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Dieser Roman wurde unter Zuhilfenahme von originalen Notizen und im guten Glauben geschrieben, alle Personennamen wurden weggelassen. Der Namen Rudolf Weinmann ist ein Pseudonym, um den Menschen zu schützen, der verstorben ist, wie auch seine Eltern.
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Seitenzahl: 89
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Für meinen verstorbenen Freund, dessen Namen ich in dieser Erzählung geändert habe, um ihn und seine Angehörigen zu schützen
Vorwort
Der Einberufungsbefehl kommt
Fahrt nach Augsburg und Kempten
6. Sanitätsbataillon, im 3. Sanitätsausbildungsbataillon 210 San-Lehrgang I
Die Ausbildung
Stubenappell und Einkleiden
Bekleidungsgegenstände
Drill im Alltag
Kempten ist keine Garnisonsstadt mehr
Bayern-Kaserne Heimatschutzbataillon 861/1. Flakbataillon 210
Becelaere-Kaserne Esslingen, 2. Sanitätsbataillon 10 San-Lehrgang II Theorie
Esslingen ist keine Garnisonsstadt mehr
Bayern-Kaserne 1. Flakbataillon 210, Manöver, Truppenübungsplätze und Übungen
Bundeswehrkrankenhaus Fasanengarten München, San-Lehrgang II Praxis
Bayern-Kaserne,1. Flakbataillon 210 Ende
Bundeswehrhochschule Neubiberg
San-Lehrgang III, Kranken-Pflegehelfer § 20
Bundeswehrhochschule Neubiberg
Bundeswehrkrankenhaus Fasanengarten München
Bundeswehrkrankenhaus Romanplatz München
Gründung der Bundeswehr
Kasernen in München aufgegeben
Quellen
Dieser Roman wurde unter Zuhilfenahme von originalen Notizen und im guten Glauben geschrieben, alle Personennamen wurden weggelassen. Der Namen Rudolf Weinmann ist ein Pseudonym, um den Menschen zu schützen, der verstorben ist, wie auch seine Eltern. Bevor er bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, habe ich die Erlaubnis erhalten, ja, hat er mich sogar gebeten, diese Geschichte niederzuschreiben. Die Bundeswehrdaten stammen von Wikipedia. Die Kasernen Bundeswehrhochschule Neubiberg und Ernst-von-Bergmann-Kaserne, Sanitätsakademie der Bundeswehr, Truppenübungsplatz der US-Streitkräfte in Grafenwöhr gibt es noch, aber alle anderen sind geschlossen worden, sodass hiermit auch sie erinnert wird. Ich habe mich an authentische Abläufen gehalten und danke allen, die mir dabei geholfen haben, dieses Werk zu schreiben. Es ist schön, an den Lebenseindrücken eines anderen Menschen Teil zu haben und sie niederzuschreiben. Einiges musste ich ergänzen, um ein vollständiges Bild der Zeit in den 1970er Jahren zu zeichnen.
An einem Mittwoch, Mitte März, wurde es ernst. Der Einberufungsbefehl war gekommen und damit die Tage des Sich-Sammelns, der Frage, wie es werden und wohin es mich bringen würde. Es ist noch winterlich, die Familie freut sich mit mir und stärkt mich, es werde alles gut, sagen sie. Ich lese den Einberufungsbrief noch einmal und sehe, dass ich am ersten April 1976 einrücken soll, in die Prinz-Franz-Kaserne in Kempten. Ich soll in die Ausbildungssanitätskompanie 210. Der Fahrschein ist auch dabei, private Dinge sind nicht erwünscht, bis auf Hygieneartikel. Wie ist Kempten, wie sind die mit mir einrückenden zukünftigen Kameraden und wie nennt man dort die Bruderschaft? Ich zähle die letzten Tage, bis ich mich am ersten April, Donnerstagnachmittag, gegen 14 Uhr, am Hauptbahnhof Augsburg einzufinden habe. Meine Eltern sind ebenso gespannt wie ich, was ich in den nächsten vier Jahren alles erleben werde. Wie lange werde ich von zu Hause weg sein?
Heute, am Donnerstagnachmittag, ist es nun so weit. Ich fahre mit einem Bus der Stadtwerke von zu Hause nach Augsburg zum Hauptbahnhof, einmal muss ich mit meinem kleinen Handgepäck umsteigen. Am Hauptbahnhof angekommen gehe ich von der Straßenbahnhaltestelle zum Eingang des Bahnhofs und treffe dort auf weitere „Kameraden". Wir warten auf den Truppenzug, der von Augsburg nach Kempten fährt. Es sind Unteroffiziere vor Ort, die uns aufteilen. Die für die Artilleriekaserne müssen nach hinten auf den Bahnsteig und die für die Sanitätskaserne nach vorne. Um das Chaos im Kemptener Bahnhof zu vermeiden, stehen weitere Vorgesetzte bereit. Es ist ein lockerer Haufen von jungen Männern, in den ich mich einreihen muss.
Die Fahrt dauert gute zwei Stunden und geht ins Allgäu im Voralpenvorland. Es geht lustig zu, bei mir ist aber auch ein Bauchkrümmen vorhanden. Zum ersten Mal für längere Zeit weg von zu Hause. Was erwartet mich in Kempten? Wo schlafe ich und wann werden wir eingekleidet? Fragen über Fragen plagen mich auf der ganzen Fahrt, die ich doch genießen sollte. Das Wetter ist freundlich, sonnig, das lenkt ein wenig ab. In Kempten am Bahnhof rollt der Zug ein, es stehen weitere Soldaten auf dem Bahnsteig. Die, die uns schon begleitet haben, geben Befehle. Um an den Bahnhofsvorplatz zu kommen, müssen wir durch die Bahnhofshalle. Draußen stehen mehrere Omnibusse bereit. In einen muss ich einsteigen. Die Busse haben eine weiße Scheibe mit rotem Kreuz an der Seite, unser Bus fährt in die Prinz-Franz-Kaserne, zu der Ausbildungskompanie. Dort werden wir von einem Hauptfeldwebel empfangen, er trägt an der rechten Schulter eine gelbe Kordel, es ist der sogenannte Spieß. Wir werden zum ersten Mal in Reih und Glied gebracht, strukturiert und den einzelnen Stuben zugewiesen.
Meine Stube ist im ersten Stock, darin sind außer meinem noch weitere acht Bundeswehrbetten. Der Raum hat neun Spinde, zwei Fenster und die Türe zum Gang. Gemeinsam kommen wir, nachdem wir alles Private eingesperrt haben, in den Ausbildungssaal und werden dort aufgeklärt, über: Wann wir aufzustehen haben, wann wir gemeinsam zum Speiseraum im Gleichschritt gehen und dass es bis zur Einkleidung eine Ausgangssperre gibt. Über eine Stunde lang werden wir informiert und dann geht es ab in den Speisesaal – zuvor erhielten wir noch die Essensmarken. Die sind für jeden Tag für ein Frühstück (F), ein Mittagsessen (M) und ein Abendessen (A) und das für den ganzen Monat. In Reihe stehen wir vor der Essensausgabe und nehmen Tablett, Besteck und den Teller auf, dann geht es ein Stück weiter und wir bekommen zwei Scheiben Brot, dann kommen Butter und zwei Scheiben Käse auf den Teller und zum Schluss zwei Scheiben Wurst. Den Abschluss bilden Essiggurken, Tomatenschnitze und ein Joghurtbecher. Nun haben wir erst einmal Ruhe vor dem nächsten Schritt. Es wird laut durcheinander geredet und man sammelt sich. Meine neuen Stubenkameraden sitzen mit mir an einem langen Tisch, wir stellen uns vor und sagen, woher wir kommen. Ich lerne einen aus meiner Stube kennen, der mich mit dem Pkw mit nach Hause nehmen kann und auch wieder zurück in die Kaserne bringt. Da wir in Erfahrung gebracht haben, dass Samstagmittag frei ist, können wir dann bereits zum ersten Mal nach Hause fahren. Nach dem Abendbrot geht es zurück in unseren Gebäudekomplex, der sich bei der Sporthalle befindet.
Die erste Nacht in der neuen Umgebung: Das ist nun für die kommenden zwölf Wochen mein neues Zuhause. Ich muss mich mit meinen neuen Stubenkameraden zusammenraufen. Wir haben um 21 Uhr den Stubenappell, einer muss die Stube beim Unteroffizier ohne Portepee abmelden, die Wahl traf mich. Im kurzärmligen Schlafanzug stehe ich vor dem Unteroffizier, ich komme mir irgendwie fehl am Platz vor. In Unterwäsche darf man eben nicht schlafen. Danach wurde die Stube abgedunkelt, der eine wirft sich rechts und links herum, ein anderer schnarcht und der Rest schläft zum ersten Mal in einer Gruppe mit Männern. Die Zeit des Schlafes ist um sechs Uhr schon wieder vorbei. Gemeinsam in den Waschraum, dort wird geduscht und zum ersten Mal steht man nackt unter vielen jungen Männern. Dann die restliche Körperpflege. Zurück in die Stube, wieder die Zivilklamotten anziehen, das Bett muss noch gebaut werden und die Bettdecke muss korrekt auf dem Bett zu liegen kommen. Mit meinem Stubenappell zur Vollzähligkeitsmeldung in „Hab-acht-Stellung“ gegenüber dem Unteroffizier vom Dienst und der restlichen Abnahme der Vollständigkeitsmeldung des ersten Zuges ging es runter vor das Ausbildungsgebäude zu unserem Frühstück im Kantinengebäude. Hat jeder seine Essensmarke dabei? Ich habe sie dabei, um meine beiden Brötchen, Marmelade, einen Becher Kaffee und das Tablett mit Geschirr zu empfangen. Wir frühstückten gemeinsam, alleine gingen wir zurück auf die Stube, um uns im Anschluss im Saal zur Informationsveranstaltung zu treffen. Dort stellte sich der Kompaniechef, ein Hauptmann, vor, der Spieß war auch anwesend und die Zugführer (Feldwebel mit Portepee, zwei Fähnriche) und die Gruppenführer (Unteroffiziere ohne Portepee). Nun wurden wir für den Tag informiert, was alles auf uns zukommt: Einkleidung, Foto machen für den Dienstausweis, den Impfausweis sollten wir erst in der kommenden Woche erhalten. Nach dem Rapport mussten wir draußen antreten und in die bereitgestellten Omnibusse einsteigen, die uns in die Artilleriekaserne fahren, um dort eingekleidet zu werden. Alle Utensilien, die wir erhalten, müssen wir in einen großen Seesack einpacken:
Bekleidungsgegenstände
fünf Unterhemden
fünf Unterhosen mit Bein
fünf lange Unterhosen in nato-oliv
fünf Paar schwarze Socken
fünf Paar Wollstrümpfe
fünf Taschentücher
eine Schwimmhose
eine Turnhose
zwei Sporthemden,
einen kompletten Trainingsanzug mit Sportschuhen
Kleiner Dienstanzug
zwei dunkelgraue Hosen
zwei kurzärmlige blaue Hemden
drei langärmlige blaue Hemden
zwei Uniformjacken, hellgrau
zwei schwarze Binder
kleine Koppel
Schiffchen hellgrau
Schirmmütze hellgrau
zwei schwarze Halbschuhe
zwei Paar graue Ausgehhandschuhe
zwei Schulterklappen in grau
Großer Dienstanzug (Ergänzung zum kleinen Dienstanzug):
Stahlhelm ohne Netz
Wintermantel/Sommermantel
ein Paar Hosengummi
große schwarze Koppel
Kampfanzug
ein Paar Kampfstiefel, braun
zwei Kampfanzüge, komplett, ein kompletter Filzanzug mit einem Paar schwarzer Knöchelstiefel und Gamaschen
ein Paar Winterhandschuhe
eine Koppel mit Koppelschlaufen
ein Netz für Stahlhelm
ein Parker mit Winterfutter
ein Schiffchen in nato-oliv
ein Paar nato-olive Schulterklappen
Ausrüstungsgegenstände
ein kleiner Rucksack (Sturmgepäck)
ein großer Rucksack
eine kleine Kampftasche mit
dreiteiligem Essbesteck, dreiteiligem Kochgeschirr
ein Tragegestell für die beiden Rucksäcke
Zeltplane mit zerlegbaren Zeltstangen und Heringen
ein Klappspaten
ein Bundeswehrschlafsack Nato
eine ABC-Schutzmaske einschließlich ABC-Decke
ein Druckverband.
Vollbeladen sind wir zum bereitstehenden Omnibus zurückgekehrt. Zurück am Standort, musste der Inhalt des Seesackes ordentlich in den Spind geräumt werden. Ordnung bedeutet bei der Bundeswehr, die Spindkontrolle durch die Unteroffiziere problemlos zu überstehen. Wenn es nicht gepasst hatte, wurde alles herausgezogen, um erneut korrekt eingeräumt zu werden. So wurden wir zu ordentliche Menschen „erzogen“.
Kurz vor dem Mittagsessen, nun nicht mehr in Zivilkleidung, mussten wir in einem kompletten Kampfanzug antreten. Ausgerichtet nach der Größe in Zugformation, marschierten wir ohne Tritt Richtung Kantine und nahmen dort unser Mittagessen ein. Gestärkt und voller Erwartung ging es auf den Exerzierplatz und zum ersten Drill. Das bedeutete, dass wir in eine vorgegebene Richtung laufen und uns nach dem Ruf „Stopp“ in Achtung bringen mussten. Das heißt, in die Richtung des Ausbilders drehen und im Laufschritt zurückkommen. Das „Spiel“ wurde mehrmals durchgeführt, um uns an den Kommandoton zu gewöhnen. Im Weiteren übten wir zuerst in Gruppen, danach in der Zugform das Marschieren, so dass wir zum gemeinsamen Abendessen im Gleichschritt in die Kantine marschieren konnten.
Ebenfalls im Gleichschritt ging es nach dem Abendessen zurück in das Unterkunftsgebäude. Nach dem Stubenappell schliefen wir bis Samstagmorgen, bis wir durch den diensthabenden Unteroffizier ohne Portepee geweckt wurden. Er hatte eine Dienstschnur in blau und am Arm die Armbinde UvD. Samstagvormittag hatten wir Schulung im Ausbildungsraum, nach dem Mittagstisch war endlich Wochenende, also frei. Der Kamerad aus Fürth nahm mich mit Richtung Heimat, bis Augsburg, wo ich dann mit Straßenbahn und Bus nach Friedberg-West fuhr. Robert öffnete die Haustüre und legte die Sicherheitskette vor, so dass meine Eltern sahen, dass ich zu Hause war. Meine ersten Stunden in der Kaserne hatte ich hinter mir. Die Ausbildung