Sisyphos - Hans von Holt - E-Book

Sisyphos E-Book

Hans von Holt

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Beschreibung

Ein Drama - eine Komödie - ein Theaterstück. Sisyphos ist die Geschichte eines Menschen, vielleicht des Menschen schlechthin. Sisyphos hat viele Gesichter. Sisyphos ist ein Archetyp des heutigen Menschen. Sisyphos ist eine Sammlung von Lebensaspekten. Sisyphos ist die Frage nach der Arbeit überhaupt. Sisyphos ist auch die Frage nach dem Grund für des Menschen Einkommen. Auf der Suche nach einem Sinn wird es immer deutlicher, daß die richtigen Fragen wichtiger sind als die Antworten. Dieses Theaterstück zeigt die verschiedenen Gesichter des Menschen und der Götter, und ihrer beider Maskeraden, und spielt mit einer Vielzahl ihrer Kuriositäten und Bedingtheiten - bis hin zu... Nun, was wirklich geschieht, das kann sich erst am Ende zeigen.

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INHALT

Vorwort

Die Personen

Prolog Das »Jenseits«

Szene Das Gericht

Szene Sissy Voss / Supermarkt

Szene Mount Clean

Szene Der Morgen

Szene Sisyphos steigt aus

Szene Der Tanz um den goldenen Stein

Szene Arbeitsamt

Intermezzo Grundeinkommensrap

Szene Wohnung Sissy Voss

Abgesang

Ende

Bibliographie

Programminformationen Gedanken zum mythologischen Hintergrund

Bisher vom Autor erschienen

IM GEDENKEN AN DIE GRIECHISCHE SEELE

UND DIE IMMENSE LEISTUNG,

DIE SIE FÜR DIE MENSCHHEIT ERBRACHTE.

Alles, was wahr ist, war schon immer wahr

Alles, was Du suchtest, war schon immer da

Nichts, was Du siehst, ist das, was es ist

Nichts, was Du trennst, ist das, was Du bist

Erkenne Dich selbst

Das Orakel von Delphi

VORWORT

Sisyphos ist eine Geschichte des Menschen, des Menschen schlechthin, oder besser, des europäischen Menschen. Für die anderen kann ich nicht sprechen. Eine mögliche Geschichte. Eine der möglichen Geschichten, die immer wieder ausprobiert wird. Also eine ganz wirkliche Geschichte. Das scheint ein Phänomen dieser Geschichte zu sein, ihre Wirklichkeit.

Die Wirklichkeit zum Beispiel, etwas unendlich zu wiederholen, auch dann noch, wenn die Sinnlosigkeit offensichtlich geworden ist. Etwas unendlich zu wiederholen, nur weil es gewohnt ist, und weil die gewohnte Plage sich sicherer anfühlt als eine ungewohnte Freiheit. Eine hochaktuelle Geschichte. Die Freiheit des Menschen, unfrei zu sein. Die Freiheit, sich Göttern zu unterwerfen, die mit ihrem Urteil die Bedingungslosigkeit des Lebens verbannen. Welch eine Geschichte.

Es ist auch eine Hommage an die griechische Seele, die sich mit heldenhaftem Mut um diese unmögliche Geschichte verdient gemacht, und die sich all diesen Polaritäten gestellt hat, ohne sie in Gegensätzlichkeiten abzuspalten. Die das Verdienen in allen Varianten durchgespielt hat, das nie wirklich Verdienen-Können vorgelebt hat. Diese vorgelebte Ausweglosigkeit wollen wir immer noch nicht wirklich begreifen. Die Götter haben es uns gezeigt: Wir können nie wirklich etwas verdienen! Das Leben ist bedingungslos.

Auf Grund der langen Geschichte, die diese Geschichte aufzuweisen hat, erlaube ich mir, folgende Behauptungen aufzustellen:

Sisyphos hat viele Gesichter. Sisyphos ist ein Archetyp des heutigen Menschen, Sisyphos ist eine Sammlung von Lebensaspekten: Versuche des Menschen, das Leben zu leben, und vielleicht sogar zu meistern, oder einfach nur glücklich zu sein, oder dies zu vermeiden. Fragen nach dem Sinn. Fragen nach dem Scheitern. Fragen nach dem Wert. Der Schwerpunkt liegt auf den Fragen.

Auf der Suche nach einem Sinn wird es immer deutlicher, dass die richtigen Fragen wichtiger sind als die Antworten.

Nicht die Fragen als solche sind schon genug. Wichtig sind die Fragen, die aus Erleben, Wahrnehmung und Fühlen erwachsen.

Sisyphos geht einen weiten Weg: Der König geht in die Verdammnis eines ewigen Arbeitszwanges, und er geht ihn - immer bergauf, vom Verschlagenen über den Intelligenten, bis zu seinem erlösenden Potential, der Erkenntnis der Bedingungslosigkeit.

Dass er immer wieder unten, und immer wieder von neuem beginnt, macht uns glauben, er käme nicht von der Stelle, bliebe an immer demselben Hang stecken. Doch das ist der äußere Schein. Was wirklich geschieht, das kann sich erst am Ende zeigen. Wohl nicht am Ende der Fragen, denn es ist fraglich, ob die Fragen jemals enden. Eher am Ende der Antworten. Bedingungslosigkeit bedarf der Antworten nicht. Aber wir wollen nicht vorgreifen.

Wie es dazu kam, wird wohl noch lange im Mythos der Vermutungen vergraben sein, obwohl die Historiker ihn zu kennen glauben, den Mythos. Und den Sisyphos? Die Vermutungen führen uns am Ende zum Mut, den der griechische Mensch aufbrachte, den Weg der Fragen zu gehen, ohne Rücksicht auf die Antworten. Das Labyrinth auf sich zu nehmen. Das Risiko des Lebens. Bedingungen zu sprengen. Dem Ariadnefaden zu folgen. Ohne den Ausgang zu wissen.

Die Antwort steht am Eingang des Orakels von Delphi.

DIE PERSONEN

Sisyphos 1, der Jenseitige

der Zeitlose, Abgeklärte, allezeit ... Heutige

Sisyphos 2, der Antike

König von Korinth

Sisyphos 3, der Diesseitige

der Allgemeine, der Heutige, der ... Vielfache

Siegfried Voss

hat den ewigen Sisyphos abgelegt .. (ehem. Sisyphos 3, gleicher Spieler)

Merope alias Sissy Voss

Frau & Partnerin von Sisyphos / .... Siegfried Voss, kurzsichtig, als Sissy Voss, ev. Berliner Dialekt

Zeus alias Jovian Kronosson

Göttervater, um Gottes Willen verarmter arbeitsloser Zeus, ......... Vertreter für das bedingungslose ... Grundeinkommen

Hera alias Heike Herr

Göttermutter, des Gottes zänkisch Weib, Kölner Dialekt

Poseidon alias Don Posse

Meeresgott mit Hass auf Sisyphos . Sohn

Hermes alias Herr Mes

der Götterbote und Diplomat, aber eben

Hades alias Hasse Dunkel

Herr der Unterwelt mit Sonnenbrille, darf Mafioso und schwul sein

Proteos alias Justus Proll

Anwalt für Sisyphos bei Gericht, .... schmierig, hat Ähnlichkeit mit einem ›Grottenmolch‹, stumme Rolle (fast)

Karon

Fahrer von Mount Clean, Fährmann über den Styx, grobschlächtig

Cerberos

Hund von Karon (Tonband)

Wessi Wello

politisierender Hausmeister, ......... ehemaliger Parteivorsitzender

Angelo Scheinmarck

Finanzgenie, inzwischen arbeitslos

Beamter od. Beamtin

Arbeitslosenamt

PROLOG

Das »Jenseits«

Vorhang auf. Alles ist dunkel.

Einige Tonfolgen auf dem Monochord, spärlich, archaisch, elektronischer Touch möglich, bis Sisyphos 1 erscheint.

In der Mitte der Bühne ein breiter Säulenstumpf (breiter als das Schachbrett) mit korinthischem Kapitell, darauf ein großes Schachspiel. Daneben stehen:

König Sisyphos mit Königskrone (Sisyphos 2), spielt weiß, und Königin Merope, spielt schwarz. Sie gehen um die Säule herum, schauen auf das Schachbrett, das Spiel ist mitten drin.

Merope

Wo waren wir stehengeblieben, mein König?

Sisyphos 2

Beim Hades. Er trachtet mir nach dem Leben ...

Merope

Schrecklich! Dieser Unterweltler!

Sisyphos 2

Ja, schrecklich! Aber - das ist seine Natur. Wer das Totenreich hütet, der hat am Leben keine Freude!

Meropekopfschüttelnd und besorgt

Das beruhigt mich aber ungemein!

Sisyphos 2

Nun, meine liebe Merope. Deine Sorge ehrt mich - aber laß Dich trösten - ich habe nachgedacht.

Merope

Aha - mein König hat nachgedacht! Das verspricht natürlich so einiges!

Sisyphos 2

Schau, meine Liebe. Du kannst Dir sicher vorstellen, dass ich weder Dich - noch mein Volk von Korinth - freiwillig verlassen werde.

Merope

Ich weiß, mein König. Aber warum verfolgen die Götter Dich? Ich versteh’ das nicht.

Sisyphos 2

Das alles geschieht nur, weil eine der Maskeraden von Zeus aufgeflogen ist. Der hat sich wieder einmal verwandelt, und die Tochter von irgend so einem Halbgott1 flach gelegt, dieser geile Bock!

Entfernter Blitz und Donner. Sisyphos 2 schaut auf, kurz irritiert. Blick wieder auf das Schachbrett

Kam natürlich nicht so gut an! Du kennst ja diese Olympier - und ihre Abkömmlinge!

Merope

Bei den vielen Eskapaden von Zeus ja auch kein Wunder, wenn da mal was auffliegt.

Sisyphos 2

Diesmal soll es meine Schuld sein, stell’ Dir vor.

Merope

Natürlich! Wenn den Göttern was schief geht, ist immer der Mensch schuld! Das kennen wir ja!

Sisyphos 2

Und dann ist die Geschichte mit Europa auch grad’ aufgeflogen. Das hat dem alten Zeus richtig weh getan. Dieses Mal war er ja mächtig engagiert. Wollte mit seiner Europa einen ganz neuen Kontinent namens »Europa« errichten.

Merope

Moment mal - Europa? Die phönizische Königstochter? Mit der hatte er auch was? Mein Gott!

Sisyphos 2

Genau die! Zeus hat sie schnell nach Kreta ins Exil gebracht. Da hat der Göttervater gewaltig einen auf »Stier« gemacht und gleich mal den König Minos gezeugt - und seine Hera hat gewaltig Terror gemacht! Die Göttermutter! Mann! Da hat der Olymp gewackelt! Erinnerst du dich: die Gewitterstürme letzte Woche?

Merope

Ja ja! Kam bis zu uns nach Korinth! Das kann ja auch nicht gut gehen auf die Dauer!

Sisyphos 2

Eben! Und nun hetzt er aus lauter Rache seinen Bruder Hades auf mich:

ab nach Guantánamo!2

Meropeerstaunt

Aber das gibt es doch noch gar nicht?

Sisyphos 2

Ach ja! Verzeihung! Ich habe vorgegriffen!

Ich meinte: ab in den Tartaros! Aber, mit mir nicht! Nicht mit dem König von Korinth!

Merope

Natürlich! Und was machen wir jetzt? Ich kann doch nicht einfach zuschauen, wie du...

Sisyphos 2

...Ich habe da so einen Plan ... Was die Götter nämlich nicht wissen: Sie sind die Figuren unseres Spiels...

geheimnisvoll, mit großer Geste und Selbstüberschätzung. Merope steht staunend da

Das ist Magie! - Da kann Delphi noch etwas lernen - mit seinen Priestern und dem ganzen Orakel! Oh ja!

Sisyphos 2 lacht, zeigt auf das Schachbrett

.Vertraue mir ... Wer ist am Zug?

Merope schaut etwas skeptisch

Merope

Du hattest die große Rochade mit Zeus gemacht. Ich bin dran.

Blick auf das Schachbrett. Merope ist am Zug, geht nahe ran, weil sehr kurzsichtig, zögert, zieht einen Bauern.

Sisyphos 2

Meine liebe Merope - so Leid es mir tut ...

lächelt ironisch

... das - ist ein Bauernopfer.

schlägt den Bauern nimmt ihn

Hoppla!!!

und wirft ihn hinter sich.

Monochord untermalt

Merope

Tja - wie bei den Göttern.

Merope hebt die Schultern, geht ganz nahe ans Schachbrett heran, sie ist sehr kurzsichtig.

Nun, mein lieber Herr Gemahl! Der Läufer ...

Zug von Merope

...mit einem Gruß aus Marathon.

tritt zurück, süßlich ironisch

Laßt Euch nicht nötigen.

Sisyphos 2 überlegt, lacht dann

Sisyphos 2

nimmt sein Pferd

Gewiß nicht, meine Liebe. -

Da! - Mein Kentaur!

zieht genüsslich

Was sagt meine erlauchte Merope jetzt?

Merope

Augen wieder nahe am Brett, zieht die schwarze Dame, schaut auf

Und meine schwarze Königin Persephone! So!

Sisyphos 2

Das sähe gut aus - wäre da nicht mein - zweiter Kentaur.

Merope sieht nochmals ganz nahe hin

Merope

Ohhh! Meine arme Persephone!

Sisyphos 2