VIVA LA VIDA - Roland Hoja - E-Book

VIVA LA VIDA E-Book

Roland Hoja

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Beschreibung

Diese kleine Sammlung trägt den Titel VIVA LA VIDA. Der Ruf der spanischen und internationalen Kämpfer in den Reihen der spanischen Volksarmee. Es war der Ruf der Menschen, die bereit waren, für die legitime 'Spanische Republik' in den Krieg zu ziehen. Nicht um dessen Willen. Aber im Kampf gegen Faschismus und um der Sehnsucht nach Humanität, Freiheit, Gleichheit, Solidarität und einem BUEN VIVIR! Wir begegnen dem in der vorliegenden Literatur -von Zeugen und als Zeugnisse aus dem spanischen Krieg in Form von Doku-Romanen, Erzählberichten, Tagebüchern und Erzählungen.

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Wir Schriftsteller an der Front haben die Feder aus der Hand gelegt, denn wir wollten nicht mehr Geschichte schreiben, sondern Geschichte machen. … kämpft mit der Feder und mit dem Wort, wie es jedem liegt! Aber kämpft! Salud!1

1Ludwig Renn auf dem 'II. Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur'. Madrid 1937

INHALT

Einleitung

I. Einführung zur historischen Situation Spanien 1936 -1939

II. deutschsprachige Schriftsteller als Brigadisten

III. II. Internationaler Schriftstellerkongress 1937 Valencia, Barcelona, Madrid, Paris

Bertolt Brecht

Egon Erwin Kisch

Ludwig Renn

Bodo Uhse

Gustav Regler

IV.

Lektürebegegnungen Texte als Abbild historischer Wirklichkeiten

Willi Bredel

Betolt Brecht

Eduard Claudius

Bodo Uhse

Gustav Regler

Hermann Kesten

Alfred Kurella

Walter Gorrish

Ludwig Renn

Egon Erwin Kisch

Hans Marchwitza

Alfred Kantorowicz

Erich Weinert

Ernest Hemingway

Bildbegegnungen Fotografie als Abbild historischer Wirklichkeiten

Gerda Taro & Robert Capa

Spaniens Himmel breitet seine Sterne ...

(Lied der 'Thälmann Kolonne')

V. Zusammenfassung und Ausblick

Ahang

Literatur

Personenregister & Editorial

Der Autor

Einleitung

Vor achtzig Jahren tobte in Spanien ein massenhafter bewaffneter Widerstandskampf. Nationalistische, royale, geschichtskonservative Kräfte, unter Anführung General Francisco Francos mit seiner faschistischen Bewegung 'Falange' hatten diesen durch einen Putsch gegen die vom Volk bestimmte 'Spanische Republik' erzwungen. Ja, erzwungen! Es ist historisch betrachtet keinesfalls umgekehrt zu deuten und auch nicht, wie oft bis heute behauptet, als von außen gesteuert.

Es handelt sich also um den 80sten Jahrestag dieses Ereignisses, den zu feiern unangebracht, aber den zu würdigen und zu ehren als eine demokratisch-humanistische Aufgabe unseres Jahrhunderts erscheint. Nach Georg Lukácz wäre es berechtigterweise sogar eine ontologische Notwendigkeit der Gattung Mensch, weil sich die Dialektik der Menschheitsgeschichte aus und in Widersprüchen entwickelt, die mitunter auch im realen Schein menschenvernichtender Kämpfe ihren Ausdruck finden. Wenn auch nicht gleich zu einer menschenwürdigen Lösung führten. Die war, wie wir wissen, am Endes dieses Krieges in den Februartagen 1939 nicht gegeben.

In unseren Tagen des 21. Jahrhunderts toben wieder Kriege unterschiedlicher Ursachen, gelten wieder Vergessens- und Erinnerungsstrategien, die einer antikommunistischen oder/und scheindemokratischen Haltung gezollt sind, indem nur das erinnert, was auch als bürgerlich-demokratisch ausgelobt werden soll. Beispielsweise die sogenannte 'Neutralität' der damaligen Westmächte, welche einer Unterstützung der faschistsichen Kräfte im Ergebnis gleichkam.

Mit Recht als faschistisch-barbarisch gebrandmarkt wurde und wird: die Bombardierung der nordbaskischen Stadt Gernika und damit die radikale Auslöschung derer Bürger.

Mit dem Slogan: Nie wieder Krieg, der ja grundsätzlich richtig ist, werden aber allein die ursächlichen imperialen Gesetzmäßigkeiten und Widersprüche nicht im Sinne einer fortschrittlichen Menschheitsgeschichte, - als eben ontologische Bestimmung -, gelöst.

Diese Überlegungen aus der Sicht Anno 2017, noch dazu die Würdigung ebenso der menschheitshistorisch bedeutsamen Russischen Oktoberrevolution vor 100 Jahren, gab Anlass genug für die Arbeit am vorliegenden Lektüre- und Motivationsbändchen. Im Besonderen dann mit zusammenfassenden Beiträgen aus literarhistorischer Perspektive und Verantwortung.

Nämlich:

siebenundzwanzig deutschsprachige Schriftsteller kämpften in den Reihen der Internationalen Brigaden für die Spanische Republik. Die umfassende Spanienliteratur entstand unter dem unmittelbaren Eindruck des faschistischen Überfalls, zum Teil sogar in Kampfpausen konzipiert oder/und geschrieben. In dokumentarischer Romanform, als Erzählung und als Reportage.

Im 80.Jahr nach Fortsetzung des Widerstandskampfes 1937 und der Vernichtung des baskischen Gernika am 26. April 1937 durch die den Putsch unterstützenden deutsch-italienischen Bomber, möchte ich erinnernd bewusst machen, im Gedenken an diesen Kampf, an die Kämpfenden gegen Faschismus und Krieg. Zur mahnenden Lektüre mit Blick in die Historie. Zur Wiederherstellung des demokratischhumanistischen Gedenkens und Denkens. Das anhand ausgewählter deutschsprachiger Literatur, deren Autoren die Feder mit der Waffe tauschten, die Feder selbst als Widerstandswaffe nutzten oder parteiisch den Widerstand dokumentierten.

Als ein leitendes Wort erlaube ich mir eins vom 'KFSR' (Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936-1939) richtungsweisend zu nutzen:

Lasst uns die Verbundenheit der Brigadistas über die Ländergrenzen hinweg mitnehmen in die Kämpfe der Gegenwart! Dort wo wir uns finden, ... Nur gemeinsam werden wir in der Lage sein, die gesellschaftlichen Verhältnisse für alle menschenwürdiger zu gestalten. Der Kampf geht weiter!2

Mir erschien es wichtig, Bert Brecht's Gewehre der Frau Carrar aufzunehmen, obwohl der Autor selbst nicht vor Ort sein konnte und diese Notwendigkeit wohl auch nicht in Erwägung gezogen hatte. Wiewohl aber sein dramatisch angelegtes Stück ein glühendes Bekenntnis darstellt, wie es auch bereits als ein unmittelbar aus dem Krieg entstandenes, früh unterstützendes, wirken konnte. Ernest Hemingway bildet als nordamerikanischer Schriftsteller mit seinem Roman: Wem die Stunde schlägt eine literarische Besonderheit und Ausnahme. Arbeitete er doch dokumentierend unterstützend ganz nahe am konkreten Ort und wurde von den kämpfenden Schriftstellern als Schriftsteller und 'Compañero' sehr geachtet.

So auch die deutsche Fotografin Gerda Taro, wie der ungarische Fotograf Robert Capa3, deren bilddokumentarische Arbeiten hier in einem gesonderten Kapitel zu würdigen und deren Lektüre zu empfehlen ist.

Ausdrücklich bedeutsam ist für den Autor die historisch-notwendige Verpflichtung, gegen das Vergessen anzukämpfen und Material anzubieten, um es gemeinschaftlich solidarisch tun zu können. Mir ist bewußt, dass dieser Anspruch eine plakative Sprachhülse sein kann, - so oft gehört, gelesen und anschließend nach vielleicht einem Pflicht-Festakt vergessen - , die allein dem Schein nach ehrend, mahnend ans Nichtvergessen appelliert. Gerade deswegen gilt mein Interesse der bewussten Nachhaltigkeit und dem erkenntnisorientierten Dokumentations- wie Verstehensprozess. Wissend berücksichtigend, dass solche Litertur lesende Menschen dies nicht gleich auch auf gleichem Niveau tun können.

Warum nicht?

1.

Eine historisch-dialektische Betrachtungsweise von Geschichtsprozessen als Ganzheit ist bis dato nicht Bestandteil unseres Bildungssystems, gelehrt wird das 'Ereignis' als solches.

2.

Die Betrachtung und Darstellung selbst erfolgt parteiisch, während bürgerliche Wissenschaft deren Objektneutralität fordert.

3.

Der Gegenstand der Betrachtung und Darstellung ist selbst nicht objektneutral, sondern Ergebnis eines politischen Willensbildungsprozesses im Subjekt/Objekt-Verhältnis in der Ganzheit des antifaschistischen Kampfes gegen die Gegner der rechtmäßig legitimierten Spanischen Republik, wie des Kampfes gegen Imperialismus und dessen faschistischer Regierungsformen.

Hier kommen also Bedingungen und Voraussetzungen zusammen, die ein gemeinschaftliches Verständnis wie dessen Nachhaltigkeit für die Gestaltung einer antifaschistischen Zukunft behindern könnten. Daher versuche ich mit diesem kleinen Buch, nicht allein sozusagen die Geschichten als Geschichten in Kurzform vorzustellen. Vielmehr sie vorzustellen als Teil dieser Ganzheit des spanischen Krieges und erklärend bezogen auf die damit verbundene Notwendigkeit des Kampfes mit der Waffe statt einer obskuren Lust am Dasein des Soldatseins. Des Kampfes mit der Waffe als Kampf um und für die Menschlichkeit. Letztlich also um die Wiedergewinnung demokratisch-humanistischer Zustände in Spanien, wie in Europa und der Welt.

Das im Besonderen aus der Pespektive des Schriftstellers, der, - wie Ludwig Renn es nachdrücklich auf dem »Zweiten Internationalen Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur« - , als Notwendigkeit formulierend forderte:

Wir Schriftsteller an der Front haben die Feder aus der Hand gelegt, denn wir wollten nicht mehr Geschichte schreiben, sondern Geschichte machen.

Die Lesenden werden feststellen, dass allein nicht mit dem Lesen vom Krieg, vom Leid, vom Kämpfen und Sterben, von Vernichtungsbombardements die Geschichten dieser Historie zu erfassen sind. Sondern ganz besonders über die subjektiven Widersprüchlichkeiten zu dem objektiv erfahrenen faschistischen Gewaltterror. Auch über die subjektiven Widersprüchlichkeiten der Brigadisten untereinander, die mit den spanischen und internationalen Freiwilligen nicht gleich schon eine Einheit bildeten durch ihren einheitlichen Willen im Widerstandskampf.

Ja, diese notwendige Vereinheitlichung war auch ein Kampf um die Widersprüche, d.h. es waren auch ganz persönliche und politische Kampffronten vorhanden, die zum Ziel die Einheit haben sollten. Daher erzählen hier auch Schriftsteller, die Funktionen als Politkommissare ausübten, sie erzählen von Mannschaften, deren Uneinigkeit erst zur Einheit geführt werden musste. Auch von Brigadisten, die erst nach ihrer Entscheidung für den Widerstandskampf zu Kämpfern als und in der Einheit werden konnten.

Ein sehr kompliziertes Gebilde, das dort in Albacete vom Oktober 1936 bis zum Juni 1938 in der »Base organica de las Brigadas Internacionales« entstanden war.

Auch wissend, dass es sich hier um Literatur handelt, deren Ursache und Zweck im Krieg und gegen den Krieg lag. Wie deren Autoren angetreten waren, um genau das zu vermitteln, nicht, um dem bürgerlichen Literaturgeschäft nach Sinn und Form Rezensions- und Konsumtionsstoff zu liefern.

Im 80sten Jahr nach Beginn des Widerstandskampfes im Oktober 1936 möchte ich erinnern und bewusst machen, aufrütteln im Gedenken an diesen Kampf, für die Kämpfenden gegen Faschismus und Krieg. Für die durch das Volk mehrheitlich gewählte »Frente Popular«, für die Spanische Republik. Zur mahnenden Lektüre mit wachem Blick in die aktuelle Historie.

2http://www.spanienkaempfer.de/index.php/zum-80-jahrestag-2016/articles/zum-80-jahrestag-2016

3Beides Pseudonyme, um sich als jüdischstämmig in der Arbeit und im Leben zu schützen.

I. - Einführung zur historischen Situation Spanien 1936-1939

Der national-revolutionäre Freiheitskrieg in Spanien 1936-1939 ist Teil der wesentlichen weltgeschichtlichen Ereignisse. Die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts bildeten entscheidende Etappen im Kampf der Völker gegen bürgerliche Reaktion, gegen Konservativismus in der extremsten Form des Nationalfaschismus. Der Kampf gegen den Faschismus wurde immer erbitterter und wuchs sich schließlich unabdingbar zu einem bewaffneten Volkskrieg aus, der weltweit Unterstützung fand.

Vorausgegangen waren bereits mehrere Jahre politischen Kampfes in Spanien. Der Sturz der Monarchie im Jahre 1931 hatte noch nicht zur Errichtung einer stabilen republikanischen Regierung geführt. Reaktion und katholizistisch-national-faschistische Kräfte wie beispielsweise der durch Rechtsparteien gebildete Block CEDA (Confederación Espaňola de Derechas Autónomas) unternahmen immer wieder Versuche, die alte Ordnung der feudalistisch-monarchistischen Gutsherren ('Granden') und der Kirche wiederherzustellen. Die kapitalistisch organisierte Industrie im Verbund. In der nordspanischen Provinz Asturien wurden 1934 bewaffnete Erhebungen der Arbeiter und Bergarbeiter dagegen grausam niedergeschlagen.

Dies gab den Anstoß zur Sammlung und Vereinigung der republikanischen Kräfte im Land,- Anarchisten (FAI, Federación Anarquista Ibėrica), Trotzkisten (POUM, Partido Obrero de Unifiación Marxista), Kommunisten (PCE, Partido Comunista de España), Sozialisten (PSOE, Partido Socialista Obrero Español). Parteien des Kleinbürgertums, der mittleren Bourgeoisie und der liberal-bürgerlichen Intelligenz. Sowie die großen Gewerkschaftsbünde CNT (Confederación Nacional de Trabajo) und UGT (Unión General de Trabajadores)

Dann erst, mit der Bildung einer antifaschistischen Einheitsfront und im Januar 1936 mit der Unterzeichnung des Pakts zur 'Volksfront' sollte diese als eine geeignete Organisationsform politisch einen wählbaren Gegenpol darstellen. Tatsächlich errang dieser Block als »Frente Popular« (Volksfront) am 16. Februar 1936 einen historischen Mehrheitswahlsieg, der nach dem 1. März in einer Regierung unter Manuel Azaňa mündete, der wiederum im Mai zum Präsidenten berufen wurde, während folgend der Sozialist Largo Caballero dem Kabinett vorstand. Der musste 1937 zurücktreten und dem bürgerlich linksintellektuellen Juan Negrin Lopez die Verantwortung übergeben, weil er nicht in angemessener Gewichtung antirepublikanischen Bestrebungen der Trotzkisten und Anarchisten entgegenzutreten gewillt war. Was sicherlich auch Indiz dafür war, dass der anhaltende Kampf um die Republik längst von Kommunisten, Sozialisten und weiteren baskischen wie katalonischen Linkskräften bestimmend geführt wurde. Dies an dieser Stelle ohne Wertung, sondern unter historisch-wissenschaftlichem Abgleich und vorliegender literarischer Dokumentation. Deren gemeinsamer Tenor nahezu einheitlich aus ideologischer Sicht die Rolle der starken anarchistischen Kräfte aus dem CNT (Confede-ración Nacional del Trabajo), wie aus dem trotzkistischen POUM (spanisch: Partido Obrero de Unificación Marxista; katalanisch: Partit Obrer d'Unificació Marxista) für den gemeinsamen antifaschistischen Kampf als hinderlich, ja sogar in der zugesprochenen Rolle als sogenannte '5.Kolonne' als verräterisch ansah. So gab es nun eine Regierung ohne deren Beteiligung.

Fronten, Kampflinien und Versorgungswege während des Spanienkrieges (rh©copy2017)

Nach dem national-faschistischen Putsch vom 17.Juli 1936 unter der Führung Francisco Francos gegen die Spanische Republik, wurden im Oktober die ersten Internationalen Brigaden aufgestellt. Albacete wurde Ausbildungs- und Aufstellungsort.4 Im selben Monat billigte die Regierung die Aufstellung der 'Inter-Brigaden'; die Volksarmee wurde gegründet und die bisherigen Volksmilizen dem militärischen Oberkommando unterstellt.

Im Juni 1937 zählten ca. 7tsnd Franzosen, 5tsnd Polen, 5tsnd Engländer und Amerikaner, 3tsnd Belgier, 1tsnd Lateinamerikaner, 2tsnd Angehörige aus den Balkanländern, wie 5tsnd Deutsche und 4tsnd Italiener zu diesen Interbrigaden.

Benötigt wurden Waffen. Da die um- und anliegenden Staaten wie Frankreich und Großbritannien eine sog. 'Nichteinmischungspolitik' verfolgten, die dazu führte, dass Waffenkäufe verweigert, bzw. gekaufte Waffen wegen regressiver Grenzkontrollen oder -Schließungen nicht ausgeliefert werden konnten, war die Spanische Republik auf die aus der Sowjetunion angewiesen.

Mit der Politik der 'Nichteinmischung' wurden die reaktionär-faschistischen Aufständischen direkt bevorzugt, wiewohl sie damit natürlich auch das massive Eingreifen des italienischen und deutschen Faschismus unterstützten. Diese Vorgehensweise weiter verfolgend, war es dann auch seitens dieser Mächte tragisch folgerichtig, auf der diplomatisch-internationalen Bühne des 'Völkerbundes' den Abzug aller ausländischen Freiwilligentruppen als Vorbedingung für eine Beendigung des nun als 'Bürgerkrieg' bezeichneten Freiheitskrieges zu fordern, diesen Krieg zu einer innerspanischen Angelegenheit zu wenden. Während die Achsenmächte (Berlin-Rom) dieser Forderung nicht nachkamen, schickte die republikanische Regierung unter Juan Negrín die Inter-Brigaden im Oktober 1938 in ihre Heimatländer zurück. Diese völkerrechtlich abgesicherte Maßnahme sollte sozusagen dazu führen, international als neutral zu gelten, wie auch den Abzug deutschen und italienischen Militärs zu befördern. Das aber traf nicht ein. Vielmehr erfolgte damit die Schwächung der verbleibenden republikanischen Armee im unmittelbaren Kampf an der Ebro-Front. In Konsequenz die Anerkennung Francos durch England und Frankreich im Februar 1938. Und damit dann die Wegbereitung für die Installation faschistischer Macht in Spanien. Das Innehaben der äußeren Kontrolle spanischer Hoheitsgewässer und die scheinbare Nichteinmischung im Inneren beförderten diesen Prozess.

Ein letzter Einsatz von noch verbliebenen internationalen Freiwilligen gegen die franquistische Armee konnte das Vordringen nicht mehr aufhalten, sicherte aber im Februar 1939 die Flucht der Zivilbevölkerung nach Frankreich.

Der Spanienkrieg wurde so zum Symbol internationaler Solidarität im Konkreten, ganz wie Ludwig Renn es auf dem Schriftstellerkongress gefordert hatte, dennoch ohne den Sieg für eine Spanische Republik.

äußere Küstenkontrollbereiche im Verlauf 1936-1939 (rh©copy2017)

4Vgl. dazu insbesondere A. Kantorowicz; Eduard Claudius; Ludwig Renn a.a.O.

II. -deutschsprachige Schriftsteller als Brigadisten5*

Siebenundzwanzig deutschsprachige Schriftsteller, Dichter, Journalisten und Publizisten kämpften in den Reihen der Internationalen Brigaden für die Spanische Republik. Die umfangreich daraus entstandene Spanien-Literatur entstand unter dem unmittelbaren Eindruck des faschistischen Überfalls, in Teilen sogar während der Kampfpausen konzipiert oder/und geschrieben. In dokumentarischer Romanform, als Erzählung und als Reportage.

Namentlich:

Willi Bredel*, Eduard Claudius*, Alfred Kantorowicz*, Walter Gorrish*, Bodo Uhse*, Gustav Regler*, Ludwig Renn*, Egon Erwin Kisch*, Hans Marchwitza* und Erich Weinert*. Als Ausnahme, ohne direkte Beteiligung in den Interbrigaden, aber literarisch-dramatisch deren Kampf parteiisch unterstützend: Alfred Kurella, Hermann Kesten, Bertolt Brecht und Ernest Hemingway. Offensichtlich ist dabei, - das Projekt hier belebend - , dass es sich um Schriftsteller handelt, die entweder früh schon KPD-Mitglieder waren, die ohne Mitgliedsbuch affin bewusste Parteilichkeit ausübten, wie solche konsequent bürgerlich-demokratischer Haltung. Letztere eindrucksvoll in Solidarität für die gemeinsame Front, ohne antikommunistische Reminiszenzen.

Allerdings, ohne dass die Leistung der Autoren verunglimpft würde, entwickelten sich in Teilen ihrer Werke auch Diskreditierungen der anarchistischen und trotzkistischen Kampfeinheiten6, obwohl diese nachweislich mutig und kampferprobt, uneigennützig für die Republik kämpften, wenn auch nicht gerade immer nach Maßgabe der spanischen PCE und der KPDSU. Sollte doch die 'Frente Popular' als Bündnis auch gleichberechtigte Partner vereinen, nicht spalten. Infolge des zweiten der sogenannten Moskauer Prozesse vom 23. - 30. Januar 1937 entwickelte sich große Unruhe gerade bei intellektuellen Brigadisten. Dessen Bekanntwerden führte wenigstens zu Fragen über Berechtigung und Notwendigkeit gerade in der Phase der massiven Unterstützung des spanischen Krieges seitens der sozialistischen Sowjetunion.

(fotos: rh©copy2017)

*Alfred Kantorowicz

Alfred Kurella

*Egon Erwin Kisch

*Erich Weinert

Bertolt Brecht

*Bodo Uhse

*Ludwig Renn

Ernest Hemingway

*Hans Marchwitza

Hermann Kesten

*Gustav Regler

*Willi Bredel

Robert Capa

Gerda Taro

*Walter Gorrish

5zu biographischen Angaben vgl.: Abel, Werner; Hilbert, Enrico »Sie werden nicht durchkommen« Deutsche an der Seite der Spanischen Republik und der sozialen Revolution. a.a.O.

6Polemiken gegen 'Anarchisten' und 'Trotzkisten' unterschiedlicher Couleur und deren Einheiten und Organisationen finden sich besonders bei Bredel, Uhse, Claudius und Regler. Kantorowicz erhebt Anklage, weil sie miltärtechnisch, linkssozial und damit objektiv letztlich der Falange in die Hände spielten. Dessen Wahrheitsgehalt und Verifizierung ist hier nicht erarbeitet, sollte aber durchaus bei näherer Beschäftigung Thema sein. Dass gerade die anarchistischen Einheiten mutig und vorbehaltlos den antifaschistischen Kampf führten. (vgl. Geschichte des 'POUM'; der 'FAI', des 'CNT' und der PCE im spanischen Krieg)

III. - Zweiter Internationaler Schriftstellerkongress zur Verteidigung der Kultur – 4.-17.Juli 1937

(rh©copy 2017)

Ludwig Renn als deutschsprachiger Schriftsteller und aktiver Kämpfer in den Reihen der Internationalen Brigaden war einer der Teilnehmer dieses Folgekongresses nach dem von 1935 in Paris. Stellte sich letzterer unter das Motto “zur Verteidigung der Kultur', nämlich antifaschistisch gegen die weitere Bedrohung und Außerkraftsetzung demokratischer Kulturinhalte und deren Vetreter unter der existierenden Naziherrschaft seit 1933, so tat es dieser aktuell auch.

Einmal hatte der faschistische Terror weiter seinen Unterdrückungsapparat ausgebaut, Kulturschaffende zur Flucht gezwungen oder sie zunächst unter ein Arbeits- und Veröffentlichungsverbot gestellt7, wie mithilfs der öffentlichen Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933 ihrer Arbeit unter Bedrohung des Lebens ein Ende gesetzt. Weiterhin hatte der deutsche und italienische Faschismus 1936 massiv auf Seiten des franquistischen aufständischen Militärs in den spanischen Krieg eingegriffen. Dies sollte ein europaweites Zeichen manifestieren, dass die Republik als momentane demokratische Vertretungsform des Volkes jetzt und für die Zukunft ohne Existenzberechtigung sei und so mit aller Härte im faschistischen Bündnis zu bekämpfen sei.