Parker demaskiert den "Teufel" - Unveröffentlichter Roman - Günter Dönges - E-Book

Parker demaskiert den "Teufel" - Unveröffentlichter Roman E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! »Ich werde mich jetzt zurückziehen und ein wenig meditieren, Mister Parker.« Lady Agatha erhob sich vom Frühstückstisch im kleinen Salon des altehrwürdigen Fachwerkhauses in Shepherd's Market. »Rufen Sie mich, wenn Sie mit dem Diner soweit sind.« Sie wandte sich ab und steuerte die große Freitreppe an, die nach oben in ihre privaten Räume führte. Parker hatte einige neue Video-Filme besorgt und im Studio bereitgelegt. »War übrigens etwas bei der Post, das ich sehen sollte?« erkundigte sich die ältere Dame, schon auf der ersten Stufe stehend. Der Butler hielt ein silbernes Tablett in den Händen, auf dem ein großer Umschlag lag. »Die Geschäftspost hat meine Wenigkeit bereits nach kurzer Sichtung an Mister Rander weitergegeben«, informierte Parker sie. »Miß Porter war so freundlich, die Briefe abzuholen.« Lady Agatha nickte geistesabwesend und starrte auf den schwarzen Umschlag, der einen scharfen Kontrast zum glänzenden Silber des Tabletts bildete. Irgendwie sah der Umschlag düster, fast schon bedrohlich aus, fand sie und griff danach. »Warum haben Sie ihn nicht geöffnet?« wunderte sie sich und riß das Kuvert auf. »Übrigens ist keine Briefmarke drauf, wie kommt der Umschlag hierher?« »Vermutlich dürfte ein Bote ihn gebracht haben, Mylady. Dies und der Umstand, daß der Brief den nicht zu übersehenden Hinweis »persönlich« trägt, veranlaßte meine bescheidene Wenigkeit, von einem Öffnen abzusehen.« »Papperlapapp, Mister Parker.

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Butler Parker – 261 –

Parker demaskiert den "Teufel" - Unveröffentlichter Roman

Günter Dönges

»Ich werde mich jetzt zurückziehen und ein wenig meditieren, Mister Parker.« Lady Agatha erhob sich vom Frühstückstisch im kleinen Salon des altehrwürdigen Fachwerkhauses in Shepherd’s Market. »Rufen Sie mich, wenn Sie mit dem Diner soweit sind.«

Sie wandte sich ab und steuerte die große Freitreppe an, die nach oben in ihre privaten Räume führte. Parker hatte einige neue Video-Filme besorgt und im Studio bereitgelegt.

»War übrigens etwas bei der Post, das ich sehen sollte?« erkundigte sich die ältere Dame, schon auf der ersten Stufe stehend.

Der Butler hielt ein silbernes Tablett in den Händen, auf dem ein großer Umschlag lag.

»Die Geschäftspost hat meine Wenigkeit bereits nach kurzer Sichtung an Mister Rander weitergegeben«, informierte Parker sie. »Miß Porter war so freundlich, die Briefe abzuholen.«

Lady Agatha nickte geistesabwesend und starrte auf den schwarzen Umschlag, der einen scharfen Kontrast zum glänzenden Silber des Tabletts bildete. Irgendwie sah der Umschlag düster, fast schon bedrohlich aus, fand sie und griff danach.

»Warum haben Sie ihn nicht geöffnet?« wunderte sie sich und riß das Kuvert auf. »Übrigens ist keine Briefmarke drauf, wie kommt der Umschlag hierher?«

»Vermutlich dürfte ein Bote ihn gebracht haben, Mylady. Dies und der Umstand, daß der Brief den nicht zu übersehenden Hinweis »persönlich« trägt, veranlaßte meine bescheidene Wenigkeit, von einem Öffnen abzusehen.«

»Papperlapapp, Mister Parker. Ich habe keine Geheimnisse vor Ihnen.« Die ältere Dame hatte einen Bogen aus dem Umschlag gezogen und las stirnrunzelnd den Text.

»Was halte ich davon, Mister Parker?« wollte sie wissen und reichte das Geschriebene an ihren Butler weiter.

Parker nahm den Inhalt zur Kenntnis, ohne eine Miene zu verziehen. Lady Agatha beobachtete ihn aufmerksam, konnte aber seinem unbewegten Gesicht keine Stellungnahme ablesen. Die passionierte Detektivin räusperte sich und tippte mit der Fingerspitze auf das Papier.

»Lesen Sie den Text noch mal vor, Mister Parker, vielleicht kommt mir dann eine Eingebung.« Mylady schloß die Augen, um sich zu konzentrieren.

»Sehr verehrte Dame, sehr geehrter Herr«, rezitierte Parker mit gemessener Stimme. »Reichtum, Glück, Macht, immerwährendes Leben, wer träumt nicht davon? Die Alltagshülle abstreifen, in ein neues, anregendes Leben eintauchen? Warten Sie nicht länger, schließen Sie sich einer Vereinigung von Menschen an, die wie Sie das Ungewöhnliche suchen und bereit sind, jede Herausforderung anzunehmen, um die graue Masse hinter sich zu lassen und sich über sie zu erheben. Wir kommen in den nächsten Tagen auf Sie zu, denn Sie gehören zu den Auserwählten!«

»Die Unterschrift«, ließ sich die Hausherrin vernehmen, nachdem sie den Text in sich aufgenommen hatte. »Wie lautet die, Mister Parker, lesen Sie die so wie ich?«

»Der Unterzeichner nennt sich ›Der Satan‹, Mylady«, erwiderte der Butler. »Ein etwas ungewöhnlicher Name, wenn man dies anmerken darf.«

»Sehr interessant«, fand sie und runzelte nachdenklich die Stirn. »Was soll das Ganze sein, Mister Parker, ein dummer Scherz, eine besonders raffinierte neue Werbung? Was meine ich dazu?«

»Vielleicht sollte Mylady den erwähnten Kontakt abwarten«, schlug Parker höflich vor. »Der wird ja bereits für die nahe Zukunft avisiert.«

»Ich werde diesen seltsamen Brief in meine Meditationen einbeziehen«, kündigte sie an und stieg die Freitreppe hinauf. »Möglicherweise kann ich etwas Ähnliches in meinem Roman verwenden, die Leser lieben ja das Geheimnisvolle.«

»Mylady dürften damit voll im Trend liegen, wie der Volksmund sagen würde«, bestätigte der Butler, ohne eine Miene zu verziehen. Er wartete, bis seine Herrin in ihrem Zimmer verschwunden war und die Eröffnungsmusik eines Videos den Beginn von Myladys Meditation ankündigte. Josuah Parker legte das Tablett zur Seite und begab sich mit dem mysteriösen Brief in seine Privaträume im Souterrain des altehrwürdigen Fachwerkhauses, um ihn näher zu prüfen.

*

»Gehst du immer noch deinem äh... Hobby nach, Agatha?« erkundigte sich die Besucherin, die sich überraschend zum Tee eingefunden hatte. Lady Elizabeth Farrington war eine hochgewachsene, knochige Dame um die Sechzig und weitläufig mit der Hausherrin verwandt.

»Was meinst du mit meinem Hobby?« gab Lady Agatha zurück und beobachtete stirnrunzelnd, wie sich ihre Verwandte bereits den dritten Keks innerhalb weniger Minuten in den Mund steckte.

»Nun ja, ich meine deine Detektiv-Spielerei«, wurde die Besucherin deutlicher und sah Lady Agatha mit den Augen zwinkernd an.

»Das ist weder Spielerei noch Hobby, meine Liebe, ich betreibe die Kriminalistik ernsthaft und vor allem erfolgreich, im Gegensatz zu unserer Polizei, die mich immer um Hilfe angeht, wenn sie nicht weiterkommt. Ist es nicht so, Mister Parker?«

»In der Tat, Mylady.« Josuah Parker, der stocksteif und hochaufgerichtet hinter dem Sessel seiner Herrin stand, gab die höfliche Bestätigung.

»Hast du einen bestimmten Grund, danach zu fragen?« wollte Lady Agatha wissen. Sie sah ihre Verwandte schon wieder zu den Keksen greifen, und räusperte sich mißbilligend.

Lady Elizabeth ließ sich davon nicht beeindrucken. Sie bediente sich großzügig, indem sie gleich mehrere Kekse auf ihren Teller legte, und klopfte anschließend der Hausherrin den Rücken, als diese einen mittelschweren Hustenanfall erlitt.

»Bist du erkältet, Agatha?« erkundigte sie sich mitfühlend. »Ich kenne da ein ausgezeichnetes Mittel, wenn ich dir ...«

»Ich bin nicht erkältet«, unterbrach die Detektivin sie und winkte unwirsch ab. »Irgendwelche Mittel brauche ich nicht. Sie können übrigens abräumen, Mister Parker, ich denke, wir sind fertig.«

»Laß die Kekse ruhig noch stehen«, bat die Besucherin. »Sie sind wirklich köstlich.«

»Die sollten eigentlich die ganze Woche reichen«, grollte die Hausherrin.

»Heute ist ja schon Freitag«, tröstete ihre Verwandte sie und setzte die Tasse ab. »Aber nun zum Grund meines Besuches, meine liebe Agatha, ich hätte eine höchst private Sache mit dir zu besprechen. Ich fürchte, ich brauche deine Hilfe.«

»Familienprobleme interessieren mich nicht«, winkte die Detektivin sofort ab. »Da bist du bei mir an der falschen Adresse, Elizabeth.«

»Es ist aber eine sehr delikate Angelegenheit, und sie fällt genau in dein Fachgebiet.« Lady Elizabeth war nicht bereit, so schnell aufzugeben.

»Hat dir jemand die Zuckerdose gestohlen oder dein Personal heimlich im Weinkeller genascht, meine Liebe?« spottete Agatha. »Ich befasse mich grundsätzlich nur mit wirklich großen Fällen, Kleinigkeiten kannst du ruhig der Polizei überlassen.«

»Aber ich bitte dich, Agatha, es ist eine schlimme Sache«. Lady Elizabeth beugte sich vor und legte ihrer Verwandten die Hand auf den Unterarm. »Hör mich erst mal an, danach kannst du immer noch ablehnen.«

»Was sage ich dazu, Mister Parker?« wandte sich die passionierte Detektivin an den Butler.

»Ein durchaus vernünftiger Vorschlag, Mylady«, stimmte Parker der Ansicht Lady Elizabeth’ zu.

»Also gut, ich höre mir dein Problem an«, entschied Lady Agatha und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. »Aber ich sage gleich, du darfst dir keine großen Hoffnungen machen. Ich bin anspruchsvoll, was meine Fälle betrifft.«

»Es ist sehr vertraulich, Agatha«, flüsterte die Besucherin und warf einen beziehungsreichen Blick auf den Butler, der mit ausdrucksloser Miene hinter seiner Herrin stand.

»Ich habe vor Mister Parker keine Geheimnisse«, klärte die Detektivin ihre Besucherin auf.

»Aber ich kann doch nicht vor deinem Butler unsere Familienprobleme ...« Lady Elizabeth brach hilflos ab und schüttelte den Kopf.

»Ich werde anschließend ohnehin Mister Parker um seine Meinung fragen, meine Liebe.« Lady Agatha lächelte ihre Verwandte freundlich an. »Ich pflege mich mit ihm in solchen Dingen zu besprechen.«

»Du besprichst dich mit deinem Butler? O Gott!« Lady Elizabeth sah aus, als stünde sie kurz vor einem Schlaganfall. Sie sah von Parker zu ihrer Verwandten und zurück und konnte es nicht fassen.

Lady Agatha zeigte unverhohlen ihre Schadenfreude. »Also erzählst du mir jetzt, was du auf dem Herzen hast oder nicht?« grollte sie und funkelte ihre Cousine an.

»Das ... das ist mir aber sehr peinlich«, gestand die hagere Dame und wand sich förmlich vor Verlegenheit.

»Es geht um Jane«, begann sie dann. »Ich fürchte, sie ist in eine üble Sache geraten.«

Josuah Parker servierte der Besucherin einen Cognac, um die offensichtlich angegriffenen Nerven zu stabilisieren.

Er nickte seiner Herrin, die ihn mit eisigem Blick musterte, freundlich zu und trat vom Tisch zurück. Seiner Miene war keine Gefühlsregung anzusehen. Er nahm wieder hinter Myladys Sessel Aufstellung und konzentrierte sich auf den Fortgang der ein wenig umständlichen Schilderung.

»Was meinst du mit übler Sache?« erkundigte sich die Hausherrin ungeduldig. »Komm endlich zur Sache, Elizabeth, ich bin eine vielbeschäftigte Frau.«

»Sie... sie hat sich einem Satanskult angeschlossen, Agatha«, platzte die Besucherin heraus, schlug die Hände vors Gesicht, schluchzte leise vor sich hin und war nicht in der Lage, weiterzusprechen.

»Ach, wirklich? War nicht erst vor kurzem etwas in dieser Richtung, Mister Parker?«

»Mylady erhielten mit der heutigen Post das Schreiben eines gewissen Misters Satan, der Mylady aufforderte, die sogenannte Alltagshülle abzustreifen und in ein neues Leben einzutauchen.«

»Nun, meine Lebe, hat Lady Jane ihre Alltagshülle abgestreift?« wandte sich die Hausherrin an ihre schluchzende Besucherin.

»Sie ... sie muß verrückt geworden sein«, stieß Lady Elizabeth hervor und schneuzte sich in ein kunstvoll besticktes Tuch. »Dieser Satan hat sie sicher behext, Agatha, ich flehe dich an, rette das Kind!«

»Servieren Sie Lady Elizabeth noch einen kleinen Cognac, Mister Parker«, forderte Lady Agatha ihren Butler auf und beugte sich interessiert vor. »Vielleicht bahnt sich hier ein neuer Fall an.«

*

»Wie bitte?« Mike Rander sah die ältere Dame ungläubig an.

Die Hausherrin hatte den Anwalt und Kathy Porter, die offiziell noch immer als ihre Gesellschafterin und Sekretärin galt, obwohl sie überwiegend in der Kanzlei des Anwalts tätig war, zum Dinner herübergebeten. Agatha Simpson hatte soeben anschaulich ihren neuen Fall geschildert und erntete dafür schieres Unverständnis und Ungläubigkeit auf seiten ihrer Zuhörer.

»Das gibt’s doch nicht«, pflichtete Kathy Porter Mike Rander bei und schüttelte gleichfalls den Kopf.

»Also nochmal«, bat der Anwalt und wandte sich an den Butler, der hinter dem Sessel seiner Herrin stand und bis jetzt kein Wort gesagt hatte. »Wenn ich richtig verstanden habe, existiert hier in London, mitten in einer Weltmetropole, eine Art Satanskult, ja?«

»Was keinesfalls so ungewöhnlich sein dürfte, Sir«, bemerkte Parker gemessen. »Ähnliches hört man aus New York, Los Angeles, Paris, Hamburg oder anderen großen Städten. Es dürfte sich hierbei um einen Auswuchs unserer sogenannten Zivilisation handeln oder um eine Flucht vor derselben.«

»Wohl eher daß letztere, Parker«, überlegte Mike Rander. »Aber so richtig kann ich’s noch immer nicht glauben. So etwas scheint eher ins finstere Mittelalter als in unsere aufgeklärte Zeit zu passen.«

»Ich stelle mir das sehr interessant vor«, überlegte die Hausherrin. »Ich denke, ich werde mich dieser Bewegung anschließen, zumal man mich ausdrücklich dazu eingeladen hat.«

»Wie das, Mylady?« Kathy Porter sah ihre Brötchengeberin erstaunt an.

»Erzählen Sie, Mister Parker«, forderte die ältere Dame den Butler auf.

»Man schrieb Mylady an und forderte sie auf, ihre Alltagshülle abzustreifen«, begann Parker würdevoll.

»Hört sich nach der Reklame eines Modehändlers an, Parker«, spottete Mike Rander.

»Nicht ganz, Sir«, konterte Parker gemessen. »Der Verfasser des Schreibens, ein gewisser Mister Satan, forderte Mylady im weiteren Verlauf des Textes auf, in ein neues Leben einzutauchen und sich über die breite Masse zu erheben, um sie zu beherrschen.«

»Meine Güte, Mylady, ich wußte ja, daß Sie einen interessanten Bekanntenkreis haben, aber daß selbst der Satan dazu zählt, ist mir neu«, stichelte Kathy Porter.

»Nun ja, ich bin tatsächlich kein Alltagsmensch«, behauptete die Lady. »Insofern ist es eigentlich nur folgerichtig, daß mich dieser Teufel angeschrieben hat.«

»War ein Absender angegeben, vielleicht die Hölle?« erkundigte sich der Anwalt anzüglich. Allmählich fand er Gefallen an diesem Thema, das doch entschieden von der Norm abwich.

»Seien Sie nicht albern, mein lieber Junge«, verwies die Hausherrin ihn ärgerlich in die Schranken. »Natürlich war kein Absender angegeben, damit ich ihm keinen Besuch abstatten kann. Auch dieser Satan fürchtet mich, das dürfte doch wohl klar sein.«

»Aber er hat Sie doch eingeladen, sich ihm anzuschließen«, warf Kathy Porter ein. »Irgendwann muß er Ihnen also eine Adresse angeben, unter der er zu treffen ist.«

Lady Agatha musterte ihre Gesellschafterin nachsichtig. »Kindchen, Sie müssen noch viel lernen«, stellte sie freundlich fest. »Wahrscheinlich wird man mich an einen Treffpunkt bestellen, von wo ich abgeholt werde. Man wird mir dann sicher die Augen verbinden, damit ich nicht mitbekomme, wohin man mich führt. Und wenn man mir die Binde wieder abnimmt, werde ich diesem sonderbaren Teufel gegenüberstehen.«

»Und das werden Sie sich gefallen lassen?« staunte Mike Rander.

»Natürlich nicht, mein Junge, ich werde die Binde so lockern, daß ich irgendwie durchsehen kann«, antwortete sie prompt. »Außerdem wird mich Mister Parker beschatten. Ich hoffe, er verliert mich nicht aus den Augen, damit er mir später sagen kann, wo sich der Aufenthaltsort dieses Lümmels befindet.«

»Mister Parker ist ein erfahrener Beschatter, er wird Sie nicht aus den Augen verlieren«, war sich die junge Frau sicher und zwinkerte dem Butler zu.

»Immerhin haben wir es hier mit teuflischen Mächten zu tun«, gab die Hausherrin zu bedenken.

»Man wird sich bemühen, auch diesen gewachsen zu sein«, versprach Josuah Parker gemessen.

»Zurück zu dieser Lady Jane«, bat der junge Anwalt. »Welche Beobachtungen hat ihre Tante denn gemacht, die darauf schließen lassen, daß sie sich einem solchen Satanskult angeschlossen hat, mal vorausgesetzt, sowas gibt’s wirklich.«

»Sie hat sich als Anhänger ein Kreuz fertigen lassen, das sie verkehrt herum an ihrer Halskette trägt«, berichtete die Hausherrin und nickte nachdenklich. »Das ist typisch für solche Leute, sie wollen dadurch die christliche Religion verhöhnen.«

»Sie kennen sich ja bestens aus, Mylady«, lobte Mike Rander sie.

»Ich weiß genau Bescheid«, stellte Agatha Simpson zufrieden fest. »Ich habe viele Gruselromane gelesen, da wird sowas genau beschrieben. Und neulich erst hat Mister Parker mir einen netten Horrorfilm besorgt, in dem sowas auch vorkam.«

»Gibt es noch weitere Anzeichen?« wollte Kathy Porter wissen.

»Lady Jane hat von Bekannten ihre privaten Räume neu gestalten lassen«, berichtete der Butler. »Laut ihrer Tante sind sämtliche Wände schwarz angestrichen und mit geheimnisvollen Zeichen versehen worden. Auch die Fußböden wurden entsprechend umgestaltet.«

»Muß ja schön scheußlich aussehen«, bemerkte Mike Rander und schüttelte sich. »Sonst noch was?«

»Sie hört seit einigen Wochen Musik, die man nach Auskunft von Lady Elizabeth nur als ausgesprochen dissonant bezeichnen kann und muß«, fuhr Parker fort. »Dazu soll man Räucherstäbchen abbrennen und seltsame Tänze aufführen.«

»Kommt mir alles nicht so dramatisch vor«, brummte der Anwalt. »Woher weiß die Tante das denn so genau, ich meine, die Sache mit dem Tanz zum Beispiel?«

»Elizabeth hat durchs Schlüsselloch gesehen«, stellte Lady Agatha zufrieden fest. »Schließlich hat sie dem Kind gegenüber eine Aufsichtspflicht.«

»Wie alt ist das Kind denn?« Kathy Porter lächelte die ältere Dame bei dieser Frage unschuldig an.

»Um die Dreißig, Kindchen«, überlegte die Detektivin. »Das dürfte hinkommen, denke ich.«

»Naja, da ist sie tatsächlich in einem Alter, in dem sie noch nicht selbst auf sich aufpassen kann«, gab der Anwalt ihr recht.

»Machen Sie sich über mich lustig, mein Junge?« Lady Agatha sah Mike Rander pikiert an.

»Das würde ich mir nie erlauben, Mylady«, wehrte Mike Rander ab und hob die Hände. »Aber ehrlich gesagt, das alles überzeugt mich nicht so recht. Könnte es nicht sein, daß Ihre Verwandte ... pardon, ein wenig ... äh, weltfremd ist und Dinge interpretiert, die sie selbst nicht kennt?«