sich berührten. Ihre Finger waren eiskalt, und er war mehr als versucht, sie mit seinen eigenen zu wärmen.
»Mylord, ich bin sehr erfreut, Euch kennen zu lernen«, sagte sie mit sinnlicher Stimme, sodass er seinen Blick wieder auf sie richtete. Das war ein Fehler. Isabel lüftete ihren Umhang und versank leicht nach vorn gebeugt in einem Knicks.
Rory meinte zu ersticken. Alex, der immer noch neben ihm stand, begann unkontrolliert zu husten. Denn als Isabel sich vorbeugte, gewährte sie Rory einen Blick auf den wohl herrlichsten Busen, den er je gesehen hatte. Ihre festen, runden Brüste platzten beinahe aus dem engen, tief ausgeschnittenen Mieder ihres Kleides heraus. Ihre cremig zarte Haut, die jetzt vom kalten Wetter leicht gerötet war, schien förmlich darum zu flehen, berührt zu werden … oder geküsst. Die Leidenschaft, die Rory zuvor durchflutet hatte, stand in keinem Verhältnis zu dem Gefühl, das ihn jetzt überkam.
Ihr Kleid war fast schon unanständig und hatte keinerlei Ähnlichkeit mit dem traditionellen, weiten schottischen arisaidh, den die Frauen in den Highlands trugen. Rory war jedoch erfreut darüber, dass sie nichts für die aufwändigen, lächerlich steifen Kleider übrig zu haben schien, die man an Elizabeths Hof und beim nördlichen Nachbarn in Edinburgh bevorzugte. Das Kleid, das sie trug, brachte ihren prächtigen Körper perfekt zur Geltung. Der dünne Satinstoff schmiegte sich anmutig an ihre Kurven und ließ nur zu deutlich erahnen, welche Pracht darunter zu entdecken war.
Als Gott Isabel schuf, hatte ER sich selbst übertroffen, das stand außer Frage. Und darüber hinaus hat ER sich noch einen Spaß mit uns erlaubt, dachte Rory. Es war die reinste Ironie. Das Gesicht eines Engels, beinahe das einer Heiligen, wäre da nicht der sinnliche Mund gewesen, gehörte zu einem Körper, der an alles andere als an Heiligkeit denken ließ. Er verkörperte im wahrsten Sinne des Wortes die Versuchung des Teufels.
Doch obwohl Rorys Körper auf heftigste Weise auf ihre Schönheit reagierte, tat sein Geist das nicht. Die Hitze des Verlangens brannte zwar in seinen Lenden, aber Rory wusste nur zu genau, dass er bei ihr keine Erleichterung finden würde. Er war ein Mann, der seine Pflichten kannte, und dazu gehörte nicht, dieser Frau beizuliegen. Als er schwor, sie niemals in sein Bett zu nehmen, hatte Rory nicht vorhersehen können, dass er sich zu dem Mädchen hingezogen fühlen würde. Aber obwohl seine Reaktion ihn jetzt wütend machte, bereitete sie ihm doch keine Sorgen. Leidenschaft war ein Ärgernis, das er zu kontrollieren wusste. Seine Pflichten lagen anderswo.
So verlockend, wie es auch schien, Isabel beizuliegen, so war es doch schlichtweg keine Alternative. Rory würde nicht mit ihr ins Bett gehen, wenn er wusste, dass er sie zurückschicken würde, sobald das Jahr um war. Er konnte nicht riskieren, dass sie sein Kind bekam. Ein Kind ohne Vater wäre eine unnötige Komplikation, die er einfach nicht zulassen konnte.
Als er bemerkte, dass die Männer an seiner Seite Isabel mit weit aufgerissenen Augen anstarrten, fühlte er den starken Drang, sie in seine Arme zu schließen und sie vor ihren Blicken zu schützen. Aber er vertraute seinen Männern voll und ganz und wusste, dass keiner von ihnen es wagen würde, sich an ihr zu vergehen. Aber er konnte es ihnen wohl kaum vorwerfen, dass sie sich an dem weideten, was ihnen so freizügig dargeboten wurde.
Die unangenehme Stille hielt an. Er merkte erst jetzt, dass sie auf seine Antwort wartete. Als Rory den Blick senkte, sah er plötzlich, dass er noch immer ihre Hand hielt. Ihre Haut war so weich wie Rosenblätter, und ihre Finger wirkten zart und weiß im Gegensatz zu seiner großen, gebräunten Hand, die voller Narben war.
Er ließ ihre Hand fallen, als hätte er sich verbrannt.
Verärgert über seine Reaktion, zwang er sich wieder zum kalten, gefühllosen Tonfall in seiner Stimme.
»Miss MacDonald. Ihr müsst erschöpft sein von der Reise und wollt Euch gewiss in Euer Zimmer zurückziehen. Morgen, nach der Zeremonie und wenn der Vertrag unterzeichnet ist, wird es ein Fest geben.«
»Ich danke Euch, Mylord, ich bin in der Tat müde und würde mich liebend gern ausruhen.«
»Ist das Euer Dienstmädchen?«, fragte er brüsk und zeigte auf die Frau neben ihr.
»Das ist mein Kindermädchen, Bessie MacDonald. Sie wird mir dabei helfen, mich hier einzurichten. Ich hoffe doch, dass das keine Probleme bereitet?«
»Nein. In Eurem Zimmer gibt es noch ein Feldbett. Wenn sie möchte, kann sie dort schlafen.«
Rory runzelte die Stirn. Er bemerkte natürlich, dass sie auf sein barsches Verhalten hin nervös die Hände rang.
Bevor sie auch nur ein Wort hätte erwidern können, wandte sich Rory von ihr ab. Für ihn war das Thema damit erledigt. Er merkte, dass Alex ihn verwundert ansah. Es sah ihm gar nicht ähnlich, so schroff zu sein. Vielleicht um Rorys Verhalten wiedergutzumachen, fügte Alex hinzu: »Ich bin Rorys jüngerer Bruder, Alex MacLeod. Willkommen. Wenn ich irgendetwas tun kann, damit Ihr Euch wohl fühlt …« Seine Augen funkelten.
»Ich danke Euch, Alex, Euren Willkommensgruß nehme ich gerne an«, sagte sie spitz und reichte ihm die Hand.
Rory war sich ihrer unverhüllten Missbilligung nur allzu bewusst. Er musste sie jedoch für ihre innere Kraft bewundern. Bei Hofe schienen seine Größe und die strenge Miene, die er für gewöhnlich aufsetzte, die Mädchen zu verängstigen, doch Isabel wirkte in keiner Weise eingeschüchtert. Das Mädchen hatte offensichtlich Mumm.
»Ihr wollt Euch doch sicher ein bisschen frisch machen. Ihr könnt auch ein Bad nehmen, wenn Ihr wünscht. Deidre bringt Euch alles, was Ihr braucht, Ihr müsst nur Euren Wunsch äußern«, erwiderte Alex breit grinsend, während er sich in höfischer Manier verbeugte.
»Das hört sich himmlisch an«, erwiderte Isabel ganz warmherzig.
Rory zog die Augenbrauen zusammen, als er die zwanglose Unterhaltung zwischen Isabel und seinem Bruder verfolgte. Auch der dankbare Blick, den Isabel Alex zugeworfen hatte, entging ihm nicht.
Sie brachte ihn völlig aus der Fassung. Doch er war sich sicher, dass dies nur vorübergehend so sein würde. Beim Anblick einer solchen Schönheit würden doch die meisten Männer den Verstand verlieren, versuchte er, sich einzureden.
Aber er war noch immer verärgert. Schließlich war er nicht die meisten Männer. Er war doch immun gegen diese Art von Unsinn. Im Gegensatz zu seinem Bruder. Alex mochte man mit einem hübschen Gesicht verführen, aber doch nicht ihn, Rory. Trotzdem spürte Rory etwas, das man nur als zarten Hauch von Eifersucht beschreiben konnte, als er das dankbare Lächeln gewahrte, das sie seinem leutseligen Bruder zuwarf. Dieses lächerliche Gefühl war ihm unangenehm lästig.
Mit einem missbilligenden Blick übernahm er wieder die Führung. Er würde Alex daran erinnern müssen, dass das Mädchen eine MacDonald war und Rorys Braut auf Probe – was auch immer geschehen mochte. »Deidre bringt Euch jetzt zu Eurem Zimmer. Bis Morgen, Mistress MacDonald.«
Er befahl Colin und Douglas, auch die übrigen Gäste zu ihren Schlafgemächern zu führen – wo man sie gut im Auge behalten würde.
Rorys Aufmerksamkeit richtete sich jetzt wieder auf Isabel. Sein nachdenklicher Blick folgte ihr, als man sie wegführte. Isabel MacDonald hatte ihn überrascht. Doch er weigerte sich, an die unerwartete Leidenschaft zu denken, die er verspürt hatte, als ihm seine »Braut« vorgestellt wurde. Er hätte nie vermutet, dass er diese Frau attraktiv finden könnte. Aber auch wenn dem so war, machte es ihm wenig aus.
Zwei Jahre lang hatte Rory die bösartigen Angriffe von Sleat und die Intrigen des feindseligen Königs überstanden. Mit den Verlockungen eines einzelnen Mädchens würde er leicht fertig werden.
Doch etwas anderes nagte an ihm. Er war unangenehm überrascht von seiner ersten Reaktion auf seine Braut. Sie erschien ihm jung und unschuldig und sogar fast verletzlich. Nicht gerade die Art von Frau, die geneigt wäre, Sleats niederträchtige Gebote auszuführen. Wenn sie wirklich nichts von Sleats Intrige wusste, dann würde Rory alles tun, um zu verhindern, dass man ihr Schaden zufügte. Ob sie nun schön war oder nicht, Rory würde Abstand halten. Und in einem Jahr, wenn die Ehe auf Probe zu Ende war, würde er sie unversehrt zu ihren Leuten zurückbringen.
Als die »Gäste« den Eingang frei gemacht hatten, ging Rory erneut nach draußen zum Feenturm, dicht gefolgt von seinem Bruder.
»Du hast ein verdammtes Glück, Rory. Ich hoffe, dass deine noble Absicht, dem Mädel nicht beizuliegen, auf eine harte Probe gestellt wird«, sagte Alex mit vor Neid rauer Stimme. »All diese ›übertriebenen Gerüchte‹ werden ihr jedoch in keiner Weise gerecht.«
Rory versuchte, ihn zu ignorieren, aber Alex’ offensichtliche Bewunderung versetzte ihm einen Stich. Und zugleich verärgerte sie ihn zutiefst. Er zweifelte nicht an der Loyalität seines Bruders, doch verspürte er überhaupt keine Lust dazu, mit irgendjemandem über die körperlichen Vorzüge dieser Frau zu sprechen … auch nicht mit seinem Bruder.
»Ja, sie ist recht attraktiv«, antwortete er.
Alex schnaubte ungläubig.
Rory wusste selbst, dass seine Worte lächerlich klangen.
»Zumindest wissen wir jetzt, warum der König der Ehe auf Probe zugestimmt hat«, sagte Alex sachlich.
Rory zog fragend die Augenbraue hoch.
»Kein Mann, der einigermaßen bei Verstand ist, würde eine solche Schönheit zurückweisen.«
»Ein Mann mit Verstand muss so handeln, wie es seine Pflicht verlangt«, korrigierte ihn Rory.
Alex schüttelte voller Bedauern den Kopf. Rory musste insgeheim zugeben, dass er genauso empfand, auch wenn er sich dafür schämte.
»Wie wichtig ist eigentlich diese Verbindung mit dem Campbell-Mädchen?«, fragte Alex.
Rory seufzte. »Sehr wichtig.« Nur eine Verbindung mit Argyll würde ihnen den nötigen Einfluss beim König verschaffen. Aber Alex hatte Recht. Es würde schwieriger werden, Abstand zu halten, als Rory vermutet hatte. Doch würde er damit umgehen können. Es gab nichts, womit Rory MacLeod nicht umgehen konnte.
Hier im Angesicht des Himmels und bei allen heiligenMächten der Liebe … knüpfe ich dieses heilige Band, und mitdieser Hand das Herz, das dieser Hand gehört, ewiglich vereint… die beiden, Herz und Hand, in Liebe, Glauben und …Vertrauen.
FRANCIS BEAUMONT UND JOHN FLETCHER, Wit at Several Weapons, 5. Akt, 1. Szene
Isabel wusste, dass sie zu lange brauchte, um sich fertig zu machen. Aber sie war nervös. Sie brauchte noch etwas Zeit, um ihre Gedanken zu sammeln, und hatte Bessie deshalb zum wiederholten Male auf einen unnötigen Botengang geschickt. So konnte sie sich in Ruhe auf die Zeremonie vorbereiten, die sie – für ein Jahr – an den MacLeod binden würde.
Ein Jahr, um seinen Schutzschild zu durchbrechen und seine Geheimnisse zu lüften. Eine Aufgabe, die ihr jetzt, wo sie ihn kennen gelernt hatte, als eine noch größere Herausforderung erschien.
Der MacLeod war ein Mann, der durch und durch aus Stahl zu bestehen schien. Kein Mensch, der sich leicht täuschen ließ. Und wenn man sie entdeckte, hatte sie angesichts seiner bedrohlich gebieterischen Art wahrscheinlich wenig Nachsicht zu erwarten. Außerdem verfügte er über die einschüchternde Fähigkeit, seine Gefühle komplett zu verbergen. Zwar war sie sich gestern Abend sicher gewesen, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte, doch er hatte seine Regungen so gut verbergen