Mitraten - Mitkombinieren - Mitermitteln - Mit den DREI DETEKTIVEN DIE DREI DETEKTIVE sind... Stefan Hansen (16), der blonde, sportliche Skateboardfahrer. Sein Vater ist Kommissar bei der Kripo und das ist praktisch, denn Stefan interessiert sich für Kriminalfälle, Geheimnisse und Rätsel. Für genau die gleichen Dinge interessiert sich auch... Betty (fast 16), die schicke und coole Tochter eines Zirkusartisten. Ihr Vater ist einer der bekanntesten Zirkus- und Variete-Zauberer, und deshalb kennt Betty sich mit allen Taschenspieler-Tricks aus. Jetzt fehlt nur noch... Max (14), der "Kleine". Max ist nicht gerade sportlich, aber dafür hat er ein Smartphone und eine tolle Computeranlage mit Internet-Anschluss. Er ist hoch begabt und durfte zwei Klassen überspringen. Er geht mit Betty und Stefan auf das Einstein-Gymnasium und zusammen sind sie die... DREI DETEKTIVE Kommt mit Stefan, Betty und Max dem Täter auf die Spur!
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Seitenzahl: 215
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H.P. Karr
Ratekrimis für Jugendliche
40 spannende Geschichten zum Raten
Mitraten - Mitkombinieren - Mitermitteln
Mit den DREI DETEKTIVEN
DIE DREI DETEKTIVE sind...
Stefan Hansen (16), der blonde, sportliche Skateboardfahrer. Sein Vater ist Kommissar bei der Kripo und das ist praktisch, denn Stefan interessiert sich für Kriminalfälle, Geheimnisse und Rätsel. Für genau die gleichen Dinge interessiert sich auch...
Betty (fast 16), die schicke und coole Tochter eines Zirkusartisten. Ihr Vater ist einer der bekanntesten Zirkus- und Variete-Zauberer, und deshalb kennt Betty sich mit allen Taschenspieler-Tricks aus. Jetzt fehlt nur noch...
Max
Table Of Contents
01. Stefans erster Fall
02. Ein Fall für Betty
03. Diebstahl in der U-Bahn
04. Diebstahl ohne Spuren
05. Die Spur führt zum Flughafen
06. Der John Lennon-Coup
07. Tödliche Partnerschaft
08. Kein Glück ohne Teddy
09. Stefan hat einen Verdacht
10. Kein Schnee auf dem Kilimandscharo
11. Die perfekte Zeugin
12. Jagd auf den Skateboard-Räuber
13. Kein Alibi für Carla Carol
14. Der Mann, der von nichts mehr wusste
15. Der Auto-Räuber
16. Die zweifache Unschuld
17. Leila darf nicht singen
18. Der Gast aus Amerika
19. Das Geheimnis der Harley
20. Krimi mit kleinen Problemen
21. Das Fußball-Alibi
22. Alibi in Grün
23. Das Klassentreffen
24. Das Spukhaus
25. Gefährliche Fundsache
26. Überfall auf offener Straße
28. Sportler unter Verdacht
29. Ein kleiner Fehler
30. Der Mann mit dem Koffer
31. Das Passwort
32. Versteck unterm Rosenbeet
33. Der Parkuhr-Räuber
34. Der Kassenzettel-Trick
35. Die eiskalte Spur
36. Wunderkinder unter sich
37. Alibi ohne Wert
38. Der Yeti
39. Das Schach-Problem
40. Es trügt der Augenschein
Leseprobe
H. P. Karr präsentiert Geister, Gräber, Gänsehaut – 13 Gruselstorys
Die Credits
Dunkle Wolken schoben sich von Westen heran. Es würde bald regnen. Stefan sauste mit dem Skateboard an den Villen im Nelkenweg vorbei, quer über den Lindenplatz mit den Geschäften, der Bank und der Kirche, hinein in die Wolfskuhle. Die Luft war drückend, sein Shirt klebte ihm am Körper.
Die Häuser hier an der Wolfskuhle waren noch ein bisschen eleganter als die im Nelkenweg. Meist lagen sie hinter dichten Hecken in großen Gärten. Autos parkten kaum am Straßenrand - wer hier wohnte, hatte eine Garage auf dem Grundstück.
Als Stefan auf dem Skateboard durch eine Kurve schoss, konnte er gerade noch dem dunkelblauen Volkswagen ausweichen, der dort parkte.
Herbert Kienzle Rechtsanwalt und Notar
stand auf dem Metallschild neben dem offenen Gartentor. Ein drahtiger, schwarzhaariger Mann stand vor Kienzles Doppelgarage. Ein cremefarbener Bentley stand in der Garage, und wenn Stefan sich nicht ganz täuschte, lag da ein lebloser Mann neben dem Wagen.
»He!«, rief Stefan. »Kann ich helfen?«
Der Schwarzhaarige fuhr herum. Stefan ließ das Board hochschnellen und nahm es unter den Arm.
»Ja...«, sagte der Schwarzhaarige überrascht. »Ich... ein Überfall. Der Mann hier...«
Stefan hatte schon sein Handy am Ohr. »Polizei?«, fragte er. »Stefan Hansen hier. Ich bin in der Wolfskuhle 7, die Villa von Herrn Kienzle. Ein Mann ist überfallen worden. Er ist verletzt. Schicken Sie einen Krankenwagen.« Sein Blick streifte den Schwarzhaarigen. »Ja, ich bleibe hier.«
Stefan unterbrach die Verbindung. »Sie müssen auch hier bleiben!«, sagte er zu dem Schwarzhaarigen. »Sie sind ein wichtiger Zeuge.«
Der Mann bemerkte Stefans misstrauischen Blick. »Keine Sorge, ich habe nichts mit der Sache zu tun!«, sagte er. »Ich bin Ludger Schreiber. Ich bin Makler und habe mich hier in der Gegend total verfahren. Ich suchte jemanden, den ich nach dem Weg fragen konnte. Da sah ich das Gartentor dort unten offen stehen und stieg aus.«
»Dann gehört Ihnen der blaue Volkswagen da draußen?«, fragte Stefan.
Schreiber nickte. »Als ich ausstieg, rollte Kienzle gerade mit seinem Bentley über die Zufahrt zu seiner Garage. Er aktivierte mit der Fernbedienung das Garagentor, das hatte sich gerade zur Hälfte geöffnet, da kam ein maskierter Kerl über die Wiese, hat die Tür des Bentley aufgerissen, Kienzle herausgezerrt und niedergeschlagen. Ich war wie gelähmt - der Kerl hat Kienzle unter den Armen gefasst und in die Garage geschleift. Dann lief er zum Bentley zurück und hat den Wagen seelenruhig in die Garage gefahren. Er wollte gerade das Tor von innen schließen, als er mich unten in der Einfahrt entdeckte.« Schreiber machte eine hilflose Geste. »Und zack, war er weg. Quer über die Wiese und zwischen die Büsche.«
Stefan sah sich um. Wenn Herbert Kienzle wirklich überfallen worden war, musste der Täter doch noch irgendwo sein. Doch in dem weitläufigen Garten konnte er niemanden entdecken. Nur der schwarzhaarige Herr Schreiber war hier...
»Wir sollten uns erst einmal um Herrn Kienzle kümmern!« Stefan hoffte, dass Herbert Kienzle nicht schwer verletzt war. Er lag neben dem Bentley auf dem Betonboden der Garage. Schreiber beugte sich mit Stefan über ihn, tastete nach Kienzles Puls und untersuchte die Platzwunde an der Stirn. »Er ist nur bewusstlos«, meinte er. »Wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung.«
Stefan sah auf. »Woher wissen Sie eigentlich, dass das Herr Kienzle ist?«, fragte er. »Ich meine, wenn Sie doch total fremd in der Wolfskuhle sind?«
Schreiber blinzelte irritiert. »Willst du hier Detektiv spielen?«, schnappte er. »Draußen am Gartentor hängt doch sein Schild: Herbert Kienzle - Rechtsanwalt und Notar. Außerdem ist er zweiter Bürgermeister und jede Woche mindestens einmal in der Zeitung zu sehen.«
Stefan verfolgte die Schleifspur, die Kienzles Beine auf dem staubigen Garagenboden hinterlassen hatten. Sie reichten bis hinaus zur Auffahrt und setzten sich dort im Kies fort. Auch die Reifen von Kienzles Bentley hatten Spuren hinterlassen, sie führten von der Auffahrt direkt in die Garage. An der Stelle, wo die Schleifspur von Kienzles Beinen die Reifenspur kreuzte, hatten sie die Spur des Wagens verwischt.
Stefan richtete sich auf. Der Schwarzhaarige wirkte ein wenig nervös. Sein Blick irrte durch den Garten. »Die Polizei ist gleich hier!«, sagte Stefan. »Bei einem Notruf dauert es höchstens fünf Minuten, bis eine Streife kommt.«
»Du kennst dich ja gut aus.«
»Ich lese eine Menge Kriminalromane!«, meinte Stefan. Auf dem Rasen neben der Auffahrt entdeckte er etwas Schwarzes. Der Mann war sofort bei ihm. »Eine Skimaske!«, stellte Stefan fest. Und, als der Mann sie aufheben wollte: »Lassen Sie die besser liegen. Das ist ein Indiz für die Polizei.«
Schreiber schien es unangenehm zu sein, von einem 16-Jährigen belehrt zu werden. Aber dann ließ er die Skimütze doch da liegen, wo sie war.
Der erste Streifenwagen bremste schon nach viereinhalb Minuten vor der Auffahrt. Unmittelbar darauf traf ein Krankenwagen ein. Während die beiden Polizisten sich mit Schreiber unterhielten, kümmerten sich die Rettungssanitäter um den Bewusstlosen. Stefan schnappte auf, dass Kienzle wahrscheinlich tatsächlich nur eine Gehirnerschütterung hatte. Als die Sanitäter ihn auf ihrer Rolltrage zu ihrem Wagen brachten, traf die Kripo ein. Stefan erkannte die Zivilwagen mit dem Behördenkennzeichen sofort. Der ermittelnde Kommissar war ein sportlicher, braun gebrannter Mann in Lederjacke und Jeans. Er nahm seine Pilotensonnenbrille ab und musterte Schreiber, während er sich den Bericht der Streifenbeamten anhörte.
»Herr Schreiber hat gesehen, wie der Täter das Opfer in die Garage geschleift hat und dann den Bentley hineinfuhr«, sagte der Streifenführer. »Wir gehen davon aus, dass der Täter dann das Garagentor schließen wollte, um dann in aller Ruhe im Haus nach Wertgegenständen zu suchen.«
»Soso!«, meinte der Kommissar nur.
»Der Junge hier kann alles bezeugen!«, sagte Schreiber und deutete auf Stefan.
Der Kommissar zwinkerte Stefan zu. »Ja? Kannst du das?«
Stefan trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich denke, Herr Schreiber lügt!«, meinte er. »Den maskierten Täter hat es gar nicht gegeben. Herr Schreiber selbst hat Herrn Kienzle niedergeschlagen! Die Geschichte mit dem Überfall hat er sich schnell ausgedacht, als ich plötzlich in der Auffahrt aufgetaucht bin und die Polizei gerufen habe. Fliehen konnte er dann auch nicht mehr, weil er sich dann sofort verdächtigt gemacht hätte. Also hat er weiter den zufälligen Zeugen gespielt.«
Schreiber schnappte nach Luft. »Das ist... Sie werden doch diesem Bengel nicht glauben?«
Der Kommissar lächelte nur knapp und fuhr Stefan durchs Haar. »Warum sollte ich meinem Sohn denn nicht glauben, Herr Schreiber oder wie Sie auch sonst heißen?«
Schreiber starrte Stefan an. Der sagte nur: »Sonst mische ich mich ja nicht in die Arbeit meines Vaters ein, aber hier war ich ja sozusagen von Anfang an dabei. Es gibt einen ganz klaren Beweis, dass Ihre Geschichte von dem Überfall nicht stimmt.«
Was war Stefan aufgefallen?
Lösung:
Betty hatte nichts gegen Stefan. Überhaupt nicht. Betty mochte Stefan sogar, und das nicht nur, weil er ihr gerade seine Matheaufgaben zum Abschreiben gegeben hatte. Bloß das Stefan sie immer »Blondie« nannte, mochte sie nicht.
»Was sagt denn dein Vater dazu, wenn du dich in seine Arbeit als Kommissar einmischst?«, fragte sie, während sie schnell die Lösungen für die drei Gleichungen in ihr Heft eintrug. Auf dem Schulhof des Einstein-Gymnasiums herrschte wie immer in der großen Pause Radau. Frau Schiller und Herr Kindler hatten Aufsicht und sorgten dafür, dass die Raucher aus der Oberstufe in ihrer Ecke blieben und es keine Prügeleien zwischen den Jungs aus der Unterstufe gab.
Stefan zuckte mit den Schultern. »Warum soll mein Vater etwas dagegen haben? Schließlich will ich später auch mal zur Kripo!«
»Ach!« Betty klappte ihr Matheheft zu.
»Mein Vater bildet neben seiner Arbeit im Einbruchsdezernat junge Polizisten an der Polizeischule aus und gibt Kurse für Kollegen aus anderen Städten«, erklärte Stefan.
»Klingt interessant!«, meinte Betty.
Stefan sah sie an.
»Ist was?«, wollte sie wissen.
»Du bist im Zirkus aufgetreten?«
»Im Varietee«, berichtigte Betty. »Als Assistentin bei meinem Vater. Er möchte, dass ich später einmal seine Nummer übernehme.«
»Und was für eine Nummer ist das?«
Betty hielt Stefan grinsend seinen Schlüsselbund hin. »Er ist einer der besten Zauberer, die es gibt. Seine Spezialität sind Taschendieb-Tricks.«
Stefan starrte verblüfft auf seine Schlüssel. »Du hast doch nicht etwa...«
Mit einem zufriedenen Lächeln gab Betty ihm den Schlüsselbund zurück. »Doch, hab ich.«
»Ich habe gar nichts gemerkt!«, sagte Stefan.
Wieder grinste Betty. »Natürlich nicht! Sonst hätte ich ja auch was falsch gemacht. Bei einem Taschendieb merkst über überhaupt nichts!« Und damit hielt sie Stefan sein Portmonee hin, das er eben noch in der Hosentasche gehabt hatte.
Dass Stefan Betty am Nachmittag auf der Wiese neben dem Recyclinghof wiedertraf war reiner Zufall. Oder auch nicht, denn irgendwie hatte er sich daran erinnert, wie sie gesagt hatte, dass sie nachmittags manchmal auf der Wiese wäre. Betty hatte eine Decke ausgebreitet und brütete über ihren Englisch-Aufgaben.
»Hi!«, sagte sie, als Stefan auftauchte. »Bist du in Englisch genauso gut wie in Mathe?«
»Geht so«, meinte Stefan. Jedenfalls waren sie zusammen gut genug, um die Aufgaben ziemlich schnell fertig zu machen.
»Super!« Betty verstaute ihre Sachen in ihrem Rücksack. Als ihr Handy herausfiel, hob Stefan es auf. »Gibst du mir deine Nummer?«
»Wozu?«
Stefan wedelte mit seinem Handy. »Damit ich dir schreiben kann. Und zum Anrufen.«
»Du willst mich anrufen?
»Warum nicht?«
»Na gut.«
Stefan programmierte gerade Bettys Nummer ein, als drüben auf dem Recyclinghof ein Motor aufheulte und gleich darauf Reifen quietschten. Ein dunkler Volkswagen schoss aus der Einfahrt raste davon.
»Komisch!«, sagte Betty.
Stefan spitzte die Ohren. »Ich glaube, da ruft jemand um Hilfe!«
In einem großen Bereich des Recyclinghofes türmten sich meterhoch alte Waschmaschinen, Kühlschränke und Küchenherde. Weiter hinten waren Autowracks gestapelt, und überall gab es Haufen mit Metallschrott. »Altmetall Gert Hunold« stand auf der Tafel über dem properen Bürocontainer.
»Hallo?«, rief Betty.
Nichts.
Stefan kletterte die Metallstufen zum Bürocontainer hoch und sah drinnen nach. Der Platz hinter dem abgestoßenen Schreibtisch war leer. Auf dem Computermonitor flimmerte der Bildschirmschoner. »Niemand da!«, meldete er.
Betty spitzte die Ohren. »Da hinten!«
»Da hinten« war hinter dem Bürocontainer, und da fanden sie schließlich den Schrottplatzbesitzer. GERT stand auf dem Etikett an der Brust seines verdreckten Blaumanns. »Hilfe!«, stöhnte Gert Hunold. Er lag mit den Beinen unter einem zerschrammten Gefrierschrank. Um ihn herum türmten sich ausrangierte Küchengeräte.
Stefan versuchte den Gefrierschrank anzuheben. »Ich schaffe es nicht!«, stöhnte er. »Los, Betty, fass mal mit an!«
Aber auch gemeinsam gelang es ihnen nicht, den schweren Schrank hochzuheben. Stefan zog sein Handy heraus und wählte den Notruf. »Ich rufe die Feuerwehr!«
Der Schrotthändler verdrehte die Augen. »So ein verdammter Mist!«, fluchte er. »So ein Mist, verdammter!«
»Tut Ihnen was weh?«, fragte Betty. »Haben Sie sich was gebrochen?«
Gert Hunold schüttelte heftig den Kopf. »Ich glaube nicht. Ich hänge hier nur fest!«
Während Betty sich um Hunold kümmerte, sah Stefan sich um. Die Stelle, an der der hohe Gefrierschrank gestanden hatte, war noch deutlich zu erkennen. Die Umrisse des Rahmens hatten sich im Boden eingedrückt, das Gras unter der Standfläche war gelb. Direkt daneben blitzte etwas in der Sonne. Ein silberner Löffel, mit einem Wappen am Stiel. Zwei frische Fußspuren konnte Stefan noch in dem Matsch ausmachen. Die eine - eine geriffelte Gummisohle - stimmte genau mit den Gummistiefeln des Schrottplatzbesitzers überein. Die andere war ebenso frisch und stammte offenbar von ein Turnschuhen. Nur knapp einen Meter weiter lag ein leerer Besteckkasten, der so neu war, das er zwischen dem Schrott auffiel. »Leer!«, stellte Stefan fest, als er den Kasten öffnete.
»Was ist denn?«, flüsterte Betty.
»Irgendwas stimmt hier nicht!«, erwiderte Stefan ebenso leise.
Ehe er erklären konnte, was er meinte, rollte schon der Einsatzwagen der Feuerwehr auf den Platz. Der Einsatzleiter erfasste die Lage von Gert Hunold sofort und versuchte, den Gefrierschrank anzuheben. Doch es gelang ihm nicht, ihn von der Stelle zu bewegen. Erst als ihm ein Kollege zur Hand ging, schafften sie es gemeinsam, den Schrank zur Seite heben. Stöhnend setzte der Schrotthändler sich auf. Er betastet seine Beine. »Alles heil!«
»Bleiben Sie sitzen, bis der Krankenwagen kommt!«, riet der Einsatzleiter. »Wie ist das eigentlich passiert?«
»Ich habe einfach nur Pech gehabt!«, jammerte Gert Hunold. »Der Schrank ist auf mich draufgefallen.«
Betty sah, wie Stefan die Stirn in Falten legte. Zugleich nagte er mit den Schneidezähnen an der Unterlippe. Irgendetwas schien ihn zu stören. Dann fiel auch ihr auf, was Stefans Misstrauen erregt hatte.
Aber da sagte Stefan auch schon: »Hier sind doch noch Fußspuren von einer zweiten Person!« Er deutete auf die Spuren der Turnschuhe. »Außerdem lag noch dieser silberne Löffel hier, und dort der leere Besteckkasten.«
Der Einsatzleiter der Feuerwehr sah sich den Löffel genau an. »Das Wappen kenne ich doch!«, sagte er mit einem langen Blick zu dem Schrotthändler. »Es war letzte Woche in der Zeitung abgebildet, als Einbrecher auf dem Schloss des Grafen Kemper oben auf dem Berg eingestiegen und das 168-teilige Silberbesteck der gräflichen Familie gestohlen hatten!«
Betty spürte, wie ihr Nacken prickelte. Das wurde ja richtig spannend - wie war der Löffel aus dem Diebesgut hier auf den Schrottplatz gekommen?
Der Feuerwehrmann hielt Hunold den Löffel hin. »Was ist hier passiert?«
Hunolds Blick flackerte. »Der Junge hat Recht«, sagte er mit einem bösen Blick zu Stefan. »Ich war nicht allein. Mein Neffe Udo war noch hier. Er hilft mir manchmal auf dem Platz, aber so richtig getraut habe ich ihm nie. In den letzten Tagen hat er sich immer hier hinten herumgetrieben. Heute wollte ich einmal nachschauen, was er dort tat. Ich habe beobachtet, wie er den Gefrierschrank hier zur Seite gehoben hat und dann den Besteckkasten aus dem Versteck dahinter holte. Da war mir klar, dass Udo in irgendwelche unsauberen Sachen verwickelt war. Ich habe ihn zur Rede gestellt. Er ist wütend geworden und hat den Gefrierschrank umgestoßen, sodass er auf mich fiel. Dann hat er das Silberzeug aus dem Besteckkasten in eine Plastiktüte gepackt und sich davongemacht!« Hunold hob hilflos die Schultern. »Mich hat er hier liegen gelassen. Wenn der Junge und seine Freundin mich nicht gefunden hätten...«
Seine Freundin! Betty wurde rot, aber als sie sah, dass auch Stefan rot wurde, fand sie das gar nicht mehr schlimm. Stefan ihm denn jetzt schon wieder verdächtig vorkam. Dann fiel auch ihr es auf. »Der Mann lügt ja!«, sagte sie. Die Feuerwehrmänner schauten sie verblüfft an. Stefan hatte schon sein Handy herausgeholt. »Kriminalpolizei?«, fragte er. »Kann ich mal Kommissar Hansen sprechen?«
»He!«, meinte der Einsatzleiter der Feuerwehr. »Wie kommt ihr beiden darauf, dass der Schrotthändler hier nicht die Wahrheit erzählt hat?«
Betty zwinkerte Stefan zu. »Aber das ist doch ganz logisch!«
Und Stefan sagte: »Herr Hunold hat bestimmt zusammen mit seinem Neffen Udo den Einbruch beim Grafen begangen. Sie haben die Beute hier versteckt und sind heute wohl darüber in Streit geraten - und dann hat sich Udo damit davongemacht und seinen Komplicen hier hilflos liegen gelassen.«
Was war Stefan und Betty aufgefallen?
Lösung:
In der U-Bahn herrschte wieder einmal das übliche Gedrängel - wie jeden Dienstag, wenn sie nur fünf Stunden hatten und deshalb in den Mittagsverkehr gerieten. »He!«, protestierte Max, als Stefan ihm beim Einsteigen auf den Fuß trat.
»Sorry!«, sagte Stefan, aber in Wirklichkeit war es ihm irgendwie egal, denn in diesem Moment kam Betty über den Bahnsteig gehetzt. Sie schaffte es gerade noch in den Wagen.
Max fand, dass sich Betty ziemlich auffällig für Stefan interessierte. Das lag wahrscheinlich daran, dass Stefan Skateboard fuhr und so blond war wie die Jungs von der Boygroup, für die alle Mädchen in Moment schwärmten.
»Ich habe gehört, dass ihr Detektiv spielen wollt?«, meinte Max zu Stefan und Betty. »Stimmt das?«
Betty musterte Max. Max war etwas kleiner als sie, und auch ein bisschen weniger sportlich. Aber dafür hatte er ein nagelneues Smartphone dabei.
»Detektiv spielen?«, fragte sie grinsend. »Lass mich raten: Du willst dabei mitmachen?«
Max nickte. »Ich kann alle Informationen heranschaffen. Ich habe einen neuen Computer daheim, mit superschnellem Internet-Anschluss und...«
»Detektive brauchen keine Computer!«, meinte Stefan. »Detektive brauchen Beobachtungsgabe, logisches Denkvermögen und Intuition.«
»Hab ich auch!«, meinte Max. Natürlich hatte er das. Hatte das nicht jeder?
Betty war seltsam still geworden. Sie stieß Stefan an. »Siehst du das?«
Ein schlanker, gut gekleideter junger Mann mit Gel im Haar hatte seine Hand in den Rucksack einer blonden Frau geschoben, die sich gerade mit ihrem Stadtplan beschäftigte. Allem Anschein nach war die Blondine eine Touristin. Und der Mann…
»Der klaut!«, zischte Max.
»Und zwar ziemlich geschickt!«, kommentierte Betty. Immerhin war ihr Vater ein Variete-Zauberer und hatte ihr ein paar Taschendieb-Tricks beigebracht.
Der junge Bursche zog ein grünes Portmonee aus dem Rucksack der Blondine und wandte sich dann schnell um.
»Nächste Haltestelle Burgplatz!«, kam die Ansage aus den Lautsprechern.
»Wir müssen die Polizei holen!« Stefan hantierte mit seinem Handy.
»Hier im Tunnel funktioniert dein Handy nicht!«, belehrte Max ihn: »Aber auf dem Bahnsteig stehen immer Männer vom Sicherheitsdienst. Sagt denen Bescheid. Ich halte den Dieb auf!«
Ehe die beiden noch fragen konnten, was er damit meinte, stoppte die U-Bahn auch schon. Stefan und Betty drängten sich nach draußen, um nach den Männern des Sicherheitsdienstes Ausschau zu halten. Auch der Dieb hatte es auf einmal ziemlich eilig - er stieg aus und ließ dabei das Portmonee fallen. Als er sich zur Rolltreppe wandte, zerrte Max auf einmal an seiner Jacke und rief mit weinerlicher Stimme: »Nein, bitte, Vati, lass mich nicht alleine, bitte, bitte nicht!«
Die ersten Leute wurden aufmerksam, als der Dieb versuchte, sich von Max loszumachen. Max klammerte sich aber noch fester an ihn und jammerte weiter: »Ich will nicht zurück ins Heim! Ich möchte weiter bei dir bleiben.«
Der Dieb sah sich hektisch um. »Unerhört!«, sagte eine Frau.
»Der arme Junge!«, meinte jemand anderes.
»Das ist nicht mein Junge!«, schrie der Dieb. Er versuchte wegzulaufen, aber Max hielt ihn fest. Und dann tauchten auch schon Betty und Stefan mit zwei Wachmännern auf.
Zehn Minuten später saßen Max, Betty und Stefan im kargen Wachzimmer des Sicherheitsdienstes. Fenster gab es nicht, denn das Büro lag gleich am Bahnsteig auf der untersten Ebene der U-Bahn-Station. An den Metalltischen spielten ein paar Wachleute Skat.
Hinter einer Glastür, im Büro des Schichtleiters, wurde im Moment der Taschendieb befragt. Die Polizei war auch schon verständigt. Am Wachtisch mit den zahlreichen Videomonitoren knatterte der Sprechfunk. »Wir haben die blonde Touristin gefunden, die bestohlen worden ist!«, meldete sich eine Streife, die am nächsten Bahnhof gewartet hatte. »Wir bringen sie mit der nächsten U-Bahn zum Burgplatz zurück.«
Max lächelte zufrieden. »Damit hätten wir den Fall ja aufgeklärt!« Betty musterte ihn - zum ersten Mal richtig, wie es Max vorkam. »Das war eine gute Idee von dir, um den Dieb aufzuhalten!«, sagte sie.
»Detektive müssen nicht nur logisch denken, sondern auch improvisieren können!«, sagte Max.
Stefan schüttelte ungläubig den Kopf. »Nun hör dir diese halbe Portion an!«, grinste er.
Max war das gewohnt. »Frau Schiller hat euch doch erklärt, warum ich mit vierzehn schon in eure Klasse gehen darf!«, sagte er.
Betty sah Stefan fragend an. »Hat sie?«
»Max ist hochbegabt!«, sagte Stefan. »In der Klasse mit den Gleichaltrigen hat er sich gelangweilt. Er lernt unheimlich schnell und hat deshalb zwei Schuljahre überspringen dürfen.«
»Genau!«, sagte Max und setzte schnell hinzu: »Nicht, dass ich mir was darauf einbilde, dass ich schlauer bin...«
»Natürlich nicht!«, meinte Betty und schaute Max ganz unschuldig an. »Hast du nicht gesagt, dass du ein Smartphone hast?«
»Klar!« Max griff ins eine Tasche ... das Handy war weg.
»Suchst du das hier?« Grinsend hielt Betty ihm das Handy hin.
»Sie ist eine Taschendiebin!«, meinte Stefan.
»Ich bin im Variete groß geworden!«, stellte Betty richtig. »Ich kann klauen, aber ich bestehle keine Leute.« Sie gab Max sein Handy zurück, und ehe der sie fragen konnte, wie sie es geschafft hatte, ihm das Gerät aus der Tasche zu stehlen, kam der Wachleiter aus dem Büro.
»Jetzt zu euch dreien!«, meinte er. »Den Taschendieb haben wir erst einmal in einen Raum gebracht, wo er auf die Polizei wartet. Nun brauchen wir noch eure Aussagen.«
Im Büro des Wachleiters erspähte Stefan sofort in einem Plastikkasten die Sachen, die man dem Taschendieb abgenommen hatte. Während Betty und Max erzählten, was sie in der U-Bahn beobachtet hatten, sah Stefan sich die Sachen an:
-fünf Travellerschecks im Wert von 500 Euro
-ein paar Münzen im Wert von dreizehn Euro und 40 Cent
-eine Tageskarte für die U-Bahn für den heutigen Dienstag, den 14. Juni
-ein Streichholzheftchen aus der MONDIAL-Disco
-eine Schachtel filterlose Zigaretten
-eine angebrochene Packung Kaugummi,
-eine entwertete Eintrittskarte für das Klerkenbrock-Museum vom Freitag vergangener Woche und
-ein Schlüsselbund mit vier Schlüsseln
Der Wachleiter hatte Stefans Interesse für die Sachen bemerkt. »Das haben wir bei der Leibesvisitation bei dem Mann gefunden. Er hat sofort alle Sachen aus dem gestohlenen Portmonee eingesteckt und das leere Portmonee dann weggeworfen - aber wir haben es ja Gottseidank gefunden.«
»Alte Taschendieb-Regel«, meine Betty: »Man darf nie etwas behalten, was auf den Diebstahl hinweist!«
Der Wachleiter sortierte die Dinge: »Das hat er angeblich im Portmonee der Touristin gefunden: Die Schecks und den Münzen. Der Kaugummi, die U-Bahn-Tageskarte, die Eintrittskarte für das Museum und die Streichhölzer.« Er schob die Sachen auf eine Seite. »Alles andere, sagt er, gehört ihm: die Schlüssel und die Zigaretten.«
»Er hatte Zigaretten dabei, aber keine Streichhölzer?«, wunderte sich Stefan. »Und die Touristin soll Streichhölzer dabei gehabt haben - aber keine Zigaretten?«
»Das hat mich auch gewundert«, meinte der Sicherheitsmann und klappte das Briefchen mit den Streichhölzern auf. Zwei Streichhölzer waren herausgebrochen. Auf dem Deckel war mit Kugelschreiber etwas notiert: »Freitag, 13 Uhr Klerkenbrock-Museum, Saal 3. Bild 12.«
»Mysteriös!«, sagte Max. »Höchst mysteriös.«
»Der Dieb behauptet, er habe keine Ahnung, was das zu bedeuten habe, denn er sagt ja, dass die Streichhölzer der Touristin gehören!« Der Mann dämpfte vertraulich die Stimme. »Allerdings weiß ich von einem Bekannten bei der Polizei, dass man am Freitag letzter Woche im Klerkenbrock-Museum im Saal 3 gegen 12 Uhr ein Hehler verhaftet wurde, der bekannt dafür ist, dass er Taschendieben ihre Beute abkauft - Schmuck oder Uhren etwa. Gut möglich, dass unser Taschendieb mit dem Mann verabredet war.«
»Aber nur, wenn die Streichhölzer dem Dieb gehören«, meinte Max. »Denn in dem Briefchen ist der Termin im Museum notiert.«
»Das bestreitet der Dieb natürlich!«, sagte der Sicherheitsmann. »Er behauptet steif und fest, dass die Streichhölzer in der Tasche der Touristin gewesen seien.«
Ein Sicherheitsmann brachte die blonde Touristin herein. Die Frau lächelte Stefan, Betty und Max an. »Ich habe gehört, dass ihr eingegriffen habt, als ihr den ... wie sagt man... Pickpocket bemerkt habt!« Sie hatte einen amerikanischen Akzent. »Danke!«
»Miss Coltrane ist erst gestern angekommen!«, erklärte der Sicherheitsmann seinem Chef. Er zeigte ihm das Flugticket der Touristin. »Sie wohnt im Kronberg-Hotel. Sie studiert Kunstgeschichte und will sich hier verschiedene Museen ansehen.«
»Auch das Klerkenbrock-Museum?«, fragte Stefan plötzlich.
Die Amerikanerin nickte erstaunt. »Ja! Gleich morgen!«
Das war Moment, in dem Stefan die Stirn in Falten legte, aber ehe er etwas sagen konnte, meinte Max: »Damit ist jetzt sonnenklar, dass sie Streichhölzer hier nicht der bestohlenen Frau, sondern dem Dieb gehören!«
»Genau!«, sagte Stefan. »Das wollte ich auch gerade sagen.
Was war den beiden aufgefallen?
Lösung: