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Prickelnde Romance in einem bezaubernden Ambiente - Achtung: könnte zu spontaner Lust auf Wein und heiße Chefs führen! Ein neues Leben weit weg von den Schatten ihrer Vergangenheit – das ist es, was Rebecca sich für sich selbst und ihre Kinder wünscht. Auf dem Weg dorthin kommt es allerdings fast zu einem schweren Unfall mit einem Radfahrer. Als der Kerl sie für ihre Sorge auch noch belächelt, hält sie ihm eine Moralpredigt – die in einem Kuss endet. Ein Kuss mit einem Fremden, was ist da schon dabei? Dumm nur, dass der Fremde ihr neuer Boss ist. Duncan leitet das Weingut, auf dem Rebecca als Marketingchefin arbeiten soll. Und er macht ihr ein unmoralisches Angebot, das Rebecca nur mit eisernem Willen ausschlägt. Immerhin ist es keine gute Idee, eine Affäre mit dem Chef zu beginnen.
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Copyright © 2023 by Lilly Autumn
c/o WirFinden.Es
Naß und Hellie GbR
Kirchgasse 19
65817 Eppstein
www.lillyautumn.at
Umschlaggestaltung: Katie Weber
Lektorat&Korrektorat: Julie Roth
Satz: Bettina Pfeiffer
Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form sind vorbehalten. Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Für alle, die ihr perfect Match noch suchen. Ich hoffe, ihr findet euren Duncan.
1. Rebecca
2. Rebecca
3. Duncan
4. Rebecca
5. Duncan
6. Rebecca
7. Duncan
8. Duncan
9. Rebecca
10. Rebecca
11. Duncan
12. Rebecca
13. Duncan
14. Rebecca
15. Duncan
16. Rebecca
17. Duncan
18. Rebecca
19. Duncan
20. Duncan
21. Rebecca
22. Rebecca
23. Duncan
24. Rebecca
25. Duncan
26. Duncan
27. Rebecca
28. Rebecca
29. Duncan
30. Rebecca
31. Duncan
32. Duncan
33. Rebecca
34. Duncan
Epilog - Duncan
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Danksagung
Über den Autor
Bücher von Lilly Autumn
Ich glaube nicht an Liebe auf den ersten Blick. Zumindest nicht mehr. Bis vor zwei Jahren war ich so naiv zu denken, dass es so etwas wirklich gibt. Immerhin war ich mit dem Mann an meiner Seite unsagbar glücklich. Bis … Ja, bis er mir sein wahres Gesicht gezeigt hat. Oder vielmehr ich es erkannt habe. Ich war viel zu lange blind …
Bevor ich mich in dem Gedanken verliere und die Wut, die sich so ätzend anfühlt wie Säure, wieder meine Kehle hochkriecht, konzentriere ich mich auf die Umgebung.
Vielleicht überdenke ich das mit der Liebe auf den ersten Blick noch einmal. Denn dieses Fleckchen Land ist zum Dahinschmelzen schön. Hügel reiht sich an Hügel, die Straße schmiegt sich an die Landschaft wie ein Weg in einem Märchen. Die Weinreben auf den Anhöhen strahlen zauberhaft in der warmen Spätsommersonne. Noch hängen die tiefvioletten Früchte an den Stöcken. Bald werden sie geerntet.
Ein Seufzen entschlüpft mir. Das hier wird mein neues Zuhause. Es ist erstaunlich, wie wohl ich mich bereits bei dem Anblick der ländlichen Gegend fühle. Diesen Moment möchte ich für immer bewahren …
»Mama, ich habe Hunger«, meldet sich Lorenz vom Rücksitz.
So viel zu den Moment für immer bewahren.
Mit hochgezogener Augenbraue werfe ich meinem Sohn einen Blick über den Rückspiegel zu. »Wieso hast du nichts vor einer halben Stunde gesagt, als wir einkaufen waren? Ich hätte dir einen Snack besorgt.«
»Da hatte ich noch keinen Hunger«, erwidert mein Achtjähriger.
»Oder du hattest Hunger, wolltest aber das Buch nicht weglegen«, schlägt Elisabeth vor.
»Nein, Libby, ich hatte echt keinen Hunger.«
Seine siebenjährige Schwester verdreht die Augen. »Doch, hattest du.«
»Es ist jetzt ohnehin nicht wichtig«, unterbreche ich den sich anbahnenden Streit. »Wir sind in etwa zehn Minuten auf dem Weingut. Dann kannst du ein Sandwich haben.«
Lorenz brummt etwas, das ich nicht verstehe, belässt es aber dabei. Wir sind seit vier Stunden unterwegs. Klar werden die Kinder langsam unentspannt. Mir geht es nicht anders. Dabei freue ich mich auf diesen Neubeginn, den wir dringend brauchen.
»Wie lang dauert es, bis unsere Sachen in diesem Kaff ankommen?« Lorenz kneift die Augen zusammen. »Und wieso müssen wir überhaupt hier wohnen? Warum nicht in Wien?«
»Ich dachte, ihr freut euch auf ein Haus mit Garten«, werfe ich ein.
»Ja, aber auch in Wien gibt es Häuser mit Gärten.« Libby schließt das Buch auf ihrem Schoß. »Oma und Opa wären auch da. Und Papa.«
»Na ja, ich wollte beruflich einen anderen Weg einschlagen«, flunkere ich.
Die Kinder müssen nicht wissen, dass ihr Vater uns – trotz der Vereinbarung, die wir getroffen haben – einfach so vor die Tür gesetzt hat. Den neuen Job in der südlichen Steiermark habe ich hauptsächlich aus purer Verzweiflung angenommen. Weil er weit weg von den Erinnerungen an mein früheres Leben liegt und die Nutzung eines eigenen Hauses Teil des Gehalts ist. So sind wir nicht mit einem Mal obdachlos. Meine Eltern hätten uns in ihrer winzigen Wohnung nämlich nicht aufnehmen können.
»Das hättest du auch in Wien gekonnt.« Lorenz verschränkt die Arme vor der Brust. »Dieses Jahr hätte ich in der Schule zum Fußball gedurft. Das kann ich jetzt vergessen.«
Ein wenig muss ich über meinen Sohn schmunzeln. Lorenz vergräbt seine Nase ständig in Büchern und doch liebt er Sport. Genau wie Libby. Die beiden sind nur etwas mehr als ein Jahr auseinander. Oft werden sie für Zwillinge gehalten, was daran liegt, dass meine Tochter sehr groß und vor allem keck für ihr Alter ist.
»Du weißt doch gar nicht, ob es in deiner neuen Schule nicht auch eine Fußballmannschaft gibt, bei der du mitmachen darfst«, sage ich versöhnlich.
Lorenz zuckt mit den Schultern und blickt aus dem Fenster. »Hier gibt es nur Weinberge. Vermutlich ist das Dorf, in dem wir wohnen, zu klein für einen Fußballplatz.«
Bevor ich ihm etwas verspreche, das nicht stimmt, schweige ich lieber. Ich weiß, was ich den Kindern zumute. Aber da mein Ex es wohl darauf anlegt, mir das Leben zur Hölle zu machen, bleibt mir keine Wahl. Trotz allem versuche ich nie schlecht von ihm vor Lorenz und Libby zu sprechen. Paul ist immerhin ihr Vater, auch wenn er seit der Scheidung kein Interesse an ihrem Leben mehr gezeigt hat. Er wollte auch kein geteiltes Sorgerecht, nur ein Besuchsrecht, das er in zwei Jahren ganze sieben Mal genutzt hat. Angeblich weil er so mit Arbeit eingedeckt ist. Nur dass ich weiß, dass diese Arbeit etwa einssiebzig groß ist, lange blonde Haare besitzt, ein Doppel-D-Körbchen hat machen lassen und halb so alt wie Paul ist – also gerade mal Anfang zwanzig. Diese Arbeit ist auch der Grund für unsere Scheidung. Zumindest habe ich das, nachdem alles durch war, herausgefunden.
Die ganze Wut, die sich seitdem immer wieder einen Weg in meine Gedanken bahnt, versuche ich mit Yoga und Laufen abzubauen. Aber in Momenten wie diesem, in denen ich meine Kinder anlügen muss, um ihren Vater nicht schlecht zu machen, kriecht sie wie bittere Galle meine Kehle hoch und hindert mich am Atmen.
»Gebt dem Ganzen doch eine Chance«, bitte ich und schlucke die Galle hinunter. »Gleich seht ihr das Dorf. Es heißt übrigens Rehbach. Ist das nicht süß?«
Ich ringe mir ein Lächeln ab, das mir allerdings entgleitet, als wir über ein Schlagloch fahren. Die Koffer, die mir die Sicht aus dem Rückfenster versperren, rumpeln lautstark.
»Na, hoffentlich packt das Auto diese Straßen.« Lorenz seufzt.
»Es ist ein Elektroauto, und zwar ein ziemlich großes«, erkläre ich geduldig. »Das packt das schon.« Hoffe ich, füge ich in Gedanken hinzu. Falls die Straßen voller Schlaglöcher sind, könnte das schon problematisch werden …
Die nächsten Minuten schweigen wir. Ich betrachte das Navi, das mir eine Ankunft an der Adresse meines neuen Arbeitgebers in sieben Minuten vorhersagt. Das Dorf muss also jeden Moment auftauchen …
»Da ist es!«, rufe ich erleichtert.
Die Kirchturmspitze ist das Erste, das ich hinter den Weinreben aufragen sehe. Die Hügel schieben sich förmlich zur Seite, je näher wir dem Dorf kommen. Sie geben den Blick auf einen schnuckeligen Ort frei, in dem die Zeit wohl ein wenig langsamer verstreicht. Einige modernere Einfamilienhäuser schmiegen sich an Gebäude, die vermutlich schon seit über hundert Jahren hier stehen. Die Kirche liegt auf einer kleinen Anhöhe und ist aus kalkweißem Stein erbaut worden. Mit dem spitzen Turm und den hohen Bogenfenstern sieht sie gotisch aus. Das dunkle Dach bildet einen starken Kontrast zu den Mauern. Eine seltsame Magie geht von dem Ort aus, obwohl ich alles andere als gläubig bin. Aber Kirchen haben mich dennoch immer fasziniert.
Das Zentrum des Dorfs bildet das kleine Rathaus, das ebenfalls sehr alt aussieht. Es ist ein zweistöckiges Gebäude mit dunkelrotem Dach und kleinen, von Gußeisengittern verdeckten Fenstern. Über dem Eingang befindet sich ein Relief, auf dem ein verblichenes Wappen und die Zahl 1579 zu sehen sind. In diesem Jahr wurde das Gebäude offensichtlich erbaut. Zwei Flaggen wehen knapp unter der Dachrinne links und rechts. Eine ist die österreichische, die andere jene der Steiermark. Direkt daneben entdecke ich die Schule, in die meine Kinder gehen werden. Außerdem entdecke ich ein Gasthaus und einen kleinen Lebensmittelladen. Viel mehr hat dieser Ort aber nicht zu bieten.
Kaum sind wir am Rathaus vorbei, werden die Häuser weniger und gleich darauf sind wir wieder von Weinreben umgeben.
»Was sagt ihr?« Hoffnungsvoll suche ich die Blicke meiner Kinder über den Rückspiegel.
Doch weder Lorenz noch Libby antwortet. Ja, Rehbach ist sicher alles andere als eine blühende Metropole. Dennoch gefällt mir die Vorstellung, an diesem behüteten Ort zu leben.
Ein Neustart, denke ich und schiebe einen Fluch hinterher, weil die Straße noch enger wird. Wenn mir hier ein Auto entgegenkommt, muss einer von uns bis zu einer Weggabelung oder einer Ausbuchtung zurückschieben. Zwei Fahrzeuge passen nicht auf diesen Weg, der zumindest in ordentlichem Zustand ist. Das muss er auch sein – soweit ich das auf dem Navi sehe, gibt es nur diese Straße zum Hotel.
Die Koffer rumpeln, als ich doch in ein Schlagloch fahre. Lorenz keucht und ich riskiere einen kurzen Blick nach hinten.
»Pass auf!«, kreischt Libby in dem Moment.
Hastig sehe ich nach vorne und springe auf die Bremse. Der Radfahrer, der aus der schmalen Querstraße geschossen gekommen ist, bremst ebenfalls. Wieso fährt der Trottel nicht weiter?
Schlitternd kommt mein Auto nur wenige Zentimeter vor ihm zum Stehen. Mein Herz rast, während ich dem Kerl vor mir in die geweiteten Augen starre.
»Alles okay?« Ich drehe mich zu den Kindern um.
Sie sind etwas blass, nicken allerdings tapfer.
»Gut. Bleibt sitzen. Ich muss nach dem Radfahrer sehen.«
Meine Finger zittern, als ich sie vom Lenkrad löse. Meine Knie sind weich wie Pudding, aber ich zwinge mich, auszusteigen. Erst klammere ich mich an der Tür fest, doch dann gebe ich sie frei und werfe sie zu.
Ich öffne meinen Mund, da beginnt der Radfahrer zu sprechen.
»Stadtmädchen, hm?« Ein herablassender Unterton schwingt in seiner Stimme mit. Und ein Akzent, den ich nicht zuordnen kann.
»Ich nehme an, Sie sind nicht verletzt«, entgegne ich, so ruhig ich kann.
Er steigt vom Rad ab, betrachtet mein Auto und sieht anschließend wieder mich an. »War knapp, aber nein. Hätte auch schiefgehen können.«
»Allerdings.« Ich werfe einen Blick zu der Straße, aus der er gekommen ist. »Das passiert, wenn man als Radfahrer denkt, man hätte Vorrang trotz eines Stoppschilds und des Rechtsvorranggebots.«
»Hier fährt fast nie ein Auto …«
»Und das gibt Ihnen das Recht, ohne zu schauen über eine Kreuzung zu schießen?« Energisch schüttle ich den Kopf. »Sie hätten als Kühlerfigur auf meiner Motorhaube enden können. Seien Sie froh, dass ich ein Elektroauto habe, das mitbremst, und verdammt schnelle Reaktionen. Sonst hätte ich nie rechtzeitig anhalten können.«
Einen Moment betrachtet er mich, dann lacht er. Das Geräusch schürt den Zorn, den ich ohnehin kaum noch bändigen kann.
»Was ist so verdammt komisch?«, fauche ich.
Ohne zu antworten, schiebt er das Fahrrad an mir vorbei. Ich wirble herum und haste ihm nach hinter mein Auto, bevor er auf die Idee kommt, aufzusteigen und wegzufahren.
»Hören Sie …«
»Sie müssen dringend mal entspannen«, unterbricht er mich und zuckt mit den Schultern. »Ist ja nichts passiert.«
»Aber es hätte …«
»Ja, und es ist nicht. Also Schwamm drüber.«
»Schwamm drüber?« Ich weiß nicht wieso. Vermutlich ist es der Schock, wegen eines überheblichen Radfahrers fast einen Unfall gebaut zu haben. Oder all die aufgestauten Emotionen, die ich sonst nie herauslassen kann. Aber ich kann das nicht einfach so auf sich beruhen lassen. »Sie sollten sich was schämen!«, brülle ich ihn an.
Der Kerl besitzt tatsächlich die Frechheit, mich anzugrinsen. »Weil Sie eine hübschere Kühlerfigur als mich wollen?«
Ich plustere die Backen auf. »Ich habe da zwei Kinder im Wagen, die für den Rest ihres Lebens traumatisiert gewesen wären, wenn ich Sie über den Haufen gefahren hätte.«
»Na, dann können wir wirklich froh sein, dass Ihr Auto mitgebremst hat.« Er zwinkert mir zu.
»Nehmen Sie das gefälligst ernst!«
»Sie nehmen das schon für uns beide ernst genug.« Immer noch grinsend schüttelt er den Kopf. »Entspannen Sie sich. Das Auto hat keine Delle, bei der Sie Ihrem Mann erklären müssen, woher sie stammt.«
»Meinen Ex würde nicht mal interessieren, ob wir verletzt sind, geschweige denn, was mit meinem Auto passiert ist«, fahre ich ihn an.
»Ah, da kommt dann wohl die Anspannung her.« Er nickt, als hätte er gerade etwas Nobelpreisverdächtiges herausgefunden.
»Wie bitte?«
»Wann haben Sie das letzte Mal etwas auf sich beruhen lassen oder etwas vollkommen Verrücktes gemacht?« Er lehnt das Rad an mein Auto und bewegt sich auf mich zu. Seine Hände landen auf meinen Schultern. »Lassen Sie diese Verbissenheit los.«
Ich starre den Kerl an. Bis zu diesem Moment habe ich mir keine Zeit genommen, ihn genau zu mustern. Dabei ist er ziemlich attraktiv. Für einen hirnlosen Idioten, der lebensmüde ist. Er trägt nicht mal einen Helm, dafür eng anliegende Sportkleidung. Jeder seiner Muskeln ist darunter zu erahnen. Jeder. Auch der zwischen seinen Beinen, zu dem ich besser nicht schauen sollte. Also konzentriere ich mich auf sein kantiges Gesicht. Der Dreitagebart verleiht ihm etwas Mysteriöses, die Augen haben die Farbe von dunkler Schokolade und funkeln belustigt. Seine dunkelbraunen Haare sind oben etwas länger und seitlich kürzer geschnitten. Vermutlich wurden sie vom Fahrtwind vollkommen zerzaust. Aber das gefällt mir. Ich mag glattgeleckte Frisuren nicht besonders.
Ein amüsiertes Lächeln umspielt seine Lippen, die aussehen, als könnte der Kerl gut küssen. Himmel, was denke ich da?
»Schauen Sie nicht so schockiert.« Seine Stimme klingt mit einem Mal warm und lockend. »Ich tue Ihnen nichts. Aber wenn Sie mir einen Vorschlag erlauben?« Er wartet, bis ich nicke, ehe er weiterspricht. »Sie sollten sich jetzt küssen lassen.«
»Was?«
»Tun Sie doch etwas absolut Verwegenes.« Er lächelt und jeglicher Widerspruch in mir verstummt. »Küssen Sie einen Fremden. Ich bin sicher, das würde Ihre Anspannung ein wenig lösen.«
Mir wird gleichzeitig heiß und kalt. Der Kerl spinnt doch. Gerade noch habe ich ihn fast überfahren und jetzt schlägt er mir vor, ihn zu … küssen?
Mein Blick wandert von seinen verführerischen Lippen zu meiner Heckscheibe. Die Koffer verdecken die Sicht auf uns. Wenn die Kinder ihre Köpfe nicht aus den Fenstern strecken, sehen sie uns nicht. Und sie können die Fenster nicht öffnen, weil ich die Sicherung umgelegt habe.
Niemand würde es erfahren. Und so seltsam es klingt, der Vorschlag dieses Mannes klingt ziemlich interessant.
Wie lange ist es her, dass ich jemanden geküsst habe? Paul war der letzte Mann, und ein richtiger Kuss mit ihm liegt schon mehr als zwei Jahre zurück. Verdammt, ich bin eine alte Jungfer.
Und wie lange ist es eigentlich her, dass ich mal etwas vollkommen Unlogisches gemacht habe? Nur aus Spaß?
»Ein Kuss«, murmle ich.
Das Lächeln auf seinen Lippen vertieft sich, entblößt Grübchen und ein paar Lachfalten um seine warmen Augen. »Ein Kuss. Und ich garantiere, dass Sie danach so entspannt sind wie noch nie in Ihrem Leben.«
»Wow, da hat aber jemand eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein.«
»Nur jede Menge Erfahrungsberichte.« Er zwinkert.
Allein die Erkenntnis, dass er wohl jede Frau aufreißt, die ihm begegnet, sollte mich abschrecken. Aber ich will ja keine Beziehung mit ihm eingehen, sondern ihn – völlig unverbindlich – küssen. Seine Worte ergeben auch irgendwie Sinn. Ich bin verdammt angespannt. So verbissen, dass ich noch nicht mal einen völlig Fremden abhauen lassen kann, nachdem er mir vors Auto geradelt ist. Die letzten Jahre haben mich echt ziemlich verkorkst.
Nur zur Sicherheit schiebe ich die Hand in die Tasche und greife nach meinem Handy. Ich weiß, wie man den Notruf mit zwei Griffen betätigt, ohne das Mobiltelefon herauszuholen. Also, falls etwas schief läuft … kann ich Hilfe rufen.
»Aha. Na, dann hoffe ich, ich versaue Ihren Schnitt nicht«, ringe ich mir ab.
Langsam lehnt er sich nach vorn. »Wirst du nicht.« Seine Stimme ist nur noch ein raues Flüstern. »Garantiert.«
Wenige Zentimeter trennen unsere Gesichter jetzt. Das wäre der Moment, um dieses Experiment abzubrechen. Doch noch während ich das denke, überwinde ich die Entfernung zwischen uns. Seine Lippen bedecken meine. Anders, als ich erwartet habe, ist er nicht fordernd. Seine Hände gleiten von meinen Schultern auf meinen Rücken. Er berührt mich ziemlich sittsam, lässt eine Hand zwischen meinen Schulterblättern und schiebt die andere in meinen Nacken.
Ein Stöhnen entschlüpft mir, als er meinen Hinterkopf massiert. Er nutzt den Moment und tastet sich mit seiner Zunge ein Stück nach vorn. Dabei hält er inne, lässt mir die Möglichkeit, meinen Mund wieder für ihn zu verschließen. Aber ich möchte das gar nicht. Statt ihn zurückzuweisen, wie ich es eigentlich sollte, umspiele ich mit meiner Zunge seine. Und diesmal entlocke ich ihm damit ein Stöhnen.
Einem Impuls folgend ziehe ich die Zunge zurück und beiße sanft in seine Unterlippe. Lächelnd zieht er mich enger an sich. Ich streiche mit meinen Fingern durch seine ohnehin schon unordentlichen Haare, halte mich daran fest und versinke in seinen Armen.
Die Welt um mich bleibt stehen. Ich kann nur an diesen Kuss denken und wie dringend ich ihn wohl nötig habe. Wie dringend ich noch etwas ganz anderes nötig habe …
Ein schrilles Klingeln reißt mich aus dem Tagtraum, in dem ich für diesen Kuss gefangen war. Hastig löse ich mich von dem Kerl, als ein Radfahrer an uns vorbeischießt. Er ruft uns etwas zu, das ich nicht verstehe, und verschwindet hinter der nächsten Biegung aus meinem Blickfeld.
Atemlos sehe ich ihm nach – hauptsächlich, um dem Fremden, bei dem ich gerade eine Mandeluntersuchung durchgeführt habe, nicht ins Gesicht schauen zu müssen.
»Zu viel versprochen?« Seine Stimme hat einen noch raueren Klang angenommen.
»Ich hatte bestimmt schon schlechtere Küsse.«
Er lacht und löst damit ein Kribbeln in meinem Inneren aus. »Und ich hatte bestimmt schon schlechtere Bewertungen.« Mit einem weiteren Lachen schnappt er sich das Fahrrad. »Ich hoffe, du bist jetzt entspannter. Und nur, um meinen guten Willen zu beweisen, verspreche ich, ab jetzt bei Stoppschildern anzuhalten. Was hältst du davon?«
»Ist dein Leben.« Ich räuspere mich. »Wenn du es beenden willst, mach es nur nicht auf meinem Auto.«
»Gut, dann halte ich ab jetzt nach einem mitternachtsblauen IX3 Ausschau.« Er grinst schief. »Schönen Tag noch.«
Und damit steigt er – als wäre nie etwas geschehen – auf sein Rad und fährt in Richtung Dorf davon. Ich kann mich gerade noch davon abhalten, ihm hinterher zu blicken.
Zögerlich hebe ich meine Finger an die Lippen, die immer noch prickeln von dem Kuss. Was habe ich nur getan? Ich habe … einen wildfremden Mann geküsst. Und es hat mir gefallen. Drehen meine Hormone jetzt vollkommen durch? Ich habe Kinder im Auto …
Hastig stürze ich zur Fahrertür und reiße sie auf. Die Klimaanlage ist die ganze Zeit gelaufen, weswegen es im Auto angenehm kühl ist. Beide Kinder haben die Nasen in ihre Bücher gesteckt und sehen erst auf, nachdem ich eingestiegen bin und die Tür hinter mir geschlossen habe.
»Hast du dem Kerl die Meinung gesagt?« Lorenz sieht mich so forschend an wie ein Erwachsener.
»Ja. Er wird nicht mehr über Stoppschilder fahren«, murmle ich, während ich im Seitenspiegel meine Frisur prüfe. Die Haare sehen immerhin nicht so aus, als hätte ich gerade herumgeknutscht.
»Scheint, als hätte er es länger nicht verstanden.« Libby schaut nicht mal von ihrem Buch auf. »So ein rücksichtsloser Radfahrer.«
»Ja.« Ich kichere und ernte dafür verständnislose Blicke meiner Kinder. »Ihr habt so recht. Vollkommen rücksichtsloser Kerl.«
Ohne weiteren Zwischenfall gelangen wir an das Ende der schmalen Straße. Ein Torbogen aus sandgelben Steinen ragt zwischen den Ausläufern der Weinberge auf, die diese Straße flankieren. Direkt dahinter erhebt sich majestätisch ein mehrstöckiges Haus aus dunklem Holz. Glasterrassen verleihen dem alten Gebäude etwas Modernes.
Durch meine Recherche zu meinem neuen Arbeitgeber weiß ich, dass dieses Weingut seit Generationen im Familienbesitz ist. Der Vorbesitzer hat das ehemalige Gasthaus zu einem richtigen Hotel umbauen lassen und dabei versucht, Moderne mit Tradition zu verbinden. Es umfasst vierundzwanzig Zimmer, ein mit zwei Hauben ausgezeichnetes Restaurant sowie einen weitläufigen Weinkeller. Vor etwa drei Jahren hat es einen Führungswechsel gegeben, da der Vorbesitzer kinderlos verstorben ist und alles seiner Schwester und ihren Kindern überlassen hat. Die neuen Besitzer planen jetzt verstärkt auf Events zu setzen und den Online-Handel aufzubauen. Außerdem wollen sie das Hotel in Schwung bringen, das wohl nicht so richtig läuft. Dafür haben sie mich eingestellt. Ich soll ihr Marketing auf Vordermann bringen und Veranstaltungen planen. Letzteres war in meiner alten Agentur mein Spezialgebiet; ich habe für viele Kunden große Feiern und Produktpräsentationen organisiert. Damals hatte ich immer ein Team an meiner Seite und es ist ungewohnt, jetzt allein zu arbeiten. Aber ich bin für die Herausforderungen, die auf mich warten, gewappnet.
»Schaut mal, Kinder.« Ich deute auf das Hotel. »Hier werde ich ab Montag arbeiten.«
Zu meiner Erleichterung drücken sich die beiden tatsächlich die Nase an der Scheibe platt und betrachten das Gebäude. Es ist mit seinen drei Stockwerken, den leuchtend roten Blumen in den Balkonkästen und dem liebevoll gepflegten Vorgarten voller blühendem Lavendel aber auch unglaublich schön.
Ich fahre über den gepflasterten Weg vorbei am Hotel, wie es mir beschrieben worden ist. Ein Stück vom Hauptgebäude entfernt befindet sich ein Haus, das vor der Hoteleröffnung für Gäste genutzt wurde, die über Nacht geblieben sind. Mit dem Umbau des Gasthofes wurde es nicht mehr benötigt, allerdings ebenso saniert wie das Hotel. Hier dürfen die Kinder und ich einziehen; die Eigentümerfamilie bewohnt einen Teil des Hotels. Es ist mir nur recht, dass wir unser eigenes Reich haben werden.
»Und das hier ist unser neues Zuhause.« Ich gebe mir Mühe, so euphorisch wie möglich zu klingen.
Die Kinder sollen einen positiven ersten Eindruck haben und sich auf dieses Haus freuen. Dank des völlig unerwarteten Kusses fühle ich mich leichter als während der ganzen Fahrt hierher. Verstohlen berühre ich meine Lippen. Ich kenne noch nicht mal den Namen des Mannes, mit dem ich wilder rumgeknuscht habe als mit Paul seit … seit Jahren.
Direkt vor dem Haus, dessen obere Hälfte ebenfalls aus dunklem Holz besteht, halte ich an. Die untere Hälfte ist weiß verputzt, eine kleine Steintreppe führt zu der Tür mit einem grünlichen Glasfensterchen in Herzform. Auch hier ist ein schönes Blumenbeet angelegt, in dem Rosen und Lavendel blühen.
Ich schalte den Motor ab und steige aus. Das Lächeln auf meinen Lippen ist echt, als ich den Kindern die Autotür öffne und mit einer ausladenden Geste auf das Haus zeige.
»Wie im Märchen, oder?«, frage ich mit wild klopfendem Herzen.
Insgeheim habe ich mir immer so ein Haus gewünscht. Versteckt und abgeschieden, von Natur umgeben. Man kann hier das Plätschern eines Baches hören, der wohl in der Nähe fließt, ebenso wie das Zwitschern der Vögel. Direkt hinter dem Haus grenzt ein Wald an, der alles noch malerischer macht. Die Luft riecht würzig und klar und die sanfte Brise, die an meinen Haaren zupft, ist angenehm warm.
»Ist das ein Hexenhaus?« Libby rückt näher an mich heran. »Es sieht aus wie das in meiner Geschichte.«
»Unsinn, das ist ein schnuckeliges Einfamilienhaus.« Beruhigend tätschle ich ihre Wange. Libby hat manchmal etwas zu viel Fantasie. »Hier wohnen nur wir. Keine Hexen. Und wenn ich die Hotelbesitzerin anrufe, können wir rein.«
Ich will gerade das Handy aus meiner Tasche ziehen, da knarrt die Tür. Sowohl Libby als auch Lorenz machen einen Satz zurück und verschanzen sich hinter mir. Mein Herz rutscht ebenfalls in die Hose, weil eine Frau mit schneeweißen Haaren aus dem Haus tritt. Sie trägt zwar einen knielangen grauen Rock, gepflegte schwarze Schuhe und eine Bluse mit Rüschenkragen, aber mit ihrer etwas längeren Nase und dem Kichern könnte sie tatsächlich als Hexe durchgehen.
»Familie Mayer, wie schön«, sagt sie und kommt auf uns zu.
Sie lächelt breit, die Kinder ducken sich jedoch noch mehr hinter mir. Verwirrt sehe ich die Frau an.
»Mrs … McFinley?«, frage ich verwirrt.
»In Person.« Die ältere Dame schüttelt mir kräftig die Hand. »Sie sehen genauso aus, wie ich Sie mir vorgestellt habe.«
Jetzt erkenne ich ihre Stimme. Wir haben telefoniert, nachdem ihr und ihrem Sohn, der eigentlich der Geschäftsführer ist, meine anonyme Bewerbung gefallen hat. In der Anzeige stand, man solle keine Fotos schicken und weder sein Geschlecht noch seinen Familienstatus nennen. Erst im Telefonat mit Mrs McFinley habe ich alles preisgeben dürfen. Da war aber schon klar, dass ich die aussichtsreichste Kandidatin bin.
»Es freut mich, dass wir uns persönlich kennenlernen, Mrs …«
»Nennen Sie mich bitte Agathe«, unterbricht sie mich. »Ist mir lieber, als mit dem Namen meines Ex-Mannes angesprochen zu werden.« Ich räuspere mich verlegen, doch sie zwinkert. »Ist schon lange her. Ich habe den Namen behalten, weil meine Kinder ihn weiterhin getragen haben. Und ein wenig aus Nostalgie.« Sie macht eine wegwerfende Handbewegung. »Darf ich Sie Rebecca nennen?«
Ihre offene Art überrumpelt mich, trotzdem nicke ich lächelnd. Ich denke, mit Agathe werde ich mich gut verstehen. »Gerne. Das hier sind übrigens meine Kinder.« Behutsam lege ich je eine Hand auf die Schultern der beiden und schiebe sie ein Stück nach vorn. »Lorenz und Elisabeth.«
Agathe sinkt in die Hocke, um mit meinen Kindern auf Augenhöhe zu sein. »Freut mich, dass ihr hier seid.« Sie lächelt die beiden warm an. »Wir haben einen großen Spielplatz, der viel zu wenig benutzt wird, weil kaum Kinder ins Hotel kommen. Wenn ihr wollt, zeige ich ihn euch später?«
Zögerlich nicken meine Kinder. Agathe schenkt ihnen ein warmes Lächeln und erhebt sich.
»Ich habe nur die letzten Vorbereitungen im Haus getroffen und einen kleinen Willkommensgruß hinterlassen.« Sie hält mir den Schlüssel vor die Nase. »Ab jetzt ist das Ihr Reich. Sie haben den einzigen Schlüssel. Darf ich Ihnen drinnen trotzdem alles zeigen?«
»Das würde mich sehr freuen.«
Agathe wartet geduldig, bis ich die Rucksäcke der Kinder und meine Handtasche aus dem Wagen geholt habe. Lorenz und Libby halten sich an meinen Händen fest, während wir Agathe in das Haus folgen. Direkt neben dem Eingang befindet sich die Küche. Sie erinnert mich an eine alte Bauernstube, mit einer Eckbank aus dunklem Holz und rot-weiß karierten Kissen darauf. Im Eck hängt ein Rosenkranz. Es riecht nach Nadelholz und Politur. Die Küche selbst ist zwar nicht die modernste, aber die Geräte sind zumindest nicht aus den Fünfzigern, sondern vermutlich aus den späten Neunzigern. Der Edelstahlkühlschrank dürfte sogar erst wenige Jahre alt sein und der Kaffeevollautomat ist nagelneu. Ein Korb mit frischem Obst und einigen Flaschen Wein befindet sich auf dem Tisch, ebenso wie Brot.
»Käse, Wurst und Butter habe ich in den Kühlschrank gelegt«, erklärt Agathe.
»Das wäre doch nicht nötig gewesen.« Ich atme vor Rührung zittrig ein.
»Doch, Sie sollen sich wohlfühlen.« Agathe zwinkert und verlässt die Küche als Erste.
Die Treppe direkt neben der Küchentür ignorieren wir vorläufig und folgen Agathe in das Wohnzimmer. Eine breite Glasfront führt hinaus in einen von Hecken umgebenen Garten. Wir sind hier also wirklich ganz für uns. Der Raum selbst besitzt helle Wände, einen Parkettboden und helle Möbel, die ebenfalls ein wenig an eine Bauernstube erinnern, weil sie mit Hirschen verziert und mit rot-weiß karierten Kissen belegt sind. Der Kamin an der Wand ist mein persönliches Highlight. Ich wollte schon immer einen haben.
»Hier unten gibt es noch eine Toilette«, erklärt Agathe, während wir zurück in den Flur treten. »Unter der Treppe ist ein kleiner Stauraum. Keller habt ihr keinen, aber eine Garage und einen Dachboden. Die Schlafräume und das Bad befinden sich oben.«
Sie lässt uns vorausgehen. Die Treppen sind schmal und knarzen unter jedem Schritt. Roter Filz bedeckt das Holz zum größten Teil, das Geländer ist mit Schnitzereien verziert. Auch hier duftet es nach Harz.
Die Schlafräume sind lichtdurchflutet. In meinem Zimmer befinden sich ein großes Himmelbett und ein begehbarer Schrank. Eine Tür führt zum großen Badezimmer, in dem ich eine Badewanne mit Düsen entdecke, die sie zu einem Whirlpool umfunktionieren. Alles wirkt neu und doch irgendwie nostalgisch. Vermutlich liegt das an dem groben Holzfußboden, der mich an alte Filme erinnert. Auch er knarzt und irgendwie … finde ich das unglaublich schön.
»Ich habe mein eigenes Zimmer?«, fragt Libby mit strahlenden Augen.
Wir stehen vor einem lavendelfarben gestrichenen Raum, in dem ein Bett mit unzähligen Rüschenkissen steht.
»Ja, das hast du. Wenn du möchtest«, erwidert Agathe. »Du kannst dir natürlich auch das Zimmer mit deinem Bruder teilen.«
»Nein!«, entgegnet Libby schnell.
Ich drehe mich zu der Tür, hinter welcher Lorenz sein Zimmer bewundert. Es ist bläulich gestrichen, die Möbel sind – von den Rüschenkissen abgesehen – ident wie jene in Libbys Zimmer.
»Gefällt es euch?« Mit angehaltenem Atem betrachte ich meine Kinder, die wieder vor mir stehen.
»Ist ganz nett«, murmelt Lorenz.
Libby nickt eifrig. Ihr gefällt es wohl besser.
»Dann hole ich eure Koffer und ihr packt schon mal aus?«, schlage ich vor.
»Ich helfe Ihnen. Vielleicht reden wir dann noch bei einem Kaffee?« Agathe sieht mich mütterlich an. Natürlich weiß sie, dass ich geschieden bin. Darüber haben wir geredet, als ich wegen der Unterbringung gefragt habe, da wir ja aus Wien umziehen müssen. Sie hat mir im selben Zug angeboten, dass ihre siebzehnjährige Enkeltochter auf meine Kinder aufpassen kann, wenn ich bei einem Event länger arbeiten muss. Außerdem hat Agathe mir die Sorge genommen, wie ich mich um den Vollzeitjob und die Kinder kümmern kann. Sie hat versprochen, dass wir eine Lösung finden, falls ich zu Hause einmal unabkömmlich sein sollte.
Und jetzt hilft sie mir sogar, die schweren Koffer ins Haus und die schmale Treppe hochzuschleppen. Vermutlich war Agathe der Hauptgrund, warum ich den Job angenommen habe. Lorenz hatte schon recht, ich hätte in Wien bleiben und dort eine Wohnung suchen können. Aber … ich wollte diese Veränderung. Und die Aussicht, hier in einem Haus nah an meiner Arbeitsstelle zu leben, hat mir ebenso gefallen wie meine künftige Chefin.
Wieder prickeln meine Lippen und ich muss an den Fremden von vorhin denken. Ich will nicht so weit gehen und behaupten, dass dieser Kuss auch ein Zeichen dafür ist, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Er hat sich einfach gut angefühlt. Vielleicht bin ich bereit, mich an die Vorstellung zu gewöhnen, mal wieder auf Dates zu gehen. Nachdem ich mich eingelebt und die Kinder davon überzeugt habe, dass es hier nicht so schrecklich ist, wie sie auf der Fahrt befürchtet haben.
»Braucht ihr noch was?«, frage ich, nachdem ich die Koffer abgestellt habe. Auffordernd sehe ich Lorenz an. »Du warst doch hungrig.«
»Geht schon.« Er öffnet seinen Koffer. »Darf ich dann in den Garten, wenn ich fertig bin?«
Schmunzelnd nicke ich. Auch Libby bettelt darum, hinauszugehen. In unserer Wohnung in Wien haben wir nur ein paar Pflanzen auf dem Balkon gehabt. Aber hier … hier sind wir von der Natur umgeben.
Agathe ist in die Küche vorgegangen. Das Geräusch des Kaffeevollautomaten sowie der Duft frisch gemahlener Bohnen empfängt mich, als ich den Raum betrete. Ein Milchkännchen mit grünen Hirschen und eine Zuckerdose mit der gleichen Verzierung stehen bereits auf dem Tisch.
»Setzen Sie sich«, weist Agathe mich an.
»Kann ich Ihnen denn nicht helfen?«
»Nein, ich bin ja gleich fertig.«
Mir ist nicht ganz wohl dabei, so untätig zu sein. Aber da Agathe gerade die Kaffeetassen auf den Tisch stellt, habe ich wirklich nichts zu tun. Also lasse ich mich auf der Bank nieder und Agathe nimmt auf dem Stuhl neben mir Platz.
»Wie war die Anreise?«, fragt sie, während sie sich zwei Löffel Zucker in den schwarzen Kaffee rührt.
Ich gieße etwas Milch in meinen. »Soweit gut. Kein Verkehr. Nur ein paar verrückte Radfahrer.«
Agathe lacht. »Ja, hier kommen viele Mountainbiker aus der Umgebung her. Sie rauschen die schmalen Gassen zwischen den unterschiedlichen Rebsorten sehr … rücksichtslos hinunter.«
Ich nicke schweigend. Wieder denke ich an den unverschämten und gutaussehenden Mann, der mich erst zur Weißglut getrieben und mich dann dazu gebracht hat, etwas absolut Unvernünftiges zu machen. So aus mir herausgegangen bin ich … noch nie. Und ich fühle mich erstaunlich gut, obwohl dieses Verhalten für mich so untypisch ist. Wenn er nicht aus dem Dorf stammt, sondern nur zum Fahrradfahren hergekommen ist, werde ich ihn vermutlich auch nicht wiedersehen.
»Rebecca.« Agathes Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. »Ich weiß, Sie fangen erst übermorgen an. Aber ich würde Sie dennoch gerne bereits morgen im Hotel vorstellen. Mein Sohn weiß noch nicht, wen wir wirklich eingestellt haben. Also, er weiß, welche Bewerbung wir ausgewählt haben, weil er diese Entscheidung getroffen hat. Aber die Person dahinter kennt er nicht. Ich möchte Sie deswegen mit Ihren Kindern zum Frühstück bitten, damit Sie sich kennenlernen und ungezwungen beschnuppern können.« Sie lächelt, aber es wirkt angespannt. »Duncan ist manchmal etwas schwierig und es wäre gut, wenn wir uns einmal in einer entspannten Atmosphäre treffen und ein wenig reden können, bevor Sie mit Ihren eigentlichen Aufgaben anfangen.«
»Bin ich Ihrem Sohn unterstellt oder Ihnen?«
»Uns beiden. Wir leiten das Weingut und das Hotel zusammen. Die letzte Entscheidung treffe zwar ich, aber Duncan ist eher am Tagesgeschäft dran. Er wird mit Ihnen an den Buchungskonzepten, dem Online-Geschäft und den Events arbeiten. Ich höre mir dann Ihre Vorschläge an und wenn ich überzeugt bin, haben Sie freie Hand.«
»Wunderbar.« Ich versuche, die aufkommende Nervosität hinunterzuschlucken. Es ist lange her, dass ich einen neuen Job anfangen und einen neuen Chef von mir überzeugen musste. Und so, wie Agathe es gerade angekündigt hat, muss ich bei ihrem Sohn wohl behutsam sein. »Wann sollen wir zum Frühstück erscheinen?«
»Ist neun Uhr in Ordnung? Sonntags frühstücken wir gerne etwas später und gemütlicher.«
»Das klingt perfekt.« Ich lächle meine Sorgen weg. Und denke an den Kuss. Die Erinnerung daran nimmt mir tatsächlich etwas Anspannung.
Vielleicht sollte ich zumindest versuchen, den Radfahrer zu finden – sofern er doch aus dem Dorf stammt. Falls der Job und die gesamte Situation zu stressig werden … könnte ich einen Kuss wie den vorhin sicher noch einmal brauchen.
Das Vibrieren meines Handys lässt mich entnervt die Augen verdrehen. Es ist gerade einmal zehn nach neun und trotzdem schickt meine Mutter mir in einer Tour Nachrichten. Sie weiß, dass ich nie pünktlich bin. Wieso sollte ich unserem neuen Mitarbeiter also ein falsches Bild vermitteln, nur weil Mum möchte, dass ich mich benehme?
Das ist mein Unternehmen. Na ja, zu fünfundzwanzig Prozent jedenfalls. Mutter hält fünfzig Prozent, meine Schwester die restlichen fünfundzwanzig. Was ich immer noch ungerecht finde, weil sie eigentlich nichts im Betrieb macht. Aber gut, Mum wollte es so regeln und ich habe akzeptiert, weil ich meine Schwester – trotz all ihrer Fehler – liebe.
Jedenfalls bin ich hier der Boss und wenn ich nicht um Punkt neun am Frühstückstisch sitze, dann ist das so. Die letzte Nacht war nicht besonders lang und ich bin erschöpft. Diese Frau von gestern wollte mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Bei der Erinnerung an den Kuss, an ihr leises Stöhnen an meinen Lippen und ihren Körper, der sich an meinen geschmiegt hat, regt sich etwas in meinen unteren Regionen.
Ich bin nicht der Typ für feste Beziehungen. Nicht mehr. Aber ein wenig Spaß schlage ich nicht aus. Und hätte der andere Radfahrer uns nicht gestört … wer weiß.
Nein, vermutlich wäre nichts gelaufen. Sie hat zwei Kinder in ihrem Auto gehabt. Und sie wirkt wie eine Löwenmutter, also wäre sie nie so weit gegangen. Doch eventuell hätte ich ihr ein sündiges Angebot machen können.
Deswegen war ich enttäuscht, als ich ihr Auto bei meiner Rückkehr zum Hotel nicht auf dem Parkplatz entdeckt habe. Vielleicht wollte sie nur Wein kaufen oder hat sich verfahren. Jedenfalls ist sie nicht hier abgestiegen. Bitter. So konnte ich mir in der Dusche nur vorstellen, wie es gewesen wäre, sie noch etwas mehr zu entspannen, während ich mich selbst entspannt habe.
Das hat wohl nicht gereicht, wie mein Körper mir gerade unmissverständlich signalisiert. Auf das Frühstück hatte ich ohnehin schon keine Lust, mit zu enger Hose wird das Kennenlernen mit dem neuen Marketingmitarbeiter noch anstrengender.
Schnaubend greife ich nach dem Handy, das schon wieder vibriert, und stelle es ab. Ich bin hier fertig, wenn ich fertig bin.
Zwar bin ich bereits vollständig angezogen und meine Haare lasse ich so verstrubbelt, wie sie gerade sind. Aber wenn Mum mich drängt, werde ich eben noch gemütlich meinen Hemdkragen richten, bevor ich in den schwarzen Blazer schlüpfe. Für gewöhnlich trage ich an den Wochenenden eher bequeme Sachen, aber in dem Blazer fühle ich mich wohl. Außerdem … soll der neue Mitarbeiter nicht auf die Idee kommen, dass er hier den Alpha markieren kann. Das bin ich.
Noch einmal fahre ich mir durch die Haare und mein Blick fällt auf die Uhr. Es ist zwanzig nach neun. Gut, jetzt kann ich zum Frühstück erscheinen.
Wie immer nehme ich die Treppen statt des Aufzugs. Die Räume meiner Familie liegen im obersten Stockwerk des Hotels, also in der dritten Etage. Die Bewegung tut mir nach langen Tagen im Büro gut, genauso wie das Radfahren, zu dem ich momentan viel zu selten komme. Zumindest habe ich in den letzten Wochen viel Zeit im Freien verbracht. Die Weinernte steht kurz bevor, da packe ich mit an. Das gehört für mich dazu. Selbst Mum hilft stets aus. Mittlerweile sind wir auch recht brauchbare Hilfsarbeiter, denke ich zumindest. Bei der ersten Ernte vor drei Jahren haben wir wohl nur im Weg gestanden. Aber wir haben dazugelernt. Hoffe ich.
Schon bevor ich das private Esszimmer betrete, in dem wir immer ungestört essen können, höre ich Kinderlachen. Ist der neue Marketingleiter etwa mit seiner Familie angereist? Hat Mutter ihn deswegen im Nebengebäude untergebracht?
Ich verdrehe die Augen. Gegen Kinder habe ich nichts. Sie sind großartig – wenn sie erzogen sind. Aber sie stellen immer eine Ablenkung dar. Jetzt begreife ich auch, wieso Mum anonyme Bewerbungen wollte. Eine Bewerbung, in der ein Mann seine gesamte Familie aufzählt und herbringt, hätte ich vermutlich gleich aussortiert. Dabei war der Kerl, der die Stelle bekommen hat, fachlich eindeutig der Beste. Und soweit ich es verstanden habe, hatte er auch realistische Gehaltsforderungen. Anders als die restlichen beiden Bewerber, die ich ausgesucht habe.
Na ja, mal sehen, wie sich alles mit ihm entwickelt.
Ich atme durch, straffe die Schultern und öffne die Tür. Ein großer, heller Esstisch mit zwölf Stühlen befindet sich in dem weiß gestrichenen Raum. Es duftet nach Kaffee und frischem Gebäck. Zwei Kinder sitzen auf dem Boden neben dem Tisch und spielen mit den Holztieren, die Mum genau für solche Gelegenheiten in einer Truhe verstaut hat.
Mein Blick wandert von dem Jungen mit hellbraunem Haar zu dem Mädchen mit dunkelblonden Zöpfen. Ob sie Zwillinge sind? Sie wirken gleich alt.
Ein Räuspern lässt mich zum Tisch sehen. Mum trommelt mit den Fingern auf die Tischplatte und deutet mit dem Kopf auf die Frau ihr gegenüber. Sie sind die einzigen Personen an dem Tisch. Heißt das …
Mein Atem stockt, als die Frau sich umdreht. Gestern hat sie ihre haselnussbraunen Haare offen getragen, heute sind sie in einem hohen Zopf zusammengefasst. Vielleicht habe ich deswegen nicht gleich realisiert, wer sie ist. Hoffentlich sind meine Augen nicht so geweitet wie ihre, als sie mich erkennt.
Mum erhebt sich und auch die Frau steht auf. Sie trägt eine Jeans, eine weiße Bluse und einen dunkelblauen Blazer. Denselben Geschmack bei Kleidung haben wir schon mal.
Ihre rehbraunen Augen sind mit etwas Lidschatten umrahmt, die Lippen in einem sanften Rotton geschminkt. Ich könnte ihr jetzt Absicht unterstellen. Doch da sie die Finger knetet und meinem Blick ausweicht, nehme ich an, sie hatte keine Ahnung, wer ich bin und dass wir uns hier begegnen.
»Duncan«, brummt meine Mutter. »Wo sind deine Manieren?«
Ich räuspere mich, lächle gewinnend und strecke meine Hand aus. »Duncan McFinley.«
Sie ergreift meine Hand und übt einen angenehmen Druck aus. »Rebecca Mayer. Das sind meine Kinder.« Sie hebt den freien Arm. Der Junge und das Mädchen springen sofort auf und eilen zu ihr. »Lorenz und Elisabeth.«
Ich lasse ihre Hand los und halte meine steif den Kindern hin. Die beiden betrachten sie einen unendlich langen Moment mit angehaltenem Atem, schütteln sie dann aber.
»Schön euch kennenzulernen.« Ich hoffe, mein Lächeln schüchtert die Kleinen nicht ein. Sie wirken ein wenig … verschreckt. Ich kann das verstehen. Als Mum meine Schwester und mich nach Österreich zurück gebracht hat, war ich auch alles andere als glücklich. Ich dürfte damals so alt gewesen sein wie die beiden jetzt.
»Du bist spät.« Mum verschränkt die Arme vor der Brust. »Die Kinder sind schon fertig mit essen. Rebecca und ich haben aber auf dich gewartet.«
»Das ist sehr nett.« Ich sehe zu Rebecca, die immer wieder blinzelt. »Sollen wir uns setzen und reden?«
Mit einer ausladenden Geste deute ich auf den Tisch. Mum atmet geräuschvoll aus, sagt jedoch nichts und setzt sich hin. Rebecca zögert. Ihr Gesicht ist blass und ihre Mundwinkel angespannt. Dabei habe ich gedacht, nach dem Kuss gestern wäre sie lockerer. Vielleicht ist sie verkrampfter, als ich angenommen habe.
Bevor ich etwas zu ihr sagen kann, geht ein Ruck durch ihren Körper und sie wendet sich dem Sessel zu. Um Mum zu beweisen, dass ich mich an meine Manieren erinnere, rücke ich Rebecca den Stuhl zurecht, nachdem sie sich darauf niedergelassen hat.
Mit langen Schritten umrunde ich den Tisch und nehme auf dem Stuhl ihr direkt gegenüber Platz. Sie weicht meinem Blick immer noch aus. Für den Moment ist das in Ordnung. Aber wenn wir allein sind, werden wir über den Kuss reden. Und ihn – wenn es nach mir geht – wiederholen. Rebecca sieht unverschämt gut aus. Sie hat eine traumhafte Figur; weiblich, nicht dürr, sondern mit perfekten Rundungen. Ihr Gesicht ist schmal und sinnlich. Anders kann ich die vollen Lippen und die großen Augen nicht beschreiben. Deswegen habe ich ihr gestern auch sofort den Kuss vorgeschlagen. Sie hat mich gereizt.
»Bitte, Rebecca, greifen Sie zu«, fordert Mum sie auf.
Zögerlich nimmt Rebecca sich ein süßes Brötchen, etwas von dem Rührei, Käse und Marmelade. Sie streicht die Butter akribisch auf das Brötchen und beißt hinein.
»Also, Sie sind meine neue Assistentin«, sage ich, während auch ich meinen Teller belade.
»Sie ist deine Marketingleiterin«, korrigiert Mum mich. »Du brauchst keine Assistentin und das weißt du. Rebecca wird dir helfen, neue Konzepte für das Hotel und den Shop auszuarbeiten. Gib ihr also ja keine Aufgaben wie deine Ablage zu organisieren, dafür bist du allein zuständig.«
Ich sehe zu meiner Mutter, deren Blick finster ist. Sie hat die Lippen geschürzt, wie sie es immer macht, wenn sie mir die Leviten liest.
»Jawohl, Frau Feldwebel«, erwidere ich grinsend, ehe ich mich Rebecca zuwende. »Erzählen Sie von sich. Ich möchte schließlich wissen, mit wem ich ab morgen versuche, die Weltherrschaft an mich zu reißen.«
Mum atmet geräuschvoll aus. »Nimm das ernst, Duncan. Wir brauchen ein wenig Hilfe, um das Geschäft anzukurbeln, und das weißt du.«
Klar weiß ich das. Die letzten Jahre, als Onkel Walter das Gut geführt hat, waren hart. Die Ernten waren schlecht und mein Onkel hatte kein Händchen für Geld. Er wollte dieses Hotel, das so viel größer war, als er es sich leisten konnte. Falls ich je Enkelkinder haben sollte, werden sie die Schulden noch abtragen müssen, die er damit angehäuft hat. Außer jemand wie Rebecca findet wirklich eine Möglichkeit, mehr Gäste herzubringen.
»Also, Rebecca … Ich darf Sie doch so nennen?«
»Natürlich«, erwidert sie und sieht endlich zu mir auf. »Und ich darf Duncan sagen?«
Oh ja, das darf sie. Laut, leise, mit rauchiger Stimme und ihre Fingernägel dabei in meiner Haut versenkend … Verdammt, ich muss mich zusammenreißen. Zumindest, bis ich mit Rebecca geklärt habe, ob und zu welchen Bedingungen wir uns aufeinander einlassen.
»Klar.« Ich zwinkere ihr zu. »Vielleicht gehen wir auch gleich zum Du über? Immerhin habe ich das Gefühl, wir würden uns schon besser kennen.«
Bei meiner Anspielung nehmen ihre Wangen einen dunkleren Ton an. Sie beißt sich auf die Unterlippe. Ob sie ahnt, wie gerne ich jetzt selbst daran knabbern würde?
»Ich weiß nicht, Duncan.« Ihre Stimme ist erstaunlich fest. »Das Sie wahrt ein wenig Distanz. Und ich denke, wir sollten uns erst kennenlernen, bevor wir … vertrauter werden.«
Autsch, war das gerade eine klare Abfuhr für mich?
»Na schön. Dann erzählen Sie bitte, Rebecca. Was führt Sie her?«
Ich beiße von meinem Brötchen ab und sehe sie auffordernd an. Immer noch sind ihre Wangen gerötet.
»Nun, ich wollte Veränderung und fand Ihr Angebot sehr reizvoll. Wie ich Ihrer Mutter bereits erzählt habe, bin ich geschieden.« Sie senkt die Stimme und sieht verstohlen zu den Kindern, die sie nicht beachten, weil sie in ihr Spiel vertieft sind. »Ich wollte einfach nur weg. Einen Neuanfang mit neuen Herausforderungen und einer räumlichen Veränderung. Und ich denke, ich kann Ihrem Unternehmen helfen.«
Nickend greife ich nach dem Kaffee, den Mum wohl schon vor einer Weile bestellt hat, denn er ist eiskalt. Tja, da bin ich selbst schuld.