TEUFELSJÄGER 002: Rückfahrkarte zur Hölle - W. A. Hary - E-Book

TEUFELSJÄGER 002: Rückfahrkarte zur Hölle E-Book

W. A. Hary

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Beschreibung

W. A. Hary: Der Teufel der Azoren – und der aussichtslos erscheinende Kampf gegen ihn! Irrlicht, eingebettet in dunkle, rotierende Kreise. Das Licht griff langsam um sich, erfaßte die Kreise, malte sie bunt und fluoreszierend. Katschu, wie sein Spitzname hieß, lächelte. War der Anblick nicht herrlich? Er genoß es. Er genoß die wirbelnden Feuerräder. Bis er ihre Hitze spürte. Erschrocken schaute er genauer hin. Das Spiel der mächtigen Geister, der Dämonen, die ihm alles vorgaukelten - so nahm er jedenfalls an -, wurde eindringlicher. Die Farbenpracht bekam etwas Bedrohliches. Und da wußte Katschu, daß sich Furchtbares anbahnte und daß er der erste war, der damit in Berührung kam... ________________________________________ Datenblatt Mark Tate Mark Tate ist unbestimmbaren Alters, leicht überdurchschnittlich groß, durchtrainiert, trägt lange, dunkelblonde Haare, hat eine ausgeprägte Nase (alles wie sein Autor W. A. Hary eben) und einen gepflegten Vollbart. Er wohnt im fünften Stockwerk eines Apartmenthauses im Londoner Ortsteil Bayswater, Nähe Bayswater-Station (die er von seinem Fenster aus sieht). Die Wohnung hat nur 26 Quadratyards – und das Bad ist seiner eigenen Aussage nach so klein, daß ein korpulenter Mensch durchaus seine Probleme hätte, wieder unbeschadet dieser Enge zu entkommen. Seine Lebensgefährtin May fühlt sich hier nicht wohl, denn die Wände sind gespickt mit magischen Utensilien aus den unterschiedlichsten Kulturen. Krönung von allem ist die Teufelsmaske, die innen an der Wohnungseingangstür hängt und in deren Augenhöhlen grausiges Leben zu herrschen scheint. Aber das Apartment ist absolut sicher gegen magische Angriffe! Mark Tate ist von Beruf Privatdetektiv. Seine Wohnung ist gleichzeitig auch sein Büro. Aber er ist sowieso die meiste Zeit in Sachen Teufelsjagd in aller Welt (und auch in Parallelwelten wie z.B. dem "Land Oran") unterwegs, denn man nennt ihn nicht umsonst den TEUFELSJÄGER. An seine früheren Leben erinnert er sich nur, wenn die Situation es erfordert. Seine "Muttersprache" ist englisch, aber er spricht alle verbreiteten Sprachen, einschließlich Deutsch, da es wohl keine Nation gibt, in die er nicht schon mal hineingeboren wurde... ________________________________________ Coverhintergrund: Anistasius eBooks – sozusagen direkt von der Quelle, nämlich vom Erfinder des eBooks! HARY-PRODUCTION.de brachte nämlich bereits im August 1986 die ersten eBooks auf den Markt – auf Diskette. Damals hat alles begonnen – ausgerechnet mit STAR GATE, der ursprünglichen Originalserie, wie es sie inzwischen auch als Hörbuchserie gibt. Die Druckfassung dieser Ausgabe finden Sie hier: hary.li/mtliste001.htm

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W. A. Hary

TEUFELSJÄGER 002: Rückfahrkarte zur Hölle

Gesamtausgabe

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Vorbemerkung

Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Nach Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt! Jeder Band (siehe Druckausgaben hier: http://www.hary.li/mtliste001.htm ) ist jederzeit nachbestellbar.

 

TEUFELSJÄGER 002

Rückfahrkarte zur Hölle

von W. A. Hary

Der Teufel der Azoren – und der aussichtslos erscheinende Kampf gegen ihn!

 

Impressum

Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

ISSN 1614-3329

Diese Fassung:

© 2010 by HARY-PRODUCTION

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

Coverhintergrund: Anistasius

Titelbild: Thorsten Grewe

 

1

Irrlicht, eingebettet in dunkle, rotierende Kreise. Das Licht griff langsam um sich, erfaßte die Kreise, malte sie bunt und fluoreszierend. Katschu, wie sein Spitzname hieß, lächelte. War der Anblick nicht herrlich? Er genoß es. Er genoß die wirbelnden Feuerräder. Bis er ihre Hitze spürte. Erschrocken schaute er genauer hin. Das Spiel der mächtigen Geister, der Dämonen, die ihm alles vorgaukelten - so nahm er jedenfalls an -, wurde eindringlicher. Die Farbenpracht bekam etwas Bedrohliches. Und da wußte Katschu, daß sich Furchtbares anbahnte und daß er der erste war, der damit in Berührung kam.

Die Feuerräder wirbelten so schnell, daß nur noch flimmernde Helligkeit zu erkennen war. Es schmerzte Katschu, doch gelang es ihm nicht, sich dem Bann zu entziehen. Quirlender Nebel entstand - Nebel mit bunten Streifen, die wie Dämonenarme wirkten. Und diese scheinbaren Arme rissen den Nebel auseinander.

Katschu wunderte sich. Nein, eine solche Vision hatte er noch nie gehabt. In der Lücke, die entstanden war, wurde das weite Meer sichtbar. Aber es war nicht das Meer, wie Katschu es täglich sah. Es wirkte unwirklich, als befände es sich auf einer anderen Welt und nicht auf dieser Erde. Die wogenden Fluten wirkten pechschwarz wie Tinte. Der Himmel war sternenlos, düster, indessen nicht wolkenverhangen.

Immer breiter wurde die Lücke im diffusen Nebel, schälte ein großes Schiff heraus. Das Schiff fuhr dahin, eine Schaumspur hinter sich lassend. Am Heck quirlte es. Ja, es war eines der modernen Schiffe - halb Frachter, halb Passagierschiff. Lichter blinkten auf Deck. Es schien warm zu sein, denn Katschu erkannte Menschen in Badezeug auf dem Promenadendeck. Eine gutgewachsene Frau sprang gerade in den Swimmingpool.

Das Schiff entfernte sich langsam, so daß Katschu keine Einzelheiten mehr erkennen konnte. Er war noch immer verwundert. Was war das für eine Vision? Eine solche Deutlichkeit war er wirklich nicht gewohnt.

Der Nebel wallte stärker und verschloß die Lücke. Aber nicht für lange. Bald riß er wieder entzwei. Diesmal erkannte Katschu ein in düsteres Licht getauchtes Schloß, das auf einem Hügel thronte. Das Schloß näherte sich rasend schnell. Katschu spürte keinen Widerstand, als er in das Innere schwebte, in die große Halle. Zwei Männer waren bereits dort, und er wußte sogleich ihre Namen: Mark Tate und Don Cooper. Oben, auf der Empore der Halle, stand eine junge Frau. Eine Frau? War es nicht vielmehr ein - Geist? Ja, sie erschien durchsichtig.

Und da waren noch mehr Geister. Katschu betrachtete fasziniert die Szenerie und konnte es nicht begreifen, was da vor sich ging. Plötzlich ballten sich die Geister zusammen, allerdings ohne die Frau, und rasten als schwarze Wolke gen Himmel, der hier verhangen war. Die schwarze Wolke pulsierte wild, als wollte sie wieder auseinander, doch hatte sie damit keinen Erfolg. Starker Wind kam auf und trieb sie in Richtung Südwesten. Das Pulsieren wurde stärker, und dann schälte sich aus der Wolke eine Gestalt. Sie war furchtbar anzusehen. Ein gewaltiger, bärtiger Riese, mit glühenden Augen. Er begann, grünlich zu fluoreszieren.

Und da war wieder das Meer. Der Riese ruderte wie hilflos mit den gigantischen Armen, als wollte er seinen Flug beeinflussen. Es gelang ihm nicht, wenigstens n o c h nicht. Er trieb weit über das Meer, von der großen Insel namens England weg - und dann tauchten unter ihm kleinere Inseln auf.

Katschu wußte sofort, was das für Inseln waren. Sie gehörten zur Gruppe der Azoren. Er wußte das deshalb so genau, weil er selber auf einer dieser Inseln weilte. Er lebte hier, und seine Insel war der Hauptgruppe weit vorgelagert.

Der bärtige Riese stierte auf ein bestimmtes Eiland hinab. War da nicht ein leuchtender Punkt inmitten des Felsengewirrs? Katschu blickte genauer hin. Er erinnerte sich, daß sich vor Monaten ein Team portugiesischer Archäologen hier aufgehalten hatte. Angeblich waren Fragmente einer längst vergangenen primitiven Kultur gefunden worden. Nur wenig hatten die Wissenschaftler gefunden. Es war ihnen nicht gelungen, sich Klarheit zu verschaffen, welche Kultur die Dinge hervorgebracht hatte. Enttäuscht waren sie schließlich wieder abgezogen.

Katschu wußte davon, weil er wie einige der Fischer, die im Dorf wohnten, bei den fast ergebnislosen Ausgrabungen geholfen hatte. Außerdem war es auch einer aus dem Dorf gewesen, der diese Wissenschaftler auf mögliche Funde aus ferner Vergangenheit aufmerksam gemacht hatte.

Das alles ging Katschu jetzt blitzartig durch den Kopf.

Der Riese ruderte indessen wieder mit den Armen. Er driftete auf das einsame Eiland zu, das sich nur wenige Kilometer von Katschus Dorf entfernt befand. Dann sank er tiefer, erreichte den seltsamen, leuchtenden Punkt und wurde von diesem regelrecht aufgesogen.

Katschu schwindelte es. Alles drehte sich auf einmal vor ihm. Schmerzen peinigten seinen Körper. Er fühlte sich leer und ausgelaugt, wie noch nie in seinem Leben. Noch stärker jedoch als dieses Gefühl war die Angst. Er wußte zwar die Vision noch nicht recht zu deuten. Gleichwohl gab es für ihn keinen Zweifel mehr, daß hier eine Gefahr erwuchs, die unglaublich stark war. Allein schon die Tatsache, daß die Vision in solcher Klarheit und Eindringlichkeit stattgefunden hatte, war Motiv genug für Katschus Befürchtungen.

Endlich erwachte Katschu. Schweißgebadet lag er auf seinem primitiven Bett. In seinen Augen stand das nackte Grauen. Es dauerte eine Weile, bis er sich soweit erholt hatte, daß er fähig war, sich zu erheben. An Schlaf war jetzt natürlich nicht mehr zu denken. Das Geträumte beschäftigte ihn zu stark. Er blieb auf dem Bettrand sitzen und starrte vor sich auf den Boden. „Nein“, murmelte er kopfschüttelnd, „ein normaler Traum war das gewiß nicht. Es war eine meiner Visionen, die ich nicht steuern kann, die kommen, wann sie wollen. Bisher ist immer eingetroffen, was sie prophezeit haben. Wenn ich nur wüßte, was für einen Sinn der Traum diesmal hat.“

Neben ihm rekelte sich seine Frau. Katschu, der in Wirklichkeit Luis Alonso hieß, betrachtete sie in dem Dämmerlicht. Draußen schien eine Straßenlaterne. Ihr dürftiger Schein drang durch das offene Fenster herein. Maria war nicht gerade schön. Sie war dick und aufgeschwemmt, eine richtige Matrone, aber sie war trotzdem eine gute Frau.

Als hätte sie Katschus Blick gespürt, schlug sie die Augen auf. „Was ist los mit dir, Luis? Warum schläfst du nicht?“ Ächzend richtete sie sich auf. „Oder ist es schon so spät, daß du aufstehen mußt?“

Katschu befragte mit einem raschen Blick die uralte Taschenuhr, die auf dem Schemel neben dem Bett lag. Die Mitternachtsstunde war gerade vorbei. Er hatte zeitig aufstehen wollen, um zum Fischen hinauszufahren. So früh natürlich nicht. „Nein, es ist noch nicht soweit, Maria. Kannst liegenbleiben.“

Ärgerlich runzelte sie die Stirn. „Si, aber du hättest mich nicht zu wecken brauchen!“ Schwer plumpste sie wieder zurück. Sie schloß die Augen und war augenblicklich wieder eingeschlafen.

Lächelnd stand Katschu auf und griff nach seinen Hosen. Eine Minute später trat er vor das Haus. Das kleine Fischerdörfchen schlief. Katschu dachte an die vielen Touristen, die sich auf den Hauptinseln befanden. Kaum einer verirrte sich einmal hierher. Das Leben war karg und ziemlich freudlos. Die Menschen, die dem felsigen Boden kaum Nahrung abringen konnten, hatten sich auf die Fischerei spezialisiert. Aber sie fingen die Fische teilweise noch wie ihre Vorväter. Hier schien das Moderne fast berührungslos vorbeigegangen zu sein. Katschu nahm innerhalb der kleinen Dorfgemeinschaft eine Sonderstellung ein - und das nicht nur, weil er einer der wenigen war, die für längere Zeit außerhalb der eng begrenzten, bekannten Welt gelebt hatten: Katschu war portugiesischer Soldat gewesen. Einem Stoßtrupp angehörend, war er schwer verwundet worden. Später hatte sich sogar herausgestellt, daß er der einzige Überlebende der Truppe war. Ein einsam lebender Eingeborenenstamm hatte den Mann aufgelesen, der mehr tot als lebendig gewesen war. Das hatte man wohl mehr aus Neugierde getan. Von den Händen des Medizinmannes war Luis Alonso jedenfalls dem Tode entrissen worden.

Er gesundete rasch. Der Medizinmann erkannte, daß Luis Alonso mediale Fähigkeiten besaß, die allerdings im Verborgenen schlummerten. Luis Alonso lernte in der relativ kurzen Zeit, die er bei dem Stamm verbracht hatte, eine ganze Menge von dem Zauberer. Katschu hieß der Mann, und als Luis ein Jahr später wieder in der Heimat gewesen war und davon erzählt hatte, war er zu seinem Spitznamen gekommen. Mehrmals hatte er schon unter Beweis stellen können, daß das, was ihm der echte Katschu beigebracht hatte, keineswegs Unsinn war. So war Luis Alonso der Katschu seiner dörflichen Gemeinde geworden. Eine Stellung, die ihm wenig behagte, die er allerdings nicht mehr aufgeben konnte, so sehr er sich auch bemühte. Oft genug hatte es Luis bereut, daß er von der Episode überhaupt erzählt hatte. Jetzt war es nicht mehr rückgängig zu machen.

Katschu ließ seinen Blick schweifen. Die ärmlichen Hütten befanden sich nur hundert Schritte vom Strand entfernt. Hier gab es eine kleine Bucht, in die sich das Dorf duckte. Am Ende des Dorfes stieg der felsige Boden an und bildete einen Talkessel, der zum Meer hin offen blieb.

Tief sog Katschu, alias Luis Alonso, die würzige Luft in seine Lunge. Er setzte sich in Bewegung. Es war nicht weit bis zum Strand. Ahnungsvoll blickte er über das Wasser. In dieser Richtung wußte er die Nachbarinsel. Und es war ihm, als könnte er tanzende Irrlichter am Horizont sehen - dort, wo sich der furchtbare Geist befand, der aus dem fernen Großbritannien herübergekommen war.

Katschu setzte sich auf einen Stein. Er lauschte in sich hinein. Etwas wisperte. Das Geräusch drang nicht über seine Ohren in sein Inneres, sondern schien direkt in seinem Gehirn zu entstehen. Er dachte an den alten Zauberer im afrikanischen Dschungel, der ihn in die Geheimnisse der Magie eingeführt hatte. Auch dem Alten war es gelungen, ihm telepathische Botschaften zukommen zu lassen. Das hier allerdings war anders. Ganz anders: Etwas tastete in seinem Gehirn herum.

2

„Wer bist du?“ fragte Katschu. Keine Antwort. „Bist du ein Fühler des mächtigen Geistes, den ich vorhin im Traum gesehen habe?“

Erschrecken. Dann: „Du hast es - gesehen?“

Katschu zögerte. Er hielt seine Gedanken wohlweislich im Zaum. Unbewußt erkannte er, daß es ein Fehler sein konnte, den anderen zu viel wissen zu lassen. „Nicht richtig gesehen“, berichtigte er, „sondern eben nur - davon geträumt.“

„Aha. Ich hause auf der Nachbarinsel, wie du sicher weißt. Ich bin schon lange dort. Ich glaube, Wochen sind inzwischen vergangen, doch vermag ich nicht, es genau zu bestimmen, da ich keinen Zeitbegriff habe.“

„Sage mir, was du hier machst.“

Hämisches Lachen, das im Innern von Katschu widerklang. „Das würde dir so passen, was? Ich bin hier - und das genügt dir als Information. Was du geträumt hast, ist längst Vergangenheit. Ich war sehr schwach. Beinahe wäre es gelungen, mich zu vernichten. Mein ärgster Feind heißt Mark Tate! Man nennt ihn einen Teufelsjäger. Aber er weiß nicht, daß ich es überstanden habe. Ja, beinahe wäre ihm der endgültige Sieg gelungen. Ich konnte rechtzeitig ausweichen. Und jetzt warte ich auf die Gelegenheit, mich an meinem Feind zu rächen. Die Zeit ist nicht sinnlos verstrichen. Meine Kräfte haben sich erneuert.“

„Du - du bist ein Dämon!“ stellte Katschu fest.

„Ja, das bin ich allerdings. Ich bestand aus vielen Geistern. Auf Schloß Pannymoore spukten wir. Es gab einen alten Fluch, durch den Verstorbene aus dem Adelsgeschlecht über viele Generationen hinaus zu Verdammten wurden. Ein Teufelsjäger bekämpfte den Fluch: Mark Tate! Erfolgreich. Hätten wir uns nicht im letzten Augenblick zu einer Einheit zusammengeschlossen, wäre die Sache unser Ende gewesen...“

3

Es gab noch einen Menschen, der etwas von den Ereignissen in dieser Nacht mitbekam: Niels Orsted, ein Playboy, der mit seiner kleinen Jacht den Atlantik durchkreuzte. Das kleine Schiff trieb auf der See. Niels Orsted hatte im Moment selbst Wache. Am frühen Morgen wollten er und seine Freunde weiterfahren - in Richtung Azoren, um dort einen Tag oder mehr zu verbringen: Es kam ganz darauf an, ob es ihnen gefiel. Da die See ruhig war und dem Schiff keine Gefahr drohte, hatte Niels das Steuer festgeklemmt. Alles war still. Man hörte nur das Plätschern des Wassers an den Wandungen. Niels saß auf einem Stuhl und hatte die Beine hochgelegt. In dieser Stellung war er eingenickt.

Er wußte im Moment nicht, ob er wieder erwacht war oder noch träumte. Im seltsamen Bereich des Halbschlafes erreichte ihn der drohende Impuls: Er spürte die Gegenwart eines mächtigen Geistes. Doch der Geist hatte es nicht auf ihn abgesehen. Niels Orsted wußte, daß nur wenige Kilometer vor ihm die ersten Inseln begannen. Hier, unter der Jacht, gab es noch den Abgrund eines tiefen Meeresgrabens. Anker setzen war unmöglich. Deshalb ja auch seine Wache.

Der Playboy vermeinte auf einmal, außerhalb des Bootes zu sein. Der Abgrund unter ihm wurde ihm bewußt und jagte ihm Angst ein. Der drohende Geist griff mit seiner magischen Kraft aus, um einen Menschen zu zerschmettern. Die Restenergie reichte, um Niels fast in den Wahnsinn zu treiben.

Als er wieder die Augen aufschlug, waren Stunden vergangen. Verständnislos blickte er umher. Er konnte nicht begreifen, was er erlebt hatte. Ein dumpfer Schmerz war davon in seinem Kopf zurückgeblieben. Er tippte auf einen schlimmen Alptraum, mochte aber selber nicht recht daran glauben, daß es nicht mehr war...

Ruckartig richtete er sich auf. Es wurde ihm erst jetzt bewußt, daß seine Wachzeit längst vorbei war. Er zermarterte sein Gehirn. Und da erkannte er, daß ein Rest geblieben war: Niels Orsted erinnerte sich an die Gegenwart des fremden Geistes. Eine erschreckende Sache. Deutlich war in seiner Erinnerung jedoch auch das Bild eines Mannes in ärmlicher Kleidung verankert. Der Mann schien Fischer zu sein. Da waren Boote, die in der sanften Dünung schwankten, nur halb auf das Land gezogen. Der Mann saß auf einem Stein. Und über das Wasser raste ein dunkler Schatten heran, um den Einsamen zu zerschmettern. - Zu zerschmettern, ja, das hatte Niels deutlich „gehört“: Diese Worte waren benutzt worden.

Der Playboy war im höchsten Maße verwirrt. Er wurde aus dem Vorgang einfach nicht klug. Gab es wirklich Dinge zwischen Himmel und Erde, die sich der Erklärung durch den gesunden und wachen Verstand eines Menschen entzogen? Bisher hatte Niels Orsted daran gezweifelt. Diese Zweifel waren jetzt teilweise beseitigt. Im Nachhinein bekam Niels noch das große Zittern. Es wurde ihm nämlich bewußt, daß das, was er abbekommen hatte, nur ein winziger Teil der Energie gewesen war, die hier getobt hatte. Nur ein winziger Teil...