Professor Zamorra 1287 - Ian Rolf Hill - E-Book

Professor Zamorra 1287 E-Book

Ian Rolf Hill

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Zamorra erhält eine E-Mail aus New Orleans, in der er um Hilfe gegen eine Dämonenhorde gebeten wird. Als Adresse ist nur ein alter Friedhof angegeben. Nicole und Zamorra machen sich auf den Weg in die Staaten. Sollte sich das Ganze als Scherz herausstellen, können sie immerhin noch ein wenig Urlaub herausschlagen.
Als sie auf dem Friedhof eintreffen, dämmert es bereits. Keine Menschenseele ist zu sehen. Oder? Im nächsten Moment bricht unter Zamorra der Boden auf, und der Parapsychologe wird in die Tiefe gerissen ...


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 121

Veröffentlichungsjahr: 2023

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Die guten Toten

Leserseite

Vorschau

Impressum

Die guten Toten

von Ian Rolf Hill

Der, den sie einst Marco genannt hatten, schlich lautlos über den nächtlichen Friedhof.

Seine Finger strichen zärtlich an Grabsteinen und -kreuzen entlang. Nebel kroch über die Erde hinweg. Wie geisterhafte Schemen malten sich Marcos Leidensgenossen in den Schwaden ab. Glitten wie Phantome über die Gräber, tanzten und drehten sich in einem lautlosen Reigen.

Urplötzlich verharrte Marco.

Er hatte etwas gespürt. Eine Erschütterung im Boden. Direkt unter seinen nackten Füßen. Etwas wühlte sich durch die Erde auf ihn zu ...

Marcos Augen weiteten sich vor Entsetzen. Er hob den Kopf, wollte die anderen warnen. Zu spät. Zwei schleimige Klauen schossen aus dem Boden, umklammerten Marcos Waden und zerrten ihn mit einem brutalen Ruck in die weiche Friedhofserde, die seinen panischen Schrei jäh erstickte.

An Professor Zamorra, den Meister des Übersinnlichen.

Helfen Sie uns! Bitte! Dämonen haben die Jagd auf uns eröffnet. Wir, das sind die Bewohner des kleinen Dorfes St. Malo, östlich von New Orleans. Wir sterben, wenn Sie uns nicht helfen! Kommen Sie schnell. Kommen Sie nach Einbruch der Nacht auf den Friedhof von St. Bernard.

Hochachtungsvoll

Naolin Perez

»Was hältst du davon?«, fragte Zamorra, seine Gefährtin Nicole Duval, die hinter dem hufeisenförmigen Schreibtisch seines Arbeitszimmers saß und die letzten Fälle archivierte.

Sie war schließlich nicht nur seine Partnerin im Kampf gegen die Mächte der Finsternis, sondern offiziell auch seine Assistentin, immerhin trug er seinen Professorentitel nicht zur Zierde. Zamorra hielt regelmäßig Gastvorträge und Vorlesungen an zahlreichen Universitäten Europas, darunter an der Sorbonne, an der er selbst studiert hatte.

Nicole drehte die Postkarte, die ihr Zamorra, Chef und Lebensgefährte in Personlaunion, gereicht hatte, zwischen den Händen. Es war eine typische Touristenkarte, wie man sie in New Orleans hundert- wenn nicht gar tausendfach erwerben konnte. Sie zeigte ein Paar, dessen Gesichter als Totenschädel geschminkt waren. Er trug Frack und Zylinder, sie ein schwarzes Kleid mit Schleier.

Sie hatten sich anlässlich des Tages der Toten verkleidet, dem Dia de los Muertos, dem ursprünglich aus Mexiko stammenden Fest zu Ehren der Verstorbenen. Nicht zu verwechseln mit Mardi Gras, dem traditionellen Karneval, der in New Orleans ebenfalls groß zelebriert wurde.

»Schon merkwürdig«, murmelte die Französin. »Wer schickt denn heutzutage noch Postkarten?«

»Zumal es dringend zu sein scheint. Außerdem scheint die Verfasserin keine geübter Schreiberin zu sein. Sieh dir bloß mal die Schrift an.«

»Als ob ein Huhn darüber gelaufen wäre«, bestätigte Nicole, und hob den Blick. »Kennst du denn eine Naolin Perez?«

Zamorra schüttelte den Kopf. »Nie gehört. Aber das muss ja nichts heißen. Vielleicht saß sie mal in einer Vorlesung. Und Louisiana ist ja nur ein Katzensprung von Tendyke's Home entfernt.«

Die Erwähnung des Anwesens seines ehemaligen Freundes Robert Tendyke versetzte Zamorra einen leichten Stich. Leider hatte sich das Verhältnis zum Sohn des Teufels, merklich abgekühlt. Was umso schmerzhafter war, da er seit geraumer Zeit nur eine Steinwurfweite entfernt, im Dorf Saint-Cyriac, unterhalb von Château de Montagne wohnte.

Der Meister des Übersinnlichen brauchte nur einen Blick durch die Panoramascheibe hinter Nicole zu werfen, um die Hausdächer von Saint-Cyriac zu sehen.

»Guter Punkt. Andererseits könnte es sich natürlich um eine Falle handeln. Wäre ja nicht das erste Mal.«

»Oder ein Scherz. Ist dir nichts aufgefallen? Die Schreiberin erwähnte ein Dorf namens St. Malo, treffen will sie sich aber mit uns auf einem Friedhof in St. Bernard.«

»Hast du mal nachgeschaut, wo das liegt?«

»Östlich von New Orleans. Steht doch da.«

Nicole verzog die Lippen. »St. Malo liegt östlich von New Orleans, du Kasper. St. Bernard könnte überall sein. Moment.« Sie wandte sich einem Computerterminal zu und ließ die Tastatur klappern. Kurz darauf runzelte sie die Stirn. »Liegt am östlichen Stadtrand.«

Zamorra grinste triumphierend. »Sag ich doch!«

»Du hast die einzige Ortsangabe in dem Geschreibsel verallgemeinert und hattest zufällig recht«, fauchte Nicole. »Das ist weder wissenschaftlich noch übersinnlich, sondern einfach nur gut geraten.«

»Versuch und Irrtum. Wissenschaftlicher geht's kaum«, verteidigte sich Zamorra, der überhaupt keine Zeit gehabt hatte, zu recherchieren. Nachdem er die Post von Butler William in Empfang genommen hatte, war er gleich zu Nicole ins Arbeitszimmer geeilt.

»Was spuckt denn das Internet über die Ortschaften aus?«

Wieder spielte seine Gefährtin auf der Tastatur herum. Und hob eine Braue. »Das ist interessant.«

Zamorra beugte sich vor. »Was denn?«

»Laut dem, was hier steht, war St. Malo ein Fischerdorf, das vor gut einhundert Jahren, genauer gesagt im Jahr 1915, von einem Hurrikan verwüstet und vollständig zerstört wurde. Es gibt dort eine historische Sehenswürdigkeit, das ist auch schon alles. Nein, warte. Angeblich haben sich in St. Malo die ersten philippinischen Einwanderer niedergelassen.«

»Also doch ein Scherz?«

»Zu welchem Zweck? Die Chance, dass wir darauf anspringen, ist doch verschwindend gering.«

Zamorra grinste.

Nicole stutzte.

»Ernsthaft, Chef? Du willst wegen solch einer Nachricht um die halbe Welt gurken?«

»Von gurken kann wohl kaum die Rede sein. Wir fliegen selbstverfreilich. Und wenn es nur heiße Luft ist, gönnen wir uns eben ein paar schöne Tage. Oder liegt etwas an?«

»Das tut es doch immer. Ich meine, wenn wir wenigstens per Regenbogenblumen-Express nach Tendyke's Home hätten reisen können ... aber stundenlang in einem Flugzeug sitzen, um einer fixen Idee auf den Grund zu gehen ... ich weiß ja nicht.«

»Die perfekte Gelegenheit, um ein paar alte Freunde zu besuchen. Komm schon, Nici. Mal ehrlich, für einen Scherz ist das doch reichlich vage. Und wenn es eine Falle ist, bedeutet das nur, dass tatsächlich eine Bedrohung existiert, der wir uns früher oder später ohnehin stellen müssen.«

Nicole blies die Wangen auf und betrachtete nachdenklich die Postkarte. »Na gut, du hast mich überzeugt. Dann werde ich mal sämtliche Termine für die nächsten vier Wochen absagen und zu packen anfangen.«

»Vier Wochen? Ist das nicht ein wenig übertrieben? Ich bin schließlich der Meister des Übersinnlichen.«

»Vor allem bist du der Meister der Übertreibung. Wenn du glaubst, dass ich bloß für eine Woche Ferien um den halben Globus jette, hast du dich aber gehörig geschnitten, mein Lieber.«

Die Dämmerung brach herein und drohte den Friedhof von St. Bernard in nächtliche Dunkelheit zu hüllen. Nur der trübe Schein einiger Totenlichter und Laternen, die an den knorrigen Bäumen hingen und sich leise quietschend im Wind wiegten, erhellte das Gräberfeld, auf dem sich um diese Zeit keine Menschenseele mehr aufhielt.

Nebenschwaden krochen aus den nahe gelegenen Sümpfen und brachten den fauligen Geruch nach verrotteten Pflanzen mit. Obwohl Anfang November, herrschten tagsüber Temperaturen von über fünfundzwanzig Grad, die auch in der Nacht nur bedingt abfielen und sich hartnäckig im zweistelligen Bereich hielten.

Zum Friedhof gehörte eine katholische Kirche, auf der anderen Seite der Bayou Road, die ihren Namen zu Recht trug und mitten durch den Sumpf führte.

Der Totenacker selbst war halbwegs sauber und gepflegt. Er schloss direkt an einen kleinen Wald an. Der Boden war weich und federte bei jedem Schritt nach. Ein weiteres Indiz für die Nähe des Sumpfes. Die Grabstätten erstrahlten, wie die Kirche auch, in schmutzigem Weiß, das an einigen Stellen bereits Patina angesetzt hatte.

Die wenigsten Gräber waren flach, viele von ihnen bestanden aus kleinen, zum Teil umzäunten Grüften und Mausoleen. Kreuze und Engelsstatuen bezeugten die Gläubigkeit der Hinterbliebenen.

Vom Wald und dem dahinterliegenden Sumpf hallte das Kreischen von Vögeln über den Friedhof.

»Ich kann noch immer nicht glauben, dass wir das wirklich durchziehen«, konnte sich Nicole den Kommentar nicht verkneifen. »Wie lange sollen wir denn auf Naolin Perez warten?«

»Wenn um eins niemand aufgetaucht ist, verschwinden wir wieder.«

»Das sind sechs Stunden! Was sollen wir denn so lange machen?«

»Zunächst einmal uns umschauen. Und wenn uns langweilig wird, finden wir sicherlich eine Möglichkeit, um uns die Zeit zu vertreiben.«

Nicole kniff ein Auge zu. »Du rechnest hoffentlich nicht ernsthaft damit, dass ich es mit dir auf einem Friedhof treibe.«

»Deine schmutzige Fantasie erschüttert mich.« Zamorra tat entsetzt. »Ich will bloß nicht im Stockfinsteren über den Friedhof taumeln und mir lediglich einen ersten Überblick verschaffen. Danach suchen wir uns ein hübsches Diner, essen eine Kleinigkeit und kommen frisch gestärkt um Mitternacht zurück. Pünktlich zum Totentanz.«

Nicole nickte. »Damit kann ich leben. Trotzdem hätte ich mich sicherer gefühlt, wenn wir die Blaster mitgenommen hätten.«

»Und einen Streit mit den amerikanischen Zollbehörden riskieren? Nein, danke.«

»Du hättest die Beamten ja hypnotisieren können.«

»Sofern sie sich hypnotisieren lassen. Nein, da gehe ich lieber auf Nummer sicher, bevor einer der Blaster noch in der Hand eines schießwütigen Sicherheitsbeamten landet. Sollten Amulett und Dhyarra nicht ausreichen, können wir immer noch Monica Peters um Hilfe bitten.«

Gemeint war eine gute Freundin der Dämonenjäger, die derzeit die Geschicke von Tendyke Industries lenkte, jenem milliardenschweren Konzern, dem sie auch ihre Mobiltelefone, die TI-Gammas, zu verdanken hatten.

»Spürst du denn etwas?«, erkundigte sich Zamorra, leicht irritiert durch Nicoles Bemerkung, immerhin hatten sie das Thema Blaster schon vor dem Abflug erörtert. Aus eben genannten Gründen hatte der Parapsychologe es längst ad acta gelegt.

»Nope!« Nicole schüttelte den Kopf. »Ich spüre nichts. Nur einen Hauch von Langeweile und ...« Sie verstummte und erregte dadurch Zamorras Aufmerksamkeit.

»Und was?«

»Und ich glaube, wir werden beobachtet!«

Zamorra hielt inne. Er musste sich zusammenreißen, um sich weiterhin unauffällig zu verhalten und sich nicht im Reflex umzuschauen. Sollte Nicole recht behalten, galt es den unbekannten Beobachter so lange wie möglich in Sicherheit zu wiegen.

»Von wem?«

»Kann ich nicht sagen. Eine Gestalt, ziemlich groß und schwer. Trägt vermutlich einen Hut. Ist anscheinend allein. Trotzdem würde ich keine Wette darauf abschließen.«

»Schön. Wo steckt der Kerl?«

»Siehst du das Mausoleum neben dem Engel mit den ausgebreiteten Flügeln?«

Zamorra ließ arglos den Blick über das Gräberfeld schweifen. »Ja!«

»Von uns aus auf der rechten Seite. Schätze, er ist auf dem Weg zur Rückseite.«

»Dann sollten wir unseren neuen Freund mal in die Zange nehmen. Allerdings ohne dass er Verdacht schöpft. Kriegst du das hin?«

Nicole schnaubte belustigt. Trat einen Schritt zurück und riss die Augen auf, in deren Pupillen bereits goldene Tüpfelchen tanzten. Deutliches Zeichen ihrer Erregung, die ausnahmsweise bewusst herbeigeführt worden war.

»Jetzt reicht es mir aber«, schrie sie ihn an. »Du perverses Schwein. Mich nachts auf irgendwelche Friedhöfe schleppen, um ... du machst mich krank. Du ... du ... bist ja irre! Wegsperren sollte man dich!«

Zamorra war so überrascht, dass es ihm nicht schwerfiel auf die Scharade einzugehen. »Aber Nici, ich ... wollte doch bloß ...«

»Ich kann mir denken, was du wollest. Mach's dir selbst, ich warte so lange im Wagen.«

Sprach's und stapfte in Richtung Ausgang davon, wo ihr Mietwagen, ein Chevrolet Camaro parkte. Zamorra wusste, wie er seine Partnerin am schnellsten besänftigen konnte. Unter anderem mit schnittigen Fahrzeugen, mit denen sie zügig über die Highways brettern konnten.

Der Meister des Übersinnlichen hoffte inständig, dass Nicoles Sinne ihr keinen Streich gespielt hatten. Ausgehend von der Annahme, dass sie es tatsächlich mit einem Mann zu tun hatten, der zur heterosexuellen Mehrheit zählte, würde dessen Aufmerksamkeit für die nächsten Sekunden hoffentlich von der schönen Französin beansprucht werden. Aufgrund der milden Temperaturen hatte sich Nicole nämlich nicht allzu viel angezogen.

Selbst Zamorra musste sich zwingen, seinen Blick von der Kehrseite seiner Partnerin abzuwenden.

Der Parapsychologe nutzte den Moment der Ablenkung, ging in die Hocke und tat so, als würde er sich den Schuh zubinden. Dabei schloss er sekundenlang die Augen und konzentrierte sich.

Sein alter Lehrmeister, der tibetanische Mönch Gyungo Tensöng hatte ihm vor Jahren mal einen Trick beigebracht, der dem Meister des Übersinnlichen seitdem unschätzbare Dienste geleistet hatte. Er konnte sich Kraft seiner Gedanken unsichtbar machen!

Natürlich handelte es sich um keine physische Unsichtbarkeit, vielmehr um einen mentalen Trick, durch den seine Aura nicht über die fleischliche Hülle hinausdrang. Das führte dazu, dass man ihn zwar weiterhin sah, aber eben nicht wahrnahm. Wer ihn flüchtig erblickte, der vergaß sofort wieder, dass er da war. Erst wenn ihn jemand berührte, ob versehentlich oder mit Absicht, wurde die Tarnung durchbrochen.

Sollte der Fremde sie nur zufällig beobachten, standen seine Chancen gut, dass er nahe genug an den Spanner herankam, um ihn zu überwältigen, während dieser gedanklich bei Nicoles Hintern weilte. Mit ihren subtilen Andeutungen, dürfte sie seine Fantasie ordentlich angeheizt haben.

Zamorra richtete sich auf, spähte über Grüfte und Grabsteine hinweg in Richtung Mausoleum und setzte sich lautlos in Bewegung. Leicht geduckt huschte er zwischen den Grabreihen hindurch.

Er schlug einen Bogen, erreichte die Engelsstatue und blieb dahinter stehen.

Der Meister des Übersinnlichen hielt den Atem an. Nicole hatte sich nicht getäuscht. Aus dem Schatten an der Rückseite des Mausoleums löste sich eine massige Gestalt mit Mantel und Hut.

Ein leises Geräusch in seinem Rücken ließ den Fremden herumfahren.

Wahrscheinlich hatte es Nicole verursacht, um Zamorra die Gelegenheit zu geben, sich von hinten an den Fremden heranzupirschen.

Der Dämonenjäger schickte sich an, genau das zu tun, als etwas geschah, das seine Pläne völlig über den Haufen warf. Es begann mit einem kehligen Knurren, das allerdings nicht vor, sondern hinter ihm erklang. Zamorra rieselte es kalt über den Rücken.

Langsam drehte er sich um.

Keine drei Schritte vor ihm stand ein Hund. Sein schwarzbraunes Fell verschmolz beinahe mit der schummerigen Dämmerung. Nur das gefletschte Gebiss war überdeutlich zu erkennen. Die Fangzähne funkelten und glänzten im Licht des aufgehenden Mondes.

Zamorra hielt den Atem an.

Täuschte er sich oder bestand das Gebiss teilweise aus Stahl? Ehe der Meister des Übersinnlichen sich weitere Gedanken darüber machen konnte, erfolgte der Angriff.

Nur eben nicht durch den Hund oder den Fremden, der sie beobachtet hatte.

Er kam aus der Tiefe.

Zamorra spürte noch die Erschütterungen unter den Füßen, als sich etwas Großes einen Weg durch das Erdreich bahnte. Kurz darauf wölbte sich der Boden zwischen ihm und dem Hund empor, brach auf und gebar eine nach fauligem Fleisch und Verwesung stinkende Abscheulichkeit.

Ein glibberiger Schleimberg, in dem sich ein haifischähnliches Maul öffnete. Schleimige Arme reckten sich dem Parapsychologen entgegen, der sich instinktiv nach hinten warf.

Die Arme wurden lang und länger, formten Tentakel, die sich um Zamorras Leib wanden. Gleichzeitig gab der Boden unter ihm nach.

Der Ghoul, und um nichts anderes handelte es sich bei der schleimigen Kreatur, glitt rückwärts in den engen Stollen zurück, aus dem er gekommen war. Seine menschliche Beute riss er mit sich.

»Zammy!«, entfuhrt es Nicole.

Hilflos musste sie mitansehen, wie ihr Lebensgefährte in die Tiefe gerissen wurde. Sie war hinter einem Grabstein in Deckung gegangen, nachdem sie die Aufmerksamkeit des Fremden durch einen Steinwurf wieder auf sich zurückgelenkt hatte. Jetzt sprang sie auf, ungeachtet der Gefahr, entdeckt zu werden. Sie musste Zamorra zu Hilfe eilen, doch dazu sollte es nicht mehr kommen.