Skull-Ranch 104 - Hal Warner - E-Book

Skull-Ranch 104 E-Book

Hal Warner

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Beschreibung

Man gab ihm den Namen "Ciclón", denn der temperamentvolle Rapphengst war genauso wenig zu bändigen wie ein Wirbelsturm. Sein Freiheitsdrang war ungebrochen, und so hatte sich der Hengst eines Tages losgerissen und war der Enge der Hazienda entflohen, der Weite der Wildnis entgegen.
Viele Wochen in ständiger Todesgefahr sollten vergehen, bis "Ciclón" von den Männern der Skull-Ranch eingefangen wurde. John Morgan, der Ranchboss, ahnte nicht, dass vier harte Hombres nach dem Hengst suchten und ein fünfter Mann darauf brannte, dem Tier eine Kugel zu verpassen, weil es dessen Sohn getötet hatte. Der "Teufel auf Hufen" sollte sie alle in große Gefahr bringen...


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Inhalt

Cover

Teufel auf Hufen

Vorschau

Impressum

Teufel auf Hufen

von Hal Warner

Man gab ihm den Namen »Ciclón«, denn der temperamentvolle Rapphengst war genauso wenig zu bändigen wie ein Wirbelsturm. Sein Freiheitsdrang war ungebrochen, und so hatte sich der Hengst eines Tages losgerissen und war der Enge der Hazienda entflohen, der Weite der Wildnis entgegen.

Viele Wochen in ständiger Todesgefahr sollten vergehen, bis »Ciclón« von den Männern der Skull-Ranch gefangen wurde. John Morgan, der Ranchboss, ahnte nicht, dass vier harte Hombres nach dem Hengst suchten und ein fünfter Mann darauf brannte, dem Tier eine Kugel zu verpassen, weil es dessen Sohn getötet hatte. Der »Teufel auf Hufen« sollte sie alle in große Gefahr bringen...

»Maldito, ich schlag dich tot, du Dummkopf!«, schrie Don Sanchez und schwang wutschäumend die Peitsche. »Ich bring dich um, du verfluchter Säufer! Die Haut schneide ich dir in Streifen vom Leib!«

Der dicke Haziendero schien entschlossen, seine Drohungen wahrzumachen. Rücksichtslos schlug er auf den jungen Mexikaner, der seine Hände schützend vors Gesicht hielt, ein und ließ dabei die wüstesten Beschimpfungen vom Stapel.

Aber Don Sanchez, der Besitzer der Hazienda Triángula, hatte auch allen Grund, auf Pedro wütend zu sein. War dieser doch schuld daran, dass Ciclón entkommen war. Der wertvolle Rapphengst Ciclón, den Don Sanchez der schönen Esmeralda zur Hochzeit schenken wollte. Der Haziendero hatte ihn von einem Yaqui-Indianer gekauft, als halbwilden Mustang, und vorhin hätte er beschlagen werden sollen. Doch auf dem Weg zur Schmiede, wohin Pedro ihn bringen sollte, hatte er sich plötzlich losgerissen und war getürmt. War in die Freiheit geflohen und ließ inzwischen nichts mehr von sich sehen.

Das musste der betrunkene Peón jetzt büßen.

Der Haziendero tobte und schrie, schlug, keuchte und schimpfte.

»Gnade!«, winselte der Bursche. »Hab Erbarmen, Herr!«

Doch Don Sanchez kannte keinen Pardon. Wild schlug er mit der Peitsche zu.

Pedro stürzte zu Boden.

Ringsherum standen etliche von seinen Leuten. Schweigend schauten sie der Züchtigung zu und ließen nicht erkennen, ob sie dafür oder dagegen waren. Ihre Mienen waren ausdruckslos.

Sie hätten auch nie gewagt, sich missbilligend zu äußern oder Don Sanchez gar an der Auspeitschung zu hindern. Dass Pedro ihr Freund war, änderte nichts daran.

Doch jetzt trat Lazaro vor, ein hagerer Pistolero.

»Sie sollten sich wegen dieses Tontos nicht so aufregen, Jefe«, sagte er diplomatisch. »Das ist er doch nicht wert.«

Er sprach gegen Pedro, obwohl er den entlaufenen Rapphengst meinte. Doch wenn er zu Don Sanchez gesagt hätte, dass er sich wegen eines Pferdes nicht so aufregen sollte, hätte er genau das Gegenteil von dem Gewünschten erreicht. So aber verfingen seine Worte.

Der Haziendero starrte ihn an.

Dann ließ er die Peitsche sinken.

»Du hast recht, Lazaro«, sagte er und nickte. »Es ist besser, sich darum zu kümmern, dass Ciclón wieder eingefangen wird. Dieser Bastardo ist es wirklich nicht wert, dass ich meine Kräfte vergeude.«

Pedro lag auf dem Boden und mimte den Ohnmächtigen. Er hatte Angst, mit einer Bewegung erneut den Zorn seines Herrn zu erregen.

Doch der Haziendero verschwendete an ihn keinen Blick mehr. Seine Gedanken galten nur noch dem kostbaren Hengst, den er unbedingt wiederhaben musste.

»Wir nehmen sofort seine Verfolgung auf!«, rief er. »Los, auf die Pferde! Pronto, pronto! Wir haben keine Zeit zu verlieren!«

Wenig später jagte Don Sanchez mit einem Reitertrupp von der Hazienda.

Doch seine Hoffnung, Ciclón könnte sich noch in der näheren Umgebung aufhalten, erfüllte sich nicht. Der Hengst war schnurstracks und mit großem Tempo nach Norden gejagt, als sei er fest entschlossen, sich nie wieder einfangen zu lassen.

Als sich schließlich, nach langer Verfolgungsjagd, die Abenddämmerung über das trockene Land senkte, hatten ihn die Männer noch nicht mal zu Gesicht bekommen. Sein Vorsprung schien sich sogar noch vergrößert zu haben. Und das, obwohl sie ihre Pferde unerbittlich vorwärtsgepeitscht hatten.

Ciclón war einfach schneller, schlug mühelos alle anderen Pferde auf der Hazienda Triángula.

Don Sanchez bekam neuerlich fast einen Wutanfall.

»Dieser schwarze Teufel!«, schimpfte er, indem er sein schaumbedecktes Reittier zügelte. »Will uns einfach davonlaufen, dieser Satansbraten! Aber warte nur, ich kriege dich schon!«

»Hier beginnt das Land von Don Alvarez, Jefe«, sagte Lazaro, der an seiner Seite anhielt. »Wenn wir weiterreiten, müssen wir damit rechnen, dass uns seine Wächter in der Dunkelheit beschießen.«

Don Sanchez stand nicht auf bestem Fuß mit der benachbarten Hazienda. Es konnte tatsächlich problematisch werden, nachts über Don Alvarez' Weide zu reiten. Den einzigen Weg, den jedermann frei benutzen durfte, hatte der entlaufene Hengst natürlich nicht genommen.

»Si, das ist wahr«, gestand Don Sanchez ein. »Wir könnten uns Schwierigkeiten einhandeln.« Er blickte vor sich hin und überlegte.

»Wir warten hier auf den Morgen«, bestimmte er dann. »Jetzt würden wir ohnehin nur Ciclóns Spur verlieren. Steigt ab und schlagt ein Lager auf!«

Ein Feuer wurde angezündet. Die Männer saßen rundherum, tranken aus ihren Feldflaschen und rauchten Zigarillos. Zu essen gab es nichts, denn sie hatten in der Eile nicht daran gedacht, Proviant mitzunehmen, hatten auch nicht damit gerechnet, dass sie so lange unterwegs sein würden.

Bald legten sie sich auf der nackten Erde zum Schlafen nieder. Einer von ihnen hielt Wache.

Beim ersten Tageslicht trieb Don Sanchez seine Leute wieder in die Sättel. Er war ungeduldig und denkbar schlechter Laune, denn der entlaufene Hengst hatte ihm die ganze Nacht keine Ruhe gelassen.

»Adelante!«, rief er mürrisch. »Vorwärts! Macht euren Gäulen Dampf unter dem Hintern! Heute müssen wir Ciclón erwischen!«

Vor ihnen lag die Spur des schwarzen Hengstes. Sie zog sich kerzengerade nach Norden und führte auf ein fernes Gebirge zu. Anscheinend wollte er zurück zu seiner Herde, von der ihn die Indianer vor einigen Monaten weggeholt hatten.

Sie durchritten Don Alvarez' Gebiet. Sicherheitshalber hatte Don Sanchez einen Boten zu seinem Nachbarn geschickt, um sich wenigstens nachträglich eine Passiererlaubnis zu holen und ihn gleich wissen zu lassen, dass er es nicht hinnehmen würde, sollte Don Alvarez Ciclón einfangen lassen und als sein Eigentum betrachten.

Doch die Sorge des Hazienderos war unbegründet. Wie sich im Laufe des Vormittags herausstellte, hatte Ciclón Don Alvarez' Weideland noch in der Nacht, nachdem er in einer kleinen Senke nach Futter gesucht hatte, hinter sich gelassen und war weiter nach Norden gelaufen.

Der Vorsprung des Rappen betrug mittlerweile geschätzte fünfzehn Meilen. Etliche Stunden war jedenfalls seine Spur alt. Und die Spur wurde auch nicht jünger, als die Verfolger um die Mittagszeit einen Arroyo erreichten und in diesem ausgetrockneten Flussbett Schutz vor der prallen Sonne suchten.

Don Sanchez' Stirn umwölkte sich zusehends. Hier war noch Mexiko, das steinige Hochland von Chihuahua. Doch die Grenze war nicht mehr weit. Was dann, wenn Ciclón nicht in den Bergen geblieben, sondern über die Grenze zu den Americanos hinübergewechselt war?

»Zum Glück trägt er bereits mein Brandzeichen«, tröstete er sich. »Jeder verdammte Gringo würde ihn sonst einfangen und behalten können. Und ich hätte das Nachsehen. Nichts könnte ich dagegen machen, caramba!«

Seine Leute, denen der Magen knurrte, nickten mit mürrischen Gesichtern. Insgeheim verwünschten sie den Hengst, wegen dem sie Hunger und seit einigen Stunden auch Durst leiden mussten; auch das Wasser war knapp geworden.

Sie ritten dann weiter. Und es kam, wie Don Sanchez befürchtet hatte: Ciclón war tatsächlich zur Grenze und mochte jetzt schon drüben in New Mexico sein.

»Vermaledeites Miststück!«, fluchte der Haziendero. »Das hat man davon, wenn man so ein Tier verwöhnt und verhätschelt! Dieses undankbare Geschöpf!«

Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und wandte sich an Lazaro, der angestrengt nach Norden blickte. »Nichts zu sehen, was? Nein, es ist nichts zu sehen. Mama mia, was machen wir bloß?«

»Ich schlage vor, dass ein paar von uns weiter Ciclóns Spur folgen und die anderen nach Medanos reiten, um Wasser und Lebensmittel zu holen«, sagte Lazaro. »Damit wir ordentlich ausgerüstet sind, sollten wir den Hengst nicht doch noch vor der Frontera erwischen.«

Medanos war das nächste Dorf. Dort gab es eine Tienda, in der man alles Nötige kaufen konnte und in der Don Sanchez jederzeit Kredit bekam. Geld hatte er keines bei sich. Und selbst, wenn das der Fall gewesen wäre, jenseits der Grenze war man nicht an Pesos interessiert. Kein Trader nahm sie in Zahlung, ohne selbst für einen Sack wurmiger Bohnen den doppelten oder dreifachen Preis zu verlangen.

»Bueno, so machen wir es«, stimmte der Haziendero zu. Er hob die Rechte und deutete der Reihe nach auf drei seiner Leute. »Ihr holt Proviant! Beeilt euch, Amigos! Wir warten auf euch an der Grenze. Los, haut schon ab! Vamos!«

Die drei Vaqueros trieben ihre Pferde aus dem Arroyo und preschten davon.

Die anderen ritten unter Don Sanchez' Führung nach Norden weiter.

Zwei Stunden später erreichten sie die Frontera, die unsichtbar durch das sonnendurchglühte Land verlief. Wo genau, wusste kein Mensch. Die Männer zügelten ihre schwitzenden Pferde im Schatten einer Baumgruppe, stiegen ab und schauten sich an.

»Der Hengst ist tatsächlich hinüber«, sagte Don Sanchez nur mühsam beherrscht. »Sacre dios, ich habe es befürchtet! Weiß der Teufel, was in ihn gefahren ist. Dieser Diablo! Ich bin bis auf die Knochen blamiert, wenn er nicht wieder auftaucht! Wie stehe ich denn da vor der Grandessa? Ja, bis auf die Knochen werde ich blamiert sein!«

»Wir finden ihn bestimmt wieder«, versuchte Lazaro, ihn zu beruhigen. »Verlassen Sie sich darauf, Jefe.«

Zum Glück dauerte es nicht allzu lange, bis die losgeschickten Männer mit dem Proviant und gefüllten Wasserschläuchen erschienen. Die Pferde der Wartenden hatten sich mittlerweile ausrasten können und waren nun wieder frisch genug für einen weiteren Ritt.

»Ihr reitet mit mir zur Hazienda zurück«, sagte Don Sanchez zu den Angekommenen. »Du, Lazaro, machst dich mit Xavier, Jadito und Juan an Ciclóns Verfolgung.«

»Kommen Sie denn nicht mit, Jefe?«, fragte der Pistolero.

»Ich kann leider nicht. Ich kann doch nicht meine Hochzeit versäumen. Wie du weißt, findet sie übermorgen statt. Ich würde zu spät zurückkommen, wenn ich euch begleite. Das kann ich meiner Braut nicht antun. Es ist schon schlimm genug, dass sie mein Geschenk erst nachträglich bekommt.«

Lazaro grinste. Er hatte ein dunkles, blatternarbiges Gesicht, das von zwei stechenden, schwarzen Augen und einem sichelförmig nach unten hängenden Schnurrbart beherrscht wurde. Sein fransenverzierter Poncho reichte ihm bis an die Kniekehlen. Er trug zwei langläufige Revolver, einen riesigen Sombrero und an den Stiefeln große Sternradsporen, die bei jedem Schritt leise klirrten.

»Ihr übernehmt das also« fuhr Don Sanchez fort. »Bringt mir Ciclón unversehrt zurück! Als Belohnung setze ich tausend Pesos aus!«

»Silberpesos?«, fragte der bullige Xavier.

»Si, mein Freund. Zweihundertfünfzig für jeden von euch. Das ist mir Ciclón wert. Also, ich verlasse mich auf euch.«

Die Männer strahlten.

»Wir werden Sie nicht enttäuschen, Jefe«, versprach Lazaro und sprang auf sein Pferd. »Wir bringen Ihnen den Hengst. Das schwöre ich bei der Heiligen Jungfrau!«

»Bueno, dann reitet! Und kommt mir bloß nicht ohne Ciclón zurück! Ohne ihn braucht ihr mir nicht mehr unter die Augen zu treten. Sabe?«

Die Pistoleros nickten. Staubaufwirbelnd jagten sie davon.

Ciclón hatte knapp zwanzig Meilen Vorsprung. Er hatte die Grenze überquert und zog weiter nordwärts, geleitet von einem unerklärlichen Instinkt und angetrieben von seinem Freiheitsdrang.

Manchmal, wenn er Gras fand, verweilte er, um seinen Hunger zu stillen. Er hatte es auch nicht mehr so eilig wie am Anfang, als er von der Hazienda Triángula entkommen war. Er ließ sich jetzt mehr Zeit und legte häufiger eine Pause ein.

Den heißen Nachmittag verbrachte er in einem Cottonwoodgehölz. Er döste dort stundenlang im Schatten, ohne zu ahnen, dass inzwischen vier Verfolger ihre Pferde schonungslos vorantrieben und Meile um Meile aufholten.

Als die Sonne bereits weit im Westen stand, brach Ciclón wieder auf.

Er war ein Wunderwerk von einem Hengst. Sein Anblick musste das Herz eines jeden Pferdefreundes höher schlagen lassen. Hochbeinig und schlank und von makellosem Wuchs, glich er einem Bündel geballter Energie. Sein blauschwarzes Fell schimmerte wie Samt. Bei jeder Bewegung spielten darunter die stahlharten Muskeln. Sein rassiger Kopf verriet sein spanisches Blut. Ciclón war ein Nachkomme jener andalusischen Pferde, die einst mit Coronado in die Neue Welt gekommen waren und von denen die den Südwesten bevölkernden Mustangherden abstammten.

Nur das Kopfhalfter, das er trug, erinnerte ihn noch an seine Gefangenschaft bei den Menschen. Das Riemenzeug störte ihn, und er schüttelte zuweilen unwillig den Kopf und versuchte, das Halfter abzustreifen.

Ja, und dann war da noch das Brandmal an seiner linken Flanke. Dieses Dreieck mit dem Buchstaben S, das man ihm mit einem glühenden Eisen eingebrannt hatte.

Aber das sah man kaum. Ciclón wusste auch nicht, dass er gekennzeichnet war, obwohl er den Schmerz durch das Brandeisen nicht vergessen hatte.

Er trabte mit wehendem Schweif und flatternder Mähne in der bisherigen Richtung weiter. Um ihn war weites, leeres Land, über dem der Himmel zu verblassen begann. Nur im Westen glich er jetzt einem Feuermeer. Dort schien Lava aus der Sonne zu fließen, die ihre letzten Strahlen flach über die Ebene warf.

Dann sank die Nacht hernieder. Ciclón lief weiter. Eigentlich war es mehr ein Wandern, ein gemächliches Dahintrotten. Der Hengst bewegte sich fast lautlos wie ein Schatten.

Im Laufe der Nacht erreichte er den Rio Grande, wo er ausgiebig trank und eine Zeitlang rastete, ehe er im Schein des Mondes flussaufwärts zog.

Er folgte dem Fluss auch am nächsten Tag, hatte so ständig Wasser und frisches Gras in der Nähe. Wohin er eigentlich wollte, wusste er nicht. Seine Herde war viel weiter südlich, und er konnte auf diesem Weg niemals zu ihr stoßen.

Aber vielleicht wollte Ciclón gar nicht zur Herde zurück. Er war jetzt fünf Jahre alt und damit ein erwachsener Hengst. Vielleicht war er auf der Suche nach einem eigenen Harem, auf der Suche nach eigenen Jagdgründen. Er sah ganz wie ein Eroberer aus.

Eine Ansiedlung am Fluss ließ ihn instinktiv einen großen Bogen darum machen. Er wollte keinen Menschen begegnen, hasste allein schon ihren Geruch.

Einen Tag später nahm er die Witterung von Artgenossen auf. Es war in einem Tal mit einem zum Rio Grande fließenden Bach. Einige Stuten schienen sich am Ufer aufzuhalten.

Aber Ciclón roch auch den scharfen Rauch eines Holzfeuers. So widerstand er der Versuchung, der verlockenden Witterung der Stuten zu folgen, und schlug den Weg in die Gallina Mountains ein.

Er merkte bald, dass man ihn verfolgte. Vier Reiter waren hinter ihm her, die auch dann nicht von seiner Fährte wichen, als er sein Tempo beschleunigte. Als er sie schon abgeschüttelt glaubte und in einem Bergkessel friedlich graste, sah er sie in einiger Entfernung plötzlich wieder auftauchen. Ciclón warf den Kopf hoch und stieß ein ärgerliches Wiehern aus.

Dann ergriff er erneut die Flucht. Auf schnellen Hufen jagte er tiefer ins Gebirge hinein und gewann rasch einen größeren Vorsprung.

Doch die Verfolger waren hartnäckiger als erwartet. Sie blieben zwar zurück, verschwanden aber nicht. Immer wieder rückten sie ihm auf den Leib, wenn er sich Zeit ließ und glaubte, endlich seine Ruhe vor ihnen zu haben.

Nein, Lazaro und seine Compañeros dachten nicht ans Aufgeben. Sie hatten lange genug gebraucht, Ciclóns Vorsprung wettzumachen, und sie wollten die Jagd nun erfolgreich beenden.

Vor ihnen erstreckte sich eine kahle Hochfläche, auf der sie den schwarzen Hengst dahinjagen sahen. Staub wirbelte unter seinen Hufen in die Höhe, und sie hörten sein zorniges Wiehern.

Ein breiter Riss mitten in der Ebene versperrte Ciclón den Weg. Er musste die Richtung ändern. Suchend galoppierte er am Rand des Abgrundes entlang, fand jedoch keinen Übergang.

Die Mexikaner frohlockten. Sie sahen die tausend Pesos bereits in ihren Taschen, dachten bereits an den Spaß, den sie sich dafür leisten würden. An die feurigen Señoritas in Ojo Caliente und an Pulque und Tequila.

Sie nahmen ihre Lassos von den Sattelhörnern und jagten auseinandergefächert auf Ciclón zu.

Gleich würden sie ihn haben. Nein, jetzt konnte er ihnen nicht mehr entwischen. Hier hatten sie ihn in der Falle.

Wie es schien, würde Lazaro derjenige sein, der Ciclón die Schlinge um den Hals werfen würde. Er konnte sich dem Hengst bis auf dreißig Yards nähern. Jadito hatte ihm den Weg abgeschnitten und zurückgetrieben. Xavier und Juan waren weiter rechts. Sie schwenkten ihre Sombreros und schrien wie eine Horde angreifender Apachen.