Pulverdampf-Trail - U.H. Wilken - E-Book

Pulverdampf-Trail E-Book

U. H. Wilken

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Beschreibung

Western Helden – Die neue Reihe für echte Western-Fans! Harte Männer, wilde Landschaften und erbarmungslose Duelle – hier entscheidet Mut über Leben und Tod. Ob Revolverhelden, Gesetzlose oder einsame Reiter auf der Suche nach Gerechtigkeit – jede Geschichte steckt voller Spannung, Abenteuer und wilder Freiheit. Erlebe die ungeschönte Wahrheit über den Wilden Westen Eine Stunde später erschien die Kavallerie. Es war die Brazos-River-Patrouille, die sich auf einem der üblichen Routineritte befand. Ein junger Captain hatte das Kommando über die sechzehn Mann. »Absitzen!«, befahl er, als die Patrouille auf dem Hof hielt. »Spuren sichern!« Die Soldaten schwangen sich von den ungewöhnlich stark beladenen Pferden, machten ihre Karabiner feuerbereit und schwärmten aus. Der Captain ritt zurück ans Tor. Dabei gab er dem Sergeant einen Wink, ihm zu folgen. Seine knappe, herrische Geste ließ darauf schließen, dass er den Sergeant zurechtstutzen wollte. Im Laufschritt folgte ihm der Sergeant zum Tor hinaus. Abseits der Station saß der Captain ab. »Das hier hat also geklappt!«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Jetzt sind wir dran!« Forschend blickte er umher. Seine Stimme wurde leiser. »Haben Sie irgendwen auf der Station in Verdacht? Wie sieht es mit dem Personal aus?« »Das besteht aus zwei Mann und einer Frau, Sir.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Western Helden – 6 –

Pulverdampf-Trail

Curly setzt sich durch gegen Aguilars Rustler

U.H. Wilken

Eine Stunde später erschien die Kavallerie.

Es war die Brazos-River-Patrouille, die sich auf einem der üblichen Routineritte befand.

Ein junger Captain hatte das Kommando über die sechzehn Mann.

»Absitzen!«, befahl er, als die Patrouille auf dem Hof hielt. »Spuren sichern!«

Die Soldaten schwangen sich von den ungewöhnlich stark beladenen Pferden, machten ihre Karabiner feuerbereit und schwärmten aus.

Der Captain ritt zurück ans Tor. Dabei gab er dem Sergeant einen Wink, ihm zu folgen. Seine knappe, herrische Geste ließ darauf schließen, dass er den Sergeant zurechtstutzen wollte.

Im Laufschritt folgte ihm der Sergeant zum Tor hinaus.

Abseits der Station saß der Captain ab.

»Das hier hat also geklappt!«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Jetzt sind wir dran!« Forschend blickte er umher. Seine Stimme wurde leiser. »Haben Sie irgendwen auf der Station in Verdacht? Wie sieht es mit dem Personal aus?«

»Das besteht aus zwei Mann und einer Frau, Sir. Im hinteren Teil des Rasthauses haben sich zwei Reisende einquartiert. Wir haben sie nicht, zu Gesicht bekommen.«

Der Captain machte ein ernstes Gesicht.

»Das können zwei Bandenmitglieder sein, Sergeant. Ich hoffe, dass hier ordentlich rumgeballert wurde …«

»Es wurde, Sir.«

»Gut. Dann können wir nur hoffen, dass die Hundesöhne auch anbeißen! Jedenfalls treibt sich ein Teil der Bande schon seit geraumer Zeit am Brazos herum. Die Halunken müssen Wind von dem Waffentransport bekommen haben. Und hinter Waffen sind sie her wie der Teufel hinter der armen Seele. Vermutlich hatten sie vor, die Passenger Station im Morgengrauen anzugreifen und die Wagen mitsamt der Ladungen zu rauben. Eine andere Patrouille ist schon mehrmals auf schlecht verwischte Spuren gestoßen.«

Der Sergeant atmete schwer. Der Gesichtsausdruck verriet seine Sorgen.

»Passen Sie gut auf, Sir. Da draußen sind Sie mit den Männern verdammt allein! Wir wissen ja nicht einmal, wie stark diese Terrorbande ist! Vielleicht kommen hundert Mann!«

»Nein. Hundert Mann im Gebiet am Brazos würden auffallen. Das aber wollen und müssen die Banditen vermeiden. Ich schätze ihre Zahl auf zehn, fünfzehn Mann.«

»Dann viel Glück, Sir.« Der Sergeant blickte durch das Tor auf den Innenhof. Die Tür des Rasthauses stand weit auf. Im Lichtschein verharrten der Stationsmann, seine Frau und sein Gehilfe. Von den beiden Reisenden war noch immer nichts zu sehen. Der Sergeant knurrte grimmig. »Sie gehören bestimmt zur Bande, Sir! Sie sollten wahrscheinlich das Tor öffnen und die Bande reinlassen!«

Flüchtiges Lächeln entspannte das Gesicht des Captains.

»Seien Sie nett zu den Saukerlen, Sergeant.«

»Ja, und wenn ich mich dabei übergebe, Sir. Vergessen Sie nicht, mich vor den Soldaten zusammenzustauchen!«

Sie trennten sich. Der Sergeant ging schnell voraus. Gemächlich stieg der Captain in den Sattel. Langsam ritt er auf den Hof.

»Sergeant!«, brüllte er. »Machen Sie sich keine Hoffnungen! Ich bleib’ hart – ich bring’ Sie vors Kriegsgericht! Sie haben jämmerlich versagt! Militärisch gesehen ist die Fracht von allergrößter Wichtigkeit! Und Sie lassen sich diese taktischen Waffen einfach klauen! Das gibt ein böses Nachspiel! Und Sergeant sind Sie die längste Zeit gewesen!«

Scheinbar bedrückt senkte der Sergeant den Kopf.

»Wie ist es mit Spuren?«, schrie der Captain.

»Sie sind mit dem Wagen nach Süden, Sir«, meldete ein Corporal. »Richtung Comanchengebiet!«

»Aufsitzen!«

Wenig später verließ die Patrouille die Station und verschwand in der Nacht. Der Sergeant und seine Wageneskorte blieben zurück, weil ihnen die Sattelpferde ebenfalls gestohlen worden waren.

Aber auch das gehörte zum Plan.

Der Sergeant wusste, dass ein Spiel mit dem Feuer begann.

Es ging um eine ganz große Sache, bei der ein Mann mitmachte, der Curly Crockett hieß.

Und dieser Crockett hielt sich schon seit einiger Zeit in Leon auf, einer kleinen Town am Wüstenrand.

*

Die Animiermädchen in Leons bekamen glänzende Augen.

Das war immer so, wenn der große stämmige Curly Crockett in den Saloon kam.

Freundlich nickte er in die Runde. Mit fast gleitenden Schritten näherte er sich der langen Theke, lehnte sich an und verlangte Whisky.

»Ein Glas – und schön voll.«

»Schon unterwegs«, brummte der Bartender und schob ihm das Glas zu und beugte sich vor. »Solls heute endlich mal sein? Millie sitzt schon wie auf Kohlen. Sie hat sich unsterblich in dich verknallt, Crockett.«

»Ich weiß.« Curly rieb das Kinn und grinste. »Das ganze Hurenhaus steht kopf, aber Crockett bleibt hart. Wenn ich den Mädchen zeig’, wo der Hammer hängt, gehen sie mit keinem anderen mehr ins Bett. Das schadet dem Geschäft, oder?« Er trank das Glas aus. »Noch einen Doppelten.«

Von rechts schob sich ein angetrunkener Mann näher. Crockett schien ihn nicht zu bemerken, blickte in das nachgefüllte Glas und lächelte.

»Sag den Mädchen, dass ich irgendwann in die Wüste geh. Wer mitkommen will, kanns tun. Die Comanchen sind ganz scharf auf weiße Mädchen.«

»Willst du im Ernst immer noch durch die Wüste nach Süden?« Der Bartender zog wie fröstelnd die Schultern an.

»Ja, irgendwann.« Curly Crockett kehrte dem Mann, der offensichtlich auf Streit aus war, den Rücken und sah den Mädchen zu, wie sie die Gäste animierten. Nur Millie, die es einzig auf ihn abgesehen hatte, bot den Gästen keine käufliche Liebe an. Das imponierte ihm, verunsicherte ihn aber auch. Er wandte sich wieder dem Bartender zu und seufzte: »Millies Hundeaugen können mich schwachmachen! Wenn sie nicht aufpasst, stolpert sie über ihre Stielaugen. Ich …«

Der Anblick einer schmutzigen Hand ließ ihn verstummen.

»Du Drecksau«, rief der Bartender über die Theke, »mach, dass du rauskommst!«

Curly hörte neben sich ein sattes Rülpsen. Noch kreiste die schmutzige Hand des streitlustigen Bärtigen über seinem Glas. Plötzlich steckte der Mann den Zeigefinger ins Glas und rührte im Whisky. Dabei grinste er Curly herausfordernd an.

Aber Curly ließ sich nicht so schnell in Rage bringen.

»Hast du es nicht kapiert, du Ferkel?«, erkundigte er sich freundlich. »Du sollst hier verschwinden.«

»Trink erst den Whisky«, verlangte der Bärtige. »Ist jetzt ein schöner Drink. Schmeckt besser so.«

Curly tat interessiert.

»Ist das wahr, Filzbart? Na, fein – den spendier ich dir.«

Das grinsende Gesicht des Bärtigen wurde starr. Wut flackerte in den Augen.

»Du wirst saufen, du großspuriger Wüstenscout«, fauchte er, »sonst passiert was!«

»Stimmt«, sagte Curly, packte den Kerl an den Schultern und rammte ihn mit dem Kopf voran gegen die Theke.

Benommen torkelte der Bärtige zurück, stieß einen gurgelnden Wutschrei aus und griff zum Colt.

Da fasste Curly ihn am Genick, drückte ihn abwärts und stieß ihn in den Spucknapf. Ein kräftiger Tritt in den Hintern beförderte den Mann hinaus.

Die Animier- und Freudenmädchen klatschten Beifall. Millie sprang auf und wollte durch die hintere Tür den Saloon verlassen. Mit ein paar großen schnellen Schritten war Curly an ihrer Seite.

»Wohin?«

»Fass mich nicht an!«, fauchte sie und warf mit einer heftigen Kopfbewegung die langen rotbraunen Haare in den Nacken. »Lass mich vorbei, du Grobian!«

Sie machte ihm was vor, um ihn zu reizen – und das wusste er. Er hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken.

»Aber, Millie!«, sagte er entrüstet. »Zum ersten Mal sind wir uns ganz nahegekommen! Aber du …«

»Pah!«, unterbrach sie ihn und stampfte wild auf. »Was bildest du dir eigentlich ein, he? Du möchtest mich am liebsten wohl auch in den Hintern treten, wie? Das könnte dir so passen, du Holzbock!«

»Sag so was nicht, Millie. Ich kann so was nicht hören. Ich bin schließlich sensibel und …«

»Du bist ein hergelaufener Strolch! Seit Wochen hängst du hier rum, hockst faul im Schatten, reißt aber das Maul auf und tönst herum, dass du den sichersten Weg durch die Wüste kennst! Nur du könntest jeden Treck sicher nach Süden bringen, Mann, Ross und Wagen durch Indianergebiet schleusen! Oh, verdammt, so eine Prahlerei kann ich nicht ausstehen!«

»Millie – ist irgendwas mit dir nicht in Ordnung?« Curly Crockett wollte schon schützend den Arm um sie legen. »Du riechst so versengt, Millie – ist bei dir was durchgebrannt? Nun warte doch!«

Sie schlug ihm die Tür vor der Nase zu.

Einige Gäste lachten hämisch.

Da riss Crockett die Tür auf, sprang in den dunklen Gang und bekam Millie zu fassen. Sekunden später klemmte sie wie ein Brett unter seinem rechten Arm.

Sie schrie, strampelte und fluchte.

Polternd trug er sie die Treppe empor. Mit einem Tritt sprengte er die Tür zu Millies Zimmer auf und trug Millie hinein. Er stolperte fast über den Badetrog, in dem eine braune Seifenlauge stand.

»Lass mich endlich los, du verdammter Hundesohn!«, keuchte Millie.

»Gern«, sagte er und ließ sie in die Brühe plumpsen, machte kehrt und wollte das Zimmer verlassen.

Drei Männer versperrten ihm den Weg. Sie standen in der Tür. Jeder hielt einen Colt auf ihn gerichtet.

Der links stehende Mann war bärtig, älter als die anderen. Der Mann in der Mitte war groß, sehnig und hatte harte Gesichtszüge. Sein Mund wirkte etwas eingefallen – wahrscheinlich fehlten ihm mehrere Vorderzähne. Der rechts und damit im Vordergrund stehende Mann war mittelgroß und machte ein betrübtes Gesicht.

»Stick’em up!«, befahl der Mann in der Mitte.

»Wenn du zum Eisen greifst«, sagte der Bärtige, »spielen wir wilde Sau mit dir.«

Crockett hatte keine Chance.

Das sah auch Millie, die im klitschnassen Kleid halb aus dem Badetrog hervorkam.

»Los, bade weiter!«, herrschte der große Fremde das Freudenmädchen an. Millie sank langsam in die Brühe zurück, bis nur noch der Kopf hervorragte. Sie konnte über den hohen Rand des Trogs kaum mehr hinwegsehen.

Jetzt bewegte der Große die Hand mit dem Colt.

»Raus mit dir – und keine Tricks, sonst fällst du als Leiche zur Tür hinaus!«

Curly Crockett ging die Treppe hinunter und drückte die Tür zum Saloon auf.

Sofort verstummten die Gespräche. Alle blickten auf Crockett und die Fremden.

»Lasst uns wenigstens verhandeln!«, schlug Crockett vor, während ihn die drei Fremden zwangen, durch den Saloon zu gehen.

»Ich bring’s euch sicher durchs Comanchengebiet, wenn …«

»Halt’s Maul!«

»Also gut, ich halt’ mein Mündchen, aber beklagt euch nicht, wenn über euren Kadavern die Wüstengeier kreisen!«

Wer ihm den Colt aus dem Halfter zog, konnte er nicht sehen. Ein harter Druck im Rücken ließ ihn die Schultern steif anheben. Auf langen Beinen schritt er hinaus. Knarrend schlugen die Flügel der Schwingtür hinter Crockett und den drei Fremden zusammen und pendelten langsam aus.

Angespannt verharrten die Gäste im Saloon. Sogar die Animier- und Freudenmädchen waren stumm wie Fische. Im Hintergrund schwang langsam die Tür auf – und die rothaarige Millie stand tropfnass im Saloon.

Von draußen tönte eine Stimme barsch. Jeder verstand die Worte.

»Das schmutzige Spiel ist aus, Crockett! Geh jetzt! Los, über die Straße – zum alten Korral!«

»Was habt ihr vor?« Crockett war zu hören. »Wollt ihr mich umlegen? Warum, zum Teufel?«

»Noch lebst du, Crockett – also halt’ die Schnauze!«

»Ihr macht mir Spaß, Jungs! Als Leiche kann ich gar nichts mehr sagen!«

»Wie klug du bist«, höhnte einer der Fremden. »Hättest rechtzeitig was für die Vermehrung deiner Art tun sollen. Jetzt ist es zu spät.«

Schritte dröhnten auf dem Gehsteig.

Die Fremden entfernten sich mit Crockett.

Auf der nächtlichen Straße war weit und breit niemand zu sehen – und aus Leons Saloon wagte sich keiner.

Die Fremden dirigierten Crockett zum Korral. Zwischen zwei Ställen blieben sie mit ihm stehen.

Hier steckten sie die Colts weg, und Crockett bekam seinen zurück. Er lächelte, wog die Waffe in der Hand und schob sie in die Halfter.

Kopfschüttelnd meinte er: »Konnte das nicht ein bisschen unauffälliger über die Bühne gehen?«

»Uns fiel gerade nichts Besseres ein, Crockett. Außerdem haben wir keine Zeit zu verlieren.«

»Ich soll also mein Pferd holen?«

»Erraten. Lass dich dabei nicht sehen. Alles muss schön geheimnisvoll aussehen. Eine Entführung ins Nichts – du verstehst schon.«

Schon nach wenigen Minuten verließen vier Reiter die kleine Town Leon und verschwanden in den Flussnebeln des Brazos.

Irgendwo weit draußen gab es eine einsam gelegene Telegrafenstation.

Die war ihr Ziel.

*

Drei Wagen rollten Richtung Süden.

Vermummte Reiter flankierten die Wagen und sicherten nach allen Seiten. Heißer Wind sengte über die Hügel am Leon River und blähte die hohen Wagenplanen.

Staubschleppen wischten über die Wagenspuren. Langsam wühlten die großen Räder den Sand auf. Bis zu den Fesseln sanken die Reit- und Wagenpferde ein.

Immer wieder sirrten Peitschen dicht über die Wagenpferde hinweg. Auf jedem Wagenbock thronte ein Kutscher und lenkte sein schweiß-nasses Gespann um schroffe Felsen und dichte Dornensträucher.

Endlich sichtete der vorausreitende Maskierte die alten Ruinen am Leon River.

Es war merkwürdig, dass er den nachrückenden Reitern kein Zeichen gab. Lässig verhielt er auf dem Hügelrücken. Der Zipfel des Halstuchs flatterte wie ein Wimpel im Wind.

Er blickte in die Runde und sah für Bruchteile einer Sekunde weitab einen gleißenden Reflex. Entweder war es ein Handspiegel oder ein Stück Metall. Der Vermummte schien sich darum nicht zu scheren. Er sah zurück auf die langsam näher kommende kleine Wagenkolonne, die als Verpflegungstransport getarnt war.

Hinter den Wagen ritten zwei Maskierte, die ledige Sattelpferde an langen Zügeln hinter sich her führten: die Kavalleriepferde, die sie dem Sergeant und seiner Wageneskorte geraubt hatten.

Erst eine Stunde später erreichten die Wagen die Ruinen.

Die Sonne stand schon tief, und die brüchigen Mauern warfen lange Schatten.

»Macht euch bereit, Jungs«, sagte der Anführer – und wieder klang seine Stimme nach militärischer Umgangssprache.

Die Maskierten zerrten hinter den Sätteln ihrer Pferde Schläuche aus echtem Darm hervor und verbargen sie am Körper, als wollten sie mit einem kleinen Wasservorrat einzeln in alle Richtungen davonreiten.

Einer der Vermummten sah sich zwischen den rauchgeschwärzten Mauern um und fragte seinen Nebenmann: »Was war das früher mal?«

»Ein Ranchhaus. Da drüben siehst du noch Reste vom Stall. Comanchen haben hier alles niedergemetzelt. Vor ungefähr vier Jahren. Eine Patrouille fand die Toten. Sie waren grässlich verstümmelt.«

»Dann kommen diese Wagen nie durch das Gebiet der Comanchen!«

Der andere zuckte die Acheln und kehrte um.

Knallrot stand die Sonne über den Felsklippen. Die Männer lagerten neben den Wagen. Im Widerschein der sinkenden Sonne schienen die Mauern zu glühen.

»Zwei Mann auf Wache!«, befahl der Anführer. »Stellt euch auf die Mauern! Und lasst die Tücher vor!«

Er zeigte auf zwei große hagere Männer. Beide gehorchten, kletterten nach oben und balancierten zur nächsten, dickeren Mauer hinüber.

»Schöne Zielscheiben sind wir hier oben!«, raunte der eine.

»Mach nicht gleich in den Frack!«, spottete der andere.

Vorsichtig bewegten sie sich auf den Mauern auf und ab. Unten im Halbdunkel schnaubten die Pferde. Die Zugtiere standen noch im Geschirr. Auf einem Hügel, nicht weit von den Ruinen entfernt, bewegte sich die Silhouette eines Mannes. Sekunden später verbarg er sich hinter einem Felsen. Dann winkte er nach hinten. Kurz darauf erschien ein zweiter Mann. Beide beobachteten die Posten auf den Mauern der Ruine.

»Ich versteh das nicht!«, knurrte einer der heimlichen Beobachter.

»Aber ich!« Der andere stieß einen ellenlangen Fluch aus. »Da sind uns welche zuvorgekommen! Die müssen vor uns herausbekommen haben, was auf diesen Wagen transportiert wird. Die Ladung stammt aus Fort Worth und soll nach Waco!«

»Waco liegt am Brazos River, Mann – aber der Fluss da drüben ist der Leon River!«

»Die Armee hat einen Umweg gemacht, zur Täuschung, aber die Mistkerle haben trotzdem Wind davon bekommen!«

»Wann sollen wir zuschlagen?«