Seeleninsel Wangerooge - Wolf E. Matzker - E-Book

Seeleninsel Wangerooge E-Book

Wolf E. Matzker

4,9

Beschreibung

In den naturmystischen Gedichten und Gesängen des Autors wird die schöne, heile, harmonische und kraftspendende Natur beschworen und herbeigerufen. Die Texte sind gewissermaßen Teil eines Rituals, bei dem es um die elementaren Energien der Natur geht. Zu der Art dieser Form von Lyrik gibt der Autor selbst am Ende Hinweise. Der Leser soll sich in die Welt der NATURMYSTIK einfühlen. Er soll sich einen Ort der Ruhe suchen und in Stille die Texte langsam und meditativ lesen, so kann er sich in eine andere WELTERFAHRUNG hineinlesen, in der die ursprüngliche Natur als schön und heilig angesehen wird. "Mystisch" bedeutet für den Autor nicht "geheimnisvoll", sondern bezieht sich auf die Vereinigung mit dem Göttlichen. Diese neue Ausgabe enthält eine andere Gedichtauswahl als die Ausgabe des Jahres 2010, einige erklärende Sachtexte, ein ganz neues Kapitel zur MUTTER DES MEERES, und eine Reihe von ganzseitigen Farbfotos des Autors.

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Trommel und Medizinstab am Weststrand von Wangerooge.

Inhaltsverzeichnis:

1. Meine indianische Seele

2. Wangerooge

3. Amrum

4. Wallgau

5. Die Weisheit der Eule

6. Magische Wege am Meer

7. Die Mutter des Meeres

Einleitung:

Wangerooge ist eine der ostfriesischen Inseln, die ich seit meiner Kindheit in den fünfziger Jahren kenne. Es ist keine besonders große und auch keine spektakuläre Insel, aber sie hat eine gewisse Symbolik durch besondere Orte, wie den Westturm oder den Ostanleger, und auch durch ihre besondere Lage, die sich im Zweiten Weltkrieg verhängnisvoll ausgewirkt hatte. Das habe ich zum Teil in meinen Gedichten zum Ausdruck gebracht.

Besondere Orte haben für den Menschen immer einen Bezug zu seinem inneren Kern, zu seiner Seele. Sie spiegeln diese in der äußeren Landschaft wider. Das gilt für alle Orte, die ich in meinen Gedichten genannt und thematisiert habe. Dabei sind diese seelischen Qualitäten nicht nur individuell und subjektiv zu verstehen, sondern eben als allgemein menschliches Phänomen.

Besondere Orte sind Orte der Kraft, der Inspiration, des heiligen und heilenden Geistes von Mutter Erde.

Jeder Mensch mag seine besondere Insel oder seinen heiligen Berg haben, wenn er ein tiefes Verbundenheitsgefühl mit der Erde, mit der Natur hat und dieses erlebt hat und weiterhin lebt.

Der Unterschied zu romantischen oder naturalistischen Gedichten der deutschen Literaturgeschichte besteht darin, dass es bei meinen Gedichten mehr um die transpersonale, tiefenökologische und naturspirituelle Dimension geht. Die Dichter der Vergangenheit, z.B. Hölderlin oder Eichendorff, hatten meist nur ansatzweise eine Naturreligion gelebt. Sie besaßen auch nicht annähernd das Wissen über die Naturreligionen der Erde, über das wir heute verfügen können.

Wolf E. Matzker

Meine indianische Seele

Der Autor ruft die Geister der Natur am Westende von Wangerooge.

Fliegende Möwe am Nordstrand von Wangerooge

Der Glaube der Schamanen

Wir glauben an die

Weisheit des wehenden Windes

Wir glauben an die

Reinheit des fließenden Wassers

Wir glauben an die

Kraft der uralten Steine

Wir glauben an die

klingenden Gesänge der Wale

Wir glauben an die

Mutter der Berge, der Bäume

Wir glauben an die

Kräfte der weißen Knochen

Wir glauben an das

Wissen der Steine und Sterne

Wir glauben an die

Klänge und Kräfte der Trommel

Wir glauben an die

Botschaften des heiligen Rauches

Wir glauben an gar nichts

Wir leben die Weisheit der Winde

Heilige Erde

schön ist es

auf den uralten Felsen

eines Berggipfels zu sitzen

schön ist es

in einsamem Flusstal

Steine und Hölzer zu suchen

schön ist es

unter einer alten Tanne

zu meditieren

schön ist es

auf einem Gipfel zu stehen

zu rauchen die rote Pfeife

und die Geister

des Himmels der Winde

zu rufen zu lauschen

ihrer Weisheit

Das Echte der Natur

sie sitzen vor ihren Fernsehern

oder ihren Computern

und wissen nicht mehr

was echtes Leben ist

sie schauen zu - schauen zu

leben nichts selbst mehr

leben in fremden Welten

der bloßen Phantasie

draußen zu sitzen am Feuer

den Fluss der Berge zu hören

zu spüren, zu fühlen die Luft

der Gräser, der Tannen

zu sitzen auf der Erde

auf den Steinen der Urzeit

blicken hinauf zu den Bergen,

den Sternen der Weisheit

verbunden mit dem heiligen

Gewebe der Geister des

vielfältigen Lebens,

der Schönheit des Kreises

Auf dem Brocken

alles findest du hier oben:

eine Bahnstation

ein altes Restaurant

und ein neues im Turm

ganz oben eine Aussichtsplattform

eine Wetterstation

eine gigantische Funkstation

ein Museum

einen künstlich gestalteten Gipfel

was willst du mehr?

und beim Brockenwirt gibt

es Erbsensuppe mit Wurst

für vier Euro fünfzig

hinter dem Zaun siehst

du die alten, heiligen Steine

und sie lachen

über die Menschen

denn sie wissen

dass alles nur leer

dass alles nur heute so ist

und irgendwann nicht mehr

wenn keiner schaut

verschwinde ich durch den Zaun

verstecke mich hinter

den Felsen

opfere meine kleinen Steine

aus den Alpen

rauche meine

Chanupa lutah

Chanupa wakan

und der würzige Rauch

verbindet mich

mit den Geistern der Erde

der Felsen und des weiten Himmels

und meine Seele fühlt den Geist

von Wakan Tanka und Wanblee

und ich singe mit dem Wind ein Lied

freue mich über die Schönheit

der bizarren Eisformen

auf den Felsen

auf den Tannen

die wilde Schönheit der

ungezähmten Natur

die wilde Schönheit

des Windes des Eises

Die Weiße Tara

sie leuchtet in dunkler Nacht

sie durchlichtet dein Leiden

sie erleuchtet deine Seele

sie ist der Stern am frühen Morgen

sie ist der Stern am Abend

sie ist das Licht der Kerze

das Licht der weißen Tara

das leuchtende heilende Licht

der stillen Weisheit

die ruhende Kraft der Steine

der sanfte Mut des Tigers

das langsame Wachsen der Eichen

die weite Liebe der Mutter

die alles versteht und alles

vergebend annehmen kann

die blaue Leere des Himmels

in der sich auflösen

die Kämpfe und der Hass

der schwarze Schoß der Nacht

in der du fühlst die Weisheit

hinter allen bunten Bildern

Alles fließt

die einen sehen nur die Steine

das Metall und das Geld

die anderen nur den Fluss

die Wolken und das Meer

der Fluss braucht die Berge

die Steine das weite Land

die Berge und Steine

schaffen den wandernden Fluss

deine Seele ist nur ein Blitz

ein rauchender Wind in der Steppe

deine Seele ist ein blauer Stein

der liebenden Weisheit

deine Seele ist ein alter Traum

den du wach tanzen willst

deine Seele ist ein Weg

der verliert sich in den Bergen

der Fluss des Lebens

durchströmt die wechselnden

Zeiten und löst sich auf im

Ozean der vollen Leere

Mein Weg zum Glück

Buddhas Weg zum Glück

ein Buch des Dalai Lama

aber mit Glück meint er

etwas anderes als die Suche

nach den tausend Dingen

viele Wege des Glücks gibt es

viele Menschen viele Wege

der eine liebt den Marktplatz

der andere die Stille des Klosters

oben

auf den Hügeln und Bergen

wenn der Blick schweift

übers endlose Land

hinauf zu den Wolken

den ziehenden wandernden

spürend den weiten Raum

das Leben den Kosmos

verbunden mit allem

dem Schnee auf den Feldern

dem fliegenden Bussard

den Spuren der Füchse

den Bäumen und Büschen

die warten auf Wärme

verbunden mit dem ganzen Kreis

des schönen Lebens

Meine indianische Seele

ich komme aus den Bergen des Himmels

weit im Osten dem Land der Bären und Wölfe

ich komme von den weiten Flüssen

die sich winden und wandern

durch endlose Wälder der Tannen

ich komme von den Luchsen der leeren Räume

und den Raben der Felsen

meine Seele ist eine Feder

meine Seele ist ein Stein

meine Seele ist eine Trommel

ich war nie ein Mensch

wenn ich auch so aussehe

und in diesem Körper bin

ich rede mit den Steinen

den Bäumen den Füchsen

den Wolken und Sternen

meine Seele klingt durch die Nacht

und reitet mit dem Wind um die Erde

meine Seele ist der Schrei der Eule

und das Heulen der Wölfe der einsamen Taiga

meine Seele ist ein Adler

der kreist um die weißen Gipfel

der Berge des Altai

mein Herz schlägt

wie die Trommel der Erde

und kreist wie die Sterne der Nacht

Die Klagen der Baumgeister

schon der alte Seattle

hatte in seiner Rede

von der Zerstörung

der Natur gesprochen

und der Einsamkeit der Seele

wenn sie verschwinden

von der Erde die Tiere

die wilden

sie fällen die Bäume

sie mögen sie nicht

die großen alten

Bäume des Himmels

sie hören nicht

wenn die Geister der Bäume

weinen und klagen

dass sie nicht wissen

wohin weil sie verloren

ihren Platz ihren Stamm

der sie verband mit

der Erde dem Himmel

sie hören nicht die

Stimmen der Bäume

denn ihre Sägen sind laut

die kreischen und kreischen

erklären kannst du nichts

denn ihr Herz ist tot

und sie wollen nur

Straßen und Beton

Im Tal des alten Flusses

seit Jahrtausenden

windet sich die Schlange

und sucht ihren Weg

durch die Berge

sie nennen sie Isar

aber sie hat keinen Namen

sie ist nur das Wasser

sie ist nur Bewegung

du warst kurz

in ihrem breiten Tal

hast ein paar Medizinräder gelegt

ein paar kleine Stupas errichtet

getrommelt und deine Pfeife

geraucht am stillen Abend

im Tal des alten Kojoten

nur kurz warst du da

und der Fluss fließt weiter

singend sein uraltes Lied

dem du gelauscht

mit offenem Geist

sie hat keinen Namen

die Schlange des Wassers

sie ist nur das Fließen

hinunter zum Meer

Verlorenes ist nicht verloren

sie haben ihre Black Hills verloren

an die unersättliche Gier der Weißen

aber sie hüten das heilige Erbe

bis alle erkennen was wahrer Besitz

sie haben verloren das weite Land

alles ist vermessen und eingezäunt

aber sie hüten den Geist der wilden

Tiere die wandern mit dem Fluss

sie haben uns verfolgt und

getötet und zu Tode ignoriert

aber wir sind noch da mit unseren

Trommeln und den heiligen Federn

zerstört ruhig weiter die Landschaft

sägt ab die letzten alten Bäume

ich hüte weiter heilige Stätten

ihr braucht es nicht zu wissen

an welchen verborgenen Orten

ich sage nur: alles kann

wieder anders werden wenn

der Alptraum der Technik vorbei

die tiefen Verbindungen von uns

sind niemals verloren

denn wir sind verbunden

mit den ewigen Geistern