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Tante Martha liebt geknüpfte Deckchen, kitschige Malerei - und sie ist eine Despotin. Das bekommt auch die Familie ihrer Nichte zu spüren, als sie plötzlich zwischen den Kindern auf der Rückbank des Kombis sitzt: kariertes Reisekostüm, Koffer auf dem Schoß, mit Regenschirm bewaffnet. Selbstverständlich kommt sie mit in den Schottlandurlaub. Tante Martha zockt Truckfahrer beim Kartenspiel ab, bringt die Familie im Castle eines Liebhabers unter und entpuppt sich als Whisky-Expertin. Und Martha hat noch mehr Trümpfe im Ärmel.
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Ulrike Herwig
Martha im Gepäck
Roman
Marion von Schröder
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Marion von Schröder ist ein Verlag
der Ullstein Buchverlage GmbH
ISBN 978-3-8437-0080-1
© 2011 by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
Alle Rechte vorbehalten
Satz und eBook: LVD GmbH
1 Karen sah aus dem Fenster auf die Straße hinunter, wo ihr Mann Bernd gerade den letzten Koffer in den Van wuchtete und sich zufrieden die Hände rieb. Sie schloss das Fenster und ließ ein letztes Mal ihren Blick durch die Wohnung schweifen. Die Blumen waren gegossen, der Wohnungsschlüssel bei der Nachbarin Frau Wachowiak. Alles war leidlich aufgeräumt, damit die Wachowiak nicht in Ohnmacht fiel. Das Zimmer ihres Sohnes Mark zugeschlossen, damit die Wachowiak gar nicht erst hineinkonnte. Der Hamster war bei einer Kindergartenfreundin ihrer Tochter Teresa. Die letzte Milch hatte Karen gerade in den Ausguss gekippt, damit sie bei ihrer Rückkehr aus dem Urlaub kein Geruch nach altem Käse erwartete.
Es konnte losgehen.
Sonnenbrillen, Wasserflaschen, Autoatlas von Deutschland und Großbritannien und das nötige Kleingeld hatte Bernd vorn im Auto. Und natürlich seinen heißgeliebten Reiseführer. Wahrscheinlich suchte er darin schon nach einem lauschigen Plätzchen fürs Abendessen. Sie hatte aufgehört zu zählen, wie oft sie in den letzten Wochen die Worte »Dann gönnen wir uns aber mal ein leckeres englisches Roastbeef« aus seinem Mund gehört hatte.
Karen seufzte und ging in den Flur. Ein letzter Blick in den Spiegel, der ihr eine urlaubsreife Bankangestellte Anfang vierzig zeigte, die kastanienbraun gefärbten Haare nachlässig zum Pferdeschwanz zusammengezwirbelt, dazu ein dunkelblaues T-Shirt und hellgraue Dreiviertelhosen. Im Laden hatten sie noch schmeichelhaft ausgesehen, zu Hause verwandelten sie Karen auf heimtückische Weise in eine Art zweibeinigen Kartoffelsack. Egal. Sie fuhren nicht zur Modenschau, sondern in die schottischen Highlands. Der Urlaub würde ihr guttun. Sie hatte ihn jedenfalls dringend nötig.
»Karen!«, rief Bernd ihr unten auf der Straße entgegen, als sie mit einer Kühlbox aus dem Haus trat. »Leg doch mal die Sonnencreme gleich vorne ins Auto, die Sonne sticht ja jetzt schon.«
Die Hitzewelle hatte vor einer Woche begonnen und war mittlerweile völlig außer Kontrolle geraten. Die Leute lagen wie narkotisiert am Badestrand oder suchten erschöpft Zuflucht unter schattigen Bäumen. Glückspilze wie die Thiemes hingegen durften ins herrlich kühle schottische Hochland fahren. Während sich die Deutschen in Dampf auflösten, würde Familie Thieme an frischer, klarer Luft am Loch Ness stehen und Ausschau nach dem Ungeheuer halten – ja, sich am Abend vielleicht sogar eine Jacke anziehen müssen.
»Mama«, rief Teresa aus dem Autofenster. »Hast du mein Schlafschwein?«
Karen hastete wieder hoch in die Wohnung. Wo war das blöde Schwein? Sie kroch auf Knien durch Teresas Zimmer und fand es unter dem Bett. Sie konnte hören, dass Bernd unten kontrollierte Hupsignale entsandte. Sonst kamen sie nie vom Fleck, behauptete er immer. Er musste ja auch nicht jedes Mal in letzter Minute noch irgendwas finden. Karen hetzte wieder runter, vorbei an der alten Frau Zinsler aus dem Erdgeschoss, die gerade ihre Post holte.
»Wo soll’s denn hingehen?«, rief sie neugierig.
»Schottland«, rief Karen zurück und stieg in den Van. Im Rückspiegel erblickte sie Mark, ein verkabeltes Wesen, dem elektronische Geräte wie zusätzliche Körperteile anhafteten. Er hatte etwas aus dem Kofferraum geholt und schleppte sich mit letzter Kraft wieder zum Rücksitz, auf den er sich stumm fallen ließ. Bernd trommelte bereits mit den Fingern aufs Lenkrad.
»Okay«, sagte Karen. »Wir können.« Sie warf im Fahren einen Blick auf ihren Wohnblock, vor dessen Haustüre die Zinsler jetzt stand und ihnen stirnrunzelnd hinterhersah. Wie Bienenwaben, dachte Karen. Die Fenster sind wie Bienenwaben, hinter denen lauter emsige, neugierige Arbeitsbienen lauerten. Irgendwann würden sie hier ausziehen. In ein eigenes Haus. Wenn Bernd sich einen besseren Job gesucht und Karen im Lotto gewonnen hatte, wenn sie nämlich Tante Marthas Erbe … Nein, so etwas sollte sie nicht denken. Das war pietätlos. Tante Martha lebte schließlich noch und wartete wahrscheinlich gerade in diesem Moment auf sie. »Wir müssen nur noch schnell bei Tante Martha vorbei und uns verabschieden«, sagte Karen.
Von dem bisschen Fahren durch die Stadt war das Auto bereits so bullig warm geworden, dass Karens Schenkel an den Ledersitzen festklebten. Nachdem sie zehn Minuten durch die Hitze gegondelt waren, hielten sie vor Tante Marthas Haus. Mit einem schmatzenden Geräusch befreite Karen sich vom Sitz und stieg aus.
»Lass um Gottes willen die Klimaanlage an«, sagte sie zu Bernd. »Ich beeil mich.«
»Das sagst du jedes Mal. Und dann dauert es doch drei Stunden. Ist bei Frauen immer so, wirst du auch noch merken«, sagte Bernd in Richtung Mark. Der reagierte nicht, sondern wackelte nur rhythmisch mit dem Kopf zu den gedämpften Bässen, die aus seinen Kopfhörern wummerten.
Karen verdrehte die Augen. »Ja, ja.« Warum musste Bernd ständig alle so antreiben? Sie waren doch hier nicht auf seiner Baustelle, wo er irgendwelchen Maurern Beine machen musste.
»Nichts ja, ja. Sie ist verrückt und berechnend, und du lässt dich immer wieder von ihr einwickeln.«
»Was soll ich denn machen? Sie ist die Schwester meiner Oma und meine einzige lebende Verwandte, von meiner abwesenden Mutter mal abgesehen!«
»Ach so? Ich wusste gar nicht, dass hier im Auto drei Leichen mit dir rumfahren.«
»Also, Bernd, nun lass das doch, ich …«
»Sind wir schon da?«, unterbrach sie Teresa.
»Nein, mein Schatz. Mama sagt nur schnell Tante Martha Tschüss. Bin gleich wieder zurück«, erwiderte Karen und betrat das dunkle Mietshaus. Drinnen roch es zwar nach altem Kohl, es war aber angenehm kühl. Einen Moment lang erwog sie, sich kurz auf die unterste Treppenstufe zu legen und ihr Gesicht auf die kalte Steintreppe zu pressen, doch dann siegte die Vernunft, und sie ging in den zweiten Stock hinauf. Sie klingelte und setzte eine feierliche, herzliche Miene auf. Die Tür öffnete sich.
»Na, Tante Martha, wollte nur schnell Tschüss sagen, weil wir doch …« Verwirrt hielt sie inne. Tante Martha hatte einen Regenschirm in der Hand, neben ihr stand ein Köfferchen. Sie trug trotz der Hitze einen rotgrün karierten Wollrock, an dem seitlich ein kleines goldenes Glöckchen baumelte. Aus der Wohnung drang Dudelsackmusik.
Eine dunkle Vorahnung überkam Karen. »… zwei Wochen wegfahren«, beendete sie schließlich ihren Satz.
»Eben.« Tante Martha knickste anmutig und griff nach dem Koffer. »Wir fahren weg, du sagst es.«
»Martha … ich weiß nicht, da hast du irgendwas falsch verstanden. Bernd und ich und die Kinder fahren.« Karen schluckte. »Nicht, dass wir dich nicht gern mitnehmen wollen, aber so was muss geplant werden, und dein Arzt …«
»Mein Arzt ist ein Idiot! Der kann sich nicht mal meinen Namen merken. Und wenn du glaubst, dass ihr mich hier einfach alleine lassen könnt, dann hast du dich geschnitten!«
»Aber, Martha, du hast es doch so gemütlich hier.« Karen deutete vage in Richtung Wohnzimmer, das Martha mit selbstgeknüpften Makramee-Deckchen und kitschigen Landschaftsgemälden dekoriert hatte. Sie stutzte. Auf dem kleinen Tisch vor dem Sofa lag heute eine karierte Decke, die, wenn sie nicht alles täuschte, aus demselben Stoff hergestellt worden war wie Marthas Rock. Schottenkaros.
»Gemütlich findest du es hier also? Kommst du deshalb nur alle vierzehn Tage vorbei?«
»Aber das stimmt doch gar nicht, ich …« Karen brach irritiert ab. Auf dem Tisch stand eine Flasche Whisky. Halbvoll!
»Du trinkst Whisky?«
»Selbstverständlich. Aber jetzt lass uns endlich mal losfahren.«
»Wohin?«, fragte Karen verwirrt.
»Nach Schottland natürlich!«
»Aber, Martha, was willst du denn dort?«
»Das könnte ich dich genauso gut fragen! Da ist es schön. Und kühl. Und vielleicht habe ich ja dort etwas zu erledigen.«
»Du hast in Schottland etwas zu erledigen?«
»Jawohl. Und es ist wichtig!«
»Wichtig.« Karen schluckte. »Trägst du deshalb einen Schottenrock?«
»Du hast es erfasst.«
»Den tragen doch dort nur Männer, Martha. Das hat dir wahrscheinlich noch nie jemand gesagt. Ich weiß, es ist ein bisschen eigenartig, schließlich heißt es Rock, aber …«
»Ich bin nicht blöd«, unterbrach Martha sie. »Natürlich weiß ich, dass ein Schottenrock für Männer gedacht ist. Aber ich bin zufälligerweise der Meinung, dass ich anziehen kann, was ich will. Bin ja schließlich alt genug.« Sie lachte schallend.
»Alt genug«, wiederholte Karen fassungslos.
Martha nickte. »Im Übrigen wollte ich dich auch gerade fragen, was du dir da für seltsame Hosen angezogen hast. Die tragen unheimlich auf. Und wirken so kindisch. Ehrlich gesagt, siehst du damit aus wie Pinocchio.«
Karen schluckte erneut. Ein Schauder überkam sie. Bernd hatte recht: Martha war verrückt. Sie war eindeutig senil, und Karen ließ sich wie eine Idiotin von ihr herumkommandieren, weil sie nicht nein sagen konnte. Warum musste Karen immer alles alleine regeln? Zwar konnte sie jederzeit auf der Arbeit mit einem Lächeln einen Kredit verweigern, aber gegen alte Damen wie Martha kam sie nicht an. Wahrscheinlich, weil Karen hoffte, dass sie dadurch auf mysteriöse Weise Pluspunkte sammeln und als Dank dafür in vierzig Jahren genauso nachsichtig behandelt werden würde. In der Wohnung roch es nach Apotheke. Die Dudelsackmusik hatte aufgehört, stattdessen sang jetzt ein Männerchor von den »bonny, bonny banks of Loch Lomond«. Sie konnte Martha doch nicht einfach mitnehmen. Gab es nicht diese jugendlichen Hippies, die herumfuhren und sich um Alte und Kranke kümmerten? Für wen arbeiteten die? Das Rote Kreuz? Die Grauen Panther? Zögernd griff sie nach dem Handy in ihrer Hosentasche. »Martha«, begann sie wieder leutselig. »Es ist doch nur für zwei Wochen.«
»Das kannst du vergessen!«, sagte Tante Martha. Sie reichte ihr gerade mal bis zum Kinn, Karen konnte die rosa Kopfhaut unter den drahtigen weißen Löckchen durchschimmern sehen. Und doch brach ihr der kalte Angstschweiß aus, als Martha fortfuhr. »Du weißt, wen ich in meinem Testament begünstige, nicht wahr? Dafür erwarte ich auch was. Schöne Sommerreisen zum Beispiel. Sonst werde ich da wohl einiges ändern müssen.«
Das war nicht fair! Tante Marthas Testament war der einzige Lichtblick am desolaten Finanzhimmel der Thiemes. Deswegen kam Karen doch dauernd hierher und kümmerte sich um Martha, kaufte ein, fuhr sie zur Fußpflege und so weiter. Na gut, nicht dauernd, aber ziemlich oft. Doch von gemeinsamen Urlauben war bislang nie die Rede gewesen. Und wer sollte eigentlich die Extrakosten bezahlen? Die Ferienkasse war ohnehin schon ziemlich mager, womit sie wieder beim Thema war. Sie konnte es sich nicht mit Tante Martha verscherzen.
Listig sah diese zu Karen hoch, die kleinen Äuglein kalt und berechnend wie die eines Reptils. »Ich bezahle natürlich meinen Anteil«, sagte sie, als ob sie Karens Gedanken lesen könnte.
Entsetzt betrachtete Karen ihre Großtante, und dann, getrieben von Panik und Eile, rutschte es ihr fast ohne ihr Zutun heraus: »Ja, Herrgott noch mal, dann komm halt mit!«
Augenblicklich verwandelte sich Martha wieder in eine harmlose alte Frau.
»Ja, sag mal, du hast sie wohl nicht mehr alle!«, zischte Bernd, als sie ihm unten auf der Straße im Telegrammstil von Tante Marthas Plänen berichtete. »Die Frau ist über achtzig!«
Karen hob beschwichtigend die Hände. Warum stellte er sich so an? Er hatte ja keine Ahnung, wie störrisch Martha sein konnte.
»Sie ist körperlich total fit«, sagte sie, obwohl sie keine Ahnung hatte, ob das stimmte.
»Das ist mir scheißegal. Sie ist verrückt, hast du das schon vergessen? Senil! Plemplem!«
Karen zischte jetzt ebenfalls. »Sie streicht mich aus ihrem Testament, Bernd. Was soll ich denn machen?«
Bernd grummelte unzufrieden. »Wie soll denn das gehen? Soll sie etwa mit auf den Ben Nevis steigen, hm? In ihren orthopädischen Schuhen? Mit ihren Herztropfen im Rucksack?«
»Nein, sicher nicht. Dann bleibt sie halt im Hotel und trinkt Tee. Oder Whisky.« Letzteres entfuhr Karen bei der Erinnerung an die Flasche in Marthas Wohnzimmer. »Und außerdem, verrückt oder nicht – sie hat einen Haufen Geld, schon vergessen? Das könnten wir gut gebrauchen. Oder willst du ewig zur Miete wohnen? Außerdem bezahlt sie ihren Anteil.«
»Weißt du das mit dem Haufen Geld denn so genau? Das behauptet sie doch immer nur. Hast du jemals einen Kontoauszug gesehen, hm? Was, wenn das auch nur Hirngespinste sind? Vielleicht sind es ja noch D-Mark, die sie unter ihr Kopfkissen gestopft hat.«
Karen lehnte sich ans Auto. Ihr vor wenigen Stunden angezogenes T-Shirt klebte am Körper. Eine Sekunde lang dachte sie voller Neid an ihre Kollegin Bettina, die heute ebenfalls ihren Urlaub antrat und in eine Wellness-Oase fuhr. Alleine!
»Wann sind wir endlich da?«, fragte Teresa.
Karen gab sich einen Ruck. »Sie kommt mit, oder wir fahren nicht«, beschloss sie.
Bernd gab einen undefinierbaren Laut der Entrüstung von sich und starrte zur anderen Straßenseite. Karen legte Tante Marthas kleines Köfferchen auf all den anderen Krempel im Kofferraum und ging zur Haustür, wo Martha bereits wartete, den aufgespannten Schirm in der Hand. Vorsichtig trippelte sie los. Karen öffnete die Autotür und signalisierte ihrem Sohn, sich auf den dritten Sitz der Rückbank zu verziehen. Mark nahm langsam seine Kopfhörer ab und kehrte nur widerwillig in das Universum seiner Familie zurück.
»Spinnt ihr?«, fragte er.
Bernd blätterte demonstrativ in seinem Reiseführer. »Der Ben Nevis ist der höchste Berg Großbritanniens«, las er vor. »1344 Meter hoch. Seine Besteigung ist für schlecht ausgerüstete Wanderer nicht ungefährlich. Schon so mancher ist im Nebel abgerutscht und in den Tod gestürzt.«
»Hallo, Bernd«, grüßte Martha freundlich. »Dann sei bloß vorsichtig.«
Bernd brummte einen Gruß zurück.
»Teresa kann sowieso nicht auf den Ben Nevis steigen«, wandte Karen ein. »Sie ist erst sechs.«
»Warum hast du einen Schirm, Tante Martha? Es regnet doch gar nicht«, sagte Teresa.
»Das ist ein Sonnenschirm.« Die alte Dame rutschte erstaunlich behände auf den Sitz und brachte einen Schwall des medizinischen Geruchs aus ihrer Wohnung mit ins Auto.
»Na dann, der Thieme-Clan kann los«, verkündete Karen mit aufgesetzter Heiterkeit. »Auf in die herrlichen Highlands!« Sie lachte überschwänglich und als Einzige.
2 Als sie die Autobahn entlangfuhren, breitete sich Tante Marthas Hustensaftgeruch so penetrant im Auto aus, dass Karen gezwungen war, diskret ein Fenster zu öffnen.
Sofort kroch die Hitze wie eine unsichtbare Qualle ins Innere des Autos. Der Lärm draußen machte jetzt jede Unterhaltung unmöglich, aber das war auch gut so, denn es hatte sowieso niemand Lust auf ein Gespräch. Teresa klebte Glitzeraufkleber in ein kleines Album, Bernd starrte konzentriert auf die Fahrbahn, Mark hatte seine Sneakers weggekickt und die Augen geschlossen. Karen konnte im Rückspiegel einen Blick auf Tante Martha werfen, die kühl und trocken wie ein Ast auf ihrem Platz saß. Trotz ihres Wollrocks. Wieso schwitzte die nicht? Das regte Karen auf. Ehrlich gesagt, machte es sie neidisch. Ihr Make-up hatte sich schon halb aufgelöst, und sie waren noch nicht mal in Belgien. Sie hätte sich doch dieses Puderzeug kaufen sollen, von dem Bettina immer so schwärmte. Zugegeben, deren Haut sah auch noch ziemlich gut aus für eine Frau Mitte vierzig. Was aber wahrscheinlich mehr damit zu tun hatte, dass Bettina alleine wohnte und ihre freie Zeit mit Körperpflege, Sauna, gemütlichen Leseabenden und gelegentlichen Dates mit jüngeren Männern verbringen konnte, während Karen damit beschäftigt war, nach der Arbeit den Hamsterkäfig zu reinigen, mit Mark Englisch zu üben (was jedes Mal zum Streit führte), mit Teresa Barbies Cocktailtasche unter dem Klavier zu suchen, Berge von Wäsche zu waschen (allein Marks Sportklamotten waren ein Ganztagsjob), die Familie einigermaßen gesund zu ernähren und dabei trotzdem Bernds Vorliebe für Wurst und Fleisch zu berücksichtigen und sich in der wenigen Freizeit, die ihr blieb, Häuser in Magazinen anzugucken, die sie sich sowieso nie im Leben würden leisten können. Sie sah kurz in den Außenspiegel und wischte die verschmierte Wimperntusche unter den Augen weg. Wozu eigentlich?, dachte sie dann. Es fiel Bernd sowieso nicht auf. Zu ihrer schicken neuen Haarfarbe hatte er ja auch nichts gesagt. Dabei hatte die ein Vermögen gekostet. Erst nachdem sie ihn direkt darauf hingewiesen hatte. Seinen überraschten Gesichtsausdruck hätte sie glatt fotografieren sollen… Manchmal überlegte Karen, ob es ihm auffallen würde, wenn sie plötzlich rote Haare und blaue Punkte im Gesicht hätte, wie das Sams aus Teresas Lieblingsbuch.
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