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Wie alles begann - die legendären Vorgeschichten zur "Serie der Stunde" (Spiegel online) auf Netflix. «Großstädtisch, witzig, traurig und ein Triumph.» (San Francisco Chronicle) Im sechsten Band der «Stadtgeschichten» lernen wir Russel Rand kennen, Top-Designer, verheiratet und trotzdem oberschwul. Die multisexuelle Hauseigentümerin Mrs. Madrigal und ihre Tochter genießen – jede auf ihre Art – die Freuden der Liebe auf Lesbos. Wieder geht es bunt zu in der Barbary Lane 28. Aber irgendwann ist jede Party zu Ende … «Ich weiß, dass ich nicht der Einzige bin, der bis morgens um zwei weiterlas und sich vornahm, beim nächsten Kapitel aber wirklich Schluss zu machen.» (New York Times Book Review) «Eine zutiefst menschliche Geschichte, komisch, weise, melancholisch, spannend und unglaublich gut.» (Punch)
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Seitenzahl: 362
Armistead Maupin
Schluss mit lustig
Band 6
Aus dem Englischen von Heinz Vrchota
Rowohlt E-Book
Piglet sidled up to Pooh from behind.
«Pooh!», he whispered.
«Yes, Piglet?»
«Nothing», said Piglet, taking Pooh’s paw.
«I just wanted to be sure of you.»
Ferkel schlich sich von hinten an Pu heran.
«Pu!», flüsterte es.
«Ja, Ferkel?»
«Nichts», sagte Ferkel und ergriff Pus Pfote.
«Ich wollte nur sicher sein, dass du noch da bist.»
A. A. Milne
The House at Pooh Corner
Für Ian McKellen
Brian Hawkins war zu dem Schluss gekommen, dass sich im Gesicht seiner Frau etwas verändert hatte. Etwas an der Mundpartie vielleicht. Ihre tatsächliche Stimmung spiegelte sich immer in den Mundwinkeln wider, und das selbst in Situationen wie der momentanen, wenn ihr das sicher ganz und gar nicht recht war. Er legte den Kopf schräg, bis seine Augen mit den ihren auf gleicher Höhe waren, und schob dann den Kopf leicht nach hinten wie jemand, der ein Gemälde taxiert.
Mein Gott, war sie hübsch! Sie verlieh dem Hübschsein Tiefe, schmückte es mit Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit. Aber es zehrte etwas an ihr, nagte an ihr von innen heraus, während sie dasaß, lächelte, nickte und mit sanfter Stimme über die Trauer um ein Haustier sprach.
«Und Fluffy ist …?»
«Ein Spitz», erwiderte der Gast vom Tage, eine dicke, rotgesichtige Matrone wie aus einem Dick-und-Doof-Film.
«Und wann ist Fluffy … von Ihnen gegangen?»
Die Pause war meisterhaft gesetzt, dachte er. Mary Anns behutsame Suche nach dieser mildernden Umschreibung war je nach Raffinement des jeweiligen Zuschauers entweder bewundernswert taktvoll oder ungeheuer lustig.
«Vor drei Monaten», sagte die Matrone. «Fast schon vier.»
Die arme alte Kuh, dachte Brian. Auf direktem Weg zur Schlachtbank.
«Und Sie haben sich dann entschieden, sie …?»
«Gefriertrocknen zu lassen», sagte die Frau.
«Gefriertrocknen», sagte Mary Ann.
Aus dem Studiopublikum war nervöses Gekicher zu hören. Nervös wohl deswegen, weil Mary Ann ihre respektvolle Mitleidsmiene erst noch ablegen musste. Seien Sie nett zu der Frau, sagte ihre Miene. Sie ist ein Mensch wie jeder andere auch. Wie üblich wirkte das enorm. Mary Ann wusch ihre Hände immer in Unschuld.
Brians Partner Michael betrat das Büro der Gärtnerei, warf seine Arbeitshandschuhe auf den Tresen und legte Brian den Arm um die Schulter. «Wen hat sie denn heute da?»
«Schau’s dir an», sagte Brian und drehte den Ton lauter. Die Frau öffnete gerade einen hölzernen Tragekäfig, der einer Hundehütte nachempfunden war. «Sie ist mein Kind», sagte sie, «mein süßes kleines Baby. Sie war für mich immer mehr als nur ein Hund.»
Michael sah stirnrunzelnd zu. «Was ist das denn?»
Die Kamera zeigte Mary Ann kurz in Großaufnahme, als sie die Kicherer mit einem neuerlichen Blick zum Schweigen brachte. Die Frau fuhr mit ihren fleischigen Händen in den Käfig und förderte ihre süße Fluffy zutage, die noch genauso flauschig aussah wie zu Lebzeiten.
«Sie rührt sich ja gar nicht», sagte Michael.
«Sie ist tot», klärte Brian ihn auf. «Gefriergetrocknet.»
Während Michael johlte, drapierte die Frau das steife Tier auf ihrem Schoß und tätschelte sein schneeweißes Fell zurecht. Sie machte auf Brian einen hochgradig verletzbaren Eindruck. Ihre Unterlippe zitterte merklich, als ihre Blicke zwischen dem Publikum und ihrer Inquisitorin hin und her schossen.
«Manche Menschen», sagte Mary Ann sogar noch sanfter als vorhin, «finden das wahrscheinlich … ungewöhnlich.»
«Ja.» Die Frau nickte. «Aber sie leistet mir Gesellschaft. Und ich kann sie immer streicheln.» Halbherzig führte sie diese Möglichkeit vor und sah Mary Ann dann mit peinigender Arglosigkeit an. «Möchten Sie auch mal?»
Mary Ann warf blitzschnell einen Blick ins Publikum. Die Kamera zog wie üblich sofort mit. Als Gelächter durch das Studio schallte, streckte Brian den Arm aus und schlug mit dem Handballen auf den Aus-Knopf.
«He», sagte Michael. «Das war doch richtig toll.»
«Sie ist in die Falle gelockt worden», sagte Brian.
«Na und? Wenn man mit einem gefriergetrockneten Hund im Fernsehen auftritt, dann rechnet man doch mit ein paar Sticheleien.»
«Hast du ihr Gesicht gesehen, Mann? Damit hat sie nicht gerechnet.»
«He, hallo», sagte eine Kundin von der Tür aus.
«Ach ja», stieß Michael hervor. «Haben Sie was Passendes gefunden?»
«Ja. Wenn mir noch jemand beim Einladen helfen könnte …»
Brian sprang auf. «Klar … jederzeit.»
Die Frau ging – nein, sie schritt geschmeidig – durch verschiedene Gänge voller Sträucher und traf ihre Auswahl. Brian spürte, wie er einen Ständer bekam, als er in seinem Overall hinter ihr herging. Später schleppte er die Pflanzkübel mit den Sträuchern ins Büro, wo er ihre Rechnung fertigmachte und die Kübel aufschnitt.
«Wär’s das dann?»
Sie gab ihm ihre Visa-Card. «Ja, das wär’s wohl.» Ihre Haare waren ziegelrot und glänzten wie Seehundfell. Hinter ihren leuchtenden Augen lauerte etwas, was ihn unwillkürlich daran denken ließ, dass sie vielleicht mehr wollte als nur ein paar Sträucher kaufen.
Ungeschickt nudelte er ihre Karte durch die Maschine.
«Sind Sie schon lange hier?», fragte sie.
«Äh … ich oder die Gärtnerei?»
Um ihren Mund zuckte es. «Sie.»
«Ich glaub, drei Jahre bin ich jetzt hier.»
Sie trommelte mit ihren langen Fingern auf den Tresen. «Ich war früher öfters hier, aber da hieß der Laden noch anders.»
«God’s Green Earth.»
«Stimmt, genau.» Sie lächelte. «Plant Parenthood find ich aber besser.»
«Ja, ich auch.»
Er griff nach dem Beleg und legte ihn ihr mitsamt einem Kugelschreiber hin. Sie unterschrieb schwungvoll, riss dann das Kohlepapier in akkurate rechteckige Schnipsel und lächelte ihn dabei die ganze Zeit süffisant an. «Nicht, dass ich einem Typen wie Ihnen nicht trauen würde», sagte sie.
Er spürte, wie er rot anlief. Du hirnverbrannter Idiot. Hast du denn schon alles verlernt?
«Meinen Sie, ich könnte ihre Muskeln mal auf die Probe stellen?»
«Was? Ach so … klar.»
«Mein Wagen steht ein Stück die Straße runter.»
Er deutete auf die Pflanzkübel. «Wär’s das dann?» Natürlich war’s das, du Arschloch. Du hast doch grad die Rechnung ausgestellt, oder?
«Das wär’s.» Sie befeuchtete ihre Lippen mit der Präzision einer Katze, berührte mit der Zungenspitze nur die Mundwinkel.
Er hatte gerade zwei Pflanzkübel gepackt, als Polly ins Büro gestürmt kam. «Soll ich dir helfen?»
«Ist nicht nötig», sagte er.
«Echt nicht?»
«Nein.»
Seine Angestellte strich um die Sträucher herum, als müsste sie sich erst noch selbst ein Bild von der Situation machen. «Du schaffst aber keine drei.»
«Wer sagt das?»
Polly lächelte ihn mit zusammengekniffenen Augen an und machte mit der Hand einen kleinen, gezierten Schlenker, als wollte sie sagen: Sie gehört ganz allein dir, du Gierschlund. Polly war jung genug, um seine Tochter zu sein, aber in Bezug auf Sex legte sie immer wieder eine beachtliche Intuition an den Tag.
Die Frau sah Brian an, dann Polly, dann wieder Brian.
«Okay», sagte er zu Polly. «Hilf mir.»
Polly grinste, dass ihre Sommersprossen tanzten, wuchtete zwei Pflanzkübel hoch und marschierte aus dem Büro. «Wohin damit?»
«Dort hinüber», sagte die Frau. «Zu dem Landrover.»
Polly ging auf dem Bürgersteig voraus. Ihr Top war am Brustbein ganz feucht, und ihre geschmeidigen Armmuskeln wirkten unter der Last wie aus Holz geschnitzt. Hinter ihr schritt, bleich und kühl wie Marmor, die Rothaarige, deren Arsch durch den knielangen weißen Pullover eindrucksvoll zur Geltung kam. Brian bildete mit seinem einen Pflanzkübel die Nachhut und fühlte sich wider besseres Wissen wie kein ganzer Mann.
«Das ist wirklich nett von Ihnen», sagte die Frau.
«Kein Problem», sagte Polly.
«Ganz recht», mischte Brian sich idiotischerweise ein. «Das gehört zum Service.»
Sie zwängten die Pflanzkübel hinten in den Landrover, doch Polly überlegte sich deren genaue Platzierung diesmal entschieden länger als gewöhnlich. «So, das dürfte halten», sagte sie schließlich und gab einem von den Kübeln einen Klaps.
«Danke.» Die Rothaarige lächelte Polly an, kletterte dann hinters Lenkrad und schlug die Tür zu.
«Und denken Sie dran», sagte Brian mit verschwörerisch gesenkter Stimme. «Immer gut feuchthalten. Ich weiß, wir haben grade Wassermangel, aber die Dinger gehen Ihnen ein, wenn Sie das nicht tun.»
«Ich werd sie nachts gießen», sagte sie an beide gerichtet, «wenn die Nachbarn nicht kucken.»
Er lachte. «So ist’s recht.»
«Noch mal danke.» Sie ließ den Motor an.
«Netter Wagen», sagte Polly.
Die Rothaarige nickte. «Ja, sie ist ganz okay.» Sie fuhr los und ließ als eine Art Abschiedsgruß kurz ihre Handfläche sehen. Brian und Polly sahen ihr nach, bis sie um die nächste Ecke gebogen war.
«Sie war früher schon mal da», erzählte Polly ihm, als sie zur Gärtnerei zurückgingen.
«Ach ja?»
Sie nickte und kratzte sich einen Erdkrümel von der Wange. «Wenn’s nach mir ginge, würd ich ihr die Strumpfhose ja auf der Stelle runterzupfen …»
Brian grinste sie mit einem Seitenblick süffisant an.
«Du doch auch», sagte sie.
«Ach.»
«Na, und ob.»
«In der Not vielleicht.»
Polly lachte glucksend.
«Glaubst du, dass sie auf Frauen steht?», fragte er.
Sie zuckte mit den Schultern. «Vielleicht. Vielleicht auch nicht.»
«Ich würd’s ihr zutrauen, dass sie eine von euch ist.»
«Warum?»
Er dachte kurz darüber nach. «Sie hat zum Beispiel ‹sie› gesagt zu ihrem Auto.»
«Hmh?» Polly schnitt eine Grimasse.
«Ihr Auto. Sie hat davon geredet wie von einer Sie.»
«Und du glaubst, das ist so ’ne Art … ja, was denn eigentlich? So ’ne Art geheimer Lesbencode?»
Er zuckte mit den Schultern.
«Ich nenn mein Auto Dwayne», sagte sie.
Er lächelte, als er sich Polly am Steuer ihres uralten Mustangs vorstellte.
«Du bist mir vielleicht einer», sagte sie. «Du versuchst es wohl bei jeder, was?»
«Das musst ausgerechnet du sagen», antwortete er. «Ich hab gedacht, du hast letzten Monat die Frau aufgetan.»
«Nämlich?»
«Was weiß ich. Die, die du im Rawhide II kennengelernt hast.»
Polly verdrehte die Augen.
«Ist es aus mit ihr, hm?»
Keine Antwort.
Brian kicherte.
«Was is?»
«Wie lang hat’s denn diesmal gehalten, hm?»
Mit ihren strubbeligen Haaren und dem schuldbewussten Lächeln sah Polly aus, als wäre sie einem Gemälde von Norman Rockwell entstiegen: eine Schulschwänzerin, die man auf frischer Tat am Fischteich ertappt hatte.
«Weißt du», sagte er zu ihr, «du bist schlimmer als alle Männer, die ich kenne.»
«Das kommt» – sie ging direkt neben ihm her und stupste ihn mit ihrem festen kleinen Arsch an –, «weil ich besser bin als alle Männer, die du kennst.»
Wenn man Pollys Stichelei einmal beiseite ließ, war er wohl kaum mehr der Schwerenöter von früher. Er war schon seit drei Jahren nicht mehr herumgestreunt, nicht mehr, seit Geordie Davies damals krank geworden war. Ein paar Wochen, bevor Rock Hudson seine Erkrankung bekannt gegeben hatte, war auch bei ihr das Vollbild diagnostiziert worden, sie hatte den Filmstar aber um fast zwei Jahre überlebt und war schließlich im Haus ihrer Schwester irgendwo in Oklahoma in aller Stille gestorben.
Er hatte ihr angeboten, sich selbst um sie zu kümmern – mit Mary Anns Wissen –, aber sie hatte den Gedanken mit einem Lachen abgetan. Das zwischen ihnen sei Lust gewesen, aber keine Liebe, hatte sie ihm erklärt. «Mach nicht was aus uns, was wir nie waren. Wir hatten eine schöne Zeit miteinander, du Streuner. Und jetzt werden deine Dienste nicht mehr gebraucht.»
Als er selbst negativ getestet worden war, hatte ihn eine solche Erleichterung gepackt, dass er sich ins Joch einer geradezu fanatischen Häuslichkeit gespannt hatte. Er holte Spielfilme aus der Videothek, backte Brownies und blieb bei seiner Tochter zu Hause, und das sogar an den Abenden, an denen Mary Ann zu «wichtigen» Partys musste. Er hatte so gar keine Lust mehr auf die Speichellecker und die Schickis, die um seine berühmte Frau herumschwirrten.
Falls zwischen Mary Ann und ihm etwas verlorengegangen war, dann jedenfalls nichts Aufsehenerregendes, nichts, das er mit Bestimmtheit hätte benennen können. Ihr Liebesleben war immer noch bestens (obwohl es zu den Zeiten, wo die Zuschauerquoten ermittelt wurden, dramatisch abflaute), und sie hatten im Lauf der Zeit zunehmendes Geschick darin entwickelt, Streitereien aus dem Weg zu gehen.
Manchmal allerdings fragte er sich, ob sie nicht allzu behutsam miteinander umgingen, allzu formell und bemüht und künstlich in ihrer Freundlichkeit. Nämlich so, als wäre ihr häusliches Arrangement auch keinen Deut mehr: ein Arrangement eben, das Höflichkeit erforderte, weil ihm das Eigentliche fehlte.
Aber vielleicht stimmte, was Mary Ann oft von ihm sagte, und er übertrieb es mit der Analysiererei wirklich.
Er saß wieder im Büro und aktualisierte am Computer den Arbeitsplan, als Michaels Piepser sich meldete. Er machte die lärmende Plastikscheibe in der Jackentasche seines Partners ausfindig, stellte sie ab und trug sie hinaus ins Gewächshaus, wo Michael auf dem Boden kniete und Sukkulenten eintopfte.
«Oh, danke», sagte er und steckte die Tablettendose ein. «Tut mir leid.»
«He.» Brian zuckte mit den Schultern, weil ihm Michaels Entschuldigung peinlich war. Er hatte den Piepser schon vor langer Zeit als festen Bestandteil auch seines Lebens akzeptiert, obwohl sich das Gepiepse eigentlich an Michael richtete. Alle vier Stunden. «Brauchst du ein bisschen Wasser?», fragte er.
Michael war schon wieder mit dem Eintopfen beschäftigt. «Ich nehm sie gleich.»
Michael weigerte sich in der Regel, den Befehlen des Piepsers sofort zu folgen. Das war seine Art, das giftige Medikament in die Schranken zu weisen.
«Und», fragte Michael, «wer hat sie denn nun abgekriegt von euch beiden?»
Brian tat so, als wüsste er nicht, was Michael meinte.
«Na.» Michael deutete mit dem Kopf zur Tür. «Die Jessica Rabbit von eben.»
«Wer sagt, dass wir uns um sie gestritten haben?»
«Komisch. Ich hätte schwören können, dass es nach Testosteron gerochen hat.»
«Das muss Polly gewesen sein», sagte Brian.
Michael lachte und stieß den Pflanzenheber in die Erde. «Das erzähl ich ihr aber.»
Brian drehte sich um und ging zur Tür. «Nimm deine Tabletten», sagte er.
«Ja, Mutter.»
Glucksend ging er hinaus in die Sonne.
In Mary Anns Schläfe pochte eine Ader ganz erbarmungslos. Sie legte sich auf das Sofa in ihrer Garderobe und schleuderte mit einem Seufzer die Schuhe von den Füssen. Kaum hatte sie das getan, klopfte jemand zaghaft an die Tür.
«Ja?», rief sie tonlos, weil sie ohnehin schon wusste, dass das Raymond war, der unselige neue Assistent, den man ihr für die Zeit zugewiesen hatte, in der Bonnie, ihre eigentliche Assistentin, mit ihrem Freund im Hausboot durch das Mississippidelta gondelte.
Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Wieder so ein Einfaltspinsel ohne jede Ahnung vom Fernsehen.
«Mary Ann?»
«Ja, Raymond, kommen Sie rein.»
Die Tür ging einen Spaltbreit auf, und Raymond schlüpfte herein. Er trug ein schenkellanges schwarzes Yamamoto-Hemd, das zwar modisch sein sollte, in Wirklichkeit aber nur dafür sorgte, dass seine Dämlichkeit noch deutlicher zur Geltung kam. «Wenn’s grad nicht passt …»
«Nein, nein», sagte sie und quälte sich ein dünnes Lächeln ab. «Setzen Sie sich nur.»
Er entschied sich für den Hocker am Schminktisch und nestelte an den Zetteln auf seinem Klemmbrett herum. «Interessant, die Sendung.»
Sie stöhnte.
«Wo hat man die Frau denn aufgetan?»
«Wollen Sie mich verarschen? Solche Leute tun uns auf. Haben Sie sich mal das Programm von dieser Woche angeschaut? Als wären wir beim Talenteabend im Napa.»
Er verstand offenbar nur Bahnhof, denn er nickte bedächtig.
«Das ist eine Nervenklinik», klärte sie ihn auf. «Nördlich von San Francisco.»
«Aha.»
«Sie sind nicht von hier, wie?»
«Na ja … jetzt schon, aber eigentlich komm ich aus dem Mittleren Westen.»
Nach kurzer Überlegung entschied sie sich, ihm nicht zu erzählen, dass sie aus Cleveland kam. Ihre Beziehung war schließlich rein beruflicher Art, und da waren plumpe Vertraulichkeiten fehl am Platz. Warum sollte sie ihm etwas an die Hand geben, das er später gegen sie verwenden konnte?
«Also», sagte sie, «was haben Sie für mich?»
Würdevoll und mit großer Bedachtsamkeit ging Raymond die Liste auf seinem Klemmbrett durch. Sie hätte genauso gut die Namen der bei einem Flugzeugunglück ums Leben Gekommenen enthalten können. «Erstens einmal», sagte er, «will Channel Two Sie für die Jerry-Lewis-Gala nächstes Jahr.»
«Und was heißt das? Dass ich dazu nach Oakland fahren muss?»
Er zuckte mit den Schultern. «Wahrscheinlich.»
«Okay, sagen Sie, dass ich’s mache, dass ich aber nicht wieder mit demselben Trottel von Ko-Moderator zusammengespannt werden will wie dieses Jahr. Und auch mit keinem anderen, wenn ich mir’s recht überlege. Und sorgen Sie dafür, dass das Ding zu einer akzeptablen Zeit läuft. Also nicht nach Mitternacht oder so.»
«Gebongt.» Er kritzelte wie wild.
«Haben Sie gewusst, dass man ihn in Frankreich richtig toll findet?»
«Wen?»
«Jerry Lewis.»
«Ach so. Ja. Ich hab so was gehört.»
«Das ist ja vielleicht pervers», sagte sie. «Was?»
Raymond schaute sie nur mit großen Augen an und zuckte mit den Schultern.
«Sagen Sie nicht, Sie finden ihn auch toll.»
«Na ja … ich weiß, dass man sich ziemlich lang lustig gemacht hat über ihn, aber es gibt immer mehr amerikanische Cineasten, die seine frühen Arbeiten … na ja, wenigstens für vergleichbar halten mit, sagen wir mal, Tati.»
Sie hatte keine Ahnung, was das war, und es interessierte sie auch nicht. «Er hat doch immer viel zu viel Brylcreem in den Haaren, Raymond. Also, wirklich.»
Seine kleinen Äuglein richteten sich wieder entschlossen auf das Klemmbrett. Er fand Mary Ann offenbar total out, weil sie nicht wusste, dass Jerry Lewis wieder angesagt war – unter dämlichen Filmfanatikern jedenfalls. Wenn sie ihm vorhin erzählt hätte, dass sie aus Cleveland war, hätte er das jetzt gegen sie verwendet. Man konnte einfach nicht genug aufpassen.
«Was noch?», fragte sie.
Er schaute nicht auf. «So ein Professor vom City College möchte, dass Sie in seinem Fernsehseminar reden.»
«Tut mir leid. Kann ich nicht.»
«Okay.»
«Wann wäre das? Nein, egal, ich kann nicht. Was noch?»
«Äh … ein Stammgast aus dem Studiopublikum hätt gern ein Autogrammfoto von Ihnen.»
«Reden Sie mal mit Julie. Wir haben einen ganzen Stapel davon. Fix und fertig unterschrieben.»
«Ich weiß, aber er wünscht sich was Persönliches.» Er reichte ihr das Klemmbrett mit einem Hochglanzfoto drauf. «Ich hab Ihnen ein leeres mitgebracht. Er meint, es ist ihm ganz egal. Wenn’s nur was Persönliches ist.»
«Leute gibt’s», sagte sie und angelte sich einen Filzstift. «Wie heißt er?»
«Cliff. Er sagt, er kommt schon jahrelang.»
Nach kurzem Nachdenken schrieb sie: Für Cliff – In Erinnerung an schöne Stunden – Mary Ann. «Wenn ihm das nicht reicht», sagte sie zu Raymond und gab ihm das Klemmbrett zurück, «hat er halt Pech gehabt. War’s das?»
«Das war’s.» Er hob die Hände.
«Großartig. Toll. Dann verziehen Sie sich jetzt.» Sie schenkte ihm ein mattes Lächeln, um ihm zu zeigen, dass sie nur scherzte. «Ich glaub, mit dem Thema Prämenstruelles Syndrom bin ich schon ’ne Woche früher dran.»
«Ach so …» Es dauerte seine Zeit, bis er begriffen hatte. «Kann ich Ihnen ein Aspirin oder so was bringen?»
«Nein, danke, Raymond. Es geht schon.»
Er zog sich in Richtung Tür zurück, blieb dann aber stehen. «Ach, stimmt … da hat doch während der Sendung einer für Sie angerufen. Aus New York. Andrews heißt der Kerl.»
«Andrews?»
Er fischte einen rosa Notizzettel aus der Tasche seines Yamamoto-Hemds. «Burke Andrews», las er vor.
«Ach so, Andrew. Burke Andrew.»
«Ja. Wahrscheinlich. Tut mir leid.» Er legte den Zettel auf den Schminktisch. «Ich leg ihn hierhin.»
Tausend Möglichkeiten wirbelten ihr wie die Karten auf einem Adressenkarussell durch den Kopf. «Ist es eine New Yorker Nummer?»
Raymond schüttelte den Kopf. «Von hier», sagte er, während er zur Tür hinausschlüpfte. «Sieht sehr nach Hotel aus.»
War das wirklich schon elf Jahre her?
Nach der Aufregung um die Kannibalensekte war er 1977 nach New York gegangen, und sie hatte von da an nichts mehr von ihm gehört, es sei denn, man ließe die Kodak-Weihnachtskarte gelten – so um 1983 war das –, auf der er selbst, seine grinsende, aufgetakelte Frau und die beiden kleinen Racker – ein Mädchen und ein Junge, wie ihr Vater erdbeerblond – irgendwo in Connecticut Girlanden aus Zedernzweigen aufhängten. Sie hatte ihr einen kleinen Stich versetzt, diese Karte, und das, obwohl – oder vielleicht gerade weil – sie damals schon mit Brian verheiratet gewesen war.
Sie hatte Burke ironischerweise auf dem Love Boat kennengelernt, und sie war damals augenblicklich angetan gewesen von seinem Colliegesicht, seiner Vornehmheit und seinen unglaublichen Oberschenkeln. Michael Tolliver, der damals mit ihr unterwegs gewesen war, hatte später behauptet, sie habe sich in Wirklichkeit in Burkes Amnesie verknallt: in die verführerische Unberührtheit seines Geistes. Nach ein paar Monaten hatte er seine Erinnerung aber wiedergefunden und war dann fast auf der Stelle nach New York gezogen. Er hatte sie natürlich gebeten, mit ihm mitzukommen, doch sie hatte ihr Leben in San Francisco viel zu sehr genossen, um einen Weggang ernsthaft in Erwägung zu ziehen.
Ab dem Moment hatte sich ihr Interesse an ihm auf das rein Berufliche beschränkt. Sie hatte seinen für immer größeres Renommee stehenden Namen durch eine Reihe von Hochglanzzeitschriften wandern sehen – New York, wo er angefangen hatte, Esquire, eine Medienkolumne in Manhattan, inc. – und dann durch das Fernsehen, wo er zuletzt als Producer für Bewegung gesorgt hatte.
Sie hatte sich oft gefragt, warum er nie versucht hatte, sich mit ihr in Verbindung zu setzen. Abgesehen von ihrer kurzen Romanze hatten sie, wenn schon nichts anderes, so doch eine gewisse Medienpräsenz gemein. Klar, sie war keine nationale Berühmtheit im engeren Sinn, aber man hatte sie in Entertainment Tonight mit einem Filmporträt gewürdigt, und jedem, der nach San Francisco kam, musste ihr Gesicht im Fernsehen oder eigentlich auch schon auf den Reklametafeln an den Bussen auffallen.
Na ja. Sie hatte das komische Gefühl, dass er drauf und dran war, für Wiedergutmachung zu sorgen.
Wie sich herausstellte, wohnte er im Stanford Court. Die Zentrale stellte sie in sein Zimmer durch.
«Ja», blaffte er schon nach dem ersten Klingeln in den Hörer.
«Burke?»
«Ja.»
«Ich bin’s, Mary Ann. Singleton.»
«Ach, hallo! Tut mir leid … Ich hab geglaubt, du bist der Zimmerservice. Der bringt dauernd meine Bestellung durcheinander und fragt auch noch jedes Mal nach. Wie geht’s dir? Mann, es ist toll, deine Stimme zu hören!»
«Tja», sagte sie einfallslos, «find ich auch.»
«Das ist ja vielleicht lange her.»
«Aber wirklich.»
Nach einer deutlichen Pause sagte er: «Ich … äh … ich hab da nämlich ein Problem. Und ich hab mich gefragt, ob du mir vielleicht helfen kannst.»
Ihr erster Gedanke, den sie aber gleich wieder verwarf, war der, dass seine Amnesie wiedergekommen war. «Klar», sagte sie in bemühtem Ton. «Ich tu, was ich kann.» Es war ein schönes Gefühl, dass sie ihm noch immer von Nutzen sein konnte.
«Ich hab da diesen Affen», sagte er.
«Wie bitte?»
«Ich hab da diese Affendame. Das heißt, eigentlich war sie mehr eine Freundin als ein Affe. Sie ist heute Vormittag gestorben, und da hab ich mich gefragt, ob du das vielleicht regeln könntest, dass man sie mir gefriertrocknet.»
Sie verstand endlich, sammelte sich kurz und sagte: «Du Arschloch.»
Er keckerte wie ein Fünftklässler, der ihr gerade einen Salamander ins Kleid gesteckt hatte.
«O Gott», sagte sie. «Ich hab dich wirklich mit einem toten Affen vor Augen gehabt.»
Er lachte erneut. «Da hab ich schon Schlimmeres erlebt.»
«Ja», sagte sie voll Mitgefühl. «Ich erinnere mich.»
Sie war jetzt verlegen, aber das aus Gründen, die aufwühlender waren als sein dummer kleiner Witz. Warum hatte es unter all den Sendungen, die er hätte sehen können, ausgerechnet die sein müssen? Wenn er eine Woche früher gekommen wäre, hätte er unter Umständen ihr Interview mit Kitty Dukakis erwischt oder, wenn schon nicht das, dann die Sendung über den Plötzlichen Kindstod, die enorme Einschaltquoten gehabt hatte. Aber, worüber machte er sich eigentlich lustig? Über gefriergetrocknete Hunde oder darüber, dass sie sich im Fernsehen einen Namen gemacht hatte?
«Mensch, wie geht’s dir?», fragte er.
«Hervorragend. Und was treibt dich hierher?»
«Tja …» Er schien zu zögern. «In erster Linie der Beruf.»
«Eine Story oder so?» Sie hoffte inbrünstig, dass es nicht um Aids ging. Sie hatte es langsam satt, Journalisten von außerhalb über die Seuche aufzuklären, denn die kamen größtenteils mit der Erwartung angereist, auf die schwelenden Ruinen von Sodom zu stoßen.
«Es ist ein bisschen kompliziert», sagte er zu ihr.
«Okay», erwiderte sie, was so viel hieß wie: Vergiss, dass ich gefragt habe.
«Ich würd es dir aber gern erzählen. Hast du morgen Mittag schon was vor?»
«Äh … bleib mal dran, ja?» Sie drückte auf die Stummschaltetaste und wartete eine gute halbe Minute, bevor sie wieder mit ihm sprach: «Nein, Burke, morgen Mittag passt es gut.»
«Toll.»
«Wo sollen wir uns treffen?»
«Tja», sagte er, «wenn du das Lokal aussuchst, setzen wir die Rechnung auf meine Gold Card.»
«Aber nur, wenn du sie auch absetzen kannst.»
«Klar doch», sagte er.
Sie überlegte kurz. «Es gibt da ein neues Lokal in der Innenstadt. So eine aufgeschickte Absackerkneipe.»
«Okay.» Er hörte sich skeptisch an.
«Der Laden ist momentan ziemlich in. Grade unter Journalisten.»
«Doch, gehen wir hin. Ich kann mich wahrscheinlich auf dich verlassen.»
Sie wusste nicht so recht, wie sie das verstehen sollte, und ließ es deshalb unkommentiert. «Der Laden heißt D’orothea’s, und er ist an der Ecke Jones und Sutter.»
«Verstanden. Jones und Sutter. D’orothea’s. Wann?»
«Um eins?»
«Toll. Ich kann’s kaum erwarten.»
«Ich auch nicht», sagte sie. «Tschüs.»
Sie legte auf, streckte sich auf ihrer Chaiselongue wieder lang hin und stellte zu ihrer Verwunderung fest, dass ihre Kopfschmerzen weg waren.
Der Rest des Nachmittags ging mit Redaktionskonferenzen und einer typisch albernen Geburtstagsparty für einen der langgedienten Kameramänner des Senders drauf. Kurz vor drei verließ sie das Gebäude in aller Eile und ein bisschen später als normal und fuhr zur Schule ihrer Tochter in Pacific Heights.
Die Presidio Hill war eine teure «Alternativ»-Einrichtung, die besonderen Wert auf künstlerische Förderung und auf Einzelbetreuung legte. Mit fünf war Shawna das jüngste Kind in Ann’s Class (sie hieß immer nur so und nie Kindergarten), und zu ihrer Gruppe gehörten unter anderem die Tochter eines gefeierten Rockstars und der Sohn eines berühmten Playboy-Interviewers.
Die Erwachsenen waren «dringend aufgefordert», sich am Schulalltag zu beteiligen, und deshalb konnte man die Freundin des Rockstars jeden zweiten Mittwoch dabei antreffen, wie sie in der Presidio Hill für die Kinder Würstchen im Speckmantel machte. Mary Ann war selbst ein-, zweimal zu solchen Arbeiten dienstverpflichtet worden, obwohl ihr die vorausgehende Einschüchterung abgrundtief zuwider war. Für fünf Riesen im Jahr konnte die Schule wirklich ihre eigenen Würstchenbrater einstellen.
Als sie vor dem schlichten Redwoodgebäude eintraf, herrschte das übliche Schulschlusschaos. Voyagers, Audis und noch nicht sehr betagte Hippiebullis standen in zweiter und sogar dritter Reihe auf der Washington Street, während ganze Haufen von Erwachsenen miteinander plauderten und ihr Interesse an den künstlerischen Werken ihrer Nachkommenschaft bekundeten.
Sie versuchte, Shawna in der Menge ausfindig zu machen. Das war kein sehr leichtes Unterfangen, denn Brian zog das Kind an und lieferte es ab, und Mary Ann wusste nie, was Shawna anhatte. Angestachelt von der Schulpolitik, kreative Kleidung zu fördern, hatte Shawna in der letzten Zeit ein schauerliches Modebekenntnis nach dem anderen abgelegt. So wie am Vortag, an dem sie knöchelhohe Reeboks mit einem Tutu und Leggings kombiniert hatte.
«Mom», rief eine schrille Stimme von vielen. Es war Shawna, die in ihrem volantbesetzten roten Kleid mit den großen Minnie-Mouse-Tupfen auf das Auto zugehüpft kam. Mary Ann war mit diesem Aufzug ganz einverstanden, weshalb sie sich schon etwas entspannte, als ihr der Rest ins Auge stach: die Perlenkette, der Lippenstift, der türkisfarbene Lidschatten.
«Hallo, Puppy», rief sie zurück und fragte sich gleichzeitig, ob Brian, eine Lehrerin oder Shawna selbst für diese neueste Scheußlichkeit verantwortlich waren. Sie stieß die Autotür auf und schaute nervös zu, wie ihre Tochter vom Gehweg auf die Straße stieg. Gleich neben ihr stand direkt am Gehweg ein Yellow Cab mit dem Fahrer am Steuer. Ein kleines Mädchen kletterte auf den Beifahrersitz. Das roch irgendwie nach elterlicher Vernachlässigung, und Mary Ann beobachtete die Szene mit einem Gefühl, das schon an Empörung grenzte.
«Das ist ihr Dad», sagte Shawna, während sie auf den Sitz hochhoppelte.
«Wer?»
«Aaaach! Der Kerl dort drüben! Der Taxifahrer.» Das Kind wurde mit jedem Tag klugscheißerischer. Mary Ann warf Shawna einen drohenden Blick zu. Als sie wieder zu dem Taxifahrer hinüberäugte, strahlte der sie wissend an, von Vater zu Mutter sozusagen, und sie war unwillkürlich beeindruckt. Wie viele Flughafentouren musste er wohl fahren, um sich diesen besseren Babysitterservice leisten zu können?
«Er heißt George», sagte Shawna.
«Woher weißt du das denn?»
«Solange hat’s mir erzählt.»
«Solange sagt George zu ihm? Statt Daddy, meinst du?»
Shawna verdrehte die Augen. «Das machen viele Kinder.»
«Tja, aber du nicht. Schnall dich an, Puppy.» Ihre Tochter gehorchte, machte aber eine atemberaubende Inszenierung daraus. Dann sagte sie: «Ich sag jetzt Mary Ann zu dir.»
Es war deutlich, dass Shawna ihr damit den Fehdehandschuh hinwarf; sie entschied sich, ihn nicht aufzunehmen. «Klar», sagte sie und fuhr los.
«Ich tu’s.»
«Mhm.»
«Beim Großen Kreis hab ich heute schon so zu dir gesagt.»
Mary Ann warf ihr einen kurzen Blick zu. «Du hast beim Großen Kreis über mich geredet?» Warum war ihr das nur so unangenehm? Glaubte sie im Ernst, dass Shawna vor den anderen Kindern über sie herziehen würde?
«Wir haben übers Fernsehen geredet», klärte das Kind sie auf.
«Ach, wirklich?» Jetzt kam sie sich richtig dämlich vor. Shawna hatte den anderen Kindern sicher von ihrer berühmten Mom erzählt.
«Nicholas sagt, Fernsehen ist schlecht für einen.»
«Na ja, zu viel Fernsehen vielleicht. Puppy, hast du heute von Mommy erzählt, als …?»
«Leg eine Kassette ein», sagte Shawna.
«Shawna …»
«Mensch, ich will ein bisschen Musik hören.»
«Kannst du auch gleich. Sei nicht so ungeduldig.»
Das Kind kippte blödiehaft den Kopf zur Seite und gab seine Version von Pee-wee Herman zum Besten. «Ich weiß, was du bist, aber was bin ich?»
«Wie nett. Wirklich sehr komisch.»
Der Kopf kippte noch einmal. «Ich weiß, was du bist, aber was bin ich?»
Mary Ann schaute sie finster an. «Ich hab’s schon beim ersten Mal kapiert, okay?»
Nach kurzem Schmollen sagte Shawna: «Weißt du was?»
«Was?»
«Wir haben heute Quesadillas gehabt.»
«Ach, ja? Die mag ich. Du nicht auch?»
«Ja. Der Vater von Nicholas hat sie gemacht, und Nicholas hat Cheddarkäse drin gehabt, und ich hab Korkenzola drin gehabt.»
Korkenzola. Das würde sie sich für Brian merken. Er fand es toll, wenn Shawna «Walschpuver» statt «Waschpulver» sagte oder ein Wort sonst wie auf reizende Art vergeigte.
«Hört sich lecker an», sagte sie zu dem Kind, während sie an ihm vorbeigriff, um das Handschuhfach aufzudrücken. «Such dir eine Kassette aus, die dir gefällt. Ich glaub, es ist was von Phil Collins dabei.»
«Igitt!»
«Schon gut, Miss Picky.»
Shawna sah sie empört an. «Ich bin nicht Miss Piggy.»
«Ich hab Miss Picky gesagt, Dummerchen.» Sie lächelte. «Na, los. Such dir was aus, was dir gefällt.»
Nach einigem Wühlen entschied Shawna sich für Billy Joel. In Bezug auf ihn hatten sie den gleichen Geschmack, weshalb sie auch beide so laut sie konnten mitsangen und ganz wunderbar zufrieden waren mit sich selbst.
All your life is Time magazine
I read it, too. What does it mean?
«Die Stelle find ich gut», überschrie Shawna die Musik.
«Ich auch.»
But here you are with your faith and
your Peter Pan advice.
You have no scars on your face
And you cannot handle pressure.
Pressure … pressure …
one-two-three-four pressure
Mary Ann musterte das lebhafte Gesicht des Kinds, dessen kleine Hände im Takt auf das Armaturenbrett trommelten. Normalerweise waren ihr diese kleinen gemeinsamen Gesangseinlagen sehr willkommen, weil sie ihre fragile Verbundenheit mit Shawna stärkten, doch das verfluchte Make-up sorgte an diesem Tag dafür, dass alles ganz anders war. Sie musste in einem fort an Connie Bradshaw denken.
Die Ähnlichkeit war ihr natürlich schon früher aufgefallen, aber diesmal war sie überwältigend, fast schon beängstigend – wie bei einer Fummeltrine, die ein bisschen gar zu gut auf Marilyn macht. Sie drehte die Musik leiser und sagte ganz unaufgeregt zu Shawna: «Puppy, habt ihr euch heute beim Großen Kreis alle verkleidet?»
Shawna wirkte zögerlich, bevor sie sagte: «Nein.»
«Und warum …?»
«Dreh wieder lauter, jetzt kommt die tollste Stelle.»
«Gleich.»
I’m sure you’ll have
some cosmic rash-shuh-nal …
«Puppy!»
«Ich weiß, wie ich heiße. Du brauchst das nicht so oft zu sagen.»
Mary Ann schaltete den Kassettenrecorder aus. «Mein liebes Kind!» Es war jetzt an der Zeit, Mutter zu spielen – was so viel hieß, wie ihre eigene Mutter vor dreißig Jahren nachzuspielen. «Du sollst zuhören, wenn ich mit dir rede.»
Shawna verschränkte die Arme und wartete.
«Ist das mein Make-up da auf deinem Gesicht?»
«Nein.»
«Wo hast du es dann her?»
«Es ist meins», sagte Shawna. «Daddy hat’s mir gekauft.»
«Es ist speziell für Kinder», erklärte Brian ihr abends nach dem Essen ruhig. Shawna war außer Hörweite im Schlafzimmer und sah fern.
«Du machst doch wohl Witze.»
Er grinste dümmlich und schüttelte den Kopf.
«Brian, das ist doch völlig bescheuert!»
«Ich weiß, aber sie findet Jem ganz furchtbar toll, und da hab ich mir gedacht, dass bei dem einen Mal schon nichts passieren kann.»
«Jim?»
«Jem. Diese Zeichentrick-Rocklady. Sie kommt jeden Samstagvormittag im Fernsehen.»
«Aha.»
«Und dazu gibt’s ’ne ganze Kosmetikserie und noch so anderes Zeug.» Mary Ann fiel auf, dass er nicht im Geringsten beunruhigt war. «Es ist nur eine Verkleidung.»
«Ja, aber wenn das zur Gewohnheit wird …»
«Das verhindern wir schon.»
«Es sieht so schrecklich nuttig aus.»
Er lachte glucksend. «Okay. Make-up gibt’s keins mehr.»
Sein unbekümmerter Ton brachte sie auf. «Ich will einfach nicht, dass sie rumläuft wie das Playmate aus einem Kinderporno.» Wie so oft ging ihre Phantasie mit ihr durch. Sie stellte sich vor, wie Shawna am helllichten Tag entführt und ihr Foto dann – inklusive Lippenstift, Lidschatten und allem Drum und Dran – überall im Land auf Milchtüten prangte.
Brian stand vom Tisch auf und räumte das Geschirr ab. «Um ehrlich zu sein», sagte er, «hat sie mich sehr an Connie erinnert.»
Sie hielt es für das Beste, das unkommentiert zu lassen.
«Dich nicht auch? Mit dem ganzen Make-up?»
«Das ist nicht sehr nett», sagte sie.
«Warum nicht?», sagte Brian. «Sie war ihre Mutter.»
Aus irgendeinem Grund schien er sie aufstacheln zu wollen, weshalb sie sich besonders anstrengte, ruhig zu bleiben. «Na, und wenn schon», sagte sie. «Ich glaub aber nicht, dass wir eine Kopie von ihr haben wollen.»
«Aber es ist dir aufgefallen?»
«So ein bisschen vielleicht.»
«Mir sogar sehr», sagte er.
Sie folgte ihm in die Küche und erzählte ihm von Shawna und ihrem Korkenzola. Als sie beide zu Ende gelacht hatten, sagte sie: «Rat mal, wer sich heute bei mir gemeldet hat?» Sie hatte schon im Vorfeld beschlossen, völlig unbeschwert darüber zu reden. Jeder andere Zugang hätte das Ganze mit zu viel Bedeutung aufgeladen.
«Wer?»
«Burke Andrew.»
Er machte den Geschirrspüler auf. «Im Ernst?»
«Ja. Er hat heute Vormittag nach der Show angerufen.»
«Tja. Der hat ja lang nichts von sich hören lassen.»
Sie versuchte, in seinem Gesicht zu lesen, aber er drehte sich weg und räumte eifrig das Geschirr in die Maschine. «Er ist anscheinend hier», sagte sie.
«Anscheinend?»
«Na ja, ich meine, er ist hier. Wir gehen morgen Mittag zu D’orothea’s essen.»
Eigentlich hätte sie kein komisches Gefühl zu bekommen brauchen, als sie das sagte, aber sie bekam doch eines. Dabei gab es keinen plausiblen Grund, Brian zu dem Essen mitzunehmen. Burke und er waren schließlich nie befreundet gewesen, und dabei hatten sie sogar einige Zeit unter demselben Dach gewohnt. Brian war damals viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich Stewardessen zu angeln, um seine Energie an eine Männerfreundschaft zu verschwenden.
«Sehr schön», sagte er. «Grüß ihn von mir.» Sie prüfte diesen Auftrag im Hinblick auf eine versteckte Anzüglichkeit, entdeckte aber nicht ein Fitzelchen. Burke war für Brian vielleicht gar kein Thema, aber das wusste man bei ihm nie so genau. Seine Art, im einen Moment völlig locker und im nächsten rasend eifersüchtig zu sein, konnte einen verrückt machen.
«Ich glaub, er ist beruflich hier. Er hat sich angehört, als wollte er ein bisschen Fernsehtratsch und -klatsch hören.»
«Aha.» Er machte den Geschirrspüler zu. «Klingt doch gut.»
«Wir werden sehen.» Sie wollte nicht allzu enthusiastisch erscheinen.
Während er an den Knöpfen des Geschirrspülers herummachte, sagte Brian: «Weiß er, dass du berühmt bist?»
Sie wusste nicht so recht, ob er das höhnisch meinte, deshalb nahm sie die Frage ganz sachlich. «Er hat offenbar die Show gesehen.»
Er schien kurz zu überlegen und fragte dann: «Die von heute?»
Sie hatte nicht die Absicht, die kleinen Wuschelpelzleichen wiederauferstehen zu lassen. «Keine Ahnung», log sie. «Das hat er nicht gesagt.»
Brian nickte.
«Warum?», fragte sie.
Er zuckte mit den Schultern. «Ach, nur so.»
Sie wollte schon fragen, ob er die Sendung gesehen hatte, aber ein gut funktionierender Abwehrmechanismus riet ihr, es lieber bleiben zu lassen. Brian hatte sie ganz sicher gesehen, und sie hatte ihm nicht gefallen. Warum sollte sie ihm die Gelegenheit geben, das wieder einmal zu sagen?
Als Charlie Rubin Anfang 1987 gestorben war, hatten Michael Tolliver und Thack Sweeney seinen Hund geerbt. Sie hatten Harry natürlich schon etliche Zeit vorher gekannt, hatten sich während Charlies Kampf mit seiner dritten Pneumocystis zeitweise um ihn gekümmert und ihn später, als deutlich geworden war, dass Charlie das Krankenhaus nie wieder verlassen würde, bei sich aufgenommen. Zu Charlies Lebzeiten war Harry K-Y gerufen worden, doch Michael hatte es mit der Zeit immer entwürdigender gefunden, durch das Castro-Viertel zu laufen und dabei den Namen eines bekannten Gleitmittels zu rufen.
Der Namenswechsel zeigte allerdings nur teilweise Wirkung, da Michael weder zur Bank gehen noch bei P. O. Plus ein Paket aufgeben konnte, ohne dass er auf jemand stieß, der Harry aus seinem früheren Leben kannte. Aus heiterem Himmel stürzte sich der Hund dann wie ein Wilder auf einen völlig Fremden – wenigstens für Michael Fremden –, und garantiert rief die Person in einer Lautstärke, dass man es den halben Weg bis Daly City hören konnte: «K-Y!»
Michael und Thack waren dermaßen vernarrt in den Hund, dass es fast schon peinlich war. Keiner von ihnen hatte je vorgehabt, sich einen Pudel zuzulegen – sie betrachteten sich selbst als Golden-Retriever-Typen –, aber Harry hatte ihre Vorurteile (ihre Pudelphobie, um Thacks Ausdruck zu benutzen) schon mit seinem ersten Besuch bei ihnen zu Hause ausgeräumt. Eine Rolle spielte auch, dass Charlie sich nie auf eine dieser dämlichen Pudelschuren eingelassen, sondern dem Fell des Hunds seine natürliche Struppigkeit bewahrt hatte. Mit seinem runden braunen Gesicht und der Knopfnase wirkte Harry mehr wie ein lebendiger Teddybär als wie der klassische Fifi.
Wenigstens versicherten sie sich das gegenseitig.
Sie lebten inzwischen seit mehr als zwei Jahren auf dem Hügel oberhalb des Castro. Michaels ein Jahrzehnt dauerndes Wohnungsdasein in der Barbary Lane 28 hatte sein Ende gefunden, als Thack und ihm klargeworden war, dass sie ein Paar waren, und sie beschlossen hatten, sich ein Haus zu kaufen. Thack, der früher in Charleston alte Häuser renoviert hatte, war von ihrem zukünftigen Zuhause sehr viel mehr angetan gewesen als Michael. Der hatte das Haus als hoffnungslose Beleidigung fürs Auge empfunden, als er damals auf das «Zu verkaufen»-Schild aufmerksam geworden war.
Das mit grünen Asbestschindeln verkleidete und von einer Mauer aus Betonsteinen umgebene Haus hatte auf ihn wie ein unansehnliches, verschachteltes Durcheinander gewirkt, wie drei winzige Häuschen, die man in einem merkwürdigen Winkel aneinandergenagelt hatte. Thack hatte darin jedoch etwas völlig anderes gesehen und war voller Entdeckerfreude über die Mauer gehechtet, um nahe am Fundament ein paar lose Schindeln wegzureißen.
Kurz darauf hatte er, vor Aufregung ganz rot im Gesicht, seinen Befund kundgetan: Unter der ganzen militärischen Tarnverkleidung steckten drei originale «Erdbebenbaracken», Behelfsunterkünfte, die man für die Opfer der großen Erdbebenkatastrophe von 1906 gebaut hatte. In den Parks hatten Tausende davon gestanden, hatte er erzählt, alle aufgereiht wie in einer Kaserne; später hatten die Leute sie auf Rollwagen fortgeschafft, um sie als private Behausungen zu nutzen.
Bei den Verhandlungen mit dem Makler hatten sie über die architektonische Bedeutung des Hauses natürlich kein Wort verloren (genauso wenig wie der Makler über die kaputten Leitungen und die Wanderameisen, die damals unter dem Sonnendeck biwakierten). Als sie am Memorial Day 1986 eingezogen waren, hatten sie sich zur Einweihung ein chinesisches Essen, ein elektrisch betriebenes Kaminfeuer von Duraflame und einen Spontanfick in Jockey-Shorts gegönnt.
In den folgenden zwei Jahren hatten sie sich an die Veränderung der Details gemacht, die sie am schrecklichsten fanden. Ein gut Teil davon war schon mit weißer Farbe und Michaels kreativem Pflanzeneinsatz zu erreichen gewesen, obwohl Thack sein Versprechen gehalten und sowohl in der Küche als auch im Schlafzimmer das alte Holz freigelegt hatte. Als ihre neuen Zedernholzschindeln nach ein, zwei Regenperioden die obligatorische Patina von altem Zinngeschirr angenommen hatten, waren die beiden Hausbesitzer vor elterlichem Stolz beinahe geplatzt.
Was noch ausstand, waren ein neues Badezimmer und Holzfenster, die die vorhandenen aus Aluminium ersetzen sollten, aber Michael und Thack waren im Moment knapp bei Kasse und hatten beschlossen, damit erst noch zu warten. Und trotzdem, wenn sie auf Flohmärkten oder privaten Garagenmärkten herumstöberten, fanden sie nichts dabei, für eine Indianerdecke, einen grellbunten Tonkrug oder eine Stehlampe mit einem Schirm aus Marienglas für ihr Schlafzimmer Geld hinauszuwerfen. Ohne es je auszusprechen, schienen sie sich doch über eines im Klaren zu sein: Wenn sie schon das Bedürfnis hatten, sich ein Nest zu bauen, dann taten sie das besser gleich.
Eine Rekordhitzeperiode war endlich zu Ende gegangen. Vom Deck ihres Hauses aus (das nach Westen in Richtung Sonnenuntergang wies) war der langerwartete Nebel zu sehen, der sich wie weiße Lava den Hügel hinab wälzte. Michael stand an der Brüstung und beobachtete, wie der Nebel den spindeldürren roten Fernsehturm wegradierte, bis nur noch die obersten drei Masten übrig waren und dem Fliegenden Holländer gleich über den Twin Peaks dahinsegelten. Er atmete tief ein, hielt die Luft an, atmete wieder aus und holte erneut tief Luft.
Da seine eingetopften Sukkulenten reichlich vertrocknet aussahen, wickelte er den Gartenschlauch ab, wässerte sie ausgiebig und zog aus ihrer Erleichterung wie jedes Mal so eine Art Vergnügen aus zweiter Hand. Als er fertig war, richtete er den kühlenden Strahl in einen der Nachbargärten, wo die ausgedörrten und eingerollten Wedel eines Baumfarns dessen Not anzeigten. Der Farn war das letzte grüne Fleckchen, das in dem Garten da unten noch auszumachen war; sogar das im Frühjahr noch so üppige Unkraut hatte sich während der Dürre in Stroh verwandelt.
«He», sagte Thack, als er aus der Küche auf das Deck trat. «Wir haben doch Rationierung.»
«Ich weiß.» Michael drehte die Düse auf Sprühnebel und verpasste dem Farn schuldbewusst eine abschließende Dusche, um den Staub abzuwaschen.
«Wir werden noch Strafe zahlen.»
Er drehte das Wasser ab und fing an, den Schlauch aufzuwickeln. «Ich hab heute Morgen nicht geduscht.»
«Und was heißt das?»
«Das heißt, dass der Farn mein Wasser kriegt. Das gleicht sich dann aus.»
Sein Liebhaber drehte sich um und ging wieder in die Küche. «Wo es noch nicht mal unser Baumfarn ist …»
«Ja, ja, schon gut.» Er folgte ihm durch die Glasschiebetür.
Thack machte die Backröhre auf und kniete sich hin, um einen blubbernden Auflauf zu begutachten, der intensiv nach Garnelen und Kräutern duftete. «Mrs. Bandoni hat gesagt, dass die neuen Besitzer das Haus abreißen wollen.»
«Das passt», sagte Michael und setzte sich an den Küchentisch. Von dort konnte er den Baumfarn sehen, das leere Haus mit seinen streifigen Fenstern und den vielen Pappkartons, und auch das verblichene Nacktfoto, das auf der Kühlschranktür klebte. Beim Anblick des Hauses schauderte es ihn immer ein bisschen – nicht anders als bei einem leeren Hamsterkäfig, in dem noch das Stroh liegt.
«Das Fundament ist hinüber», sagte Thack. «Die, die das gekauft haben, müssen ganz von vorn anfangen.»