Seelenverwandt, Mia - Die Alpha-Luna - Bea Stache - E-Book

Seelenverwandt, Mia - Die Alpha-Luna E-Book

Bea Stache

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Beschreibung

Die junge Werwölfin Mia wurde mit 14 Jahren auf einem Ball die Mate des brutalen Alpha Torben, der sie an jenem Abend beinahe umgebracht und später gewaltsam markiert hat. Seither kann sie nicht mehr richtig sprechen. Ihr eigenes Rudel und der Taunus sind schon immer miteinander verfeindet, darum fürchtet sie sich nun vor dem ehemaligen Rogue, der als kaltherziger, unbarmherziger, brutaler Killer gilt. Doch nun ist ihr 16-ter Geburtstag verstrichen und damit der Tag an dem der Alpha aus dem Taunus-Rudel sie holen kommen sollte... Dies ist der 2. Teil der Seelenverwandt Alpha-Reihe in neu becoverter und überarbeiteter 3. Auflage, von der Wattpad-Erfolgsautorin Bea Stache, alias Beatrixi2508

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Vorwort

Begriffe

Prolog

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

Epilog

Impressum

Vertrieb durch

Tolino Media GmbH

3.Überarbeitete Auflage

Copyright© 2022 by Bea Stache

Brunnenweg 4

34628 Willingshausen

[email protected]

Lektorat: Franziska Eife

und Trouble Black

Covergestaltung: © by RiaRaven_ Coverdesign

Unter Verwendung von Motiven

von Shutterstock

Band 1 Seelenverwandt – Rahel, Die Mate des Alpha

Band 2 Seelenverwandt – Mia, Die Alpha-Luna

Band 3 Seelenverwandt – Marnie, Die wilde Luna

Band 4 Seelenverwandt – Julia – Die Rogue Mate

Vorwort

Hallo Ihr Lieben,

es ist soweit!

Endlich ist die 3. Auflage des zweiten Bandes der Seelenverwandt-Alpha-Reihe fertig, neu becovert und noch einmal komplett überarbeitet, nun auch auf BOD-Look formatiert und von meinem Team, bestehend aus Franzi, Annika und RiaRaven professionell zum Glänzen gebracht.

Wie immer danke ich an dieser Stelle auch meinen Wattpad-Lesern, die mich mega unterstützen und pushen, sodass ich nun stracks auf die Zielgerade dieser Serie zustrebe.

Zudem noch ein dickes Dankeschön an meine supertolle Community und dass ihr meine Bücher so sehr liebt, lest und feiert. Dafür feiere ich euch ebenfalls, jeden einzelnen Tag, an dem wir miteinander diskutieren, hypen, liken und uns gegebenenfalls auch austauschen, wie auch in ersthafte Dialoge rund um das Thema schreiben von Geschichten eintauchen.

Ohne Euch wäre ich heute nicht da, wo ich bin!

Nun noch einen Hinweis an Neueinsteiger in die Reihe: Es empfiehlt sich, die Bände nacheinander zu lesen, denn sie bauen aufeinander auf. Doch ist jedes Buch auch in sich selbst eine abgeschlossene Geschichte.

Viel Spaß beim Lesen.

Eure Bea

Begriffe

Alpha

Der Alpha ist der anführende Werwolf eines Rudels, sein Beschützer und Versorger. Er wird entweder in sein Amt hineingeboren oder erwirbt es im Kampf auf Leben und Tod gegen den alten Alpha.

Ein Alpha kann mit seiner Alpha-Tonlage sein ganzes Rudel unterwerfen und zur Mitarbeit zwingen, auch wenn sie es nicht wollen, sie müssen ihm gehorchen.

LunaDie Luna ist die Gefährtin des Alpha. In den meisten Fällen seine Seelenverwandte (Mate). Sie sorgt für den Zusammenhalt im Rudel, kümmert sich besonders um Schwache und Verletzte und besitzt einen natürlichen Instinkt zum Schutz ihres Rudels und der Welpen.

Mit ihrer Lunastimme kann sie das Rudel unterwerfen, außer den Alpha, der ihr stets überlegen ist.

Beta Der Beta ist der Stellvertreter des Alpha und kommuniziert seine Befehle mit dem Rudel und deren Leadern, wenn der Alpha das nicht selbst machen kann oder will.

Er führt dessen Befehle aus und ist der zweitstärkste Werwolf im Rudel nach dem Alpha. Wenn der Alpha nicht da ist, hat er das Kommando, ist aber immer der Luna unterstellt.

Third in Comand – Tic

Er ist der Stellvertreter des Beta und führt außerdem als Leader eine Gruppe im Rudel an. Ist der Beta abwesend, übernimmt er vorübergehend dessen Aufgaben und bleibt im Falle eines Rudelkrieges oft zurück, um die Luna und die Welpen zu beschützen. Er ist der drittstärkste Werwolf im Rudel.

Leader

Leader sind die Anführer der verschiedenen Territorien-Gebiete innerhalb des Rudels. Sie erkämpfen sich diesen Rang innerhalb ihres Gebietes und können durch weitere Rangordnungskämpfe innerhalb der Leader die Position des Tic für sich erstreiten.

MateEin Mate ist der oder die Seelenverwandte eines Werwolfes. Der Werwolf weiß es immer sofort, wenn er seine oder seinen Mate findet, denn er liebt diese Person sofort und ist nahezu besessen nach seiner oder ihrer Nähe. Dabei ist es aber ganz gleichgültig, ob der Mate nun ein Mensch oder ein Werwolf ist. Der Werwolfmate kann ohne seinen Seelenverwandten auf Dauer nicht leben.

Stirbt ein Mate, dann stirbt meistens auch sein Gefährte oder seine Gefährtin in demselben Augenblick. Die wenigen Ausnahmen bilden Mütter, deren Kind oder Kinder sie noch brauchen, weil sie noch zu klein, zu schwach oder aber gerade schwer verletzt sind und ohne sie vermutlich sterben würden. In den meisten dieser seltenen Fälle überleben jedoch nur gebissene Werwolfmütter, die nicht schon als solche geboren wurden.

Der Link

Das ist Werwolftelepathie.

Es gibt verschiedene Arten von Links innerhalb des eigenen Rudels:

der Mate-Link, der nur zwischen zwei Mate funktioniert, den Familien-Link, der in der Familie zwischen Eltern und Kindern funktioniert, der Leader-Link, der nur von Alpha, Luna, Beta, Tic und den Leadern genutzt werden kann und dann noch den Rudel-Link, in dem sich das gesamte Rudel miteinander unterhalten, Neuigkeiten austauschen, oder in dem Alpha und Luna wie auch die Leader Mitteilungen an das Rudel bekannt geben können.

Man kann willentlich diesen Link unterbrechen, indem man eine innere Barriere dagegen aufbaut, sodass ein Wolf nicht immer automatisch am Rudel-Link teilnehmen muss. Nur wenn Alpha und Luna zum Rudel sprechen, kann man diese Barriere vorübergehend nicht aufbauen.

Rudelübergreifend können sich nur Alpha und Luna mit fremden Wölfen unterhalten, es sei denn, die beiden Rudelalpha schließen einen Verbund zwischen ihren Rudeln. Dann können sich auch Rudelwölfe mit anderen Rudelwölfen in Wolfsgestalt austauschen, was zum Beispiel hilfreich ist in einem Rudelkrieg.

Markieren Die Markierung ist ein Biss in den Hals des weiblichen Mate (normalerweise an der Seite unterhalb des Ohrs).

Damit werden auch Menschengefährten zu Werwölfen gewandelt. Es ist das sichtbare Zeichen für alle männlichen Werwölfe, dass die Wölfin schon vergeben ist.

Mate-BissBeim Mate-Biss beißt der männliche Wolf in die Markierung am Hals hinein, um die Wölfin entweder zu beruhigen oder zu erregen. Bei geborenen Wölfen tut dieser Biss niemals weh, bei gebissenen Wölfen dauert es oft sehr viel länger, bis sie sich an diese wölfische Zuneigungsgeste gewöhnt haben und es ebenfalls mögen.

Walk

Spaziergang der Wölfe, der in Gruppen und in Wolfsgestalt abgehalten wird. Verstärkt die Zugehörigkeitsgefühle zum Rudel, schafft eine Bindung und verhilft einem neuen Werwolf dazu, egal in welcher Gestalt auch immer, in den Rudel-Link hereinzukommen. Jeder Alpha und jede Luna walken am besten regelmäßig, entweder mit dem ganzen Rudel oder nur mit einem Teil davon. Sonst wird das Band zum Rudel brüchig oder verschwindet irgendwann gänzlich.

Rogue

Ein Rogue kann ein zufällig oder böswillig gebissener Mensch sein, der nichts über Werwölfe weiß, sich einfach bei Vollmond verwandelt hat und nun allein damit lebt, ein Werwolf zu sein. Meistens wurden sie von einem wilden „Hund“ gebissen.

Ein Rogue kann außerdem ein geborener oder gebissener Werwolf sein, der, ohne je aufgenommen worden zu sein, bei einem Rudel lebt.

Zudem kann ein Rogue auch noch ein Werwolf sein, egal, ob geboren oder gebissen, der von seinem Rudel verstoßen wurde und nun zu keinem solchen mehr gehört. Viele dieser Verstoßenen werden irgendwann zu wilden Bestien wie aus dem Horrorfilm, die Menschen und Werwölfe gleichsam anfallen und zu töten versuchen.

Schriftarten im Buch

In diesem Buch unterhalten sich Menschen und Wölfe in verschiedenen Schriftarten, was eventuell für Verwirrung sorgen könnte, darum hier noch mal eine nähere Erläuterung:

Ein normales Gespräch, zwischen Menschen und Wölfen, wie auch die Erzählung wird in dieser Schriftart geschrieben.

Wenn der Alpha im Rudel-, Mate, Familien- oder Leader-Link wie auch in Menschengestalt im Alpha-Tonfall oder Alpha-Bann spricht, wird diese Schrift verwendet.

Wenn die Luna im Rudel-, Mate, Familien- oder Leader-Link wie auch in Menschengestalt im Luna-Tonfall spricht, wird diese Schrift verwendet.

Wenn normale Wölfe untereinander im Link, oder innere Wölfe mit ihrem gebissenen Menschen oder zu anderen sprechen, wird diese Schrift verwendet.

Prolog

Mia sah den jungen Welpen vergnügt beim Spielen zu. Lange durften sie nun leider nicht mehr hier draußen herumtollen, denn heute war Mate-Ball und sie ja leider noch zu jung, um daran teilzunehmen … erst zwölf. Bah!

Warum nur konnte sie nicht schon vierzehn sein?

Dann würde sie heute vielleicht schon ihren Mate finden und für immer und ewig glücklich sein, seine Welpen zur Welt bringen, eine Familie haben … so wie Baba und Mahmen. Ja, vielleicht würde sie dann sogar die Mate eines stolzen Beta sein … oder gar die eines Alpha? Das war schon vorgekommen. Sie selbst war schließlich auch die Tochter eines Beta und ihr Vater war wirklich überaus stark.

Singend warf sie Naeli, ihrer besten Freundin auf der Welt, den Ball zu und die fiel lachend in ihren Gesang ein, während sie ihn weiterwarf zu einem kleinen Werwolf-Jungen.

Die Sonne schien, der Wind säuselte durch das dichte Blättermeer in den Baumkronen und wehte ihnen die Haare um die Gesichter herum und ließ sie flattern. Es war ein wunderschöner Tag, um draußen zu sein.

Plötzlich aber schraken die kleinen Welpen zusammen und duckten sich alle tief herunter. Mia und auch Naeli wandten sich zugleich um.

Aristo, ihr mächtiger Alpha, kam gerade mit seinem Sohn auf sie und die Welpen zu. Ihre Gesichter waren grimmig. Nun bloß keinen Fehler machen.

Sofort fielen die Welpen alle hinunter auf die Knie und senkten die Blicke, auch Mia und Naeli taten es so. Es war ihnen auch nicht erlaubt, den Alpha des Rudels direkt anzusehen. Wer sich nicht daran hielt, verschwand ab und zu und tauchte dann nie wieder auf.

Mia sah kurz ziemlich unsicher zu Naeli hin, die leise keuchte und zitterte, als die beiden nun auf sie zuhielten. Sofort duckten sich die Welpen noch tiefer hinunter und auch Mia zog nun den Kopf ein.

„Die da ist alt genug und … die da auch!“, bestimmte Aristo nur gleichgültig und schon wurden Mia und Naeli gepackt und auf die Beine gestellt.

„Seid Ihr sicher, Alpha? Mia ist Handals Tochter. Euer Beta …“, meinte der Leader Tristan leise knurrend zu ihm, doch Aristo knurrte nur unwirsch auf.

„Er wird mir gehorchen! Ich bin Alpha, Tristan, oder willst du mich etwa herausfordern?“, knurrte der Alpha finster auf und Mia bekam es nun doch ein bisschen mit der Angst zu tun.

„Meine Mahmen wartet schon auf mich, Alpha Aristo!“, flüsterte sie leise. Doch der packte sie nur hart am Kragen und beutelte sie kurz durch.

„Du wagst es, mich anzusprechen, wertloser Welpe? Na warte, … Hakon! Bring die zwei hinüber zum Käfig. Ich will den Handel abschließen, bevor mein Beta wiederkommt!“, sagte er eiskalt und Mia begann schon fast zu weinen. Irgendetwas lief hier gerade furchtbar schief. Warum war der Alpha auf einmal so gemein und brutal zu ihr? Und warum brachte sie Hakon nun beide am Arm packend weg? Was hatten sie getan?

„Bitte!“, winselte nun auch Naeli leise auf. „Was haben wir denn Schlimmes getan? Wir haben doch nur mit den Welpen gespielt. Mias Mahmen hat gesagt, wir sollen ein bisschen auf sie achten!“, fragte Naeli den Sohn des Alpha, der sie um die Hausecke herumbrachte, wo schon ein paar Wagen und mehrere fremde Wölfe auf die Mädchen warteten. Halt mal … halt! Der eine Kerl mit dem blonden Zopf war noch ziemlich jung und sah sie nun extremst eindringlich an.

„Die beiden sind noch ganz jung und gesund. Geben sicher gute Omega im Haushalt ab oder für was auch immer ihr sie verwenden wollt!“, erklärte Hakon nun kühl und endlich verstand Mia und öffnete den Rudel-Link zu ihrem Baba!

Baba! Baba! Hilfe! Hakon will uns an fremde Wölfe verkaufen! Der Alpha hat das eben befohlen, Baba! Hilf mir, ich habe Angst!!!, schrie sie in den Familienlink und hörte ihren Vater umgehend antworten:

WAAAAS??? DAS KANN JA WOHL NICHT WAHR SEIN!

Mia! Meine Kleine …! Hör zu, … wehr dich, lauf weg, halte sie hin, was auch immer! Ich komme, ich renne! - … DARED! LAUF SOFORT ZU DEINER SCHWESTER, … Aristo will sie an ein anderes Rudel verkaufen, … aber nicht mit mir, verdammt, ich bin sein BETA!!!

Mia begann also augenblicklich zu kämpfen und biss Hakon in den Arm, riss sich los, verwandelte sich, noch bevor er sie wieder fluchend schnappen konnte und rannte auf und davon. „VERDAMMTE GÖRE! … HIER GEBLIEBEN!!!!“, befahl Hakon ihr scharf, doch er war nicht der Alpha. Seine Stimme hatte keine Gewalt über Mia. Sie rannte los, so schnell sie nur konnte, doch indes sie kam nicht weit. Schon stieß sie gegen einen jungen Wolf, der sie umschlang und festhielt.

„Hey … hey, meine Kleine … Ist schon gut, … beruhige dich! Alles wird gut, ich verspreche es dir!“, versuchte der blonde Wolfsjunge mit dem straff zurückgebundenen blonden Haaren und den extrem eisgrauen Augen, sie zu beruhigen. Doch sie wehrte sich nur aufkreischend weiter … und noch mehr, … biss sogar nach ihm, da kam schon Hakon angerannt und wollte sie erneut im Nacken packen.

„Hast du sie schon eingefangen, Taunus-Alpha? Ja, sie ist schon ein bisschen wild, zugegeben. Aber umso interessanter ist es wohl, sie zu zähmen …“

„Tu ihr ja nicht weh, Hakon! Ich will sie unverletzt mitnehmen, verstanden? Es ist sowieso ein Unding, dass der Schwarzwald sich nicht mehr an die Gesetze und die Mate-Ball-Regeln hält …“

„Ha? Ein Unding, ja? Das Kellerwald-Pack hat uns für diese Kleine hier zweitausend geboten, okay? Wenn du sie also nicht willst …“ „Doch, ich nehme sie!“, knurrte der junge Alpha mit nun glühenden Augen und Mia wurde es Angst und Bange. Kreischend rief sie erneut um Hilfe im Rudel-Link und spürte den Zorn ihres Vaters und Bruders wachsen. Zugleich sah sie wie Naeli, ihre beste Freundin, die sich nun ebenfalls verzweifelt wehrte und schrie, in ein schwarzes Auto hineingezerrt wurde, das gleich darauf davonfuhr. Und der Alpha zählte derweil grinsend die Geldscheine in seiner Hand.

„NEEEEIIIN!“, brüllte Mia, die sich sofort wieder verwandelt hatte panisch und bäumte sich unwillkürlich auf, als er sich nun auch zu ihr umdrehte und sie feixend betrachtete.

„Na, macht sie Probleme?“, fragte Aristo seinen Sohn grollend.

„Sie hat mich gebissen. Aber der Taunus-Alpha hat mir verboten, sie dafür zu schlagen, … sonst nimmt er sie nicht.“

„Na dann, … pack sie da ins Auto rein! Ich schließe schnell den Handel ab!“, sagte er nur geringschätzig auf Mia heruntergrinsend, die nun zornig um sich hieb und losbrüllte:

„Das darfst du nicht, Alpha! Mein Vater ist dein Beta! Er kommt her! Er kommt und dann wirst du sehen, was du davon hast, du Monster!“, schrie sie ihn an und wurde plötzlich hart ins Gesicht geschlagen, fiel zu Boden und blieb benommen liegen.

„Shit! Sie ist bereits im Rudel-Link drin?“, fragte Hakon seinen Vater erstaunt.

„Tja, … scheint so, … ist nun aber auch egal. Handal wird sich mir nicht widersetzen … Das wagt er nicht. Und für die Kleine bekomme ich sogar noch tausend mehr als für ihre kleine Omega-Freundin!“, wurde sie auf einmal wieder aufgehoben und sachte herumgedreht!

„ICH HABE GESAGT, IHR DÜRFT SIE NICHT VERLETZEN!“, knurrte der junge Alpha aus dem Taunus brutal klingend, der sie nun beschützend hinter sich schob.

Da rannte Handal, der Beta des Schwarzwaldes, auf die Lichtung und heulte erbost auf, verwandelte sich und kam wutentbrannt auf den Alpha zu.

„NICHT MEINE TOCHTER!“, knurrte er seinen Alpha an, doch der sah nur spöttisch auf ihn herunter.

„Willst du dich tatsächlich mit mir anlegen, Handal? Nur wegen eines wertlosen kleinen Wölfchens? Deine Mate ist doch noch jung genug, sie macht dir sicher noch ein bis zwei andere. Aber diese hier habe ich gerade verkauft … als niederste Omega an den Taunus-Alpha! Und du wirst das jetzt nicht aufhalten!“, befahl er ihm im Alpha-Tonfall.

Doch entgegen Aristos Erwartung, Handal würde sich ihm nun kommentarlos unterwerfen, schüttelte sich der Beta lediglich kurz und knurrte dann noch böser auf.

„Wenn du meine Tochter verkaufst, verlierst du meine Treue, meine Gefolgschaft und meine Loyalität. Ebenso wie du eine jede in diesem Rudel verlieren wirst, denn der Link ist offen, Alpha! Das Rudel hört gerade mit, Aristo! Ist das hier also der Grund, warum in den letzten drei Jahren so viele Welpen spurlos verschwunden sind, ja? Waren es gar nicht unsere Feinde? Hast du sie ihnen also nur einfach alle verkauft? ANTWORTE, DU HUND!“

„SO SPRICHST DU NICHT MIT DEINEM ALPHA, BETA!“, knurrte Aristo nur mächtig böse werdend auf.

„SO BEHANDELST DU NICHT DEIN EIGENES RUDEL, ALPHA! SCHON GAR NICHT DEINEN BETA, DER DIR BISHER IMMER TREU GEDIENT HAT!“, stellte sich Mias Vater dem mächtigen Wolf todesmutig entgegen. Mia aber hob nur wieder mit verweintem Gesicht den Blick und sah ihn ganz kurz zu ihr blicken, … wirklich ganz kurz nur, … doch der Alpha nutzte den Moment und stürzte sich knurrend auf ihren Vater und biss ihm schlicht die Kehle durch.

„NEEEEIIINNNN!“, schrie Mia sofort panisch auf und stürzte, sich hochstemmend, auf Aristo … Doch auf einmal war Hakon vor ihr und wollte sie grinsend einfangen. Sie wich seiner Hand aber aus und sprang ihm wild kreischend und halb verwandelt auf den Rücken. Da war auf einmal auch ihr Bruder da, … Dared, und sprang dem nicht verwandelten Hakon an die Kehle, … riss sie ihm ebenso heraus, wie Aristo gerade ihren Vater getötet hatte, und nun herrschte nur noch Gebrüll und Geschrei sowie Blut und Tod um sie herum, die abgeschüttelt und weggeflogen war, während Dared, ihr gerade mal sechzehnjähriger Bruder, im blinden Zorn den mächtigen Alpha Aristo und Mörder seines Vaters angriff, sein Blut spritzte ebenso wie Aristos und Mia kauerte derweil nur wieder am Boden, … wurde dann jedoch auf einmal hoch gehoben und von dem jungen Taunus-Alpha ein Stück beiseite getragen, der sie nun bleich und schwer atmend anblickte.

„Besser du gehst aus dem Weg, Kleine …!“, sagte er leise zu ihr, … doch da rammte ihre Mutter auf einmal zorn- und schmerzblind in den jungen Alpha-Werwolf hinein und befreite ihre schluchzende Tochter aus dem Griff des fremden Wolfes, der sie eben von Aristo hatte kaufen und als niederster Omega, ja, in der Position einer niederen Sklavin, hatte mit sich nehmen wollen.

„MEINE TOCHTER! DU NIMMST SIE MIR NICHT AUCH NOCH, DU BASTARD!“, brüllte ihre Mahmen und fletschte die Zähne. - Gegen einen Alpha, der nun mehr als nur verdutzt wirkte. Mia krabbelte indes hastig, zitternd und schluchzend über den Boden und hinter sie. Während zugleich ihr brutal und wie irre kämpfender Bruder, der bereits aus unzähligen offenen Wunden blutete, mit seinem starken Werwolfgebiss sich in einem grausigen Biss in seine Wirbelsäule windend, mehr aus Glück noch, die Kehle des Alpha Aristo zu packen bekam und grauenvoll knirschend zubiss …

Ein kurzes Jaulen, … ein Ausatmen … Der Bann über die Schwarzwald-Wölfe brach, als Aristo starb, und ihr Bruder sich nun schwer verletzt und keuchend, mit aber immer noch zorngelb glühenden Augen, verwandelte, … nun fast schon zu schwach, um noch aufrecht zu stehen. Doch sofort war ihrer beider Bruder Dennis an seiner Seite … Und der knurrte die herbeigerannten Wölfe, die zu Aristo gehalten hatten, wild mit den Zähnen fletschend an. Ein kleines Rudel, bestehend aus Dareds besten Freunden, bildete sich nun um den neuen Alpha herum, der keuchend und hechelnd über Aristos Leiche aufstand und zitternd triumphierend heulte. Nun der neue Alpha Dared … Denn er hatte ein Monster besiegt, das beinahe doppelt so groß gewesen war wie der noch nicht gänzlich ausgewachsene junge Beta-Sohn. Er hatte dennoch gewonnen, kraft seines Willens und Kampfgeistes und richtete sich nun wutentbrannt zu seiner vollen Größe auf, während er Dennis, Sebastian und Oliver zunickte, sich sofort um den nun zurückweichenden Tristan und Sebbeth zu kümmern, die grausigen und in alles eingeweihten Leader und Tic des Aristo, die sofort zu flüchten versuchten, jedoch nicht sehr weit kamen.

Genauso wie noch die übrigen Leader des bisherigen Regimes. Mia erzitterte nur wieder und flüchtete sich in die Arme ihrer nun vor Schreck verwandelten Mutter, die blicklos und wie erstarrt auf ihren Gefährten blickte und heftig ein- und auskeuchte. Mia sah ihre Hand zittern, … sah sie versteinern, … vor ihren Augen zu Boden gehen, als sie schluchzend erkannte, dass ihr geliebter Gefährte von Aristo zerrissen worden war, … und die Seele der Wölfin zerbrach.

„Mahmen …!!!“, schluchzte die junge Mia nur erneut panisch werdend los und rüttelte die Wölfin, die nun tief und hart einatmend auf die Seite fiel, heftig an der Schulter.

„Mahmen, lass mich nicht allein! Bitte! Bitte, Mahmen, nicht mit Baba mitgehen … Dared ist doch so schwer verletzt …! Bitte, Mahmen. BITTE! Die wollen mich verkaufen, Mahmen …! BITTE, ICH HABE ANGST! LASS MICH NICHT ALLEIN, MAHMEN, STIRB NICHT! MAAAAHMMEN!!!!!“

1

Vier Jahre später

Mia

Sie schreckte aus dem Dämmerschlaf auf, als Rahel sie sachte an der Schulter rüttelte. Verwirrt und verlegen, weil sie überhaupt eingepennt war, setzte sich Mia auf und sah aus dem Autofenster hinaus.

„Sind wir schon da?“, fragte sie ihre Schwägerin krächzend und heiser flüsternd, wobei sie das Halstuch noch einmal neu band, das die große grausige Narbe an ihrer Kehle verdecken sollte.

Die Narbe, die ihr ihr eigener Mate, der mächtige Taunus-Alpha Torben, am Tage des ersten und letzten Alpha-Balles zugefügt hatte, den sie je besucht hatte. Das war nun schon vor mehr als eineinhalb Jahren gewesen, im Herbst … auf einem Mate-Ball im Schwarzwald.

Auch wieder so ein Ereignis, an das sie nicht gerne zurückdachte und welches ihr Alpträume bereitete.

„Noch fünf Minuten bis zur Grenze“, berichtete ihre Freundin und Dareds Gefährtin Rahel ihr nun sehr besorgt und sah sie nur wieder ganz kurz zweifelnd an. „Du weißt, was ich hiervon halte, Mia. Du bist jetzt schon so krank. Lass uns doch einen Boten schicken, … einen Brief …“

„Werwölfe schicken sich keine Briefe, Rahel“, erwiderte Mia nur wieder düster krächzend, was schlimm und irgendwie nach Kehlkopfkrebs klang. Tja. Vielleicht sollte sie einfach demnächst mal Zeichensprache lernen, um sich weniger quietschend verständlich machen zu können. Kurz den Kopf schüttelnd, weil sie genau wusste, was jetzt darauf folgen würde, atmete Mia tief und resignierend durch. Und richtig.

„Nun, diese Werwölfin hier und Luna des Schwarzwald-Rudels wird es aber mit Sicherheit tun! Denn du bist immer noch meine Schwägerin. Dareds kleine Schwester, … und viel mehr noch, meine Freundin, Mia!“, meinte sie besorgt, doch Mia schüttelte diesmal nur stumm den Kopf. Es hatte wirklich überhaupt keinen Zweck, mit der viel zu menschlichen Rahel über Werwolf-Sitten zu streiten. Sie würde sie einfach nie verstehen. Also war es wohl am besten, es von vornherein sein zu lassen, dachte sie nur bei sich und versuchte nur rasch, den Alptraum, dessen Bilder sie noch heute ständig verfolgten, wieder loszuwerden. Der Tag, an dem sie dachte, sie hätte nicht nur Baba, sondern auch ihre Mahmen verloren … Aber der letztere Tag war heute. Mahmen war bei Dared geblieben, denn dort würde sie sicherer sein als im Taunus bei den fiesen Rogue des grausigen Alpha Torben.

Oh nein. Was er wohl alles mit ihrer Mahmen getan hätte, nur um Mia zu irgendetwas zu zwingen … Das wollte sie sich lieber gar nicht ausmalen.

Das Auto hielt an.

„So, … hier sind wir kurz vor der Grenze. Nur noch dreihundert Meter, Mia!“, meinte Rahel leise zu ihr und griff mal wieder nach ihrer Hand, doch Mia öffnete schlicht ihren Sicherheitsgurt und stieg aus.

Da war hoher, dichter Wald, … viel Gebüschlandschaft und nahestehende Bäume. Sah aus wie auf den Bildern von Google Maps, die sie sich angesehen hatte, … ja, wirklich, … haargenau so.

„Bist du dir denn auch wirklich ganz sicher, Mia?“, fragte ihre Schwägerin Rahel sie nun bestimmt schon zum hundertsten Mal, während nun auch sie ausstieg und um den Wagen herumgelaufen kam, mit kurzem, besorgten Blick, die Straße entlang. Zurecht besorgt … Denn sie wurden hier sicher schon von den Wächtern des Taunus-Rudels beobachtet, dachte Mia nur wieder leicht zittrig fühlend, während die Mate ihres Bruders und inzwischen gute Freundin ihr noch schnell aber besorgt dabei half, ihr ihren Rucksack und den Eisenstab aus dem Kofferraum herauszuholen.

Kurz übermannte sie dabei wieder ein Zitteranfall und sie wusste, dass ihre Hand ganz sicher schon glühte, denn der Eisenstab fühlte sich an wie Eis auf ihrer bloßen Haut. Sie war schon viel zu weit gegangen, hatte diesen letzten Schritt schon viel zu lange herausgezögert. Das hier musste sie nun also einfach noch durchziehen, bevor es für alles andere zu spät war. Schnell wechselte sie hinüber in den Rudel-Link.

Er hat mich nicht abgeholt, Rahel. Er hat gesagt, er würde an meinem sechzehnten Geburtstag kommen, aber seit Wochen warte ich und warte und bei ihm geht keiner ans Telefon oder der Anschluss ist gesperrt.

Was, wenn er verletzt ist oder gefangen genommen wurde, und ich weiß nichts davon? Ich bin hier die Luna des Rudels, also denke ich nicht, dass sie mich gleich zusammenkloppen werden. Aber falls doch, habe ich ja immer noch die Eisenstange, sagte Mia angespannt, aber stumm zu ihr. So war es auch viel besser. So hatte sie zumindest eine richtige Stimme.

„Sicher, dass ich dich nicht doch besser noch ein kleines Stück begleiten soll?“, fragte Rahel sie noch einmal besorgt und Mia lächelte sie beruhigend an.

Danke, aber nein, danke! Du bist immerhin die Luna eines potenziell feindlichen Rudels, okay? Die würden dich killen, wenn sie es auf Dared abgesehen hätten oder aber ein hohes Lösegeld für dich verlangen.

Bei so etwas solltest du echt mal vorsichtig sein. Gilt übrigens auch für Dennis. Wenn du ihn trotzdem nochmal siehst, grüße ihn bitte lieb von mir. Ich werde euch allen ein Lebenszeichen schicken oder zumindest eine Karte, … wenn mein neuer Alpha und Mate mich das tun lässt.

Kann aber auch sein, dass er mir den Umgang mit euch nun ab sofort komplett verbietetund wir kehren zurück zur alten Feindschaft, spottete sie kurz und räusperte sich dann sichtlich angespannt. Rahel sah sie nun mit Tränen in den Augen an.

„Wenn ich etwas an diesem Werwolf-Dasein wirklich hasse, dann diese abgesprochenen Feindschaften. Ich habe dich lieb, Mia, für immer, okay? Diese dämlichen Rudel-Gesetze mit diesen unsinnigen Grenzen und Feindschaften, die schon seit Generationen bestehen und wo auch keiner mehr weiß, was sie überhaupt mal ausgelöst hat, können mich mal kreuzweise, klar? Einmal Freundin, immer Freundin und du bist tatsächlich noch viel mehr für mich, Mia! Eher so etwas wie eine kleine Schwester! Also pass bloß auf dich auf und schreib mir. Sonst überrede ich Dared doch noch dazu, hier einzufallen und hole dich einfach zurück.

Und das kannst du Torben auch gerne noch genau so von mir ausrichten. Ich hasse es, wie er dich behandelt hat. Das tut kein Wesen, das freundlich und gut ist. Und wenn er dir verbietet, mir zu schreiben, dann ruf mich wenigstens mal heimlich an. Du hast dein Handy. Du hast SMS. Du kennst auch das Codewort. Und ich werde dir auf jeden Fall einmal im Monat schreiben. Der Brief braucht einen, höchstens zwei Tage hierher, also pass jeweils am ersten bis dritten des Monats auf, falls sie deine Post unterschlagen! Und es ist mir total egal, was eure blöden Wolfsgesetze nun auch immer davon halten.“, umarmte sie die Jüngere noch einmal und Mia hätte nun beinahe ebenfalls losgeweint.

Es gelang ihr, nur noch so gerade eben, sich zu fassen und ihr zuzunicken, mehr nicht. Dann stieg Rahel leise schniefend wieder in den unauffälligen Mietwagen ein, hupte ihr nochmal aufmunternd zu und fuhr davon. Ein Glück.

Noch mehr von Rahels menschlicher Abschiedsprozedur hätte sie sonst nämlich nicht mehr ertragen, ohne darüber in Tränen auszubrechen.

Mia sah den Rücklichtern des Autos so lange traurig nach, bis sie um eine Kurve gefahren und verschwunden waren, weil sie nämlich genau wusste, dass eine Freundschaft oder sogar Verwandtschaft unter den Luna beim Verlassen des Rudels schlagartig endete. Nun und ihre Verwandtschaft mit Rahel endete jetzt. Heute. Hier!

Nur einzig Rahel wollte nichts davon wissen. Menschen hatten es doch immer so viel leichter und besser … und ihre Schwägerin hatte selbst in eineinhalb Jahren noch nicht wirklich begriffen, wie tief die Differenzen unter den Rudeln tatsächlich gingen und dass sie, Mia, nun ab sofort dazu verpflichtet sein würde, sich an die neuen Gesetze und Regeln dieses wilden Rudels hier im Taunus anzupassen. - Möge Luna ihr dabei gnädig sein.

Der Taunus war schon immer der Feind der Schwarzwald-Wölfe gewesen. Und einzig deren Alpha konnte darüber entscheiden, ob es auch weiterhin so bleiben würde. Alpha Torben.

Ihr Mate, der sie nicht wie versprochen an ihrem Geburtstag abgeholt hatte. Es war so demütigend für sie gewesen. Denn das ganze Rudel hatte den ganzen Tag lang auf ihn und seine Gefolgschaft gewartet … und dann noch den nächsten … und den übernächsten auch noch … Bevor Rahel schließlich entnervt die Regeln gebrochen und bei ihm angerufen hatte … und keiner rangegangen war.

Warum hatte er sie denn erst gebissen, wenn er sie nun aber doch ablehnte? Warum hatte er ihr letztes Jahr diesen idiotischen menschlichen Spezialisten für ihre Kehle geschickt, der sie auch noch operiert hatte? Und warum bestimmte er immer noch über sie, … wenn sie ihm doch so offensichtlich gar nichts bedeutete? Nein, da lief irgendetwas falsch. Irgendetwas war passiert.

Ihre Wölfin war schon seit Wochen besorgt und beunruhigt. Also hatte sie sich nun selbstständig auf den Weg gemacht, hatte heute auch nur leichtes Gepäck dabei, damit sie im Notfall schnell abhauen konnte.

Sie würde in dem Fall zwar einige Tage lang zurückzulaufen haben, aber ihr Bruder würde seine Wächter nun ganz sicher bis an die Grenze schicken, die nach ihr Ausschau halten würden. Angespannt und unsicher schulterte sie nun ihren kleinen Rucksack und sah die Straße entlang.

Der Tag war schön, aber noch kalt, … letzteres hatte zumindest Rahel behauptet und sie dazu gezwungen, eine Jacke anzuziehen. Als ob geborene Werwölfe so einen Unsinn brauchten. Pah! Sehnsüchtig blickte sie noch einmal in die Richtung, in die Rahel davongefahren war, dann aber drehte sie sich doch wieder um und wanderte die Straße entlang und auf das Taunus-Territorium zu.

Das Schloss des Rudels musste irgendwo ein paar Kilometer weiter inmitten des Territoriums liegen. Sie hatte es sich im Internet angesehen, es war anscheinend auch noch eine Touristenattraktion.

Komisch. Dass sie die Menschen einfach so zu sich ins Rudelhaus hineinließen …?!

Na ja. Vielleicht auch nur als Köder. Immerhin war dieser Alpha ja ein Rogue. Er hatte kein geerbtes Vermögen von seinem Vater, dem Alpha oder Beta. Selbst wenn sie das Rudel wohl bei ihrer Übernahme vor vier Jahren sicher erst einmal ausgeplündert hatten.

Ihr Bruder hatte ihr schon vor zwei Jahren erklärt, dass hier vieles ganz anders sein würde als zu Hause. Aber das wusste sie ja schon.

Ihr graute es schon richtig vor ihrem neuen Alpha, Mate und Gefährten. Er hatte sie bisher immer nur grausam behandelt, wenn sie Schwäche oder Angst gezeigt hatte. Doch seit über einem Jahr herrschte nun nahezu Funkstille, bis auf diesen seltsamen Arzt, den er für sie hatte kommen lassen.

Keine Besuche, keine Kontrollanrufe, … noch nicht mal bei Sebastian oder Jens, ihren beiden Ausbildern im Wolfskampf. Aber das hatten sie auch nur deshalb sein dürfen, weil sie beide einen männlichen Mate hatten. Weil sie schwul waren.

Tja, … idiotische Alpha und ihre seltsamen Eifersuchtsdramen. Selbst Rahel konnte zwei, drei Lieder davon singen. Aber dann noch nicht mal die Höflichkeit aufbringen, sie zu informieren, dass er sie doch nicht abholen würde … oder wollte … oder konnte.

Na ja, zumindest war er nicht tot, denn als seine verbundene und gebissene Mate wäre sie ja nun sonst ebenfalls tot.

Die Sonne stieg langsam höher hinauf und es wurde wärmer. Sie wusste, dass sie nur noch knappe 300 Meter zu laufen gehabt hatte. Also war sie nun schon mittendrin.

Der Taunus war ihr völlig fremd, doch wenn sie wie ein Mensch auf der Straße bliebe, würde sie sicher bald schon jemandem auffallen … Oder war es sogar schon längst, wie das leise Knacken im Buschwerk ihr verriet. Sie verfolgten sie sicher schon seit einem Kilometer. Die Rudel-Wächter waren also durchaus aufmerksam.

Da kam ihr ein Wagen mit hoher Geschwindigkeit entgegen und hielt mit quietschenden Reifen, sich vor ihr schräg herandriftend und haltend, an.

Ein paar grimmig aussehende Wölfe, die sie noch nie gesehen hatte, sprangen mit gezogenen Waffen heraus …?! Sie hob sofort ihre Hände, ließ die Eisenstange neben sich auf den Rasenstreifen fallen und wich hastig ein paar Schritte vor den Wölfen zurück. Ihr Herz begann wie wild zu klopfen. Waren das etwa Werwolf-Hunter, die das Taunus-Gebiet übernommen hatten? Aber wenn ja, dann wussten sie nicht, dass Mia auch ein Werwolf war, oder?!

Aber sie rochen eindeutig nach Wolf. Der größte der Wölfe kam nun mit leicht fassungslosem Blick auf sie zu und sah sie an, während sie eingeschüchtert vor ihm zurückwich. Da ließ er seine Waffe plötzlich sinken und schnaubte kurz spöttisch auf.

„Ihr Idioten versetzt das ganze Rudel in Alarmbereitschaft wegen eines kleinen, verschüchterten Werwolf-Mädchens? - Marsch zurück an die Grenze, bevor ich euch an den Eiern in die Bäume hänge!“, knurrte er leise, … benutze gerade wohl beides, den inneren Link der Werwölfe, mit dem sie sich verständigen konnten, wie auch seine Stimme, bevor er die Waffe wieder einsteckte und sie nun viel freundlicher ansah.

„Keine Panik. Wir sind Rogue gegenüber wohlgesonnen. Hast du dich verlaufen oder wolltest du zu uns, Kleine?“, fragte er sie nun viel offener.

Mia öffnete schon den Mund, um zu sprechen, doch es hatte ihr vor Schreck die Stimme verschlagen, darum kam nur ein Krächzen heraus.

Stirnrunzelnd starrte der Wolf sie an, doch dann grinste er kurz. „Haben sie dich also in deinem Rudel verstoßen, weil du stumm bist?“, fragte er sie mitfühlend. Sie schüttelte nur kurz den Kopf und runzelte besorgt die Stirn. Wollte ihren Block und Stift aus ihrer Jacke herausholen, um es ihm aufzuschreiben, wer sie war, doch auf einmal wurde sie hart gepackt und gegen das Auto gedonnert. „Waffe!“, brüllte einer der anderen Wölfe und ihr Block und Stift flogen davon.

Der Typ, der sie herumgeschleudert hatte, hielt sie plötzlich auch noch im harten Schwitzkasten und von da an bekam sie nicht mehr viel mit. Das hatte sie schon einmal so erlebt und wollte sie niemals wieder. Jemand schrie noch irgendetwas von „Idiot, … das da ist doch nur Schreibzeug …“, doch Mia verwandelte sich bereits panisch in ihre Wölfin und nutzte den Überraschungsmoment für sich aus, biss dem Wächter heftig in Hand und Schulter und Gesicht, während der nur noch laut fluchend ihre Jacke zu fassen bekam, doch sie war schon hinausgeschlüpft und rannte davon, so schnell sie nur konnte … weg von der Straße und ab in den Wald.

„NEIN!“ „Hey! … BLEIB STEHEN!“

„Manus, du Arschloch!“

„Sie haut ab!“

„Muss wohl ein kleines Omega-Wölfchen sein und harte Angriffe gegen sich gewohnt. - Linus, Arram! Folgt ihr …!“

Das war's!

Die Hetzjagd war eröffnet.

Mia spornte ihre Wölfin an und sie hetzte in den Wald hinein. Hitziges Geheul und Jaulen und Hecheln folgten ihr.

Na, ganz toll! Die Luna wurde gerade von ihrem eigenen Rudel gejagt. Also hatten sie alle keine Ahnung von ihr … Und das hieß dann wohl, sie war gerade auf unbekanntem Terrain, vor unbekannten Rudelwölfen, die sich hier bestens auskannten, auf der Flucht und hatte noch nicht einmal einen Mind-Link zu ihnen, um sich zu erkennen zu geben. Sie konnte auch nicht um Hilfe heulen oder sich gegen so viele Angreifer lange verteidigen.

Mit einem Wort ausgedrückt: Scheiße!

Im dichten Wald fiel es den Wölfen etwas schwerer, die flinke, zierliche Mia einzuholen, denn sie konnte durch Spalten und enges Gebüsch hindurchschlüpften, während andere außen herumrennen mussten. Das hielt sie auf und Mia gewann immer mehr Vorsprung, während sie nach einer passenden Stelle Ausschau hielt, an der sie den ersten der beiden Wächter stellen und überrumpeln konnte.

Sebastian hatte ihr schließlich tausend Mal erklärt, dass es immer leichter war, einen Angreifer zu töten als nur zu verletzen. Und dass Flucht keine Lösung war, sondern eher noch mehr Probleme schaffte. Aber genau diese Situation hier hatten sie echt unglaublich oft geübt.

Mia verfolgt von zwei Wächtern und wenn sie sie erwischt hatten und sie dann den Kampf verlor, hatten sie sie immer mit dem Gesicht in den Matsch gedrückt und ausgelacht.

„Kleines, süßes Lunchen!“

„Putziputzi!“ „Lerne doch besser Stricken …“

„Krieg einfach ein paar Welpen und koche deinem Alpha etwas Gutes. Ist besser so für dich.“

Sie war einfach zu klein und zu schmächtig gewesen, außerdem lustlos und nach ihrem einzigen Mate-Ball mit 14 Jahren, auch nur noch ständig mies drauf.

Welch ein Wunder, wenn man das größte Arschloch auf Erden zum Gefährten abbekommen hatte. Schon einmal so richtig etwas, um sich später darauf freuen zu können … nicht! Doch genau deshalb hatte ihre Schwägerin ja darauf bestanden, dass sie richtig zu kämpfen lernte, sowohl als Wolf als auch als Mädchen.

Sie kam auf einer kleinen Lichtung an. Hier gab es einige kräftige Äste am Boden. Schnell hatte sie sich verwandelt und einen davon aufgehoben, wirbelte ihn herum und erwischte ihren ersten Angreifer mit dem Stabende mitten im Gesicht. Er ging zu Boden und der zweite Wolf sprang mit einem kurzen Kläffen, zu dem sich nun leicht schüttelnden rotbraunen Wolf hin, auf sie zu, nun böse knurrend. Aber Mia wirbelte nur wieder den Stab herum und hieb auch ihm diesen gegen den Kopf. Während der andere Wolf nun aber über sie zu springen versuchte. Das war haargenau so wie in ihren Übungen mit Jens … Blitzschnell rammte sie dem Springer das Stabende in den Bauch, benutzte seine Geschwindigkeit als Hebel und schon flog der Angreifer jaulend meterweit über Mia hinweg und landete krachend im Unterholz.

„Schluss jetzt! Was fällt euch ein? Seid ihr denn toll, ein so kleines Mädchen anzugreifen, ihr Höllenbestien?“, erklang plötzlich eine barsche Frauenstimme von links. Mia drehte sich keuchend um. Da stand eine Frau mittleren Alters, … so ungefähr wie ihre Mutter, nur trug diese hier die Haare nicht wie Mahmen elegant hochgesteckt, sondern ganz im Gegenteil zu einem langen, unordentlichen, schwarzen Zopf geflochten.

Sie sah aus, als wäre sie gerne in der Wildnis unterwegs, und obschon Mia an ihr absolut keinen Werwolf wittern konnte, duckten sich die Wölfe vor ihr, … nein, so etwas? War das nun also eine der Hunter, die das Gebiet übernommen hatten, und nun das Rudel kontrollierten? Wozu? Um noch weitere Werwölfe zu stellen?

Da begann die Frau auch schon scharf klingend zu sprechen:

„Hat der Alpha euch nicht ausdrücklich gesagt, dass unserem Rudel alle gebissenen Rogue-Menschen herzlichwillkommen sind, ganz egal, von wo auch immer?“, fauchte sie weiter und kam zu der überrascht und verwirrt keuchenden Mia hingelaufen.

Die Frau kleidete sich wie ein äußerst alternativer, aber naturverbundener Mensch, viel grüne und hellbraune Wolle, weite, alternative Leinhosen, statt Jeans oder Camoflage-Jacke … Doch sie war wirklich nur ein Mensch. Jetzt konnte man es deutlich riechen. Doch warum hörten dann die andere Wölfe so auf sie?

Schon stand sie nur noch fünf Meter entfernt, während Mia noch immer nervös die beiden Wölfe mit dem Stab in Schach hielt, die schon wieder auf sie lauerten, nun da diese Anführerin herangetreten war. Mia hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend, … doch die Frau hob nur beschwichtigend und besorgt blickend die Hand.

„Hey, leg den Stock weg, Kleine. Du brauchst jetzt keine Angst mehr zu haben, du bist hier sicher. Ich bin Selma, die Mutter unseres Alpha. Er ist gerade nicht da, sonst würde er das hier sehr schnell klären, glaub mir. Doch in seiner Abwesenheit vertrete ich die Luna-Position“, erklärte sie ihr freundlich. Mia runzelte nur leicht befremdet die Stirn.

Sie war jetzt schließlich hier die Luna. Doch die Frau sprach schon weiter. „Du bist herzlich willkommen auf dem Gebiet der Taunus-Krallen und wirst hier nun auch nicht mehr gejagt oder von irgendeinem Wolf angegriffen werden, darauf hast du mein Wort“, fuhr die Mutter ihres Mate lediglich beruhigend meinend fort. Schnell versuchte Mia, ihr zu erklären, wer sie war, öffnete schon den Mund und wollte es ihr erzählen … Doch da kam nur wieder mal ein heiseres Krächzen heraus, statt Worte. Schnell hustete sie, räusperte sich. Also ehrlich … Das konnte sie nach der OP aber doch eigentlich schon etwas besser, … runzelte sie nur noch verwirrter von allem hier die Stirn, versuchte es erneut, … doch es kam nur ein Quietschen heraus. Sofort sah die Frau die beiden Werwolf-Wächter bitterböse an.

„Linus! Arram! Was denkt ihr euch eigentlich!? Oder denkt ihr überhaupt jemals?“, fuhr sie sie an.

„Selma, die Kleine ist nicht so zart und schwach, wie es scheint. Am besten, du rufst mal den Alpha an … und bleibst ihr besser fern!“, warnte Arram sie knurrig. Linus nickte nur und hielt sich die blutige Nase. „Sie weiß, wie man kämpft. Ein Omega ist sie also schon mal ganz sicher nicht!“

„Sie wurde von der Schwarzwaldseite mit dem Auto nahe herangebracht. Was wenn sie hier für die spionieren soll?!“ „Genau, den Devils ist nicht zu trauen!“, nickte auch Arram erneut ganz ernsthaft. Okay?!

Hatten die ein Rad ab? Die Devils waren schließlich gerade noch ihre Verbündeten gewesen, weil Mia bei ihnen gelebt hatte, bei Lunas Ohren! Und so lange die Typen dachten, dass sie es tat und dass sie dort sicher war, gab es auch einen Pakt und damit einen Verbund.

Mia verschränkte kurz augenrollend die Arme vor der Brust, wollte dazu nun endlich auch mal zwei, drei Takte flüstern, … hustete dann aber nur wieder jämmerlich los.

Denn ja, … erkältet war sie nun natürlich auch, weil sie vor Demütigung über die abweisende Art ihres beschissenen Mate krank geworden war. Doch es brachte ihr rein gar nichts zu klagen oder den Mond anzukrächzen, tausend Mal seine Nummer zu wählen und zu hoffen, dass er doch noch gütigst rangehen würde. Sie hatte längst realisiert, dass er sie tatsächlich nicht holen wollte. Doch deshalb nun von feindlichen Devils zu quatschen, war schierer Unsinn.

Torbens Mutter aber schien nun ihrerseits restlos aus der Fassung gebracht zu sein von ihrem Gehuste und Gekrächze. „Ach, herrje! Was immer diese arme Kleine auch ist oder in ihrem alten Rudel war … Sie ist jetzt hier. Und unser Alpha wird sich um sie kümmern, sobald er zurück ist. Nur krank kommt mir die Kleine nicht in den Keller und ihr rührt sie auch nicht an, habt ihr das verstanden?!“, sagte sie noch warnend, dann sah sie Mia kurz besorgt an, die sie ihrerseits misstrauisch musterte.

Trotzdem trat Torbens Mutter dann einen Schritt auf sie zu. „Und nun lass den Stock fallen und komm ohne Gegenwehr mit mir mit, Kleine. Ich weiß, du hast jetzt vermutlich Angst. Und ich kann dir nicht versprechen, dass du in unserem Rudel in einer guten Position aufgenommen sein wirst, wenn überhaupt, da du aus dem Schwarzwald kommst. Doch wenn du es zulässt, kümmern wir uns zunächst einmal um deine Erkältung, warten auf meinen Sohn und sehen dann weiter, okay?“, erklärte sie Mia kühl und streckte die Hand nach ihrem Stock aus.

Sie sollte einem Menschen die Kontrolle über ihr Leben überlassen? Sie, eine Luna? Doch dann fiel ihr ein, dass auch Rahel die ganzen Gegebenheiten und Werwolfregeln gerne mal vergaß, obschon sie inzwischen seit zwei Jahren ein Werwolf war. Torbens Mutter aber war es definitiv nicht. Ergo, sie könnte sich ihre Schwiegermutter, wenn sie jetzt nicht nachgab, vielleicht von vornherein zum Feind machen.

Kein sehr schöner Anfang in der neuen Verwandtschaft, zumal Torben ihr wohl durchaus einigen Einfluss auf sein Rudel eingeräumt hatte, wie es schien.

Mit einem letzten, kurzen und äußerst widerwilligen Durchatmer gab sie ihr also den Stab … Und im nächsten Moment hatten die beiden Wächter sie auch schon grob an den Armen gepackt und bogen ihr die Hände auf den Rücken, um sie hart zu fesseln.

Okay, … alles klar. Genau so gingen auch die Devils mit potenziellen Rogue um, … bevor sie sie kaltmachten.

Trotzdem wehrte sie sich nicht mehr und biss sich nur kurz auf die Lippe, als dieser Arram ihr die Hand absichtlich so weit verdrehte, bis es knackte. „Rache ist blutig, du kleine Bitch!“, flüsterte er ihr dabei noch brutal und ekelig keuchend ins Ohr. Mia wandte nur dem Kopf zur Seite, um ihm auszuweichen. „Denke bloß nicht, dass ich deine Schläge gegen mich vergesse!“, knurrte auch Linus noch einmal und zurrte dann die Stricke extra fest, bevor er ihr hart in die Seite hieb. Mia gelang es nur noch, hart zu keuchen … Auuua!!!

Das war nun sicher eine angeknackste Rippe. Dann führten sie sie ab und Mia hatte nur noch ein ziemlich ungutes Gefühl im Magen. Denn was sie ja noch aus Selmas Rede erfahren hatte, war, dass Torben gar nicht zu Hause war. Vielleicht im Krieg …?! Aber wenn er im Krieg war, dann sicher auch seine besten Leute und der Beta, die sie vielleicht noch hätten erkennen können. Also blieb ihr nur eine Möglichkeit. Sie musste die Zeit hier irgendwie überbrücken, bis der Taunus-Alpha zurückkehren und sie erkennen würde. Denn wer konnte schon sagen, ob seine Mutter ihr noch weiter wohlgesonnen sein würde, wenn sie erst erführe, wer Mia in Wirklichkeit war? So manche Luna in Vertretung hatte letztlich große Probleme damit gehabt, ihre Aufgaben an die echte Luna abzugeben. Mahmen hatte sie ja extra noch davor gewarnt, die Mutter dieser Rogue-Alpha nicht zu unterschätzen.

Schon zu Aristos Zeiten und zur Zeit des letzten Taunus-Alpha, Margan, hatte sie bewiesen, obwohl immer nur ein schwacher Mensch, dass auch ein Werwolf seine liebe Mühe mit ihr haben konnte. So wie ihre Schwägerin war auch Selma ein reiner Mensch gewesen, als der alte Alpha sie in sein Bett zwang und schwängerte. Nur als er sie dann töten und seinen Sohn mit sich nehmen wollte, war sie getürmt und blieb lange Zeit verschwunden.

Mahmen hatte ihr erzählt, dass selbst Mias Vater von Aristo auf die Suche nach Mutter und Sohn geschickt worden war, um sich einen Vorteil zu sichern und Margan mit dem Baby unter Druck zu setzen. Die arme Frau hatte es trotzdem geschafft, sich und ihren rudellosen Rogue-Sohn irgendwie durchzubringen, um dann mit einem von ihm neu gebildeten Rogue-Rudel zurückzukehren und Margan und seine ganze Sippe, nebst Führungsstab des Taunus, Rache nehmend, grausam zu töten.

Die Pläne dazu sollte sie tatsächlich selbst geschmiedet und den damals sechzehnjährigen Torben angeleitet haben. Also war Selma auf keinen Fall zu unterschätzen. Auch jetzt nicht, da ihr Sohn erwachsen und Alpha des Rudels war. Nur deshalb fügte Mia sich nun still, als sie wie eine Schwerverbrecherin zurück zur Straße geschleift und dort ohne jede Milde oder Vorsicht hinten auf die Ladepritsche eines Transporters gestoßen wurde.

„Rein da, du kleines Luder!“, knurrte dieser Liam nur wieder brutal und schubste dann sogar noch einmal nach, was Mias Wölfin knurren ließ.

Sie stieß sich nämlich an der Stoßstange das Knie auf und den Kopf dann innen im Transporter an der Wand. Ihre Hose riss außerdem weit ein … Jaaa, … ganz tolle Sache. Wenn sie auch nur das geringste bisschen zu sagen hatte, dann war dieser Wächter hier schon so gut wie tot, entschied Mia sich finster.

Da kamen auch noch ihre Sachen zur Tür hereingeflogen, sogar der Metallstab, der sie beinahe nochmal am Kopf erwischt hätte. Wohl Idioten, oder was? Dann schlug die Türe auch schon zu und es wurde nun stockdunkel hier drinnen. Schon wieder scheiße!

Ihr Magengefühl wurde noch um etliches unbehaglicher, doch schon startete der Motor. Sie fuhren mit ihr irgendwohin. Sicher eine halbe Stunde, … was denn dreißig, vierzig Kilometer, schätzte Mia überrascht. Es schien auf jeden Fall ewig zu dauern. Die Kälte und Dunkelheit setzten ihr zudem viel ärger zu, als dass es Schläge getan hätten. Und als sie dann auch noch anhielten und Mia die Türen schlagen und dann nur Schritte sich entfernen hörte, ohne dass sie sie mitgenommen hätten, sah sie sich in einer echt gut gestellten Rogue-Falle gefangen.

Ich gebe dir mein Wort, … ja, klar. Es hatte schon die ganze Zeit so komisch hier drin gerochen. - Chemie und Blut?! Das hier war also demnach deren Rogue-Lager. Ein Endlager! Scheiße auch … Ihr Bruder hatte auch so eins. Da kamen besonders gefährliche Mörder, Rudelverräter, wilde Rogue und Vergewaltiger rein und blieben auch da drin, bis sie elendig krepiert waren. Aber im Gegensatz zu diesem Endlager war das im Schwarzwald ein zehn Meter tiefer Betonbunker mit einem gusseisernen Deckel obendrauf. Keine Chance auf ein Entkommen.

Hier aber hatten die Taunuswölfe ihr zum Glück noch ihre Sachen mit hineingegeben. Und ihre beiden Ausbilder, Sebastian und Jens, hatten sie bestens auf alle möglichen Situationen, in die sie hier vielleicht kommen könnte, vorbereitet.

Sie kroch auf den Knien zu ihrem Rucksack hin und tastete dann mit den Fingern nach der verborgenen Tasche außen und unten am Rucksackboden, die Sebastian ihr für den Notfall bestückt hatte. Dort befanden sich eine kleine, aber starke Taschenlampe, ein multifunktionales Messer, ein Beutel Wasser und ein bisschen Werkzeug eingebettet in Watte, um es nicht gleich ertasten zu können. Uuund … yes! Die Dreckskerle hatten das Überlebenskit nicht gefunden. Ein Glück.

Sie kramte also den Notfallbeutel hervor. Riss ihn mit den Fingern auf, knipste die kleine Taschenlampe an und erleuchtete das tatsächlich grausige Innere des Wagens. Abgewaschene Blutspuren zeugten von dem normalen und ständigen Gebrauch dieser Todesfalle auf vier Rädern.

Die hatten also tatsächlich nie vorgehabt, sie hier im Taunus willkommen zu heißen. Dared hatte demnach mal wieder Recht behalten, sie schon mit zwölf Jahren vor Torbens Rudel zu warnen. Und Selma hatte wohl mächtig einen an der Klatsche. Eine Luna - selbst in Vertretung - schwor einem Gefangenen Frieden und schenkte ihm stattdessen den Tod?! Wenn das die anderen Rudel wüssten … Das war ein ehernes Gesetz, das sie da gebrochen hatte, verdammt!

Mit dem scharfen Messer befreite sie endlich ihre Hände und schüttelte dann über sich selbst erstaunt den Kopf. Sie hätte wohl besser einfach auf Rahel hören und zu Hause bleiben sollen, wo sie hingehörte. In Mahmens Armen liegend am Wolfsfieber zu sterben war viel schöner als in so einem stinkigen Transporter. Zur Begrüßung im Taunus gleich gekillt zu werden, war wirklich nichts, das sie erstrebenswert fand oder angenehm. Ihr Bruder hatte ihr ja noch zum Abschied zugesichert im Falle von wirklich untragbaren Zuständen, in die sie in Torbens Rudel vielleicht geraten würde, zu ihr zu stehen und sie vor dem Taunus-Alpha zu beschützen, wenn sie einfach wieder heimkehren wollen würde. Natürlich bedeutete es dann auch gleichzeitig den Bruch dieses ohnehin nur losen Abkommens mit dem Taunus. Den Bruch mit allen Höflichkeiten und jeder Zurückhaltung der Wächter.

Es würde auf einen echten, blutigen Krieg hinauslaufen. Schade nur, dass sie hier noch wohl zu weit vom Schwarzwald weg war, um mit dem Rudel-Link um Hilfe zu rufen. Aber immerhin hatte sie noch ihr Handy in der Tasche, dass ihr Rahel eingepackt hatte. Doch als sie es herausnahm, hatte sie natürlich keinen Empfang. Was auch sonst. Scheiße!

Rasch und leise packte sie das Telefon wieder ein und holte sich das Werkzeug aus der Tasche. In so einem umgebauten Transporter gab es viele Schrauben. Sie würde sicher eine ganze Zeit lang brauchen, um hier herauszukommen, doch immerhin musste sie so nicht in ihrer eigenen Scheiße sitzend, jämmerlich verenden. Bei Lunas Ohren … Hatte sie es sich je so vorgestellt, die Luna dieses bescheuerten Rudels zu werden? Okay, mit Anfeindungen und Bosheiten, gemeinen Reden und Piesackerei hatte sie natürlich gerechnet, aber ganz sicher nicht hiermit. Nein, … absolut und ganz sicher nicht, denn sie war immerhin noch Torbens Luna. In ihrer jugendlichen Naivität hatte sie einfach so angenommen, das würde schon ausreichen, um hier eine sichere Einreise zu halten.

„Dumm, dumm, dumm, Mia!“, flüsterte sie nun wieder ganz, ganz leise krächzend und frustriert. Denn die wollten sie hier wirklich nicht haben. Keine weitere Zeit verschwendend packte Mia sich nun tief durchatmend ihr Werkzeug und ging daran, sich zu befreien.

Die Zeit verging echt langsam, während sie die Platten, die sie ineinander verschraubt hatten, um diesen Käfig ausbruchsicher zu machen, löste, herausnahm und an der Wand anlehnte. Sie bewegte sich vorsichtig und leise und hatte es schließlich nach vielen Stunden schweißtreibender Arbeit endlich geschafft, auch das Bodenblech zu lösen. Ein Glück nur, dass sie als geborener Werwolf viel stärker war, als sie aussah. Es gelang ihr, das Blech hinten am Tank ganz leise zu Boden zu drücken und sie schob ihren Rucksack dann zuerst hinunter ins regennasse, halbhohe Gras.

Wo zum Teufel hatten sie sie hier nur abgestellt, fragte sie sich kurz und kroch dann angespannt ganz leise nach draußen ins Freie. Ihre Vorsicht war indes absolut unnötig gewesen. Sie hatten ja noch nicht einmal eine Wache dagelassen und den Transporter einfach nur auf einem wilden Friedhof geparkt. Wohin sie auch sah, waren da Erdhügel, viele schon sehr alt, andere aber noch deutlich frischer. Sie riss vor Entsetzen die Augen auf.

Bei Lunas Mond! Gänsehaut lief ihr eiskalt anfühlend den Rücken hinunter und ließ ihre Haare im Nacken sträuben. Der Friedhof für Verräter und Verbrecher des Rudels wie auch für ungewollte Rogue. Das also war das Versprechen dieser Frau wert. Wir kümmern uns um deine Erkältung, warten, bis der Alpha wieder da ist, und sehen dann weiter … Mia hatte der Frau in die Augen gesehen! - Ihr wirklich vertraut!

Sie kommt aber nicht in den Keller … Ha!!! Nur ein Mensch, ja, noch nicht einmal eine gebissene Werwölfin, die hier tatsächlich deren scheiß Luna spielte, und keine Ahnung davon hatte, wie man sich als solche auch verhielt.

Wenn sie sie wenigstens in der Nähe des Rudelhauses geparkt hätten, dann hätte sie gewusst, dass der Alpha sich zumindest noch mit ihr hätte beschäftigen wollen, doch so war es nun ganz eindeutig.

Jeder, der von ganz allein über die Schwarzwaldgrenze in den Taunus herüberkam, war tot. Fassungslos den Kopf schüttelnd holte Mia ihre Eisenstange unter dem Transporter hervor und holte sich auch noch ihren Kompass aus der Tasche heraus, sowie auch die Karte des Taunus. Von hier aus und im Dunkeln hatte sie keine Möglichkeit, sich zu orientieren. Doch das war gerade auch nicht ihr dringendstes Problem. Hunger und Durst plagten sie und außerdem noch ein anderes dringendes Bedürfnis, doch zumindest dem konnte sie schnell abhelfen.

Sich zu verwandeln war so einfach wie atmen, gleich als sie am Waldrand angekommen war. Und sich in die Büsche zu schlagen sogar noch einfacher.

Ihr Magen knurrte wie ein wütender Wolf, als sie erleichtert wieder herausgekrochen kam. Gut, dass es hier nur so von kleinen Tieren wimmelte. So hatte sie schnell ein paar fette Mäuse und einen Hasen gefangen und gefressen. Denn als geborene Wölfin liebte sie die natürliche Jagd, auch wenn sie diese nicht unbedingt brauchte.

Ihre Sinne führten sie schließlich zu einem breiten Bach, an dem sie durstig trank und dann kurz verschnaufte. Die zittrige Müdigkeit, die sie hier dann aber befiehl, als sie über das Geschehene von gestern nachdachte, brachte sie dann zu der Einsicht, dass es vollkommen sinnlos war, sich noch viel länger in diesem Gebiet der Taunus-Krallen aufzuhalten.

Sie sollte besser nach Hause zurückkehren, und zwar schnell. Die Tasche wie auch der Stab würden sie beim Heim-Walk nur behindern. Entschlossen kam sie also wieder auf die Beine hoch und wandte sich nach Osten. Es dämmerte schon, als sie durch die kurz entstandene Lücke der Rudel-Wächter schlich, die gerade ihren Wachwechsel im inneren Ring vollzogen, … lachend und schwatzend. - Idioten.

Denn sie wechselten dabei sogar auch noch ihre Gestalt! Als Werwölfe hätten sie Mia natürlich sofort gewittert und verfolgt. Doch so machte sie nun, dass sie fort vom Taunus kam. Dieses Arschloch eines Alpha und seine grausige Mutter würden sie nie wieder sehen oder ihr noch irgendwelche weiteren haarsträubenden Anweisungen erteilen. Egal, ob nun in Wirklichkeit oder per Telefon.

Der Taunus-Alpha hatte sich das Recht auf seine Mate und Luna gerade eben verwirkt.

Sie rannte los, so schnell sie nur konnte.

Torben:

„Ihr habt bitte was getan?“, fragte er diesen Hund von einem missratenen Wolfswächter Linus knurrig. Seine Mutter hatte ihm gerade von einem noch sehr jungen Rogue-Mädchen berichtet, das anscheinend gestern vor ihrem Rudelgebiet ausgesetzt worden war und das gestern Linus und Arram erfolgreich hatte abwehren können, als diese sie durch den Wald gehetzt hatten, um sie an der Flucht zu hindern.

Seine Mutter hatte der Kleinen scheinbar vorübergehend Aufnahme und auch Pflege angeboten, weil sie krank war. Doch stattdessen hatten diese beiden Idioten aus purer, verletzter Eitelkeit heraus das kleine, kranke Wolfsmädchen in den Endtransporter für gefährliche Rogue gesteckt und zum Verräterfriedhof gefahren, wo sie dann den Wagen nur abgestellt hatten und gegangen waren, … ohne noch Weiteres für das kleine, gefesselt im Transporter liegende Kind zu tun.

Torben sah kurz seinen Beta an. Silas nickte nur Ole zu, der mit seinen Wölfen die beiden Ärsche hart packte und ins Bunkergefängnis herunterbringen würde, wo sie schon seit Monaten, … quatsch, Jahren hingehörten.

- Diese geborenen Wölfe ohne jede Vernunft oder Menschlichkeit waren ihm schon, seit er Alpha geworden war, ein ewig währender Dorn im Fleisch.

Er brauchte sich nur einmal umzudrehen, schon stellten sie wieder dieses oder jenes an, quälten Menschen … oder verletzten sie, … töteten sie … Er war auf den Beinen und zur Tür heraus, noch bevor Ole und sein Team diese beiden Penner aus dem Haus gebracht hatten.

In Wolfsgestalt würde er viel schneller am Ziel sein, wusste er. An der Haustür drückte er noch einmal beruhigend den Arm seiner Mutter, die er in Tränen aufgelöst vorgefunden hatte, in heller Sorge um das verschwundene kleine Mädchen. Und die Wächterwölfe hatten ihr nicht einmal gesagt, was sie mit ihr getan hatten. Elendes Pack!

Die Kleine hatte Selmas Mutterinstinkte geweckt, was nur höchst selten geschah. Also entweder das Mädchen war da wirklich richtigkrank gewesen oder aber noch so klein und jung, dass es geradezu ein Verbrechen gewesen war, sie in einem solchen zarten Alter schon zu verstoßen.

Egal, was es auch war … Er würde sie nun holen und zu seiner Mutter bringen, bevor er endlich drangehen konnte, alles Nötige für die Ankunft seiner Luna im nächsten Monat vorzubereiten. Er konnte es kaum erwarten, sie nach so langer Zeit endlich wiederzusehen.

Der Wagen war mitten zwischen den neueren Grabhügeln geparkt und es herrschte eine Totenstille. Kein Pochen, kein Rufen … Rasch verwandelte er sich und rannte zu dem Wagen hin.

„Wenn das Kind nun tot ist, zerreiße ich sie beide höchstpersönlich!“, knurrte sein Beta ihn an und auch Ole traf gerade mit dem Geländewagen und den Erste-Hilfe-Utensilien ein, als er die hinteren Türen aufriss, … und sich lediglich einer Menge Schrauben und Metallplatten gegenübersah, die alle an die hinteren Türen angelehnt worden waren … „Was zum Teufel …?“, fragte Silas ihn leise knurrend und bückte sich herunter. „Sie ist wohl herausgekommen und getürmt, Torben. Da ist ein bisschen Blut am Boden, eine gute Fährte, der wir folgen können“, wies er kurz in Richtung Wald. Torben nickte beiden grimmig zu und sie verwandelten sich wieder.

Doch ein seltsamer, ihm wohl bekannter Geruch ließ ihn auf der Stelle wieder erstarren, … fassungslos und entsetzt verlor er die Kontrolle über seine Wolfsgestalt und fiel brüllend auf die Knie. Auch seine Freunde verwandelten sich sofort alarmiert zurück. „Torb...?“, fragte Silas ihn erschrocken. „Nein … Nein … Nein … NEIN!“, raufte Torben sich aber nur wild die Haare. „Es ist Mia!“, brüllte er seine Freunde verzweifelt an. Ole fluchte halblaut und Silas sah ihn nun ebenfalls entsetzt an. „Bist du sicher?“ Torben nickte mit leicht glasigen Augen.

„Ihren Geruch würde ich immer unter allen anderen auf der Welt herausriechen können. Sie war hier … in diesemWagen … die ganze Nacht lang und in völliger Dunkelheit! Verdammt noch mal, Silas … Diese elenden Schweine haben meine kleine Mate, ihre eigene Luna, hier einfach gefangen, gefesselt und eingeschlossen zum Sterben abgestellt!“

Silas verwandelte sich prompt wieder und aktivierte das Wächternetz, Torben fasste sich und verwandelte sich dann ebenfalls wieder, um die Spur seiner Mate aufzunehmen und Ole fuhr zurück zum Rudelhaus, um die Ankunft der neuen Luna des Taunus-Rudels vorzubereiten.

Mia

Sie erwachte am Morgen des Folgetages unter einem dicken Felsbrocken und streckte sich kurz. Von dem Höllentrip gestern tat ihr noch alles weh, außerdem fühlte sie sich allgemein gar nicht gut. Als sie aufstand, drehte sich kurz alles. Ihr war sehr warm und seltsam zumute. Außerdem brannte ihr Hals nun wie Feuer.

Krass-Krank!

Scheiße!

Werwölfe wurden nur sehr selten richtig krank, weil sie ja enorme Heilkräfte hatten, doch wenn es geschah, dann war es schlimm. Sie musste sofort nach Hause.

Kurz probierte sie wieder den Rudel-Link zu Mahmen oder Dared, die sie wohl am ehesten hören würden. Eine Mutter hatte doch immer einen besonders weitreichenden Draht zu ihren Welpen. Doch sie konnte sie nicht hören. Dabei musste sie der Grenze doch gestern schon erheblich nähergekommen sein.