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Palpa, Peru, 1915
Eine einzige Nacht sollte sein Leben verändern.
Als Pepe Diaz an jenem Abend Steine sammelte und auf seinen Eselskarren lud, wie es vor ihm schon sein Vater und Großvater getan hatten, wurde er zuerst von einem Sturm und bald darauf auch noch von der hereinbrechenden Dunkelheit überrascht. Hinter einem Fels suchte er Schutz vor dem Wüten der Elemente. Und wurde dort Zeuge von etwas, das ihn an seinem Verstand zweifeln ließ.
"Santa Madre de Dios!"
Am ganzen Leib zitternd bekreuzigte er sich - bevor es ihn hinab in die Unterwelt zog, einem gespenstischen Flüstern entgegen ...
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Seitenzahl: 127
Cover
Impressum
Ein Flüstern in der Tiefe
Leserseite
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Unholy Vault Designs/shutterstock
Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7517-0126-6
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Ein Flüstern in der Tiefe
von Adrian Doyle
Palpa, Peru, 1915
Eine einzige Nacht sollte sein Leben verändern.
Als Pepe Diaz an jenem Abend Steine sammelte und auf seinen Eselskarren lud, wie es vor ihm schon sein Vater und Großvater getan hatten, wurde er zuerst von einem Sturm und bald darauf auch noch von der hereinbrechenden Dunkelheit überrascht. Hinter einem Fels suchte er Schutz vor dem Wüten der Elemente. Und wurde dort Zeuge von etwas, das ihn an seinem Verstand zweifeln ließ.
»Santa Madre de Dios!«
Am ganzen Leib zitternd bekreuzigte er sich – bevor es ihn hinab in die Unterwelt zog, einem gespenstischen Flüstern entgegen …
Gegenwart
»Kommst du nach der Landung noch mit auf einen Drink, Sergei?«
Im Cockpit der dreistrahligen McDonnell Douglas DC-10 herrschte Halbdunkel, die Instrumentenanzeigen glommen schwach in der Schwärze der durch die Scheibe hereinströmenden Nacht.
Havel Dvořák, der die Frage gestellt hatte, übte seinen Beruf seit knapp zehn Jahren aus. Zunächst war er als Copilot geflogen, aber seit zwei Jahren hatte er seine »eigene« Maschine unter sich, mit der er zwischen Europa und Südamerika pendelte. Meistens handelte es sich um feste Routen, so auch im aktuellen Fall. Gestartet auf dem internationalen Flughafen von Prag hatten sie Sammelfracht für Lima an Bord, für das dortige Verteilerzentrum, von dem aus Lkw die Weiterbeförderung innerhalb des Pazifik-Anrainers übernehmen würden.
Dvořák war ein umgänglicher Mensch, der eigentlich mit jedem gut auskam – es sei denn, es handelte sich um ehrgeizzerfressene Profilneurotiker vom Kaliber des Mannes, den er das Pech hatte, als Co-Piloten neben sich sitzen zu haben. Die Airline hatte ihm Sergei Zwetkow aufs Auge gedrückt, ein Veto war nicht möglich gewesen, zumal er die charakterlichen Defizite erst später durchschaut hatte.
Momentan flogen sie noch auf Autopilot, aber in spätestens einer halben Stunde würden vor ihnen die Lichter des Jorge Chàvez Airports auftauchen. Eine erste Kontaktaufnahme mit dem Tower hatte schon stattgefunden. Das Wetter war gut, die Bedingungen für einen Landeanflug ideal. Zurzeit lag, wie seit Stunden, die Wasserwüste unter ihnen, die aber bei ihrer aktuellen Flughöhe von 12.000 Metern aufgrund der geschlossenen Wolkendecke allenfalls zu erahnen war.
Als Zwetkow nicht auf seine Frage reagierte, wiederholte Dvořák seinen Vorschlag, und diesmal ließ der Russe sich zu einer Antwort herab – die Dvořák nicht wirklich überraschte.
»Lieber nicht. Ich verschwinde gleich aufs Zimmer und leg mich hin. Wir müssen morgen ja wieder früh raus.«
Auch gut, dachte Dvořák. Vielleicht sogar besser. Einmal mehr bedauerte er, dass sein früherer Partner erkrankt war und es auch aktuell nicht danach aussah, als würde er den Dienst so bald wiederaufnehmen können. Mit Brian Colton, einem Engländer, hatte er ein eingespieltes Team gebildet und sich auch abseits des Beruflichen bestens verstanden. Dvořák konnte die Abende, an denen sie in irgendeiner Hotelbar versackt waren, nicht zählen. Gemeinsam hatten sie so manchen Flug verkatert angetreten – etwas, was im Zusammenspiel mit Zwetkow völlig undenkbar war, der bei mehr als einer Gelegenheit hatte durchblicken lassen, dass er sich lieber selbst in der Pilotenposition gesehen hätte und sich als »Co« völlig unterfordert fühlte. Das allein wäre für Dvořák noch kein Problem gewesen. Aber ihm war zu Ohren gekommen, dass Zwetkow schon mehrfach an maßgeblicher Stelle gegen ihn intrigiert und ihm Vorgesetzten gegenüber Fehlverhalten während ihrer gemeinsamen Flüge vorgeworfen hatte. Angeblich hatte Dvořák dadurch Besatzung und Ladung in Gefahr gebracht, von der DC-10 ganz abgesehen.
Dvořák konnte sich an keine Situation erinnern, die annähernd das widergespiegelt hätte, was Zwetkow ihm anhängen wollte. Aber bislang hatte er sich gescheut, den Russen zur Rede zu stellen. Vielleicht hätten ein paar Drinks den Boden für eine Aussprache bereiten können, doch daran hatte Zwetkow so offenkundig keinerlei Interesse, dass Dvořák auch nicht weiter drängen wollte.
Es kommt der Tag, dachte er. Und schon war er in Gedanken wieder bei Colton, der die Arschkarte gezogen hatte. Verdammter Krebs!
Mit das Schlimmste als Außenstehender war, dass man sich des Gefühls nicht erwehren konnte, es erwische immer die Falschen. Immer die Besten. Während Charakterschweine wie Zwetkow unbehelligt …
Der Knall schmetterte Dvořák förmlich aus seinen Gedanken.
»Was war das?«
Fast synchron blickten Zwetkow und er über die Schulter nach hinten. Was immer das dröhnende Geräusch hinter der Cockpittür verursacht haben mochte, eines war es ganz sicher nicht: normal. Es hatte eher nach dem Worst Case geklungen, dem schlimmsten anzunehmenden Ereignis, das der Besatzung eines Flugzeugs passieren konnte.
Eine Bombe?
Weder Dvořák noch Zwetkow sprachen es aus, aber jeder konnte in den Augen des anderen die von exakt dieser Befürchtung rührende Angst lesen, dem Albtraum aller Piloten. Von einem Moment zum anderen war Zwetkows Blasiertheit wie weggewischt. Dabei war noch nichts nachweislich Bedrohliches passiert. Die DC-10 setzte ihren Flug so ruhig wie zuvor fort, von Schlingern, wie es ein in die Kabine gesprengtes Loch unweigerlich erzeugt hätte, keine Spur.
»Gehst du – oder soll ich …?« Zwetkow wischte sich verstohlen mit dem Ärmel über die Stirn.
Zur Arroganz als Wesensmerkmal gesellte sich nun auch noch Feigheit.
Dvořák öffnete den Gurt und stemmte sich aus dem Sitz. »Übernimm du, bis ich zurück bin.« Er hoffte, dass die Verachtung, die er in seine Stimme legte, auch bei Zwetkow ankam. »Stell vorsorglich Kontakt zu Lima-Tower her. Wir wissen nicht, ob wir …« Im Sprechen streckte er die Hand nach der Klinke der Cockpittür aus, um sie aufzuhebeln.
Doch jemand kam ihm von der anderen Seite zuvor – was angesichts des Umstands, dass Dvořák und Zwetkow die einzigen Menschen an Bord waren, eine mehr als bedenkliche Eskalation darstellte.
Der Pilot prallte zurück, als ihm der Durchgang verstellt wurde.
Neben ihm gab Zwetkow einen hysterischen Laut von sich, wobei Dvořák es nicht für gänzlich ausgeschlossen hielt, dass er sich täuschte und den Ton selbst produziert hatte.
Kein blinder Passagier, der sich eingeschlichen hatte, hätte ihn so aus der Fassung bringen können, wie das, was vor ihren Augen sein Versteckspiel beendete; kein blinder menschlicher Passagier jedenfalls.
»Was …«
Weiter kam Sergei Zwetkow nicht, weil der Eindringling sich nicht als erste Wahl Dvořák zuwandte, obwohl der ihm sogar eine Idee näher war, sondern auf den Mann im Co-Sitz stürzte – stürzte und unter sich begrub.
Im Sprung schien der Angreifer sich in einen Klumpen undefinierbarer Konsistenz zu verwandeln und danach wie ein Fladen über Zwetkow zu breiten.
Dvořák konnte sehen, wie sich die Konturen seines Kollegen kurzzeitig als Ausbeulung in der amorphen Masse zeigten, dann aber allmählich verschwanden, als würde die davon bedeckte Gestalt sich in einem schockierend schnellen Prozess auflösen.
Das Denken des Mannes unmittelbar daneben verwandelte sich in ein Tollhaus. Fieberhaft überlegte er, was er tun konnte – ob er überhaupt noch etwas unternehmen konnte, um nicht der Nächste zu sein, der dem Horror zum Opfer fiel.
Die DC-10 flog immer noch auf Autopilot. Deshalb war der natürlichste Reflex für Dvořák, sich aus dem Sitz zu stemmen, aus dem Cockpit zu stürmen und die noch offenstehende Verbindungstür zum Frachtraum hinter sich zuzuwerfen. Mit zitternden Fingern drehte er den Verschlussmechanismus auf 9 Uhr. Der Riegel rastete ein.
Nur die Minimalbeleuchtung erhellte den Frachtbereich mit all seinen fest vertäuten Kisten und Gerätschaften, von denen ein Behältnis ins Auge stach, weil es aussah, als hätte in seinem Innern genau die Explosion stattgefunden, die Dvořák und Zwetkow aufgrund des Knalls befürchtet hatten.
Nur dass es keine Bombe war, sondern hier offensichtlich ein …
… Ausbruch stattgefunden hatte.
Der Metallbehälter hatte die ungefähre Form eines Sarges, war aber gut doppelt so groß.
Getrieben von dem Adrenalin, das durch seine Adern peitschte, taumelte Dvořák darauf zu, als gäbe es dort etwas, das ihn noch retten könnte.
Sein Blick wurde von der Axt abgelenkt, die für den Fall bereitstand, dass es zu einer Notlandung kam, nach der die regulären Ausstiege unbenutzbar waren und mit roher Gewalt ein Fluchtweg nach draußen geschaffen werden musste.
Solche Äxte gab es an vier Punkten des Flugzeugs. Nach dem, was Dvořák gerade erlebt hatte, war seine Hoffnung gering, sich damit gegen ein Ding verteidigen zu können, wie es bereits Zwetkow zum Verhängnis geworden war. Aber besser als keine Waffe war es allemal, weshalb der Pilot das Werkzeug aus der Wandhalterung hebelte, dabei den Draht sprengte, mit dem es verplombt war, und den Stiel mit beiden Händen umfasste.
Erstaunlicherweise durchströmte ihn weit mehr Zuversicht, als er gerade noch vermutet hatte. Einen menschlichen Gegner hätte er mit der Klinge ganz sicher beeindruckt und auch abwehren können, wie es sich aber bei einem Monstrum verhielt, wie es sie überfallen hatte, war nicht vorhersagbar.
Woher stammte es? Handelte es sich um ein missglücktes Laborexperiment, wie es in den Splatterfilmen, die Dvořák sich ab und zu ansah, gang und gäbe war? Aber das eine war Fiktion, das andere die Realität, und auch wenn die Grenzen mehr und mehr verwischten, war eines zur unumstößlichen Gewissheit geworden: Zwetkow würde ihn nie wieder nerven, nie wieder innerlich auf die Palme bringen – Zwetkow war Geschichte. Dahingerafft von etwas, für das zumindest Dvořák nicht den Ansatz einer logischen Erklärung fand, und das als Nächsten ihn auf seiner »Speisekarte« hatte.
Dass es ihm nicht längst gefolgt war, ihm nachgesetzt hatte, erstaunte ihn am meisten und barg auch keinerlei Erleichterung in sich. Nie und nimmer würde das Ungeheuer sich von einer verriegelten simplen Tür, wie sie in Frachtflugzeugen zu finden war, aufhalten lassen. Die terrorsicheren Konstruktionen, die in Passagiermaschinen Standard geworden waren, mochten dazu in der Lage sein, nicht aber …
Dvořák versank in einem Strudel aus Ängsten und Todesgedanken. Minutenlang war er nicht in der Lage, sich von der Stelle zu rühren. Zu seiner Verblüffung nutzte das Monster im Cockpit die Zeit aber nicht, um sich an seine Fersen zu heften, sondern …
… tat nichts?!
Minutenlang war nur das monotone Brummen der Motoren war zu hören. Kein Lärm, kein Toben aus der Kanzel.
Dvořák ließ sich von dem scheinbaren Frieden nicht einlullen. Er spürte mit jeder Faser seines Körpers, dass sich, aller Stille zum Trotz, nur noch Ärgeres als bereits hinter der verschlossenen Cockpit-Tür geschehen war, zusammenbrauen konnte. Der Horror war noch nicht vorbei, und nur ein vollkommener Narr hätte sich in Sicherheit wiegen lassen.
Für Dvořák war es längst keine Frage mehr, ob er Zwetkow folgen und auch sterben würde, sondern nur mehr auf welche Weise.
☆☆☆
Kurz zuvor
Die Gespräche an den Tischen waren ein monotoner Klangteppich, den die Frau am Tresen ausblendete.
Wie an jedem Abend, den sie in der Gringo Bar ausklingen ließ, bevor sie sich in ihr Hotel zurückzog und den neuen Tag herbeisehnte – immer in der Hoffnung, dass es endlich der Tag werden würde –, war Carrie Bird tief in ihre Gedanken verstrickt. Die Wochen seit ihrer Ankunft in Palpa hatte sie hauptsächlich mit Ausflügen zu dem immer gleichen Ort verbracht, ohne dass sie hätte sagen können, was genau dort sie eigentlich wie ein Magnet anzog.
Als weiteren Zeitvertreib hatte sie sich Spanisch beigebracht, um sich verständigen zu können, auch ein paar Brocken Quechua, die alte Verkehrssprache Perus. Die Einheimischen honorierten solche Anstrengungen, obwohl gerade die Jüngeren des Englischen mächtig waren. Aber Gesten öffneten Herzen, hatte Carrie im Laufe der Jahrzehnte, die man ihr nicht ansah, nicht mehr, immer wieder festgestellt. Es wäre töricht gewesen, die damit verbundenen Vorteile brachliegen zu lassen. Zumindest die Sympathie des hiesigen Barbesitzers, der sein Interesse an ihr von Beginn an nicht hatte verhehlen können, waren ihr deshalb noch schneller zugeflogen. Und die des Busfahrers auch, mit dem sie regelmäßig zwischen den Geoglyphen, die diesen Flecken weltberühmt gemacht hatten, und Palpa hin- und herpendelte.
So freundlich und aufgeschlossen sie sich ihnen gegenüber gab, von denen sie sich etwas erhoffte, hätte niemand geglaubt, dass sich hinter ihrer freundlichen und durchaus attraktiven Fassade etwas anderes verbergen könnte als eben genau das: eine Frau, deren Ausstrahlung sie aus der Masse der Touristen herausragen ließ, die sich sonst in dieses Stadtviertel verirrten.
Allerdings weniger, wenn sie in einer Stimmung war wie heute. Carrie nannte es kokettierend ihre »Abenddepression«, aber so ganz danebenlag der Begriff nicht. Tagsüber konnte sie sich ablenken, aber mit Einbruch der Dunkelheit, sobald das Leben im Palpa-Tal allmählich zum Erliegen kam, wurden die Möglichkeiten, sich den bohrenden Zweifeln zu entziehen, mit denen im Gepäck sie schon angereist war, immer limitierter. Das eine oder andere Mal hatte sie sich dazu hinreißen lassen, bis zur Schließung der Bar an der Theke auszuharren und anschließend Miguel mit in ihre Unterkunft zu nehmen. Der Peruaner hatte sich als leidlich begabter Liebhaber entpuppt, an dem sie aber vor allem eines störte: seine Anhänglichkeit. Mittlerweile empfand sie die Blicke und Worte, mit denen er seine Vergötterung zum Ausdruck brachte, als regelrecht lästig, und im Gegensatz zu ihm ahnte sie, dass es kein gutes Ende mit ihnen beiden nehmen würde.
Natürlich hätte sie die Bar wechseln und nach unverbrauchter Gesellschaft Ausschau halten können, aber das Ambiente und Publikum insgesamt gefielen ihr ja. Es war nur der Mittzwanziger, der zunehmend störte.
An diesem Abend, der allmählich in die Nacht überging, entschied Carrie, einen Schlussstrich unter die wenig erquickliche Beziehung zu setzen.
Als Miguel zum ungezählten Mal auffällig nah bei ihr die Theke mit einem Tuch polierte, obwohl er dieselbe Stelle gerade erst gesäubert hatte, blickte Carrie ihm tief in die Augen und gurrte, leise genug, dass er, aber niemand sonst, es hören konnte: »Wenn du nachher noch Lust hast und wenn ich dir nicht zu langweilig bin …«
Mehr brauchte sie nicht zu sagen. In seinem Gesicht ging die Sonne auf. Hastig beteuerte er, sie sei die Einzige, die sein Blut überhaupt in Wallung brächte.
Carrie war entschlossen, es darauf ankommen zu lassen – wenn auch in anderer Manier, als der arme Miguel es sich gerade erträumte.
Sie harrte aus, bis die letzten Gäste gegangen waren, und sah Miguel dabei zu, wie er fahrig noch ein paar Sachen wegräumte, ehe er die Tür abschloss und zu ihr kam. Er konnte seine Erregung kaum unterdrücken und hätte sie wohl am liebsten noch auf dem Barhocker genommen.
Aber so leicht wollte Carrie es ihm nicht machen, und auch nicht hier unten, wo ein zufälliger nächtlicher Passant nur durch die Scheiben hätte blicken müssen, um sie bei ihrem Treiben zu beobachten.
Nein, für das, was sie plante – im Anschluss an das Liebesspiel – konnte sie sich keine Zeugen leisten. Der Verdacht würde ohnehin schon auf sie fallen, auf »die Ausländerin, die der letzte Gast gewesen war«. Aber sie hatte immer darauf geachtet, ihr Inkognito zu wahren, und gleich morgen würde sie ihren Typ so weit verändern, dass die Polizei, wenn überhaupt, ihr nur mit einigem Aufwand auf die Spur kommen würde. Bis dahin wäre sie entweder in einer anderen Stadt oder …
… ganz woanders.
Die Hochebene tauchte vor ihrem geistigen Auge auf. Die uralten Geoglyphen, jene riesigen Scharrbilder, von denen sie seit ihrer Ankunft etliche aufgesucht hatte und sie abgegangen war, um dabei die ihnen innewohnende Magie zu inhalieren. Magie, so fremd, aber auch so betörend, dass sie es kaum erwarten konnte, ihr zur Gänze ausgesetzt zu sein. Wie der RUF es ihr in Aussicht gestellt hatte. Der RUF, der …