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In seinem neuen Buch begibt sich Cees Nooteboom – wieder – auf Reisen. Es sind Schiffsreisen, die er unternimmt, und schnell wird der Leser merken: Wer mit dem Schiff reist, reist anders. Die Langsamkeit des Schiffs überträgt sich auf die Wahrnehmung des Reisenden und führt zu einer ganz eigenen Art der Aufzeichnung. Nooteboom, der in den späten fünfziger Jahren als Leichtmatrose auf einer Fahrt in die Karibik anheuerte und seitdem Reiseberichte zu einer angesehenen literarischen Gattung entfaltet hat, nimmt den Leser in seinem neuen Buch mit auf Fahrt in zahlreiche reale, aber natürlich auch literarische und philosophische Gegenden unserer Welt. Es geht von Mauritius und Réunion nach Südafrika, über Kap Horn nach Montevideo und über Argentinien bis nach Bolivien. Andere Reisen führen ihn in die nördlichste und in die südlichste Stadt auf der Erde, nach Indien und nach Australien. Dieses mit zahlreichen Fotos von Simone Sassen ausgestattete "Schiffstagebuch" läßt den Leser die Welt mit den Augen von Cees Nooteboom sehen – seine Reiseberichte zeugen von Erfahrung und Neugier, und sie führen uns an Orte, die wir so nie sehen würden.
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Seitenzahl: 280
Im Schiffstagebuch begibt sich Cees Nooteboom – wieder – auf Reisen. Es sind Schiffsreisen, die er unternimmt, und schnell wird der Leser merken: Wer mit dem Schiff reist, reist anders. Die Langsamkeit des Schiffs überträgt sich auf die Wahrnehmung des Reisenden und führt zu einer ganz eigenen Art der Aufzeichnung. Nooteboom, der in den späten fünfziger Jahren als Leichtmatrose auf einer Fahrt in die Karibik anheuerte und seitdem Reiseberichte zu einer angesehenen literarischen Gattung entfaltet hat, nimmt den Leser in seinem neuen Buch mit auf Fahrt in zahlreiche reale, aber natürlich auch literarische und philosophische Gegenden unserer Welt.
Es geht von Mauritius und Réunion nach Südafrika, über Kap Hoorn nach Montevideo und über Argentinien bis nach Bolivien. Andere Reisen führen ihn in die nördlichste und in die südlichste Stadt auf der Erde, nach Indien und nach Australien.
Dieses mit zahlreichen Fotos von Simone Sassen ausgestattete Schiffstagebuch läßt den Leser die Welt mit den Augen von Cees Nooteboom sehen – seine Reiseberichte zeugen von Erfahrung und Neugier, und sie führen uns an Orte, die wir so nie sehen würden.
»Cees Nooteboom berückt durch melancholische Eleganz.«
Neue Zürcher Zeitung
Cees Nooteboom, 1933 in Den Haag geboren, lebt als freier Schriftsteller in Amsterdam und auf Menorca. Zuletzt erschienen Briefe an Poseidon (2012), Berlin 1989/2009 (2009), Nachts kommen die Füchse. Erzählungen (2009) und »Ich hatte tausend Leben und nahm nur eins«. Ein Brevier, herausgegeben von Rüdiger Safranski (2008).
Cees Nooteboom
Schiffstagebuch
Ein Buch von fernen Reisen
Fotos: Simone Sassen
Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen
Suhrkamp
Die niederländische Ausgabe erschien 2010 unter dem Titel Scheepsjournal bei De Bezige Bij, Amsterdam
Umschlagfoto: Simone Sassen
eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2012
© Suhrkamp Verlag Berlin 2011
© Cees Nooteboom 2010
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.
Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Umschlag: Göllner, Michels, Zegarzewski
eISBN 978-3-518-74620-2
www.suhrkamp.de
Das erste Erlebnis einer Reise ist die rätselhafte Ausdehnung der Möglichkeiten nicht nur in die Richtung, in die man reist, sondern in alle Richtungen, und es bedarf besonderer Geistesgegenwart, um in der plötzlich um ein Vielfaches angewachsenen Welt nicht seine Sicherheit zu verlieren.
Béla Hamvas, Kierkegaard in Sizilien
Cervantes in São Paulo
Man fliegt nicht einfach so quer über den ganzen Globus, jedenfalls nicht, wenn man an dem Ort, an dem man nach zwölfstündiger Reise landet, eigentlich nichts zu suchen hat. Die Welt existiert unaufhörlich, ununterbrochen, überall. Man sieht es schon bei der Landung, Lichter, so weit das Auge reicht, rollende Autos, Züge, ein anderes Flugzeug in der Luft. Alle wußten von der Ankunft, Zoll, Polizei, Taxichauffeure. Auf der Autobahn ins Zentrum von São Paulo kommt der Verkehr zum Erliegen. Verzweifeltes, vieltöniges Gehupe, das nach Hause will, Tuben von Lastwagen und Bussen, Trompeten und Saxophone vom Rest. Kakophonie, aber ohne Struktur, Fetzen, die durchs Gehirn irren, auf der Suche nach einem Opfer. An wie vielen Stellen der Welt steht in diesem Augenblick der Verkehr still? Die Doppelreihe qualmt und kriecht, der frühe Abend ist grau und düster, obgleich hier Sommer ist, hohe Wohnblocks, im Moment ist nichts reizvoll, hinter fernen Fenstern bewegen sich Schemen, die weißen Flecke des Fernsehens.
Es sind Augenblicke, an die man sich auf dem Sterbebett nicht erinnern will, in die Länge gezogene, eine angestaubte, leicht eklig gewordene Zeit, die am nächsten Tag wie ein alter Lumpen von einem gezogen wird, doch erst einmal schlafen, erst einmal in dieses unbekannte, ungeliebte Zimmer, das zwischen den Wänden mit der pappfarbenen Tapete, dem Badezimmer mit den diarrhöfarbenen Fliesen, dem lauwarmen Wasser aus dem Hahn und dem Radio der Nachbarn ebenfalls seit einer Ewigkeit für einen bereitsteht. Dann möchte die Zeit einen wissen lassen, daß ihr Ablauf vergiftet ist, mitten in der eigenen Nacht geht die Sonne auf, und erst Stunden später ist es Morgen. Ich bin hier schon mal gewesen und werde später zurückkehren, alles, was ich jetzt zu tun habe, ist, einen Tag lang umherzustreifen, bevor ich nach Santiago de Chile weiterreise.
Der erste, dem ich begegne, ist Cervantes. Er sitzt merkwürdig aufrecht da, zwei Beine sehr entschlossen nebeneinander auf den Boden gestemmt. Keine Übertreibung, die Zahl zwei, das Bild besteht auf diesem lächerlichen Nachdruck. Die Beine sind glatt und hoch wie Säulen, als habe der Bildhauer nicht gewußt, wie man Strümpfe gestaltet. Cervantes‘ noch junges Haupt steckt fest im Mühlkragen, ein Mann, der mit seiner Sprache auf diesen fremden Kontinent gereist ist und sich nicht darüber wundert, daß die Welt dort so geblieben ist, wie sie früher war, Kriege, wie er sie erlebt hat, Gefangenschaft, wie er sie gekannt hat, Herrscher und Sklaven, er sieht mich leicht schräg von der Seite an, als müsse er mir alles mögliche erklären, dort, unter den Palmen. Seltsamer Beruf, Standbild, immer nur dasitzen, um Menschen an etwas zu erinnern. Ob es jemanden gibt, der an ihm vorbeigeht und denkt, eigentlich müßte ich doch mal ein Buch von ihm lesen? Ich weiß nicht, ob das so funktioniert. Wir treffen uns um fünf vor dem Cervantes-Denkmal – ja, für so etwas sind Standbilder gut.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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