Sex im Busch 1-3 - Rhino Valentino - E-Book

Sex im Busch 1-3 E-Book

Rhino Valentino

3,8

Beschreibung

PREISWERTES BUNDLE! Heitere und schweinische Dschungel-Erotik… Die belgische Kolonie Kongo in Afrika, 1912: Barnabas Treubart ist ein Mann in den besten Jahren, erfahrener Afrika-Reisender und geiler Missionar. Eines Tages beobachtet er am Fluss eine wunderschöne, junge Schwarze. Sie wird von einem Kannibalen überrascht, der sie vergewaltigen und töten will. Als Barnabas ihr zur Hilfe eilt, ahnt er noch nicht, dass dieses Zusammentreffen ihn bald in seinen moralischen Grundfesten erschüttern wird. Die Frau ist Muluglai, die edle Tochter eines Häuptlings! Auf den selbstbewussten Mann mit dem mutigen Herzen eines Löwen warten freizügige Abenteuer mit Eingeborenen, Raubtieren und Kannibalen. Die Spannung wird aufgelockert durch perverse Späße und schwarzen Humor. Barnabas erlebt allerlei Wundersames mit den Nackten vom Stamme der Muluglus. Er lernt ihre Sitten und Gebräuche kennen und kostet nicht nur ihre exotischen Speisen, sondern auch vom Duft der hübschen Frauen… Ihm zu Ehren wird ein feuchtfröhliches Fest veranstaltet, samt verrückter Trinkspiele und Wettbewerbe mit säuischen Sportarten. Allmählich aber verliebt er sich in die Häuptlingstochter Muluglai. Das darf ihr Vater jedoch nicht wissen, denn der hat ganz andere Pläne mit ihr. Barnabas wird nicht nur von seinen Gefühlen, sondern auch vom wilden Treiben im Dschungel immer mehr beansprucht. Denn da ist noch die Sache mit dem Voodoo und den "Kuss-Krediten"… Erotik, Spannung, Humor und Gewalt mischen sich in diesem Werk zu einem deftigen Buchstaben-Menü; exotisch scharf, aber gut bekömmlich. Umfang dieses Bundle: 220 Seiten / 64254 Wörter. Dies ist ein abgeschlossener Roman, der folgende drei Einzelbände vereinigt: #1 "Die Schöne am Fluss", #2 "Im Treibsand der Sünde" und #3 "Im schwarzen Reich der Kannibalen". Von Rhino Valentino, dem Autor der Erfolgs-Serie "Sex im alten Rom".

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Seitenzahl: 321

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SEXIM BUSCH

# 1-3Sammelband

Heiterer Erotik-Romanvon Rhino Valentino

Sie sind herzlich willkommen

auf dem Blog

www.rhino-valentino.com

und auf der Website

www.stumpp.cc

unter welcher mehr Infos und die

aktuelle Verlagsadresse zu finden sind.

Hinweise auf weitere interessante Titel

finden Sie auch am Ende dieses Ebooks.

Originalausgabe

Erste Auflage März 2013

Copyright © 2013 by Ralf Stumpp Verlag, Spaichinger Strasse 1, 78582 Balgheim für sämtliche Texte inklusive Titelbild-Design/Foto. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Verbreitung, der Verarbeitung und Einspeicherung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Printmedien, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung, der Übertragung, auch einzelner Text- und Bildteile sowie der Übersetzung in andere Sprachen.

Die handelnden Personen dieses Romans sind frei erfunden und volljährig in ihrer Eigenschaft als Romanfigur. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen wären rein zufällig und nicht vom Autor beabsichtigt.

ISBN 978-3-86441-036-9

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Vielen Dank dafür,

dass Sie sich für dieses Buch

entschieden haben.

Ich hoffe, Sie haben damit

viel Spaß und ein gutes

Lesevergnügen.

In diesem Fall hätten sich

die Zeit, die Sie damit verbringen,

und die viele Arbeit, die es mir

bereitet hat, gelohnt.

Wenn Sie mich

auf der Website, dem Blog

oder in den sozialen Netzwerken

besuchen möchten, so würde ich mich

darüber sehr freuen.

Mit den besten Wünschen für Sie,

der Autor.

INHALT

Sex im Busch

TEIL 1

Kapitel 1: DIE SCHÖNE AM FLUSS

Kapitel 2: DAS DORF DER EINGEBORENEN

Kapitel 3: WO DIE LIEBE HINFÄLLT

Kapitel 4: DIE EINZIG WAHRE STELLUNG

TEIL 2

Kapitel 5: IM TREIBSAND DER SÜNDE

Kapitel 6: GESCHÄFTIGES GEMURMEL

Kapitel 7: BARNABAS DER BUSCH-BOCK

Kapitel 8: DIE SORGEN DES HÄUPTLINGS

TEIL 3

Kapitel   9: GEFÄHRLICHER DSCHUNGEL

Kapitel 10: IM SCHWARZEN REICH DER KANNIBALEN

Kapitel 11: DSCHUNGELBLÜTEN UND BUSCH-ROMANTIK

Kapitel 12: DIE SACHE MIT DEN KUSS-KREDITEN

MEHR LIEFERBARE TITEL

TEIL 1

Kapitel 1: DIE SCHÖNE AM FLUSS

Was er sah, ließ Barnabas Treubarts Herz höher schlagen, bis es klang wie das hellste Glöckchen des Himmelreiches.

Vom Fluss kommend, ging eine hübsche Frau durchs hohe Gras. Nein, sie war nicht einfach hübsch: Ihr Gesicht und ihr Körper waren vollkommen! So überirdisch schön und faszinierend, dass sie überall, wohin sie ging, Blicke auf sich ziehen würde wie der Honig die Fliegen. Sie ging auch nicht einfach. Sie schritt, anmutig wie eine junge Gazelle. Obwohl sie einen schweren Wasserkrug auf der linken Schulter trug, erschien jede ihrer Bewegungen mühelos und elegant. Den Krug hatte sie soeben am Fluss gefüllt. Ein paar Tropfen schwappten daraus hervor und benetzten ihren Hals.

Der rauschende Fluss war auch der Grund dafür, warum Barnabas Treubart hier war. Er wollte sich erleichtern. Ihn plagte ein rätselhaftes kleines Zipperlein, das ihm manchmal Schwierigkeiten beim Wasserlassen bereitete. Deshalb hatte er sich angewöhnt, mit Vorliebe beim Geräusch plätschernden Wassers zu urinieren. Dies unterstützte ihn bei der Verrichtung seines kleinen Geschäftes. Er hatte seinen Lagerplatz verlassen und sich von den schwatzenden Kofferträgern entfernt, um sich ein stilles Örtchen nahe des Flusses zu suchen, versteckt zwischen den Büschen und Sträuchern des Dschungels.

Etwas verschämt schloss er jetzt die Knöpfe am Schritt seines Tropenanzugs. Er würde vorerst auf das Wasserlassen verzichten. Zunächst wollte er diese Schöne einfach nur weiter bestaunen. Heimlich und versteckt, was sich für einen Mann seiner Stellung und seiner Reife eigentlich nicht gehörte. Es war nun schließlich schon mehr als vier Jahrzehnte her, dass er ein neugieriger Schulbub gewesen war, der darüber rätselte, wie es wohl unter den Röcken der Mädchen aussehen mochte.

Der Anblick der jungen Schönheit war geradezu elektrisierend und hielt ihn in seinem Bann. Er sog die Bilder, die ihm sein Auge bot, genießerisch in sich hinein wie ein eifriger Tabakraucher den Qualm der Meerschaumpfeife.

Barnabas roch die Frau jetzt sogar. Seine dicke Nase, die über dem weißen Schnauzbart emporragte wie ein runder Kamin, nahm einen zarten, blumigen Duft wahr. Angereichert mit einer wilden, würzigen Note, die ihm unvergleichlich erschien.

Mit Bestürzung fühlte er im nächsten Augenblick, dass da noch etwas anderes war. Es lauerte irgendwo im Regenwald. Vielleicht auch nur in den Winkeln seines Geistes, der momentan überrascht und verwirrt war aufgrund der plötzlichen Begegnung.

Es war, als röche man den wunderbaren Duft eines süßen, exotischen Kuchens oder einer extravaganten, aufwändig zubereiteten Torte. Und als spürte man zugleich auch das Aufwallen eines widerlichen, ekelerregenden Gestankes, der sich zunehmend in den Wahrnehmungsbereich der Nase schlich.

Die Frau kam auf ihn zu. Sie näherte sich seinem Versteck mit langsamen, würdevollen Schritten. Aufgeregt wünschte er sich, unsichtbar zu sein oder per Willenskraft auf insektenhafte Größe schrumpfen zu können. Letzteres hätte allerdings die Gefahr geborgen, aus Versehen zertreten zu werden.

Von ihren Füßen zermalmt! Ihren zarten, kleinen, schlanken Füßen, die da im Takt ihrer Schritte hier und da aus dem hohen Gras hervorblitzten, glänzend und schwarz und weich wie Samt! Getragen von unglaublich langen, muskulösen und zugleich so weiblich zarten, edlen Beinen…Welch schöner Tod mochte das wohl sein, zertreten zu werden von solchen Füßen!

Barnabas vermochte sich nicht von der Stelle zu rühren. Die Schöne war inzwischen so nah, dass jede seiner Bewegungen ihn verraten hätte.

Ihre Haut schimmerte schwarz in der hellen Mittagssonne, verführerisch und überaus rein. Das Haar kräuselte sich etwas. Es war halblang und verschwand hinter den Schultern. Um die Lenden trug sie ein gemustertes Baumwolltuch. Bis auf etwas Holzschmuck hatte sie ansonsten nichts weiter an. Ihre Brüste wogten unerhört ebenmäßig und straff hin und her. Wie die süßen Früchte der Pampelmuse, die der Sommerwind bewegt. Nur viel dunkler und verheißungsvoller!

Die Frau, nein; das wassertragende Zauberwesen verlangsamte seine Schritte und hielt inne. Barnabas stockte der Atem. Ahnte sie seine Anwesenheit?

Nein. Da war dieses andere. Eine Aura drohender Gefahr, sehr nahe jetzt und beinahe körperlich spürbar.

Ein Krokodil am Ufer des Flusses, das auf Beute lauerte?

Ein weibliches Flusspferd, das Angst um sein Neugeborenes hatte und aus Mutterliebe zur furchtbaren, todbringenden Bestie werden konnte?

Eine Raubkatze gar, todbringend und schnell wie der Wind?

Barnabas zog langsam die Atemluft durch seinen Riechkolben. Er konnte den Geruch lokalisieren. Er kam aus dem gelben Trompetenbaum, der in einer dichten Wölbung wucherte, etwa acht Meter von ihm entfernt.

Die Schöne bemerkte, dass da etwas im Busch war. Angespannt und reglos verharrte sie mit dem Krug auf der Schulter. Barnabas sah, dass ihre Nüstern ängstlich zitterten.

In diesem Moment sprang es hinter dem Trompetenbaum hervor.

Es war eine hochgewachsene, furchteinflößende Gestalt. Schwarz wie die Nacht bei bewölktem Himmel und finster wie das Grauen am Tag des Jüngsten Gerichts. Mit einem entsetzlichen Knurren hetzte der Kerl auf die Frau zu. Seine schmutzigen, verfilzten, langen Haare flatterten hinter ihm her. Ein gelblicher großer Knochen war im Kopfhaar festgebunden. Seine Augen blitzten bösartig und voll gieriger Jagdlust. Um die Taille trug er ein schmutziges Zebra-Fell. Die ehemals reine schwarzweiße Musterung war einer bräunlichen Ansammlung von Flecken gewichen. Das Fell konnte sein großes, steifes Glied kaum verbergen, das sich unheilvoll darunter abzeichnete. An seiner Hüfte baumelte an einem Gürtel aus Naturfasern eine grobe, graue Steinklinge mit einem Griff, der mit Lianen umwickelt war. Die Klinge war bereits übersät von etlichen dunkelbraunen Flecken. Altes getrocknetes Blut, Zeugnis vergangener Metzeleien und Schandtaten.

Die Schöne stieß einen entsetzten Schrei aus. Selbst ihre von Panik ergriffene Stimme klang wunderschön. Wie das Rufen eines der bunten Singvögel des Waldes. Voller Schreck ließ sie den Wasserkrug sinken. Sein Inhalt ergoss sich auf das Gras und versickerte darin. Geistesgegenwärtig sprang die Frau beiseite und versuchte dem Angriff des Wüstlings auszuweichen. Der jedoch hatte sein Vorwärtsstürmen listig geplant und war wohl ein erfahrener Jäger. Er sah ihren Seitwärtshaken voraus und änderte seine Richtung, um sie abzufangen.

Als sie den leeren Holzkrug hob, ahnte der Kerl auch schon, was sie damit vorhatte. Schauderhaft lachend und mit gefletschten, dünnen Zahnstummeln, wehrte er den Schlag mit dem Krug ab, indem er diesen barsch beiseite schlug. Wirkungslos in seiner Funktion als Abwehrwaffe landete der Behälter im tiefen Gras und verschwand aus der Sicht.

Barnabas Treubart wusste, dass es nun an ihm lag, der schwarzen Schönheit zu helfen. Niemand würde es sonst tun. Sie war anscheinend alleine hergekommen. Hektisch sah er sich nach einer Waffe um. Das Opfer begann schon, in ein schluchzendes Weinen auszubrechen. Kein Knüppel und kein Stein waren in Sicht. Sein Gewehr hatte er bei den anderen Dingen im Lager zurückgelassen. Das war zwar nicht weit entfernt, und auch seine treuen Gepäckträger befanden sich dort. In dieser akuten Gefahrensituation aber hieß es schnell zu handeln. Es blieb keine Zeit, um Waffen oder seine Männer aus dem Lager zu holen. Vielleicht würden Lärm und Kampfgeschrei sie zu Hilfe eilen lassen. Wenn es dann nicht zu spät wäre!

Der Angreifer packte die Frau grob und schleuderte sie zu Boden. Hart und behände wie eine Sprungfeder stürzte er sich auf sie. Er stieß geifernde und bösartig lallende Laute aus, deren Bedeutung ein zivilisierter Mensch wohl niemals würde verstehen wollen. Sein pulsierendes Geschlechtsteil war nun fast völlig vom Zebra-Fell befreit und nahezu unverhüllt. Es stand von ihm ab wie der dicke, lange Schnabel eines Tukans. Genauso gelb war es auch; es stand nicht nur vor Geilheit, sondern auch vor Dreck. Nicht nur äußerst unsauber und staubig war es, sondern vermutlich im Falle eines Geschlechtsverkehrs Überträger gefährlicher Viren und Bakterien. Obszön glänzte es in der Sonne und war bereit für die abscheulichsten Untaten.

Die Frau schlug nach dem Kerl. Sie trommelte mit ihren kleinen Fäusten auf seine Gesichtsfratze und seinen drahtigen Körper ein. Der war knorrig und langgliedrig wie der einer Gottesanbeterin, nur viel größer und zerstörerischer. Unter der bescheidenen Wucht ihrer Schläge wankte lediglich sein ungepflegter Haarschopf mit dem grausigen großen Knochen.

„Lass mich zu Frieden!“ schrie die Schöne. „Du bist hier nicht in deinem Stammesgebiet!“ Barnabas konnte jedes Wort verstehen und wäre hingerissen gewesen von diesen hellen, melodischen Lauten, wenn die Lage nicht so gefährlich gewesen wäre. Die Frau hatte nicht nur eine angenehme Stimme, die jetzt in ein ängstliches Kieksen überging. Sie besaß auch eine vorbildliche, klare Aussprache.

„Ich stoße dein Gebiet ins Verderben! Und dich stoße ich gleich als erste!“ grunzte der Bösewicht in einem abgehackten, liederlichen Dialekt. Der erinnerte nur entfernt an gutes Kongolesisch. Die Worte klangen, als würde eine Hyäne unverdautes Aas ausspeien. Tief, dunkel, voller hemmungsloser Verderbnis und Gräuel.

Barnabas spürte das Gewicht auf seinem Rücken. Sein Lieblingsbuch. Natürlich! Dort hing das drei Kilo schwere Gesangsbuch. Es war in unverwüstliches Nashornleder gebunden und wurde zusammengehalten von einem fingerdicken Band mit Eisenschnalle. Das Buch beschwerte sein breites Kreuz, wie es das ständig tat, außer beim Schlafen. Als Mahnmal, als Geißelung, als immerwährende Verheißung der himmlischen Wahrheit! Das Buch der Glückseligkeit, dessen Bürde er nur allzu gern trug. Nicht nur, um es immer und an allen Orten dabeizuhaben. Sondern, um sein stattliches Gewicht auf sich zu spüren. Es wirkte gleichzeitig beruhigend und strafend. Beruhigend, weil es unzählige erquickliche Lieder und Gesänge enthielt, die sein Lebensglück nährten und vermehrten. Strafend deshalb, weil es ihn an die vielen kleinen Sünden erinnerte, für die er Buße leisten wollte. Jeden Tag, jede Stunde, immer und überall. Durch das Tragen des schweren Päckchens, welches das Buch war. Schwer war es als Objekt, und schwer war auch sein mahnender und bedeutungsvoller Inhalt: Die göttlichen Psalmen, Gesänge und Wahrheiten. Sie konnten vordergründig als ausgesprochen schweinisch und ordinär wahrgenommen werden, besaßen aber auf den zweiten Blick einen tieferen, verborgenen Sinn.

Hinter sich greifen und die dünne Kette vom Tragegurt abzustreifen, war eines. Die Kette fest in die Hände nehmen und das Buch abwägend hin- und herschwingen zu lassen, war das Nächste.

Gerade als der böse Mann dabei war, der verzweifelt Schreienden das Lendentuch herunterzureißen, damit er ohne Umschweife mit seinem schmutzigen Schwengel in sie eindringen konnte, brach Barnabas Treubart aus dem Gebüsch hervor.

Wie eine Urgewalt kam er über den Angreifer und schwang das Buch an der Kette. Es zischte durch die Luft. Das dunkelbraun gegerbte, schrumpelige Leder reflektierte matt das grelle Licht der Sonne.

Der Hieb ging daneben. Das Buch surrte am Kopf des Unholds vorbei, der sich verwundert umgedreht hatte. Mit seinem ganzen Körpergewicht lag er auf der Frau. Das Gras war nach allen Seiten hin plattgedrückt. Er stank wie tausend Teufel der Hölle. Ein widerlicher, sumpfiger Geruch, der auch etwas an verdorbenes Fleisch erinnerte.

Der bohrende Blick des Bösen traf auf Barnabas. Er begann sein Gesicht zu einer grinsenden Fratze zu verzerren, die es noch abstoßender und hässlicher machte, als es ohnehin schon war. Offensichtlich schätzte er die körperliche Kraft seines Gegners als gering ein, was seiner Selbstsicherheit und Überheblichkeit Flügel verlieh.

„Auch dich durchbohre ich, weißer Mann!“ verkündete er angriffslustig. „Zuerst mit meinem Zauberstab! Dann mit meinen Zähnen!“

Barnabas wusste, dass mit „Zauberstab“ in bestimmten Gegenden des Kongo das männliche Glied gemeint war. Welches „zaubern“ konnte wegen dem Ausstoß des geheimnisvollen weißen Saftes, der die Geburt von Babys ermöglichte.

In banger Angst um die Unversehrtheit der Frau sowie seines jungfräulichen Hinterns, schwang Barnabas das schwere Gesangsbuch erneut.

Oh, mein geliebtes Buch! betete er inbrünstig. So helfe mir, Gutes zu tun! Verzeihe mir die Zweckentfremdung! Es ist für eine ehrenhafte Tat.

Das klobige Nashornlederbuch sauste abermals durch die Luft. Ermutigt vom ersten wirkungslosen Schlagversuch und voller Hohn und Verachtung über diesen dickbäuchigen Weißen, der ihn da anzugreifen wagte, wollte der Unhold aufstehen. Bevor er sich über die Frau hermachen würde, wollte er zunächst seinen Gegner ausschalten. Dies erschien ihm als ein Leichtes. In seinen Augen blitzte die blanke Geilheit; eine Mischung aus Mordlust und sexueller Gier. Was würde es für ein Vergnügen sein, den frechen weißen Störenfried abzuschlachten, um danach mit blutigen Händen brutal die Frau zu vergewaltigen! Begleitet vom schmerzerfüllten Wehgeschrei des Sterbenden im Hintergrund… Vielleicht hatte er im Anschluss danach noch genug Saft und Kraft, um über den Weißen herzufallen? Seinen großen weichen Hintern zu stoßen, um ihm noch während des Sterbens zu zeigen, mit wem er es gewagt hatte, sich anzulegen.

Leder aus der Haut des Nashorns ist massiv und hart. Besonders wenn es gegerbt und sehr alt ist, wie es das des Gesangsbuches war. Mit einem dumpfen Klatschen traf das Buch den Kerl vor der Stirn. Mitten in seiner Bewegung hielt er inne. Seine Beine standen immer noch fest und gegrätscht auf dem Grasboden.

Der folgende Hieb erwischte seinen Hinterkopf und schickte den Wilden zu Boden. Nach dem ersten misslungenen Schlag fand Barnabas zu seiner Höchstform, befeuert durch glühende Hilfsbereitschaft. Er würde gründlich sein! Grimmig ließ er das Buch an der Kette weiter im Kreis rotieren und fixierte den Körper seines Feindes. Dumpfe Laute des Schmerzes und der Wut ausstoßend, lag dieser im Gras. Er versuchte, die Hände schützend vor den Kopf zu halten, was ihm auch gelang. Aber es nutzte nichts. Barnabas knallte ihm das Lederbuch mit voller Wucht in die Seite. In höchsten Tönen jaulend wie ein Schakal, den der Löwe gebissen hat, wand sich der Unhold, halb verrückt vor Qualen. Seine Hände suchten die schmerzende Stelle an seiner Seite, wo ihn das Buch getroffen hatte. Barnabas nutzte die Gelegenheit und besorgte es ihm richtig. Der letzte Hieb traf wieder den Kopf und löschte das Licht darin aus. Vom einen Augenblick auf den anderen verdrehte der Kerl die Augen und sank in tiefe Bewusstlosigkeit.

Barnabas Treubart keuchte und rang nach Atem. Der kurze Kampf hatte seinen fülligen Körper angestrengt. Behutsam kümmerte er sich zunächst um sein kostbares Buch. Er küsste es respektvoll und hielt es dann liebevoll in den Händen. Auf seinem Rücken wollte er es nicht sofort wieder befestigen. Er befürchtete, dass die Ohnmacht seines Gegners nicht von Dauer war. Das Buch war eine brauchbare Schlagwaffe.

Die schöne Frau hatte sich, überrascht von der Wendung der Ereignisse, ihr Lendentuch wieder eilig um die Taille gebunden. Erst dann stand sie auf, um sogleich ihren Kopf vor Barnabas zu senken und zu flüstern: „Vielen tausend Dank, mein großartiger Retter und Beschützer!“ Sie schwieg einen Moment lang und hob dann den Kopf.

Als sie ihn anlächelte, war es, als ob eine zweite Sonne aufginge. Barnabas Treubart schluckte. Seine Knie, die den Kampf so standhaft und stark durchgestanden hatten, drohten nun weich zu werden. Bevor seine Beine anfangen konnten zu wanken, schloss er die Augen und besann sich. Als er sie wieder öffnete, blickte er direkt in die ihren.

Sie waren schön wie geschliffene, schwarze Diamanten, dazu warmherzig und feurig, als würde sich die Glut eines Ofens darin spiegeln. Wenn Augen Spiegel für die menschliche Seele waren, wie es immer hieß, so erschien ihm ihre Seele als von den Engeln des Himmels geschmiedet, nach Gottes Plänen.

Ein langer Augenblick verging, in dem er sich verbot, so etwas wie aufkommende Lust oder gar spontane Liebesgefühle zu verspüren. Auch wenn es ihm unendlich schwer fiel.

„Ist er tot?“ fragte er, nur um irgendetwas zu sagen und das unangenehme Schweigen zu brechen. Schließlich sah er selbst, dass der Kerl noch atmete. Wenn auch unregelmäßig und schwach. Ja, das Liederbuch war eine gewaltige, würzige Kost! Nahrhaft und stärkend für die Auserwählten. Jedoch unverdaulich und schädlich für die Unwürdigen.

Langsam ging die Schöne zu dem am Boden Liegenden. Sie hielt inne, als ob sie überlegte, und kniete sich dann neben ihm in die Hocke.

Sie fühlt ihm den Puls, dachte Barnabas.

Sie nestelte an ihrem Lendentuch herum, bis sie eine Art Klammer oder Nadel in der Hand hielt. Etwa fingerlang, weiß und sehr spitz.

Elfenbein! erkannte Barnabas. Ihr Lendentuch wird von Nadeln aus Elfenbein zusammengehalten. Woher hat eine Eingeborene eine solch aufwändig herzustellende Kostbarkeit?

Sie stach dem Mann die Nadel mit mehreren blitzschnellen, tiefen Stichen in den Hals. Sogleich begann das Blut zu sprudeln. Für wenige Sekunden schien er wieder aus seiner Bewusstlosigkeit aufzuwachen, japsend wie ein Ertrinkender. Nur um sogleich in die andere Welt zu versinken, aus der es keine Rückkehr in diesen Körper geben würde. Tatsächlich ertrinkend in seinem eigenen Blut!

Noch während er im Sterben lag, bohrte die Schöne mit der Elfenbein-Nadel immer neue Löcher in seinen Hals. Rasch und konzentriert wie eine Schneiderin, die an einem Kleid näht. Mit unsichtbarem Faden fertigte sie ihm sein Totenhemd. Das Blut konnte gar nicht so schnell hervorquellen, wie sich ihm Austrittsorte boten. Die Frau war mit ihren Händen so flink, dass der zerstochene Hals bald aussah wie ein Sieb.

Der Körper zuckte noch etwas, während er das Gras in ein glänzendes Rot verfärbte. Dann lag er still. Er war zur nutzlosen, toten Fleischhülle geworden.

„Ja“, sagte die Schöne in perfektem Kongolesisch.

„Was meinst du damit, ja?“ fragte Barnabas verwirrt, erschüttert über die ruhige Selbstverständlichkeit und Gründlichkeit, mit der sie den Mann getötet hatte.

„Die Antwort auf deine Frage: Ja, er ist tot“, sagte sie unbekümmert, als spräche sie über das Wetter oder die letzte Maniok-Ernte.

Barnabas kratzte sich am Kopf. Der helle Tropenhelm wurde dadurch verschoben und hing schief. Er rückte ihn zurecht. Natürlich wollte er seine Bestürzung über die beiläufige Tötung nicht zeigen. Sonst hätte er sein Gesicht verloren. Hier im Dschungel des Kongo galten die eigenen, grausamen Gesetze der Natur. Man tötete oder man wurde getötet. Jedenfalls, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Er war nun schon lange genug Missionar im Dienste seiner eigenen, kleinen Kirche der Glückseligkeit, um das zu wissen. Vieles, sehr vieles hatte er schon gehört und gesehen. Wunderbares, Phantastisches ebenso wie unerhört Grausames. Das menschliche Leben, die ganze Welt, sie waren weder hässlich noch ein harmloses Kasperl-Theater. Sie waren durchsetzt sowohl von höchster Erhabenheit wie von tiefster Triebhaftigkeit.

Nur Beten und Singen half. Gesänge und Verse der Tugendhaftigkeit wuschen den Geist rein von den Sünden des Sexus und den Verlockungen des Schwengels.

„Ich hätte ihn ohnehin getötet, wenn du mir nicht geholfen hättest!“ erklärte die Frau stolz. „Spätestens, wenn er es gewagt hätte, mich in mein Vorderloch oder gar mein Hinterloch zu bocken und wenn die Lust ihn abgelenkt hätte… Dann wäre die Gelegenheit da gewesen, ihn zu erstechen. Ich hätte sie genutzt.“

„Sicher, sicher.“ Barnabas nickte höflich. Ob diese kühne Behauptung stimmte, wagte er zu bezweifeln. Hätte sie im Eifer des Gefechtes Zeit gehabt, die Nadel aus dem entrissenen Lendentuch heraus zu zwirbeln und sie dem Bösewicht in die Halsschlagader zu stechen? Ein im Eifer des Gefechtes womöglich danebengegangener Stich hätte ihn nicht nur vorgewarnt, sondern zudem noch seine Wut angestachelt.

Die Schwarze nahm nun das blutverschmierte Stück Elfenbein und wischte es verächtlich am Zebra-Fell des Getöteten sauber, nicht ohne noch kräftig auf ihn zu spucken. Dann befestigte sie es wieder sorgfältig an ihrem Lendentuch. Damit es einen festen Halt hatte und ihren Intimbereich vor Blicken schützte.

Schade! Ich will sie nackt sehen! ertappte sich Barnabas bei einem lüsternen Gedanken. Sogleich schämte er sich deswegen und schalt sich. Er besann sich auf sein Lieblingsbuch, das an der Kette herabbaumelte, verschlossen durch das fingerdicke Lederband mit der Eisenschnalle. Momentan beschwerte es nicht seinen Rücken als ständige Ermahnung der Sittlichkeit. Daran lag es wohl, dass ihm derlei unzüchtige Gedanken kamen!

Er beeilte sich damit, das Buch wieder am Tragegurt seines Rückens zu befestigen, wo es hingehörte. Sofort spürte er das vertraute, beruhigende Gewicht: das Päckchen, das er zu tragen hatte. Als wachte wieder ein aufmerksamer Engel der Keuschheit über ihn. Die Last sollte ihm in jeder Sekunde seines Lebens die Gebote der Sittlichkeit und inneren Reinheit deutlich machen. Bisher hatte das ausgezeichnet funktioniert. Barnabas war ein zutiefst moralischer Mensch, wie er fand. Das schwere Buch war für ihn, zusammen mit seinen gelegentlichen Geißelungen mit der Peitsche, ein stabiler Halt des Anstands und der geistigen Stärke.

Die Schwarze riss ihn aus seinen Gedanken. „Wie heißt du, dicker weißer Mann?“ fragte sie. Es klang freundlich und würdevoll, als spräche sie zu einem Ältesten oder Medizinmann. Sie schien ihn aufrichtig zu mögen, ja, ihn geradezu zu verehren. Kein Wunder, hatte er sie doch vor einer brutalen Vergewaltigung und der anschließenden Verschleppung oder gar Ermordung gerettet.

„Barnabas Treubart“, antwortete Barnabas. „Und wer bist du?“

„Ich bin Muluglai“, sagte sie. „Muluglai vom Stamme der Muluglu.“

Sie hieß so ähnlich wie ihr eigener Stamm! Das konnte nur bedeuten…

„Bist du verwandt mit dem Häuptling deines Stammes?“ fragte Barnabas vorsichtig.

Sie nickte lächelnd. Das hübsche Lächeln ging in ein breites, siegessicheres Grinsen über. Strahlende Zähne spiegelten das Sonnenlicht wie weißes Porzellan. „Ich bin Muluglai, die Tochter des Häuptlings!“ sagte sie. „Ich lade dich ein, mit mir zu kommen. Dann bringe ich dich zu meinem Stamm und stelle dich meinem Vater vor. Er wird sich darüber freuen, dass du mir geholfen hast, als der Kannibale mich angriff.“

Barnabas wurde heiß und kalt zugleich. Die spontane Einladung erfreute sein Herz. Es schien bei ihren großzügigen Worten geradezu in seiner Brust zu hüpfen, aufgeregt und frohlockend. Die Einladung bedeutete, er durfte in der Nähe dieser unfassbar Schönen bleiben, ja, er würde sogar Gelegenheit haben, sie besser kennenzulernen!

Gleichzeitig machte sich in ihm jedoch auch eine dunkle, bittere Nervosität breit. Ihm wurde flau im Magen. Ein Kannibale? Hier, in diesen Gefilden? Oft hatte er schon Schauergeschichten über die Menschenfresser gehört, sie aber weitgehend für Märchen gehalten. Sensationslüsternes Geschwätz, welches aus wenigen seltenen Einzelfällen eine Bedrohung herbeiredete.

Er ließ sich seine Besorgnis nicht anmerken. Höflich verbeugte er sich vor der Häuptlingstochter und erklärte: „Verehrte Muluglai vom Stamme der Muluglus! Gerne nehme ich deine Einladung an und bedanke mich herzlich dafür! Obwohl mich dringende Angelegenheiten verschiedener Art beschäftigen…“ Er dachte dabei auch an seine prall gefüllte Blase, die bald zu bersten drohte, wenn er sich nicht gleich erleichtern würde, fuhr aber fort: „…So werde ich mir doch die Zeit nehmen, dein Volk zu besuchen. Wir sollten jetzt zu meiner Lagerstätte zurückgehen, die nicht weit weg von hier ist. Meine Träger werden dann mit uns kommen und auch mein ganzes Gepäck mitnehmen. Vorher muss ich aber noch kurz in die Büsche.“

Muluglai nickte verständnisvoll. Barnabas erledigte das, was er schon vorhin hatte tun wollen. Als er erleichtert die Knöpfe seines Tropenanzugs zugeknöpft hatte, machten sie sich auf den Weg. Den besiegten Kannibalen ließen sie im Gras zurück. Die Tiere des Dschungels würden von ihm bis zum nächsten Tag nur noch die Knochen übrig lassen.

Noch ahnte Barnabas Treubart nicht, was für weitreichende und heißbrünstige Folgen die Einladung ins Dorf der Muluglus für ihn haben sollte. Und wie sehr sein Schwengel, sein Schutzengel sowie sein innerer Moralapostel in Bedrängnis geraten würden!

Kapitel 2: DAS DORF DER EINGEBORENEN

Die Reise ins Dorf der Muluglus würde kaum einen halben Tagesmarsch dauern. Barnabas hatte sich von Muluglai beschreiben lassen, wo es sich ungefähr befand, und vermochte die Lage geografisch einigermaßen gut einzuordnen. Mittlerweile kannte er sich in einigen Ecken des Kongo aus.

Die Kofferträger waren frisch ausgeruht, als sie allesamt mit Sack und Pack aufbrachen.

Barnabas ging mit Muluglai an der Spitze der kleinen Kolonne, die aus sechs Trägern bestand. Jeweils zu zweit trugen diese das Reisegepäck des Missionars, zwischen zwei Holzstangen gehängt: Tauschgeschenke, Waffen und allerlei technische Gerätschaften, Medizin, Wasserschläuche, Zeltgestänge und Moskitonetze. Dazu Bücher, Papier und Schreibutensilien. Alles wasserdicht verpackt in gewachstem Segeltuch. Teilweise zusätzlich gesichert in stabilen Holzkoffern, die mit strohgefüllten Kissen gepolstert waren.

Barnabas hatte seit Wochen hier in der endlos großen Belgisch Kongo-Kolonie mit niemandem ein vernünftiges Wort gesprochen außer mit sich selbst. Seine Träger waren für Gespräche wenig zugänglich. Sie sprachen nur den schwer verständlichen Dialekt ihres eigenen Stammes und wussten wenig zu sagen. Außer: Essen. Trinken. Ausruhen. Schlafen. Aua am Fuß. Wasser nicht trinken, Wasser stinken. Quambo hört Schwein grunzen, will jagen gehen!

Einzig und allein mit dem alten Träger Balla war ein gelegentlicher Dialog möglich. Der war nicht nur sehr lebenserfahren, sondern beherrschte verschiedene Dialekte und auch das reguläre, allgemein übliche Kongolesisch. Diese Gespräche jedoch hatten sich bald als sehr ermüdend erwiesen. Sie waren wenig ergiebig: Balla war schlichtweg ein sehr abergläubischer, ängstlicher Mensch, der viel und gerne über Gefahren, Bedrohungen und Unglück spekulierte. Er verdarb Barnabas damit nur allzu oft die gute Laune. Zudem war er extrem rechthaberisch und flunkerte bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Ob er die Ammenmärchen dabei selbst glaubte oder sich nur damit wichtigmachen wollte, war dabei schwer auszumachen. Jedenfalls hatte Barnabas inzwischen damit aufgehört, das Gespräch mit dem Alten zu suchen. Er schätzte jedoch dessen Orientierungssinn, seine Begabung, an den unmöglichsten Orten Wasser zu finden, und seine Kenntnisse über die einheimische Tier- und Pflanzenwelt.

Barnabas achtete Schwarze sehr und unterhielt sich gerne mit ihnen, wenn sich die Gelegenheit ergab. Sie waren im Allgemeinen ein fröhliches und lebhaftes Volk, dem man großen Respekt entgegenbringen sollte, wie er fand. Sprachbarrieren und kulturelle Eigenheiten konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch kongolesische Eingeborenenstämme eine Quelle großer menschlicher Begabungen, Talente und Klugheit waren. Unter widrigen Umständen brachten sie Erstaunliches zustande und waren absolute Meister in der Kunst der Improvisation. Eine Kunst, an der sich etliche satte, träge Menschen des Westens ein Beispiel nehmen konnten.

Sehr schade, dass es immer wieder die Verschiedenheit der menschlichen Sprache war, die für Irrtümer, Missverständnisse oder schlicht das Unvermögen sorgte, sich mit Worten austauschen zu können. Da war es umso spannender und erfrischender, wenn man jemanden traf, mit dem interessante und aufbauende Gespräche möglich waren. So also freute sich Barnabas auf eine ausgiebige Unterhaltung mit der schwarzen Häuptlingstochter. Der lange Weg ins Dorf der Muluglus würde ihm reichlich Gelegenheit dazu bieten.

Muluglai erwies sich als aufmerksame und kluge Gesprächspartnerin. Freilich musste Barnabas trotz ihrer interessanten Worte immer wieder auf ihre weiblichen Reize schielen. Verführerisch und in greifbarer Nähe wippten ihre festen, straffen Brüste mit den dunklen, kleinen Nippeln unverhüllt vor ihm hin und her. Ihr runder Hintern wogte aufreizend im Takt ihre Schritte. Er wagte es kaum, in ihr Gesicht zu blicken. Es erschien ihm ungemein edel und anmutig. Hin und wieder überlief ihn ein glühendheißer Schauer. Nämlich dann, wenn sie ihn kurz ansah, während sie neben ihm herlief.

Von Muluglai angesehen zu werden war, als senke eine geheimnisvolle exotische Göttin ihr Antlitz auf ihn herab! Ihn, den kleinen Dicken, den bleichen, bodenständigen, schwitzenden Missionar! Ihre Augen schienen kosmische Strahlen aus dunklem Sternenlicht zu ihm zu schicken. Ihre Stimme klingelte hell und froh wie ein junger, erfrischender Bach nahe seiner Quelle.

Wie glücklich, wie einmalig auserkoren würde derjenige Mann einmal sein, der dieses Wesen zur Ehefrau nehmen durfte! Bei dem Gedanken spürte Barnabas eine Glut der Sehnsucht in sich aufglimmen… und auch kleine, nagende Flammen des Neides und der Eifersucht auf einen unbestimmten Mann.

Was wusste er schon? Vielleicht hatte die Häuptlingstochter längst einen Verehrer auserkoren, mit dem sie in den heiligen Bund der Ehe eintreten würde! Wartete der etwa im Dorf schon auf sie? Aber falls das so sein sollte, warum hatte er sie dann alleingelassen und nicht in den gefährlichen Dschungel begleitet?

Sie durchstreiften kniehohes Gras. Es war jetzt Nachmittag. Am frühen Abend schon würden sie das Dorf ihres Vaters erreichen, versicherte Muluglai. Barnabas schwenkte einen langen Holzstock im Gras vor ihnen umher. Er wollte Schlangen aufschrecken, die sich dort womöglich verbargen.

Schlangen waren scheue Tiere, die nur angriffen, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlten. Sie rechtzeitig zu verscheuchen war der beste Schutz gegen einen Biss. Ansonsten waren es anmutige, zu Unrecht gefürchtete Lebewesen. Wenn man sich in ihrem Lebensraum umsichtig verhielt, konnte einem wenig passieren. Sie nahmen Erschütterungen schon auf eine weite Distanz wahr. Deshalb reichte es aus, sich mit Stock und Stiefeln bemerkbar zu machen, um sie rechtzeitig zu verscheuchen.

„Verehrte Muluglai! Was führt dich hierher, einen halben Tagesmarsch von deinem Dorf entfernt? Warum hast du keine Dienerin dabei und musstest das Wasser selbst aus dem Fluss schöpfen?“ fragte Barnabas und hoffte dabei, nicht respektlos zu erscheinen. Nicht nur, dass er die Frau mochte. Er tat auch gut daran, ihr und bald auch ihrem Vater großen Respekt zu erweisen. Schließlich war er drauf und dran, sich in die Hände eines ihm unbekannten Stammes zu begeben. Es war ein Drahtseilakt: Obwohl er die genauen Riten und Regeln der Muluglus nicht kannte, durfte er sich keine Blöße geben. Er musste vermeiden, seine Gastgeber aus einem Irrtum oder aus Unachtsamkeit heraus zu beleidigen. Vor Fettnäpfchen hatte er sich in Acht zu nehmen. Dabei schwante ihm Übles: Bisher hatte er auf seinem Lebensweg kaum ein Fettnäpfchen ausgelassen.

Muluglai lachte. „Normalerweise hole ich mir mein Wasser nicht selbst!“ antwortete sie. „Selbstverständlich tun das für gewöhnlich andere für mich.“ Sie schwieg einen Augenblick und atmete etwas schneller, da sie nun eine kleine Anhöhe hinaufstiegen. Der Dschungelpfad schlängelte sich zwischen Büschen und Bäumen hindurch am Fuße eines üppigen Hügels. „Mein Vater hat mir befohlen, für drei Tage in den Busch zu gehen, um zur Besinnung zu kommen. Er findet, dass mein Verhalten einer Häuptlingstochter nicht angemessen ist. Dass ich zu wild, zu ungehemmt, zu unweiblich bin und sich deshalb kein stolzer Häuptlingssohn mit mir einlassen will. Mein Vater ist der Meinung, dass der Wald, aus dem wir entstammen und in dem wir leben, der beste Lehrer und Erzieher ist. Dort, alleine mit den Pflanzen und Tieren des Dschungels, erhält man Zugang zu seinen Ahnen und den Geistern der Natur. Sie würden mir schon Erkenntnis und Anstand beibringen, meinte er. Er hat mir eine meiner Tanten als Begleitung mitgeschickt. Sie ist eine Kräuterhexe und kennt die Geheimnisse des Waldes genau. Allerdings ist sie auch widerwärtig streng und besserwisserisch. Die drei Tage mit ihr wären eine einzige Tortur geworden voller Belehrungen, Tadel und langweiligem Kräuter-Geschwätz.“

„Also hast du deine Tante abgeschüttelt?“ vermutete Barnabas und warf einen langen Blick auf sie, der flugs nach unten hin abschweifte, wo ihre strammen Brüste baumelten wie frühreife Kokosnüsse. Vom Saft darin kosten muss herrlich sein! jubelte eine helle, geile Stimme in ihm. Ob eine Frau immer im Saft steht oder nur dann, wenn sie ein Kind geboren hat? Er erschrak vor sich selbst und nahm sich vor, sich bald wieder zu geißeln. Die Peitsche hatte er dabei. Er würde sich selbst verdreschen und fromme Lieder singen, um sich reinzuwaschen von den Gedanken der Unzucht.

„Ich habe sie abgeschüttelt!“ bestätigte Muluglai belustigt, als hätte sie seine wollüstigen Gedanken erraten. „Als sie nach der Einnahme unserer Morgensuppe ein Nickerchen machte, habe ich meinen Holzkrug geschnappt und bin fortgeschlichen. Um sie zu ärgern, aber auch, um meinem Vater zu beweisen, dass ich keine Aufpasserin mehr brauche. Neunzehn Mal hat sich in meinem Leben bereits der Tag meiner Geburt gejährt.“

Sie ist neunzehn, dachte Barnabas. Mein Gott! Nicht einmal halb so alt wie ich. Viel jünger noch! Sie könnte meine Tochter sein… Ich darf ihren Leib nicht begehren, darf keine unkeuschen Gedanken denken!

„Was hat es mit diesem Holzkrug auf sich?“ fragte er, um sich abzulenken. „Warum schleppt ihr so etwas mit euch rum? Wegen eines Wasservorrates?“

Muluglai kicherte. „Der Krug sollte für Unterrichtszwecke sein“, sagte sie. „In dem ihren sammelt meine Tante ihre Kräuter, und ich sollte es ihr gleichtun. Weiße Baumpilze. Blätter des Giftklees. Samen aus den schwarzen Nüssen, die unter der Erde wachsen. Wie heißen sie nochmal, ähm…“ Sie kicherte abermals, bezaubernd hell und glucksend. Barnabas war hingerissen.

„Jedenfalls“, fuhr Muluglai unbeschwert fort, „habe ich keine Lust darauf, zu einer Kräuterhexe zu werden, wie meine Tante sie ist. Was gehen mich die Namen und Fundorte der Kräuter an? Als Tochter des Häuptlings muss ich dem Stamm nicht mit derlei Hokuspokus von Nutzen sein.“

Barnabas pflichtete ihr insgeheim bei. Schon allein der tagtägliche Anblick dieser begehrenswerten jungen Frau war doch schon Nutzen genug für tausend Eingeborenenstämme! Sie war schlicht geboren um schön zu sein, ein Anblick für die Götter.

„Ich nahm also den Holzkrug und verschwand. Mag sein, dass meine Tante, dieser alte griesgrämige Voodoo-Zombie, jetzt schon im Dorf meines Vaters ist. Um ihm zähneknirschend zu beichten, dass ich ausgebüxt bin!“

„Sie hätte dir vielleicht beigestanden, als der Kannibale dich angriff“, wagte Barnabas etwas Gutes über die ihm unbekannte Tante zu sagen.

Muluglai zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Jetzt warst du es eben, der mir geholfen hat“, antwortete sie. „Meine Ahnen wachen über mich. Sie haben dich geschickt und zu mir gelotst, als ich dabei war, Wasser aus dem Fluss zu holen, um mich zu erfrischen.“

Barnabas nickte. Auch er glaubte an die Macht der Ahnen. An die Kraft ihrer Seelen, die den Lebenden beistanden. Die auf ihr Tun einzuwirken versuchten, um ihnen den Lebensweg zu ebnen.

„Was machst du eigentlich bei uns im großen dunklen Dschungel, weißer Mann?“ fragte Muluglai neugierig. Jetzt lag es an ihr, Fragen zu stellen. „Warum sprichst du unsere Sprache? Woher kommst du? Wie sieht es dort aus? Warum bist du zu uns gereist? Magst du deine Heimat nicht, so dass du ihr entfliehen wolltest?“

Barnabas räusperte sich. „Deine Sprache habe ich gelernt. Hier vor Ort, aber auch von einem alten, schwarzen Gelehrten, den ich in meiner Heimat schon lange kenne“, begann er. „Ich komme von weit, weit her. Mein Land ist nicht sehr groß, aber es ist ein schönes, einzigartiges Land. Voller tüchtiger Menschen, hoher Berge, tiefer Täler, grüner Wiesen und Häusern aus Stein. Es fahren dort viele Pferdefuhrwerke. Bald wird es immer mehr von den selbstfahrenden Kutschen geben, die ohne Pferde fahren. Getrieben von einem geheimnisvollen Zaubermittel, das aus Öl gewonnen wird.“ Er dachte an diese moderne Zeit im Jahr des Herrn 1912. Noch vor wenigen Jahren hatte er nicht einmal gewusst, dass mit derlei Technik herumexperimentiert wurde. Er fuhr fort: „In meinem Land gibt es Fabriken, in denen vieles hergestellt wird. Und Dampfmaschinen! In den Wintermonaten ist es sehr kalt dort, im Gegensatz zu deinem Land. Gefrorenes Wasser bedeckt dann den Boden. Schnee fällt vom grauen Himmel. Das ist Wasser in Form von weißen Kristallen. Ich liebe mein Land. Doch habe ich mich entschlossen, Missionar in eigener Sache zu sein. Ich leite meine eigene, kleine Gemeinde und will die Lehre des Glücks und des Friedens zu allen Menschen tragen. Auch zu denen, die meinem Land sehr fern sind.“

„Was ist das für eine Lehre? Ein großer Zauber?“ Muluglai schaute ihn mit großen Augen an. Ihre Schritte verlangsamten sich. „Bist du... ein Zauberer? Wie der, den wir im Dorfe haben? Ein Magier der Weißen Magie? Oder der Schwarzen? Machst du bei euch den... wie heißt es noch... Schnee?“

Geschmeichelt über so viel Aufmerksamkeit und Ehrfurcht, hüstelte Barnabas und wand sich etwas. „Nun, ein Zauberer im eigentlichen Sinne bin ich nicht“, sagte er. „Den Schnee mache ich nicht. Er schwebt im Winter einfach vom Himmel, ohne dass ich oder ein anderer Mensch Einfluss darauf hätte. Wohl weiß ich um allerlei Wahrheiten des menschlichen Lebens, kenne die Wegweiser und auch viele Fallstricke. Lass es mich so erklären, Muluglai: Ich weiß, wie man besser lebt. Bewusster, friedlicher, sinnvoller, glücklicher. Die meisten Menschen wissen es nicht. Sie leben gedankenlos vor sich hin, ohne ihr Leben selbst zu lenken. Ohne ihre Fähigkeiten zur vollen Geltung zu bringen. Ohne zu bemerken, dass wir alle vollkommene Kinder des Glücks sind! Diese Lehre von der eigenen Weiterentwicklung hin zu einem großen, geistvoll mächtigen Wesen verbreite ich unter den Menschen.“

Mit offenem Mund hatte Muluglai seinen Worten gelauscht. Offensichtlich gefiel ihr, was er sagte.

„Wir haben hier auch eine Lehre“, erklärte sie ihm. „Sie ist ganz einfach: Wenn der Bauch hohl ist und es in ihm rumort wie ein Affe in der Baumkrone, dann muss man essen. Wenn der Hals und die Kehle trocken sind wie heißer Sand am Mittag, muss man Wasser trinken. Wenn es unten juckt“, sie deutete fast beiläufig, aber schelmisch grinsend auf das gemusterte Baumwolltuch, das um ihre Taille gebunden war, „dann soll man sich paaren.“

Etwas verlegen schwieg Barnabas bei den schamlosen Worten der jungen Häuptlingstochter. Als ob er irgendeine Art von Erlaubnis dafür erhalten hätte, zuckte sein Schwengel. Er baumelte in den Untiefen seiner baumwollenen Unterwäsche umher und begann sich aufzurichten.

Wehe mir! dachte Barnabas und suchte in Gedanken nach dem Psalm der Keuschheit. Der Psalm stand, zusammen mit vielen weiteren, in seinem Buch aus Nashornleder, welches seinen Rücken belastete. Das Buch seiner eigenen kleinen Kirche, das Buch der geistigen Schätze. Nun aber musste er sich darauf beschränken, die kostbaren Worte der Weisheit auswendig aus den Windungen seines Gehirns hervor zu klauben. Die Psalmen und Glücks-Gebete hatte er so oft gesungen und vor sich hin gemurmelt, dass es ihm schon nach wenigen Augenblicken gelang, sich an die passende Stelle zu erinnern. Er betete in aller Stille:

Die Psalmen der Keuschheit für den Mann

Gelobet sei die eigene Kraft

Die die Macht des Schwengels bricht

Die Keuschheit will und Gutes schafft

Die erkennt des Engels Licht

Wer sich geißelt, wenn gesündigt

Dem gehört das Himmelreich

Wer stößt und hurt, wer sich entmündigt

Den versklavt sein Pimmel gleich!

Wer versteckt sich bei den Huren

Wer ist manchmal blau und breit?

Der ist nicht gut! Denn du sollst spuren

Für Kirche, Land und Obrigkeit!

Du sollst brav sein wie ein Schaf

Sollst nicht denken, widersprechen!

Träumen darfst du nur im Schlaf

Darfst nur blöken, Steuern blechen!

Stoßen sollst du nur die Frau

Nach der Heirat, nur die eine!

Vorn hinein! Nur hier, denn schau:

Von hinten machen es nur Schweine!

Nach dem Ritt: das Ding, das steht