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Das Mittelalter fasziniert die Menschen unserer modernen Gesellschaft. Diese Geschichtsepoche zwischen der Antike und unserer Neuzeit bietet viel Stoff für Mystik und Fantasie. Jedoch was ist es eigentlich, was uns das Mittelalter so interessant erscheinen lässt? Sind es die mächtigen Burganlagen, die Ritter mit Schwert und Rüstung auf ihren geharnischten Pferden oder ist es das einfache, ursprüngliche Leben. Vielleicht ist es auch der Umstand, dass wir über diese Epoche, die als dunkles Zeitalter bezeichnet wird, recht wenig wissen. Der Autor, der bereits 5 Burgenbücher verfasst hat, möchte daher mit diesem Buch versuchen, ein wenig Licht in das Dunkel um Burgenbau und Burgenleben im Mittelalter zu bringen.
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Seitenzahl: 138
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Ritterburg im 13. Jh. – Adolf Lehmanns Kulturgeschichtliche Bilder, Nr. 2, Wachsmuth Verlag Leipzig 1880
Das Mittelalter fasziniert die Menschen unserer modernen Gesellschaft. Diese Geschichtsepoche zwischen der Antike und unserer Neuzeit bietet viel Stoff für Mystik und Fantasie. Jedoch was ist es eigentlich, was uns das Mittelalter so interessant erscheinen lässt? Sind es die mächtigen Burganlagen, die Ritter mit Schwert und Rüstung auf ihren geharnischten Pferden oder das einfache, ursprüngliche Leben. Vielleicht ist es der Umstand, dass wir über diese Epoche, die als Dunkles Zeitalter bezeichnet wird, recht wenig wissen? Diese Bezeichnung basiert nicht darauf, dass es im Mittelalter dunkel war, sondern weil uns für Zeitabschnitte des Früh- und Hochmittelalters sehr wenig Informationen vorliegen. Der Mangel an schriftlichen Nachrichten, numismatischen und teilweise auch archäologischen Funden erschwert die historische Erforschung und Bewertung dieser Zeiten sehr.
Auf jeden Fall war das Mittelalter eine äußerst harte und schwere Zeit für alle Menschen! Diese Epoche war, was die Lebensumstände und Lebensbedingungen der Menschen betraf, nicht mit der Antike zu vergleichen. In der Antike, insbesondere im Römischen Reich, war die gesamte Entwicklung der Zivilisation weiter vorangeschritten, als dann im Mittelalter nördlich der Alpen. Die Verluste der zivilisatorischen Errungenschaften der griechisch-römischen Antike können wohl ausschließlich der christlichen Kirche zugeschrieben werden. Festzuhalten ist außerdem, dass es in der ausgehenden Spätantike bzw. dem Frühmittelalter, im Zuge der Christianisierung, zum Verlust eines Großteils der antiken Literatur kam. Lehre und Wissenschaft blieben lange Zeit ausschließlich dem Klerus vorbehalten. Daher waren selbst Könige, Herzöge und Grafen häufig nur wenig schriftkundig. Es wird angenommen, dass der niedere Adel häufiger das Lesen und Schreiben gar nicht beherrschte.
Ich habe mich über Jahre mit dem Mittelalter und dessen historiografischen Quellen beschäftigt. Zudem habe ich entsprechende thematische neuzeitliche Literatur studiert und mehrere Bücher zum Mittelalter verfasst. Besonders durch die Recherche zu meiner fünfteiligen Reihe „Burgen und Schlösser der Harzregion“ habe ich mir Wissen und Kenntnisse aneignen können, wie sie in dieser Form nur selten in der Sachbuchliteratur behandelt werden. Das war mein Ansatz zu diesem kleinen Buch. Ich möchte damit einen Einblick vermitteln, wie die Menschen im Mittelalter gelebt haben und wie sie ihre baulichen Monumente – die Burgen – errichtet haben. Viele Fragen zum Leben und zur Kultur des Mittelalters konnten bis heute nicht zweifelsfrei geklärt werden. Vielleicht kann dieses Buch jedoch dazu beitragen, für den geschichtlich interessierten Leser etwas Licht in dieses „Dunkle Zeitalter“ zu bringen – dann bin ich meinem Anliegen gerecht geworden.
Bernd Sternal, im Dezember 2015
Die verschiedenen Bauten einer Burg am Beispiel:
Burg Lichtenberg bei Salzgitter Rekonstruktionszeichnung von Wolfgang Braun
Seit der Jungsteinzeit sind befestigte Plätze verschiedener Art, die im weiteren Sinne als Burgen angesprochen werden können, nachgewiesen. Man nutzte sie in Notzeiten als Zufluchtsstätten (Fluchtburgen) oder bewohnte sie ständig. Als bisher älteste bekannte Stadt der Welt gilt das an einer bedeutenden Ost-West-Straße, und an einer fruchtbaren Oase im Jordantal, gelegene Jericho. Es gilt als gesichert, dass spätestens 8300 v. Chr. begonnen wurde, die Stadt zu befestigen. Hethiter, Griechen, Phöniker und andere Völker aus Vorderasien errichteten schon Jahrhunderte vor Christi Geburt befestigte Königs- oder Fürstensitze sowie Stadtburgen. Ihnen nach folgten die Römer u.a. mit ihrer arx auf dem Kapitol sowie ihren massiv befestigten militärischen Standlagern castra stativa. Diese Mehrzahl vom lateinischen castrum (Festung) klingt bis heute in vielen europäischen Städtenamen nach.
Nördlich der Alpen gab es schon Jahrhunderte vor Beginn unserer Zeitrechnung befestigte Siedlungen, so in Biskupin in der Woiwodschaft Posen. Auf einer früheren Insel im Biskupiner See bestand etwa zwischen 550 und 400 v. Chr. eine Siedlung für mehrere hundert Menschen, die umfangreich mit Holz-Erde-Befestigungen geschützt war.
Tor und Wall in Biskupin - rekonstruierte Siedlung der Lausitzer Kultur aus der Bronzezeit, Urheber: Fazer 2005
Bau der Heuneburg (Anfang 6. Jh. v. Chr.) (Diorama im Heuneburg-Museum, Hundersingen) Foto: LepoRello
In Süddeutschland zeugt die Heuneburg (Hünenburg) im Saulgau südlich der Schwäbischen Alb von frühen Befestigungsaktivitäten. Diese gewaltige Ringwall-Anlage zwischen den Ortschaften Hundersingen und Binzwangen in Baden-Württemberg stammt aus der Hallstatt-Kultur und wurde archäologisch intensiv untersucht. Die Grabungsarbeiten wurden von dem renommierten Archäologen Prof. Kurt Bittel geleitet. Die dabei gefundene griechische Importkeramik deutet zweifelsfrei auf bestehende Handelsbeziehungen in den Mittelmeerraum hin. Erstaunlicher ist aber die Tatsache zu werten, dass diese Heuneburg nicht immer nur den typischen Ringwall-Charakter hatte. Vielmehr erhielt sie in der zweiten ihrer insgesamt sechs Hauptbauphasen – etwa im 6. Jahrhundert v. Chr. – eine auf Steinfundamenten ruhende Mauer aus getrockneten Lehmziegeln mit rechteckigen Bastionen. Im Gegensatz zu der erwähnten Importkeramik weist diese Bauphase nicht nur auf Handelsbeziehungen in den Mittelmeerraum hin, sondern auf weit darüber hinausgehende enge Beziehungen, die wir heute wohl als Kooperationen bezeichnen würden. Diese Grabungen und Forschungen wurden im Zeitraum von 1950 - 1979 durchgeführt.
Tauchen wir nun in die mitteldeutschen und norddeutschen Regionen ein, denen ich mich in diesem Buch widmen möchte.
Lange Zeit konnten in diesen norddeutschen Gebieten dennoch keine vor- und frühgeschichtlichen Befestigungsanlagen ausgemacht und nachgewiesen werden. Das veranlasste den hochgeschätzten und renommierten Archäologen und Geschichtsforscher Prof. Dr. Carl Schuchhardt zu der Annahme, dass die Völker in diesen Regionen verhältnismäßig friedlich zusammenlebten und sich vor Feinden nicht mit Wehrbauten schützen mussten. Inzwischen sind Prof. Schuchhardts Theorien in dieser Form wohl nicht mehr haltbar.
Dass die norddeutsche Landschaft noch von skandinavischem Eis bedeckt war, als südlich der Alpen, im Mittelmeerraum sowie in Vorderasien bereits Hochkulturen blühten, ist der maßgebliche Grund für die späte kulturelle Entwicklung des Norddeutschen Flachlandes. Verhältnismäßig schnell holte diese Region den Rückstand jedoch auf!
Besonders in neuerer Zeit wurden in Nord- und Mitteldeutschland vor- und frühgeschichtliche Befestigungsbauten nachgewiesen – moderne Prospektionsmethoden bringen hierbei viele neue Erkenntnisse. Ein respektables Beispiel dieser Region ist die Hünenburg bei Watenstedt im Landkreis Helmstedt, der wir uns nun etwas detaillierter zuwenden wollen.
Die wissenschaftlichen Untersuchungen an dieser Anlage begannen bereits im Jahr 1878. Zuvor hatte man auf dem Gelände ein Gräberfeld der jüngeren Bronze- und frühen Eisenzeit entdeckt. Die Wissenschaft der Archäologie steckte damals noch in den Kinderschuhen. Aber der angesehene Braunschweiger Geschichtsverein nahm sich der archäologischen Untersuchungen an, die bis 1907 andauerten. In neuerer Zeit, über neunzig Jahre später, wurden diese Grabungen und Untersuchungen seit 1998 mit modernen Methoden fortgesetzt und sie dauern bis heute an.
Hünenburg bei Watenstedt
gezeichnet von Michael Zeitzmann nach Foto am Objekt
Die Forschungsergebnisse sind richtungweisend und rücken unsere Geschichte zum Teil in ein neues Licht: Diese Watenstedter Anlage entstand bereits während der Bronzezeit um 1300 v.Chr. und sie war anscheinend Sitz einer elitären Bevölkerungsgruppe. Die Anlage wurde am westlichen Rand des Heeseberges errichtet und liegt auf 133 m ü. NN zwischen dem Höhenzug des Elm und der Niederung des Großen Bruches. Wer den Heeseberg besaß, hatte die Kontrolle über die an seinem Fuße vorbeiführenden Heer- und Handelsstraßen. Ein solcher strategisch exponierter Standort musste jedoch geschützt werden. So begann man die Siedlung zunächst zu befestigen, um sie schrittweise zur Befestigungsanlage auszubauen. Die Ausgrabungen ergaben, dass die Hünenburg bereits im elften vorchristlichen Jahrhundert massiv befestigt war. Zunächst bestand die Befestigung aus einer Holz-Erde-Konstruktion, die dann eine steinerne Verblendung erhielt. Eine weitere grundlegende Bauphase begann zudem etwa um 700 v.Chr. und die einstige Siedlung wurde strategisch zu einem stadtartigen Handels- und Herrschaftszentrum ausgebaut. Ihr Reichtum basierte auf dem Handel mit Erzen aus dem Harz, deren Verarbeitung zu Geräten und Waffen sowie auf Salzhandel. Es wird angenommen, dass die bronzezeitlichen Bewohner von skandinavischer Herkunft waren, die wohl einer frühen nordgermanischen Bevölkerung zugeordnet werden können. Diese These basiert auf dort gefundenen Bronzebecken samt passenden Gießformfragmenten, von denen Parallelen bisher nur aus Dänemark bekannt sind. Verfestigt wird diese These durch den Fund eines Feldes mit 450 Gargruben durch Archäologen der Universität Göttingen. Solche Gruben, in denen Speisen auf erhitzten Steinen gegart wurden, sind ansonsten weiter östlich und vor allem im skandinavischen Raum weit verbreitet.
Jedoch ging die Hünenburg mit Beginn der Eisenzeit in einer Brandkatastrophe unter. Ob die Bewohner dabei ums Leben kamen, oder ob ihre Spuren nur im Kulturumbruch der Eisenzeit mit ihren zahlreichen Neuankömmlingen untergingen, ist uns bisher verborgen geblieben.
Mittelalterlicher Burgenbau
zeitgenöss. Dartstellung, Autor unbekannt
Die bronzezeitliche Anlage verschwand für etwa tausend Jahre aus dem Fokus der hiesigen Bevölkerung. Erst in der Völkerwanderungszeit sowie im frühen Mittelalter setzte eine neuerliche Nutzungs- und Bebauungsphase ein. Zu dieser Zeit wurden die Wallanlagen noch einmal deutlich erhöht. Etwa zur Zeit der Sachsenkriege, im 8. Jahrhundert n. Chr., muss die Befestigungsanlage wohl von den Franken zerstört worden sein. Die Ausgrabungen von 1998 konnten belegen, dass die Anlage schon kurze Zeit später wieder aufgebaut wurde und nun den Karolingern als wichtiger Stützpunkt diente; wie lange diese Nutzungsphase andauerte ist jedoch bislang nicht klar.
Der Herrschaftssitz mit Handelszentrum in Watenstedt ist als eine der größten bisher bekannten bronzezeitlichen Siedlungen in Mitteleuropa anzusehen. In ihr wohnten bis zu 500 Menschen, was für damalige Verhältnisse eine enorme Zahl darstellt.
Steinmetze im Mittelalter, Holzschnitt von unbekanntem Autor
Wenn wir uns nun wieder dem Kernthema meiner Ausführungen, dem Burgenbau, zuwenden, so kann uns diese Anlage exemplarisch die Entwicklung von Befestigungsanlagen aufzeigen. Das Burgplateau wurde durch eine Befestigungsmauer aus Erde und Holz, heute noch als Erdwall im östlichen Bereich am jetzigen Standort erhalten, geschützt. Der ursprünglich das ganze Burgareal umfassende Verteidigungsring wurde im Norden und Westen durch künstlich geböschte Hänge, im Süden durch den nördlichen Geländeabfall, im Osten zum Hochplateau hin durch einen vorgelagerten Graben zusätzlich geschützt. Das im Süden gelegene Haupttor war, zum Wallverlauf rechtwinklig versetzt, so angelegt, das potentielle Angreifer sich diesem mit der rechten, vom Schildarm ungeschützten Seite nähern mussten. Allerdings sind diese vor- und frühgeschichtlichen Befestigungsanlagen nicht Schwerpunkt dieses Buches, dennoch werde ich gelegentlich darauf zurückkommen.
Bau eines Turmes mit Hilfe von Leitern, Aufzügen und Treträdern, rechts wird ein Quader mit einer Steinzange nach oben gezogen; Darstellung aus dem 14. Jh., Autor unbekannt
Das Bauwesen und die Geschichte von Burgen nennt man Burgenkunde, und die kann man durchaus als Rückgrat der frühgeschichtlichen und mittelalterlichen Forschung ansehen. Sicherlich verbirgt der Boden noch unzählige archäologische Hinterlassenschaften, die helfen könnten unser Geschichtsbild aufzuhellen. Aber Archäologie ist kostspielig und langwierig, auch muss oftmals der Zufall seine Hand im Spiel haben, um bedeutsame Funde zu machen. Jeder Fund, mag er noch so unbedeutend erscheinen, ist jedoch ein Puzzle-Stein in unserem Geschichtsbild. Allein die Hinterlassenschaften der Befestigungsanlagen sind im Wesentlichen oberirdisch und somit prädestiniert, ihnen besondere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.
Burgenbau, Holzschnitt aus dem Mittelalter, unbekannter Autor
Die mittelalterlichen Befestigungsanlagen, die wir Burgen nennen, sind immer ein Spiegelbild der Zeit, in der sie entstanden. Sie geben uns Auskunft über das Leben unserer Vorfahren, wir müssen die Hinterlassenschaften nur richtig lesen können. Im engeren Sinne versteht man unter einer Burg einen befestigten, aus Stein gebauten Herrensitz des Mittelalters, der unter Ausnutzung natürlicher Geländevorteile entweder als Höhenburg oder als Niederungsburg (Wasserburg) angelegt wurde.
Die Burgen des Mittelalters, denen wir uns zuwenden wollen, dienten vorrangig als Wehr- und Wohnbauten, erhielten jedoch zunehmend auch die Funktion von Residenz- und Repräsentationsbauten. Daher waren Burgen in der Regel dafür gebaut und ausgerüstet worden, längere Belagerungen zu überdauern. Dazu war eine gesicherte Wasserversorgung unabdingbar, die durch Brunnen oder Zisternen gewährleistet wurde.
Beispiel für Turm, Wohnbau und Mauer – Kleine Lauenburg, Zeichnung Wolfgang Braun
Eine Burg besteht im Wesentlichen aus drei Hauptelementen: dem Turm, dem Wohnbau und der Schutzmauer. Der Turm wird bei deutschen Burgen allgemein als Bergfried bezeichnet. Hat eine Burg mehrere Türme, gilt der Hauptturm in der Regel als Bergfried. Dieser Turm ist konzeptionell als Mehrfunktionsturm errichtet. Er dient als Auslug, als Kampfturm und als letzte Zuflucht für die Burgbewohner, wobei die Repräsentationsrolle nicht unterschätzt werden darf. Außerdem beherbergt der Bergfried häufig das Burggefängnis, das als Verlies bezeichnet wird. Diese Bezeichnung ist von verliesen, einer alten Form von verlieren, abgeleitet. Der Bergfried war immer das monumentalste Bauwerk einer Burg und war strategisch angeordnet. Es war der höchste Punkt einer Burg und entsprechend den Geländegegebenheiten errichtet. So konnte er frei innerhalb der Ringmauer thronen, in Mauernähe oder als Bestandteil der Mauer ausgebildet sein. Häufig war der Bergfried an der gefährdetsten Burgseite, dort wo ein Angriff erwartet wurde, errichtet, denn er war die Verteidigungsbastion Nummer Eins der Befestigungsanlage. Strategisch bedingt kann eine Burg jedoch auch zwei Haupttürme oder mehr haben. Verfügt eine Burganlage jedoch über mehrere Türme, so deutet dies auf eine sogenannte Ganerbenburg hin, eine Anlage also, die mehrere Besitzer hat – zumeist durch Erbteilung. Ein prägnantes Beispiel in Mitteldeutschland ist dafür die mittelalterliche Burganlage von Schloss Mansfeld. Die Grafen begannen nach einer Erbteilung im Jahr 1501 den Bau von drei repräsentativen Schlössern auf dem Burgberg, die in der Folge zur Bezeichnung der genealogischen Linien dienten: Vorder-, Mittel- und Hinterort.
Beispiel für Palas – Oberburg in Bad Frankenhausen, Zeichnung Wolfgang Braun
Die Burgmauer – wohl das Hauptmerkmal einer mittelalterlichen Burg – war das aufwendigste Bauwerk der Befestigungsanlage. Sie musste immer den Erfordernissen der jeweiligen Militärtechnik und der vorherrschenden Kriegführung entsprechen. Die Mauern waren mittelalterliche Sicherheitstechnik, ihr musste besonderes Augenmerk bei Bau und Instandhaltung gewidmet werden. Vor der Erfindung der Feuerwaffen versuchte man die Mauern mit Leitern, Belagerungstürmen und ähnlichem Gerät zu erstürmen. Mit Rammböcken sowie mächtigen Steinschleudern wurden Schwachstellen der Mauern sowie die Tore der Burg angegriffen, um diese aufzubrechen oder zu unterminieren. Die Mauern mussten also stark und hoch sein, der Mauerkopf besonders stabil und zusätzlich gesichert. Außerdem waren in der Regel Wehrgänge angelegt, die mit einer Brustwehr und Schießscharten – mitunter auch mit Zinnen – ausgestattet waren.
Beispiel für einen überdachten Wehrgang Schloss Falkenstein Foto: Sternal Media
Als Wehrgang wird bei befestigten Anlagen der obere, innere Abschluss einer Wehrmauer oder eines Wehrturmes bezeichnet, der in Form eines Ganges für Verteidiger angelegt wurde; dieser kann als Holz- oder Steinkonstruktion ausgeführt sein. Bei schmalen Mauern kragen Wehrgänge nach innen aus, um ausreichend Breite dafür zu schaffen, dass zwei Personen aneinander vorbeigehen können. Der überstehende Teil des Ganges kann dabei von hölzernen Streben, Kragsteinen oder durch Arkaden abgestützt werden. Nach außen sind Wehrgänge meist bündig mit der Mauer abschließend.
Schießscharte im Zwinger von Goslar, Foto: B. Sternal
Eine Schießscharte ist in der Burgenkunde eine Maueröffnung. Sie schließt in der Regel an der Außenmauer bündig ab, im Inneren ist die Mauer zumeist ausgespart, um einem Schützen Platz für den Einsatz seiner Fernwaffen zu bieten. Diese Schießscharten haben sich im Laufe des Mittelalters ständig gewandelt, immer im Hinblick auf die jeweiligen Fernwaffen, für welche die Scharte angelegt wurde. Darauf kommen wir nochmals im Abschnitt über Fensteranlagen zurück.