Schlusslichter - Georges Simenon - E-Book

Schlusslichter E-Book

Georges Simenon

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Beschreibung

Steve und Nancy Hogan fahren von New York nach Maine, wo sie ihre Kinder aus dem Feriencamp abholen wollen. Die Stimmung ist gereizt: Nancy wirft ihrem Mann seine Trunksucht vor, die dieser abstreitet – nur um sich bei jedem Halt einen Drink zu genehmigen. Über ihren Streit ignorieren die beiden die Radiomeldungen über einen aus dem Gefängnis ausgebrochenen Schwerverbrecher. Schließlich platzt Nancy der Kragen, und sie beschließt, allein mit dem Bus weiterzufahren. Als Steve nach dem nächsten Trinkstopp zu seinem Auto zurückkehrt, sitzt darin der entflohene Häftling.  

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Georges Simenon

Schlusslichter

Die großen Romane – Band 79

Aus dem Französischen von Stefanie Weiss

Mit einem Nachwort von Anita Brookner

Hoffmann und Campe

1

Er nannte es »den Tunnel betreten«, ein ganz persönlicher Ausdruck, den er niemand anderem, schon gar nicht seiner Frau gegenüber verwendete. Er wusste genau, was Im-Tunnel-Sein bedeuten sollte und worin es bestand. Sobald er jedoch drin war, wollte er es eigenartigerweise nicht zugeben, außer für ein paar Sekunden zwischendurch, und immer zu spät. Hinterher hatte er oft vergeblich versucht, den genauen Moment zu bestimmen, in dem er den Tunnel betrat.

Heute zum Beispiel, am Freitag vor dem Labor Day, war er ausgeglichen und in bester Verfassung ins Wochenende aufgebrochen. Das war früher schon vorgekommen. Es war auch vorgekommen, dass das Wochenende dann trotzdem ziemlich unerfreulich endete. Aber es bestand kein Grund, dass es so kommen musste.

Er hatte um fünf Uhr sein Büro in der Madison Avenue verlassen. Drei Minuten später traf er sich mit seiner Frau in ihrem Stammlokal, einer kleinen Bar in der 45. Straße. Sie war vor ihm da gewesen und hatte einen Martini bestellt, ohne auf ihn zu warten. In dem schummrig beleuchteten Raum saßen nur ein paar Stammgäste, von denen er aber keinen näher kannte. An diesem Freitag hatten es die Leute besonders eilig, ins Auto oder in den Zug zu steigen, um ans Meer oder aufs Land zu fahren. In einer Stunde würde New York leergefegt sein, dann hockten in den weniger belebten Vierteln nur noch vereinzelte Menschen vor ihrer Haustür, die Männer in Hemdsärmeln und die Frauen mit nackten Beinen.

Es regnete noch nicht. Seit drei Tagen war der Himmel schon vormittags verhangen und die Luft so feucht, dass man wie durch eine trübe Fensterscheibe in die blassgelbe Sonne sehen konnte. Jetzt sollte es laut Wettervorhersage örtliche Gewitter und eine kühlere Nacht geben.

»Müde?«

»Es geht.«

Im Sommer, wenn die Kinder im Feriencamp waren, trafen sie sich jeden Abend um die gleiche Zeit, immer auf denselben Barhockern. Louis blinzelte ihnen zur Begrüßung lediglich zu und servierte ihnen den Drink, ohne ihre Bestellung abzuwarten. Sie hatten nicht das Bedürfnis, sofort miteinander zu reden. Sie boten einander eine Zigarette an. Manchmal schob Nancy die Schale mit Erdnüssen zu ihm hin, ein anderes Mal reichte er ihr die Oliven, und sie blickten zerstreut auf das kleine fahle Rechteck des Fernsehers, der rechts oben hinter der Bar angebracht war. Bilder folgten aufeinander. Eine Stimme kommentierte ein Baseballspiel, oder eine Frau sang. Es hatte keine Bedeutung.

»Du kannst noch duschen, bevor wir losfahren.«

Das war ihre Art, sich um ihn zu kümmern. Sie vergaß nie, ihn zu fragen, ob er müde sei, und sie bedachte ihn dabei mit einem Blick, wie man ihn einem Kind zuwirft, das eine Krankheit ausbrütet oder von zarter Gesundheit ist. Das war ihm unangenehm. Er wusste, dass er um diese Tageszeit nicht gut aussah. Das Hemd klebte ihm am Körper, und die nachwachsenden Bartstoppeln standen dunkel auf seiner verschwitzten Haut. Bestimmt hatte sie auch schon die Schweißränder unter seinen Achseln bemerkt.

Das war umso ärgerlicher, als sie selbst so frisch war wie am Morgen, wenn sie das Haus verließ, ohne eine Knitterfalte in ihrem leicht gestärkten Sommerkostüm. Niemand wäre bei ihrem Anblick auf den Gedanken gekommen, dass sie den ganzen Tag im Büro verbracht hatte. Man hätte sie eher für eine Frau halten können, die sich um vier Uhr nachmittags langsam fertigmacht und beim abendlichen Aperitif ihren ersten Auftritt hat.

Louis fragte:

»Sie holen die Kinder ab?«

Steve nickte.

»In New Hampshire?«

»In Maine.«

Wie viele Eltern mochten sich wohl in New York und Umgebung heute Abend auf den Weg machen, um ihre Kinder in einem Feriencamp im Norden abzuholen? Hunderttausend? Zweihunderttausend? Wahrscheinlich mehr. Die Zahl musste irgendwo in der Zeitung stehen. Hinzu kamen noch die Kinder, die den Sommer bei der Großmutter oder einer Tante verbracht hatten, auf dem Land oder am Meer. Und überall spielte sich das Gleiche ab, von Küste zu Küste, von der kanadischen Grenze bis zur mexikanischen.

Auf dem Bildschirm erschien ein Mann ohne Jackett. Er trug eine dicke Hornbrille, die ihn wie aufgeschreckt aussehen ließ. Mit finsterer Überzeugung kündigte er an:

»Der ›National Safety Council‹ rechnet für heute Abend mit vierzig bis fünfundvierzig Millionen Autofahrern auf den Straßen der Vereinigten Staaten und schätzt, dass zwischen heute und Montagabend vierhundertfünfunddreißig Menschen durch Verkehrsunfälle ums Leben kommen.«

Und düster schloss er:

»Geben Sie acht, dass Sie nicht zu den Opfern gehören. Fahren Sie vorsichtig.«

Dann folgte eine Bierreklame.

Warum gerade vierhundertfünfunddreißig und nicht vierhundertdreißig oder vierhundertvierzig? Schätzungen dieser Art würden die ganze Nacht über durchgegeben werden, auch morgen und übermorgen ins reguläre Programm eingeblendet und am Ende auf ihre Genauigkeit und Treffsicherheit überprüft werden. Steve erinnerte sich noch an die Stimme des Radiosprechers, als sie letztes Jahr am Sonntagabend mit den Kindern von Maine zurückfuhren:

»Bisher ist die Zahl der Toten weit unter den Schätzungen der Experten geblieben, trotz der Flugzeugkollision über dem Flughafen von Washington, die zweiunddreißig Menschenleben gekostet hat. Es wird jedoch zur Vorsicht aufgerufen: Das Wochenende ist noch nicht vorbei!«

»Also ich«, sagte Louis, der gerade frische Erdnüsse brachte und immer nur halblaut redete, »ich hab diesmal meine Frau und den Kleinen zu meiner Schwiegermutter in die Nähe von Quebec geschickt. Sie kommen morgen mit dem Zug zurück.«

Hatte Steve die Absicht gehabt, einen zweiten Martini zu bestellen? Meist tranken Nancy und er nur einen, außer wenn sie vor dem Theater in der Stadt zu Abend aßen.

Vielleicht hatte er Lust gehabt, ja. Nicht unbedingt, um sich in Form zu bringen, auch nicht wegen der Hitze. Nur einfach so. Oder eher, weil dies kein gewöhnliches Wochenende war. Nach ihrer Rückkehr aus Maine würde es vorbei sein mit dem Sommer und den Ferien. Dann würde gleich das Winterleben beginnen, mit Tagen, die allmählich kürzer wurden, und den Kindern, derentwegen sie nach Büroschluss immer gleich nach Hause mussten. Ein viel komplizierteres Leben ohne die Möglichkeit, sich ab und zu gehenzulassen.

War das nicht ein Glas wert? Er hatte nichts gesagt, Louis nicht herangewinkt oder ihm sonst ein Zeichen gegeben. Nancy hatte ihn trotzdem durchschaut und sich von ihrem Barhocker heruntergeschwungen.

»Zahlst du? Es ist Zeit, dass wir gehen.«

Er war nicht eingeschnappt gewesen. Vielleicht ein wenig enttäuscht oder verärgert. Kränkend war eigentlich nur, dass Louis genau gemerkt hatte, was vor sich ging.

Sie mussten zwei Straßen weiter zu dem Parkplatz, an dem sie tagsüber ihren Wagen stehenließen. Nachdem sie die Third Avenue hinter sich hatten, wirkte die Stadt schon sonntäglich ruhig.

»Soll ich fahren?«, hatte Nancy vorgeschlagen.

Er verneinte, setzte sich ans Steuer und fuhr in Richtung Queensboro Bridge, wo die Autos im Schritttempo hintereinander herfuhren. Zweihundert Meter weiter vorn lag schon der erste umgestürzte Wagen am Straßenrand, eine Frau saß am Boden, Leute standen um sie herum, und ein Polizist versuchte, bis zum Eintreffen des Krankenwagens den Verkehr auf der Straße in Fluss zu halten.

»Es hat keinen Zweck, zu früh loszufahren«, sagte Nancy und kramte in ihrer Handtasche nach Zigaretten. »In ein, zwei Stunden ist der schlimmste Verkehr vorbei.«

Als sie durch Brooklyn fuhren, liefen ein paar Wassertropfen über die Windschutzscheibe, aber noch blieb der angekündigte Regen aus.

Er war guter Laune zu diesem Zeitpunkt. Und er war es noch, als sie zu Hause in Scottville ankamen, einem Neubaugebiet im Zentrum von Long Island.

»Hast du etwas dagegen, wenn wir kalt essen?«

»Nein, im Gegenteil.«

Auch hier im Haus stand mit der Rückkehr der Kinder eine Veränderung bevor. Im Sommer hatte er immer ein Gefühl von Leere, als ob sie keinen Grund hätten, beide zu Hause zu sein, sich eher in diesem als in jenem Zimmer aufzuhalten, zumal sie auch nicht wussten, was sie mit ihren Abenden anfangen sollten.

»Ich gehe Zigaretten holen, während du die Sandwiches machst.«

»Es sind noch welche im Schrank.«

»Aber wir sparen Zeit, wenn ich volltanken und den Ölstand kontrollieren lasse.«

Sie hatte nicht protestiert, was ihn gewundert hatte. Er war tatsächlich bei der Tankstelle vorgefahren, und während der Reifendruck geprüft wurde, war er in das italienische Restaurant gestürzt, um an der Bar einen Whisky zu trinken.

»Scotch?«

»Rye.«

Eigentlich mochte er keinen Rye. Er hatte sich für den stärkeren Whisky entschieden, weil er die ganze Nacht keine Gelegenheit mehr zu einem Schluck haben würde und ihnen eine stundenlange Fahrt auf dem Highway bevorstand.

Konnte man sagen, dass er den Tunnel betreten hatte? Er hatte zwei Gläser getrunken, so viel trank er auch, wenn sie ins Theater gingen und Nancy dasselbe bestellte wie er. Als er nach Hause kam, sah sie ihn trotzdem verstohlen an.

»Hast du Zigaretten mitgebracht?«

»Du hast doch gesagt, dass welche im Schrank sind. Ich habe vollgetankt und mich um die Reifen gekümmert.«

»Dann besorgen wir unterwegs welche.«

Es waren doch keine Zigaretten im Haus. Entweder hatte sie sich geirrt, oder sie hatte ihm absichtlich etwas Falsches gesagt.

Sie rief ihn zurück, als er zum Badezimmer ging.

»Du kannst nach dem Essen duschen, während ich die Küche mache.«

Sie kommandierte ihn zwar nicht herum, gestaltete ihr gemeinsames Leben aber ganz selbstverständlich nach ihren Vorstellungen. Er war im Unrecht. Er fühlte sich im Unrecht. Immer wenn er ein oder zwei Drinks zu sich genommen hatte, sah er sie mit anderen Augen. Dann ging ihm auf die Nerven, was ihm sonst normal vorkam.

»Du solltest dein Tweedsakko und den Regenmantel mitnehmen.«

Draußen kam Wind auf und fuhr in die Blätter der noch recht kümmerlichen Bäume, die fünf Jahre zuvor gesetzt worden waren, als man die Häuser gebaut und die Straßen trassiert hatte. An einigen Stellen wollten sie auch nach zwei oder drei weiteren Versuchen einfach nicht anwachsen.

Gegenüber machte einer ihrer Nachbarn einen Bootsanhänger an seinem Auto fest, während seine Frau – knallrot von einem frischen Sonnenbrand und die dicken Schenkel in hellblaue Shorts gezwängt – an der Bordsteinkante stand und die Angelruten hielt.

»Woran denkst du?«

»An nichts.«

»Ich bin gespannt, ob Dan noch mehr gewachsen ist. Letzten Monat ist er ziemlich in die Höhe geschossen, und seine Beine kamen mir noch dünner vor.«

»Das ist normal in dem Alter.«

Es war nichts Besonderes vorgefallen. Er hatte geduscht und sich angezogen, dann hatte seine Frau ihn daran erinnert, die Hauptsicherung in der Garage herauszudrehen, während sie selbst nachsehen wollte, ob alle Fenster geschlossen waren.

»Soll ich die Koffer schon ins Auto laden?«

»Prüf erst noch mal nach, ob sie richtig zu sind.«

Als er sich hinter das Steuer setzte, war sein frisches Hemd trotz Wind und bedecktem Himmel schon wieder durchgeschwitzt.

»Fahren wir dieselbe Strecke wie letztes Mal?«

»Wir hatten uns doch geschworen, die nie wieder zu nehmen.«

»Sie ist aber am praktischsten.«

Eine Viertelstunde später hingen sie zwischen Tausenden anderer Wagen, die alle in dieselbe Richtung fuhren, aus unerklärlichen Gründen zum Stehen kamen und dann plötzlich wieder losrasten.

Am Anfang des Merrit Parkway kam das erste Gewitter. Es war noch nicht richtig dunkel, und alle fuhren mit Standlicht. Drei Wagenreihen drängelten sich in Richtung Norden zwischen den weißen Markierungslinien, während in Gegenrichtung natürlich viel weniger Verkehr war. Sie hörten den Regen auf die Autodächer trommeln, vernahmen das nervtötende Geräusch der Scheibenwischer und das monotone Zischen der Reifen, die Wasserfontänen aufwarfen.

»Bist du wirklich nicht müde?«

»Nein.«

Mal überholten sie die Autos auf den beiden anderen Spuren, dann hatten sie wieder das Gefühl zurückzufallen.

»Du hättest auf die dritte Spur wechseln sollen.«

»Ich versuch’s.«

»Nicht jetzt. Hinter uns spielt einer verrückt.«

Bei jedem Blitz erhaschte man einen Blick auf die Gesichter in den anderen Autos, und alle hatten denselben angespannten Ausdruck.

»Zigarette?«

»Ja, gern.«

Wenn er am Steuer saß, zündete sie die Zigaretten immer an und hielt sie ihm dann hin.

»Radio?«

»Meinetwegen.«

Sie musste das Gerät sofort wieder ausschalten, weil es wegen des Gewitters stark knisterte.

Sich zu unterhalten war auch zwecklos. Bei dem Motorenlärm musste man laut reden, und das wurde schnell anstrengend. Während er den Blick auf die Straße gerichtet hielt, hatte er im Halbdunkel Nancys blasses Profil im Augenwinkel, und er fragte sie zwei oder drei Mal:

»Woran denkst du?«

»An nichts.«

Einmal setzte sie hinzu:

»Und du?«

Er sagte:

»An die Kinder.«

Das stimmte nicht. In Wirklichkeit dachte auch er an nichts Bestimmtes. Genauer gesagt, bedauerte er gerade, dass er es geschafft hatte, sich in die dritte Spur einzufädeln. Jetzt konnte er die Spur kaum wieder wechseln, ohne dass seine Frau nach dem Grund fragen würde. Denn gleich, wenn sie den Parkway hinter sich hatten, gab es mehrere Bars am Straßenrand.

Hatten sie die Kinder jemals abgeholt oder hingebracht, ohne unterwegs ein paarmal für einen Drink anzuhalten? Ein einziges Mal, vor drei Jahren, als es tags zuvor die fürchterliche Szene mit Nancy gegeben hatte, nach der sie beide völlig erledigt waren und aus dem Wochenende so etwas wie eine zweite Hochzeitsreise gemacht hatten.

»Sieht so aus, als ob wir das Gewitter hinter uns haben.«

Sie stellte die Scheibenwischanlage aus, musste sie aber wieder anmachen, weil dicke, vereinzelt fallende Tropfen noch auf der Windschutzscheibe zerplatzten.

»Frierst du nicht?«

»Nein.«

Die Luft hatte sich abgekühlt. Steve lehnte den Ellbogen aus dem Fenster und spürte, wie sich sein Ärmel aufblähte.

»Und du?«

»Noch nicht. Ich ziehe mir nachher den Mantel über.«

Weshalb hatten sie immer wieder mal das Bedürfnis, ein paar Worte zu wechseln? Um sich Mut zu machen? Aber wovor sollten sie Angst haben?

»Jetzt, wo das Gewitter vorbei ist, kann ich es ja noch mal mit dem Radio versuchen.«

Sie hörten Musik. Nancy gab ihm noch eine Zigarette, lehnte sich in den Sitz zurück, rauchte ebenfalls und blies den Rauch steil nach oben.

»Verkehrsdurchsage des ›Automobile Club Connecticut‹ …«

Sie waren also in Connecticut, gut fünfzig Meilen von New London entfernt.

»… Das Labor-Day-Wochenende hat um 19.45 Uhr zu einem ersten tödlichen Unfall geführt, als auf der Kreuzung der Schnellstraße eins mit der Einhundertachtzehn in Darrien ein von einem gewissen Mac Killian aus New York gesteuertes Fahrzeug mit einem LKW zusammenstieß. Mac Killian und sein Beifahrer, John Roe, waren auf der Stelle tot, während der LKW-Fahrer Robert Ostling unverletzt blieb. Zehn Minuten später ist dreißig Meilen von der besagten Stelle entfernt ein Fahrzeug, an dessen Steuer …«

Er stellte das Radio wieder aus. Seine Frau machte den Mund auf, sagte aber nichts. War ihr aufgefallen, dass er – unbewusst vielleicht – den Fuß vom Gas genommen hatte?

Schließlich murmelte sie:

»Wenn wir Providence hinter uns haben, wird es leerer.«

»Bis der Verkehr aus Boston dazustößt.«

Er sagte das ungerührt. Er hatte keine Angst. Was an seinen Nerven zerrte, war das nicht abzuschüttelnde Radgeräusch zu beiden Seiten, das Licht der Straßenlampen, das alle hundert Meter auf ihn zustürzte, und das Gefühl, in dieser Fahrzeuglawine gefangen zu sein, ohne nach rechts oder links ausbrechen oder auch nur langsamer fahren zu können. Im Rückspiegel sah er eine dreifache Lichterkette, die ihm, Stoßstange an Stoßstange, folgte.

Rechts waren jetzt Neonschilder aufgetaucht, neben den Tankstellen die einzigen Hinweise auf menschliches Leben. Ohne sie hätte man meinen können, der Highway schwebe in einer unendlichen Weite aus Nacht und Stille. Die Städte und Dörfer hatten sich verkrochen, unsichtbar, nur dann und wann ließ ein rötlicher Schimmer am Himmel ihre Existenz erahnen.

Die einzige greifbare Wirklichkeit waren die Restaurants und Bars, die alle fünf oder zehn Meilen aus dem Dunkel auftauchten und mit roten, grünen oder blauen Buchstaben für eine Bier- oder Whiskymarke Reklame machten.

Er war immerhin schon auf der mittleren Spur. Er war unversehens hinübergelangt, ohne dass seine Frau es gemerkt hatte, und wechselte jetzt bei einer Lücke plötzlich auf die ganz rechte Spur.

»Was machst du?«

Fast hätte er die Bar verfehlt, auf deren Neonschild ›Little Cottage‹ stand. Er bremste gerade noch rechtzeitig, aber so abrupt, dass der Wagen hinter ihm einen Satz zur Seite machte und eine Flut von Verwünschungen auf sie niederging. Der Fahrer streckte sogar die geballte Faust aus dem Fenster.

»Ich muss auf die Toilette«, sagte er so natürlich wie möglich, als er auf dem Parkplatz hielt. »Hast du Durst?«

»Nein.«

Das war schon oft so gewesen. Sie wartete dann im Auto. In einem anderen vor der Bar abgestellten Wagen hielt sich ein Paar so eng umschlungen, dass er einen Moment überlegte, ob nun ein oder zwei Personen drinsaßen.

Als er die Tür aufgestoßen hatte, fühlte er sich sofort wie ein anderer Mensch. Er blieb stehen, um den in rötliches Halbdunkel getauchten Raum zu betrachten. Es war eine Bar wie all die anderen auf der Strecke und im Grunde auch nicht viel anders als die von Louis in der 45. Straße – der gleiche Fernseher in der Ecke, die gleichen Gerüche und die gleichen Lichtreflexe.

»Martini trocken, mit Zitronenscheibe«, sagte er, als sich der Barkeeper ihm zuwandte.

»Einfach?«

»Doppelt.«

Wenn er nicht danach gefragt worden wäre, hätte er sich mit einem einfachen begnügt. Aber er nahm lieber einen doppelten, weil seine Frau ihn wahrscheinlich nicht mehr anhalten lassen würde.

Er blickte unschlüssig auf die Tür zu den Toiletten und ging dann pro forma hin, aus Ehrlichkeit gewissermaßen. Er kam an einem Mann mit sehr dunkler Haut vorbei, der gerade telefonierte und die Sprechmuschel mit der Hand abschirmte. Seine Stimme war rau.

»Ja. Du wiederholst ihm einfach, was ich dir eben gesagt habe. Sonst nichts. Er versteht schon, ich sag es dir. Und jetzt hör endlich auf, mir auf die Nerven zu gehen!«

Steve wäre gern langsamer gegangen, um zuzuhören, aber der Mann bedachte ihn beim Reden mit unfreundlichen Blicken. Was mochte seine Nachricht im Klartext bedeuten? Und wer war am anderen Ende der Leitung?

Er ging an die Bar zurück, hatte sein Glas in zwei Zügen geleert und kramte schon in der Tasche nach dem Geld. Ob Nancy etwas sagen würde? Reichte es nicht, dass er ihretwegen darauf verzichtete, ein paar Minuten länger zu bleiben, um sich die Leute anzuschauen und ein bisschen zu entspannen?

Vielleicht hatte er gerade den Tunnel betreten? Oder war er schon seit ihrer Abfahrt aus Long Island drin? Jedenfalls war es ihm nicht bewusst. Er hielt sich für den normalsten Menschen der Welt – das bisschen Alkohol konnte ihm doch nichts anhaben.

Warum fühlte er sich gehemmt und schuldig, als er zum Wagen ging und ohne einen Blick auf seine Frau die Tür öffnete? Sie stellte ihm keine Fragen und sagte nichts.

»Das tut gut!«, murmelte er wie zu sich selbst, als er den Motor anließ.

Er hatte das Gefühl, dass weniger Fahrzeuge unterwegs waren und der Verkehr ruhiger lief. Er überholte sogar drei oder vier Autos, die wirklich zu langsam fuhren. Ein Krankenwagen auf der gegenüberliegenden Fahrbahn irritierte ihn nicht weiter, weil er ganz auf die seltsamen Lichter und weißen Absperrungen konzentriert war, die vor ihm auftauchten.

»Umleitung«, ertönte Nancys Stimme ruhig und etwas zu gedämpft.

»Hab ich gesehen.«

»Links.«

Das Blut stieg ihm in den Kopf, denn fast wäre er rechts gefahren.

Er brummte:

»Jedes Mal, wenn wir die Strecke fahren, ist irgendwo eine Umleitung. Als ob sie die Straßen nicht im Winter ausbessern könnten!«

»Bei Schnee?«, fragte sie, immer noch im selben Tonfall.

»Dann eben im Herbst. Jedenfalls zu einer Zeit, wo nicht vierzig Millionen Autofahrer unterwegs sind.«

»Du bist über die Kreuzung hinausgefahren.«

»Welche Kreuzung?«

»Die mit dem Hinweisschild zum Highway.«

»Und die hinter uns?«, spöttelte er.

Hinter ihnen fuhren noch andere Wagen, allerdings nicht so viele wie vorher.

»Es wollen eben nicht alle nach Maine.«

Als sie kurz danach in eine große Straße einbogen, triumphierte er.

»Na, und was ist das? Was, glaubst du, hat dein Hinweisschild bedeutet?«

»Wir sind nicht auf der Eins.«

»Das werden wir noch sehen.«

Was ihm zusetzte, war die Sicherheit seiner Frau, die Ruhe, mit der sie ihm antwortete.

Er gab nicht nach:

»Du kannst dich wohl nicht irren, oder?«

Sie schwieg, und das reizte ihn erst recht.

»Antworte! Sag ruhig, was du denkst!«

»Erinnerst du dich noch an die Fahrt, als wir einen Umweg von sechzig Meilen gemacht haben?«

»Da haben wir immerhin den ganzen Stau umfahren!«

»Was reiner Zufall war!«

»Hör zu, Nancy, wenn du Streit willst, dann gib’s nur zu.«

»Ich will keinen Streit. Ich versuche herauszufinden, wo wir sind.«

»Und ich bin der Fahrer. Also tu mir den Gefallen und kümmere dich nicht drum.«

Sie blieb still. Auch er konnte sich an die Straße nicht erinnern. Sie war schmaler, in schlechterem Zustand und ohne eine Tankstelle, seit sie eingebogen waren. Am Himmel zog das nächste Gewitter auf.

Nancy griff seelenruhig nach der Karte im Handschuhfach und schaltete die kleine Lampe unter dem Armaturenbrett an.

»Wir müssten irgendwo zwischen der Eins und der Zweiundachtzig sein. Auf einer Straße, die hier keine Nummer hat und in Richtung Norwich führt.«

Sie versuchte zu spät, ein Ortsschild zu lesen, das aus dem Dunkel aufgetaucht war. Und schon hatten sie die paar Lichter des Dorfes hinter sich und fuhren durch ein Waldstück.

»Willst du wirklich nicht kehrtmachen?«

»Nein.«

Sie behielt die Karte auf den Knien und steckte sich eine Zigarette an, ohne ihm auch eine anzubieten.

»Wütend?«, fragte er.

»Wer, ich?«

»Ja, du. Gib zu, dass du wütend bist. Weil ich vom Highway abgekommen bin und wir jetzt einen Umweg von ein paar Meilen machen … Wenn ich mich recht erinnere, hast du doch vorhin gesagt, wir hätten Zeit genug …«

»Gib acht!«

»Worauf?«

»Du bist fast in die Böschung geraten.«

»Ich kann also nicht mehr fahren?«

»Das hab ich nicht gesagt.«

Darauf brach es hemmungslos aus ihm heraus, ohne bestimmten Grund.

»Du hast das vielleicht nicht gesagt, aber ich, mein Kleines, ich will dir mal was sagen, und du würdest gut daran tun, dir das ein für alle Mal zu merken.«

Es war seltsam, er wusste selbst nicht, was er ihr an den Kopf werfen sollte. Er suchte nach etwas, das stark und durchschlagend genug war, um seiner Frau die nötige Portion Bescheidenheit einzuimpfen.

»Du bist vielleicht die Einzige, die das noch nicht begriffen hat, Nancy, aber du bist eine Nervensäge.«

»Schau bitte auf die Straße!«

»Aber ja doch, ich schaue auf die Straße, ich fahre langsam und vorsichtig, damit wir nicht aus den Schienen springen. Verstehst du, was für Schienen ich meine?«

Das erschien ihm überaus schlau und überzeugend, fast wie eine Entdeckung. Das Schlechte an Nancy war, grob gesagt, dass sie immer auf den Schienen blieb, ohne je einer Laune nachzugeben.

»Verstehst du das nicht?«

»Muss das denn unbedingt sein?«

»Du meinst, ob du unbedingt wissen musst, was ich denke? Herrgott noch mal, das könnte dir vielleicht helfen, andere Menschen besser zu verstehen und ihnen das Leben schöner zu machen. Vor allem mir. Ich bezweifle nur, dass dich das überhaupt interessiert.«

»Würdest du bitte mich fahren lassen?«

»Ganz sicher nicht! Stell dir vor, du könntest, statt immer nur an dich selbst und deine Unfehlbarkeit zu denken, ein einziges Mal in den Spiegel schauen und dich fragen …«

Er bemühte sich, seinen Gefühlen und allem, was er in den elf Jahren ihrer Ehe jeden Tag seines Lebens empfunden hatte, Ausdruck zu verleihen.

Es war nicht das erste Mal, dass er das versuchte, heute jedoch glaubte er eine Entdeckung gemacht zu haben, die ihm die Möglichkeit gab, alles zu erklären. Irgendwann musste sie es doch begreifen, oder? Und an dem Tag, an dem sie es begriff – wer weiß, vielleicht würde sie versuchen, ihn endlich wie einen Mann zu behandeln?

»Gibt es etwas Blöderes als einen Zug, der immer dieselbe Strecke fährt? Auf denselben Schienen? Gerade eben, auf dem Parkway, da hatte ich das Gefühl, so ein Zug zu sein. Andere haben mal hier, mal da angehalten, Männer sind ausgestiegen. Mussten die etwa um Erlaubnis fragen, ein Glas Bier trinken zu gehen?«

»Du hast Bier getrunken?«

Er zögerte, blieb dann lieber bei der Wahrheit.

»Nein.«

»Martini?«

»Ja.«

»Einen doppelten?«

Es brachte ihn in Rage, dass er es zugeben musste.

»Ja.«

»Und zuvor?«

Sie war tatsächlich so gemein, weiterzubohren.

»Vor was?«

»Vor unserer Abfahrt.«

»Ich versteh nicht, wovon du redest.«

»Was hast du getrunken, als du tanken gefahren bist?«

Diesmal log er.

»Nichts.«

»Aha!«

»Glaubst du mir nicht?«

»Wenn es stimmt, hat der doppelte Martini stärker gewirkt als sonst.«

»Meinst du, ich bin betrunken?«

»Jedenfalls redest du so, wie wenn du getrunken hast.«

»Ich rede dummes Zeug?«

»Ich weiß nicht, ob es dummes Zeug ist, aber du hasst mich.«

»Warum willst du nicht verstehen?«

»Was soll ich denn verstehen?«

»Dass ich dich nicht hasse, dass ich dich im Gegenteil liebe und ich wirklich glücklich wäre mit dir, wenn du endlich bereit wärst, mich wie einen Mann zu behandeln.«

»Indem ich zulasse, dass du unterwegs in jeder Kneipe was trinkst?«

»Da siehst du’s!«

»Was soll ich sehen?«

»Du lässt dir dauernd irgendwelche Beleidigungen einfallen und blähst jede Kleinigkeit auf. Bin ich vielleicht ein Säufer?«

»Bestimmt nicht. Einen Säufer hätte ich nie geheiratet.«

»Und? Trinke ich oft?«

»Nein. Selten.«

»Weniger als einmal im Monat. Vielleicht einmal im Vierteljahr.«

»Was ist dann los mit dir?«

»Nichts wäre los mit mir, wenn du mich nicht wie den letzten Dreck behandeln würdest. Sobald ich mal einen Abend lang Lust habe, auch nur ein kleines bisschen aus unserem Alltag auszubrechen …«

»Empfindest du unseren Alltag als Last?«

»Das hab ich nicht gesagt … Aber nimm zum Beispiel Dick … Der geht jeden Abend mehr oder weniger blau ins Bett … Und trotzdem ist er in deinen Augen ein interessanter Bursche, und du diskutierst mit ihm, als ob nichts wäre. Selbst wenn er getrunken hat …«

»Erstens ist er nicht mein Mann.«

»Und zweitens?«

»Haben wir einen Lastwagen vor uns.«

»Den hab ich gesehen.«

»Sei mal einen Moment still. Wir kommen gleich an eine Kreuzung, und ich möchte gern die Schilder lesen.«

»Hast du was dagegen, von Dick zu reden?«

»Nein.«

»Tut es dir leid, dass du mich geheiratet hast und nicht ihn?«

»Nein.«

Sie waren wieder auf dem Highway. Die Autos auf den beiden Spuren fuhren viel schneller als bei der Abfahrt in New York, und die auf der linken Spur überholten zügig. Offenbar in der Hoffnung, ihn zum Schweigen zu bringen, drehte Nancy das Radio an, wo gerade die Elf-Uhr-Spätnachrichten liefen.

»… Die Polizei hat Hinweise, dass Sid Halligan, der in der vergangenen Nacht aus Sing-Sing ausgebrochen ist und den Fahndern bisher entkommen konnte …«

Nancy machte das Radio wieder aus.

»Warum lässt du es nicht an?«

»Ich wusste nicht, dass dich das interessiert.«

Es interessierte ihn nicht. Er hatte nie etwas von einem Sid Halligan gehört und überhaupt nicht mitbekommen, dass letzte Nacht ein Häftling aus Sing-Sing ausgebrochen war. Er hatte bei der Radiomeldung nur an den Mann in der Bar gedacht, der beim Telefonieren die Sprechmuschel abgeschirmt und eine grausame Härte in den Augen gehabt hatte. Aber das war belanglos, abgesehen davon, dass sie das Radio ausmachte, ohne ihn zu fragen, denn gerade so unbedeutende Nebensächlichkeiten können einen …

Wo waren sie stehengeblieben, als Nancy den Streit unterbrochen hatte? Bei Dick Lowell, der eine Freundin von Nancy geheiratet hatte. Manchmal verbrachten sie einen Abend zusammen.

Alles Quatsch! Wozu noch lang diskutieren? Kümmerte Dick sich vielleicht um die Meinung seiner Frau? Es war seine eigene Schuld, dass er ständig ängstlich überlegte, was sie wohl denken mochte, und immer auf ihre Zustimmung aus war.

»Was machst du jetzt?«

»Das siehst du doch. Ich halte an.«

»Hör zu …«

Die Bar machte einen heruntergekommenen Eindruck. Die davor parkenden Autos waren allesamt alte Schrottkisten, was seine Lust hineinzugehen nur erhöhte.

»Ich warne dich«, sagte Nancy und betonte dabei jede Silbe. »Wenn du aussteigst, fahre ich allein weiter.«

Er war schockiert und sah sie einen Moment ungläubig an. Sie hielt seinem Blick stand. Sie wirkte noch genauso frisch und adrett wie bei der Abfahrt in New York. Eiskalt, das Aas, dachte er.

Vielleicht wäre nichts geschehen und er hätte die Segel gestrichen, wenn sie nicht hinzugefügt hätte:

»Du kannst ja mit dem Bus weiterfahren.«

Er spürte, wie ihm ein eigenartiges Lächeln um die Lippen spielte. Auch er war ganz ruhig, als er die Hand nach dem Zündschlüssel ausstreckte, ihn abzog und in die Tasche steckte.

Noch nie war ihnen so etwas passiert. Er konnte nicht mehr zurück. Er war überzeugt, dass sie eine Lektion verdient hatte.

Er stieg aus und schlug die Wagentür zu, ohne seine Frau anzusehen. Er versuchte, mit sicherem Schritt zum Eingang der Bar zu gelangen. An der Tür drehte er sich um: Sie hatte sich nicht von der Stelle gerührt, und er sah durchs Seitenfenster ihr blasses Profil.

Er trat ein. Gesichter wandten sich ihm zu, die hinter den Rauchschwaden leicht verzerrt wirkten. Als er die Hand auf die Theke legte, fasste er in einen feucht-klebrigen Alkoholrest.

2

Während er vom Eingang in Richtung Tresen ging, war die Unterhaltung an den Tischen verstummt, das Stimmengewirr, das eben noch den Raum erfüllt hatte, war plötzlich abgeklungen wie beim Schlussakkord eines Orchesters. Alle waren reglos an ihrem Platz sitzen geblieben und hatten ihm, weder feindselig noch neugierig, nachgeblickt; auf den Gesichtern war kein Ausdruck zu erkennen.

Sobald er die Hand auf den Tresen gelegt und der behaarte Arm des Barkeepers mit einem schmutzigen Lappen vor ihm entlanggewischt hatte, war das Leben wieder zurückgekehrt, und keiner schien sich mehr um ihn zu kümmern.

Das alles hatte ihn verwirrt. Die Bar machte einen völlig anderen Eindruck als die üblichen Bars an der Straße. Es musste ein Dorf in der Nähe sein oder eine kleine Stadt, wahrscheinlich eine Fabrik, denn es waren unterschiedliche Akzente zu hören, und zwei Schwarze lehnten neben ihm am Tresen.

»Was darf’s denn sein, Fremder?«, fragte der Mann hinter der Theke.

Das sollte anscheinend kein Scherz sein. Seine Stimme klang herzlich.

»Rye!«, murmelte Steve.

Diesmal ging es ihm nicht um den stärkeren Schnaps. Er nahm Rye, weil es hier aufgefallen wäre, wenn er Scotch bestellt hätte. Er wollte Nancy nicht zu lang allein lassen. Er durfte aber auch nicht zu schnell zum Wagen zurückgehen, um das, was er durch sein Verhalten erreichen wollte, nicht gleich wieder zu verspielen.