Schwemmholz - Ulrich Ritzel - E-Book
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Ulrich Ritzel

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Beschreibung

Kantig, nachdenklich, leicht melancholisch und literarisch gebildet. Das ist Kommissar Berndorf, mit dem sich Ulrich Ritzel seit seinem erfolgreichen Erstling "Der Schatten des Schwans" zu den Großen des Krimigenres gesellt hat. Für seinen zweiten Berndorf-Krimi "Schwemmholz" wurde er mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet und für den Glauserpreis nominiert. Beim Frühjahrshochwasser wird in Ulm nicht nur "Schwemmholz" angetrieben - in einem überfluteten Neubau taucht eine Leiche auf. Kommissar Berndorf und seine Assistentin Tamara Wegenast auf den Spuren eines groß angelegten Komplotts um Gelder, Großaufträge und Gefälligkeiten, in das mehr als nur ein Würdenträger verwickelt ist und das Berndorf fast das Leben kostet ...

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Seitenzahl: 656

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Buch

Zwei Fälle für Berndorf, den Kommissar, der seinem Beruf zwischen Montaigne-Lektüre, nächtlichen Ferngesprächen mit seiner Liebsten und maßvollem Whiskygenuss nachgeht – unterstützt von seiner eigenwilligen Assistentin Tamar Wegenast. In ihrem ersten Fall Der Schatten des Schwans ermitteln die beiden bei zwei Morden, zwischen denen vierzig Jahre liegen und die doch auf rätselhafte Weise miteinander verknüpft sind. Die Spur führt über die Schwäbische Alb und Görlitz bis nach Tel Aviv und schließlich zurück zu einem furiosen Showdown am Fuß des Ulmer Münsters.

In Schwemmholz taucht in einem überfluteten Neubau am Bodensee eine Leiche auf. Derweil wird die Stadt Ulm von einem rechtsradikalen Brandanschlag erschüttert. Berndorf und Wegenast ermitteln – und sind schon bald auf der Spur eines groß angelegten Komplotts um Gelder, Großaufträge und Gefälligkeiten, das Berndorf fast das Leben kostet …

Autor

Ulrich Ritzel, Jahrgang 1940, geboren in Pforzheim, verbrachte Kindheit und Jugend auf der Schwäbischen Alb und lebt heute in Ulm. Nach dem Studium schrieb er für verschiedene Zeitungen und wurde 1981 mit dem begehrten Wächter-Preis ausgezeichnet. Sein Erstling Der Schatten des Schwans wurde zum Überraschungserfolg und machte seinen Autor zu einem gefeierten Hoffnungsträger des deutschsprachigen Kriminalromans. 2001 erhielt er für Schwemmholz den deutschen Krimipreis.

Inhaltsverzeichnis

BuchAutorFreitag, 18. September 1998Dienstag, 13. April 1999Mittwoch, 14. AprilMittwoch, 14. April, kurz nach 16 UhrDonnerstag, 15. AprilFreitag, 16. AprilSamstag, 17. AprilSonntag, 18. AprilMontag, 19, AprilDienstag, 20. AprilMittwoch, 21. AprilDonnerstag, 22. AprilDienstag, 11. MaiFreitag, 14. Mai, BerlinSamstag, 15. Mai, BerlinDienstag, 25. MaiMittwoch, 26. MaiDonnerstag, 27. MaiFreitag, 28. MaiFreitag, 28. MaiSamstag, 29. MaiSonntag, 30. MaiMontag, 31. MaiDienstag, 1. JuniMittwoch, 2. JuniDonnerstag, 3. JuniCopyright

Freitag, 18. September 1998

Es war später Abend. An einem Klapptisch saß ein einzelner Mann, ein leeres Glas vor sich. Im Fernsehen lief ein Boxkampf. Der Empfang war schlecht im Wohncontainer, draußen auf der Baustelle liefen die Starkstromkabel zu nah vorbei. Auf dem Bildschirm bekämpften sich wolkige Ungeheuer.

Der Mann stand auf und ging zu dem Gerät, das auf einem Rollschrank stand. Er verschob die Antenne. Der Ton brach ab, Waschbrettlinien liefen über den Bildschirm. Schemenhaft tauchten die Ungeheuer wieder auf. Plötzlich war auch der Ton da und das Bild scharf. Der Mann ging zur Holzbank hinter dem Klapptisch zurück und setzte sich wieder.

Ein untersetzter blonder Bursche, den geröteten Kopf geduckt, die Fäuste hochgezogen, schob sich durch den Ring, drang auf seinen Gegner ein oder versuchte es wenigstens. Aber der hoch gewachsene Russe hielt ihn auf Abstand, linke Geraden durchschlugen die Deckung des Blonden und warfen ihn ein ums andere Mal zurück. Es war erst die zweite Runde, und der Russe hatte noch kaum mit seiner Rechten zugeschlagen.

Wenn er es tut, ist es aus, dachte der Mann. Ungleicher Kampf. Ein Gong ertönte, die beiden Boxer gingen in ihre Ecken. Auf dem Bildschirm sah man eine Frau beim Haarewaschen. Strahlend hielt sie eine Plastikflasche in die Kamera, als habe sie das Glück gefunden. Offenbar hatte sie Schuppen.

Der Mann warf einen Blick auf sein leeres Glas. Er zögerte kurz, dann stand er auf, ging in die enge Küche und holte aus seinem Spind eine Flasche Rotwein. Aus der Schublade des Küchentisches kramte er unter Schlüsseln und schartigen Küchenmessern den Korkenzieher hervor. Von draußen hörte er das ratschende Geräusch, mit dem die Gittertür im Bauzaun geöffnet wurde. Na also, dachte er. Die Disco war ein Reinfall gewesen. So schnell lief das mit den deutschen Mädchen nicht. Er hätte es den anderen gleich sagen können. Er zog den Korken aus der Flasche, goss sich das Glas voll und stellte die Flasche eilig in den Spind zurück.

Mit dem vollen Glas ging er wieder zum Tisch zurück. Die dritte Runde hatte bereits begonnen, und der Russe machte Ernst. Er setzte die Rechte ein und trieb den Blonden mit wuchtigen Schlägen durch den Ring. Die anderen würden sich beeilen müssen, dachte der Mann.

Der Russe hatte seinen Gegner an den Seilen gestellt und schlug auf ihn ein wie auf einen Sandsack. Den anderen entging wirklich das Beste. Der Blonde rettete sich zur Seite. Der Russe setzte nach. Draußen zischte etwas, als wäre es ein Feuerwerkskörper. Der Blonde fiel um und lag auf dem Rücken wie ein hilfloser Käfer. Es musste ein rechter Haken gewesen sein, dachte der Mann. Der Schlag war so schnell gekommen, dass man es nicht hatte sehen können. Sie werden ihn in der Zeitlupe noch einmal zeigen. Der Russe hob lässig seine beiden Fäuste. Er hatte seinen Job getan.

Der Mann nahm einen Schluck aus dem Glas. Als er das Glas absetzte, fiel sein Blick auf das viereckige Fenster über dem Fernseher. Das Fenster war rot erleuchtet, als spiegle sich der Sonnenuntergang darin.

Aber es war spät in der Nacht.

Erst jetzt hörte er das Prasseln. Er sprang auf und stürzte zur Tür. Die kleine rautenförmige Glasscheibe zersprang vor ihm in Augenhöhe. Flammen schlugen herein, eine Qualmwolke zur Decke hoch. Der Mann wich zurück und lief in die Küche zur zweiten Außentür.

Er riss an der Klinke. Die Tür klemmte. Er warf sich dagegen. Nichts rührte sich. Abends war die Küchentür abgeschlossen. Er hechtete zum Küchentisch und zog hastig die Schublade auf. Sie rutschte aus der Halterung und fiel krachend zu Boden. Das Prasseln wurde stärker. Der Mann kniete auf dem Boden und suchte mit zitternden Fingern unter herausgefallenem Besteck nach dem Schlüssel für die Küchentür. Einer mit verrostetem Bart an einem blank gescheuerten Ring.

Es waren drei oder vier Schlüssel. Alle waren angerostet. Aus dem Wohnraum hörte er ein Splittern. Plötzlich hatte er den richtigen in der Hand. Er sprang auf und stürzte zur Tür. Das Deckenlicht erlosch. Im Widerschein der Flammen tastete seine Hand nach dem Schlüsselloch, schließlich fand er es, der Riegel schnappte zurück. Er stieß die Tür auf und musste die Arme vors Gesicht reißen. Eine Feuerwand. Er prallte zurück und hastete in den engen Korridor, der zu den Schlafkojen führte. Er stolperte über einen Koffer, raffte sich auf, erreichte das Fenster am Ende des Ganges und riss den Aluminiumgriff zu sich her.

Das Fenster kippte schräg und verharrte.

Er musste das Fenster zurückstoßen und den Griff umlegen. Auch hier schlug eine funkensprühende Lohe an der Außenwand hoch. Er wandte sich um. Durch die geöffnete Tür am Ende des dunklen Korridors sah er den Aufenthaltsraum im Flammenwirbel. Ein Luftzug schlug ihm beißenden Rauch ins Gesicht. Der Mann sprang am Fenster hoch. Es war klein und quadratisch. Die Arme voraus zwängte er seinen Oberkörper durch die Öffnung. Für einen endlosen Augenblick hing er auf der Fensterkante. Ein blendender Schmerz schlug ihm ins Gesicht. Er schrie. Dann fiel er kopfüber nach unten und kroch dem Dunkel zu.

Die Nacht war sternklar. Von dem verkohlten Balkenwerk stiegen Rauchsäulen in den dunklen Himmel. Auf einem niedergetretenen Brachfeld leuchteten Scheinwerfer den Landeplatz eines Hubschraubers aus. Der Rotor drehte sich mit gedrosselter Geschwindigkeit, zwei Sanitäter trugen geduckt eine Bahre zu dem Laderaum. Neben ihnen lief ein Notarzt und hielt eine Infusionsflasche hoch.

Zwei Männer sahen ihnen zu. Der eine trug Helm und Schutzkleidung der Feuerwehr. Die Sanitäter schoben die Bahre in den Hubschrauber und stiegen dann selbst ein. Der Notarzt folgte ihnen. Bretternd beschleunigte der Rotor. Langsam löste sich der Hubschrauber vom Boden, nahm Fahrt auf und drehte nach Nordwesten ab.

»Sie bringen ihn nach Ludwigshafen«, sagte der Mann mit dem Helm. »Aber ich glaube nicht, dass er durchkommt.«

»Wo habt ihr ihn gefunden?«, fragte der andere. Er war unrasiert und trug einen zerknitterten grauen Anzug.

»Da hinten. An der Baustelle«, antwortete der Feuerwehrmann und deutete auf einen lang gestreckten Rohbau mit einem seitlichen Turm. »Ich glaube, er wollte noch zu der Wasserleitung dort.«

Ein Wagen näherte sich und hielt. Eine junge hoch gewachsene Frau stieg aus. Der Mann in dem grauen Anzug nickte seinem Gesprächspartner zu und ging der Frau entgegen.

»Wir haben einen Zeugen, Chef«, sagte sie. »Ich habe mit dem Nachtwächter von diesem Möbelcenter da unten an der Kreuzung gesprochen. Er hat heute am Abend einen Wagen gesehen, der hier zur Baustelle gefahren ist.«

Der Mann wartete.

»Das Nummernschild konnte er nicht sehen«, fuhr sie fort. »Er glaubt, sie haben es verhängt oder zugeklebt. Aber in einem ist er sich sicher. In dem Wagen saßen zwei Männer. Einer von ihnen war ein Glatzkopf.«

Sie warf einen Blick auf den Feuerwehrmann. Der hatte sich abgewandt und stocherte im Brandschutt.

»Ich habe einen Kollegen vom Staatsschutz herausgeklingelt«, sagte sie dann. »Einer seiner Neonazis ist hier aus dem Dorf. Veihle heißt der Mann, Axel Veihle.«

Der Mann schwieg noch immer. »Wir sehen ihn uns an«, sagte er schließlich. »Obwohl mir das fast zu glatt geht.«

Dienstag, 13. April 1999

Durch die Stores an der Fensterfront des lang gestreckten Saals drang das Licht eines trüben Vormittags und vermischte sich mit dem der Deckenstrahler, die tief über den Tischen des Gerichts hingen. Von seinem erhöhten Platz aus konnte Kugler die Kronen der Kastanien vor dem Portal des Justizgebäudes sehen. Noch immer wurde geredet, Kugler musste sich Mühe geben, dem Gemurmel zu folgen. In der Schule war das so gewesen, wenn sich die Stimme des Lehrers anhörte, als sei sie ins Ferne abgedriftet. Etwas unterhalb von ihm saß Stefan Rodek, straff, aufrecht, die schwarzen Haare akkurat geschnitten, Nacken und Ohren frei, die Hände auf dem Tisch, als befände er sich auf einem Lehrgang für Stabsunteroffiziere. Rechts neben Rodek hockte Axel Veihle. Glatzköpfig. Ein Mehlsack, der es fertig gebracht hatte, dumm zu grinsen, als der medizinische Sachverständige Dias von den Brandwunden gezeigt hatte.

Kugler zwang sich, dem Experten des Landeskriminalamtes zuzuhören, der am Tisch unterhalb der Staatsanwältin Meulenfeld saß. Der Mann trug einen struppigen grauen Bart und blickte ergeben auf das Gericht, als habe er schon lange die Hoffnung aufgegeben, einem Juristen naturwissenschaftliche Grundbegriffe verständlich machen zu können. Schließlich stand er auf, ging zum Richtertisch und legte dem Vorsitzenden mehrere Diagramme vor. Kopien davon brachte er der Staatsanwältin und den beiden Anwälten.

Die Diagramme zeigten scharf gezackte, dann unterschiedlich auslaufende Kurven. Kugler ließ die Blätter vor sich liegen. Neben ihm beugte sich Rosdorfer beflissen darüber.

»Wenn ich das zusammenfassen darf«, sagte der Vorsitzende Richter Hagenberg, »dann ist dem Brand des Wohncontainers, in dem sich der Nebenkläger Casaroli befand, durch einen Brandbeschleuniger nachgeholfen worden?«

»Man kann das so nennen«, antwortete der Sachverständige. »Wir haben vor beiden Türen und unterhalb der Fenster Rückstände von Mineralöl gefunden, außerdem Überreste von verbranntem textilem Gewebe. Das deutet darauf hin, dass an den Außenwänden des Containers Öl ausgeschüttet und mit brennenden Stofflappen angezündet wurde.«

»Das verstehe ich nicht«, sagte Rosdorfer. »Wieso das? Benzin entzündet sich doch sofort, da brauchen Sie nur eine brennende Zigarettenkippe hineinzuwerfen.«

Mit resignierter Geste wies der Experte auf die Diagramme. »Es ist kein Kraftstoff für Ottomotoren verwendet worden, sondern Mineralöl mit wesentlich höherem Flammpunkt. Es war also kein Benzin, wohl aber Dieselkraftstoff oder Heizöl. Deswegen wurden zusätzlich Zünder benötigt.«

»Habe ich das vorhin richtig verstanden«, meldete sich einer der beisitzenden Richter zu Wort, »die Rauchspuren, die am Hemd und im Gesicht des Angeklagten Veihle gefunden wurden, rühren ebenfalls von Mineralöl her?«

»Das ist richtig.«

»Können Sie das nicht näher eingrenzen?«, schaltete sich Hagenberg ein. »War das nun Dieselkraftstoff oder Heizöl? Soviel ich weiß, wird Heizöl mit Zusatzstoffen markiert, weil der Fiskus sonst nicht die Leute überführen kann, die damit ihren Daimler auftanken.«

»Auch das ist richtig. Furfurol ist ein solcher Zusatz. Aber die uns vorliegenden Proben reichen nicht aus, um solche Zusätze nachzuweisen. Oder sie auszuschließen.«

Hagenberg überlegte. »Gilt das sowohl für die Proben vom Brandschutt wie für die Rauchpartikel, die beim Angeklagten Veihle gefunden wurden?«

»Exakt. In beiden Fällen kann Heizöl im Spiel gewesen sein, aber auch Dieselkraftstoff.«

Im Spiel ist gut, dachte Kugler.

Rosdorfer bedankte sich und bat, die Antwort ins Protokoll aufzunehmen. Der Protokollführer war ein blasser unauffälliger Mann, der auf der Richterbank links von den drei Richtern und den beiden Schöffen saß, fast auf gleicher Höhe mit den Anwälten. Rodek drehte den Kopf und warf Kugler einen kurzen Blick zu. Kugler verzog nur kurz einen Mundwinkel. Er war Rodeks Anwalt. An diesem Morgen musste er nicht viel tun, um sein Geld zu verdienen.

Veihle feixte. Kugler schüttelte unwillig den Kopf. Rosdorfer hat seinen Mandanten nicht im Griff, dachte er. Aber es hatte keinen Zweck, dem Kollegen Ratschläge zu geben. Der war seit dreißig Jahren im Geschäft und hielt sich für einen Starverteidiger, seit er einmal einen Mann freipaukte, der – wie jeder zu wissen glaubte – die eigene Frau ersäuft hatte.

Besorgt warf er einen Blick auf das Gericht. Hagenberg und die beiden anderen Berufsrichter steckten die Köpfe zusammen, die beiden Schöffen starrten leer vor sich hin. An Veihle schien niemand Anstoß genommen zu haben. An der Fensterseite des Saales, Kugler gegenüber, saß Casaroli in seinem Rollstuhl, die Wollmütze über dem Schädel, die Hände in Handschuhen verpackt. Seine Gesichtshaut war weißfleckig, und statt des Mundes hatte er eine Art Querspalt.

Kugler vermied es, länger hinzusehen. Sein Blick ging weiter, glitt bemüht gleichgültig über den dunkelhaarigen Mann auf dem Fensterplatz in der dritten Reihe, der seinen beigen Kamelhaarmantel über die Lehne des Vordersitzes gelegt hatte. Noch ein Spaghetti, hätte Veihle gesagt. Kugler erinnerte sich an die ersten Gespräche mit Rodek. »Den Ausdruck Spaghetti will ich von Ihnen nicht mehr hören. Nicht während der Verhandlung.«

In der Verhandlungspause hatte ihn Rodek auf den Mann am Fenster angesprochen. Ob man herausfinden könne, wer das sei? Kugler hatte sich gewundert. Es schien das erste Mal, dass Rodek beunruhigt war. Angst vor der Mafia? Oder wäre da wohl eher die N’drangheta zuständig? Es war albern, aber Kugler hatte trotzdem einen früheren Kommilitonen angerufen, der jetzt Abteilungsleiter beim Landeskriminalamt Stuttgart war, und ihm eine Beschreibung durchgegeben.

Vor ihm schnaufte Veihle auf. Ein mittelgroßer, grauer Mann von aufrechter Haltung hatte den Saal betreten und dem Protokollführer seine Personalien diktiert: ». . . ladungsfähige Anschrift: Polizeidirektion Ulm, Neuer Bau; mit den Angeklagten nicht verwandt oder verschwägert, wegen Eidesverletzung nicht vorbestraft.«

Plötzlich war Kugler hellwach. Der Graue war Kriminalhauptkommissar Berndorf.

»Wir haben Sie hergebeten«, sagte der Vorsitzende Richter Hagenberg, »weil die Verteidigung noch einige Fragen zum Geständnis des Herrn Veihle hat.« Noch ehe Kugler protestieren konnte, fügte der Richter eilig hinzu. »Zu Veihles widerrufenem Geständnis.«

Rosdorfer begann damit, dass die Polizei seinen Mandanten Veihle in der Tatnacht aufgespürt habe. Ob der Herr Veihle denn vernehmungsfähig gewesen sei?

»Ja«, sagte Berndorf knapp.

»Könnten Sie das etwas genauer darlegen«, hakte Rosdorfer nach. »Hat Herr Veihle die Fragen verstanden, die Sie ihm gestellt haben? Hat er zusammenhängende Antworten geben können?«

»Er hat die Fragen verstanden, und er hat geantwortet.«

»Es muss Ihnen doch aufgefallen sein, dass mein Mandant ziemlich einen – nun ja, einen gehoben hatte, also ich meine: dass er sternhagelvoll betrunken war?«

»Dass er getrunken hatte, war zu riechen«, sagte Berndorf. »Wir haben deshalb auch die Entnahme einer Blutprobe veranlasst.«

»Und trotzdem haben Sie ihn vernommen?«

»Wir hatten, Herr Anwalt, einen – Brandanschlag auf eine Wohnunterkunft aufzuklären, ein Kapitalverbrechen also«, antwortete Berndorf, »mit einem Opfer in akuter Lebensgefahr, wir hatten Zeugenaussagen, die auf zwei Täter hinwiesen, und wir hatten einen Tatverdächtigen. Hätten wir Ihrer Ansicht nach warten sollen, bis der zweite Mann über alle Berge war?«

»Die Fragen wollen Sie bitte mich stellen lassen, Herr Zeuge«, antwortete Rosdorfer pikiert. Aber dann fiel ihm keine mehr ein. »Für den Augenblick nicht.«

Kugler schaltete sich ein: »Haben Sie nachgeholfen, dass der Herr Veihle hat vernommen werden können?«

Berndorf sah ihn reglos an. »Ich verstehe Ihre Frage nicht.«

»Stimmt es, dass Sie ihm den Kopf unter den Wasserhahn gehalten und das kalte Wasser aufgedreht haben? Dass sie ihm heißen Kaffee eingeflößt haben?«

»Es war nachts. Wenn ein Beschuldigter während der Vernehmung einen Kaffee will, bekommt er einen. Heiß war er sicher nicht. Aus den Automaten im Neuen Bau gibt es nur lauwarmen.« Im Saal kicherten Zuhörer.

»Vielleicht sollte ich Ihnen sagen, Herr Zeuge«, sagte Kugler bissig, »dass wir uns hier nicht zum Scherzen versammelt haben. Haben Sie nun dem Herrn Veihle den Kopf unter den Wasserhahn gehalten oder nicht?«

»Es ist richtig, dass sich Herr Veihle erfrischen wollte. Selbstverständlich haben wir ihm das erlaubt. Wir haben es nicht als unsere Aufgabe betrachtet, ihm dabei den Kopf zu halten.«

Abrupt, mit einer zornigen Geste drehte sich Rodek zu Kugler um. Der Protokollführer zuckte erschrocken zusammen. »Der verscheißert uns«, flüsterte Rodek. Kugler hob beruhigend die Hand. Rodek warf einen Blick auf den Protokollführer, dann wandte er sich wieder dem Saal zu.

»Der lügt wie gedruckt«, sagte Veihle laut. »Fast erstickt bin ich.« Berndorf sah Veihle an. »Wenn das so war, hat man bei Ihrer Aufnahme in die U-Haft sicherlich Blutergüsse oder ähnliche Verletzungen festgestellt. War dem so?«

»Nun machen Sie mal einen Punkt«, warf Kugler ein. »Da genügt doch ein Wort von Ihnen, und nichts dergleichen wird festgestellt.«

»Wenn ich das richtig verstehe, werfen Sie nicht nur mir, sondern auch den Verantwortlichen der Haftanstalt pflichtwidriges Verhalten vor. Aber das müssen Sie schon mit diesen selbst diskutieren. Ich kann Ihnen zu den Vorgängen in der U-Haft keine Angaben machen.«

Vielleicht hat es doch etwas gebracht, sagte sich Kugler, als er nach dem Ende der Vormittagsverhandlung mit raschen Schritten vom Justizgebäude über das Hafenbad zur »Walser Post« ging. Dass Berndorf ihm den Gefallen getan und ihn abgebürstet hatte, war doch mehr, als man hatte erhoffen können. So war dem Gericht wieder einmal in Erinnerung gerufen, warum der Kommissar als arrogant galt. Kein Richter mag einen arroganten Zeugen.

Zum Meeting kam er wieder einmal zu spät. Im Nebenzimmer der »Walser Post« saßen die Rotarier bereits bei einer Lauchcreme-Suppe. Für Kugler fand sich noch ein Platz an der Schmalseite des Tisches zwischen dem »Tagblatt«-Chefredakteur Dompfaff auf der einen und dem Architekten Welf auf der anderen Seite. Die beiden waren in ein angeregtes Gespräch vertieft, dessen Gegenstand – ein Mann mit kurz geschorenem Haar und einem blassen, vollen Gesicht – neben Dompfaff saß. »Wir versuchen gerade, den Geruch der Heiligkeit an ihm festzustellen«, erklärte Welf. »Aber er will nicht an sich schnuppern lassen.«

»Vielleicht hat er sich seit Rom nicht mehr gewaschen«, meinte Dompfaff. »Damit es eine Weile hält.«

Eugen S. Kaufferle, der Mann mit dem ausdruckslosen Gesicht, war Leiter der Ulmer Niederlassung einer der Frankfurter Großbanken. Mit anderen Mitgliedern des Wirtschaftsrates der Staatspartei war er in der vergangenen Woche in Rom gewesen und auch im Vatikan empfangen worden. Jetzt löffelte er ungerührt seine Suppe, von Zeit zu Zeit einen scheinbar unbeteiligten Blick auf Welf und Dompfaff werfend.

»Wie ist das eigentlich mit den guten Werken?«, bohrte Dompfaff nach: »Für den Segen des Heiligen Vaters werden Sie ja nicht nur einen Hosenknopf in den Klingelbeutel geworfen haben. Geht die milde Gabe auf Spesen?«

Kaufferle schwieg eisern.

»Meine Herren«, sagte Kugler und faltete die Serviette auseinander, »Sie sprechen von einer Materie, deren diskrete Behandlung Kirchen und Banken gleichermaßen heilig ist.«

»Sehr aufschlussreich.« Unerwartet hatte Kaufferle sein Schweigen gebrochen. »Dass sich ein Anwalt über Diskretion lustig macht, sollte zu denken geben.« Er warf Kugler einen warnenden Blick zu. Dann legte er seinen Löffel in den Teller und lehnte sich zurück. Er fixierte den Anwalt. »Wollen Sie uns nicht lieber erzählen, welchen Halsumdreher Sie heute schon wieder auf die Menschheit losgelassen haben?«

Plumpes Ablenkungsmanöver, dachte Kugler. »Lieber Herr Kaufferle«, antwortete er, »glauben Sie einem kleinen Strafverteidiger: Die wirklichen Halsumdreher kommen erst gar nicht zu mir. Die finden Sie auch nicht auf der Anklagebank vor dem Ulmer Landgericht. Die sind viel weiter oben, in ganz anderen Etagen.«

»So viele Stockwerke hat das Justizgebäude doch gar nicht«, meinte Kaufferle.

»Ich hab das ganz gut verstanden«, sagte Welf. »Kugler meint: hoch oben in gewissen Frankfurter Glastürmen zum Beispiel. Was für Halsumdreher man dort findet, müssten Sie doch selbst am besten wissen, Kaufferle.« Welf grinste vergnügt und funkelte Kugler von der Seite her an. Sie waren beide Anfang dreißig, ab und zu spielten sie miteinander Tennis, auch wenn Kugler dabei nie eine Chance hatte.

»Ja, die Bauunternehmer«, seufzte Kaufferle gekränkt. »Die halten es bereits für eine Majestätsbeleidigung, wenn man sie nur zaghaft nach Sicherheiten zu fragen wagt.«

Welf war nicht nur Architekt, sondern hatte vor zwei Jahren auch das Baugeschäft seines Schwiegervaters Haun übernommen.

»Wenn die Banker doch nur nach Sicherheiten fragen würden, und zwar dort, wo es angebracht ist«, gab Welf zurück.

Dompfaff fand es an der Zeit, wieder zur Konversation beizutragen. »Sie hatten doch heute Verhandlung in dieser Sache mit dem Brandanschlag?«, fragte er Kugler. »Es ging wohl um rüde Vernehmungsmethoden der Polizei, wenn ich meinen Gerichtsreporter richtig verstanden habe.«

»Oh«, sagte Kugler, »Ihr Reporter war wirklich da und ist auch gar nicht eingeschlafen? Da darf ich aber gespannt sein.«

Dompfaff legte den Kopf schief. »Das klingt ja nicht nach besonders guten Erfahrungen«, sagte er beiläufig.

»Auch nicht nach schlechten«, antwortete Kugler. »Bisher muss ich immer in einer anderen Verhandlung gewesen sein, wenn das Tagblatt über einen Prozess berichtet hat.«

Der Hauptgang, gedünsteter Waller im Wurzelsud, kam und half Dompfaff über die Verlegenheit hinweg, eine Antwort zu finden. Aber dann fing Welf wieder an. »Was ist mit diesem Brandanschlag?«

Kugler, dem der Waller zu fett war, legte das Besteck zur Seite. »Mitte September ist draußen in dem Industriegebiet zwischen Wiesbrunn und Ulm-Nord der Wohncontainer einer italienischen Baufirma angezündet worden. Zum Glück war nur ein Arbeiter drin, der aber ziemlich schwer verletzt worden ist. Kein schöner Anblick, wirklich nicht.« Kugler verzog das Gesicht. »Ja, und der Nachtwächter von einem Möbelmarkt nebenan will in der Tatnacht zwei Skinheads gesehen haben, und an der Wiesbrunner Esso-Tankstelle hatte ein Glatzköpfiger am Tag zuvor einen Kanister Dieselöl abfüllen lassen. Die Polizei ist dann zu den üblichen Verdächtigen gefahren und hat tatsächlich einen der Skins bei sich zu Hause vorgefunden, schwer betrunken.«

»Und das ist dein Mandant?«, fragte Welf.

»Eben nicht«, sagte Kugler. »Dieser Polizeikommissar Berndorf hat den Betrunkenen in die Mangel genommen, bis der alles gestanden hat, was ihm von Berndorf in den Mund gelegt worden ist. Und weil Berndorf einen zweiten Tatbeteiligten haben wollte, hat der Glatzkopf ihm einen seiner Kumpel genannt. Angeblich sei das auch der Anstifter gewesen.«

»Sehr merkwürdige Ermittlungsmethoden«, sagte Dompfaff, um sich wieder ins Gespräch zu bringen.

»Das können Sie ruhig auch in Ihrer Zeitung schreiben lassen«, meinte Kugler.« Wobei merkwürdig noch ein schwacher Ausdruck ist. Berndorf ist ein Überzeugungstäter. Einer, der von seinen vorgefassten Meinungen nicht mehr abzubringen ist.«

»Du zündest doch nicht einfach ein Haus an«, sagte Welf. »Da bleiben doch Spuren, du hast Rauch und Ruß an den Händen und im Haar.«

»Was heißt Haare? Ich denke, Sie reden von einem Glatzkopf«, warf Dompfaff ein.

»Schon recht«, sagte Kugler. »Die Spuren sind wirklich wichtig. Nun ist mein Mandant ein reinlicher Mensch und hatte sich zufällig frisch geduscht, bevor die Polizei zu ihm kam. Außerdem hat er ja angeblich nicht selbst gezündelt. Sondern nur die Gesamtleitung innegehabt, sozusagen. Der andere allerdings muss wohl ziemlich eingesaut gewesen sein, voller Rauch und Ruß. Und in der Abfalltonne war eine angesengte Jacke.«

»Na also«, sagte Dompfaff. »Eine verfolgte Unschuld sieht anders aus.«

»Sachte«, antwortete Kugler. »Der junge Mann wohnt mit einer Frau in einem Austragshaus auf der Alb. Wissen Sie, wie solche Häuser geheizt werden? Dieses hat fast neuzeitlichen Komfort. Es verfügt über Ölöfen. Mein Großvater hatte so einen. Wenn er ihn anheizen wollte, warf er einen Zünder hinein. Einen und nochmals einen . . .«

»Jaja, als Großvaters Bart noch rot war«, warf Welf ein. »Und irgendwann hat es einen Schlag getan und der Opa hat ausgesehen wie der Kaminfeger.«

»Genau«, sagte Kugler. »Der junge Mann hat sich ausnahmsweise mal nützlich machen und den Badeofen in Gang setzen wollen. Sein Mädchen wird es bestätigen.«

Zum Dessert gab es einen Obstsalat, den Dompfaff aber zurückgehen ließ. Er müsse in die Redaktion, sagte er, weil er einen Anruf von Innenstaatssekretär Schlauff erwarte. »Der fragliche Klingelbeutel ist leider nicht so diskret gehandhabt worden, wie Freund Kaufferle das anzunehmen scheint«, sagte er noch und ging. Das Gesicht des Bankers blieb unbewegt. Dompfaffs Weggang löste einen allgemeinen Aufbruch aus. Auch Kugler musste ins Justizgebäude zurück, denn die Verhandlung wurde am Nachmittag fortgesetzt. An der Garderobe hielt ihn der Gynäkologe Freyberg auf und machte Anstalten, ihm über die jüngste Verbesserung des Freyberg’schen Golf-Handicaps zu berichten. Einlochen müsstest du inzwischen nun wirklich können, dachte Kugler und kam mit Mühe los. Als er auf die Straße trat, sah er Welf und Kaufferle vor sich, der Banker in altmodischem Dunkelblau, untersetzt und plump, der Architekt im hellen Übergangsmantel, schlank und gut einen Kopf größer. Trautes Gespräch? Kaum, dachte Kugler. Jörg Welf ging es nicht besonders gut. Der ganzen Baubranche nicht. Er wandte sich nach rechts.

»Wir sollten uns noch über das Projekt Ostbahnhof unterhalten«, sagte Kaufferle.

»Sind Sie sicher, dass das hier der richtige Platz dafür ist?«, fragte Welf zurück. »Im Übrigen sehe ich keinen Klärungsbedarf. Die Planungen sind abgeschlossen, wir werden beginnen können, sobald die letzten Mieter ausgezogen sind.«

»Sie sind es aber nicht«, bemerkte Kaufferle. »Außerdem heißt es in der Stadt, in Ihre Häuser würde es hineinregnen. Morgen sind Sie deshalb doch beim Landgericht?«

»Die Schäden sind bereits behoben«, antwortete Welf. »Das andere sind Peanuts – so heißt das doch in Ihrer Sprache?«

Kaufferle runzelte die Stirn. »Auch für Peanuts braucht man einen großen Beutel. Gerade für Peanuts.«

»Wo ist das Problem?«, fragte Welf.

»Sehen Sie«, sagte Kaufferle, »das Baugeschäft Haun war früher ein kleiner, seriöser Handwerksbetrieb. Ihr Herr Schwiegervater hat mal da ein Einfamilienhaus gebaut und mal dort eines. Und wenn man eine Garage aufgemauert haben wollte, ging man zum Haun. Tempi passati. Sie hingegen machen große Architektur. Bauhaus-Stil in Ulm-Söflingen. Villenanlage am bayerischen Donau-Ufer. Neue Akzente im Städtebau. Heute Nachmittag sind Sie im Rathaus wegen der neuen Sporthalle. Das ist ein mächtig großes Rad, das Sie drehen. . .«

Kaufferle blieb stehen. »Es sollte nirgends hineinregnen, Welf. Nicht, wenn man eine Großsporthalle bauen will.«

Welf sah ihn starr an. »Ich weiß immer noch nicht, worauf Sie hinauswollen.«

»Das habe ich bereits gemerkt«, antwortete Kaufferle. »Lassen Sie mich es so sagen: Unsere Bank ist in sehr erheblichem Umfang bei Ihnen engagiert. Ich wünsche mir und Ihnen, dass wir das nie bedauern müssen.«

»Jetzt verstehe ich Sie überhaupt nicht mehr«, erwiderte Welf. »Wir haben bisher alle Kredite pünktlich bedient.«

»Gewiss«, antwortete Kaufferle: »Pourvu que ça dure. Soll Napoleons Mutter einmal gesagt haben.« Er lüftete kurz seinen Hut und schlug den Weg zum Münsterplatz ein, wo seine Bank in einem unauffälligen Eckhaus residierte.

Langsam senkten sich die Jalousien an der Fensterwand des quadratischen Saals und verdunkelten ihn. Die Deckenbeleuchtung flammte auf. Hinter dem Tisch des Baudezernenten war eine Leinwand aufgebaut; Baubürgermeister Klotzbach hatte seinen Platz geräumt und sich, die Arme verschränkt, neben Welf gesetzt. Die beiden unterhielten sich halblaut. An den hufeisenförmig angeordneten Tischen der Stadträte und in den Zuhörerreihen löste sich die Stimmung.

Judith Norden sah sich unauffällig um. Das Publikum kam ihr vor wie eine naturbelassene Auswahl des besseren Ulmer Bürgertums, die männlichen Exemplare zumeist mittleren Alters, den Teint vom Skifahren im Montafon oder der regelmäßigen Ruderpartie auf der Donau nachgedunkelt. Auch einige Frauen waren darunter; sie trugen Kostüme von handgewebter Eleganz und sahen aus, als ob sie sich morgens kalt duschten. Zwischen allen aber, Judith schaute lieber erst gar nicht hin, thronte rosenwangig und großbusig und Wagenrad-behütet Ellinor Welf, Witwe, Mutter, vermutlich auch Ehrengauleiterin der Turnerinnen und als solche jedenfalls berechtigt, zu was auch immer. Judiths Blick glitt durch den Saal und blieb an dem massigen Mann hängen, der seitlich von Ellinor Welf saß, unmittelbar hinter dem Pressetisch. Er hatte eisgraues Haar und eine wulstige Stirn. Sein Gesicht war gerötet, als ob er an Bluthochdruck leide. Jakob Gföllner in Person. Sieh an, dachte Judith. Sie kannte den Bauunternehmer von einem Empfang der Industrie- und Handelskammer, deren Vizepräsident Gföllner war. Neben ihm hockte ein jüngerer Mann, noch vierschrötiger als jener, den Kopf gesenkt, als ob er ihn zwischen seinen massigen Schultern sichern müsse.

Die Leute hier pflegen einen ausgeprägten Familiensinn, dachte Judith. Trotzdem wunderte es sie, dass Vater und Sohn Gföllner gekommen waren. Welf wirkte aber nicht beunruhigt. Offenbar vertraute er auf seine Absprachen mit Klotzbach und den Sportfunktionären im Publikum. Nicht einmal das Aufkreuzen seiner Mutter-Fregatte hatte ihn irritiert.

Welf, der schräg vor ihr saß, schien ihren Blick gespürt zu haben. Er wandte sich zu ihr um und nickte ihr zu. Wie immer, hatte er sie auch hier als seine Assistentin vorgestellt.

Sie löschte das Licht und startete das Abspielgerät. Für einige Augenblicke versank der Kleine Sitzungssaal des Ulmer Rathauses in Dunkelheit. Dann flammte auf der Leinwand am Kopfende der Sternenhimmel auf. In scheinbar rasender Fahrt stürzte die Kamera auf einen der Sterne zu, holte ihn ins Blickfeld, es war die Erde, wolkenweiß und wasserblau, dem Betrachter flog Europa entgegen, die Donau und die Alb und Ulm mit dem grünen Park der Friedrichsau, aus der eine kreisrunde Keksdose aus Stahl und Glas ins Auge sprang. Unversehens fanden sich die Zuschauer in einer Basketballhalle mit riesigen Rängen wieder. Die Musik, eine verfremdete Aufnahme von Beethovens Neunter, klang aus, auf der Leinwand wurde eine Großaufnahme des Ulmer Basketball-Stars Lewis Robinson eingeblendet: »Willkommen, welcome, bienvenu in Ulm«, sagte Robinsons sonore Stimme mit dem angenehmen amerikanischen Akzent.

Keinem achtjährigen Kind hätte man mit einer solch ausgelutschten Computer-Animation kommen dürfen, dachte Judith. Aber im Ulmer Rathaus mochte es noch angehen. Und Pläne konnten die Leute schon lange nicht mehr lesen.

Die Kamera begann, Gänge und Umkleideräume, Foyer und VIP-Lounges abzufahren, Robinsons Stimme gab kurze Erklärungen und leitete über zu Basketballern und Eishockey-Cracks, deren Spielszenen so montiert waren, als seien sie in der Halle aufgenommen, die es noch gar nicht gab. Dazwischen wurden Schwenks mit jubelnden Fans eingeblendet.

»Ich hoffe, unsere neue Halle gefällt auch Ihnen«, sagte die Stimme zum Schluss. »Wir müssen sie jetzt nur noch bauen. Helfen Sie uns dabei.«

Das Licht ging wieder an. Klotzbach nickte Welf zu, so, als ob er wirklich beeindruckt sei. Natürlich kannte er die Animation bereits. Judith wagte ein kurzes Lächeln, das kess und anmutig aussah unter ihren kurz geschnittenen schwarzen Haaren. Die Stadträte schwiegen. Einer von ihnen, ein rundlicher älterer Mann mit einem grauen Schnauzbart, putzte sorgsam seine Brille. Aus den Augenwinkeln sah Judith, dass Gföllner unbewegt auf seinem Stuhl unter den Zuhörern saß, so, als ginge ihn das alles nichts an. Neben ihm hockte sein Sohn und betrachtete seine großen roten Hände.

»Also ich hab immer darauf gewartet, wann der Commander Kirk auftritt«, sagte ein junger Mann mit einem runden Gesicht und flinken Augen hinter runden Brillengläsern. Er war von den Grünen und zählte also nicht. Welf lächelte großzügig und hob beide Hände in einer entschuldigenden Geste.

»Das hier ist ein ernsthaftes Thema«, meldete sich ein Mann, dessen halsloser Kopf aus einem zu engen Jackett herauswuchs. Er war Obmann der Staatspartei und hatte sich schon vor der Sitzung speckig an Judith herangedrückt. Vorsichtshalber hatte sie ihm das kleine Lächeln geschenkt, mit dem frau die fetteren Kanarienvögel in Verwirrung stürzt, denn er war ein wichtiger Mann. Jetzt machte er einen spitzen Mund, sprach von ansprechendem Konzept, von bürgerschaftlichem Engagement, von Bausteinen, die von der Stadt und dem Verein verkauft werden könnten und – »um im Bild zu bleiben« – von einer Sternstunde für den Ulmer Sport.

»Erst mal hätte ich lieber etwas über die Folgekosten von dem Ding da gewusst. Und über die Energiebilanz«, sagte sein Gegenüber von den Grünen.

An der linken Tischseite ergriff ein nicht mehr ganz junger Mann mit bereits ergrauter Haartolle das Wort. Durch Judiths Ohren krochen »Events von überregionaler Akzeptanz, unverzichtbare Innovationen und erfolgsorientiertes Standort-Marketing«. Während der Mann sprach, blickte er prüfend zum Pressetisch, ob die Sätze dort auch im Wortlaut notiert würden. Welf nickte zustimmend, fast begeistert. Glaubt er diesen Stuss womöglich auch, überlegte Judith und sah verstohlen zu Gföllner. Der verzog noch immer keine Miene.

Er wolle daran erinnern, sagte der Baudezernent Klotzbach, dass der Grundsatzbeschluss über den Bau der Halle bereits gefasst worden sei: »Wir müssen jetzt wissen, wie es weitergehen soll. Ob wir Herrn Welf nicht nur als Planer, sondern auch als Generalunternehmer beauftragen sollen.«

Wir wollen doch »Nägel mit Köpfen« machen, meinte der Specknacken von der Staatspartei. Von links wurde mit einem »positiven Motivations-Impuls« assistiert. Der Mann mit dem grauen Schnauzbart begutachtete seine Brille. Es war Pfeiffle, von dem Judith wusste, dass er seit grauer Vorzeit Fraktionssprecher des Bürgerblocks war.

Umständlich setzte er die Brille auf. »Net so schnell«, sagte er ruhig. »Der Herr Welf hat da ja einen schönen Plan gemacht. Aber freihändig können wir das ja gar nicht vergeben. Oder meinen die Herren vom Rechtsamt etwas anderes?«

Am Tisch der Mitarbeiter des Baudezernats stand ein weißhaariger Mann auf und verbeugte sich leicht. »Wenn die Halle in städtischer Trägerschaft errichtet wird, müssen wir die Arbeiten sogar ausschreiben. Wir bekommen sonst die größten Schwierigkeiten mit dem Regierungspräsidium.«

Der Mann mit dem Schnauzbart nickte. »Also machen wir es so wie immer. Bisher hat’s uns auch nirgends hineingeregnet.« Judith blickte auf Welf. Er bemühte sich, keine Reaktion zu zeigen.

In der Nachmittagsverhandlung war Axel Veihles Freundin Sonja Biesinger als Zeugin geladen. Rosdorfer hatte ihr gesagt, sie solle etwas Dunkles anziehen. Nun saß sie da und sah aus, als sei sie auf einer Beerdigung. Kugler fiel auf, wie dick ihr Bauch bereits war. Dass Veihle für das Balg würde aufkommen müssen, hatte ihm vermutlich gerade noch gefehlt. Jedenfalls versuchte er angestrengt, an seiner Verlobten und ihrem Bauch vorbeizusehen. Aber alles hat seine zwei Seiten. Wer sperrt so ohne weiteres einen werdenden Vater ein? Und wenn Veihle davonkam, dann war auch sein Mandant Rodek draußen, dachte Kugler und machte stellvertretend für den werdenden Vater ein verantwortungsvolles Gesicht.

Die Biesinger machte ihre Sache gut. Ja, sie habe baden wollen, erklärte sie dem Gericht. »Aber der alte Badeofen ist nicht angegangen. Dann hat Axel es versucht, aber plötzlich hat es einen Schlag getan und er war ganz schwarz verschmiert. Irgendwie sah er richtig komisch aus.« Der Vorsitzende Richter hörte andächtig zu. »Und – haben Sie baden können?«

»Ja«, sagte die Zeugin, »der Ofen hat dann getan.« Und weil sie einmal dabei war, erzählte sie, wie kalt es in dem alten Haus immer gewesen sei, und wie dankbar sie Axel damals für das warme Bad war. »Aber seine Windjacke war ganz ruiniert. Ich hab sie deswegen gleich in den Mülleimer getan.«

Kugler beugte sich zu Rodek vor. »Sie soll nicht überziehen«, flüsterte der Anwalt. Rodek nickte. Als Veihles Freundin zu ihm hersah, senkte er unmerklich den Kopf.

Marie-Luise Welf brachte Solveig zur Türe und dankte ihr. »Aber ich mache es doch gern«, sagte die 18-Jährige, winkte zum Abschied und lief über den Kiesweg zu ihrem Elternhaus hinüber. Sie war wohlerzogen und von einer unerschütterlichen Fröhlichkeit, für die Marie-Luise manchmal dankbar war und die sie manchmal kaum ertragen konnte.

An diesem Abend war Marie-Luise vor allem froh, dass sie die Türe hinter sich schließen konnte. Sie hatte mit Georgie heute einen Termin in einer Reutlinger Praxis gehabt. Es war nicht einfach, einen Augenarzt zu finden, der sich auf die Probleme von Kindern mit Downsyndrom versteht und die Geduld und Umsicht besitzt, einen quirligen Vierjährigen im Behandlungsstuhl still zu halten. Als sie mit Georgie zurückkam, war sie so erledigt gewesen, dass sie sich erst einmal hinlegen musste. Zum Glück hatte Solveig Zeit, sich um das Kind zu kümmern. Noch immer fühlte sie sich wie zerschlagen. Als sie durch die Garderobe zurückging, vermied sie es, in den Spiegel zu sehen. Sie wusste auch so, was sie gesehen hätte – eine Frau mit einem müden Gesicht und glanzlosem, flachsfarbenem Haar. Sie schob die Tür zum Wintergarten auf, schaltete die indirekte Beleuchtung aus und setzte sich in einen Korbsessel. Dunkelheit senkte sich um sie und über die großblättrigen Pflanzen im Atrium. Georgie schlief, und im Haus herrschte Stille.

Marie-Luise überließ sich dem Glück, an nichts zu denken. Dann klingelte das Telefon. Jetzt nicht, dachte Marie-Luise. Das Telefon hörte nicht auf. Mechanisch stand Marie-Luise auf und ging zu der Konsole, auf der der Nebenapparat stand. »Ja?«

»Marie-Luise?« Es war Ellinor. Sie bat um Entschuldigung, ihr Anruf komme jetzt sicher ungelegen. »Aber ich wollte Jörg gratulieren. Er hat einen sehr überzeugenden Auftritt gehabt. Sein Vater wäre stolz auf ihn gewesen.«

Sie machte eine Pause. Marie-Luise schwieg.

»Aber das konnte ich ihm doch nicht im Rathaus sagen, vor all den Leuten«, fuhr die Stimme fort. »Er wollte ja nicht einmal, dass ich zu der Sitzung komme. Aber das kann er von mir nun wirklich nicht verlangen, findest du nicht? Schade übrigens, dass du nicht da warst. Jörg hätte sich sicher gefreut.«

Marie-Luise erklärte, wo sie statt dessen gewesen war.

»Aber doch nicht bei diesem Augenarzt in Reutlingen?«, fragte Ellinor. Ihre Stimme klang entsetzt. »Das ist aber schade. Ich hatte dir doch die Adresse dieses anthroposophischen Augenarztes besorgt. Weißt du, solche Ärzte haben einen ganz anderen Zugang zu Kindern mit diesem Problem.«

Zu Kindern mit diesem Problem, dachte Marie-Luise. »Dieser Augenarzt hat seine Praxis in Traunstein«, sagte sie laut. »Das sind mindestens vier Stunden Fahrt, und Georgie wäre die ganze Zeit auf den Kindersitz geschnallt.«

»Entschuldige«, antwortete Ellinor. »Ich bin eine dumme alte Frau. Immer vergesse ich, wie behindert der arme Junge ist.« Nein, dachte Marie-Luise erbittert. Das vergisst du nie.

In seiner kleinen Wohnung oberhalb der Donautal-Bahnlinie zog Kommissar Berndorf die Schuhe aus, schlüpfte in Lederpantoffeln und goss sich einen doppelten Whisky ein. Fast automatisch begann er, auf seinem abgegriffenen schwarzen Telefon die Berliner Vorwahl zu drehen. Dann brach er ab und schaltete den Fernseher an. Im Regionalprogramm kamen Landesnachrichten, die Kamera zeigte Bagger, die für den Ausbau des Flughafens Stuttgart-Echterdingen die fette schwere Erde der Fildern aufrissen. Als Nächstes rückte der Festungsbau des Stuttgarter Landgerichts ins Bild und dazu ein Mensch, der sich eine Aktentasche vors Gesicht hielt. Der Mensch war der Bauamtsleiter einer nordwürttembergischen Kleinstadt und soeben wegen Bestechlichkeit zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Ein mitangeklagter Bauunternehmer kam mit zwei Jahren davon, in seinem Geständnis hatte er sich bitter darüber beklagt, er habe für jeden städtischen Auftrag Geld über den Tisch schieben müssen. Schließlich kehrte die Kamera ins Studio zurück, wo der Moderator von einem Nachspiel raunte, das es zu einer Rom-Visite baden-württembergischer Wirtschaftsführer gegeben habe.

Das Telefon läutete. Berndorf nahm ab und meldete sich, nachdem er den Ton des Fernsehers leise gestellt hatte. Es war Barbara. Berndorf richtete sich auf.

»Wie klingst du?«, fragte Barbara.

»Erleichtert. Glücklich«, antwortete Berndorf. »Du bist heute der erste Mensch, dessen Stimme mir nicht mürrisch, nörgelnd oder einfach nur dumm in den Ohren klingt.«

Auf dem Bildschirm erschien das von einem Bart eingerahmte Gesicht des Wirtschaftsministers, tonlos bewegten sich seine Lippen, stumm und empört wie das Maul eines Goldfisches.

Ein leichtes Tappen klang durch die Dunkelheit. Es war das Geräusch des sich öffnenden Garagentors. Dann hörte sie den BMW. So früh, dachte Marie-Luise. Dabei wusste sie nicht einmal, wie viel Uhr es war. Warum kam er überhaupt? Hatte die kleine Assistentin ihre Tage?

Die Tür zum Atrium öffnete sich, Licht flammte auf. Marie-Luise hielt sich die Hand vor die Augen.

»Entschuldige«, sagte Welf und dimmte das Licht. Er klang ärgerlich und angespannt. »Du hast wieder einen schlimmen Tag gehabt.«

Wieder, dachte sie. Es nervt ihn nur. »Es ging«, antwortete sie gleichgültig. »Georgie war sehr lieb und tapfer. Und er hat eine neue Brille.« Dann stand sie aus ihrem Korbsessel auf. »Du willst sicher etwas zum Essen.«

Zusammen gingen sie in die Küche. Sie holte Käse und Aufschnitt aus dem Kühlschrank, Welf öffnete sich ein Bier.

»Übrigens hat deine Mutter angerufen.« Marie-Luise stand vor der Anrichte und wandte ihm den Rücken zu. Sie hielt sich schlecht, und ihre Schultern hingen herab.

»Sie wollte dir gratulieren. Sie sagte, sie sei im Rathaus dabei gewesen.«

»Ich hätte sie umbringen können«, sagte Welf. »Aber so ist sie nun einmal.«

»Außerdem hatte sie einen anthroposophischen Augenarzt ausfindig gemacht«, fuhr Marie-Luise fort. »Einen in Traunstein. Jetzt ist sie eingeschnappt, weil ich bei dem Reutlinger Arzt war.«

Welf trank das Glas aus und wischte sich den Schaum vom Mund ab. »Vergiss es. Was die anderen tun, genügt nie. Ist nie das Richtige. Und immer weiß sie es besser.«

Marie-Luise drehte sich um und stellte ihm wortlos eine kleine Platte mit belegten Broten auf den Tisch. Dann lehnte sie sich gegen die Anrichte. »Und du hast also deinen großen Auftritt gehabt?«

»Ich weiß es nicht so recht«, sagte Welf. »Im Rathaus lief es ganz gut. Ich denke, sie werden die Halle bauen.«

»Und du kriegst den Auftrag?«

Welf zögerte. »Unser Angebot steht«, sagte er schließlich. »Ob sie es annehmen, müssen die im Rathaus wissen.«

Marie-Luise betrachtete ihn forschend. »Dir ist klar, dass solche Sachen noch niemals an Gföllner vorbeigelaufen sind? Vater hat immer einen großen Bogen um ihn gemacht.«

»Ich weiß.« Welf schenkte sich wieder ein. »Aber inzwischen haben wir eine neue Zeit. Wir brauchen neue Ideen. Neue Konzepte. Gföllner hat die nicht. Wir haben sie.«

»Freut mich für dich«, sagte Marie-Luise.

Mittwoch, 14. April

Es gibt Dinge, die niemand vorhersehen kann. An diesem Morgen hatte das Tiefbauamt die Baustelle in der Syrlinstraße wieder aufgehoben, sodass Kugler bereits einige Minuten vor neun Uhr im Justizgebäude war. Vor dem Schwurgerichtssaal wartete die knappe Hand voll Rentner und Arbeitslose, die das Stammpublikum der Ulmer Justiz bilden, Kugler schüttelte einem schwergewichtigen Mann die Hand.

»Sie krieget die Kerle heut frei«, sagte der Mann schnaufend.

»Den Überblick hent Sie«, antwortete Kugler. Das Schwergewicht, ein Fernfahrer in der Frührente, hatte seit Jahren keinen der großen Prozesse in Ulm oder Stuttgart ausgelassen.

Der Anwalt ging zu seinem Platz und holte das »Tagblatt« aus der Aktentasche. Kosovo-Krise, Der Westen im Zugzwang, Streit um die Gesundheitsreform, beim Neubau ausgerechnet eines Arbeitsamtes hatte die Baufirma Schwarzarbeiter aus Weißrussland beschäftigt, in Stuttgart war einer der baden-württembergischen Landesminister ins Gerede gekommen, weil er die Spende für eine Papst-Audienz schwäbischer Wirtschaftsbosse von eben jenem landeseigenen Unternehmen hatte bezahlen lassen, dessen Aufsichtsratsvorsitzender er war.

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