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Meine Frau und ich erziehen unsere fünf Jungen privat. Die Söhne werden älter. Die Muttre hat die schulischen Grundlagen gelegt. Jetzt ist der Vater vermehrt gefordert und ich nahm diese Aufgabe an. In dieser Zeit des gemeinsamen Lernens und Lehrens ist dieses eBook entstanden. Zuerst folgen drei Rubriken, in denen Rolle, Beziehung und eigene Erwartungen reflektiert werden: • Planung • Lektionen in der Charakterentwicklung • Lektionen für mich als Lehrenden Im zweiten Teil gibt es drei weitere inhaltliche Abschnitte: • Lesekompetenz entwickeln • Mathematik mündlich und schriftlich • Ein Experiment: Grundlagen Latein legen Ich bin der Meinung, dass diese Beiträge nicht nur für Eltern, die ihre Kinder privat unterrichten, geeignet sind. Auch wer den inhaltlichen Teil an die öffentliche Schule delegiert, bleibt in der Verantwortung und nimmt zahlreiche unterstützende Aufgaben wahr. Dieses eBook ist aus der Optik eines suchenden und ringenden Vaters geschrieben. Den Beiträgen mag darum ab und zu die Distanz fehlen. Ich hoffe und bete, dass Sie das Lesen ermutigt und anregt, bei Ihrem Kind dran zu bleiben. Ihr Hanniel Strebel ---- Hanniel Strebel, 1975, verheiratet, Vater von fünf Söhnen, wohnhaft in Zürich. Betriebsökonom FH und Theologe (MTh / USA), arbeitet seit 14 Jahren in der Erwachsenenbildung. Er schloss sein Theologiestudium mit einer Arbeit über Home Education ab, die 2011 im Verlag für Kultur und Wissenschaft erschien. 2013 promovierte er an der Olivet University (PhD / USA) in Systematischer Theologie mit einer Studie über den niederländischen Denker Herman Bavinck und dessen »Theologie des Lernens«. Er bloggt täglich zu den Themen Bildung, Familie und Theologie unter www.hanniel.ch.
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Seitenzahl: 50
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Wenn Vater und Sohn zusammen lernen
Überlegungen, Erlebnisse und Erkenntnisse eines Vaters
Hanniel Strebel
© 2016 Folgen Verlag, Bruchsal
Autor: Hanniel Strebel, Zürich (Schweiz)
Cover: Eduard Rempel, Düren
ISBN: 978-3-95893-016-2
Verlags-Seite: www.folgenverlag.de
Kontakt: [email protected]
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Hanniel Strebel, 1975, verheiratet, Vater von fünf Söhnen, wohnhaft in Zürich. Betriebsökonom FH und Theologe (MTh / USA), arbeitet seit 14 Jahren in der Erwachsenenbildung. Er schloss sein Theologiestudium mit einer Arbeit über Home Education ab, die 2011 im Verlag für Kultur und Wissenschaft erschien. 2013 promovierte er an der Olivet University (PhD / USA) in Systematischer Theologie mit einer Studie über den niederländischen Denker Herman Bavinck und dessen »Theologie des Lernens«. Er bloggt täglich zu den Themen Bildung, Familie und Theologie unter www.hanniel.ch.
Vorwort
Planen, ohne sich zu sorgen
Lernen für den Lehrenden
Charakter entwickeln
Lesekompetenz entwickeln
Mathematik schriftlich und mündlich
Experiment: Grundlagen Latein
Die Söhne werden älter. Die Mutter hat die schulischen Grundlagen gelegt. Jetzt ist der Vater vermehrt gefordert. Ich nahm diese Aufgabe an. Meine beiden ältesten Söhne unterrichtete ich während dem Schuljahr 2013/2014 in der offiziell schulfreien Zeit am Montag selbst.
Innerhalb dieses Jahres ist durchschnittlich ein Beitrag pro Woche entstanden. Zuerst folgen drei Rubriken, in denen Rolle, Beziehung und eigene Erwartungen reflektiert werden:
Planung
Lektionen in der Charakterentwicklung
Lektionen für mich als Lehrenden
Im zweiten Teil gibt es drei weitere inhaltliche Abschnitte:
Planung
Lesekompetenz entwickeln
Mathematik mündlich und schriftlich
Ein Experiment: Grundlagen Latein legen
Ich bin der Meinung, dass diese Beiträge nicht nur für Eltern, die ihre Kinder privat unterrichten, geeignet sind. Auch wer den inhaltlichen Teil an die öffentliche Schule delegiert, bleibt in der Verantwortung und nimmt zahlreiche unterstützende Aufgaben wahr.
Dieses eBook ist aus der Optik eines suchenden und ringenden Vaters geschrieben. Den Beiträgen mag darum ab und zu die Distanz fehlen.
Ich hoffe und bete, dass Sie das Lesen ermutigt und anregt, bei Ihrem Kind dran zu bleiben.
Herzlich, Ihr
Hanniel Strebel
Ein neues Schuljahr steht für uns Schweizer vor der Türe. Wir haben es uns zur Angewohnheit gemacht, in Jahren zu denken. Das bedeutet, die Grobplanung für das kommende Jahr vorzunehmen. Was hat sich bewährt, was muss angepasst werden? Wie sieht unsere Wochenstruktur aus? Welches Kind besucht welche Kurse außer Haus (Turnen, Schwimmen, Theater, Gesangs- und Instrumentalunterricht)? Wichtiger noch als diese formellen Überlegungen sind die inhaltlichen. In der Fülle der täglichen Aktivitäten drohen sie vergessen zu gehen.
1. Charakterziele für jedes Kind
Gott hat jeden unserer Söhne mit einer bestimmten Persönlichkeit ausgestattet. Jeder steht an einem anderen Punkt seiner Entwicklung. Wir machen die Erfahrung, dass Entwicklungssprüngen oft mühsame Zeiten vorangehen. Der eine ringt damit, an einer Sache dranzubleiben. Ein anderer kämpft bei einem neuen Thema mit Anlaufschwierigkeiten. Der dritte lernt, Arbeitsaufträge genau zu lesen, bevor er mit der Umsetzung beginnt. Bei der Bestimmung von Charakterzielen zeigt sich, wie wichtig das Zusammenspiel zwischen den Eltern ist. Als Vater bin ich dienender Leiter meiner Familie. Ich verantworte die Ziele und stehe in der Pflicht, die Diskussion zu führen. Das Durchhaltevermögen im Heimunterricht hängt auch davon ab, wie sich der Vater in das gemeinsame Unternehmen einbringt.
2. Fördern in den Stärken
Nach der charakterlichen Entwicklung ist uns an der inhaltlichen Entwicklung gelegen. Wie hat Gott unsere Söhne begabt? Der eine freut sich besonders über Sprachen. So beginnt er, sich in kleinen Portionen einer dritten Fremdsprache zu nähern. Der andere zeigt ausgesprochene Freude beim Zeichnen. Wir ermutigen ihn, ein separates Zeichnungsheft zu führen. Ein dritter schreibt gerne, weshalb wir ihn im Schreiben von Briefen und eines Tagebuchs anleiten. Fortschritte im Klavierspiel spornen an, neue und schwierigere Stücke in Angriffe zu nehmen. Das bedeutet, täglich diszipliniert zu üben. Wie kann man sich sinnvolle Übungsziele setzen? Auch das will gelernt sein.
3. Lernen in den Schwächen
Nicht jedem fällt das Kopfrechnen einfach. Während dem Bruder das Lesen einfach fällt, kostet dem anderen das Lesen eines Textes viel Energie. Schönschrift? Ja, wir möchten gerne eine Reihe solcher schöner Buchstaben sehen, es können nur wenige sein. Manche Zeiten rauben Kraft und kosten Energie. Es wäre einfacher, abzubrechen oder das Kind sich selbst zu überlassen. Doch genau diese Hürden werden zu unwiederbringlichen Lerngelegenheiten.
4. Das erweiterte Engagement des Vaters
Unsere Söhne werden älter. In den letzten Monaten habe ich gemerkt, wie stark sie sich an mir orientieren. Sie wollen mit dem Vater Abenteuer erleben. Sie wollen wissen, wie ich Dinge anpacke. Leider ist meine Arbeit nicht so nahe bei ihnen, dass ich sie mitnehmen oder beteiligen kann. Dafür werde ich nächstes Jahr den Montagmorgen mit den beiden Ältesten verbringen. Ich lese mit ihnen die Bibel, gebe ihnen eine Portion Aufgaben in Mathematik, lasse sie lesen und einen kurzen Aufsatz schreiben. Wenn noch Zeit übrig bleibt, kommen Englisch-Vokabeln oder eine Einheit Computerkunde dazu. Zwischendurch üben wir uns im Pingpong. So zumindest sieht meine Planung aus.
Mein Vater pflegte zu sagen: Wir sollen planen, aber wir dürfen uns nicht sorgen. Sorgt euch nicht für den morgigen Tag, der heutige hat an seinem Übel genug (Matthäus 6,34). Werft eure Sorgen auf ihn, denn er sorgt für euch (1. Petrus 5,7). Bei aller Organisation und Planung möchte ich im Vertrauen wachsen. Hinter dem Unternehmen »Heimunterricht« steht die Überzeugung, dass Gott uns unsere Kinder auf Zeit anvertraut hat. Wir haben uns dafür entschieden, uns während ihrer ersten Lebensetappe in sie zu investieren. Bei allem Eifer und Fleiß bin ich mir bewusst, dass sein Segen reich macht und eigene Anstrengung nichts hinzufügt (Sprüche 10,4+22). In dieser Haltung der »aktiven Passivität« wünsche ich zu wachsen.
Das neue Schuljahr hat begonnen. Zuweilen dachten meine Frau und ich zögernd und unsicher an die neue Etappe, die vor uns liegt. Wie würden wir die Herausforderung mit den Kindern bewältigen? Können wir all den Ansprüchen und Erfordernissen gerecht werden? Die Söhne legen an Kräften zu. Wir haben keinen Bauernhof, auf dem sie täglich körperlich eingebunden sind. Unser Zuhause ist kein Freizeitpark. Ebenso wenig wollen wir den Verlegenheitsgriff nach den medialen Konserven machen.
Als meine Gedanken um diese Herausforderung kreisten, las ich den Anfang des Buches Josua. Der neue Führer trat das Erbe eines unübertrefflichen Vorgängers (Mose) an. Eine große Aufgabe lag vor ihm. Mit rund zwei Millionen Menschen und unzähligen Tieren sollte er das versprochene Land erobern, verteilen und die Besiedlung organisieren. Es kam ihm sicherlich zugute, dass er sich bereits jahrelang für seine Führungsaufgabe vorbereiten konnte. Er war der persönliche Diener von Mose gewesen und hatte viele kritische Regierungsmomente hautnah mit erlebt. Mose hatte ihn ab und zu für anspruchsvolle Aufgaben abgestellt.
Doch jetzt war der väterliche Mentor gestorben. Millionen von Augen orientierten sich an ihm. Was berichtet das Buch Josua? Wir lesen nichts von Eroberungsplänen, Visionssitzungen, taktischen Überlegungen oder von einem Ernennungsprozess von neuen Ministern (so nützlich diese Dinge alle gewesen sein mögen). Im Vordergrund stand – das Studium des Gesetzes. Josua bekam den Auftrag, diese Anweisungen täglich zu studieren, sie zu überdenken und entsprechend zu handeln. Aus diesem Studium heraus würde die Zuversicht wachsen: Sei stark und mutig! Fürchte dich nicht und erschrick nicht!
Wie ging es weiter? Auch die nächsten Ereignisse handelten nicht von einem bilderbuchmäßigen Start eines Eroberungsfeldzuges. Gott staute die Furten des Jordan zurück (es war die Zeit mit dem höchsten Wasserstand). Gott gab die Anweisung, dass sich alle Männer beschneiden sollte (was nichts anderes hieß, als 600.000 Soldaten körperlich zu schwächen). Außerdem sollten sie das Passahfest feiern. Inmitten dieser Aktivitäten erschien der Oberste des Heeres Gottes seinem Diener Josua. Das war der Schlüssel: Alles war an dessen Vollmacht gelegen.
Wie eroberten sie die erste Stadt? Sie schickten die Kundschafter nach Jericho. Doch hätte die gläubige Rahab sie nicht versteckt, wären sie vom Stadtkönig gefangen genommen worden. Die Israeliten erhielten die Anweisung, sechs Tage lang um die Stadt zu ziehen. Am siebten Tag folgte keine Attacke. Gott ließ die Mauern einstürzen. Erst als das Volk in eigener Kraft und mit unbereinigter Schuld eine kleine Stadt einnehmen wollten, folgte die erste Niederlage.
Was hat diese Schilderung mit dem anbrechenden Schuljahr zu tun? Ich realisierte, dass ich dieselbe Botschaft zu beherzigen hatte. Ich brauche mich nicht zu fürchten, sondern an seiner Botschaft auszurichten. Die wesentlichen Entscheidungen werden nicht von mir bewerkstelligt. Nichts gegen planen, lernen, arbeiten und kämpfen. Doch die Sorgen, die darf ich getrost abladen. So blicke ich auf den ersten Schulmorgen zurück. Es war mir, als hätten wir die Furten des Jordan bei Hochwasserstand mit trockenem Fuß durchquert …
Zu Beginn eines neuen Quartals stellt sich die Frage: Wo stehen wir? Drei Fragen stehen für unsere Familie im Vordergrund:
1. Inhaltliche Überprüfung: Welche Lernziele und Inhalte fehlen? Welche Themen sind bereits eingeführt und müssen gefestigt und vertieft werden?
2. Entwicklungsstand: Die Fähigkeiten und Kräfte nehmen zu. Wie kann den gesteigerten Kräften Rechnung getragen werden? Wo ist eine Erweiterung von Verantwortung und Kompetenzen angebracht?
3. Damit verbunden ist die zentrale Frage: Wo steht jedes Kind charakterlich? Welcher Schwerpunkt soll gesetzt werden?
Die Tage und Woche fliegen dahin. Aus meiner Erfahrung besteht die latente Gefahr sich im »wie« der Methoden und Lernmaterialien zu verlieren. Methoden dominieren Inhalte, und Inhalte übersteuern Ziele.
Lernerfolg ist u. a. auch von der Auswahl geeigneter Inhalte abhängig. Aber: Das Kind muss nicht ständig neue Stimulation bekommen, um »bei der Stange« gehalten zu werden. Im Gegenteil braucht es ein ausreichendes Maß an Kontinuität im Tages- und Wochenplan, um die Ausdauer zu steigern.
Im breiten Fächerkatalog ist im Auge zu behalten, dass es darum geht, die großen Kulturtechniken – rechnen, lesen, schreiben etc. – zu verfeinern.
Ein neuer Semesteranfang ist geeignet, um sich eine Übersicht zu verschaffen. Meine Frau und ich warfen einen Blick in den Lehrplan, um die Sicht fürs Ganze nicht zu verlieren. Welche Lernziele muss unser Ältester bis Ende Primarschule erreichen? Wir diskutierten darüber, wo er in den einzelnen Fächern steht, wo er noch Lücken hat und wie wir diese zu schließen gedenken. Die gleiche Analyse nahm ich im einzelnen Fach vor. Ich gab meinem Sohn den Auftrag, das Mathebuch zu nehmen und den gesamten Stoff (Themen) zu überblicken und mir zu berichten, wo er steht und was ihm noch fehlt. Wir sprachen kurz darüber, was er bis zum Ende des Schuljahres erreichen wird und freuten uns über das, was er sich schon angeeignet hatte.
Gegen Ende des Schuljahres habe ich nun einen Marschhalt eingelegt und mir Gedanken zum bisherigen Verlauf gemacht. Meine Überlegungen betrafen drei Bereiche: Einmal ging es um die Rhythmisierung des Unterrichts selbst, darüber hinaus aber in der Hauptsache um Fragen der Charakterentwicklung sowie um Lernen im Horizont des christlichen Glaubens.
Was lief am Vortag? Welcher Lehrer kennt es nicht, nach langen Ferien die Aufmerksamkeit der Schüler wieder bündeln zu müssen. Auch der Start in die Woche bedeutet, mit den Nachwirkungen des Wochenendes zu kämpfen. So merkte auch ich, dass es wichtig ist, die Vorkommnisse der letzten Tage zu berücksichtigen. Was hat die Buben beschäftigt? Welche Anlässe fanden statt? Wie haben sie geschlafen? Dies zu berücksichtigen half mir, meine eigenen Erwartungen zu regulieren.
Morgenstund‘ hat Gold im Mund. In den Vormittagsstunden sind die Kinder (wie auch die meisten Erwachsenen) am aufnahmefähigsten. Das hieß, die zentralen und schwierigsten Einheiten in diesem Zeitraum zu platzieren. Was in diesen Stunden nicht gemacht war, ließ sich nur mit erhöhtem Aufwand am Nachmittag durchführen.
Arbeiten und pausieren. Ich bin es mir gewöhnt, eine Aktivität an die andere zu hängen. Wenn ich einmal in Fahrt gekommen bin, lasse ich mich kaum bremsen. Im Privatunterricht stelle ich ähnliches fest: Nach der Anlaufzeit lohnt es sich eine längere Unterrichtssequenz anzuhängen (90 Minuten). Genauso wichtig ist jedoch, die Pause nicht zu vergessen.
Eigene Ansprüche: In jedem Moment des Unterrichtens ging es nicht nur um die Lernenden, sondern auch um meine Haltung als Lehrender. Was sind meine eigenen Ansprüche? Was erwarte ich an Verständnis und Einsichtigkeit? Wo hüte ich zu Unrecht meine Komfortzone? Wo grenze ich mich ab und überlasse die Arbeit ihrer Initiative? Solche Fragen hatte ich mir ständig zu stellen.
Investitionen für die Charakterentwicklung: Noch vor dem fachlichen Weiterkommen standen die Fragen nach der Arbeitshaltung und dem Sinn des Lernens. Wie gehe ich an die Arbeit heran? Wie lerne ich effektiv? Wo schleichen sich Fehler ein? Warum entwickle ich Begeisterung? Wann hänge ich ab? Weshalb? Was braucht es um wieder einzusteigen? Wie plane ich mich?
Die Kraft der guten Gewohnheit: Lernen ist durch ständige Wiederholung gekennzeichnet. Nicht nur Inhalte, auch Arbeitsgänge und Vorgehen müssen eingeübt werden. Das führte dazu, dass ich die Lerntage vom Ablauf her immer gleich aufbaute. Wir überlegten uns, wie gute Gewohnheiten aufgebaut werden können. Was sind die wichtigsten Regeln für das Lösen von Satzaufgaben? Wie schreibe ich einen fiktionalen Text? Wie lerne ich Sätze in einer Fremdsprache auswendig? Es genügt nicht, die Lernenden sich selbst zu überlassen – gerade dann, wenn sie Widerstand empfinden.
Weltanschauung: Jeder Lerninhalt ist mit dem Geber aller Ideen, nämlich mit dem Schöpfer selbst, verknüpft. Ob Mathematik, Sprache, Geografie oder Geschichte: Gesetzmäßigkeiten und Verlauf sind auf ihn zurückzuführen. Diese Verbindungen herzustellen und sich damit auch der Sinnfrage zu stellen, steht für mich an vorderster Stelle in Lernprozessen. Damit zusammen hängen Verständnis für Begabung und Begrenzung, Freude bei Lernzuwachs und Betrübnis durch die Sünde (Faulheit, Lernunwille, Zorn etc.). Wenn wir diese Zusammenhänge vernachlässigen, laufen wir Gefahr in einem wesentlichen Teil unseres Lebens als »praktische Atheisten« zu leben.
Entwicklungssprünge: Ich kann kein Kind über seinen Entwicklungsstand hinaus entwickeln. Deshalb experimentiere ich ab und zu. Entweder wenn ich merke, dass ein kleiner Schlaumeier für eine Aufgabe durchaus in der Lage wäre, aber den Aufwand scheut. In anderen Fällen probiere ich aus, was schon geht. Oftmals sind die Zeiten vor einem »Schub« die schwierigsten!
Bewunderung für die Mutter: Welche Arbeit stemmen Mütter, die ihre Kinder selbst unterrichten! Sie verzichten auf Geld, Prestige und eigenen Freiraum, um sich für ihre Kinder zu investieren. Diese Einsicht der letzten Monate ist wohl die wichtigste. Ich bin selber Vorbild darin, meine Kinder in der Wertschätzung (ja, Hochachtung) der Mutter anzuleiten.
Gebet: Dieser Aspekt ist der abschließende und vielleicht der am meisten unterschätzte. Es gibt nichts Wertvolleres als das Gebet für die Kinder (und natürlich auch für die Mutter). Wie oft bat ich um Weisheit, Geduld, Vertrauen. Immer wieder hatte ich Grund zum Staunen und zur Dankbarkeit.
Für die nächste Zeit stellt sich eine Hauptfrage: Wie kann uns Privat unterrichtenden Eltern eine gesunde Ablösung von unseren Kindern gelingen? Wie leiten wir sie darin an, zunehmend selbständig zu lernen und Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen?
Seit bald fünf Jahren praktizieren wir den in unserem Wohnkanton Zürich für Eltern mit Lehrpatent erlaubten Privatunterricht. Für uns wird die Frage aktuell: Wie wird es weitergehen in der Oberstufe nach der 6. Klasse? Von einem meiner Vorgesetzten habe ich gelernt stets Varianten abzuwägen. Also haben wir folgende Möglichkeiten aufgezeichnet:
Übertritt in ein Langzeitgymnasium
Übergangsjahr zu Hause, dann Übertritt in ein Langzeitgymnasium
8 Schuljahre zu Hause, dann Übertritt in ein Kurzzeitgymnasium
9 Schuljahre zu Hause, dann Übertritt in ein Kurzzeitgymnasium
9 Schuljahre zu Hause, dann Berufslehre
8 Schuljahre zu Hause, das letzte an einer Privatschule
8 Schuljahre zu Hause, das letzte an der öffentlichen Schule
Hausmatura
Die Wohnkantone wechseln, um die Matura an einer öffentlichen Schule zu machen
Gerade so bedeutsam wie das Abwägen von Varianten war es, unseren Sohn in die Überlegungen einzubinden. Eines Tages fragte ich ihn: »Wie sieht dein weiterer Weg aus?« Er konnte mir zunächst keine Antwort geben. Er überlegte es sich und teilte mir seinen Wunsch mit: Er möchte gerne ans Langzeitgymnasium, falls er es schafft. Er fragte mich, ob ich ihn darauf vorbereiten könne. Wir diskutierten, was er sich inhaltlich und bezüglich Lerntechnik aneignen müsste.
Ein nächster wichtiger Schritt bestand darin, etwa zwei Dutzend Lehrpersonen, Eltern, Gymnasiasten und ehemalige Gymnasiasten zu interviewen. Diese Fragerunde half uns dabei, uns ein Bild zu machen – wohl wissend, dass die Antworten je nach persönlichem Hintergrund ganz verschieden ausfielen. Wir stellten Fragen wie:
Auf welchem Weg seid ihr zur Entscheidung gekommen?
Welche waren eure positiven und negativen Erlebnisse auf diesem Weg?
Was würdet ihr nochmals gleich machen, was ändern?
Was empfehlt ihr uns?
Diese Impulse von anderen Menschen stimulierten unser eigenes Gespräch beträchtlich. Wir sahen uns im Internet die verschiedenen Schulen vor Ort an und wählten eine bestimmte aus. An einem Freitag war es dann so weit: Am Besuchstag der Schule ging meine Frau mit den Buben hin. Nach einer Lektion drückte sie meinem Ältesten etwas Geld für ein Mittagessen in die Hand und meinte: »So, jetzt suchst du dir einen Schüler aus und fragst ihn, ob du ihn durch den Tag begleiten darfst. Wenn du das Gefühl hast, du hättest genug gesehen, kommst du nach Hause.« Er kam erst abends wieder nach Hause und schilderte ausführlich seine Beobachtungen. Besonders auffällig: Jede Pause verschwanden die Jungs in einem Raum, um ein gemeinsames Computerspiel fortzusetzen.
Die Idee dieses Schnuppertags gefiel mir so gut, dass mir der Gedanke kam: Warum könnte man nicht – ähnlich wie in den USA – eine »Kombivariante« einführen? Meine Söhne besuchen die Fächer, die für sie ergiebig sind, und erarbeiten sich im übrigen selbständig den Stoff für die Klausuren und Abschlussprüfungen. Ich weiß: Unser System wäre überfordert mit einem solchen Vorgehen. Ein Versuch wäre es allemal wert.
Wie geht es weiter? Ich bin selber gespannt. Meine Aufgabe in den nächsten Jahren wird darin bestehen, meine Söhne, einer nach dem anderen, in die Mündigkeit zu begleiten.
Wir sind (noch) keine Homeschooling-Veteranen. Dennoch habe ich mir Überlegungen dazu gemacht, was sich in den letzten Jahren besonders bewährt hat. Hier sind 10 Anstöße für privat unterrichtende Familien. Sie lassen sich auch auf »normale« Familien übertragen.
Richtet euch eine regelmäßige und doch flexible Tagesstruktur für Lernen und Lernpausen ein. Kinder brauchen Rhythmus!
Haltet nach Menschen Ausschau, die von ihrem Thema begeistert sind. Fragt sie aus! Diskutiert danach über diese Informationen und lasst sie in Form von Zusammenfassungen, Aufsätzen etc. verarbeiten.
Strafft den Fächerkatalog. Haltet euch in erster Linie an die wichtigen Kulturtechniken: Rechnen, lesen, schreiben etc.
Unterstützt das einzelne Kind in Begabungsschwerpunkten und lasst Raum zum Experimentieren.
Charakterbildung geschieht vor allem in den Schwächen. Bleibt mit dem Kind über Lernschwierigkeiten im Gespräch.
Denkt immer wieder mit dem Kind darüber nach, wie es lernt.
Haltet die Augen offen nach guten Büchern. Fragt interessante Gesprächspartner konsequent nach Leseempfehlungen.
Begrenzt die Zahl der Freizeitaktivitäten.
Geht mit den Kindern durch die Bibel. Integriert dies in den Tagesablauf.
Tauscht euch mit dem Ehepartner regelmäßig über das Lernen aus. Betet für das Unterfangen des Lernens – mit euren Kindern und für eure Kinder.
Mich erreichte die Anfrage, wie wir in der Familie das informelle Lernen gestalten. Ich buchstabiere dies am Beispiel »Klavier üben« aus. Im Hintergrund steht bei mir der Leitgedanke, dass Lernen stets in einer Ausgewogenheit zwischen Form (Struktur, Rahmen) und Freiheit (Raum zur Entfaltung, Spielraum) geschehen muss. Weshalb Lehrende stets in dieser Spannung die Balance finden müssen, habe ich in diesem Aufsatz beschrieben.
Du übst täglich x Minuten Klavier.
Du übst die nächste Woche jeden Tag die Takte xy mit dem Metronom.
Spiel diese Stelle so lange, bis du sie fünfmal hintereinander fehlerfrei kannst.
Du spielst nicht darauf los, sondern hältst dich an die schriftlichen Übungsanweisungen des Klavierlehrers.
Die ersten zwei Minuten der Übungszeit erstellt du dir einen Miniplan fürs Üben.
Du hast die Aufgabe vier Tage vor dir her geschoben. Bis heute Abend kannst du diese Stelle mit der rechten Hand.
Komm, wir setzen uns hin, ich möchte mit dir über deine Übungszeit sprechen.
Ich vermisse das Klavier (am ersten Urlaubstag).
Ich übe dieses neue Stück jetzt mit dem Metronom.
Abends habe ich meine beste Zeit zum Üben.
Ich suche mir mein nächstes Stück selber aus.
Ich möchte an diesem Anlass gerne vorspielen.
Wie kann ich dich bei diesem Vorhaben unterstützen?
Heute hat mir besonders gefallen, dass du …
Das obige Beispiel beschreibt eine Kombination zwischen methodischer und charakterlicher Anleitung (Form) und Spielraum innerhalb der Begabung (Freiheit). Ich gehe davon aus, dass sowohl die Form überbetont wie auch der Freiraum überdehnt werden kann. Durch bestimmte Formen bilden sich hilfreiche Gewohnheiten heraus, welche den Freiraum sinnvoll füllen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe.
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Während den Monaten vor und nach der Geburt meines fünften Sohnes habe ich Lernerlebnisse aus der Sicht eines Vaters festgehalten. Es sind kurze Einträge in Form eines Tagebuchs. Den Stil habe ich, abgesehen von einer sanften Überarbeitung, beibehalten. Sie können ruhig zwischen Staubsaugen, Wickeln, Vorlesen und Spaziergang eine Einheit lesen und die Lektüre danach wieder weglegen.
Hanniel Strebel: Papablog - Überlegungen, Erlebnisse und Erkenntnisse eines Vaters
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»Mamablog« heißt die gut gelesene Kolumne einer Schweizer Zeitung, die mich zu dieser Serie anregte. »Papablog« nannte ich die Serie, die anschließend entstanden ist. Ich schildere darin Überlegungen, Erlebnisse und Erkenntnisse als Vater von fünf kleinen Jungs im Alter von einigen Monaten bis acht Jahren. Vielleicht sollte ich noch hinzufügen, dass meine Frau (mit meiner Unterstützung) die Kinder selber unterrichtet. Als fünffacher Vater steht Mann von morgens bis abends im Einsatz, natürlich mit einigen Rückzugsmöglichkeiten. Falls wir Männer die Angewohnheit hätten miteinander über die Erlebnisse mit unseren Kindern auszutauschen: Das wären meine Berichte gewesen. Leider tun wir das viel zu selten. Darum hoffe ich, auf dem schriftlichen Weg Väter zum (Über-)Denken ihrer Rolle in der Familie anzuregen. Dies geschieht im Bewusstsein, dass sich mein Leben »vor dem Einen Zuschauer«, der mich geschaffen und erlöst hat, abspielt.