Mit 80 ticken die Uhren anders - Siglinde Bickl - E-Book

Mit 80 ticken die Uhren anders E-Book

Siglinde Bickl

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Beschreibung

Ich war fest entschlossen mein Altersleben in einem Heim zu verbringen. Jeder wird einmal alt, oder er stirbt früh. Ich liebäugelte mit einem betreuten Wohnheim. Wie läuft das ab? Was kann passieren? Wo und wann kommt eine Pflege für mich in Frage? Viele Gedanken, das Für und Wider beschäftigten mich. Werde ich weiterhin zufrieden sein? Werden meine Finanzen ausreichen, um bis zum Ende sorglos zu leben? Wird mein Sohn sich weiter um mich kümmern? Wie ist das Wohnen in einem betreuten Heim? Viele Fragen und alle sind noch unbeantwortet.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Siglinde Bickl

Mit 80 ticken die Uhren anders

Siglinde

Ein Dankeschön an alle Die mitgewirkt haben, dass ich diese Geschichte schreiben konnte. Dass ich nicht aufgegeben habe, dafür sorgte mein Sohn Thomas. Es tut gut zu wissen, dass die Gene die in ihm schlummern nicht verschwendet wurden. Mein Dank gilt auch Iris meiner lieben Schwiegertochter, die es stillschweigend hinnahm, das er mir seine karge Freizeit widmete, und dass sie selbst für mich im Internet recherchiert hat. Als ich noch in Düren wohnte half mir meinem Nachbarn Stefan. Er ist der beste ausgebildete Computerfreak den ich kenne. So manchen Fehler den ich im Rechner machte, hatte er ausbügelt. Liebe Olga auch Dir ein Dankeschön, für Deine Hilfe in vielen Dingen. Und zu guter Letzt meiner lieben Freundin Gisela, Du hast viel Geduld aufgebracht, als in mein Kopf so einiges durcheinander wirbelte. BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Ab 80 ticken die Uhren anders

 

Liebe Freunde des geschriebenen Wortes. Stets falle ich, die Autorin, mit der Tür ins Haus. Ich weiß es, und trotzdem passiert es mir immer wieder. Meine Eltern bläuten mir es laufend ein, dass höfliche Leute sich zuerst vorstellen, ehe sie mit ihrem Anliegen beginnen. Oft vergesse ich es. So bin ich, die Linda. Ich bin für alles verantwortlich was hier geschrieben steht. Am Anfang des Textes ist mein Zuhause in Eich. Das wird sich nach und nach in der Geschichte ändern. Das Dorf hat 3200 Einwohner und liegt zwischen Worms und Mainz. Ich bin 83 Jahre alt seit 2015 Witwe. Meine ehemals schulterlangen Schillerlocken fielen dem Alter zum Opfer. Da meine Mama sie immer als letzten Waschgang mit Essigwasser ausspülte, roch ich zwei Tage lang nach eingemachten Gurken. Aber diese Prozedur ließ mein Haar wie Gold glänzen. Verschämt muss ich gestehen, dass sich viele Sahnetörtchen in all den Jahren in meinen Hüften eingenistet haben. Meine Hobbys sind lesen schreiben und Tiere lieben. Als nächster Teilhaber an der Geschichte ist mein Sohn Franz. Er bat mich nicht allzu viel von seinem Privatleben zu schreiben, denn er fürchtet, dass es seinem Image schaden könnte. Er hat einen aufopfernden Beruf. Nur so viel möchte ich erwähnen, er sorgt für alle meine Belange. „Ich danke Dir mein Lieber.“ Die andere Protagonistin ist die Sophie. Mit ihr wohne ich später im gleichen betreuten Haus. Ihre Heimat war ein Bauernhof in der Mark Brandenburg. Sie hatte auch einiges erlebt und bat mich schon öfter, alles einmal aufzuschreiben. Doch momentan bin ich mit meinen eigenen Erinnerungen sehr beschäftigt. Nebenher noch eine andere Arbeit anzufangen, nein das geht nicht. Ich müsste dazu alle meine Energien wachhalten, wenn es genau sein soll und die verbraucht ich jetzt. Das Einzige was ich euch anbieten kann ist der Ausspruch von Sophie, dass sie noch genau so zierlich ist wie in ihrer Jugend. Damals kannten wir uns allerdings noch nicht, also kann ich es auch nicht beurteilen. Es gibt da noch in Düren, eine ganz liebe Nachbarin die Irina, eine Wolgadeutsche. Sie half mir in vielen kleinen Dingen. Vergessen darf ich auch den Rainer nicht, er kennt einen Computer von A bis Z. Ich lernte sehr viel von ihm. Für mein jetziges Hobby legte mein Vater den Grundstein. Lesen und Schreiben. Ich durfte in großartigen Büchern lesen. Handarbeiten war für mich ein Gräuel. Meine Mutter traf man in ihren Mußestunden nie ohne ein Strickzeug an. Ich saß neben ihr und lauschte ihren Erzählungen. Wie ein Schwamm sog ich alle diese Geschichten auf. Kein Wort von dem ging verloren.Bei einer Suche nach etwas Bestimmten fand ich, was ich einmal aus Langeweile, auf noch kaum lesbaren Zetteln aufgeschrieben hatte. Die Texte überspannen einen Zeitraum von dreizehn Jahren. Doch gerade diese Zeit möchte ich euch nicht vorenthalten.Jetzt bin ich alt und zieht Bilanz

Hackenbroich, Oktober 2018.

 

 Jeder, der mit dem Schreiben, seine Leere ausfüllen möchte, machte sich automatisch Notizen. Gedankengänge die ihm wichtig erschienen. So auch ich, die Linda. Verzweifelt suchte ich in meinem Schreibtisch nach etwas Bestimmten. In keinem der Schubladen und Fächer war es. Ich dachte, dass es nur darin sein konnte, denn ich wüsste sonst keine Ablage. Blieb nur noch das kleinste Fach. Zwischen Bleistiftspitzer, Kleberollen, einem uralten Tintenfass mit eingetrocknetem Inhalt, Kastanien, Kieselsteine, Haargummi und viel Trödel lagen da in schönster Unordnung eine Menge eng beschriebene Blätter. Einige zerknautscht, kaum lesbar. Achtlos warf ich sie in den Papierkorb. Darunter versteckte sich also das vergilbtes kleines Büchlein. Ich hatte es gefunden. Das Tagebuch! Mein Tagebuch aus Kindertagen. Wie lange ist das her? In kindlicher Schrift hatte ich damals schon meine Gedanken aufgeschrieben. Viele Erlebnisse, Erinnerungen stehen da drin. Das wollte ich Euch jetzt zum Lesen geben. Kennt ihr das liebe Leser, dass sich wie ein Blitz ein eben gesehenes Bild kurz in eurem Kopf speichert und sodann ist der Moment vorbei. Erst nach einer kurzen Weile seht ihr es wie ein Foto vor euch. Sofort erinnert ihr euch. Genau so war es, als ich die Schriften in den Papierkorb versenkte. Ich nahm das oberste Blatt wieder zur Hand. Gespannt las ich. Meine Güte, das war mir sehr vertraut. Ich war hin und her gezerrt. Begierig las ich die einzelnen Passagen. 'O nein, das sollte doch ein Buch werden', ging es mir durch den Kopf. 'Das hatte ich ganz vergessen.' Auf einigen Blättern stand das Datum. Ich wendete sie, las, nickte ab und zu, ohne das Schmunzeln zu unterdrücken. Hochmotiviert verließ ich die eingefahrene Spur, und setzte zu einem neuen Sprint an. Jetzt hatte das alles Vorrang. Das Tagebuch konnte warten. Sortieren, neu einfügen, formulieren, alle Seiten auf Papier zusammenbauen und, und, und. Endlich schien es mir soweit, dass ich zu schreiben anfangen konnte. Die ganze Zettelwirtschaft lag nun vor mir auf dem Wohnzimmertisch ausgebreitet. Die Häufchen so gegliedert wie ich sie in den Rechner eingeben wollte. Das Telefon meldete sich, ich ging ran. Falsch verbunden. Als ich mich umdrehte hatte es sich die Katze auf den Notizen gemütlich gemacht. „Husch, husch,“ packte ich sie leicht am Nacken. Wenn sie noch langsam herunter gegangen wäre, aber nein, sie drehte sich um, krallte sich in die Papiere und wollte gekrault werden. Mit einer heftigen Handbewegung trieb ich sie weg und rief ihr hinterher: „Was soll das, du mistige Bestie, du weißt doch, dass du nicht auf den Tisch darfst, hast du das vergessen?“ Und was tat sie, die First Lady des Hauses? Sie drehte sich um und maunzte mich an. Und wie! Ich verstand, was sie mir sagen wollte, ich kenne ja die Katzenlaute und ihre Körpersprache. Versöhnlich redete ich ihr zu. „Na komm, es ist ja alles nicht so schlimm, maunz, miao.“ So ist das, wer eine Katze sein eigen nennt, ist für sie Clofrau, Masseur und Dosenöffnerin. Ich verstehe auch Hunde und andere Viecher. Die vielen Tierlaute lernte ich in meiner kleinen Arche Noah. Sie haben das Buch sicher schon gelesen. Da steht alles drin, von den Fischen, den Geflügelten, den Kläffern und den Pelzchen. Das zu ihrer Orientierung.

Eich, März 2005.

 

Seufzend machte ich mich wieder an die Arbeit. Im Januar verstarb mein Ehemann. Was nun? Ich war fest entschlossen mein Altersleben in einem Heim zu verbringen. Jeder wird einmal alt, oder er stirbt früh. Ich liebäugelte mit einem betreuten Wohnheim. Wie lief das ab? Was konnte passieren? Wo und wann kam eine Pflege für mich in Frage? Viele Gedanken, das Für und Wider beschäftigte mich.Werde ich weiterhin zufrieden sein? Werden meine Finanzen ausreichen, um bis zum Ende sorglos zu leben? Wird mein Sohn sich weiter um mich kümmern? Wie war das Wohnen in einem betreuten Heim? Viele Fragen und alle waren noch unbeantwortet. Die Cousine meines Mannes machte den Vorschlag: „Gehen wir zusammen ins betreute Wohnen, da bin ich nicht so alleine.“ Ihr Gatte war schon einige Zeit länger tot. Ich war damals siebzig Jahre alt und seit zwei Monaten Witwe. So ließen wir uns beide in Osthofen einschreiben. Das neugebaute Haus steht ca. zehn Kilometer von Eich entfernt, großer Komfort und günstig fürs Portemonnaie. Nach einigen Monaten hätten wir schon einziehen können. Doch vorher war gerade in Düren eine Wohnung in einem Zwölfparteienhaus frei und ich sollte sie nehmen. Franz, mein Sohn wohnt mit seiner Familie ganz in der Nähe. „Wir könnten uns dann in Ruhe um deinen Alterswohnsitz kümmern“, so sein Argument. „Zweimal umziehen“, seufzte ich, aber was soll ich tun? Ich wusste es nicht. Und dann war ich froh, dass der Junge alles erledigt hat. Er versprach mir: „Ich besorge dir etwas bei uns.“ Und Lillis Kinder hatten auch etwas für ihre Mutter in ihrer Nähe.