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In den naturmystischen Gedichten und Gesängen des Autors wird die schöne, heile, harmonische und kraftspendende Natur beschworen und herbeigerufen. Die Texte sind gewissermaßen Teil eines Rituals, bei dem es um die elementaren Energien der Natur geht. Zu der Art dieser Form von Lyrik gibt der Autor selbst am Ende Hinweise. Der Leser soll sich in die Welt der NATURMYSTIK einfühlen. Er soll sich einen Ort der Ruhe suchen und in Stille die Texte langsam und meditativ lesen, so kann er sich in eine andere WELTERFAHRUNG hineinlesen, in der die ursprüngliche Natur als schön und heilig angesehen wird. "Mystisch" bedeutet für den Autor nicht "geheimnisvoll", sondern bezieht sich auf die Vereinigung mit dem Göttlichen. Diese neue Ausgabe enthält eine andere Gedichtauswahl als die Ausgabe des Jahres 2010, einige erklärende Sachtexte, ein ganz neues Kapitel zur MUTTER DES MEERES, und eine Reihe von ganzseitigen Farbfotos des Autors.
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Seitenzahl: 76
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Trommel und Medizinstab am Weststrand von Wangerooge.
1. Meine indianische Seele
2. Wangerooge
3. Amrum
4. Wallgau
5. Die Weisheit der Eule
6. Magische Wege am Meer
7. Die Mutter des Meeres
Wangerooge ist eine der ostfriesischen Inseln, die ich seit meiner Kindheit in den fünfziger Jahren kenne. Es ist keine besonders große und auch keine spektakuläre Insel, aber sie hat eine gewisse Symbolik durch besondere Orte, wie den Westturm oder den Ostanleger, und auch durch ihre besondere Lage, die sich im Zweiten Weltkrieg verhängnisvoll ausgewirkt hatte. Das habe ich zum Teil in meinen Gedichten zum Ausdruck gebracht.
Besondere Orte haben für den Menschen immer einen Bezug zu seinem inneren Kern, zu seiner Seele. Sie spiegeln diese in der äußeren Landschaft wider. Das gilt für alle Orte, die ich in meinen Gedichten genannt und thematisiert habe. Dabei sind diese seelischen Qualitäten nicht nur individuell und subjektiv zu verstehen, sondern eben als allgemein menschliches Phänomen.
Besondere Orte sind Orte der Kraft, der Inspiration, des heiligen und heilenden Geistes von Mutter Erde.
Jeder Mensch mag seine besondere Insel oder seinen heiligen Berg haben, wenn er ein tiefes Verbundenheitsgefühl mit der Erde, mit der Natur hat und dieses erlebt hat und weiterhin lebt.
Der Unterschied zu romantischen oder naturalistischen Gedichten der deutschen Literaturgeschichte besteht darin, dass es bei meinen Gedichten mehr um die transpersonale, tiefenökologische und naturspirituelle Dimension geht. Die Dichter der Vergangenheit, z.B. Hölderlin oder Eichendorff, hatten meist nur ansatzweise eine Naturreligion gelebt. Sie besaßen auch nicht annähernd das Wissen über die Naturreligionen der Erde, über das wir heute verfügen können.
Wolf E. Matzker
Der Autor ruft die Geister der Natur am Westende von Wangerooge.
Fliegende Möwe am Nordstrand von Wangerooge
Wir glauben an die
Weisheit des wehenden Windes
Wir glauben an die
Reinheit des fließenden Wassers
Wir glauben an die
Kraft der uralten Steine
Wir glauben an die
klingenden Gesänge der Wale
Wir glauben an die
Mutter der Berge, der Bäume
Wir glauben an die
Kräfte der weißen Knochen
Wir glauben an das
Wissen der Steine und Sterne
Wir glauben an die
Klänge und Kräfte der Trommel
Wir glauben an die
Botschaften des heiligen Rauches
Wir glauben an gar nichts
Wir leben die Weisheit der Winde
schön ist es
auf den uralten Felsen
eines Berggipfels zu sitzen
schön ist es
in einsamem Flusstal
Steine und Hölzer zu suchen
schön ist es
unter einer alten Tanne
zu meditieren
schön ist es
auf einem Gipfel zu stehen
zu rauchen die rote Pfeife
und die Geister
des Himmels der Winde
zu rufen zu lauschen
ihrer Weisheit
sie sitzen vor ihren Fernsehern
oder ihren Computern
und wissen nicht mehr
was echtes Leben ist
sie schauen zu - schauen zu
leben nichts selbst mehr
leben in fremden Welten
der bloßen Phantasie
draußen zu sitzen am Feuer
den Fluss der Berge zu hören
zu spüren, zu fühlen die Luft
der Gräser, der Tannen
zu sitzen auf der Erde
auf den Steinen der Urzeit
blicken hinauf zu den Bergen,
den Sternen der Weisheit
verbunden mit dem heiligen
Gewebe der Geister des
vielfältigen Lebens,
der Schönheit des Kreises
alles findest du hier oben:
eine Bahnstation
ein altes Restaurant
und ein neues im Turm
ganz oben eine Aussichtsplattform
eine Wetterstation
eine gigantische Funkstation
ein Museum
einen künstlich gestalteten Gipfel
was willst du mehr?
und beim Brockenwirt gibt
es Erbsensuppe mit Wurst
für vier Euro fünfzig
hinter dem Zaun siehst
du die alten, heiligen Steine
und sie lachen
über die Menschen
denn sie wissen
dass alles nur leer
dass alles nur heute so ist
und irgendwann nicht mehr
wenn keiner schaut
verschwinde ich durch den Zaun
verstecke mich hinter
den Felsen
opfere meine kleinen Steine
aus den Alpen
rauche meine
Chanupa lutah
Chanupa wakan
und der würzige Rauch
verbindet mich
mit den Geistern der Erde
der Felsen und des weiten Himmels
und meine Seele fühlt den Geist
von Wakan Tanka und Wanblee
und ich singe mit dem Wind ein Lied
freue mich über die Schönheit
der bizarren Eisformen
auf den Felsen
auf den Tannen
die wilde Schönheit der
ungezähmten Natur
die wilde Schönheit
des Windes des Eises
sie leuchtet in dunkler Nacht
sie durchlichtet dein Leiden
sie erleuchtet deine Seele
sie ist der Stern am frühen Morgen
sie ist der Stern am Abend
sie ist das Licht der Kerze
das Licht der weißen Tara
das leuchtende heilende Licht
der stillen Weisheit
die ruhende Kraft der Steine
der sanfte Mut des Tigers
das langsame Wachsen der Eichen
die weite Liebe der Mutter
die alles versteht und alles
vergebend annehmen kann
die blaue Leere des Himmels
in der sich auflösen
die Kämpfe und der Hass
der schwarze Schoß der Nacht
in der du fühlst die Weisheit
hinter allen bunten Bildern
die einen sehen nur die Steine
das Metall und das Geld
die anderen nur den Fluss
die Wolken und das Meer
der Fluss braucht die Berge
die Steine das weite Land
die Berge und Steine
schaffen den wandernden Fluss
deine Seele ist nur ein Blitz
ein rauchender Wind in der Steppe
deine Seele ist ein blauer Stein
der liebenden Weisheit
deine Seele ist ein alter Traum
den du wach tanzen willst
deine Seele ist ein Weg
der verliert sich in den Bergen
der Fluss des Lebens
durchströmt die wechselnden
Zeiten und löst sich auf im
Ozean der vollen Leere
Buddhas Weg zum Glück
ein Buch des Dalai Lama
aber mit Glück meint er
etwas anderes als die Suche
nach den tausend Dingen
viele Wege des Glücks gibt es
viele Menschen viele Wege
der eine liebt den Marktplatz
der andere die Stille des Klosters
oben
auf den Hügeln und Bergen
wenn der Blick schweift
übers endlose Land
hinauf zu den Wolken
den ziehenden wandernden
spürend den weiten Raum
das Leben den Kosmos
verbunden mit allem
dem Schnee auf den Feldern
dem fliegenden Bussard
den Spuren der Füchse
den Bäumen und Büschen
die warten auf Wärme
verbunden mit dem ganzen Kreis
des schönen Lebens
ich komme aus den Bergen des Himmels
weit im Osten dem Land der Bären und Wölfe
ich komme von den weiten Flüssen
die sich winden und wandern
durch endlose Wälder der Tannen
ich komme von den Luchsen der leeren Räume
und den Raben der Felsen
meine Seele ist eine Feder
meine Seele ist ein Stein
meine Seele ist eine Trommel
ich war nie ein Mensch
wenn ich auch so aussehe
und in diesem Körper bin
ich rede mit den Steinen
den Bäumen den Füchsen
den Wolken und Sternen
meine Seele klingt durch die Nacht
und reitet mit dem Wind um die Erde
meine Seele ist der Schrei der Eule
und das Heulen der Wölfe der einsamen Taiga
meine Seele ist ein Adler
der kreist um die weißen Gipfel
der Berge des Altai
mein Herz schlägt
wie die Trommel der Erde
und kreist wie die Sterne der Nacht
schon der alte Seattle
hatte in seiner Rede
von der Zerstörung
der Natur gesprochen
und der Einsamkeit der Seele
wenn sie verschwinden
von der Erde die Tiere
die wilden
sie fällen die Bäume
sie mögen sie nicht
die großen alten
Bäume des Himmels
sie hören nicht
wenn die Geister der Bäume
weinen und klagen
dass sie nicht wissen
wohin weil sie verloren
ihren Platz ihren Stamm
der sie verband mit
der Erde dem Himmel
sie hören nicht die
Stimmen der Bäume
denn ihre Sägen sind laut
die kreischen und kreischen
erklären kannst du nichts
denn ihr Herz ist tot
und sie wollen nur
Straßen und Beton
seit Jahrtausenden
windet sich die Schlange
und sucht ihren Weg
durch die Berge
sie nennen sie Isar
aber sie hat keinen Namen
sie ist nur das Wasser
sie ist nur Bewegung
du warst kurz
in ihrem breiten Tal
hast ein paar Medizinräder gelegt
ein paar kleine Stupas errichtet
getrommelt und deine Pfeife
geraucht am stillen Abend
im Tal des alten Kojoten
nur kurz warst du da
und der Fluss fließt weiter
singend sein uraltes Lied
dem du gelauscht
mit offenem Geist
sie hat keinen Namen
die Schlange des Wassers
sie ist nur das Fließen
hinunter zum Meer
sie haben ihre Black Hills verloren
an die unersättliche Gier der Weißen
aber sie hüten das heilige Erbe
bis alle erkennen was wahrer Besitz
sie haben verloren das weite Land
alles ist vermessen und eingezäunt
aber sie hüten den Geist der wilden
Tiere die wandern mit dem Fluss
sie haben uns verfolgt und
getötet und zu Tode ignoriert
aber wir sind noch da mit unseren
Trommeln und den heiligen Federn
zerstört ruhig weiter die Landschaft
sägt ab die letzten alten Bäume
ich hüte weiter heilige Stätten
ihr braucht es nicht zu wissen
an welchen verborgenen Orten
ich sage nur: alles kann
wieder anders werden wenn
der Alptraum der Technik vorbei
die tiefen Verbindungen von uns
sind niemals verloren
denn wir sind verbunden
mit den ewigen Geistern