TEUFELSJÄGER 023: Lass dich nicht mit Toten ein - W. A. Hary - E-Book

TEUFELSJÄGER 023: Lass dich nicht mit Toten ein E-Book

W. A. Hary

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Beschreibung

TEUFELSJÄGER 023: Lass dich nicht mit Toten ein - A. Hary:"Meine Freunde als Opfer des Bösen – und nur ich soll sie noch retten können!"   Jeder Sieg über den Teufel kann nur ein Teilsieg sein - leider! Und während Mark Tate noch in Amsterdam weilt, werden seine besten Freunde in London Opfer des Bösen, unter grausigen Umständen, und nur er kann sie jetzt noch retten - vielleicht! - hier in Band 23.     Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate und seine Freunde. Seit Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt! Auch jede Druckausgabe ist jederzeit nachbestellbar – zum Beispiel hier: hary.li/mtliste001.htm.   Coverhintergrund: Anistasius, Darstellung Schavall: Helmut Bone, Titelbild: Thorsten Grewe   eBooks – sozusagen direkt von der Quelle, nämlich vom Erfinder des eBooks!   HARY-PRODUCTION.de brachte nämlich bereits im August 1986 die ersten eBooks auf den Markt – auf Diskette. Damals hat alles begonnen – ausgerechnet mit STAR GATE, der ursprünglichen Originalserie, wie es sie inzwischen auch als Hörbuchserie gibt.   Nähere Angaben zum Autor siehe Wikipedia: de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary

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W. A. Hary

TEUFELSJÄGER 023: Lass dich nicht mit Toten ein

„Meine Freunde als Opfer des Bösen – und nur ich soll sie noch retten können!“

Nähere Angaben zum Autor siehe Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._HaryBookRix GmbH & Co. KG80331 München

TEUFELSJÄGER 023

 

Lass dich nicht mit Toten ein

W. A. Hary:

„Meine Freunde als Opfer des Bösen – und nur ich soll sie noch retten können!“

 

Jeder Sieg über den Teufel kann nur ein Teilsieg sein - leider! Und während Mark Tate noch in Amsterdam weilt, werden seine besten Freunde in London Opfer des Bösen, unter grausigen Umständen, und nur er kann sie jetzt noch retten - vielleicht! - hier in Band 23.

 

Impressum:

Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

ISSN 1614-3329

Copyright dieser Fassung 2014 by www.HARY-PRODUCTION.de

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

Coverhintergrund: Anistasius

Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Seit Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt! Jeder Band ist jederzeit nachbestellbar.

1

Blitze zerhackten die infernalische Dunkelheit. Ein Grollen erfüllte die Erde.

Über sanften Grabhügeln erhoben sich wuchtige Steine. Ihre Inschriften konnte Kathryn Furlong nicht entziffern.

Ein seltsames Kratzen erreichte ihr Ohr.

Erschrocken wirbelte sie herum.

Einer der Grabsteine geriet in Bewegung, beleuchtet vom Irrlicht des Himmelsfeuers.

Ein Glühen brach aus dem Grabhügel, gewann an Intensität, wechselte von Glutrot über in ein unangenehmes Gelb.

Der Stein scharrte über den Boden und kippte schließlich um.

Der Aufprall verursachte ein kleines Erdbeben. Kathryn konnte sich kaum auf den Beinen halten, so stark war die Erschütterung.

Dennoch näherte sie sich dem Stein, denn sie wollte - ja, mußte! - sehen, was er freigelegt hatte. Sie fühlte sich gezwungen, so zu handeln.

Ein Gesicht! Bleich und unwirklich, mit plattgedrückter Nase.

Plattgedrückt?

Von dem schweren Stein?

Ja, es bestand kein Zweifel daran, daß der Grabstein direkt auf diesem Gesicht gestanden hatte!

Kathryn wollte schreien, all das Entsetzen hinausschreien, das sie empfand:

Angst, Ekel, Panik, Abneigung!

Doch kein Laut kam über ihre Lippen, die wie festgefroren erschienen. Sie griff sich an die Kehle, dabei leise gurgelte. Ihre Augen weiteten sich unnatürlich.

Das Gesicht lebte auf widernatürliche Weise! Es öffnete den Mund und stieß eine heiße Wolke von Schwefel aus.

Die Lider hoben sich, befreiten Augen, wie sie Kathryn noch nie zuvor gesehen hatte. Leuchtend grün waren Sie, mit dünnen Schlitzpupillen wie bei einem Raubtier.

Ein grollendes Gelächter entstand und fachte weitere Blitze an, die den Himmel zernarbten, gefolgt von urweltlichem Donner, der mit dem schaurigen Lachen um die Wette grollte.

Ruckartig wuchs das Gesicht empor. Es gehörte plötzlich zu einem Kopf mit strähnigen, erdverkrusteten Haaren und einem Körper in vermoderter Kleidung.

Die Erde entließ den Furchtbaren. Er setzte sich auf, und die grauenhaften Augen wandten sich in Kathryns Richtung.

Ganz erhob er sich. Breitbeinig stand er vor Kathryn Furlong. Dort, wo die vermoderte Kleidung zerrissen war, ließ sie marmorweißes Fleisch hindurchschimmern.

Ist es wirklich ein Toter? fragte sich Kathryn verzweifelt.

Der Unheimliche tappte auf sie zu, mit schweren Schritten. Reste von Erde lösten sich von ihm.

Längst hätte er Kathryn schon erreichen müssen, aber obwohl der Schreckliche immer schneller ausschritt und seine Augen erwartungsvoll glühten, verringerte sich der Abstand nicht.

Der zerstörte Grabhügel allerdings blieb hinter ihm zurück.

Kathryn wagte einen Blick zu Boden. Sie stand immer noch am gleichen Platz - und dennoch: Wie war das Phänomen zu erklä­ren, daß sich der lebende Tote zwar von sei­nem Grab entfernte - sich ihr aber nicht zu nähern vermochte?

Da blieb der Schreckliche stehen und bog sich vor Lachen. Sein Gesicht flammte auf im glühenden Netzwerk zuckender Blitze, das den Himmel über der schaurigen Szene zerfaserte.

In diesem Augenblick raste einer dieser Blitze nieder und traf ihn voll.

Die Kleider gingen sofort in Flammen auf, ohne daß das Feuer dem Unheimlichen selber jedoch etwas antat.

Jetzt stand er nackt vor Kathryn, und sie erkannte, daß er kein Wesen von dieser Welt sein konnte. Er war weder Mann noch Frau. Glatte, weiße Haut wie ein aufgespannter un­durchsichtiger Plastiküberzug.

Ein Dämon!

Weitere Blitze fuhren in ihn hinein und erfüllten ihn so mit unheimlicher Kraft.

Herrisch deutete er zur Seite.

Kathryn folgte mit ihren Blicken und sah plötzlich den Eingang zu einer düsteren Gruft, die ihr bislang entgangen war.

Sie wollte nicht, aber etwas zwang sie dazu, auf den Eingang zuzugehen.

Die Öffnung gähnte schwarz wie das Maul eines Ungeheuers.

Wieder bog sich der Unheimliche vor Lachen, das Grauen in Kathryn Furlong nur noch mehrend.

Ihr war, als hörte sie eigenartige Geräusche aus der Gruft herausdringen.

Eine eisige Berührung am Arm.

Sie zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb.

Der Furchtbare war unversehens bei ihr und hatte sie gepackt. Seine Hände wirkten wie weiße Handschuhe, die mit einer unde­finierbaren, ekligen Masse gefüllt waren.

Kathryn wollte sich losreißen. sie zog und zerrte heftig und voller Panik.

Dabei löste sich der Schreckliche vom Boden und wurde hin und her geschleudert. Kathryn spürte kaum Widerstand am Arm, als wäre der Dämon leicht wie eine Feder.

Sein Gesicht veränderte sich. Es blies sich regelrecht auf wie ein Ballon. Er öffnete den Mund. Ein Schwall schwefliger Luft raubte Kathryn den Atem.

»Das sollten Sie nicht tun, meine Liebe!« grollte der Dämon.

Aber sie hörte nicht auf, sich zu wehren, und endlich befreite sie sich aus dem Griff und gab dem Unheimlichen einen Stoß.

Über die Gräber segelte er davon. Im Flug drehte er sich mehrmals um sich selbst und gewann ein wenig an Höhe.

Ein erneuter Blitz fuhr in ihn hinein.

Dabei explodierte er wie ein Luftballon, in den man zuviel Luft gepumpt hatte!

Als hätte ihn die Energie überladen! dachte Kathryn bestürzt.

Benommen schüttelte sie den Kopf.

Dann ging sie weiter - gegen ihren Willen. Sie konnte sich dagegen wehren, wie sie wollte, aber ihre Beine hatten sich selb­ständig gemacht, und ihre Schritte lenkten sie zur Gruft.

Der Eingang zur Gruft schluckte sie wie das Maul des Molochs.

Unversehens sah sie sich auf einer Treppe, die steil abwärts führte. Sie war roh aus Stein gemeißelt. An den rauhen Wänden steckten lodernde Fackeln in eisernen Haltern.

Kathryn stieg die Treppe hinunter, die eine Biegung nach links vollführte.

Da hörte sie etwas.

Erschrocken hielt sie den Atem an und lauschte gebannt.

Ein seltsames Scharren und Knirschen.

Der kalte Schweiß perlte auf ihrer Stirn, als sie weiterging. Aber es gab kein Zurück mehr für sie.

Nicht einmal wandte sie jetzt noch den Kopf. Nein, auf diesen furchtbaren Friedhof hinauf wollte sie sowieso nicht mehr. Egal, was sie dort unten auch erwarten mochte.

Egal?

Und dann hatte sie die Biegung hinter sich gebracht. Ihr Blick fiel in eine unter­irdische Höhle, getaucht in das unruhige, tau­melnde Licht blakender Fackeln.

Das war es nicht, was ihr schier das Blut in den Adern gefrieren ließ: Auf dem un­tersten Absatz der Treppe saß eine Gestalt. Von ihr kamen die Geräusche, die sie gehört hatte.

Kathryn mußte sich überwinden, um tiefer zu steigen.

Die Gestalt ließ sich nicht stören, als würde sie nicht bemerken, daß sich ihr Kathryn näherte.

Kathryn indessen sah nicht das Gesicht des Fremden, der in einen löchrigen Umhang mit Kapuze gekleidet war. Sie sah nur den Rücken und den von der Kapuze bedeckten Hinterkopf. Das Licht reichte sowieso nicht aus, um etwa Einzelheiten erkennen zu können.

Nur so viel sah Kathryn: Der Unbekannte hantierte mit etwas, was sich ih­ren Blicken entzog.

Sie wollte ein Wort des Grußes sagen, um damit vielleicht auf sich aufmerksam zu machen. Sie würde es ohnedies nicht schaf­fen, sich unbemerkt an dem Fremden vorbei­zuschleichen, und sie konnte auch ein Weitergehen nicht verhindern, weil ihre Beine ihr immer noch nicht gehorchten. Aber sie brachte keinen Laut über die Lippen.

Jetzt erreichte sie die Gestalt.

Langsam wandte der Unheimliche den Kopf - sein Gesicht ihr zu.

Ein furchtbarer Schrei entrang sich Kathryns Kehle. Er hallte vielfach verstärkt von den unterirdischen Wänden wider und gellte schmerzhaft in ihren eigenen Ohren, daß sie befürchten mußte, für immer taub zu werden.

Und dann gehorchten ihr die Beine plötz­lich wieder. Sie tat einen gewaltigen Satz und landete in der Höhle. Wie von Furien gehetzt rannte sie weiter, durchquerte den Höhlenraum, erreichte die gegenüberliegende Wand.

Hier ging es nicht weiter.

Kathryn fing sich mit den Armen ab, drehte sich um sich selbst und preßte ihren heißen, schwitzenden Rücken gegen den kal­ten Stein.

In der Falle saß sie, und es gab kein Entrinnen.

Die Gestalt, die auf der Treppe saß, war ein Knochengerippe. In den leeren Augenhöhlen nisteten Tod und Grauen.

Die rechte Hand hatte das Skelett vorgestreckt. Fäden befanden sich an den Knochenfingern, verbunden mit einer Gruppe von drei Menschen, die klein waren wie Puppen und auch wie Marionetten dirigiert wurden. Aber es waren echte Menschen in Straßenkleidern, wie Kathryn entsetzt feststellte. Drei Männer, deren kleine Gesichter Kathryn auf die Entfernung und bei dem flackernden Licht nicht erkennen konnte.

Kathryn war nicht in der Lage, sich dagegen aufzulehnen: Langsam näherte sie sich dem Totengerippe. Deises bewegte wie im Spiel die Fäden. Die drei Menschen wandten sich Kathryn zu und blickten ihr stumm entgegen.

Jetzt stand Kathryn dicht vor ihnen. Sie erkannte die drei, und die Erkenntnis traf sie wie ein Peitschenhieb.

Es handelte sich um ihren Mann Tab Furlong, Chefinspektor bei New Scotland Yard, um Lord Frank Burgess und um Don Cooper, dessen Kleidung arg mitgenommen wirkte. Er war ein gutaussehender, mus­kelbepackter Hüne.

Die Mienen der drei Männer waren ausdruckslos.

Jetzt öffnete Tab Furlong den Mund und sagte mit leiser, wispernder Stimme:

»Warum hilfst du uns nicht?«

Kathryn Furlong schlug die Hände vor das Gesicht und schluchzte hemmungslos.

Ihre Nerven machten einfach nicht mehr mit. Ihre Beine versagten ihr vollends den Dienst.

Sie stürzte nieder, ohne sich irgendwo abzustützen.

Doch der Aufprall war nicht zu spüren. Sie schien vielmehr in einen abgrundtiefen Schacht zu fallen und wagte anfangs nicht, die Hände wieder vom Gesicht zu nehmen.

Als sie es dennoch tat, schrie sie laut und gellend.

Aber da war noch jemand, der schrie - neben ihr.

Sie wandte den Kopf und erkannte ihren Mann Tab Furlong.

Beide saßen sie aufrecht im Bett, in Schweiß gebadet, hellen Wahnsinn in den Augen.

Hereinwehender Nachtwind bauschte die Gardinen. Diffuses Straßenlicht erhellte die unwirkliche Szene.

Tab Furlong reagierte als erster. Seine Hand hieb auf den Schalter der Nachtleuchte.

Das Licht blendete Kathryn.

»Mein Gott, was ist das gewesen?« fragte Kathryn Furlong bestürzt.

Sie hatte sich wieder einigermaßen gefangen - jetzt, wo sie wußte, daß alles nur ein Traum war.

Nur ein Traum?

Das war genau der Kern der Frage, die Chefinspektor Tab Furlong prompt stellte: »War es ein Traum - oder eine... Vision?«

Er musterte seine Frau aufmerksam.

Die ehemalige Primaballerina flüchtete in seine Arme.

»Oh, Tab, es war so furchtbar. Erst dieser Friedhof, das grauenhafte Gesicht des Dämons, sein unglaublicher Untergang, die Treppe, das Skelett in der Höhle mit den...«

»Moment mal!« unterbrach Tab Furlong sie und schob seine Frau von sich, um ihr in die Augen sehen zu können.

Eine steile Falte erschien auf seiner Stirn.

»Das würde bedeuten - würde bedeuten..., daß wir beide denselben Traum hatten, das gleiche... Erlebnis!«

Kathryn sah ihn groß an.

»Du also auch?«

Er nickte betroffen.

»Ja, eine Vision, aber... wodurch ent­standen? Das Signal eines anderen? Was war das für ein Friedhof? Was sollte das ganze Theater überhaupt?«

»Die Marionetten - wie sahen Sie bei dir aus?«

»Don Cooper, Lord Burgess und ich«, gab er Auskunft. »Und wie war das bei dir?«

Sie nickte.

»Genauso. Dein Ebenbild fragte mich: >Warum hilfst du uns nicht?<.«

Abermals schüttelte Tab den Kopf. Er küßte seine Frau. Dann warf er die Decke zur Seite und sprang auf.

Kurz blickte er zur Straße hinunter. Niemand hatte ihre Schreie gehört. Es wäre ihm unangenehm gewesen, hätten sie damit Aufmerksamkeit erregt.

»Was hast du vor?« rief seine Frau noch, als er das Schlafzimmer verließ.

»Ich telefoniere.«

»Jetzt, mitten in der Nacht?« Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Es ist Viertel nach zwölf.«

»Ja, mit Don Cooper. Ich muß wissen, ob auch er diesen Traum hatte. Er muß etwas bedeuten.«

Er nahm den Hörer ab und wählte Dons Nummer, die er auswendig kannte.

Zweimal läutete es. Dann wurde abgehoben.

»Cooper«, meldete sich eine markante männliche Stimme.

»Hier Tab. Tut mir leid, daß ich dich um diese späte Stunde noch...«

Don ließ ihn gar nicht ausreden: »Mensch, stell dir vor, ich träumte eben...«

Tab unterbrach ihn jetzt seinerseite: »Du brauchst nicht weiter zu reden. Ich weiß Bescheid.«

»Wie bitte?«

»Nicht nur ich, sondern auch Kathryn!«

»Jetzt fehlt nur noch, daß der Lord eben­falls von der Vision heimgesucht wurde. Vielleicht sollte ich ihn anrufen? Seit gestern ist er telefonisch erreichbar. Die von der Post haben endlich ihre Versprechungen wahr ge­macht und versorgten Schloß Pannymoore mit Telefon.«

»Tu das, Don! Ich werde inzwischen zu dir kommen.«

»Ja, wir müssen die Sache besprechen. Vielleicht weiß Frank mehr als wir. Er ist von uns hauptsächlich der Mann mit den ma­gischen Begabungen.«

Sie unterbrachen ihr Gespräch.

Tab legte auf und kehrte ins Schlafzimmer zurück.

Kathryn wußte Bescheid. Sie hatte mitgehört. Ihre Augen waren groß und rund. Sorge stand darin zu lesen.

»Soll ich mitgehen?« fragte sie.

Er winkte ab.

»Nein, das ergibt keinen Sinn, Kathryn. Es gab nur drei Marionetten. Das waren Frank, Don und ich. Wahrscheinlich nahmst du an der Vision nur teil, weil du dich so na­he zu mir befandest.«

»Aber was kann sie bedeuten?«

»Genau das wollen wir ergründen. Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache. Ausgerechnet jetzt weilt Mark Tate mit sei­ner Freundin May Harris in Amsterdam. Wir wissen nicht, wie wir sie erreichen können. Sie haben weder Adresse noch Telefonnummer hinterlassen. Ich kann es ja verstehen, daß sie mal ein paar Tage nicht gestört werden wollen, aber unter solchen Umständen...«

»Aber sie wollen schon morgen zurück sein - spätestens übermorgen!« wandte Kathryn ein.

»So lange können wir nicht warten, Darling.«

Während Tab Furlong geredet hatte, war er zum Kleiderschrank gegangen. Jetzt zog er sich an.

Er ging zum Bett und beugte sich zu Kathryn hinunter, um sich von ihr mit einem Kuß zu verabschieden.

Kathryn stieß einen erstickten Schrei aus.

Tab sah sie erstaunt an.

Sie deutete mit der Hand auf seine Kleider.

»Was ist los, Kathryn?«

2

Lord Frank Burgess fiel aus allen Wolken, als ihn Don Cooper anrief.

Er war der einzige, den die Vision nicht heimgesucht hatte.

Lag es vielleicht daran, daß Schloß Pannymoore ein ausgezeichneter Schutz gegen dämonische Einflüsse war?

Der Lord hatte eine andere Erklärung da­für: Die Macht, die für das Phänomen verantwortlich zeichnete, saß in London, weit weg vom Schloß.

Aber was war das Motiv?

Lord Frank Burgess sagte am Telefon:

»Vielleicht wäre es besser, ich würde euch alle drei hierher einladen. Auf dem Schloß seid ihr jedenfalls sicher.«

»Was nutzt uns das? Damit ist die Gefahr zwar gebannt, aber nicht beseitigt. Sollen wir den Rest unseres Lebens bei dir verbringen?«

»Gut, ich werde ebenfalls nach London kommen. Was ist mit den anderen?«

»Tab Furlong ist bereits auf dem Weg zu mir.«

»Und Kathryn?«

»Wahrscheinlich kommt er ohne sie.«

Frank wiegte bedenklich mit dem Kopf.

»Hoffentlich erweist sich das nicht als Fehler!« sagte er gedehnt. »Ihr solltet eigent­lich alle zusammenbleiben.«

»Ich werde mit Tab darüber sprechen, wenn er da ist. Jetzt kann ich ihn nicht mehr erreichen.«

»All right, ich will es in zwei Stunden schaffen, bei euch zu sein. Also bis um halb drei!«

Sie legten auf.

Lord Frank Burgess weckte seinen Butter und sagte ihm Bescheid.

Der alte James ließ es sich nicht nehmen, dem Lord einen kleinen Koffer zu packen, während sich Frank anzog.

Nicht einmal die obligatorische Zahnbürste vergaß James einzupacken.

Wenig später war alles fertig.

Frank gab seinem Butler noch ein paar Anweisungen. James würde das riesige Schloß allein hüten müssen, während des Lords Abwesenheit. Seit einiger Zeit schon lebte Lord Burgess mit seinem Butler solo.

Nur zweimal in der Woche kam ein Putzgeschwader vom nahen Dorf.

James hatte das Fahrzeug bereits aus der Garage geholt. Frank fragte sich, wie der äl­tere Mann das alles in der kurzen Zeit schaf­fen konnte.

Frank hätte sich durchaus einen Fahrer leisten können, aber er fuhr gern selbst. Er winkte James noch einmal zu und stieg in ein.

Mit aufgeblendeten Scheinwerfern braus­te er in Richtung Tor, das James per Fernbedienung elektrisch öffnete.

Der Butler sah seinem Herrn nach. Er sah, daß der Wagen über den asphaltierten Weg zwischen den Baumreihen fuhr...

Der Weg machte eine leichte Biegung.

Diese Biegung verfolgte der Wagen nicht mehr!

In voller Fahrt und anscheinend führerlos brauste er in das Gestrüpp - zum Glück zwi­schen zwei Bäumen hindurch.

James erbleichte. Er riß die Tür auf und eilte hinaus.

Die Lampen im großen Vorhof waren allesamt eingeschaltet und beleuchteten die Umgebung taghell.

James rannte über den Platz und erreich­te den Wagen, der zwischen dem Gestrüpp hing und mit den Rädern in den regenwei­chen Boden eingesunken war.

Der Motor lief nicht mehr. Abgewürgt.

Voller Sorge wandte sich James der Fahrerseite zu.

Der Wagen war leer! Lord Frank Burgess saß nicht mehr hinter dem Steuer!

Und der Butler wußte hundertprozentig genau, daß Frank nicht etwa während der Fahrt ausgestiegen war. Wozu auch?

*

Kathryn hielt es nicht mehr länger aus. Ihr Mann mußte inzwischen bei Don Cooper angelangt sein. Er hatte versprochen, anzu­rufen, was bis jetzt noch nicht geschehen war.

Sie ging zum Telefon und starrte darauf, als wäre es ein feindliches Wesen.

Entschlossen hob sie den Hörer ab und wählte Dons Nummer.

Zweimal Freizeichen. Es wurde abgehoben.

»Kathryn?« Tabs Stimme.

»Ja!« antwortete sie brüchig.

»Bin eben erst eingetroffen. Frank be­findet sich auf dem Weg hierher. Don tele­fonierte mit ihm. Wollte dich gerade anrufen.«

»Ich hielt es nicht mehr aus, Tab.«

»Hier ist alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen! Wir werden das Phänomen schon klären. Vielleicht sind wir nur etwas zu nervös? Schließlich werden wir öfter mit wahrhaft unglaublichen Dingen konfrontiert. Im Nachhinein stellt sich diesmal vielleicht alles als harmlos heraus?«

Ein leises Kichern begleitete seine letz­ten Worte.

»Was war das?« fragte Kathryn erschrocken. »Kam das von euch?«

»Nein, ich kann es mir nicht erklären.«

Beide lauschten.

»Ob jemand in der Leitung ist?«