Tod im Museum - Emma Goodwyn - E-Book

Tod im Museum E-Book

Emma Goodwyn

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Beschreibung

Im Naturhistorischen Museum in London wird ein Mann tot aufgefunden – erschlagen mit einem Saurierknochen. Als sein Vater unter Verdacht gerät, sieht Beefeater John Mackenzie sich gezwungen, Nachforschungen anzustellen. Doch auch für Superintendent Simon Whittington steht viel auf dem Spiel. Wieder einmal müssen die beiden zusammenarbeiten, um die Geheimnisse dieser faszinierenden, von Bambiraptoren, Rüsselkäfern, genialen Wissenschaftlern und einem rockenden Papageienforscher bevölkerten Welt zu entschlüsseln.

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Tod im Museum

 

 

 

John Mackenzies dritter Fall

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Emma Goodwyn

 

 

 

Im Gegensatz zu den Schauplätzen

sind alle Personen und Ereignisse der Handlung rein fiktiv, mögliche Ähnlichkeiten zu echten Personen und Geschehnissen keinesfalls beabsichtigt.

 

 

 

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Besuchen Sie die Autorin unter

www.emma-goodwyn.com!

 

 

Copyright Text und graphische Gestaltung

Emma Goodwyn

c/o Hartmut Albert Fahrner

Am Tannenburganger 36

84028 Landshut

 

Kontakt: [email protected]

 

Veröffentlichungsdatum: 31. Oktober 2013

 

Alle Rechte vorbehalten

(V4.1)

Prolog

 

Die kleinen gelben Augen schienen ihn boshaft anzustarren, während der massige Kopf des Tyrannosaurus Rex sich angriffslustig hin und her bewegte. Markiges Gebrüll erfüllte den halbdunklen Raum. John jedoch nahm von alledem nichts wahr. Regungslos starrte er auf die Szene, die sich zu Füßen des Sauriers abspielte. Dort kniete sein Vater. Vor ihm lag ein Mann, der ebenso tot war wie das gigantische Tier, von dem der Knochen stammte, den James Mackenzie in der Hand hielt.

Kapitel 1

 

„Happy birthday, liebe Bella, happy birthday to you!”, scholl es durch das Wohnzimmer der Hughes’. Mit glühenden Wangen blies Johns jüngste Nichte die zehn Kerzen auf ihrer Torte aus. Der gesamte Mackenzie-Clan applaudierte.

„Darf ich jetzt meine Geschenke auspacken?“ Erwartungsvoll sah Bella ihre Mutter, Johns Schwester Maggie, an.

„Natürlich, Schatz.“

„Zuerst meins! Oder vielmehr das von Andy und mir.“ Maureen Hughes, genannt Renie, drängte sich nach vorn zu ihrer kleinen Schwester. Sie hatte ein großes rechteckiges Paket in der Hand.

Begierig riss Bella das Papier auf. Zum Vorschein kam ein Physik-Experimentierkasten. Während Bella schon das nächste Geschenk in Empfang nahm, murmelte Maggie John zu, „Die Idee stammt sicher von Andy. Wahrscheinlich hofft er, dass das Kind damit unser spießiges Haus in die Luft sprengt.“

John grinste. Seine Schwester und Renies Freund, Physikstudent und Punkmusiker aus Edinburgh, standen seit ihrer ersten Begegnung auf Kriegsfuß.

Während Bella eine Reitgerte auspackte, die offensichtlich weit mehr Anklang fand als der Physikkasten, zogen sich die beiden Geschwister in stummem Einverständnis in die Küche zurück.

„Ich sage dir, ich bin so froh, wenn die Ferien im September zu Ende sind.“ Maggie ließ sich auf einen Stuhl fallen. John, der ahnte, dass seine Schwester einmal wieder Dampf ablassen musste, setzte sich ebenfalls.

„Es ist wirklich anstrengend, alle drei Kinder zu Hause zu haben. Zu allem Überfluss war Alan die ganze letzte Woche auf Dienstreise und nächstes Wochenende muss er schon wieder weg. Ehrlich gesagt kommt mir mein Job momentan wie die reinste Erholung vor, im Vergleich zu dem, was zu Hause alles los ist – und das, obwohl wir mitten in einem wirklich verzwickten Ermittlungsverfahren wegen Produktpiraterie stecken.“

Maggie arbeitete als Staatsanwältin, ihr Mann Alan war ein erfolgreicher Produzent von Datensicherheits-Software und häufig unterwegs.

„Bella ist ja noch die Pflegeleichteste. Sie hat ständig Verabredungen zum Spielen mit Freundinnen und nächste Woche ist sie ohnehin in einem Reitcamp. Tommy dagegen ist kaum aus seinem Zimmer zu kriegen. Entweder bedröhnt er das ganze Haus mit Alans alten Punkrock-Platten oder er hängt am Computer. Ich kann ihn gerade noch dazu bewegen, einmal die Woche ins Basketballtraining zu gehen. Und dann noch Renie …“

Sie schnaubte.

„Du kennst sie ja. Nicht nur, dass sie störrisch wie ein Maulesel ist, sie muss auch immer das letzte Wort behalten. Je länger sie hier ist, desto besser finde ich es, dass sie ihr Studium hier in London aufgibt und ein paar hundert Meilen nördlich von hier weitermachen will. Ich finde es zwar schade, dass sie die Anthropologie sausen lassen will, aber vielleicht passt Eventmanagement ja tatsächlich besser zu ihr. Soll sie doch in Edinburgh mit ihrem Andy glücklich werden. Obwohl ich keine Ahnung habe, was sie an diesem unerträglichen Kerl findet. Im Vergleich zu ihm hat sogar unser lieber Cousin ein gewinnendes Wesen.“

Simon Whittington, Superintendent bei Scotland Yard und dank seiner Heirat mit der Ehrenwerten Patricia Armsworth Mitglied der besseren Gesellschaft, hatte John und seinen Geschwistern schon manchen Nerv geraubt.

John riss die Augen auf. „So schlimm, was?“

Maggie nickte grimmig. „Er ist arrogant, besserwisserisch, pathologisch unordentlich und gibt mir bei alledem ständig das Gefühl, eine engstirnige alte Kuh zu sein.“

„Donnerwetter, Mum, das muss ja ein Arsch mit Ohren sein, von dem du da sprichst.“

Maggie fuhr herum. Renie stand in der Tür.

„Äh, ja, ein neuer Kollege. In der Abteilung für Wirtschaftskriminalität. Wirklich unausstehlich, der Kerl.“ Maggie zwinkerte ihrem Bruder zu.

„Du wirst ihm schon zeigen, wo der Hammer hängt, Mum. John, Bella hat nach dir gefragt. Oder wahrscheinlich eher nach dem Geschenk, das du mitgebracht hast.“

„Ich komme gleich, Renie.“

„Alles klar. Nachher muss ich dir unbedingt von der Arbeit im Museum erzählen, John. Es ist fantastisch dort.“ Sie ging ins Wohnzimmer zurück.

Maggie schnitt eine Grimasse hinter ihrer Tochter her.

„Ich werde Dad auf ewig dankbar sein, dass er den beiden diesen Ferienjob im Museum besorgt hat. Die ersten Tage hier sind sie abends durch die Clubs gezogen, um nach Auftrittsmöglichkeiten für Andys Band Ausschau zu halten und ansonsten haben sie sich hier breitgemacht. Nun sind sie wenigstens tagsüber sinnvoll beschäftigt“, sagte Maggie.

James Mackenzie war Kurator im Naturhistorischen Museum in London gewesen und verbrachte auch nach seiner Pensionierung noch zwei Tage die Woche dort. Insbesondere wenn es neue Funde an Dinosaurierknochen zu studieren gab, war er nicht zu halten.

„Arbeitet Renie in Dads Abteilung?“, erkundigte sich John.

Maggie schüttelte den Kopf.

„Sie durfte schon in verschiedene Bereiche hineinschnuppern. Mir war gar nicht klar, wie vielseitig die Arbeit im Museum tatsächlich ist. Es gibt dort sogar Wissenschaftler, die der Polizei bei der Aufklärung von Verbrechen helfen. Du kannst dir vorstellen, dass es Renie dort am allerbesten gefällt.“

John nickte grinsend.

„Darüber habe ich kürzlich einen Beitrag in der BBC gesehen. Es war ein Interview mit einem Experten aus der Insektenkunde, der erklärt hat, wie er den Todeszeitpunkt anhand des Madenbefalls der Leiche feststellen kann.“

Maggie schauderte.

„Genau solche Geschichten muss ich mir momentan öfter beim Abendessen anhören. Zugegebenermaßen hochinteressant, aber meistens ekelerregend. Wir müssen Renie davon abhalten, dass sie ihre Stories von Schmeißfliegen und Leichenteilen gleich beim Tee auftischt.“

Sie stand auf. „Jetzt, wo ich mich mal wieder richtig ausgeschimpft habe, geht’s mir gleich besser. Komm, Bruderherz, lass uns wieder zu den anderen gehen.“

 

Bella freute sich sichtlich über das dicke Pferdebuch, das John ihr mitgebracht hatte und auch über den bunten Papageientaucher aus Plüsch, den er vor wenigen Wochen in Schottland gekauft hatte.

„Der ist ja süß, John, danke. Ich nenne ihn Puffy.“

Johns Vater trat heran. „So, mein Mädchen. Hier habe ich noch ein letztes Geschenk für dich. Das ist etwas ganz Einmaliges. Ich hoffe, du magst es.“ Er überreichte ihr feierlich ein eingerolltes Stück Papier, das mit einer Schleife zusammengebunden war.

Kaum hatte Bella gelesen, was auf dem Papier stand, sprang sie auf und fiel ihrem Großvater um den Hals.

„Grandpa, das ist ja super! Wie viele Kinder darf ich einladen?“

„Nun ja, ich hatte so an acht bis zehn gedacht.“

„Toll! Mum, darf ich gleich Gillian anrufen? Das muss ich ihr sofort erzählen.“

„Gut, Schatz, aber mach nicht zu lange. Wir wollen dann den Geburtstagskuchen anschneiden.“

Schon war Bella in den Flur verschwunden.

„Was hast du ihr da geschenkt, Dad?“, fragte Maggie. „Davon wusste ich ja gar nichts.“

„Es sollte eine Überraschung sein. Ich habe nur Renie eingeweiht, weil wir sie dabei als Unterstützung brauchen.“

Renie sprang wie ein Gummiball auf und ab.

„Das wird spitzenmäßig. Eine Nacht im Museum, stellt euch vor, nur für Bella und ihre Freundinnen. Mit Taschenlampen und Schlafsack und einer Extraführung durch die Dino-Abteilung mit dem besten Saurierkenner weit und breit: James Mackenzie.“ Strahlend hängte sie sich bei ihrem Großvater ein.

„Donnerwetter, Dad, das ist ja wirklich ein einmaliges Erlebnis für die Kinder. Da würde ich ja gern selbst dabei sein. Wieso gab es so etwas nicht, als wir noch klein waren?“, meinte David, der jüngste der drei Mackenzie-Geschwister.

„Damals waren die Zeiten noch anders“, antwortete sein Vater. „Mittlerweile öffnet das Museum sich immer mehr und ermöglicht auch Blicke hinter die Kulissen. Übernachtungen im Museum gibt es schon seit einiger Zeit, aber das sind große Veranstaltungen, bei denen auch Vorträge stattfinden und Filmvorführungen. Dies hier wird aber etwas ganz Exklusives. Ich musste den Direktor ganz schön beknien, bis er mir die Genehmigung dafür gegeben hat. Es dürfen maximal zehn Kinder sein und es müssen außer mir mindestens noch zwei Erwachsene dabei sein.“

Er zwinkerte vergnügt. „Die Kinder werden nämlich direkt in der Saurierabteilung übernachten. Da ein Schlafsack für meine alten Knochen nicht so zuträglich ist, werde ich auf der Pritsche in meinem alten Büro nächtigen. Renie und Andy werden bei den Kindern bleiben und dafür sorgen, dass keiner auf nächtliche Streifzüge geht und etwas anstellt.“

„Das ist wirklich eine großartige Idee von dir, Dad. Vielen Dank, dass du für Bella etwas so Außergewöhnliches auf die Beine gestellt hast.“ Maggie umarmte ihren Vater. „Hast du schon einen Termin ins Auge gefasst?“

„Ich würde nächsten Freitag vorschlagen. Da bin ich nämlich ohnehin den ganzen Tag im Museum und am Samstag auch, da wir die Eröffnung von zwei neuen Sonderausstellungen vorbereiten. Dann übernachte ich gleich in meinem alten Büro im Museum.“

„Das passt wunderbar, da Bella danach ins Reitcamp fährt. Und nun lasst uns Tee trinken. Ich habe einen wunderbaren neuen Teeladen entdeckt und dort einige Sorten verkostet. Der Chamong Second Flush hat mir am besten geschmeckt. Er ist in der grünen Kanne. Für die, die keinen Darjeeling mögen, habe ich auch noch Assamtee und Lapsang Souchong da.“

Johns Mutter, eine ausgewiesene Teekennerin, nickte anerkennend, nachdem sie probiert hatte. „Wo ist dieses neue Geschäft, Maggie? Dort möchte ich mich auch einmal umsehen.“

„In der Warwick Street, Mum. Direkt neben einem uralten Schallplattenladen.“

„Ah, den kenne ich. Weißt du noch, James, dort hast du mir vor langer Zeit eine Platte von Buddy Holly gekauft.“

„Stimmt, Liebes. Es war Raining in my heart, das weiß ich noch genau. Das war, warte mal …“ Er überlegte kurz. „Im Mai 1960.“

„Du hast wirklich ein phänomenales Gedächtnis, James.“ Emmeline Mackenzie lächelte ihren Mann liebevoll an.

„In dem Schuppen war ich kürzlich mit Andy. Da haben wir eine uralte Scheibe von den Ramones gefunden. Das ist echt Kult, Leute“, ließ sich Tommy auf einmal vernehmen, der bisher schweigend seinen Kuchen in sich hineingeschaufelt hatte. „Soll ich sie euch vorspielen?“

„Vielleicht später. Wo ist Andy eigentlich?“, wandte Maggie sich an ihre älteste Tochter.

Renie zuckte mit den Schultern. „Ein Freund aus Edinburgh ist heute in der Stadt und Andy ist zum Bahnhof gefahren, um sich mit ihm zu treffen. Allerdings wollte er nachmittags hier sein.“ Sie sah auf die Uhr und runzelte leicht die Stirn. „Ich rufe ihn schnell an und mache ihm ein bisschen Beine.“

„Das ist doch nicht nötig, Liebes“, warf Maggie hastig ein. „Bestimmt zeigt er seinem Freund die Stadt und hat die Zeit vergessen. Nun erzähl doch mal den anderen von deiner Arbeit im Museum.“

Renie lachte. „Okay. Also, es ist wirklich superinteressant. Ich durfte schon in verschiedenen Abteilungen mithelfen. Am besten hat es mir bei den forensischen Entomologen gefallen –“

Sie fing einen finsteren Blick ihrer Mutter auf. „Aber davon erzähle ich beim Kuchenessen lieber nichts. Ganz toll war auch die Arbeit an der Ausstellung mit den neu entdeckten Spezies aus dem mittelamerikanischen Regenwald.“

„Renie hat an einigen der erklärenden Texte mitgearbeitet. Sie hat wirklich ein Talent, wissenschaftliche Inhalte leicht verständlich zu formulieren“, meinte James Mackenzie anerkennend.

„Und sie hat auch gleich ihre Erfahrungen aus der Arbeit für Tante Isabel in Schottland einsetzen können. Die Ausstellungseröffnung, die bald ansteht, wird nämlich eine sehr bedeutende Sache. Wir werden Funde herzeigen, die aus unseren eigenen Expeditionen stammen. Zum einen fantastische neue Tier- und Pflanzenarten aus dem Regenwald in Panama, zum anderen Saurierfunde aus Colorado und New Mexico. Wir bekommen dazu sogar erstmals seit Längerem wieder königlichen Besuch.“ Er strahlte.

„Rund um die Ausstellungseröffnung gibt es auch noch eine Reihe von Veranstaltungen für Gönner und Förderer des Museums. Da muss natürlich sehr viel organisiert werden. Unsere zuständigen Leute in der Verwaltung waren sehr angetan von Renies Fähigkeiten in diesem Bereich.“

Renie strahlte ob des Lobs. „Danke, Grandpa. Aber deine Idee für eine der nächsten Ausstellungen hätte ich ebenfalls toll gefunden, auch wenn sie der Verwaltungsrat abgelehnt hat.“

„Was hattest du vorgeschlagen, Dad?“, fragte David.

„Ich hätte es an der Zeit gefunden, einmal eine Dokumentation zum Thema Wissenschaftsbetrug zu machen.“

„Wissenschaftsbetrug? An was hast du dabei gedacht? An Fälle, wo Akademiker ihre Doktorarbeiten abgeschrieben haben? Oder an Studien, wo Mediziner im Auftrag der Pharmaindustrie ihre Ergebnisse gefälscht haben?“, erkundigte Alan sich interessiert.

„Auch so etwas ließe sich da thematisieren. In erster Linie wollte ich jedoch Geschichten zusammentragen, die eng mit den Themen des Museums zusammenhängen, also aus der Biologie, der Geologie, der Paläontologie, der Anthropologie … Auch unser großartiges Museum war schließlich schon von Fälschungen betroffen. Und genau das ist es, was dem Verwaltungsrat nicht gefällt. Die wollen am liebsten nur die grandiosen Leistungen der Wissenschaft und insbesondere natürlich des Museums nach außen hin darstellen. Dass es auch bei renommierten Forschern so etwas wie Blauäugigkeit oder geradezu kriminellen Ehrgeiz gibt, soll schön unter den Teppich gekehrt werden.“

Energisch schob James seinen Kuchenteller fort.

„Ich muss zugeben, dass ich mich mit ein paar von den Herren in der Führungsetage ganz schön angelegt habe. Da habe ich mich nicht gerade beliebt gemacht. Aber schließlich ist es doch nicht unser Auftrag, uns selbst zu beweihräuchern. Wir wollen keine geistlosen Konsumenten, die leicht zu beeindrucken sind. Wir sollten doch einen Beitrag dazu leisten, dass unsere Besucher mündige und kritische Betrachter werden, die nicht auf jede sensationelle Meldung in der Regenbogenpresse oder wo auch immer hereinfallen!“

John musste schmunzeln, als sein Vater – für Temperamentsausbrüche sonst nicht gerade bekannt – sich immer mehr in Rage redete.

Das Museum, das Forschen und insbesondere seine geliebten Dinosaurier – dafür lebte James Mackenzie. Während andere Kinder mit dem Märchen von den drei kleinen Schweinchen oder der Legende von Dick Whittingtons Katze in den Schlaf begleitet wurden, waren die Hauptrollen in den Gute-Nacht-Geschichten für die drei Mackenzie-Geschwister von Titanosauriern, Iguanodons und anderen kreidezeitlichen Kreaturen besetzt gewesen.

Mehr als ein Familienurlaub hatte damals nach Dorset geführt, wo es an den Stränden und Steilküsten immer noch Fossilien zu finden gab. Ein besonders schöner Ammonit, den John damals gefunden hatte, ruhte als Briefbeschwerer bis heute auf seinem Schreibtisch.

„Hast recht, Grandpa. Ein Haufen von den Filmchen in sämtlichen Videoportalen im Internet sind Fakes und es gibt genügend unterbelichtete Typen, die das alles für bare Münze nehmen“, meldete Tommy sich wieder zu Wort.

Renie nickte. „Genau. Und so eine Ausstellung würde dem Ansehen des Museums mit Sicherheit nicht schaden. Schließlich sind die Betrügereien, denen die Forscher dort aufgesessen sind, schon Jahrzehnte her. Wir durften im zweiten Semester eine Exkursion ins Museum machen und uns die Schädelfragmente des Piltdown-Menschen ansehen. Die Geschichte gehört zum Standardprogramm für Anthropologiestudenten.“

„Was ist ein Piltdown-Mensch?“, fragte Bella.

„Das größte wissenschaftliche Fiasko des Museums, mein Kind“, seufzte James Mackenzie.

„Ein Amateurausgräber namens Charles Dawson brachte 1912 fünf Teile eines zerbrochenen Schädels und einen Unterkiefer zur Begutachtung ins Museum. Er gab an, dass er diese bei einer Grabung im Dörfchen Piltdown in Sussex geborgen hätte. Schon nach kurzer Zeit schaffte es dieser Fund in die Schlagzeilen. Die Spezialisten aus unserer Abteilung für Paläontologie schätzten das Alter der Knochen auf eine halbe Million Jahre und damit sogar älter als die Reste des berühmten Neandertalers aus Deutschland. Da der Schädel an einen modernen Menschen erinnerte, der Kiefer aber an einen Menschenaffen, wurde hier die Entdeckung des lange gesuchten fehlenden Gliedes in der menschlichen Entwicklungsgeschichte ausgerufen. Ganz Großbritannien war stolz auf diesen Urahn. Erst 40 Jahre später wurde der Betrug öffentlich gemacht: Die Schädelteile stammten von einem Skelett aus dem Mittelalter – waren also erst rund 500 Jahre alt – und der Kiefer von einem erst kürzlich verstorbenen Orang-Utan. Alle Knochen waren so manipuliert worden, dass sie viel älter aussahen, als sie tatsächlich waren. Es hatte bereits damals warnende Stimmen gegeben, die von Fälschung sprachen. Aber diese wurden lange Zeit komplett ignoriert, einfach weil alle an dieses Märchen glauben wollten“, schloss Johns Vater.

John fiel etwas ein. „Ich habe vor Jahren in einem Naturkundemuseum gefälschte Fossilien gesehen, die waren direkt zum Lachen, so stümperhaft waren die aus irgendeinem Stein gemeißelt. Wo war das noch?“ Er überlegte angestrengt. „Ach, jetzt weiß ich es wieder. Es war während der Zeit, als ich in Deutschland stationiert war. Wir hatten in der amerikanischen Garnison in Bamberg eine Tagung von Armeepsychologen aller NATO-Partner. Dort bin ich an einem freien Nachmittag ins Museum und habe diese Dinger gesehen. Ich glaube, sie hießen Lügensteine.“

„Genau, mein Sohn. Würzburger Lügensteine, um genau zu sein. Auch diese sind ein bekanntes Beispiel für Täuschung in der Wissenschaft.“ Sein Vater beugte sich angeregt nach vorn. „Damals haben sich zwei honorige Herren zusammen mit ein paar künstlerisch halbwegs begabten Rotzlöffeln einen Spaß mit einem Professor der Würzburger Universität erlaubt. Sie haben allerlei Figuren aus Muschelkalkstein herausgemeißelt und dem armen Professor, der sie für echt hielt, verkauft. Er hat sogar ein aufwändiges Buch darüber herausgebracht. Als ihm der Betrug klar wurde, war es ihm unendlich peinlich und er versuchte sogar, die ganze Auflage seines Buchs selbst aufzukaufen. Wir müssen ihm aber zugutehalten, dass das vor fast 300 Jahren passiert ist und man damals natürlich noch nicht annähernd die wissenschaftlichen Methoden hatte wie heute.“

„Selbst heute, wo die Untersuchungs- und Nachweismethoden viel ausgereifter sind, lassen sich Wissenschaftler und sogar Fachzeitschriften foppen“, ergriff Renie das Wort.

„Erst vor einigen Jahren hat National Geographic einen riesig aufgemachten Artikel über eine neu entdeckte Saurierart, den Archäoraptor, veröffentlicht. Auch der wurde als fehlendes Glied gefeiert, in diesem Fall in der Entwicklungskette von den Dinosauriern zu den Vögeln. Dabei war er eine eher plumpe Fälschung eines chinesischen Bauern, der auf seinen Feldern verschiedene Fossilien fand und diese einfach zusammensetzte und unter der Hand außer Landes verkaufte – was ohnehin schon ungesetzlich war, weil China keine Ausfuhr von Fossilien erlaubt. Dass es diese Fälschung in den USA bis auf die Titelseite eines anerkannten Magazins schaffte, sorgte für einen ganz schönen Skandal.“

Davids Frau Annie, die vollauf damit beschäftigt gewesen war, ihr lebhaftes Söhnchen Christopher von allerlei Unfug abzuhalten – wie zum Beispiel, Familienkater King Olaf am Schwanz zu ziehen – sah auf. „Ich habe mal über einen Archäologen gelesen, ich glaube, es war ein Japaner. Der war berühmt dafür, wie viele steinzeitliche Funde er schon gemacht hatte – zumindest, bis sich herausstellte, dass er eine Menge davon zuvor selbst vergraben hatte, um sie dann publicityträchtig wieder auszubuddeln.“

James Mackenzie nickte. „Der Fall hat für gewaltiges Aufsehen gesorgt. Es ging sogar soweit, dass viele japanische Geschichtsbücher neu geschrieben werden mussten, nachdem das ganze Ausmaß seines Betrugs enthüllt worden war.“

Maggie schüttelte den Kopf. „Es ist doch überall das Gleiche. Es gibt in jedem Bereich der Gesellschaft Leute, die der Verlockung erliegen, wenn es irgendwo einen schnellen und für sie bequemen Weg zu Geld oder Ruhm gibt. Dass ihr Verhalten oft weitreichende Folgen hat, überdenken solche Typen gar nicht.“

„Genau. Einzelne schwarze Schafe können den Ruf einer ganzen Branche ruinieren, wie zum Beispiel Produzenten von Billigfraß, die diesen dann als hochwertiges Bionahrungsmittel teuer verkaufen“, merkte Renie an.

„Ein gutes Beispiel für so einen dreisten Betrüger ist auch Colonel Richard Meinertzhagen“, hob James Mackenzie noch einmal an. „Er war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der bekannteste Vogelkundler weit und breit. 1954 hat er mit großer Geste seine Vogelsammlung unserem Museum zum Geschenk gemacht. Erst viel später stellte sich heraus, dass er einen großen Anteil der Tiere erst aus dem Museum gestohlen und dann umetikettiert hatte, um sie dann wieder als vermeintlich großzügiger Gönner zurückzugeben.“

„Na, das ist ja an Frechheit wirklich kaum noch zu überbieten“, meinte Annie.

„Was aber noch wesentlich schwerer wiegt, ist, dass der wissenschaftliche Wert der Vogelbälger drastisch sinkt, wenn man nicht mehr nachvollziehen kann, wann und wo sie gesammelt wurden. So wurde zum Beispiel der seltene Blewittkauz aus Indien für ausgestorben erklärt, nachdem man fast 100 Jahre lang kein Exemplar gesichtet hatte. Tatsächlich hatte Meinertzhagen auf seinem Etikett eine ganz falsche Gegend angegeben, in der der Kauz geschossen worden wäre. Erst, als man das wahre Herkunftsgebiet der Eule feststellte und daraufhin gezielt suchte, stellte sich heraus, dass die Tiere dort sehr wohl noch leben.“

Bella, die das Gespräch der Erwachsenen allmählich langweilte, fragte, „Kann ich mit Christopher etwas spielen?“

„Ja, spielen!“, krähte ihr kleiner Cousin begeistert und schlug mit seinen kleinen Fäusten auf den Tisch.

„Ich hole meine alten Modellautos aus dem Keller“, erbot Tommy sich großzügig. Wenig später ließen die Kinder die kleinen Autos durch den Flur zischen, während Johns Vater mit Alan und David den Physikkasten öffnete. John wanderte hinüber zum überbordenden Geschenktisch.

Maggie zeigte ihm ein riesiges flauschiges Badetuch, auf dem ein Pferdekopf zu sehen war. „Das hat Tante Isabel aus Schottland geschickt.“

John lächelte. „Ein Wunder, dass es nicht im Mackenzie-Tartan gemustert ist. Ich hoffe, es geht Isabel gut und sie erholt sich von dem aufregenden Clantreffen.“

„Ich habe letzte Woche mit ihr telefoniert. Sie hat sich wieder auf ihr Anwesen zurückgezogen. Ich hatte den Eindruck, dass sie ganz froh ist, dass die Geschichte jetzt vorbei ist. Auch wenn sie für ihr Alter ja außerordentlich fit ist, haben die langen Vorarbeiten und das Festival doch an ihren Kräften gezehrt. Jetzt möchte sie erstmal in ihrer Schafzucht nach dem Rechten sehen und mit Walter kleinere Spaziergänge machen.“ Sir Walter Scott war Isabels preisgekrönter, mittlerweile in Ehren ergrauter Scotchterrier, der sie überallhin begleitete.

„Den Anhänger hier hat Patricia geschickt. Hübsch, nicht?“

John nahm das Schächtelchen mit dem silbernen Hufeisen, das Maggie ihm reichte. „Mhm. Geschmackvoll, wie man es auch von ihr erwartet.“

„Sie hat auch eine sehr nette Karte dazugeschrieben.“

„Na, wenigstens schafft sie es, den richtigen Ton zu treffen, im Gegensatz zu ihrem Mann“, erwiderte John säuerlich.

Maggie gluckste. „Was war es noch, was Simon dich bei eurem letzten Aufeinandertreffen genannt hat?“

„Einen labernden Psycho-Onkel, dazu noch Stümper und Ignorant, wenn ich mich richtig erinnere.“

„Dabei wart ihr doch ein richtiges Dream-Team bei der Aufklärung des Mordfalls in Edinburgh.“

John brummte. „Pah, Dream-Team. Ich hoffe, dass ich Simon so schnell nicht wieder sehen muss. Am besten erst zu Weihnachten, wenn wir alle bei Mum und Dad feiern.“

 

Tatsächlich sollte es bis zum nächsten Aufeinandertreffen nur wenige Tage dauern.

Kapitel 2

 

Nach dem Abendessen machten Johns Eltern sich auf, um zurück nach Kew zu fahren. David und Annie hatten einen längeren Weg vor sich, da sie in Cambridge lebten. John entschied, ein Stück zu Fuß zu laufen, statt in die nächste U-Bahn zu steigen. Die Abendluft war ungewöhnlich lau und er hatte es nicht eilig, zurück in den Tower zu kommen. Sein Dienst begann erst wieder im Morgengrauen des nächsten Tages.

Nach 20 Jahren als Truppenpsychologe bei der britischen Armee hatte er vor gut einem Jahr den Dienst quittiert, als sich die Chance bot, eine der rund drei Dutzend Stellen als Beefeater im Tower von London zu bekommen. Seit einigen Monaten betreute er als Assistent des Ravenmasters George Campbell die neun Kolkraben, die im Tower lebten. Der Legende nach hatte König Charles II im 17. Jahrhundert verfügt, dass für immer Raben im Tower leben sollten, aus Angst, sein Königreich würde sonst fallen. Ebenso wie die Beefeater, wie die königliche Wachtruppe der Yeoman Warders gemeinhin genannt wurde, standen die Tiere seit alters her im Dienst der Krone und wurden stets bestens umsorgt.

 

Auf dem Weg zu seiner Wohnung am Tower Green wurde John von seinem Lieblingsraben Gworran begrüßt. Keckernd kam der junge Vogel herangehüpft – fliegen konnten die Tiere wegen eines gestutzten Flügels nicht – und rieb seinen Schnabel an Johns Schuh. John ging in die Hocke. „Na, mein Alter? Ist es noch nicht Zeit für die Abendfütterung?“

Für gewöhnlich blieben die Raben vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung draußen auf dem Gelände des Towers und kehrten dann in ihre geräumige Voliere zurück.

Als hätte Gworran ihn verstanden, gab er ein Trompetensignal von sich, krächzte „Gott schütze die Königin“ und trollte sich dann in Richtung Rabenhaus. Lächelnd sah John ihm nach. Der gelehrige Vogel war ihm sehr ans Herz gewachsen.

Im letzten Jahr hatte John alles verschlungen, was Bücher und das Internet an Informationen über Raben bereithielten. Vor kurzem hatte er sich mit Chief Mullins, dem Kommandanten der königlichen Truppen im Tower unterhalten. Dabei hatte er fallen lassen, dass die Raben ein so spannendes Thema waren, dass man eigentlich eine Sonderführung zu ihnen anbieten könnte. Mullins war sofort Feuer und Flamme gewesen.

„Dass uns diese Idee nicht schon früher gekommen ist! Hervorragend, wirklich hervorragend.“

John hatte geschmeichelt gelächelt, bis er mitbekam, in welche Richtung das Gespräch lief.

„Da kann ich mir ganz verschiedene Zielgruppen vorstellen. Erst einmal sollten wir so etwas gezielt für Schulklassen anbieten. Dann klemmen Sie sich mal dahinter und stellen Sie ein Konzept auf die Beine, am besten differenziert nach verschiedenen Altersstufen.“

Überrumpelt gab John ein schwaches „Äh …“ von sich.

„Und machen Sie sich mal schlau, welche Ansätze die moderne Museums- und Zoopädagogik so verfolgt. Schließlich können wir hier nicht irgendwelchen Larifari anbieten. Ich stelle mir eine gleichsam unterhaltsame wie effiziente Wissensvermittlung vor. Wie lange brauchen Sie dafür?“

„Äh …“

„Sagen wir, bis Oktober? Ich kann Sie dafür leider nicht extra vom Dienst freistellen lassen, weil wir in nächster Zeit sowieso etwas knapp besetzt sind. Aber Sie schaffen das auch so, nicht wahr?“

Mullins stand auf, kam um den Schreibtisch herum und klopfte John herzhaft auf die Schulter.

„Ich weiß Ihr Engagement wirklich zu schätzen, Mackenzie. Ganz hervorragend. Innovativ. Dann erwarte ich Ihr Konzept im Oktober. Und nun Cheerio.“

Damit hatte John sich draußen vor Mullins’ Büro wiedergefunden, wo Bonnie Sedgwick, Mullins’ Sekretärin, ihn amüsiert musterte.

„John, du siehst aus, als wäre eine Dampfwalze über dich drübergefahren.“

„So fühle ich mich auch. Es sieht so aus, als hätte ich mir unvermutet einen Haufen Arbeit aufgehalst.“

Er erzählte Bonnie von seinem Vorschlag, zusätzlich zu den üblichen historischen Führungen, welche die Beefeater täglich für Besucher anboten, ein spezielles Programm zu den gefiederten Bewohnern des Towers anzubieten.

„Ich finde die Idee toll, John. Aber es ist sicher viel Aufwand, so ein Konzept für Schulklassen zu entwickeln. Wahrscheinlich wäre es hilfreich, erst einmal mit jemandem vom Fach darüber zu sprechen.“

Unwillkürlich trat ein Grinsen in Johns Gesicht. Bonnie hatte völlig Recht. Und wer wäre als pädagogische Unterstützung wohl besser geeignet als Pauline Murray, Lehrerin an einer Mädchenschule?

Seit ihrer letzten Begegnung in Schottland ertappte er sich dabei, dass er häufiger an die rothaarige Enddreißigerin dachte. Zu seinem Leidwesen würde Pauline zum neuen Schuljahr von Richmond am Stadtrand Londons nach York wechseln, 200 Meilen nördlich.

Nun hatte er einen guten Vorwand, sie anzurufen.

Obwohl Pauline dabei war, ihren Umzug vorzubereiten, hatte sie sich sofort bereiterklärt, ihm bei der Ausarbeitung seines Projektes zu helfen.

 

Nachdem John die beiden Tortenstücke, die Maggie ihm mit nach Hause gegeben hatte, im Kühlschrank verstaut hatte, griff er spontan zum Telefonhörer.

„Guten Abend, Pauline. John hier. Ich hoffe, ich störe nicht?“

„Aber nein, John, ich freue mich, dass du anrufst. Ich sitze gerade auf dem Balkon und genieße noch ein wenig diesen herrlichen Abend. Nachher kommt einer meiner früheren Kollegen vorbei, der mir beim Einpacken meiner Bücher hilft. Hast du das Raben-Quiz für die Mittelstufe noch einmal überarbeitet?“

Ein Kollege? Der an einem Sonntagabend half, Bücher zu verpacken? Hmmm. Johns Stirn legte sich in nachdenkliche Falten.

„Viel konnte ich nicht machen, ich hatte wenig Zeit in den letzten Tagen. Was hältst du von der Frage: Der Kolkrabe ist der größte: a – Singvogel, b – Greifvogel, c – Spechtvogel, d – Kranichvogel?“

Pauline lachte leise. „Gut, dass ich mittlerweile dank dir einiges über Raben weiß. Ansonsten wäre ich selbst nicht darauf gekommen, dass es wirklich Singvögel sind. Aber wenn die Schüler dir aufmerksam zuhören, wenn du ihnen deinen Rabenvortrag hältst, sollten sie diese Frage schon beantworten können. Also ja, die kannst du genau so nehmen, denke ich.“

Sie plauderten eine Weile über dieses und jenes und John freute sich, als Pauline ihn für die kommende Woche zu einem Abschiedsessen mit Freunden in Richmond einlud.

„Meine Wohnung sieht dann allerdings schon ein bisschen kahl aus, weil ich zwei Tage später abreise“, fügte sie etwas wehmütig hinzu.

„Das macht doch nichts, Pauline. Kann ich etwas mitbringen?“

„Nein, nein. Ich bestelle für uns alle Pizza und wir machen uns einfach einen gemütlichen Abend.“

Sie schwieg kurz. Dann brach es unvermittelt aus ihr heraus, „Weißt du, ich hatte mich sehr darauf gefreut, nach York zu gehen, um wieder näher bei meiner Familie zu sein. Aber jetzt, wo meine Zeit hier im Süden tatsächlich zu Ende geht, bin ich doch … irgendwie traurig.“

„Das kann ich verstehen. Ich kann schon gar nicht mehr zählen, wie oft ich in den Jahren bei der Armee von einem Land ins andere versetzt worden bin. Gerade von den Orten, wo ich mehrere Jahre lang war, fiel der Abschied immer schwer. Andererseits –“

An dieser Stelle wurde er durch das Klingeln seines Mobiltelefons gestört. Mit einem Seufzen stand er vom Sofa auf, auf dem er es sich gemütlich gemacht hatte.

„Einen Moment bitte, Pauline, mein Handy klingelt. Ich sehe nur schnell nach, wer es ist.“ Er eilte in den Flur hinaus und sah sich um. Wie so oft musste er erst überlegen, wo er das lästige Ding überhaupt hingesteckt hatte. Das Läuten kam aus seiner Jackentasche. Er fischte das Handy heraus und seufzte abermals, als er den Namen im Display entdeckte. Renie.

„Pauline, kann ich dich noch einmal zurückrufen? Meine Nichte ist dran.“

„Ich sehe sowieso gerade meinen Kollegen über den Hof kommen, John. Aber wir sehen uns dann ja am Montagabend, nicht wahr?“

„Natürlich. Ich freue mich schon darauf.“

John verabschiedete sich mit Bedauern und schnappte dann nach dem Telefon, das beharrlich klingelte.

„Was ist los, Renie?“, meldete er sich ungnädig.

„Na endlich gehst du ran! Fast hätte ich schon aufgegeben.“

„Ich habe auf meiner Festnetzleitung telefoniert.“

„Das habe ich gemerkt, da war ständig besetzt. Deswegen rufe ich ja auf dem Handy an.“

John knirschte mit den Zähnen. Zu einer solchen Logik war nur seine Nichte fähig.

„Also was ist jetzt los?“, fragte er mühsam beherrscht. „Wir haben uns doch erst vor einer Stunde verabschiedet. Was ist denn so dringend?“

„Andy, diese Ratte! Er ist gekommen, gerade als ihr weg wart. Mitsamt Declan, seinem Freund. Das ist der mit der Kneipe, in der Andy neben dem Studium immer arbeitet. Und dann hat Andy uns ganz lässig mitgeteilt, dass er so mir nichts, dir nichts heute mit dem Nachtzug noch nach Edinburgh zurückfährt.“

„So plötzlich? Aber ihr wolltet doch noch zwei Wochen bleiben, oder nicht?“

„Genau. Aber Declan hat ihn bekniet, dass er ihn unbedingt in der Kneipe braucht, weil irgendeiner von seinen Leuten ausgefallen ist und er so schnell angeblich keinen vernünftigen Ersatz kriegt. Und Andy hat nichts Besseres zu tun, als sofort seinen Rucksack zu packen und schon ist er weg. Ohne auch nur einmal mit mir vorher darüber zu reden. Er hat sich nicht mal richtig bei Mum und Dad bedankt.“

Ein Geräusch, das verdächtig nach einem Schluchzen klang, drang aus dem Hörer und John bereute seine harsche Reaktion von vorhin.

„Dabei war Mum sehr nett zu ihm und hat ihm sogar schnell noch ein Essenspaket hergerichtet, obwohl er das wirklich nicht verdient hat.“

John musste grinsen. Wahrscheinlich führte seine Schwester in diesem Moment heimlich einen Freudentanz auf, weil sie Andy so unvermutet losgeworden war.

„Sie müssten sich beeilen, um den Zug zu erreichen, hat er gesagt, und schwupp, sind sie in ein Taxi gesprungen“, fuhr Renie mit bebender Stimme fort.

„Das klingt ja ziemlich überstürzt. Vielleicht liegt bei seinem Freund ja wirklich ein Notfall vor und Andy wollte ihn in der Situation einfach nicht hängen lassen“, meinte er vorsichtig.

„Hm.“ Renie schniefte ein wenig. „Ich weiß nicht, was ich denken soll. Auf jeden Fall muss ich morgen den Leuten im Museum beibringen, dass einer ihrer Aushilfskräfte ab sofort nicht mehr zur Verfügung steht. Das wird Grandpa nicht gefallen. Schließlich sind Andy und ich auf seine Empfehlung hin eingestellt worden.“

„Du hast recht. Aber er wird dir mit Sicherheit keinen Vorwurf machen, Renie.“

„Hm. Auf jeden Fall fehlt uns nun eine Aufsichtsperson für Bellas Geburtstagsübernachtung im Museum. Mum hat am Freitagabend irgendeinen beruflichen Termin, den sie nicht absagen kann und Dad ist auf dem Weg nach Brüssel zu einer Tagung. Könntest du einspringen?“

„Natürlich, Renie. Ich freue mich, wieder einmal ins Naturkundemuseum zu kommen. Es ist schon ewig her, dass ich zuletzt dort war.“

„Danke, John. Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann. Dann treffen wir uns am Freitagabend am Haupteingang des Museums. Und bring deinen Schlafsack und eine Taschenlampe mit.“

 

 

Ein empfindlich kalter Wind fegte durch die Cromwell Road, als John wenige Tage darauf durch die Dämmerung auf den gewaltigen Komplex des Museums zuging. Das langgestreckte Gebäude erinnerte mit seinen vielen sandsteinfarbenen Bögen und schmalen Fenstern an eine romanische Kathedrale. Rechts und links des Eingangsportals erhoben sich zwei Türme. Ein hoher Metallzaun umschloss das gesamte Gelände. Der Zugang war verschlossen, aber hinter dem Zaun wartete bereits Renie mit einer Schar Mädchen. Sie bedeutete dem Wachmann, ihn einzulassen. Bella umarmte ihn ausgelassen und stellte ihn dann den Mädchen vor.

„Das ist mein Onkel John Mackenzie. Er ist ein königlicher Beefeater und hat außerdem schon mitgeholfen, zwei Mörder zu fangen.“ John hörte den Stolz in Bellas Stimme und musste lächeln.

„Und das sind Gillian, Penny, Annabel, Libby, Katie und Alice.“

Artig traten die Mädchen der Reihe nach vor und schüttelten ihm die Hand.

„Guten Abend, meine Damen. Freut mich, euch kennenzulernen. Mein Namensgedächtnis ist ziemlich schlecht, also seid mir nicht böse, wenn ich heute Abend noch öfter nachfragen muss, wer wer ist.“

Die Mädchen kicherten. Renie rollte mit den Augen und zog John beiseite.

„Das sind vielleicht Kicherliesen, sage ich dir. Zumindest sind sie recht brav, hat Mum zumindest behauptet. Aber leider kommen noch Malfoy, Crabbe und Goyle.“

John dachte, er hätte sich verhört. „Wie bitte?“

„Da sind sie“, quiekte eines der Mädchen. Auf der Straße hielt ein eleganter schwarzer BMW. Aus dem Fond stiegen drei Jungen. Der hochgeschossene Blonde, dessen Mutter soeben ausstieg, war unverkennbar ihr Anführer.

„Holt meinen Schlafsack aus dem Kofferraum“, wies er die beiden anderen an, die sofort lossprangen. Er ließ sich von seiner Mutter umarmen. Als sie jedoch Anstalten machte, mit hereinzukommen, baute ihr Sohn sich erbost vor ihr auf.

„Mum, nun mach dich nicht lächerlich. Ich bin doch kein Baby. Bellas Mutter hat dir doch versichert, dass wir hier in besten Händen sind. Also fahr schon. Du kannst mich morgen um neun hier abholen.“

Renie runzelte die Stirn, während sie zusah, wie die Frau nach kurzem Zögern tatsächlich in den Wagen stieg und davonfuhr.

„Wenn der kleine Scheißer meint, er kann hier auch so herumkommandieren, dann wird er mich kennenlernen“, zischte sie halblaut. „Jetzt weiß ich auch, wie die drei zu ihren Spitznamen gekommen sind. Dieser Charles Hetherington erinnert tatsächlich an den schrecklichen Draco Malfoy aus Harry Potter, mit seinen beiden treudoofen Gefährten.“

„Warum hat Bella die drei eingeladen?“, erkundigte sich John, während die Mädchengruppe zum Tor strömte, um die Jungen in Empfang zu nehmen.

„Der kleine Charles hat offensichtlich ein ganz tolles Pferd, mit dem er auch auf Turniere geht. Er hat Bella versprochen, dass er sie mal darauf reiten lässt, wenn er heute dabei sein darf. Und als einziger Junge unter lauter Mädchen war es ihm wohl unheimlich, deswegen hat er auch noch darauf bestanden, seine Freunde mitzubringen.“

„So, wie einige von den Mädchen ihn anhimmeln, braucht er die beiden vielleicht noch als Personenschützer“, bemerkte John trocken.

„Da wird einem ja schlecht.“ Renie machte würgende Geräusche. „Manche fallen echt auf die größten Kotzbrocken herein. Gott sei Dank findet Bella ihn wenigstens ätzend.“

„Ehrlich? Das sieht aber gar nicht danach aus.“

Tatsächlich legte Bella sich gerade mit leuchtenden Augen ein Halstuch um, das ein Hufeisenmotiv zierte. Charles stand mit selbstgefälligem Gesichtsausdruck daneben.

„Steht dir gut, Bella. Ich habe es von der Sekretärin meines Vaters extra bei Selfridges für dich besorgen lassen.“

Renie schlug sich an die Stirn. „Was für ein Schleimbeutel.“ Kritisch beäugte sie Bellas Freundinnen, die sich bewundernd um sie drängten und knurrte dann, „Männer! Die sind doch alle gleich. Erst seifen sie dich ein und wenn du dir für sie das Herz herausgerissen hast, vergessen sie dich einfach.“

Aha, daher wehte der Wind, dachte John. Maggie hatte ihn gestern angerufen und ihm erzählt, dass Renie am Telefon heftig mit Andy gestritten hatte und dann ihr Handy durch die offene Balkontür in den Garten hinausgefeuert hatte, wo es glücklicherweise weich im Kompost gelandet war.

Bella kam zu ihnen herübergeeilt. „Seht mal, was ich bekommen habe! Ist das nicht wunderschön?“

„Sehr hübsch“, presste Renie heraus, während John sich auf ein mildes Lächeln beschränkte.

„Das ist Charlie. Charlie, das sind meine große Schwester Renie und mein Onkel John Mackenzie.“

„Charles Hetherington III. Sehr angenehm.“ Huldvoll schüttelte der Junge ihnen die Hand.

„Und das sind Alfie und Josh“, stellte Bella die anderen beiden Jungen vor, die von den Mädchen weitgehend unbemerkt herumstanden.

„Alles klar, dann sind wir vollzählig. Auf geht’s, Kinder, wir gehen rein.“ Renie klatschte in die Hände.

Schon rannte die ganze Meute los und zerrte an der wuchtigen Eingangstür des Museums, die jedoch verschlossen war. Renie schüttelte den Kopf und stieß einen durchdringenden Pfiff aus.

„Hallo, Herrschaften.“

Sie wartete, bis die Kinder sich zu ihr umgedreht hatten und fuhr dann in ernstem Ton fort.

„Dass eins mal von vorneherein klar ist. Wir möchten hier gemeinsam eine spannende und schöne Nacht verleben. Dazu müssen wir aber bestimmte Dinge beachten. Ihr könnt keinesfalls wie die Wilden durch das Museum toben. Wir haben eine einmalige Ausnahmegenehmigung des Direktors für diese Übernachtung bekommen, was eine große Ehre ist. Es sind heute Abend auch etliche wichtige Leute im Haus, da ein Empfang für ausgewählte Sponsoren des Museums stattfindet. Wir wollen hier keinesfalls einen schlechten Eindruck hinterlassen. Also, wer irgendwelchen Unfug anstellt, den lasse ich auf der Stelle abholen. Auch wenn es mitten in der Nacht ist. Ist das klar?“

Sie sah jedes einzelne Kind durchdringend an. Die Mädchen machten große Augen und nickten stumm. Josh und Alfie schielten auf Charlie, der die Hände in die Hüften stemmte und sich herausfordernd vor Renie aufbaute.

„Also, Renie – ich darf Sie doch Renie nennen – nun kriegen Sie sich mal wieder ein. Wir sind doch keine kleinen Kinder. Und Sie sind kein Kommandant, also sparen Sie sich diesen Ton. Oder wollen Sie, dass wir Sie Major Renie nennen?“

Mit einem spöttischen Grinsen schlug er die Hacken zusammen und salutierte, was ihm das Gelächter der anderen Kinder einbrachte. Auch John musste grinsen. Major Maggie war der Spitzname von Renies Mutter, den David und er ihr vor langer Zeit gegeben hatten.

Er sah, wie seiner Nichte die Röte ins Gesicht stieg und er war froh, als die Eingangstür aufschwang und sein Vater heraustrat.

„Herzlich willkommen im Naturhistorischen Museum.“ Er strahlte in die Runde. „Ich freue mich, dass ihr gekommen seid und hoffe, ihr werdet eine unvergessliche Nacht bei uns haben. Nun tretet ein.“

Während die Kinder hineinströmten und gleich darauf Ohs und Ahs zu hören waren, zischte Renie John zu, „So ein Rotzlöffel. Kein Respekt vor Erwachsenen. Na, der wird mich noch kennenlernen.“

John musste an sich halten, nicht in lautes Gelächter auszubrechen. „Na, wer im Glashaus sitzt …“, murmelte er zu sich selbst, während seine Nichte den Kindern hineinfolgte.

In Renies jungen Jahren war er selbst zwar die meiste Zeit im Ausland gewesen, aber er konnte sich lebhaft an die Briefe erinnern, die Maggie ihm zu der Zeit geschrieben hatte. Wie oft hatte sie darin von Vorladungen beim Schuldirektor erzählt, der regelmäßig Klage über ihre älteste Tochter führte.

„Insubordination!“ hatte er Maggie entgegengeschleudert. „Widersetzlichkeit! Inakzeptables Verhalten!“ Mit ihrem beständigen Drang zum Diskutieren und Hinterfragen hatte Renie ihre Lehrer oft zur Weißglut getrieben, genauso mit ihrem leidenschaftlichen Aufbegehren, wenn sie sich oder einen ihrer Mitschüler ungerecht behandelt sah. Als sie in der Oberstufe dem Direktor ein Standardwerk der Pädagogik auf den Tisch knallte und ihm nahelegte, dies einmal zu lesen, war sie kurz vor dem Rauswurf gewesen.

Kopfschüttelnd zog John die schwere Tür auf. Als er hineintrat und die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, entfuhr ihm ein „Wow“.

Die mächtige Eingangshalle des Museums lag im Dunklen. Lediglich das gigantische Skelett von Dippy, dem Wahrzeichen des Naturkundemuseums, war von unten angestrahlt.

Die Kinder hatten ihre Schlafsäcke fallen lassen und standen staunend da. Wie fast jedes Londoner Schulkind hatten auch Bella und ihre Freunde Dippy, den Diplodocus schon etliche Male gesehen. Finanzkrise hin oder her, die britische Regierung war stolz darauf, dass jedermann die wichtigsten Museen des Landes bei freiem Eintritt besuchen konnte. Und so herrschte vor allem an Wochenenden und in den Ferien nicht selten ein Besuchergewimmel im Museum, das dem in der Oxford Street beim Schlussverkauf in nichts nachstand. Auch John war seit seiner Kindheit unzählige Male hier gewesen. Aber so wie jetzt hatte er den Dinosaurier noch nie gesehen.

„Dank vieler Spenden konnten wir Dippy endlich in das richtige Licht rücken. Macht sich gut, nicht wahr?“

„Ja, Dad, diese neonblaue Beleuchtung ist wirklich …“, John suchte nach Worten, „effektvoll.“ Er sah zu dem erstaunlich kleinen Kopf hinauf, der sich auf einem langen Hals sitzend aus der Dunkelheit den Besuchern entgegenstreckte. „Man hat direkt das Gefühl, er könnte jeden Moment von seinem Podest heruntersteigen und losmarschieren.“

Renies Augen funkelten. „Wie bei ‚Nachts im Museum‘! Das wäre doch lustig, wenn hier auch wie im Film nach Einbruch der Dunkelheit alles lebendig würde.“

John konnte die Gesichter der Kinder in der Dunkelheit nicht erkennen, aber er merkte, wie sich die Gruppe ein wenig enger zusammendrückte.

„Das wäre in der Tat eine einzigartige Erfahrung“, meinte sein Vater fröhlich. „Von Dippy hätten wir nichts zu befürchten, falls er plötzlich zum Leben erwachen würde. Er ist ein Pflanzenfresser. So, und nun würde ich vorschlagen, ihr lasst eure Sachen hier und nehmt nur eure Taschenlampen mit. Dann legen wir mit unserer Führung los.“

Als alle bereit waren, fragte James Mackenzie, „Wer weiß, wie lange Dippy schon in unserem Museum ist?“

„Über 100 Jahre!“, antwortete Bella wie aus der Pistole geschossen.

„Genau, Bella. Es war eine große Sensation, als er 1905 zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Einen so riesigen Dinosaurier – 26 Meter lang – hatte zuvor noch niemand in England gesehen. Seither haben ihn Millionen von Besuchern bewundert. Viele wissen allerdings gar nicht, dass Dippy kein echtes Skelett ist, sondern eine Replik, ein Gipsabdruck von echten Knochen. Die Knochen selbst sind in einem berühmten Museum in den USA. Amerika ist auch die Heimat von Dippy. Dort hat er vor rund 150 Millionen Jahren gelebt. Und nun wollen wir mal sehen, warum dieser Saurier den Namen Diplodocus bekam.“

Sie folgten James Mackenzie nach hinten und blieben unter dem schier endlos langen Schwanz stehen.

„Das Wort Diplodocus kommt aus dem Griechischen und bedeutet Doppelbalken. Kann jemand von euch einen doppelten Balken entdecken?“

Die Kinder blickten suchend herum.

„Da! Das muss es sein“, meldete sich eines der Mädchen zu Wort und deutete auf die Unterseite des Schwanzes.

---ENDE DER LESEPROBE---