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Feueratem streicht über das Land, riesige Schwingen peitschen durch die Luft und geheimnisvolle Höhlen warten auf einen mutigen Entdecker. Seitenweise Drachenabenteuer hat der siebte Schreibwettbewerb für Kinder und Jugendliche von Papierfresserchens MTM-Verlag den Lesern beschert. Das Thema „Drachen“ lag dem Papierfresserchen aus verständlichen Gründen besonders am Herzen. Ganz viele packende, schauerliche, romantische und niedliche Geschichten haben den Sprung in die Drachenbücher geschafft. Lest selbst, welche Abenteuer die Artgenossen des Papierfresserchens erleben. Mit wunderschönen Drachenbildern aus dem drachenstarken Malwettbewerb!
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Kunterbunte Drachensachen
Band 4
Martina Meier (Hrsg.)
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Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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© 2024 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR
Mühlstr. 10, 88085 Langenargen
Bearbeitung: CAT creativ - www.cat-creativ.at
Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2011.
ISBN: 978-3-86196-090-4 - Taschenbuch
ISBN: 978-3-99051-210-4 - E-Book
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Drachenbruder
Auch Drachen können lieben
Bunte Träume
Drachenabenteuer
Olu
Pincio Pancio
Das verzauberte Schloss
Die Drachen der vier Elemente
Das heilsame Drachenkraut
Der freundliche Drache
Der goldene Drache
Die tot geglaubten Drachen
Das verlorene Amulett
Schneehasen und Drachen
Linus, der Drache und seine Freunde
Das Heldentum des kleinen Mädchens
Aquinus, Prinz Kario und der gefährliche Drache
Der Drache in dir
Die Drachenhöhle
Alechemisto und Clarabella
Oben auf dem Berg
Kampf der Drachengötter
Ein dreiköpfiger Drache
Der beleidigte Drache
Hicksi,der Drache
Drachenschuppen
Drache von heute
Max und Frax
Die Suche nach der Feuerkugel
Drachen können fliegen: Und was ist mit mir?
Schneehimmel, der Schneedrache
Drache Bobo
Der Drachenbauch
Ritterburg in Gefahr
Drachenkampf
Gefangen!
Anne und die geheime Welt
Das versunkene Dorf
Die Welt aus Feuer und Eis
Der verzauberte Drache
Fridolin und Pauli auf Abenteuerreise
Die verschwundene Prinzessin
Lina und die zweite Welt
Ein Drache als Freund
Alea und Balduin
Holzdrachen voller Glück
Drachensache
Retter in der Finsternis
Mein Freund der Drache
Der Drache mit den goldenen Flügeln
Der Drache Hugo
Die verwunschene Höhle
Prinzessin Rosalie, der Prinz und der Drache
Lyrius Drache des Lichts
Mein Feind, der Drachenfreund
Der Planet der Drachen
Der pinke Drache
Ein Drache bei Familie Anderson
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Die Geschichte der Prinzessin
Es war einmal ein junger Prinz namens Linus, der mit einem gewaltigen Drachen in einer sehr dicken, alten, ausgehöhlten Eiche wohnte.
Nachmittags saß Linus immer mit seinem Drachen vor einem warmen Feuer. Dann erzählten sie sich Geschichten oder tranken zusammen Tee.
Eines Tages erzählte der Drache die Geschichte einer hübschen, jungen Prinzessin, die seit Langem von dem bösen König Rudolf gefangen gehalten wurde. Der Prinz hörte gespannt zu, während er darüber nachdachte, ob sich die Geschichte wirklich zugetragen haben könnte.
Nach der Geschichte fragte er deshalb: „Ist diese Geschichte wirklich passiert?“
„Ja, deshalb habe ich sie dir auch erzählt und möchte mit dir die schöne Prinzessin befreien und ihr Reich zurückerobern“, antwortete der Drache.
„Mhmmhhmm“, machte Linus in Gedanken versunken nur.
Noch einige Male fragte er an diesem Abend, ob die Geschichte der Prinzessin wahr sei. Um weiteren Fragen aus dem Wege zu gehen, legte sich der Drache schließlich in sein Blätterbett und schlief schnell ein. Wahrscheinlich träumte er wieder von feuerspuckenden Menschen, denn er schnarchte sehr laut.
Doch Linus blieb noch lange wach.
Der Plan
Linus schlief in dieser Nacht kaum. Er dachte darüber nach, wie er die Prinzessin befreien könnte. Sehr früh morgens hatte er endlich einen Plan.
Er weckte den Drachen auf, was sehr schwer war, denn wenn der Drache schlief, dann schlief er auch wirklich. Aber Linus war nicht dumm und wusste mittlerweile, wie man ihn am besten weckte. Er kitzelte den Drachen am Ohr, danach an der Schwanzspitze.
Der Drache lachte, riss sein Maul auf und gähnte. Danach setzte er sich auf und fragte: „Warum hast du mich denn schon geweckt?“
„Ich habe einen Plan, wie wir die Prinzessin befreien können“, erwiderte Linus.
„Vergiss deinen Plan, Linus! Diese Reise ist sehr gefährlich, darum müssen wir erst die gute Fee Lilli aufsuchen. Sie wird uns Rat geben und den Weg zur Prinzessin zeigen können.“
„Ich folge deinem Rat“, murmelte Linus enttäuscht.
Der Drache stampfte vor die Eichenhöhle und streckte sich zur Sonne, während Linus hinter ihm her schritt und sich auf seinen gewaltigen Rücken schwang. Der Drache erhob sich in die Lüfte und die beiden ungleichen Freunde begannen ihre Reise.
Die gute Fee
Einige Stunden flogen die beiden hoch über den Bäumen, bis sie die Hütte der guten Fee Lilli erblickten. Sie landeten, schauten sich zufrieden um und gingen zur Tür der Hütte. Gerade wollte der Drache die Tür öffnen, da entdeckte er einen winzigen Brief, der hinter der Türklinke steckte.
Linus zog ihn heraus, faltete ihn auseinander und las ihn vor: „Bin von Rudolf gefangen! Er bringt mich in den Kerker seines Schlosses. Lilli.“
Niedergeschlagen sank der Drache zu Boden. Linus hingegen hatte bereits einen Plan: „Du und ich, Bruder, wir kennen das Schloss wie kaum ein anderer. Schließlich gehörte es einst unserem Vater, bevor Rudolf ihn vom Thron stürzte, dich verhexen ließ und uns verbannte. Wir graben einen Gang kurz vor dem Schloss, kriechen hindurch und befreien die Fee aus dem Kerker.“
„Sehr gute Idee, Bruder!“
Sie mussten nicht lange gehen, bis sie kurz vor dem Schloss stehen blieben und anfingen zu graben. Viele Stunden arbeiteten sie sich durch die Erde, bis selbst der starke Drache mit den Kräften nahezu am Ende war. Noch einmal holte er tief Luft und spuckte Feuer, welches die letzten Felsbrocken schmelzen ließ. Endlich! Der Gang führte in den Kerker.
Die Rettung
Prinz Linus und sein Drache waren bei der Fee Lilli im Kerker angekommen. Lillis Erscheinung war nicht sehr groß, dennoch konnte sie Vieles und Großes bewirken. Als sie den Drachen und Linus sah, lächelte sie. „Na, ihr habt meinen Brief wohl gefunden, nicht wahr?“, fragte sie.
„Ja, das haben wir“, antwortete der Drache stolz. „Wir wollen ja die Prinzessin retten! Aber – wo ist sie eigentlich? Weißt du es?“
Lilli entgegnete: „Ich glaube, man hält sie nur drei Kerker neben mir gefangen! Von dort höre ich häufig ein Jammern.“
„Gut, dann holen wir sie mal aus ihrem Verlies!“, stieß Linus entschlossen hervor.
„Ähm“, murmelte die Fee, „seit ich hier eingesperrt bin, habe ich die Hälfte meiner Kräfte verloren.“
Da hörte man ein klägliches Jammern. Es war der verzweifelte Schrei der Prinzessin. Hastig versuchte die Fee, die Gitterstäbe ihres eigenen Gefängnisses wegzuzaubern, doch es gelang ihr nicht.
„Ich versuche es auch mal!“, sagte der Drache eilig. Er holte tief Luft und spuckte Feuer auf die Gitterstäbe. Diese zerschmolzen lautlos.
Linus schritt auf den steinigen Gang und guckte sich um. „Keine Wache zu sehen“, flüsterte er. Sein Flüstern schallte als Echo von den nassen Steinwänden zurück.
Leise schlichen sich die drei nach rechts und fanden dort auch bald die Prinzessin. Sie lag schniefend in der Ecke.
Erst als der Drache die Gitterstäbe zerschmelzen ließ, blickte sie auf. „Endlich jemand, der mich rettet!“
Die Prinzessin umarmte jeden. Danach liefen alle schnell zum Kerker der Fee. Währenddessen erwachten langsam die Kräfte der Fee Lilli, die sich daran begab, die Gitterstäbe beider Kerkerräume wieder zu errichten.
Schnell folgte sie dann den Gefährten in den selbst errichteten Tunnel. Als dort alle versammelt waren, versiegelte Lilli auch den Durchbruch zum Kerker. Gemeinsam flogen sie zurück zur Hütte der Fee. Kaum waren sie dort eingetroffen, klopfte es donnernd an der Tür.
Fast gefangen
Lilli wollte die Tür schon öffnen, da hörte man ein dumpfes Lachen dahinter.
„Oh“, wisperte die Prinzessin. „Das sind die Kerkerwachen!“
Die Wachen polterten gegen die Tür, die schließlich mit einem lauten Knarren aufsprang. Sogleich platzen die Wachen herein. Im gleichen Moment gelang es der Fee, sich und ihre Freunde unsichtbar zu zaubern. Verwirrt darüber, dass die Hütte scheinbar leer war, verschwanden die Wachen wieder im Wald. Sofort kehrte Lilli ihren Zauber um und begann hastig, einen Zaubertrank zu brauen und ihre neuen Freunde in ihre Pläne einzuweihen.
Die List
Schon bald brodelte der fertige Trank über der Feuerstelle. Aber nur das Hinzufügen einer Drachenschuppe des verhexten Königssohns verlieh dem Trank die magische Wirkung, mit der König Rudolf bezwungen werden sollte. Lilli füllte den Trank in ein kleines rosarotes Fläschchen und erklärte: „Ein paar Tropfen dieses Elixiers müssen wir in Rudolfs Speisen tropfen, dann wird er von Zauberhand mitsamt seiner Wachen in einen Kerker getragen und der Bann wird von dir genommen, Drache.“
Kurz darauf begab sie die Prinzessin als Köchin verkleidet zur Schlossküche. Die Wachen versperrten ihr zunächst den Weg, als die Köchin aber leckere Speisen versprach, geleiteten sie diese zur Küche. Sogleich kam auch schon der Küchenchef und bat die Prinzessin, eine köstliche Suppe für den König zu bereiten.
So servierte sie bald darauf Rudolf eine wohlschmeckende, mit Drachentrank verfeinerte Suppe. Danach huschte sie schnell aus dem Raum.
„Tschüss Rudolf“, flüsterte sie kaum hörbar.
Dieser verschwand in Sekundenschnelle mitsamt seinen Wachen in einer glitzernden Wolke. Dann herrschte absolute Stille im Schloss. Da kamen aber auch schon der Drache, Prinz Linus und die gute Fee Lilli ins Schloss geeilt.
Ein großes Fest
Am nächsten Tag gingen viele Wünsche in Erfüllung. Der Drache verwandelte sich wieder in den hübschen Prinzen Luka, der die Prinzessin zur Frau nahm und seinen rechtmäßigen Thron bestieg. Prinz Linus zog es schon bald zurück zu seiner dicken, alten Eiche, wo er auf neue Abenteuer wartete. Die gute Fee Lilli bekam ein schönes, kleines Schloss, in dem sie ihre Zauber verbreitete.
So tanzten und feierten unsere Helden auf einem rauschenden Fest gemeinsam unter dem Himmelszelt, von dem die Sterne wie tausend glitzernde Drachenschuppen herabstrahlten.
Lena Markus (9)aus Remscheid / Deutschland
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„Ich bin tatsächlich an jenem Abend weggegangen. Ich bin über meinen Schatten gesprungen und in die Bar am Bahnhof gegangen. Dort habe ich sie das erste Mal gesehen. Alkohol wirkt bei mir ziemlich schnell, wie ich seitdem weiß.
Alleine wie immer saß ich da. Mit relativ viel Alkohol im leeren Magen setzte ich mich völlig naiv neben ein Mädchen. Sie war schön. Sehr schön. Doch ich dachte die ganze Zeit, dass sie sowieso viel zu betrunken war, um zu erkennen, dass ich eigentlich kein Mensch bin und außerdem war es viel zu dunkel, um auch nur irgendwas zu sehen ... Dass sie wundervoll ist, habe ich allerdings trotzdem gemerkt.
Wir trafen uns das erste Mal im Park etwas außerhalb der Stadt. Dort hätte sie doch sehen müssen, dass etwas mit mir nicht stimmt. Sie kam mir sofort so vertraut vor, sodass ich es ihr gleich sagen wollte. Doch es ging nicht. Es war wie eine Stimme in meinem Kopf, die mich davon abhielt.
Ob es das sechste oder siebte Treffen war, weiß ich nicht mehr genau. Aber ich habe es getan: „Leyla, ich muss dir etwas sagen. Ich bin ... Ich bin in Wirklichkeit ein halber Drache.“ Weggerannt bin ich. Weggerannt! Und sie kam, Tränen überströmt hinter mir her.
„Friedrich, ich bin auch kein Mensch. Auch ich bin ein Drachenmensch.“
Oh Tagebuch, diesen Moment werde ich niemals mehr vergessen. Ich könnte dir bis ins allerkleinste Detail alles erzählen, doch ich denke, dann wären alle deine Seiten beschrieben, sodass ich von nichts anderem mehr berichten könnte. Und da ich sowieso gerade in der Schatten-Überspringen-Stimmung war, kamen wir uns, sagen wir mal ... näher. Aber nein, das war kein normaler Kuss. Etwas zog und riss an uns, eine Art Wind oder Sog. Ich kann nicht genau sagen, wie lange wir von der Realität entfernt waren, mir kam es vor wie eine Ewigkeit.
Seitdem trafen Leyla und ich uns täglich. In ein paar Tagen wird sie sogar zu mir ziehen. Leyla hat sich in meinen Augen verändert, seit wir uns das erste Mal gesehen haben. Ihr Haar ist dunkler geworden, die schönen kastanienbraunen Augen glitzern und funkeln voller Lebensfreude. Dieses Funkeln macht mich jeden Tag glücklicher. Ihre Haut wurde schöner, sie hat jedoch keine menschliche Farbe mehr. Man sieht, dass sie zu einem echten Drachen geworden ist. Und dieses Drachenmädchen ist wunderbar ...
Die Augen gefüllt mit Tränen stand Leyla vor dem mit Blumen geschmückten Grab. Es regnete bereits in Strömen, doch das machte ihr nichts aus. Die Bilder gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf: tot, reglos und kalt wie Eis lag Friedrich unter dem Auto. Rot war es. Rot wie Blut ... Sie hielt den Fetzen Papier in ihrer Hand, ein Tagebuchausschnitt von Friedrich. Dem, der sie beide wieder in echte Drachen verwandelt hatte, den sie liebte, mit dem sie ihre schönste Zeit verbracht hatte. Und jetzt lag er leblos unter der Erde. Ohne Leyla, ohne ein frohes Leben, ohne auch nur einen einzigen Herzschlag.
Wieder schossen Bilder durch Leylas Kopf: ein dumpfer Knall. Laute rennende Schritte. Stille.
Leyla konnte diesen Schmerz nicht verkraften, sie konnte nicht ohne ihn sein. Erneut flogen Erinnerungen über Erinnerungen durch ihren Kopf. Sie sah vor sich, wie Friedrich unter den Reifen eines Autos lag. Tot. Blut floss aus seinem Körper. Schwarz.
Sie begann zu buddeln, zu graben, zu schaufeln, bis tief in die Nacht. Der Regen beruhigte sich für kurze Zeit ein wenig und leichte Sonnenstrahlen begannen am Horizont zu funkeln. Ein neuer Tag brach an, doch für Leyla bedeutete es das Ende.
Sie nahm den Zettel in ihre Hand, den sie kurz nach Friedrichs Tod gefunden hatte, hielt ihn dicht an ihre Brust, die sich langsam abkühlte, stieg in das Loch hinein und grub all die aufgeschaufelte Erde auf sich. Da lag sie, Meter tief unter der Erde, eingebuddelt neben einer Leiche. Sie spürte den Regen, der soeben wieder die Straßen und Felder unter Wasser versinken ließ. Jeder einzelne Regentropfen hinterließ einen dumpfen Schlag auf ihrer kühlen Brust.
Es wurde langsamer.
Es wurde kälter.
Es hörte auf.
Viktoria Rötger (15)aus Genf / Schweiz
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Heute ist ein wunderschöner Tag, alles ist glitzernd, leuchtend und farbenfroh. Die Welt dreht sich, nein nicht nur um die Sonne, sondern um mich ...
Ich tanze wie nie zuvor, Bewegungen, die ich nicht kannte. Ich höre Geräusche, die ich nie zuvor hörte. Ich lache und alles scheint gut zu sein ...
Das Leben, die Welt, alles ist wie es mir gefällt. Ich bin frei und kann fliegen ist das nicht toll?
Doch als ich am nächsten Morgen erwache, bin ich in einem mir unbekannten Tief. Die Welt scheint klein und düster. Was ist passiert, wo ist das Glücksgefühl bloß hin?
Als ich kurz darauf meinen Kumpel Kevin treffe, merkt er mir sofort an, dass etwas nicht stimmt.
Er schaut mich an, als erwarte er eine Erklärung, aber wofür?
„Hi Valle, wie geht es dir so nach gestern Abend?“, fragt Kevin.
„Hi, nicht so gut. Dir?“
„Prima, kein Wunder, wenn du dich beschissen fühlst!“
Was meint er?
„Ich bin ganz schön sauer auf dich, Valle, wieso bist du gestern einfach mit diesem Typ verschwunden? Wer war das?“
„Sorry, kommt nicht wieder vor. Das war ein Junge, Jeremie, aus dem Tanzclub, in dem ich seit Neuem tanze.“
Kevin unterbricht mich: „Ich glaube, die neue Tanzschule bekommt dir nicht so gut!“
„Bist du jetzt mein Vater oder was?“
„Nein, aber ...“
„Was aber?“
„Du bist in letzter Zeit so niedergeschlagen und schläfst mitten in der Schulstunde ein, irgendwas stimmt doch nicht, oder?“
„Ich weiß gar nicht, worauf du hinaus willst.“
Obwohl Kevin schon seit Jahren mein bester Freund ist, soll ich ihm nicht sagen, was mit mir los ist, schließlich war er immer für mich da!
„Na gut, also weißt du, ich kann nicht mehr, alles ist so schwer und viel zu viel. Ich dachte, ich würde das alles schon packen ...“
Ich schluchze. Warum muss ich jetzt nur weinen? Kevin nimmt mich in den Arm. Zum Glück sagt er nichts ...
„Aber die haben gesagt, dass das am Anfang ganz normal ist und dass es bei ihnen auch so war.“
„Wer hat das gesagt? Und was war bei ihnen genau so?“
„Na ja, die vom Tanzen, die meinten das, also halt, dass man verkrampft ist und so. Und die haben gemeint, die könnten mir was dagegen geben!“
„Und sag nicht, du hast es genommen!!!“
„Mhh doch, aber, Kevin das ist nicht so schlimm, das macht jeder am Anfang, um locker zu werden und so.“
„Oh Gott, was genau und wie viel haben sie dir gegeben?“
„Ich weiß es nicht mehr. So Pillen, ich glaub Ecstasy keine Angst nur eine!“
„Keine Angst?! Sag mal, hast du noch alle? Weißt du, wie gefährlich das Zeug ist?“
Ich schweige was soll ich auch sagen ... Er hat ja recht. Endlich sind wir in der Schule angekommen und es klingelt auch schon, aber da kommen Yella und Jan um die Ecke. Wir warten, bis sie fertig geraucht haben, und gehen gemeinsam rein.
„Habt ihr zwei Lust auf Kino heute Abend?“, fragt Yella.
Scheiße, wie soll ich mich da nur rausreden? Ich wollte mich doch heute Abend mit den Leuten vom Tanzen treffen, um zu üben.
„Hm, also heute Abend ist ganz schlecht.“ Kevin darf nichts merken!
„Wieso?“, fragt der auch prompt.
Okay dann muss ich halt lügen. „Meine Eltern wollen nicht, dass ich während der Schulzeit so lange ausbleibe!“
Kevin guckt mich zwar misstrauisch an, sagt aber: „Gut, dann halt wann anders.“
Ich muss jetzt endlich los. Jeremie und die anderen warten sicher schon. Als ich da bin, sind schon die meisten am tanzen, blöd! Aber Jeremie entdecke ich nirgends, komisch, wo der wohl steckt?
Plötzlich tippt mir jemand auf die Schulter.
„Hallo Valle, na was läuft?“ Es ist Jeremie.
„Hey, alles klar!“
Als wir kurz darauf tanzen sollen, werde ich nervös. Ich bin doch gar nicht gut genug, um mit denen zu tanzen ...
„Valle beruhig dich. Was geht denn mit dir ab? Du schwitzt ja voll!“ Jeremie schaut mich belustigt an. „Soll ich dir was geben, das dich locker macht?“
In dem Moment denke ich nicht mehr an Kevin und bin nur erleichtert über den Vorschlag. Ich schmeiß die kleine Pille, die Jeremie mir rüber schiebt, schnell ein. Sie zeigt ihre Wirkung, doch anders als beim letzten Mal.
Ich fliege und sehe bunte Farben. Alles bewegt sich, selbst die kleine Schlange auf Jeremies Arm springt mir plötzlich ins Gesicht und wechselt ihre Farben. Das macht so Spaß. Ich fange an, zu tanzen, alles dreht sich, ich höre mein Lachen wie aus weiter Ferne. Ich denke, ich kann fliegen, ich drehe mich im Kreis und hebe ab.
Doch jetzt sehe ich einen Drachen, er singt und tanzt mit mir. Sein Fell leuchtet, es wird von strahlendem Licht überflutet, es reflektiert wie eine Discokugel im ganzen Raum. Seine Zacken wirken gerade zu magisch, doch ich habe keine Angst, sondern springe auf seinen Rücken und gleite durch die Nacht! Im Laufe der Nacht schlucke ich immer mehr Pillen.
Plötzlich sehe ich ganz verschwommen Kevins Gesicht. Er schüttelt mich und ich kann mich kaum noch halten vor Lachen. Doch dann wird mir auf einmal schwarz vor Augen und ich gleite zu Boden und falle in einen tiefen Schlaf, in dem ich von bunten Drachen träume, die kleine bunte Pillen schlucken!
Irgendwann wache ich auf. Ich bin in einem mir unbekanntem Raum. Doch jetzt sehe ich auch Kevin, der mich hoffnungsvoll anschaut.
„Wo bin ich?“, möchte ich fragen, doch kein Ton kommt heraus.
„Gut, dass ich misstrauisch geworden bin und etwas geahnt habe, sonst lägst du vielleicht immer noch auf dem Boden von Jeremie! Du bist im Krankenhaus. Durch das LSD, das du geschluckt hast, ist deine Körpertemperatur angestiegen und du hast so wild getanzt, ohne zu trinken, dass dein Körper irgendwann nicht mehr konnte! Hoffentlich geht’s dir bald wieder besser. Deine Eltern sind gerade gegangen, kommen aber heute Mittag wieder. Ich werde bei dir bleiben.“
Ich habe zwar nur die Hälfte verstanden, weiß aber, dass Kevin mein bester Freund ist und ich mich immer auf ihn verlassen kann!
Anna Pöpl (13)aus Düsseldorf / Deutschland
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Es waren einmal zwei Drachenbrüder. Der eine hieß Zwickel und der andere Zwackel. Sie lebten im Drachental.
Die beiden machten viel Blödsinn und stellten allerhand an. Eines Tages haben Zwickel und Zwackel mit Freuden Feuer gegen ein Haus gespuckt, dieses war verboten.
Sofort kam die Drachenpolizei und verhaftete die Freunde. Zwickel und Zwackel konnten aber davonfliehen. Die Freunde kamen ins Gefängnis bei Wasser und Brot. Die beiden Brüder wollten die Freunde aus dem Gefängnis befreien.
Der Plan war, Feuer gegen die Gitterstäbe zu spucken, sodass diese schmelzen und die Freunde hinaus fliegen konnten. Am Abend wurde der Plan in die Tat umgesetzt und nach ein paar Stunden waren die Gitterstäbe geschmolzen.
Zwickel und Zwackel waren so leise, dass die Wachen das Drachenfeuer nicht hörten. Sie flogen mit den Freunden nach Hause. Die beiden waren sehr müde und schliefen sofort ein.
Am nächsten Morgen machten die Freunde für die Drachenbrüder zum Dank ein gigantisches Drachenfrühstück und dabei wurde schon der nächste Blödsinn geplant.
Philip Eschweiler (9) aus Köln / Deutschland
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Vor 300 Jahren gab es einen Drachen, Olu. Olu wohnte auf Mallorca in einer Höhle mit Wasser. Olus Höhle war sehr groß und geräumig. Es gab einen Brunnen und Olu schwamm hoch. Oben lag ein Hamburger, Olu aß ihn.
Der Brunnen führte in eine Burg. In der Burg wohnte ein König. Ein Dieb wollte dem König Gold klauen. Da kam plötzlich ein Held und tötete den Dieb. (Olu war der Held.) Olu war selbst erstaunt, dass er die Kraft dazu hatte. Es musste an dem Burger gelegen haben. Erst später erfuhr er, dass dies ein Tarnungsburger war, der ihn zum Held machte.
Dies alles bemerkte der König nicht, weil er schlief. Alle anderen waren froh über ihren Helden, gingen ins Bett und schliefen ein. Als sie aufwachten, war Olu schon weg.
Olu war wieder in seine Höhle geschwommen und eingeschlafen. Wenn sie heute noch leben würden, wären sie immer noch froh, dass er sie gerettet hat.
Michel Hanusa (8)aus Köln / Deutschland
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Vor langer, langer Zeit, im Land der vergessenen Welt lebten zwei junge Drachen. Der erste Drache, der Pincio Pancio hieß, war ziemlich kräftig und sehr ungeschickt. Sein Bruder, der zweite Drache, der Bello Bollo hieß, war ziemlich sportlich und penibel. Bello Bollo hatte einen guten Freund namens Binni Bonni. Sie waren unzertrennlich.
Eines Tages ging Pincio Pancio ganz alleine durch den gruseligen Drachenwald. Auf einmal hörte Pincio Pancio etwas – es kam aus dem Gebüsch. Pincio Pancio kriegte ganz schön Angst, aber dann dachte er doch: „Es ist bestimmt Binni Bonni, der gerade mit Bello Bollo Verstecken spielt.“
Doch das beängstigende Geräusch kam immer näher. Plötzlich sprang etwas aus dem Gebüsch. Pincio Pancio schrie: „Hilfe!“, stolperte über seine kräftigen Füße und fiel auf den Kopf. Er blieb auf dem Boden liegen.
Da spürte er, dass eine Art Tier an ihm roch. Doch irgendwie war es kein Tier, es war … eine Fee, eine gute Fee.
Die kleine gute Fee entschuldigte sich und setzte sich hin. Sie erklärte ihm alles mit Ruhe. Sie erzählte ihm traurig, dass sie keinen Namen hätte und kein Haus. Also gab Pincio Pancio ihr den Namen Engeli Hiel. Die Fee fand ihren Namen gut. Pincio Pancio sagte zur kleinen Fee: „Komm, du wohnst mit mir und meinem Bruder Bello Bollo, bis ich dir ein Haus gefunden habe!“
„Ja!“, sagte die kleine Fee.
Alle beide gingen froh nach Hause.
Jahre danach fand Pincio Pancio ein Haus für die kleine gute Fee Engeli Hiel. Pincio Pancio und Bello Bollo konnten sich gut vertragen, auch wenn sie Engeli sehr vermissten. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute!
Sara Memoli (9)aus Köln / Deutschland
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Aus einer Höhle stürmt ein Drache, ein anderer kommt feuerspuckend hinterher. Es ist der kleine Drache Tarne. Er wurde mal wieder von seinem großen Bruder Zwucki geärgert.
Tarne sagt: „Heute ist der 1.8.1434. Da tut man so etwas nicht!“
Zwucki hat ihn fast getroffen.
Sie laufen in den Wald von Drabustadt.
Da ruft Tecki, die Mutter der beiden: „ESSEN!“
Aber die beiden hören Tecki nicht mehr.
Tecki sagt: „Warum kommt ihr denn nicht?“
Inzwischen geht Tarne und Zwucki die Puste aus. Zwucki entdeckt ein Schloss. Es ist weiß. Das Schloss des Schlosses ist fest verschlossen. Tarne kann das Schloss nicht aufspucken, Zwucki kann es aufspucken.
„Endlich, es ist offen!“, ruft Tarne.
Sie gehen hinein. Knatsch. Was war das? Nur die Tür. Puuuuhhh! Und weiter geht es.
Sie kommen an ein Bild. „Uh, wer ist denn das auf dem Bild?“, fragt Zwucki.
„Ich glaube, das ist ein Prinz“, antwortet Tarne.
Sie gehen weiter. Tarne flüstert: „Ich glaube, hier spukt es. Da, guck mal. Das Kaminfeuer brennt noch.“
„Oh, mir schlo-o-tt-ttt-ttt-ern die Knie-eee!“, stottert Zwucki.
Im nächsten Gang steht eine Ritterrüstung. Plötzlich bewegt sie sich. Dabei fällt der Helm herunter. Die Drachen sehen, dass in der Rüstung kein Ritter steckt. Sie erschrecken und laufen weg.
Jetzt sehen sie ein Riesenspinnennetz. Zwucki möchte das Spinnennetz verbrennen, aber er schafft es nicht. Sie möchten hindurchlaufen, verheddern sich jedoch. Da kommt eine große Spinne und sagt: „Ich habe aber ein gewaltiges Abendessen gefangen!“ Sie tanzt vor Freude.
Aber zu früh gefreut! Tarne hat ganz große Angst und versucht, einen Feuerball abzufeuern – mit Erfolg. Dabei trifft er das Bild des Prinzen. Plötzlich gibt es eine Riesenexplosion. Eine große Rauchwolke tut sich auf. Sie umhüllt die Spinne. Die Rauchwolke löst die Spinne auf.
Es war ein Fluch! Mit der Spinne löst sich auch das Spinnennetz auf.
Zwucki ruft: „Komm jetzt schnell raus hier!“
Sie verlassen das Schloss.
Auf ihrem Heimweg kommen sie an einer Höhle vorbei. Es funkelt darin.
„Komm, wir gehen hinein!“, schlägt Tarne vor.
Zwucki meint ängstlich: „Da wohnt bestimmt eine Hexe.“
„Ich will aber wissen, was da so funkelt!“
„Neiiiiiiiiiin, ich will da nicht hinein!“
Tarne geht allein in die Höhle und sieht den Zauberer Trix-Trax beim Zähneputzen. „Was funkelt denn hier?“ „Mein Zauberspiegel“, antwortet Trix-Trax.
„Dann ist es ja gut“, sagt Tarne beruhigt und verlässt die Höhle. Er berichtet Zwucki vom Zauberer Trix-Trax. Nun gehen sie wieder nach Hause und erzählen Tecki von ihrem aufregenden Abenteuer.
Julian Ottinger (8)aus Köln / Deutschland
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Es war heiß an diesem Tag – heiß und trocken. Die Sonne brannte und glühte wie eine durchgeknallte Glühbirne auf die umliegenden Dörfer und schien ganz Frankreich den Atem zu nehmen. Luis Füße schmerzten von dem langen Fußmarsch, den er mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester Vera im Gepäck scheinbar seit Stunden versuchte durchzuhalten.
„Mum, du hast gesagt, es wäre nicht weit zu diesem albernen See, den wir nur deinetwegen besuchen sollten!“, seine Stimme klang frostig und scharf.
„Ach, komm schon, Schatz!“, versuchte Luis’ Mutter ihren Sohn aufzuheitern. „Wir sind fast da! Freust du dich denn nicht auf den klaren, erfrischenden See, der irgendwo hinter diesen französischen Hügeln auf uns wartet?“ Fragend blickte sie ihrem Sohn in das wutverzerrte Gesicht.
Doch Luis entgegnete nicht ihren Trost spendenden Blick, nein. Er hatte nur Augen für das im Sonnenlicht glänzende Wasser, das zwischen zwei nahen Hügeln ruhig dalag,
Veras Gesicht hellte sich augenblicklich auf: „Mama, Papa! Wir sind gleich da-ha!“
Das Rauschen des Wassers, wie die Wellen am Ufer zerbrachen, Luis hörte mit jedem Schritt mehr von dem, was seine schmerzenden Füße bald aufheitern würde. Man nannte ihn den See der Drachen. Sie alle konnten nicht ahnen, welch ein magischer Ort dieser See war, der an der schwülen Luft nagte, welche ihre Kräfte wie eine einfache Kerzenflamme seit Stunden zu erlöschen versuchte.
„Ich bin dann mal weg!“, rief Luis noch über seine Schultern, bevor er in das klare Wasser des Sees sprang und die Stille genoss, die am Grund des Sees hauste wie ein alter Mann. Sie war da und versuchte ihre Heimat zu beschützen so gut es ging, doch ihre Anwesenheit spürte man nur dann, wenn man sich von ihr entführen ließ in das Land der grenzenlosen Fantasie.
Stille. Stille glich keinem ihrer Brüder mehr als dem Nichts. Nichts. Genau dies empfing Luis nämlich auch wieder an der Wasseroberfläche. Nichts. Der See war verschwunden, das sandige Ufer, seine Familie – ganz Frankreich war wie vom Erdboden verschluckt. Um Luis herum herrschte vollkommene Dunkelheit.
„Hallo, ist da jemand?“
Nichts.
Doch der Junge fühlte tief in seinem Herzen eine seelenlose Stimme, die ihm erklärte, wie er zurückkam zu seiner Familie: „Finde die Drachen der vier Elemente. Beeile dich oder Drachenfeuer wird dich dein Leben lang verfolgen und an deinem Leib zehren wollen.“
Ein eiskalter Schauer lief Luis über den Rücken, doch als er wieder seine Umgebung genauer betrachtete, sah er erstaunt, wie sich das Nichts, der finstere Raum, in dem er gefangen war, verwandelte. Er stand inmitten eines Waldes, durch dessen dichtes Laubdach nur spärlich das Sonnenlicht auf den von Wurzeln übersäten Waldboden fiel.
Die vier Elemente. Erde, Feuer, Luft und Wasser. Gab es in dieser Welt wirklich Drachen? Wenn nein, hatte Luis keine Chance zu seiner Familie zurückzukehren. Wenn ja, musste er schnellstens die Drachen der vier Elemente finden. Erde, Feuer, Luft und Wasser. Erde. Erddrache. Luis brauchte einen Erddrachen, er musste ihn finden – und wenn es das Letzte war, was er tat.
Ein Rascheln in einer kniehohen Hecke neben dem verwirrten Jungen ließ ihn erschrocken herumfahren. Vorsichtig kniete er sich auf den feuchten Waldboden und beobachtete dabei gebannt die kleine Hecke, wie aus ihren zahlreichen, ineinander geschlungenen Ästen Knospen wuchsen, die sich lautlos öffneten. Violette Blüten kamen zum Vorschein, wunderschön, als wären sie aus der Feder eines ebenso wunderbaren Künstlers entsprungen. Die silbern schimmernden Blütenblätter schmückten die vorher so farblose Hecke prachtvoll.
Luis ging noch näher an die einzelnen Blüten heran und betrachtete sie entzückt – da sah er sie. Lebewesen, kaum größer als sein knochiger Daumen, schliefen in den violetten Blüten, und als sie erwachten, schwangen sie sich mit ihren zerbrechlichen Schwingen in die würzige Waldluft. Ihre Schuppen glänzten genau so violett wie die hübschen Blumen, die ihnen über Nacht als Schlafplatz gedient hatten. Erddrachen! Luis hatte sie gefunden.
Nun brauchte er die Drachen des Feuers. Der Junge richtete sich wieder auf, strich sich das hellbraune Haar aus der Stirn und schritt vorsichtig weiter durch das Unterholz. Tanzende Schatten vereinzelter Bäume zuckten vor ihm über dem moosbedeckten Boden.
Das Knirschen von brennendem Holz drang an Luis’ Ohr, als er im Schutz der Bäume plötzlich einen feurigen Baumstamm entdeckte. Ein Baum aus nichts als Flammen züngelte aus dem vom Unkraut überwucherten Waldboden. Das Astwerk, genauso feurig wie der Rest des Baumes, zerfiel jedoch in etliche Teile und Funken tanzten durch die Luft vor Luis’ Nase herum. Jeder der Äste landete krachend vor den Füßen des Jungen auf dem Boden. Nur einer der Äste nicht. Das Feuer dieses einen Astes formte sich noch in der Luft in eine Gestalt des Feuers mit feuerroten Pranken und langem, meterlangem Schwanz. Feuerdrache. Luis hatte auch ihn gefunden.
Der Drache strich an dem Jungen vorbei und verschwand kurzer Zeit später im dunklen Unterholz. Nun fehlten ihm also noch zwei Elemente: Luft und Wasser. Aber wo konnte er in diesem dunklen Wald einen Luftdrachen finden?
Ratlos schritt Luis weiter durch die fremde Welt, in die er so plötzlich hineingeraten war. Als er nach einer Ewigkeit aus dem Schatten der Bäume trat und somit den Rand des Waldes erreicht hatte, entdeckte er am Horizont einen großen See, in dem sich das Rot des Morgengrauens spiegelte. Voller Hoffnung rannte der Junge bis ans Ufer des Sees, setzte sich auf einen faltigen Felsen und betrachtete sein eigenes Spiegelbild im Wasser. Der ganze See erinnerte ihn an den Urlaub in Frankreich, an seine ganze Familie und an das geheimnisvolle Rätsel, das über dem See der Drachen lag.
Schließlich legte er sich auf den Rücken und betrachtete den wolkenlosen Himmel. Nach einiger Zeit jedoch blies der Wind so heftig, dass sich eine vereinzelte Wolke vor die Sonne schob, und als Luis seine Augen zusammenkniff, um die flauschige Wolke noch genauer sehen zu können, erkannte er ihn. Die Wolke war lebendig! Sie hatte weite Flugarme, eine schlanke Gestalt und Hörner thronten auf dem Kopf der wolkigen Gestalt.
„Ein Luftdrache!“, murmelte der Junge vor sich hin und sein Blick verschleierte sich wegen ein paar Tränen der Freude, die sich in seinen nussbraunen Augen verloren hatten.
Luis richtete sich glücklich wieder auf und blickte über den gesamten See, während er auf dem hohen Felsen versuchte, das Gleichgewicht zu behalten. Das Wasser lag still da, nichts bewegte sich, kein Geräusch außer dem Rauschen des Wassers nahm der Junge war. Die ganze Welt schien, als hielte sie den Atem an. Kein Tier bewegte sich und so sehr er sich auch umsah, einen Weg zu seiner Familie zurück fand er nicht und von einem Wasserdrachen fehlte jede Spur.
Die Wärme des Felsen unter seinem Leib wärmte ihn köstlich und seine schwarze Badehose trocknete langsam im Schein der Sonne. Das Wasser, das seine Badehose die ganze Zeit so erschwert hatte, stammte aus einem der magischsten Seen der Erde.
Bei diesem Gedanken sprang Luis von dem faltigen Stein herunter und sprang ins Wasser. Wieder umschlang ihn das kalte Wasser und die Stille, die in jedem See auf dem Grund lebte, schien als wollte sie ihn erdrücken.
Suchend blickte der Junge sich um – da spürte er, wie schuppige Haut an seinen Beinen entlang fuhr. Erschrocken zuckte der Junge zusammen, und als er auf den Grund des Sees starrte, sah er ein silbern glitzerndes Wesen. Der Wasserdrache vor seinen Augen besaß statt Flügeln lange Flossen und sein Körper war schmal wie der einer Schlange.
Luis wollte vor Freude aufschreien, als er plötzlich merkte, dass er doch noch unter Wasser war.