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Das Amsterdam der fünfziger, sechziger und siebziger Jahre erscheint hier in der Perspektive von Inni Wintrop. Dieser will Selbstmord begehen in seinem WC, »weil er in seinem Horoskop für ›Het Parool‹ prophezeit hatte, seine Frau werde mit einem anderen durchbrennen und er, der ja ein Löwe war, würde dann Selbstmord begehen. Es war eine treffende Prophezeiung.« Doch wie der Tod so spielt, der Strick reißt.
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Seitenzahl: 242
Das Amsterdam der fünfziger, sechziger und siebziger Jahre ist Schauplatz dieses Romans. Inni Wintrop will auf seiner Toilette Selbstmord begehen, »weil er in seinem Horoskop für ›Het Parool‹ prophezeit hatte, seine Frau werde mit einem anderen durchbrennen und er, der ja ein Löwe war, würde dann Selbstmord begehen. Es war eine treffende Prophezeiung.« Doch wie der Tod so spielt, der Strick reißt. Mit neuer Aufmerksamkeit beobachtet Inni die Menschen in seiner Stadt. Er beobachtet die Rituale, die Hilfskonstruktionen, mit denen sie versuchen, der verrinnenden Zeit, dem Gaukelspiel der Erinnerungen, der persönlichen Geschichte den Anschein des Sinnvollen zu geben. In Rituale legt Cees Nooteboom heiter und melancholisch Zeugnis ab von der weltschaffenden, welterzeugenden Kraft seines souveränen, leichten wie philosophischen Erzählens, seiner Fähigkeit, das Sein zum Schein und den Schein zum Sein zu verwandeln; und in diesem Sinne schreibt Rüdiger Safranski über ihn: »Vielleicht gibt es einen narrativen Gottesbeweis. Ich habe Cees Nooteboom im Verdacht, daß er mit ihm liebäugelt.«
»Die Qualität von Nootebooms Schreiben ist wahrhaft hinreißend. Nicht nur stimmen seine Figuren und die mit böser Phantasie ausgedachten Geschichten, nicht nur ist seine These klug, bedenkenswert und existentiell beunruhigend, sondern auch sein Stil ist einzigartig intelligent.« Neue Zürcher Zeitung
Cees Nooteboom, geboren 1933 in Den Haag, lebt in Amsterdam und auf Menorca. Sein Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Die Originalausgabe erschien 1980 unter dem Titel Rituelen bei B. V. Uitgeverij De Arbeiderspers, Amsterdam.
Umschlagfoto: Anne‐Marie Hochkeppler & Edith Schmitt/Uschi Nakaten Art Productions, Düsseldorf
eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2013
Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Erstausgabe im Suhrkamp Hauptprogramm, 1985.
© Cees Nooteboom 1980
Copyright der deutschen Ausgabe in der Übersetzung von Hans Herrfurth: © Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1985
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Umschlaggestaltung: Göllner, Michels, Zegarzewski
eISBN 978-3-518-73514-5
www.suhrkamp.de
Cees Nooteboom
Rituale
Roman
Suhrkamp
1 Intermezzo 1963
2 Arnold Taads 1953
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3 Philip Taads 1973
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Niemand ist im Grunde toleranter als ich. Es gibt Gründe, alle Meinungen zu vertreten; nicht daß meine nicht sehr entschieden wären, aber ich verstehe, daß ein Mensch, der unter Umständen gelebt hat, die den meinen entgegengesetzt sind, auch gegensätzliche Auffassungen hat.
Stendhal, Entwurf zu einem Artikel, 1832
Und allen Plänen gegenüber begleitet mich die Frage: »Was soll der Unsinn?«; eine Frage, die überhaupt ganz und gar von mir Besitz zu nehmen droht.
Theodor Fontane
An dem Tag, als Inni Wintrop Selbstmord beging, standen die Philips-Aktien auf 149,60. Der Schlußkurs der Amsterdamer Bank hielt sich auf 375, und Scheepvaart Unie war auf 141,50 gesunken. Die Erinnerung ist wie ein Hund, der sich hinlegt, wo er will. Wenn Inni sich überhaupt an etwas erinnerte, dann war es das: wie die Börsenkurse standen, daß der Mond in die Gracht schien und daß er sich in seinem WC aufhängte, weil er in seinem Horoskop für »Het Parool« prophezeit hatte, seine Frau werde mit einem anderen durchbrennen und er, der ja ein Löwe war, würde dann Selbstmord begehen. Es war eine treffende Prophezeiung. Zita brannte mit einem Italiener durch, und Inni beging Selbstmord. Ein Gedicht von Bloem hatte er auch noch gelesen, aber welches, das wußte er nicht mehr. Der Hund, dieses eigenwillige Tier, versagte in dieser Hinsicht völlig.
Sechs Jahre zuvor hatte er genau dort an der Prinsengracht, auf den Stufen des Justizpalastes, eine Nacht vor seiner Heirat, ebenso echte Tränen geweint wie Zita, als er sie in der Valeriusstraat, in einem Zimmer voller Frösche und Gewürm, entjungferte. Der Grund war der gleiche: dunkle Vorahnungen und eine unergründliche Angst, an seinem Leben irgend etwas zu verändern, sei es auch nur durch ein Zeichen oder eine Zeremonie.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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