Skull-Ranch 138 - Hal Warner - E-Book

Skull-Ranch 138 E-Book

Hal Warner

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Beschreibung

Im Nugget-Saloon von Golden City geht es hoch her. Zwei Cowboys von der Skull-Ranch und der reiche Rancherssohn Curly McKeefe sind sich wegen des hübschen Tanzgirls Cindy in die Haare geraten. Die Prügelei nimmt ein Ende, als der Skull-Mann Brazos Curly zu Boden schickt.
Die Siegerlaune der Cowboys wird Stunden später schwer getrübt, als Curly tot vor dem Nugget-Saloon gefunden wird. Sofort wird Brazos des Mordes verdächtigt und landet im Jail.
Als sein Boss John Morgan davon erfährt, wittert der erfahrene Westmann eine teuflische Intrige. Zeit für ihn, einzugreifen...

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Inhalt

Cover

Der Boss greift ein

Vorschau

Impressum

Der Bossgreift ein

von Hal Warner

Im Nugget-Saloon von Golden City geht es hoch her. Zwei Cowboys von der Skull-Ranch und der reiche Rancherssohn Curly McKeefe sind sich we‍gen des hübschen Tanzgirls Cindy in die Haare ge‍raten. Die Prügelei nimmt ein Ende, als der Skull-Mann Brazos Curly zu Boden schickt.

Die Siegerlaune der Cowboys wird Stunden später schwer getrübt, als Curly tot vor dem Nugget-Sa‍loon gefunden wird. Sofort wird Brazos des Mor‍des verdächtigt und landet im Jail.

Als sein Boss John Morgan davon erfährt, wittert der erfahrene Westmann eine teuflische Intrige. Zeit für ihn, einzugreifen...

Das Mädchen hieß Cindy. Es hatte goldblonde Haare und blaugrüne, leicht verschleierte Augen, die Shorty das Gefühl vermittelten, in einen Bergsee zu blicken. Allerdings in einen mit unergründlichen Tiefen. So jung Cindy noch war und so unschuldig sie auch wirkte, sie schien es faustdick hinter ihren hübschen Ohren zu haben.

Doch dem kleinen Cowboy von der Skull-Ranch machte das nichts aus. Er wusste, woran er mit Cindy war, und er hatte auch nicht vor, mit ihr den Hafen der Ehe anzusteuern. Dafür war wohl keines der Mädchen geeignet, die hier im Nugget-Saloon arbeiteten.

Cindy war zweifellos die Schönste von allen. Sie trug ein tiefausgeschnittenes Flitterkleidchen, das von ihrer hinreißenden Figur mehr freigab, als es verhüllte. Die prächtige Aussicht auf die Ansätze ihres Busens ließ Shorty immer wieder schlucken.

Genießerisch sog er den zarten Parfümduft ein, der ihrer makellosen Haut entströmte. Seinen rechten Arm hatte er um ihre nackten Schultern gelegt.

»Es bleibt doch dabei, Cindy?«, fragte er ein wenig heiser.

Sie lachte gurrend. »Natürlich bleibt es dabei. Und du wirst dich bei mir wie im siebenten Himmel fühlen. Das verspreche ich dir, Cowboy. Nein, ich werde dich bestimmt nicht enttäuschen.«

Shorty wurde mächtig heiß bei diesen Worten. Über sein alkoholgerötetes Gesicht glitt ein glückseliges Lächeln.

Komischerweise musste er in diesem Augenblick an Brazos denken, der im Spielzimmer bei einer Pokerpartie saß. Der arme Narr wusste anscheinend nicht, wie man sich wirklich amüsierte. Der spielte Karten und ließ sich dabei wahrscheinlich auch noch übers Ohr hauen.

Nun, ihm konnte es egal sein. Sollte Brazos ruhig sein sauer verdientes Geld verlieren. Shorty jedenfalls würde mit diesem aufregenden Geschöpf alle Wonnen dieser Erde genießen und eine herrliche Erinnerung mit auf den Weg nehmen, wenn sie morgen zur Ranch zurückritten.

»Fein, Baby«, hörte er sich sagen. »Es wird nicht dein Schaden sein. Shorty hat sich nämlich noch nie lumpen lassen. Zum Teufel, was machen wir eigentlich noch hier? Gehen wir doch... Eh, du hörst mir ja gar nicht zu!«

Cindy schenkte ihm tatsächlich kein Gehör. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf einen kraushaarigen, gutaussehenden Burschen, der den Saloon betreten hatte und sich gerade ans untere Ende der Theke stellte, nicht sehr weit von dem Tisch entfernt, an dem Shorty und das Mädchen saßen.

Der Keeper begrüßte ihn fast unterwürfig und beeilte sich, ihm ein Glas mit Whisky zu füllen, wozu er extra eine pompös etikettierte Flasche unter dem Tresen hervorholte.

Auch einige Gäste grüßten den Mann, der hier offensichtlich eine Sonderstellung genoss. Aber er fand es nicht der Mühe wert, ihnen zu danken, sondern nickte ihnen nur oberflächlich zu. Sein ganzes Benehmen hatte etwas ungemein Großspuriges an sich.

Als er einen Schluck getrunken hatte, behielt er sein Glas in der Hand, drehte sich halb herum und ließ seinen Blick suchend durch den von mehreren Lampen erhellten Raum schweifen.

Sekunden später hatte er Cindy entdeckt. Er hob leicht die Hand und grinste ihr zu.

Und Cindy lächelte zurück.

Shorty gefiel das nicht besonders, obwohl ihm durchaus klar war, dass es für die Blonde auch noch andere Männer gab.

»Ein Bekannter von dir?«, fragte er etwas ernüchtert.

»Ja, Cowboy. Sogar ein sehr guter Bekannter.«

Cindys Stimme klang auf einmal merklich kühler. Außerdem rückte sie mindestens drei Zoll von Shorty ab, obwohl sie sich gerade noch so dicht an ihn geschmiegt hatte.

Sie ließ keinen Blick mehr von dem Kraushaarigen. Shorty hatte das Gefühl, für sie jetzt Nebensache zu sein.

»He«, brummte er, »wo hast du deine Augen? Vergiss nicht, dass ich auch noch da bin, Baby! Komm, lass uns die Flasche austrinken!«

Cindy reagierte nicht darauf und starrte ihren »guten Bekannten« weiterhin an. Geradeso, als würde sie auf irgendetwas warten. Ihr Interesse an seiner Person ging dem kleinen Cowboy langsam auf die Nerven.

Der Kraushaarige winkte ihr jetzt mit dem Zeigefinger. Und der kleine Fingerzeig genügte, dass Cindy nickte und sich von ihrem Platz erheben wollte.

Doch Shorty hielt sie zurück.

»Du bleibst hier!«, knurrte er. »Wenn der Kerl was von dir will, soll er herkommen! Ich rate ihm aber, sich kurz zu fassen.«

»Da wird er dich nicht fragen, fürchte ich«, entgegnete Cindy und bemühte sich, Shortys Arm abzustreifen. »Komm, lass mich los!«

»Aber warum denn? Zum Kuckuck, was hast du denn auf einmal? Wir beide wollten uns doch einen vergnügten Abend machen!«

»Tut mir leid, heute geht es doch nicht. Vielleicht ein andermal, Cowboy. Jetzt muss ich...«

»Gar nichts musst du!«, fiel ihr Shorty verärgert ins Wort. »Du hast mir ein Versprechen gegeben, und du wirst es auch halten! Oder denkst du, ich lass mir von dir erst schöne Augen machen und mich dann wegen so 'nem Kerl einfach abwimmeln? Nicht mit mir, Honeybabe!«

»Willst du Ärger machen?«, fragte sie kühl. »Den wirst du bekommen, wenn du mich nicht sofort loslässt!« Cindys Augen, die den Skull-Cowboy vorhin noch so verheißend angeblickt hatten, blitzten jetzt wie kleine Gletscher in der Sonne.

Doch auch Shorty war wütend. Immerhin hatte er sich wegen Cindy extra einen Tag Urlaub genommen. Ganz zu schweigen davon, dass er bereits einiges investiert hatte. Nein, drei Flaschen roter Sekt waren kein Pappenstiel.

Noch mehr aber wurmte es ihn, dass ihn ein anderer ausstechen sollte, der lediglich mit dem Finger kurz winkte. Das verletzte seine männliche Eitelkeit. Gewiss, er war kein Adonis, sondern eher ein unscheinbarer Wicht, der sich vom Aussehen her mit dem so unerwartet aufgetauchten Nebenbuhler nicht messen konnte. Aber er konnte und wollte deswegen noch lange nicht einsehen, dass er einfach das Feld räumen sollte.

»Dann gibt es eben Krach!«, knurrte er. »Glaub nur nicht, dass ich vor dem Kerl dort Angst habe. So groß und stark kann einer gar nicht sein, dass ich vor ihm kneife.«

Cindy schaute ihn mitleidig an.

»Du hast anscheinend deine Sinne nicht alle beisammen, Cowboy. Sonst würdest du nicht solchen Quatsch daherreden. Weißt du denn, wer das dort überhaupt ist? Das ist Curly McKeefe, der Sohn vom mächtigsten Minenbesitzer.«

»Ach, deshalb bist du so an ihm interessiert! Der hat wohl mehr Mäuse in der Tasche als ich.«

»Ich sage es dir, weil ich dich warnen will, Cowboy. Curly McKeefe zerreißt dich in der Luft! Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich lieber nicht mit ihm anbinden. Also sei vernünftig und...«

»Er soll es nur versuchen, dein Curly McKeefe!«, blieb Shorty stur. »Ich habe dir schon gesagt, dass er mir keine Angst einjagen kann. Ruf ihn doch her!«

Cindy seufzte. »Dir ist wirklich nicht zu helfen. Na, du wirst schon sehen, was du von deinem Eigensinn hast.«

Curly McKeefe wartete noch immer an der Theke. In der Annahme, dass Cindy gleich kommen würde, hatte er sich abgewandt und trank seinen Whisky. Doch da sie nicht erschien, schaute er sich nun erneut nach ihr um und hob verwundert die Brauen, als er sie nach wie vor mit dem kleinen Cowboy am Tisch sitzen sah. Das Mädchen warf ihm einen hilfesuchenden Blick zu.

Der Sohn des Minenbesitzers reagierte prompt. Er stieß sich von der Theke ab und kam näher. Eine Zigarette lässig im Mundwinkel, baute er sich vor dem Tisch auf.

Ein besitzergreifender Blick erfasste das Mädchen. Shorty hingegen schien für den Kraushaarigen Luft zu sein, denn ihn übersah er völlig.

»Na, Honey, was ist mit dir?«, fragte er gedehnt. »Du hast doch Zeit für mich?«

»Für dich immer, Curly«, flötete die Blonde und himmelte ihn an.

»Dann komm!« McKeefe ergriff Cindy am Arm und wollte sie von ihrem Stuhl hochziehen.

»Moment mal!«, rief da Shorty. »So haben wir nicht gewettet, mein Freund! Nimm gefälligst die Pfoten von der Kleinen!«

Curly ließ das Mädchen nicht los. Er musterte den Skull-Reiter von oben herab.

»Hast du was gesagt, Kleiner?«

»Ja! Und du wirst es auch verstanden haben, wenn du nicht Dreck in den Ohren hast«, versetzte Shorty wütend.

Er wusste längst, dass er bezüglich Cindy verloren hatte, und sah seinen blonden Engel bereits davonschweben. Doch er war nicht bereit, diese Schlappe so ohne Weiteres einzustecken.

Furchtlos blickte er auf Curly McKeefe, der das Mädchen nun doch losließ und eine lauernde Haltung einnahm. Ein böses Grinsen glitt über McKeefes Gesicht.

»Für deine Größe reißt du dein Maul aber verdammt weit auf«, sagte er. »Du weißt wohl nicht, wen du vor dir hast?«

»Doch, Cindy hat es mir gesagt«, entgegnete Shorty, der seinen Arm von ihren Schultern genommen hatte. »Aber es ist mir egal, wer du bist. Und wenn du jetzt nicht sofort die Kurve kratzt, werde ich dir deine arrogante Visage ein wenig mit den Fäusten aufpolieren!«

McKeefe machte eine verdutzte Miene. Dass ihm Shorty so zu kommen wagte, überraschte ihn sichtlich.

Auch Cindy wirkte überrascht.

»Er muss total übergeschnappt sein!«, rief sie, indem sie von ihrem Stuhl aufsprang und sich zur Seite in Sicherheit brachte, weil sie sich denken konnte, was nun kommen würde. »Mein Gott, dieser Kerl ist wirklich verrückt!«

»Ich werde ihm schon zeigen, wo's langgeht!«, knurrte Curly McKeefe. »Hundefutter werde ich aus diesem Gartenzwerg machen!«

Er kam drohend um den Tisch herum und wollte Shorty am Kragen packen. Doch der kleine Cowboy ließ sich mit seinem Stuhl nach rückwärts fallen, rollte ein Stück zur Seite, kam wieselflink wieder hoch, packte den Stuhl und schleuderte ihn nach McKeefe.

Der Kraushaarige wurde schmerzhaft an den Beinen getroffen, was er mit einem wütenden Knurren quittierte. Er taumelte einen Schritt zurück und verlor beinahe das Gleichgewicht.

Shorty setzte wie ein Springteufel nach. Hart landete seine nicht sehr große, jedoch knochige Faust an Curlys Kinn. Im nächsten Moment schlug er auch mit der anderen Faust zu und traf abermals.

Dennoch war ihm von vornherein klar, dass er gegen den Kraushaarigen niemals gewinnen konnte. Dieser Curly McKeefe war ein Hüne gegen ihn, war offensichtlich auch kampferprobt und konnte bestimmt eine ganze Menge unbeschadet einstecken.

Schon wendete sich das Blatt zu Shortys Nachteil. McKeefe erwischte ihn mit einem Seitwärtshaken, der empfindlich seine Nieren traf. Noch nach Luft ringend, bekam er einen zweiten Schlag ins Gesicht, dass er meinte, ein Maulesel hätte ihn getreten. Vor seinen Augen sprühten Funken. Er lief mit rudernden Armen rückwärts und prallte gegen den Tisch, an dem er mit Cindy gesessen hatte.

Die darauf stehende Flasche und die Gläser stürzten unter dem Anprall um. Ihr Inhalt ergoss sich über die Tischplatte und auf den Fußboden, wo eines der Gläser zerklirrte.

Ehe sich Shorty wieder fangen konnte, war der Kraushaarige bei ihm, packte ihn mit brutalem Griff am Hemd, zog ihn dicht an sich heran und schlug ihm die rechte Faust um die Ohren.

Junge, jetzt wird es bitter für dich, durchzuckte es den kleingewachsenen Cowboy. Jetzt wird dich Curly McKeefe auseinandernehmen...

Brazos, der schwergewichtige Schmied von der Skull-Ranch, hatte beim Pokern fast zweihundert Dollar gewonnen. Es war eine richtige Glückssträhne gewesen, und sie hätte vielleicht sogar noch eine Weile angehalten. Doch da Brazos kein geldgieriger Mensch war, beschloss er, aufzuhören.

»Vielleicht ein andermal wieder«, sagte er zur Enttäuschung seiner Spielpartner. »Jetzt habe ich keine Lust mehr. Aber ich gebe euch bestimmt mal Revanche.«

Grinsend nahm er Geldscheine und Münzen an sich, steckte sie ein und erhob sich dann, um den Spieltisch zu verlassen.

Was er nun in der Tasche hatte, reichte aus, dass er sich eine Weile keine finanziellen Sorgen zu machen brauchte. Ja, er war wirklich ein Glückspilz. Entschlossen, seinen Freund Shorty für den Rest der Nacht freizuhalten, lenkte er seine Schritte zur Verbindungstür in den Schankraum.

Da drang heftiges Gepolter an seine Ohren. Lärm, der darauf schließen ließ, dass eine Schlägerei stattfand.

Wenig später erkannte Brazos, dass kein anderer als Shorty in die Sache verwickelt war. Und es stand alles andere als gut für den Kleinen. Genaugenommen war seine Lage sogar fatal. Sein um anderthalb Köpfe größerer Gegner verpasste ihm nämlich gerade einen Schwinger, dass er sich nach rückwärts überschlug und benommen liegen blieb.

Doch damit ließ es Curly McKeefe nicht genug sein. Er packte Shorty am Kragen und riss ihn wieder hoch.

Shorty konnte sich nicht mehr wehren. Hilflos und stark angeschlagen wandte er sich vergebens unter dem brutalen Griff seines Gegners. Hätte ihn der Kraushaarige nicht festgehalten, wäre er bestimmt sofort wieder hingefallen.

Wut packte Brazos. Er war sofort entschlossen, in den Kampf einzugreifen. Nein, auf keinen Fall wollte er zusehen, wie sein bester Freund von einem Kerl, dem er nicht gewachsen war, halbtot geschlagen wurde.

Doch so schnell konnte er Shorty in seiner Bedrängnis gar nicht helfen. Zu viele Leute standen herum, die Brazos den Weg versperrten.

»Macht Platz, Leute, verdammt!«, rief er, indem er etliche Männer zur Seite stieß. Seine Stimme ging im Kreischen der Barmädchen fast unter.

Bis er sich jedoch durch die Menge gearbeitet hatte, hatte McKeefe den kleinen Cowboy bereits zum Ausgang geschleift und mit der anderen Hand auch am Hosenboden gepackt und hochgehoben. Wie einen Sack schwang er ihn hin und her und warf ihn mit dem Kopf voran durch die Schwingtür.

Shorty verschwand aus Brazos' Gesichtsfeld. Wild schwangen die Türflügel hin und her. Einige Männer lachten. Überlegen wandte sich Curly um und stäubte seine Hände aneinander ab.

Da stand Brazos vor ihm, drohend und wuchtig wie ein gereizter Grizzlybär.

Das Gelächter im Saloon erstarb. Alle spürten, dass die Vorstellung nicht aus war, sondern eben erst so richtig begonnen hatte.

»Es war nicht nett von dir, meinen Freund so zu behandeln«, sagte Brazos in die entstandene Stille. Sein Bass erinnerte an Gewittergrollen. »Ich schätze, nun werden wir beide uns ein wenig unterhalten.«

Curlys Miene wurde wachsam. Abschätzend musterte er Brazos. Er war gleich groß wie dieser Hüne, wenn auch nicht so massig. Aber er hatte ebenfalls breite Schultern, war muskulös und vertraute auf seine Kraft und kämpferische Erfahrung.

»So, du bist also der Freund von dieser frechen, kleinen Wanze«, sagte er. »Somit noch einer, der hier mit seinem Kuhgestank die Luft verpestet. Ha, ich werde auch mit dir...«

Ein schmetternder Fausthieb, der so schnell kam, dass er ihm nicht mehr ausweichen konnte, traf sein Kinn und ließ ihn den Rest seiner Worte verschlucken.

Und schon schlug Brazos wieder zu. Er ließ Curly McKeefe gar nicht die Zeit, sich von dem ersten Schlag zu erholen.

Der Kraushaarige taumelte rückwärts und starrte den hünenhaften Cowboy ungläubig an. Immerhin deckte er jetzt sein Gesicht. Und als Brazos gleich einem Büffel auf ihn zukam, um den Angriff fortzusetzen, gelang es Curly, doch eine blitzschnelle Gerade zu landen.

Aber der Schlag zeigte bei Brazos keine Wirkung. Er schien ihn nicht mal zu spüren. Ohne mit einer Wimper zu zucken, schlug er knallhart zurück. Er durchbrach Curlys Deckung und traf sein linkes Auge.

Von diesem Moment an war die Sache so gut wie entschieden. McKeefe, empfindlich gezeichnet, versuchte zwar noch mit Hilfe einiger Finten eine Wende herbeizuführen, hatte aber keine echte Chance mehr.

Es scheiterte ganz einfach daran, weil Brazos so unglaublich hart im Nehmen war. Was er auch abbekam, er steckte es mühelos ein, als handelte es sich nur um harmlose Stöße.

Im Austeilen aber war Brazos erst recht große Klasse. Seine Fäuste wirkten wie Dampfhämmer.

Ein weit hergeholter Schwinger beendete den Kampf. Wieder galt er dem Kinn von Curly McKeefe, der rückwärts taumelte, hintenüber kippte und mit dem Hinterkopf gegen einen Stehbalken schlug. Er stürzte zu Boden und blieb liegen.

Brazos rieb sich die Fäuste. Alles starrte ihn fassungslos an. Grimmig grinsend schaute er in die Runde, ob vielleicht noch jemand hier war, der es mit ihm aufnehmen wollte. Aber es hatte nicht den Anschein.

Da trat er zur Theke, wo ihm der Keeper unaufgefordert ein Glas Whisky hinschob. Brazos griff danach und trank.

Als er das Glas wieder absetzte, bewegte sich die Schwingtür.

Shorty taumelte herein. Man konnte erkennen, dass er noch ziemlich wackelig auf den Beinen war. Seine Kleidung war voll Dreck.

Doch sein Mut schien ungebrochen. Verwegen schaute er sich um und grinste verzerrt, als er Brazos an der Theke stehen sah.

»Warst du das?«, krächzte er, wobei er mit dem Daumen auf den Kraushaarigen wies.

»Wer denn sonst?«, brummte Brazos. »Denkst du vielleicht, er hat sich von allein auf den Boden gelegt?«

Shorty grinste noch breiter. »Well, dann gibt es für mich wohl nichts mehr zu tun.«

Brazos griff nach der Whiskyflasche und schenkte sich nach.

»Komm her und trink einen Schluck!«

»Ja, das kann ich jetzt brauchen.« Schwankend wie ein Betrunkener kam der kleine Cowboy näher und griff, während er sich mit einer Hand am Tresen festhielt, nach dem ihm entgegengestreckten Glas. Er leerte es auf einen Zug.

Danach fühlte er sich bedeutend besser, obwohl sein Schädel noch immer brummte, als hätte sich ein Bienenschwarm darin eingenistet.

Auch Curly McKeefe begann sich wieder zu regen. Ächzend setzte er sich auf und befühlte seinen schmerzenden Hinterkopf, an dem er eine gewaltige Beule spürte.

Dann tastete er seine untere Gesichtspartie ab und bewegte die Kinnladen, als wollte er sich davon überzeugen, dass sein Kiefer nicht ausgerenkt war. Benommen blickte er umher.

Es dauerte eine Weile, bis er wieder auf die Beine kam. Er musste sich an dem Pfosten festhalten.

Brazos beobachtete ihn genau. Denn er hielt es nicht für ausgeschlossen, dass McKeefe zu seinem Colt greifen würde, um sich mit einer Kugel für die Niederlage zu revanchieren.