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Himmlische Teigware Fragen wir Kinder, was sie besonders gerne essen, rangieren die Spaghetti auf den ersten Plätzen. Selbstverständlich am liebsten mit Tomatensauce, damit Mutti auch gut etwas zu waschen hat, anschließend. Welche sinnliche Freude, die Spaghetti-Fäden genussvoll in den Mund zu ziehen und die Tomatensauce in alle Himmelsrichtungen zu spritzen! Dazu kommen glückliche Kinderaugen und mit Tomatensauce verschmierte Gesichter und Finger. Was macht denn nun den Reiz dieser Speise aus? Die Zutaten der Nudel, nämlich Getreide, Ei, Salz und Wasser, können es ja wohl nicht sein. Möglicherweise liegt es an der relativ einfachen Zubereitung. Zumindest gilt das heutzutage, da die Teigware ja kostengünstig und bereits gebrauchsfertig zu erstehen ist und dann nur noch gekocht werden muss. Ein paar Minuten - und die Mahlzeit ist servierfertig. Zudem lässt sich die Nudel wunderbar mit anderen Speisen kombinieren: mit Gemüse, Fleisch, Meeresfrüchten; aber auch nur mit Kräutern, Kapern, Oliven, Öl und so weiter. Wird von Nudel oder Teigware geredet, fallen den meisten Menschen sofort die Spaghetti ein. Möglicherweise nimmt diese Teigwarenform den größten Umsatz aller Nudelsorten ein. Ein Grund, weshalb sie auf dem Buchcover zu sehen sind und weshalb später auf die Spaghetti besonders eingegangen wird. Im vorliegenden Buch werden nicht nur verschiedene Nudelformen gezeigt, sondern es wird auch beschrieben, wie - im Sinne der Umgangsformen - die Nudel, speziell die Spaghetti, formvollendet im Restaurant verzehrt werden soll(te). Einige interessante Interview-Partner tragen wissenswerte und auch lustige Informationen, Rezepturen und Fotos rund um das Thema Nudel bei. Wir erfahren, dass es ein Nudel-Monster gibt und eiskalte Spaghetti. Im letzten Kapitel erwartet Sie ein kleines Nudel-Quiz. Natürlich ist nicht immer alles ganz ernst zu nehmen. Dort können Sie, liebe Leserin und lieber Leser, Ihre Kenntnisse im und um den Themenbereich Nudel testen. Viel Erfolg.
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Seitenzahl: 98
Nur eins von tausend Englein
Stehe mir ausnahmsweise bei.
Denn die Spaghetti-Schlänglein
Entklitschen immer dicht vorm Mund.
Und das sieht aus wie Schweinerei
Und sticht die ganze Zunge wund.
Und ich bin doch hier feiner
Kaufleute Gast und schaufle schon
zwei Stunden rum an der Portion
und sie wird gar nicht kleiner.
Joachim Ringelnatz (eigentlich Hans Gustav Bötticher), dt. Schriftsteller (1883 - 1934), auch unter dem Pseudonym Kuttel Daddeldu bekannt.
Foto Schweizer Nudelbox, Monika Comi, Stein am Rhein
EINLEITUNG
A
UF DIE
N
UDEL GEKOMMEN
Weshalb die Nudel?
TEIL 1 - HISTORISCHE PASTA
HISTORISCHES
N
UDELN SCHON VOR
8.000 J
AHREN
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Nudel (fast) seit Urzeiten – China oder Italien?
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UDEL
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ÖDEL UND
K
NÖDEL
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PAGHETTO UND
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PAGHETTI
L
ASAGNE, DER ALTRÖMISCHE
F
LADEN
B
ENGODI UND
C
OKOLORES
–
DAS ITALIENISCHE
S
CHLARAFFENLAND
TEIL 2 – PASTA UND DIE GROßE NUDEL-FAMILIE
VON LOCKEN, OHREN UND TEIGHÜTEN
T
AGLIATELLE
, F
ARFALLE
, R
IGATONI UND DIE KOMPLETTE ITALIENISCHE
P
ASTA
-F
AMILIE
Die raffinierte Einzelnudel
Farbe in der Teigware
TEIGWARE IN BUNTER GESTALTUNG
TEIGWARE ALS FIGUREN
L
IEBE GEHT DURCH DEN
M
AGEN
Interview Laura Kny
DIE UNENDLICHE VIELFALT – NUDELN AUS ITALIEN
S
CHLANK UND RANK
–
DÜNN
,
DÜNNER AM DÜNNSTEN
Locken und Ringe
Makkaroni-Esser auf Sizilien
Maccheroni – wir gucken in die Röhre
B
REIT UND LANG
Die schöne Lucrezia und ihre tolle Haarpracht
Alfredo, der König der Nudeln – Fettuccine Alfredo
S
PINDEL
-F
ORMEN
Die Stricknadel und die Hektik in der Hofküche
B
ESONDERE
F
ORMEN
D
IE ELEGANTEN
S
CHLEIFEN
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ORMEN
P
ASTINA
–
DIE GANZ
K
LEINEN
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UDELTEIG ALS
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EIGBLATT
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UDELAUFLAUF UND
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UDELSALAT
Lasagna
N
UDELTEIG ALS
T
EIGHÜLLE
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ANNELLONI
D
IE SCHNELL ZUBEREITETEN
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AVIOLI
Der Nabel der Venus von Milo
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UDELBEZEICHNUNGEN
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ONDERFORMEN
D
ER KLEINE
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PATZ
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UDELN ZUM
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ESSERT
ASIATISCHE NUDEL-VIELFALT
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IE ALLGEGENWÄRTIGE
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UDEL AUS
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SIEN
Reisnudeln, Glasnudeln – die Glücksbringer
Glasnudeln
Eiernudeln
Japans Nudelköstlichkeiten
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ANGE
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UDELN
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LANGES
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EBEN
Interview mit Yuk Yin Lee
Glasnudelsalat
Trocken gebratene Reisbandnudeln mit Rindfleisch
TEIL 3 – VERWANDLUNG VON WASSER ZUR TEIGWARE
NUDELGERICHTE
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UDEL IST DEM
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IMMEL SO NAH
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Handgemachte Teigwaren
P
ASTA AUS
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EIDENSCHAFT
Interview Uli Marcian
Fingerfertigkeit, Geschick und Übung
Die Geburt der Pasta
Pasta al dente
Spaghetti alla Bottarga di Cabras
Artischocken-Ravioli alla Campidanese
Sie haben da was am Mund.
Hildegard ‚Sie‘ aus: ‚Die Nudel‘ von Loriot 1977, Vicco von Bülow
(eigentlich Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow), dt. Humorist
(1923 - 2011)
Fragen wir Kinder, was sie besonders gerne essen, rangieren die Spaghetti auf den ersten Plätzen. Selbstverständlich am liebsten mit Tomatensauce, damit Mutti auch gut etwas zu waschen hat, anschließend.
Welche sinnliche Freude, die Spaghetti-Fäden genussvoll in den Mund zu ziehen und die Tomatensauce in alle Himmelsrichtungen zu spritzen! Dazu kommen glückliche Kinderaugen und mit Tomatensauce verschmierte Gesichter und Finger.
Wem läuft nicht das Wasser im Munde zusammen, wenn bei Donna Leon die Familie des Commissario an einem schön eingedeckten Tisch in einem Restaurant direkt am Kanal in Venedig sitzt und ihr eine Riesenschüssel hochaufgetürmter Spaghetti präsentiert wird?
Was macht denn nun den Reiz dieser Speise aus? Die Zutaten der Nudel, nämlich Getreide, Ei, Salz und Wasser, können es ja wohl nicht sein.
Möglicherweise liegt es an der relativ einfachen Zubereitung. Zumindest gilt das heutzutage, da die Teigware ja kostengünstig und bereits gebrauchsfertig zu erstehen ist und dann nur noch gekocht werden muss. Ein paar Minuten – und die Mahlzeit ist servierfertig. Besonders Studierende kennen diesen Vorteil der Zubereitung. Kleine Küche – großer Erfolg.
Andererseits könnte auch die Vielzahl der verschiedenen Formen und Größen eine Rolle spielen. Bekanntlich ist Nudel nicht gleich Nudel. Und die unzähligen Formen und Größen ergeben zumindest optisch wunderschöne Unterschiede.
Zudem lässt sich die Nudel wunderbar mit anderen Speisen kombinieren: mit Gemüse, Fleisch, Meeresfrüchten; aber auch nur mit Kräutern, Kapern, Oliven, Öl und so weiter.
In vielen Ländern dieser Welt finden sich Teigwaren auf den Buffets, sodass, unabhängig der exotischen Angebotsvielfalt, doch immer etwas Bodenständiges zur Auswahl bleibt. Der Tourist muss somit keine Ängste haben, dass er in einem 5-Sterne Haus irgendwo auf diesem Globus verhungern müsste. Und meist sind auch die kleinen Gäste mit diesem Speisenangebot ausgesprochen glücklich.
Wird von Nudel oder Teigware geredet, fallen den meisten Menschen sofort die Spaghetti ein. Möglicherweise nimmt diese Teigwarenform den größten Umsatz aller Nudelsorten ein. Ein Grund, weshalb sie auf dem Buchcover zu sehen sind und weshalb später auf die Spaghetti besonders eingegangen wird.
Im vorliegenden Buch werden nicht nur verschiedene Nudelformen gezeigt, sondern es wird auch beschrieben, wie – im Sinne der Umgangsformen – die Nudel, speziell die Spaghetti, formvollendet im Restaurant verzehrt werden soll(te).
In vielen vom Autor durchgeführten sogenannten ‚Knigge-Seminaren mit Lehrmenü‘ kommt es immer wieder zu lustigen und herausfordernden Situationen, wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer angestrengt versuchen, die Spaghetti formvollendet vom Teller in den Mund zu balancieren.
Im Zuge der Recherche haben wir einige Nudel-Produzenten um Material und Informationen gebeten.
Ein ganz besonderer Dank geht an die Familie Marcian aus Aachen (www.marcians-pasta-fresca.de), die uns Wissenswertes über die handgefertigte Nudelherstellung erklärte, ein informatives Interview beisteuerte, sowie einige Lieblingsrezepte der Familie verriet. Danke auch an alle anderen Ratgeber und Interview-Partner.
Im letzten Kapitel erwartet Sie ein kleines Nudel-Quiz. Natürlich ist nicht immer alles ganz ernst zu nehmen. Dort können Sie, liebe Leserin und lieber Leser, Ihre Kenntnisse im und um den Themenbereich Nudel testen. Viel Erfolg.
Ein letzter Hinweis: Obwohl es einen Unterschied in der Namensbezeichnung Nudel und Teigwaren gibt, werden in der vorliegenden Unterlage die Begriffe gleichwertig verwendet.
Ich danke Ihnen, dass Sie sich auf das Thema einlassen. Lehnen Sie sich zurück und freuen sich auf das nudelige Thema. Und dann achten Sie darauf, dass Sie den bundesdeutschen Durchschnitt von angeblich 8 Kilogramm verzehrter Pasta pro Jahr nicht unterschreiten. Guten Appetit!
Den Leserinnen und Lesern dieses Ratgebers wünsche ich viel Spaß beim Ergänzen ihres Wissens.
Horst Hanisch
Spaghetti kann man nur in der Badewanne essen.
Robert Emil Lembke, dt. TV-Moderator
(1913 - 1989)
Wer waren die Erfinder der Nudel? Die Chinesen oder die Italiener?
Der unerschrockene Weltreisende Marco Polo (1254 – 1324) kam weit in den Osten, bis nach China. Eine beachtliche Leistung für die damalige Zeit. Er traf dabei auf viel Neues und Wundervolles. Glücklicherweise schrieb er seine Erlebnisse eifrig nieder.
In seinen Reiseberichten beschreibt er im Jahr 1270 in China die Herstellung fernöstlicher Nudeln. War demnach die Nudel die Erfindung der Chinesen?
Nicht unbedingt, denn Nudeln (Vermicelli) waren in Italien schon viele Jahre vorher bekannt.
Aufgrund der Tatsache, dass Getreide seit über 8.000 Jahren angebaut wird, müssten Teigwaren (oder Vergleichbares) schon viel länger hergestellt werden, als allgemein angenommen wird.
Tatsächlich entdeckte im Jahr 2005 der chinesische Geologe Houyuan Lu in Lajia im Nordwesten Chinas (am Oberlauf des Gelben Flusses) bei Ausgrabungen Steinzeit-Nudeln. Sie waren unter einem umgekippten Gefäß erhalten. Die Nudeln waren ca. 50 cm lang und 3 mm dick.
Glücklicherweise fotografierte der Geologe seinen sensationellen Fund, da dieser nach kurzer Zeit unwiderruflich zerfiel. Die Nudeln waren immerhin 4.000 Jahre alt!
So kann nicht eindeutig geklärt werden, wer denn nun die Erfinder der wunderbaren Pasta waren. Das ist auch nicht ganz so wichtig, denn theoretisch könnte die Nudel an zwei Stellen dieser Erde das Licht der Welt erblickt haben.
Die Form und die Verwertung mögen sich gleichen – die Zutaten waren aufgrund der regionalen Erzeugnisse verschieden.
Das Deutsche Wörterbuch, zusammengetragen von den Gebrüdern Jacob Ludwig Karl und Wilhelm Carl Grimm (1785 – 1963, 1786 – 1859) aus Hanau, bekannt als Sprachwissenschaftler und Märchenschreiber definierten Nudel wie folgt:
„Ein durch walgern, kneten, pressen, schneiden in verschiedene formen (walzen-, laib-, klosz-, röhren-, riemen-, fadenförmig) gebrachter teig aus weizenmehl, roh oder als speise gekocht.“
Die Bezeichnungen Knödel und Nudel haben interessanterweise denselben Ursprung.
Hören Sie sich die Wörter einmal an: Knödel – Nödel – Nudel. Sehr nahe ist hier zumindest die akustische Verwandtschaft.
Demnach haben beide Bezeichnungen denselben Ursprung. Die Zutaten können ähnlich sein. Die Differenzierung erfolgte erst viel später.
Bekannt sind verschiedene Hefeteigprodukte, die den Namen Nudel nach wie vor in sich tragen, von der Art her aber gar keine zu sein scheinen.
So ist zum Beispiel die Dampfnudel, Rohrnudel beziehungsweise Ofennudel (Buchtel) bekannt. Ebenso die Schupfnudel, die spitzbübisch auch Bubenspitzle genannt wird. Diese kommen als klein gerollte Teigstückchen auf den Teller.
Wer sich diesen Namen wohl ausgedacht hat?
Neben Mehl und Eiern kommen gestampfte Kartoffeln dazu. Sie werden in Wasser gekocht und in Fett ausgebacken.
In dieser Gruppe sind auch die Gnocchi zu nennen.
Gnocchi
Auf Deutsch: Nocken oder Nockerln. Es sind kleine Klöße oder Scheibchen, auch als Kartoffel- oder Grießnudeln zubereitet, die in der fertigen Form oft an eine Muschelform erinnern.
Gnocchetti Sardi
Sie sind kleiner als die Gnocchi, auch schmaler, manche sagen sardinenförmig.
Schmalznudeln
Schmornudeln beziehungsweise Schmalznudeln hingegen sind Hefeteilchen, die in Fett ausgebacken werden.
Ganz anders die oben erwähnten Dampf- beziehungsweise Rohrnudeln, die allein schon optisch als Klöße beziehungsweise Knödel zu erkennen sind. Sie werden salzig mit Speckwürfeln oder süß mit (Back-)Obst oder bestreut mit Puderzucker genossen.
Kasnudeln aus Österreich sind mit ‚Topfen‘ (Quark beziehungsweise Weißkäse) gefüllte, ausgerollte Nudeln in kleinen Formen.
Nudelschnecke
So soll in diesem Zusammenhang die süße Nudelschnecke erwähnt werden. Der Teig, oft mit Rosinen verfeinert, ist gerollt und gleicht einem Schneckenhaus.
Spaghetti und Emoji
Dem Japaner Shigetaka Kurita gelang in den 90er Jahren die geniale Erfindung der Emojis (e gleich Bild, moji gleich Zeichen). Auf Basis der bekannten Smileys entwickelte er unzählige Bildzeichen, die heute in den aktuellen Smartphones und vergleichbaren Geräten mittels Unicode (digital festgelegter Code für sinntragende Schriftzeichen) nicht mehr wegzudenken sind.
Eines der ersten Speisen-Bilder war das der Spaghetti. Das drückt auch wieder den weltweiten Stellenwert dieser Speise aus.
(Darstellung je nach Handyprogrammierung verschieden.)
Gerne werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in unseren Knigge-Seminaren gefragt, wie denn die Mehrzahlform von Spaghetti lautet. Wie erwartet wird sofort ‚Spaghettis‘ vorgeschlagen, gefolgt von ‚Spaghettini‘ oder sogar, sehr kreativ, ‚Spaghetten‘.
Tatsächlich ist ‚Spaghetti‘ bereits die Mehrzahlform. Bekannterweise kommt eine Nudel sowieso selten allein vor.