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Tauchen Sie ein in das faszinierende Land der Fantasie – diesmal mit einer Sammlung magischer Geschichten, die sich um die legendäre Geschichte des Phönix ranken. In diesem dritten Band der Anthologiereihe entführen Autor*Innen Sie in Welten voller Verzweiflung und Verlust, in denen die Dunkelheit übermächtig scheint. Doch aus den Aschen des Scheiterns erheben sich Protagonisten mit neuer Hoffnung, Stärke und unbändigem Lebenswillen. Sie erzählen von Neuanfängen, die in den Trümmern der Vergangenheit verborgen liegen, und von der triumphalen Kraft, die in jedem von uns schlummert. Ob Märchen, Gedicht oder Kurzgeschichte – jede Erzählung zeugt von der unvergänglichen Flamme der Erneuerung, die selbst die kälteste Nacht erhellt. Lassen Sie sich verzaubern und daran erinnern: In jedem Ende liegt der Samen eines neuen Anfangs, und das Feuer des Phönix brennt in uns allen. Eine inspirierende Reise durch die Höhen und Tiefen des Lebens – voller Magie, Hoffnung und unvergänglichem Licht.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
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Wie Phönix aus der Asche
Geschichten aus dem Land der Fantasie Band 3
Martina Meier (Hrsg.)
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Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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© 2025 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR
Mühlstr. 10, 88085 Langenargen
Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2025.
Titelbild: © Elena Schweitzer - Adobe Stock lizenziert
ISBN: 978-3-99051-340-8 - Taschenbuch
ISBN: 978-3-99051-341-5 - E-Book
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Hoffnungsträger
Zwillingsseele
Die Funken des Phoenix
Mina
Die Prinzessin und das verlorene Reich
Die leuchtende Kraft
Gon
Die heilende Kraft des Phönix
Der Phönix und die Kriegerin
Feurige Freundschaft
Phönix
Der Brunnen
Also erst mal die Asche
Ein Junge namens Sobek
Hoffnung
Wenn aus Regen Gutes wird
Die Tochter des Vulkans
Wie Phönix
Der Abgrund und das Danach: Für Dich
verloren pflanzen
Der Traum
Unsichtbare Fesseln
Die zwei Brüder und der Phönix
Immer vorwärts
Das Feuer der Erneuerung
Aufbruch
Drei goldene Federn
Heimat erleben - Geschichten erzählen
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Andreas Herkert-Rademacher
Beate Gerke
Bernhard Finger
Carina Georg
Christian Knieps
Doreen Pitzler
Dorothea Möller
Elena
Florian Geiger
Herbert Glaser
Juliane Barth
Kay Ganahl
Lina Sommerfeld
Luina Day
Marcel(lo) Friedli-Schwarz
Maxine Danisch
Mona Lisa Gnauck
Nadin Kadner
Nicole Webersinn
Pamela Murtas
Simone Lamolla
Tessa
Timothy Phoenix
Vanessa Boecking
Volker Liebelt
Wolfgang Rödig
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In Griechenland brannte in diesen Tagen die Sonne erbarmungslos vom Himmel. Ein junges Paar, Aglaia und Anatolios, hatte eine Wanderung unternommen, um die Sorgen des Alltags für einen Moment vergessen zu können. Gerade liefen sie auf der hellen Sonnenseite eines Berges hinunter, als Anatolios in der Ferne etwas funkeln und glitzern sah. Er fasste seine Frau behutsam bei der Hand und gemeinsam liefen sie den Weg hinunter, bis zu einer kleinen Baumgruppe, bei der das Funkeln gesehen worden war.
Im Schatten stand eine hölzerne Sitzbank, Aglaia ließ sich sofort erschöpft darauf nieder. Anatolios reichte ihr eine Flasche, in der jedoch nur noch wenig Wasser übrig war. Vier Flaschen hatten sie mitgenommen, doch die Wanderung war anstrengend gewesen und so hatten sie bereits alles ausgetrunken.
Während Aglaia trank, sah Anatolios sich um. Und stutzte. Zu seiner Rechten war das helle Funkeln wieder zu sehen und nun erkannte er auch, woher es kam. Auf einem dicken Ast, halb im Schatten, halb in der Sonne, saß ein großer, wunderschöner Vogel. Das von der Sonne angestrahlte Auge des Tieres funkelte wie ein glänzender Saphir. Er hatte leuchtend rotes Gefieder, einen spitzen Schnabel und einen langen Schweif.
„Ein Phönix“, raunte der gläubige Anatolios ehrfürchtig.
Aglaia folgte seinem Blick und entdeckte ihn ebenfalls. Vor Überraschung blieb ihr der Mund offen stehen, und die Flasche fiel zu Boden. Langsam erhob sie sich, hob die Flasche wieder auf und schritt ganz vorsichtig auf den Phönix zu, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
Der große Vogel hatte seinerseits Aglaia bemerkt und drehte ihr neugierig den Kopf zu. Aglaia verspürte den Drang, diesem wunderbaren Geschöpf von ihren Sorgen zu berichten, und da man in der Gegenwart eines Phönixes nicht lügen können soll, ließ Aglaia in ihren Erzählungen keine Sorge unerwähnt.
Der Phönix hörte der jungen Frau aufmerksam zu und schnell füllten sich seine Augen mit Tränen. Anatolios, der unbemerkt neben seine Frau getreten war, griff geistesgegenwärtig nach der leeren Wasserflasche, öffnete den Deckel und hielt sie unter den Kopf des Tieres.
Und tatsächlich: Die Tränen des Vogels tropften unaufhörlich in die Flasche. Sie versiegten, als Aglaia sich all ihre Sorgen von der Seele geredet hatte. Plötzlich spürte sie eine Last von sich abfallen und wieder Hoffnung in sich aufsteigen. Es stimmte also: Der Phönix war ein Symbol der Hoffnung.
Mit frischer Energie verabschiedete sich das Paar von dem wundersamen Tier und stieg mit neuer Kraft den Berg hinunter. Nun war es nicht mehr weit bis zu ihrem kleinen Haus.
Als Anatolios abends auf dem Balkon stand und seinen Blick über den Hang des Berges schweifen ließ, meinte er, ein schwaches Leuchten zu erkennen, und dachte sofort an den Phönix. Dann ging er hinein, legte sich zu seiner Frau ins Bett und kuschelte sich an sie. In dieser Nacht schlief das junge Paar besonders gefühlvoll miteinander.
Drei Tage später stiegen Aglaia und Anatolios am späten Nachmittag den Berg hinauf. Sie hatten ein ganz bestimmtes Ziel: die Baumgruppe, an der sie den Phönix gesichtet hatten.
Und tatsächlich: Bereits von Weitem konnten sie das Glitzern seines Auges erkennen, das von der Sonne angestrahlt wurde. Der Vogel krächzte, wie um die jungen Leute zu begrüßen. Dann breitete er seine großen Schwingen aus, schlug dreimal kräftig mit ihnen, blieb dabei jedoch auf dem starken Ast sitzen. Eine leuchtend rote Feder segelte sanft zu Boden. Anatolios bückte sich, hob sie auf und drehte sie behutsam in seinen Händen. Und entdeckte etwas: Auf dem Schaft der Feder leuchtete ein Schriftzug auf.
Begebt euch in drei Tagen erneut auf den Weg zu mir, dann werde ich wieder da sein.
Wenig später leuchtete ein helles Licht auf, der Phönix begann zu brennen und zerfiel am Ende zu Staub.
Aglaia wechselte einen Blick mit Anatolios, dann nahm sie ihn bei der Hand und gemeinsam stiegen sie den Berg hinab. Beide wussten ganz genau, was geschehen war, und zeigten deshalb keinerlei Furcht. Die Feder mit der Nachricht des Vogels hielt Anatolios fest zwischen seinen Fingern, damit sie ihm nicht abhandenkommen konnte. Zu Hause nahm er sogleich einen leeren Bilderrahmen mit einer Glasplatte, legte die strahlende Feder behutsam zwischen Pappe und Glas und hängte den Rahmen gut sichtbar an die Wand.
Erneut drei Tage später machte das junge Paar sich auf den Weg zum wundersamen Phönix. Zunächst konnten die beiden den Vogel nirgends sehen, doch dann erblickten sie ihn auf einem anderen Ast. Etwas kleiner als noch vor einer Woche, aber ebenso wunderschön erstrahlte der wiederauferstandene Phönix in neuem Glanz.
Aglaia hatte gezweifelt, ob er sie nach seiner Wiedergeburt überhaupt erkennen würde, doch ihre Befürchtungen lösten sich in Luft auf, als der Phönix sie anschaute und ein leises Krächzen von sich gab. Er richtete sich auf, schüttelte kräftig sein Gefieder und blickte Anatolios auffordernd an. Eine einzelne rote Feder segelte zu Boden, und der junge Mann wusste sofort, was zu tun war.
„Ich habe euch erwartet, denn es gibt Neuigkeiten“, las Anatolios auf dem Schaft der Feder. Gespannt warteten Aglaia und Anatolios ab. Der Phönix schüttelte erneut sein Gefieder und wieder segelte eine glänzend rote Feder zu Boden. Anatolios hob die Feder auf und sah seiner Frau tief in die Augen. Er fasste sie bei der Hand und beide schauten erwartungsvoll auf die Feder. Langsam drehte Anatolios sie um. Nur drei Worte standen da:
Aglaia ist schwanger.
Der arme Vogel zuckte ein wenig zusammen, als Aglaia einen Freudenschrei von sich gab und auf und ab hüpfte, ihrem Mann um den Hals fiel und Freudentränen über ihr Gesicht liefen. Hand in Hand tanzte das Paar aufgeregt auf und ab.
„Vielen Dank, lieber Phönix!“, sprach Aglaia zu ihm, als sie sich ein wenig beruhigt hatte.
Dieser verneigte sich vor dem Paar und flatterte dann auf einen anderen Ast. Aglaia und Anatolios verstanden sein Zeichen und zogen sich zurück. Nach einem letzten dankbaren Blick auf den wundersamen Vogel stieg das Paar, die wertvollen Phönix-Federn fest umklammert, den Berg hinab in ihr Dorf.
Anatolios legte die beiden neuen Federn zu der dritten in den Bilderrahmen und hängte diesen wieder an die Wand.
Neun Monate später.
Genau zum errechneten Termin erblickte ein kerngesunder kleiner Junge das Licht der Welt. Die stolzen und überglücklichen Eltern gaben ihm den Namen Phanos. Dieser bedeutet Fackel oder Licht und erinnerte sie an die Unterstützung des flammenden Vogels.
Endlich war ihr Kinderwunsch in Erfüllung gegangen und sie waren überzeugt, dass dies nur durch die Glück bringende Begegnung mit dem Phönix geschehen war.
Die kleine Familie unternahm in den folgenden Jahren immer einmal im Jahr kleine Ausflüge zu dem Phönix, um ihm ihre Dankbarkeit zu zollen.
So wuchs der kleine Phanos glücklich und behütet in seinem sicheren Elternhaus in einem kleinen Dorf in Griechenland auf.
Nicole Webersinn(25) taucht in ihren Geschichten gerne in fantastische Welten mit fantastischen Wesen ein, ist bislang jedoch keinem Phönix begegnet.
*
Mythen und Sagen beinhalten immer ein Stück Wahrheit. Wo Fantasie, Legende oder Sagen mit Wünschen verschmelzen, ist nicht immer klar nachzuvollziehen, was Wahrheit und was Vorstellungskraft ist. Die Dichtung besagt, dass der sagenhafte Phönix alle fünfhundert bis zwölftausend Jahre auf die Erde zurückkehrt, meist dann, wenn ein Zeitenwechsel bevorsteht. Doch was geschieht, wenn der Mythos sich irrt oder durch eine Laune der Natur widrige, unvorhersehbare Ereignisse eintreten ...?
Das Nest lag auf einer hohen Klippe, eingebettet in eine wilde und raue Berglandschaft. Sanft geschwungen fielen Felsenklippen nach unten ab. Der sandige Küstenstreifen vor dem Meer wurde wieder und wieder vom Wasser überspült. Winde jagten über das Meer und durch das Waldgebiet, welches mit der Klippenlandschaft verwachsen und nur zum Teil im Stein fest verwurzelt war. Die Menschen blieben in den Häusern. Sie kannten die Kraft der Naturgewalten, die Bäume entwurzelte, Hänge ins Rutschen brachte und bei Regen Schlammlawinen in Bewegung setzte. Oftmals waren Wege und Pfade tagelang nicht passierbar.
Unbeachtet von den Dorfbewohnern war ein großer, starker Vogel über das Meer gekommen und hatte auf der höchsten Erhebung der Klippe, geschützt in einer Mauernische, eine Behausung gefunden. Das Tier war das letzte seiner Art. Es war nach dem langen Flug im Sturm kraftlos geworden. Mit der ihm verbleibenden Kraft schleppte er sich in die Nische, um seine Aufgabe zu erfüllen. Entkräftet durch die Anstrengung verlor er eine seiner Federn aus seinem einst so farbenprächtigen Gefieder. Er würde sterben. Ohne etwas davon zu bemerken, schleppte sich das Tier weiter. Matt und farblos sah sein Federkleid mittlerweile aus, dennoch wohnte auch in der einen Feder, wie in jeder Faser des Vogelkörpers, eine geheimnisvolle Kraft. Eine Windbö fegte über das letzte Domizil des graziösen Tiers und trieb die Feder über den Rand der Klippe hinaus. Sie schwebte hinunter, wurde vom Wind hin- und hergewirbelt, ehe sie im feuchten Sand landete und liegen blieb. Oben züngelte eine Stichflamme herauf und für einen Augenblick flammte ein heller Schein im weißen Licht auf, welcher dann rasch in sich zusammenfiel. Lediglich ein kleiner Ascheberg blieb zurück.
Doch noch eine weitere Ungereimtheit geschah – eben diese einzelne Feder setzte sich genauso in Brand wie zuvor der große Vogel. Auch hier war ein winziger Rest Asche sichtbar, der nun auf dem feuchten Sandboden lag.
Bald regte sich etwas in diesem Aschehäufchen. Ein winziger grauer Vogel, kleiner als ein Zaunkönig, bewegte sich darin. Während oben ein größerer Vogel, der wie ein Eichelhäher aussah, dem Ascheberg entstieg. Noch waren beide Geschöpfe hilflos und jung. Sie benötigten Futter und machten sich gleich mit tapsenden, unsicheren Schritten auf die Suche. Während der größere Vogel in der Nähe einige Samenkörner in dem Waldgebiet zwischen den Steinen aufpickte, lief das kleine Tier unten am Strand entlang, um hinter einer Düne zu verschwinden. Auch er fand Zuflucht in dem großen Waldgebiet und hatte kurze Zeit darauf Würmer gepickt und Samen gefunden. Gewöhnlich fraßen diese Vögel keine Insekten oder Würmer. Der kleine Vogel hatte bereits eine stattliche Zahl Käfer, Schaben und Würmer verspeist und eine erste Veränderung vollbracht, die sein weiteres Leben prägen würde – er wurde zum Fleischfresser. Sein Zwilling blieb Vegetarier, wie es ihm durch seine genetischen Eigenschaften vorherbestimmt war. Innerhalb kürzester Zeit wuchsen beide Tiere heran, erreichten ihre endgültige Größe, die dem eines Adlers glich. Sie behaupteten sich in ihrer Umgebung, erkundeten die Territorien und drangen tiefer in die menschlichen Siedlungen ein.
Vorsichtig zog Theresa ihrem Falken den Sichtschutz von den Augen. Das kluge Tier schloss geblendet von der plötzlichen Helligkeit für einen Moment die Augen. Dann drehte es seinen Kopf und verschaffte sich rasch einen Überblick über das Gelände. Sie befanden sich auf einer riesigen, lang gestreckten Lichtung, die zu einer Seite mit felsigen Wänden umschlossen wurde. Sie streichelte ihm sanft über das Gefieder, senkte den Arm und ließ seine lederne Fußfessel los.
Majestätisch erhob sich der Falke und schwang sich im Auftrieb des Windes empor. Er stieg hoch und war schon bald oben an der Felsenklippe angekommen. Theresa ließ ihm die Freiheit, einige Runden zu drehen, und lockte ihn schließlich mit einem Stückchen Fleisch zur Belohnung. Er hatte sie verstanden, denn er war gut ausgebildet worden. Schon stürzte er sich in die Tiefe, um auf ihrem ausgestreckten Arm zu landen.
Plötzlich tauchte ein weiteres, größeres Tier in seiner Flugbahn auf und schubste den Falken mit seinen Flügeln beiseite. Dabei stieß es einen seltsam rauen Laut aus. Der junge Falke geriet ins Trudeln, drohte abzustürzen, über den Baumwipfeln fing er sich aber wieder der. Indes riss der fremde Vogel das dargebotene Stück Fleisch mit seinen großen Klauen aus der glücklicherweise behandschuhten Hand. Er jagte wie ein Raubvogel, doch seine Körperform war anders.
Theresa war von dem merkwürdig anmutenden Vogel überrumpelt worden. Ihre Sorge galt dem Falken, während der gefiederte Fleischdieb sich längst wieder hinauf auf die Klippen geschwungen hatte. Der Falke landete auf ihrer Hand und zupfte am Handschuh herum. Rasch nahm sie ein Stück Fleisch, welches sie ihm als Belohnung gab. Der fremde Vogel war aus ihrem Sichtfeld verschwunden. Rasch stülpte sie dem Falken den ledernen Kopfschutz über. Dann untersuchte sie ihn vorsichtig. Geduldig ließ er sie gewähren. Offenbar hatte er keine Verletzungen davongetragen. Glücklicherweise war er nur von den Schwingen des fremdartigen Greifen berührt worden. Theresa beobachte noch eine Weile den Himmel, doch das fremdartige Tier blieb verschwunden.
Daheim berichtete sie ihrem Vater von dem seltsamen Erlebnis. Einen Augenblick lang sah der Vater sie stumm an. „Auf einigen Höfen in der Umgebung sind Hühner verschwunden, sogar Gänse – ausgewachsene Tiere – das kann kein normaler Greifvogel sein. Es scheint eine neue Lebensform zu sein, die sich entweder verirrt hat, oder ein mutierter Greifvogel.“
„Ein mutierter Greifvogel?“ Theresa schüttelte den Kopf. „Das Gefieder war farbenprächtig – so etwas habe ich vorher nie gesehen. Das Tier schien im Kopfbereich einem kleinen Drachen zu ähneln – ja, mit einem massiven Kopf.“
„Einem kleinen Drachen? Bist du dir sicher, Kind?“
„Ja, diese Beschreibung passt am ehesten.“ Verständnislos sah Theresa ihren Vater an.
„Zeichne die Körperform auf!“, drängte der Vater plötzlich, als habe er eine Ahnung von dem, was sie gesehen haben könnte.
Theresa gab sich Mühe, Einzelheiten und Konturen aufzuzeichnen. Alles war sehr schnell gegangen, sie hatte den Vogel nur kurz in der Luft gesehen.
Ihr Vater atmete tief ein.
„Kennst du dieses Tier? Hast du es schon mal gesehen?“
Er blieb die Antwort schuldig, ging stattdessen an die Truhe und holte ein sehr altes Buch mit vergilbten Blättern und Zeichnungen heraus. Er suchte nach einer Seite und schlug sie auf. Die Zeichnung von Theresa legte er stumm dazu.
Neugierig sah Theresa sich die Bilder an. „Es war ein Phönix? ... Aber der Vogel, den ich sah ...“ Sie machte eine kurze Pause. „... sieht ihm nur bedingt ähnlich.“
„Vielleicht wurden seine Merkmale durch eine Laune der Natur verändert – denk an weiße Lämmer mit roten Augen.