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Wenn sich das Jahr dem Ende nähert, es draußen zeitig dunkel wird, dann wissen alle – Weihnachten steht vor der Tür – und damit die Zeit der Märchen und Geschichten rund um das Weihnachtsfest, das Fest, das Kinderaugen zum Leuchten bringt, und selbst Erwachsene sich ein kleines Stück Kindheit zurückwünschen.
Dieser Band ist für die ganze Familie gedacht und soll helfen, das Tempo aus dem Alltag zu nehmen und somit die Vorweihnachtszeit zu verschönern …
In diesem Buch sind folgende Geschichten und Märchen enthalten:
› Der Geisterschlitten des Nordpols – von Kevin Gratzel
› Online-Weihnacht – von Hanna Thierfelder
› Schwarzköpfchen – von Angelika Beck
› Das Hexenhaus – von Stefan Lochner
› Weihnachten für Weihnachtsmänner – von Peter Kurz
› Mein bester Freund – von Eliza Simon
› Das magische Kästchen – von Thorsten Roth
› Zu Weihnachten glaubt man an die Liebe – von Amanda Partz
› Die Bescherung – von Rainer Popp
› Das Ende kam am 25. Dezember 2323 – Meinhard Wilhelm Schulz
› Die Ankunft – von Christian Gallo
› Das afrikanische Geschenk – von Hans-Jürgen Raben
› Das Paradies und die Streichhölzer – Jay Monika Walther
› Onkel Herberts Geschenk – von Sofia Speel
› Spuren im Schnee – von René Deter
› Kevin und die geheimnisvolle Tür – von Lynda Lys
› Oh, Tannenbaum u. a.– von Frederike Frei
› Als wir am Heiligen Abend Besuch bekamen – von Wolfgang Bittner
› Kleinigkeiten – von Gabrielle Alioth
› Verhängnisvolle Schrottimmobilien – von Stefan Lochner
› Die Legende vom Weihnachtsstern – von Andrea Dejon
› Die Frage aller Fragen – von Eliza Simon
› Der schwarze Weihnachtsstern – von Asmodina Tear
› Engel von Frau Bartel – von Elisabeth Richter
› Ein Weihnachtsmärchen auf Bikerart – von Thorsten Roth
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Wundersame
Weihnacht
Spuren im Schnee
Geschichten und Märchen zur Weihnachtszeit
Herausgegeben von Kerstin Peschel
Mit Geschichten und Märchen unter anderem von Hans-Jürgen Raben, Kevin Gratzel, Hanna Thierfelder, Rainer Popp, Angelika Beck, Eliza Simon, Christian Gallo, Sofia Speel, Federike Frei, Gabrielle Alioth, Thorsten Roth, Asmodina Tear, Andrea Dejon, Wolfgang Bittner, René Deter, Stefan Lochner, Jay Monika Walther, Lynda Lys, Meinhard-Wilhelm Schulz, Amanda Partz, Peter Kurz, Elisabeth Richter
Copyright © by Author/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Kerstin Peschel nach Motiven, 2023
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten
Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Der Geisterschlitten des Nordpols
Online-Weihnacht
Schwarzköpfchen
Das Hexenhaus
Weihnachten für Weihnachtsmänner
Mein bester Freund
Das magische Kästchen
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Zu Weihnachten glaubt man an die Liebe
Die Bescherung
Das Ende kam am 25. Dezember 2323
Die Ankunft
Das afrikanische Geschenk
1.
2.
3.
4.
Das Paradies und die Streichhölzer
Onkel Herberts Geschenk
Spuren im Schnee
Kevin und die geheimnisvolle Tür
Oh, Tannenbaum
»Dageblieben!«
Weihnachtssolo
Als wir am Heiligen Abend Besuch bekamen
Kleinigkeiten
Verhängnisvolle Schrottimmobilien
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
Die Legende vom Weihnachtsstern
Die Frage aller Fragen
Der schwarze Weihnachtsstern
Engel von Frau Bartel
Ein Weihnachtsmärchen auf Bikerart
Backrezepte für die Weihnachtsbäckerei
Folgende Weihnahtbände sind ebenfalls erhältlich:
Wenn sich das Jahr dem Ende nähert, es draußen zeitig dunkel wird, dann wissen alle – Weihnachten steht vor der Tür – und damit die Zeit der Märchen und Geschichten rund um das Weihnachtsfest, das Fest, das Kinderaugen zum Leuchten bringt, und selbst Erwachsene sich ein kleines Stück Kindheit zurückwünschen.
Dieser Band ist für die ganze Familie gedacht und soll helfen, das Tempo aus dem Alltag zu nehmen und somit die Vorweihnachtszeit zu verschönern …
***
In diesem Buch sind folgende Geschichten und Märchen enthalten:
› Der Geisterschlitten des Nordpols – von Kevin Gratzel
› Online-Weihnacht – von Hanna Thierfelder
› Schwarzköpfchen – von Angelika Beck
› Das Hexenhaus – von Stefan Lochner
› Weihnachten für Weihnachtsmänner – von Peter Kurz
› Mein bester Freund – von Eliza Simon
› Das magische Kästchen – von Thorsten Roth
› Zu Weihnachten glaubt man an die Liebe – von Amanda Partz
› Die Bescherung – von Rainer Popp
› Das Ende kam am 25. Dezember 2323 – Meinhard Wilhelm Schulz
› Die Ankunft – von Christian Gallo
› Das afrikanische Geschenk – von Hans-Jürgen Raben
› Das Paradies und die Streichhölzer – Jay Monika Walther
› Onkel Herberts Geschenk – von Sofia Speel
› Spuren im Schnee – von René Deter
› Kevin und die geheimnisvolle Tür – von Lynda Lys
› Oh, Tannenbaum u. a.– von Frederike Frei
› Als wir am Heiligen Abend Besuch bekamen – von Wolfgang Bittner
› Kleinigkeiten – von Gabrielle Alioth
› Verhängnisvolle Schrottimmobilien – von Stefan Lochner
› Die Legende vom Weihnachtsstern – von Andrea Dejon
› Die Frage aller Fragen – von Eliza Simon
› Der schwarze Weihnachtsstern – von Asmodina Tear
› Engel von Frau Barthel – von Elisabeth Richter
› Ein Weihnachtsmärchen auf Bikerart – von Thorsten Roth
Bonus:
Backrezepte für die Weihnachtsbäckerei
***
Wundersame Weihnacht
– Spuren im Schnee –
von Kevin Gratzel
In Froststadt, der inoffiziellen Hauptstadt des Nordpols herrschte vorweihnachtliche Stimmung. Die kleinen Elfen in der ganzen Stadt waren neben ihren eigentlichen Aufgaben damit beschäftigt, ihre Häuser und die Straßen zu schmücken. In der Mitte der Stadt zierte ein riesiger Weihnachtsbaum das Zentrum und sein goldener Stern an der Spitze leuchtete selbst am Tag strahlend hell.
Der Baum war sicher um die dreißig Meter hoch und seine mit Schnee bedeckten Äste hingen stramm in der Luft. Bunte Kugeln und goldenes Lametta wurde rundherum angebracht und einige Elfen schwebten um den Weihnachtsbaum herum und schmückten diesen mit Zuckerstangen und vielen weiteren Naschereien. In den Straßen mühten sich die Elfen ab, den vielen Schnee auf die Seite zu schaufeln, damit die Lieferelfen mit ihren Schlitten passieren konnten.
Die Fabriken des Weihnachtsmannes bliesen schwarzen Rauch aus den Schornsteinen, und von Weitem war der Lärm der Fließbänder zu hören. Der süßliche Duft von Weihnachtskeksen war überall zu riechen und wurde von den vielen Bäckereien in ganz Froststadt verströmt.
Eine kleine Elfe mit spitzen Ohren und wackeligem Gang spazierte fröhlich an den verzierten Häusern und Geschäften vorbei. Erstaunt sah sie sich um und überlegte, in eine der vielen Elfenbars einen starken Kakao zu sich zu nehmen, eher sie den Weihnachtsmann trifft, um die Vorbereitungen für Weihnachten zu besprechen.
Immerhin mussten die Spielzeuge noch verpackt und der Quartalsabschluss musste mit den Buchhalterelfen besprochen werden. Die Rentiere mussten einen Probeflug absolvieren, um sicher zu sein, dass ihr Training für die wichtigste Nacht im Jahr ausreichend war, und zu guter Letzt stand noch der Austausch mit den Marktforschungselfen aus, die die Spielzeugtrends für das nächste Jahr ermittelten.
Die Straßen füllte sich mit immer mehr Elfen, die Kleidung in den unterschiedlichsten Farbtönen trugen. Jede Farbe stand für eine Himmelrichtung beziehungsweise den jeweiligen Bezirk, dem diese Elfe entstammte. Die Elfen aus dem Nordbezirk trugen durchwegs rote Kleidung, die aus dem Osten hatten grüne Gewänder, Elfen aus dem Süden waren immer in Gelb gekleidet und aus dem Westbezirk prangte die blaue Farbe.
»Hey Fabrikelfe!«, rief ein rot gekleideter Elf.
»Ich bin jetzt eine Managerelfe!«, entgegnete sie genervt.
Der Elf aus dem Nordbezirk wirkte außer Atem und musterte die grün gekleidete Elfe aufmerksam.
»Verzeihung, ich habe nicht genau hingesehen«, entschuldigte sich der herangeeilte Elf aufrichtig.
Die Managerelfe richtet ihr silberleuchtendes Namenskärtchen mit den Initialen ›FME‹, welche für Fabrikmanagerelfe stand, und sah den offensichtlichen Lieferelf an.
»Keine Problem, aber warum bist du so außer Atem?«, fragte die Managerelfe neugierig.
»Ich habe etwas merkwürdiges am Himmel gesehen! Zuerst dachte ich, es wäre der Weihnachtsmann mit seinem Schlitten, aber die Farbe des Schlittens stimmte nicht. Außerdem bildete ich mir ein, einen grünen Schleier um den Schlitten gesehen zu haben, und die Anzahl der Rentiere passte auch nicht«, erzählte der Lieferelf und legte den Sack, den er geschultert hatte, in den weißen Schnee, der sofort unter dem Gewicht nachgab.
Die Managerelfe blickte hoch in den Himmel, der einige Schneeflocken fallen ließ. Kein Anzeichen eines Schlittens oder Rentieres war jedoch auszumachen.
»Ich sehe da nichts. Bist du sicher, dass du nicht einfach nur zufiel Kakao erwischt hast? Sag der Barelfe, dass du das nächste Mal einen niedrigeren Kakaogehalt in deinem Getränk haben willst, da du augenscheinlich halluzinierst«, sagte die Managerelfe leicht genervt.
Der Lieferelf richtete sich beleidigt seinen roten Hut und schulterte den Sack, welcher ein klimperndes Geräusch verursachte, als er auf die schmalen Schultern des Elfen aus dem Nordbezirk fiel. Ohne Zweifel transportierte der Lieferelf einen Sack voller goldener, silberner und bronzefarbener Schneeflocken, die als Zahlungsmittel in Froststadt genutzt wurden, und von den Elfen Flocken genannt wurden.
»Ich weiß, was ich gesehen habe. Aber wenn du mir nicht glaubst, bitte. Guten Tag noch, Managerelfe«, verabschiedete sich der Lieferelf und stapfte durch den Schnee davon.
Die Managerelfe, welche auf ihre Uhr sah, bemerkte, dass sie sich beeilen musste. Die Fabrik im Norden war ihr Ziel und da nun schon Anfang Dezember war, begann die anstrengendste Zeit im Jahr aufs Neue.
Nach vielen Jahrzehnten des Fleißes und der Anstrengungen gelang es der ehemaligen Fabrikelfe, zur Managerelfe befördert zu werden, und somit war sie immer mit dem Weihnachtsmann verbunden und im ständigen Austausch über so gut wie alle Belange innerhalb ihrer zugeteilten Fabrik. Sie stand vor der gigantischen Fabrik, deren weiße Marmorsäulen mit grünen Kränzen geschmückt waren, das große Eichentor stand offen und hatte Zuckerstangen als Türgriffe, und der Schornstein war in den Farben rot und weiß gestrichen worden. Die Fenster waren aufgrund der Kälte angelaufen und vom Dach hingen spitz glänzende Eiszapfen herunter, die wie Kristalle wirkten.
Als die Managerelfe den Eingang passierte, fand sie sich inmitten einer riesigen Halle wieder. Fließbänder führten auf die verschiedensten Etagen und transportierten unterschiedlichstes Spielzeug. Elfen standen an den Bändern und sortierten kaputte Ware aus oder warfen sie in eine rote Kiste, um sie später zu reparieren.
Das Fließband war verziert mit blauem Lametta und überall standen runde Tische mit Stühlen sowie Kekse und Kakao für die Arbeiter bereit. Die Managerelfe schnippte kurz mit ihren kleinen Fingern und prompt erschien vor ihren Augen ein Klemmbrett mit vielen Zetteln darauf. Sofort machte sie sich an die Arbeit und betrat die Kontrollabteilung, in der sechs Elfen arbeiteten und die Bestellungen überprüften. Sie durchsuchten die Kisten und prüften diese anhand des beiliegenden Wunschzettels auf die korrekte Stückzahl und die richtigen Spielzeuge.
Die Managerelfe spazierte weiter und betrat das Materiallager, wo daran gearbeitet wurde, das Herstellungsmaterial an die verschiedenen Produktionsstellen zu liefern. Überall flogen Elfen mit großen Säcken herum und verschwanden in durchsichtigen Röhren, um die jeweilige Abteilung schneller zu erreichen. Die Elfen hinterließen einen feinen goldenen Staub, der sie fliegen ließ, und sie kicherten, während sie durch die Lüfte sausten.
Nach mehreren Stunden, in denen die Managerelfe durch die Fabrik lief, um alles zu überprüfen, stand sie auf einem großen Balkon, der in Richtung der Innenstadt von Froststadt ausgerichtet war, um eine kleine Pause einzulegen. Sie überprüfte ihr Klemmbrett, ob alle Aufgaben erledigt waren und atmete zufrieden tief durch. Mit einem Fingerschnipp war das Klemmbrett auch schon wieder verschwunden. Sie ging zum Tisch und goss sich einen heißen und süßlich duftenden Kakao in eine weiße Porzellantasse ein und erfreute sich an der Ruhe.
Als die Managerelfe den ersten Schluck getan hatte und zu den Plätzchen auf dem Teller griff, freute sie sich, dass die Kekse mit großen Schokostücken gemacht waren. Sie stippte den Keks in den Kakao und freute sich auf die Geschmacksexplosion, als eine freundliche Menschenstimme hinter ihr sich zu Wort meldete.
»Guten Tag, meine liebe Managerelfe! Ich freue mich, dass du dir eine Pause gönnst.«
Erschrocken sah die Elfe über ihre Schulter und sah den Weihnachtsmann in der Tür zum Balkon stehen. Seine schwarzen Stiefel waren glänzend poliert worden, seine rote Hose und der Mantel waren sauber und die Hosenträger wirkten wie neu. Seine rote Mütze mit dem weißen Bommel hing zur Seite und in seinem weißen langen Bart waren einige Kekskrümel. Sein dicker Bauch ragte etwas aus dem Mantel heraus, doch war sein Anblick atemberaubend. Sein liebevolles Lächeln ließ selbst die so freundlichen Elfen noch dahinschmelzen und motivierte sie immer wieder aufs Neue, ihr Bestes zu geben.
»Hallo Weihnachtsmann!«, begrüßte die Mangerelfe ihn winkend mit dem Keks. »Ich habe mein Klemmbrett schon abgeschickt.«
Der Weihnachtsmann betrat den Balkon und ein leichtes Klirren ging von seinem Anzug aus, das aber sehr wohltuend und beruhigend wirkte.
»Das habe ich schon gesehen. Vielen Dank für deine Arbeit. Wenn du mit deiner Pause fertig bist, wäre ich bereit, den Probeflug mit meinem Schlitten und den Rentieren zu absolvieren.«
Die Elfe knabberte weiter an ihrem Keks, eher sie antwortete.
»Laut den Stallelfen sind die Rentiere bereit. Trink doch noch einen Kakao mit mir und dann gehen wir gemeinsam zum Stall und erledigen den Probeflug«, schlug die Managerelfe lächelnd vor und füllte eine weitere Tasse mit Kakao an.
Der Weihnachtsmann lachte herzhaft und setzte sich neben die Elfe, selbst im Sitzen überragte er die Managerelfe noch um ein Vielfaches.
»Du weißt, wie du deinen Weihnachtsmann glücklich machen kannst«, sagte der Weihnachtsmann und ergriff die Tasse.
Gemeinsam stießen sie an und tranken von ihren Kakao.
*
Nach mehreren Tassen leckerem Kakao und vielen Keksen schlenderten der Weihnachtsmann und die Managerelfe auf dem Weg zum Stall durch Froststadt. Sie ließen die aufkommende Weihnachtszeit auf sich wirken und beobachteten dabei die fleißigen Elfen, die ihrem Tagwerk nachgingen.
Elfen sind sehr arbeitsfreudige Wesen, die immer ihr Bestes geben, und dieses Werk konnte man in Froststadt deutlich sehen. Die vielen Häuschen aus rötlichen Backsteinen waren überall mit einer ordentlichen Portion Schnee eingedeckt. Von den Fenstersimsen hingen die Eiszapfen herunter und die Türen und Fenster waren mit Papiersternen oder anderen Weihnachtsmotiven wie Schneeflocken und hier und da einem Schneemann mit Elfenohren geschmückt worden. Elfenkinder spielten in den Straßen im Schnee und bewarfen sich gegenseitig mit Schneebällen oder rodelten großen Schneehaufen hinunter.
»Hey, Weihnachtsmann! Wie läuft’s?«, rief eine Bäckerelfe mit mehligen Händen und schmutziger Schürze.
»Sehr gut, bisher. Die Managerelfe und ich sind gerade auf dem Weg zum Stall, um einen Probeflug durchzuführen. Ich muss schließlich für die wichtigste Nacht im ganzen Jahr bereit sein.«
Die Bäckerelfe gluckste zufrieden und holte geschwind aus ihrem Laden, der einen köstlichen Duft verströmte, einen neuen Kuchen. Der Kuchen hatte eine runde Form, und gleichmäßig strich sie die Farben der vier Bezirke in den Kuchen ein. In der Mitte des Kuchens war ein Hohlraum, der mit einem Marzipanweihnachtsmann gefüllt war und sehr köstlich aussah.
»Wow, Bäckerelfe!«, begann der Weihnachtsmann fasziniert. »Da hast du dich ja selbst übertroffen. Hat dieser Augenschmaus auch einen Namen?«
Die Bäckerelfe reckte stolz ihren Kopf nach oben und hielt weiterhin dem Weihnachtsmann den Kuchen unter die Nase. Die Bäckerelfe räusperte sich kurz und sagte stolz:
»Ich nenne ihn den Frostkuchen.«
Der Weihnachtsmann und die Managerelfe sahen sich gegenseitig lächelnd an und hätten sie sich nicht mit Kakao und Keksen vollgestopft würden sie sich mit Sicherheit liebend gern um diesen Frostkuchen kümmern, doch ihre Mägen waren voll und trotz des netten Angebots der Bäckerelfe lehnten sie vorerst ab, damit ihnen nicht übel wurde.
Sie gingen weiter bis zum Rande der Stadt wo ein großer Stall zu sehen war. Dieser Stall war mit einem braunen Zaun umgeben, der jedoch vom Schnee bedeckt war. Der Stall selbst hatte ein Strohdach und auch einen Schornstein, da die Rentiere des Weihnachtsmannes einen eigenen Kamin besaßen, um sich daran zu wärmen. Draußen lagen Berge von Beeren, die von den Rentieren gerne verspeist wurden, und ein Brunnen aus Stein, wo Elfen immer wieder Wasser heraufholten, um die Tränke anzufüllen.
Die Stallelfen waren mit Heugabeln ausgestattet sowie ein paar Karotten, die sie den Rentieren bei guter Leistung als Nascherei anboten. Neben dem Stall stand unter einer Überdachung der rote Schlitten des Weihnachtsmannes, an dem sich gerade die Mechanikerelfen zu schaffen machten. Sie schliffen die Schlittenkufen und trugen immer wieder Wachs auf, welches sie fein einarbeiteten. Sie waren so vertieft in ihre Arbeit versunken, dass sie den Weihnachtsmann und die Managerelfe nicht einmal bemerkten.
»Reich mir mal das Wachs, ich muss hier noch eine Schicht auftragen, damit der große Mann sanft auf dem Schnee gleiten kann, ohne gleich die ganzen Leute bei einer Landung aufzuschrecken«, sagte ein dicklicher Mechanikerelf energisch.
»Nur keine Sorge! Der große Mann wird versuchen, ganz leise zu sein«, sprach der Weihnachtsmann sanft.
Der dickliche Mechanikerelf erschreckte sich und schlug sich den Kopf am Schlitten an, als er die Stimme des Weihnachtsmannes vernahm. Der Elf rieb sich die Stelle am Kopf, mit der er gegen den Schlitten geknallt war und fluchte ein wenig über die Anschleichkünste des Weihnachtsmannes.
»Also wirklich, Weihnachtsmann, wie kannst du mich in meinem Alter so erschrecken?«
Der Weihnachtsmann kicherte ein wenig und fuhr sich mit seiner rechten Hand durch seinen Bart. Seine schwarzen Handschuhe wurden feucht, als sie den Schnee aus seinem Bart wischten.
»War nicht meine Absicht, Mechanikerelf. Ich werde nach meinen Rentieren sehen und dann, wenn ihr bereit seid, würde ich gerne den Probeflug durchführen.«
Der Mechanikerelf sah sein Team an, das eifrig nickte und die Werkzeuge, die aus Schraubenschlüssen, Schraubenzieher und anderen nützlichen Gegenständen bestand, in die Höhe hielten und sie schnell schüttelten.
»Gebt uns noch eine Stunde, Weihnachtsmann.«
Die Managerelfe führte daraufhin ihren Chef in den Stall, dessen Boden mit Stroh ausgelegt war. Jedes Rentier hatte seinen eigenen Bereich, in dem es ungestört rasten konnte, Wassertränken und Futterstationen waren vor jedem einzelnen Schlafplatz angebracht und als der Weihnachtsmann begann, seine Rentiere zu zählen fiel ihm auf, dass eines fehlte.
»Wo ist denn Rudolf, mein Leittier?«, fragte der Weihnachtsmann erschrocken.
Die anwesenden Rentiere mit ihren braunen Fellen und dunklen Hufen sahen den Weihnachtsmann lächelnd an und schüttelten dann den Kopf, als wüssten sie nicht, was er von ihnen wollte. Plötzlich leuchtete ein roter Strahl von der Decke des Stalles herab und hüllte den Weihnachtsmann und die Managerelfe vollständig ein. Beinahe wäre die Managerelfe vor Schreck in die Arme des Weihnachtsmannes gesprungen, aber es gelang ihr gerade noch so, die Nerven zu behalten. Gleich darauf krachte ein großes Rentier mit einer leuchtenden roten Nase vor ihnen auf den Boden. Es war beinahe doppelt so groß wie die restlichen Rentiere und sehr energiegeladen.
»Ich bin hier, Weihnachtsmann«, sagte das Rentier mit der roten Nase.
»Also wirklich, Rudolf! Warum musst du uns so erschrecken?«, fragte der Weihnachtsmann, als er sich das Stroh aus dem Mantel pulte, das sein Leittier bei seiner Ankunft aufgewirbelt hatte.
Die übrigen Rentierte kicherten, als wären sie in Rudolfs Plan eingeweiht gewesen und scharrten aufgeregt mit den Hufen. Die Stallelfen kamen nun herein und lachten lauthals los.
»Naja, ich habe es ehrlich gesagt für eine gute Idee gehalten und die Stallelfen haben mich praktisch dazu gezwungen«, versuchte Rudolf sich herauszureden.
»Das ist eine Lüge! Rudolf meinte, es wäre cool, den Weihnachtsmann zu erschrecken, und außerdem wollte er uns in der Nacht, wenn wir schlafen anleuchten, wenn wir nicht mitmachen«, protestierte ein Elf gespielt.
»Sehr witzig, Leute«, sagte der Weihnachtsmann und verdrehte dabei die Augen.
Er begann, jedes seiner Rentiere zu streicheln und sie auf den Probeflug einzuschwören, doch das war nicht notwendig. Sie waren bereits motiviert und zählten schon die Minuten, bis die Mechanikerelfen den Schlitten fertig bearbeitet hatten, damit sie endlich in die Lüfte steigen konnten.
Die Managerelfe ließ wieder das Klemmbrett mit einem Schnipser erscheinen und kritzelte wie wild darauf los. Beinahe sah es so aus, als würde die Managerelfe einen Tadel für Rudolfs Streich schreiben.
Nach Rudolfs Vorstellung warteten sie geduldig, bis die Mechanikerelfen die Freigabe erteilten. Es dauerte keine Stunde mehr und prompt begann der Weihnachtsmann alles vorzubereiten. Er führte die Rentiere nach draußen vor den Schlitten und stellte sie alle auf.
Rudolf stand ganz vorne und mittig als Leittier und als sie alle auf ihren Plätzen standen, klatschte der Weihnachtsmann in seine Hände und sofort erschienen goldene Seile, welche die Rentiere mit dem Schlitten verbanden. Der Weihnachtsmann ergriff die goldenen Zügel und sah in den Himmel, aus dem dicke Schneeflocken fielen, und dann zur Managerelfe, die bereits das Klemmbrett gezückt hatte, den Schlitten abging und nach jeder Inspektion Häkchen zeichnete.
»Alles bereit?«, fragte der Weihnachtsmann voller Vorfreude auf den Flug.
Die Managerelfe nickte und erteilte ihm die Freigabe, worauf der Weihnachtsmann lächelte und sanft die Zügel schwang. Mit einem Gepolter liefen die Rentiere auf die Umzäunung des Stalls zu, doch bevor sie dagegen gelaufen wären, hob der Schlitten ab und zog sich kreisend in die Höhe.
Der kalte Wind fuhr dem Weihnachtsmann ins Gesicht und der Schnee fing sich in seinem Bart. Der Schlitten fühlte sich sehr gut in der Handhabe an, während das braune Fell der Rentiere durch die Kälte weiß wurde, doch es störte die Tiere überhaupt nicht. Vor dem Weihnachtsmann erschienen nun Ringe in den unterschiedlichsten Farben. Einige bewegten sich, andere wiederum standen still und auch die Größe dieser farblichen Ringe variierte. Er wusste, dass er diese durchfliegen musste und am Ende eine saubere und beinahe lautlose Landung vollführen musste, um den Probeflug erfolgreich zu bestehen. Doch durch die jahrelange Erfahrung an Probeflügen und richtigen Flügen an Weihnachten war dies reine Formalität, die er den Elfen zuliebe durchführte, da diese auf Nummer sicher gehen wollten.
Der Kurs führte den Weihnachtsmann über Froststadt, wo sofort die Elfen sich dem Spektakel hingaben und jedes Manöver beobachteten. Rauf, runter, seitwärts und auch einen Looping musste der Weihnachtsmann absolvieren, aber er schaffte es, jeden der Ringe zu durchfliegen, und dann explodierten sie und rieselten hinunter in die Straßen der Stadt, wo die Elfen Jubelchöre sangen. Als die letzten Ringe erschienen, verstummten die Jubelchöre plötzlich und ein ängstliches Kreischen drang in die Ohren des Weihnachtsmannes. Davon erschrocken sah er sich um und plötzlich flog aus dem Nichts ein anderer Schlitten dicht neben ihm.
Der Schlitten hatte einen grün leuchtenden Schleier um sich, an dem Metall waren schwarze Flecken zu sehen, die wie Schleim wirkten. Die Rentiere leuchteten ebenfalls grünlich und hatten gelbe Augen. Der Fahrer des Schlittens war eine große Gestalt in einem schwarzen Mantel sowie einer dunklen Kapuze, aus der gelbe Augen drangen. Diese Gestalt fixierte den Weihnachtsmann und drückte seinen Schlitten gegen den des Weihnachtsmannes. Es krachte und schon verfehlte der Weihnachtsmann den Ring, die Gestalt lachte hämisch und rief mit tiefer boshafter Stimme:
»Ich werde verhindern, dass du dieses Jahr Geschenke ausliefern kannst! Jedes Mal, wenn du startest, werde ich kommen und es verhindern!«
Auf diese Worte richtete die Gestalt seine Hände in Richtung des Schlittens des Weihnachtsmannes und verschoss einen grünen Strahl, der dafür sorgte, dass der Schlitten des Weihnachtsmannes an Höhe verlor. Dessen Rentiere waren erschöpft und setzten zum Landeanflug außerhalb von Froststadt an.
Als der Weihnachtsmann mit dem Schlitten auf den festen Schnee krachte und so viel Schnee versprühte, dass es beinahe ausgesehen hätte, als würde eine Lawine herunterbrechen, konnte er nur hören, wie die Gestalt böse lachte und in der Ferne davonflog.
*
Erst als der Geisterschlitten verschwunden war und der Weihnachtsmann es geschafft hatte, mit seinen Rentieren den Schlitten aus dem Eis zu befreien, kehrten sie am Boden zum Stall zurück. Ganz Froststadt hatte mit angesehen, wie dieser Schlitten den Weihnachtsmann zu Boden brachte und sofort sammelten sich die Elfen der Stadt vor dem Stall.
Der Weihnachtsmann sorgte erst für die Rentiere und brachte sie anschließend in ihre Unterkünfte, Rudolf war wütend und seine Nase leuchtete auf und ab. Nur mit größter Mühe schaffte es der Weihnachtsmann, sein treues Leittier zu besänftigen, und tröstete den Gefährten mit dem Gedanken, sich bald dafür zu revanchieren. Doch insgeheim hatte der Weihnachtsmann noch keine Ahnung, wie er dies bewerkstelligen könnte. Auch fragte er sich, woher der Geisterschlitten gekommen war und wer ihn gesteuert hatte?
Als die Rentiere in ihren Bereichen der Reihe nach anfingen zu schlafen, stellte sich der Weihnachtsmann der Meute an Elfen vor dem Stall und war nun damit beschäftigt, sich ihren Ängsten anzunehmen. Kreuz und quer riefen die Elfen und baten um Rat, wobei einige sich sehr sicher waren, dass dies kein Zufall sei.
Nachdem der Weihnachtsmann genug gehört hatte, erzeugte er, indem er in seine Hände klatschte, ein kleines Podest. Schnee erhob sich unter ihm zu einem kleinen Hügel, sodass er noch um einiges höher stand.
»Meine lieben Elfen, hört mich an!«, begann er mit ausgebreiteten Armen. »Ich weiß, ihr habt Angst, aber beruhigt euch bitte. Nichts Gutes entsteht aus Furcht. Ja, wir haben etwas sehr Verstörendes erlebt, aber ich bin mir sicher, wir werden eine Lösung für dieses Problem finden. Ich werde einen Krisenrat einberufen, damit wir diesen Geisterschlitten noch vor Weihnachten aus dem Verkehr ziehen können! Ihr habt mein Wort darauf!«
Mit diesen Worten wich allmählich die Angst aus den Gesichtern der Elfen und die Meute ging ihrer Wege. Da die Sonne schon am Untergehen war und Froststadt in ein abendliches rot tauchte, gingen die meisten Elfen nach Hause.
Nun rief der Weihnachtsmann die Managerelfe zu sich und bat sie, am nächsten Morgen alle Sicherheitselfen vor dem großen Baum in der Mitte der Stadt zu versammeln. Sofort verschwand die quirlige Managerelfe und ließ den Weihnachtsmann am Stall zurück.
*
Am nächsten Morgen waren die Blicke aller Elfen auf den Weihnachtsmann gerichtet, als er durch die Straßen der Stadt in Richtung des riesigen Weihnachtsbaumes ging. Sie wirkten immer noch verunsichert, gingen aber ihrem täglichen Tagewerk nach, wenn auch nicht ganz so enthusiastisch wie vor dem Vorfall mit dem Geisterschlitten.
Als der Weihnachtsmann den Baum erreichte, der selbst am Tag hell leuchtete und wie ein Leuchtturm wirkte, sah er Elfen in allen vier Farben davor versammelt. Auch ein paar Polizeielfen in farblosen Uniformen, die Unparteilichkeit symbolisierten, waren zugegen. Aus jedem Bezirk war eine Elfe als Vertretung gekommen, und sie unterhielten sich schon angeregt, als der Weihnachtsmann erschien.
»Ich sage euch, es war ein Zauber!«, protestierte der Elf aus dem Westbezirk und richtete seinen blauen Mantel.
»Unsinn!«, rief der Vertreter aus den Norden dazwischen. »Es gibt keine stärkere Magie als die des Weihnachtsmannes. Vielleicht war es eine Laune der Natur?«, fuhr er unbeirrt fort.
Die Polizeielfen hielten sich aus dem Gespräch heraus, waren aber da, um weitere Befehle zu entgegenzunahmen, da sie keinen Anhaltspunkt hatten, um eine Untersuchung einzuleiten.
Der Weihnachtsmann verzog das Gesicht, weil er nicht wusste, wie er die Diskussion in ruhigere Bahnen lenken konnte, da auch er keine Ahnung hatte, mit wem sie es zu tun hatten. Jedoch, als er sich den Elfen näherte, änderte sich schlagartig die Stimmung, und sie warteten geduldig.
»Guten Morgen, meine verehrten Elfen. Wie ich sehe, seid ihr bereits heftig am Diskutieren.«
»In der Tat, Weihnachtsmann«, begann die Elfe aus dem Süden lächelnd. »Wir hoffen, du hast eine Erklärung oder gar eine Vorgehensweise parat, um dieser Lage her zu werden.«
Die Elfe traf ihn unvorbereitet. Er hatte sich zwar Gedanken gemacht und den Vorfall immer wieder in seinen Kopf durchgespielt, doch nichts fiel dem Weihnachtsmann dazu ein. Das Einzige. was er jedoch wusste. war, dass es sich hierbei um Magie handelte. Doch welcher Natur diese war, konnte er nicht sagen.
»Ich habe keine Ahnung, wer diesen Geisterschlitten geführt hat, noch wer dahintersteckt. Aber eines weiß ich mit Sicherheit: Es war Magie im Spiel!«, sagte der Weihnachtsmann so zuversichtlich, er sein konnte.
»Ich wusste es!«, entfuhr es dem Elfen aus dem Westen siegessicher.
Alle, den Weihnachtsmann und die Polizeielfen eingeschlossen, sahen den Elfen aus dem Westen erschrocken an. Er hatte ein Siegerlächeln aufgesetzt und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Die Elfen aus den anderen Bezirken verdrehten jedoch genervt die Augen.
»Was weißt du?«, fragte der Weihnachtsmann vorsichtig nach.
»Nun, lass es mich erklären. Ich habe die Vermutung, dass es sich hierbei um Koboldmagie handelt und dies …«
»Genug!«, unterbrach die Elfe aus dem Osten wütend und verlor ihren grünen Spitzhut, als sie aufstampfte.
»Es gibt keine Kobolde mehr am Nordpol und selbst wenn es sie gäbe, ist ihre Magie der unseren nicht gewachsen, geschweige denn der des Weihnachtsmannes«, fuhr sie wutentbrannt fort.
»Bitte lasst mich die Geschichte hören. Hinter jeder Geschichte steckt immer ein Funken Wahrheit«, bat der Weihnachtsmann, worauf der Elf aus dem Westen stolz lächelte.
Die östliche Elfe sah zu Boden, doch nicht aus Wut, sondern aus Angst. Sie begann, leicht zu zittern, als würde sie frieren, aber dazu waren Elfen nicht in der Lage.
»Ich erzähle euch die Geschichte. Vor langer Zeit, als es noch keine Menschen gab, wanderten die Elfen in der ganzen Welt umher. Eines Tages erreichten wir den Nordpol, der für uns die beste Lebensgrundlage bot, doch war dieser schon bevölkert, und zwar von Kobolden. Deren und unsere Magie traf unausweichlich aufeinander, als wir uns ansiedelten, und wie gesagt: Ihre war der unseren nicht gewachsen. Wir bauten schneller Häuser und wie du weißt, Weihnachtsmann, spalteten wir uns in vier Stämme auf, die du vereint hast, als du uns fandest.
Nun, davor jedoch wichen die Kobolde den immer mehr werdenden Elfen. Als wir so stark in der Überzahl waren, beschlossen sie zu gehen, verfluchten uns jedoch und meinten, wir würden eines Tages dafür büßen. Aber die Jahre und Jahrzehnte vergingen, ohne dass irgendwas passiert ist. Wir hielten dies für eine leere Drohung, haben diese aber in alten Büchern niedergeschrieben. Daher befürchte ich, dass dies vielleicht das Ergebnis dieser alten Drohung sein könnte«, erzählte die Elfe amüsiert.
Der Weihnachtsmann sah überrascht drein. Er arbeitete schon sehr lange mit den Elfen zusammen und kannte doch nicht die ganze Geschichte des braven Elfenvolkes.
»Wo sind die Kobolde hin, als sie nicht mehr am Nordpol bleiben wollten?«, fragte der Weihnachtsmann mit großer Neugier.
»Das weiß niemand so genau. Einige meinten, sie wären generell überall auf der Welt untergetaucht, andere wiederum meinten, sie wären in Höhlen verschwunden und ganz wenige glauben, sie wären über die Jahre ausgestorben. Aber ich glaube nicht daran. Du musst wissen, Weihnachtsmann, Kobolde sind sehr neidische Wesen. Ihre Magie begründet sich auf Neid, weswegen ihre Magie wie ihre Hautfarbe grün ist. Deswegen sind sie auch unserer Magie nicht gewachsen.
Elfen ziehen ihre Magie aus der Güte und der Freude wie du, Weihnachtsmann. Kobolde hingegen ziehen ihre Magie aus dem Neid und der ist einfach nicht stark genug, aber ich glaube, dass wir es hier mit einer Koboldmagie zu tun haben, die wir bisher noch nicht gesehen haben. Zusätzlich kommt noch hinzu, dass die heutigen Elfen nicht auf Koboldmagie eingestellt sind, da wir seit Jahrhunderten keine Kobolde mehr gesehen haben wie auch deren Magie«, fuhr der westliche Elf fort.
»Und doch war die Magie dieses Geisterschlittenfahrers so mächtig, dass ich abgestürzt bin. Wir müssen herausfinden, ob meine Magie stärker als die des anderen ist, aber hierzu müssen wir wohl oder übel eine weitere Konfrontation provozieren«, erklärte der Weihnachtsmann wohl überlegt.
Die Elfen berieten sich kurz und stimmten zähneknirschend zu. Gewalt lag den Elfen von jeher Fern und nun mussten sie sich mit Koboldmagie herumschlagen. Der Weihnachtsmann wusste um seine Stärken, doch hatte er noch nie Kontakt mit Koboldmagie gehabt. Mit schwerem Herzen ging der Weihnachtsmann mit den Polizeielfen zum Stall und bat sie, so gut als möglich den Himmel abzusichern. Hierzu nutzten die Elfen ihre Magie und schwebten in die Lüfte davon. Der Weihnachtsmann beschloss erneut, seinen Probeflug zu versuchen, nur dieses Mal würde er auf den Geisterschlitten warten und sich ihm stellen.
*
Die Managerelfe war nicht besonders erpicht darauf, den Weihnachtsmann, die Rentiere und die Polizeielfen solch ein Risiko auszusetzen. Fleißig wie die Managerelfe war, schnipste sie das Klemmbrett hervor und nutzte diese Gelegenheit, eine Feldstudie über Koboldmagie anzulegen. Die Beobachtung aus der ersten Begegnung waren schon sehr aufschlussreich und faszinierend, aber nun würden sie sogar sehen, wie die Magie des Weihnachtsmannes auf die Koboldmagie traf. Soweit die Elfen wussten, war die Magie des Weihnachtsmannes der ihren sehr ebenbürtig, wenn nicht sogar in einigen Belangen überlegen. Daher war es, wenn man den alten Geschichten Glauben schenken konnte, für den Weihnachtsmann ein Leichtes, der Koboldmagie zu widerstehen.
Der Weihnachtsmann erklärte die Situation seinen geschätzten Rentieren, die sehr zwiegespalten waren. Rudolf und die eine Hälfte war für einen weiteren Probeflug und die andere dagegen. Sie wünschten sich eher einen Eingreiftrupp, der die Koboldmagie aus dem Nordpol verbannt, bevor sie erneut in die Lüfte steigen. Nur mit viel Fingerspitzengefühl und die Aussicht auf das Ausfallen von Weihnachten überzeugte die verneinende Hälfte dann doch, sich dem Problem selbst anzunehmen.
Der Schlitten des Weihnachtsmannes hatte zum Glück nicht viel abbekommen und die Mechanikerelfen konnten über Nacht alles wieder reparieren, und auch neuen Lack auftragen, damit die Kratzer nicht mehr zu sehen waren, die durch den Absturz entstanden waren.
Rudolf war besonders motiviert, da er sich für die Aktion mit dem Absturz rächen wollte, aber der Weihnachtsmann erklärte ihm sorgsam, dass Rache ein schlechter Motivator sei, und man nie diesem Gefühl nachgeben sollte, da es immer nur das Schlechteste in einem Wesen hervorrief. Rudolf, der es nicht mochte, wenn man ihm ins Gewissen redete, ließ seine rote Nase wie eine Diskokugel auf- und ableuchten. Dennoch nahm er sich die Worte des Weihnachtsmannes zu Herzen und ließ seinen Zorn sowie den Wunsch nach Rache langsam abklingen. Auch mäßigte er sich, um einen klaren Kopf zu bewahren.
Die Elfen hingegen bereiteten alles für den Probeflug vor und erzeugten nach und nach die farblichen Ringe für den Weihnachtsmann. Dieses Mal machten sie es besonders spektakulär, da sie ja den Geisterschlitten schnell hervorlocken wollten, doch da sie die Drohung ernst nahmen, dass er immer wieder kommen würde, rechneten sie fest mit seinem Erscheinen.
Als alles bereit war, führte der Weihnachtsmann seine Rentiere nach draußen. Es war ein herrlicher, sonniger Tag mit guter Sicht. Ohne Zweifel würden sie den Geisterschlitten schnell erspähen, wenn er sich dem Schlitten näherte.
Der Weihnachtsmann klatschte in die Hände und die goldenen Seile legten sich um seine Rentiere und schon waren sie mit dem Schlitten verbunden. Der Weihnachtsmann prüfte den Schlitten geschwind, doch nichts war zu beanstanden. Er bedankte sich bei den Mechanikerelfen, die ihm geschmeichelt zunickten und eine Tasse Kakao in den Händen hielten. Dann setzte sich der Weihnachtsmann und sah in den Himmel, bevor er startete.
»Rudolf, mein treuer Freund! Behalte einen kühlen Kopf, dann werden wir es schaffen, den Geisterschlitten zu vertreiben. Führe uns gut und wenn er kommt, dann flieg’ wie der Wind«, sprach der Weihnachtsmann motivierend.
Rudolf scharrte mit den Hufen und nachdem die Elfen die Freigabe erteilt hatten, schoss er so geschwind nach vorne, dass einige Rentiere sich schwertaten, Schritt zu halten. Nach wenigen Sekunden gewann der Schlitten kreisend an Höhe. Rudolf war das geborene Leittier und nutzte die Umstände, so gut er konnte aus, um aus dem Schlitten sowie den Rentieren alles herauszuholen. Als sie die gewünschte Höhe erreicht hatten, erschienen die farbigen Ringe über Froststadt und um den Anschein zu wahren, begannen sie damit, diese zu durchfliegen. Die Elfen am Boden jubelten verstohlen, hielten aber eher nach dem Geisterschlitten Ausschau, als zu beobachten, wie der Weihnachtsmann geschickt die Ringe durchflog. Da der Flug fast vorbei war, glaubte der Weihnachtsmann beinahe, dass der Geisterschlitten nicht erscheinen würde und alles nur ein schlechter Traum gewesen wäre, bis er am Horizont einen glühenden grünen Schein ausmachen konnte.
»Da kommt er«, sagte Rudolf mit ernster und gefasster Stimme.
Die Elfen am Boden bekamen dies nun auch mit und starrten ängstlich in die Richtung, aus der das grüne Licht kam, und schon bald war der Geisterschlitten zu sehen.
»Flieg ihm entgegen, Rudolf!«, befahl der Weihnachtsmann.
Rudolf nickte und flog dem immer näherkommenden Geisterschlitten entgegen.
Der Fahrer des Geisterschlittens rieb sich die Hände und streckte sie dem Schlitten des Weihnachtsmannes entgegen. Ein grüner Strahl entfuhr seinen Händen in Richtung des Weihnachtsmannes, aber dieses Mal war er vorbereitet. Nun streckte der Weihnachtsmann selbst seine Arme aus und ein weißer Strahl brach aus ihnen heraus. Die beiden Strahlen trafen aufeinander und über Froststadt wirkte es, als würde eine riesige Sternschnuppe über ihr stehen. Der Fahrer des Geisterschlittens strengte sich an, schien aber wegen des Widerstands nicht überrascht zu sein. Er lachte boshaft und plötzlich drang der grüne Strahl näher zum Weihnachtsmann, bis er schlussendlich dessen Rentiere erreichte. Langsam lösten sich die goldenen Seile des Schlittens und machte die Rentiere los. Kurz darauf fiel der Schlitten des Weihnachtsmannes nach unten, da er keinerlei Halt mehr zu den Rentieren hatte. Der Geisterschlittenfahrer lachte siegestrunken, als der Weihnachtsmann abstürzte. Alle Rentiere bis auf Rudolf versuchten, dem Weihnachtsmann zu helfen. Rudolf hingegen verfolgte nun den Geisterschlitten, der sich mit seinem grünen Leuchten davonmachte.
»Rudolf! Nicht!«, rief der Weihnachtsmann vergebens.
»Mir entkommst du nicht! Und du wirst uns Weihnachten nicht vermiesen!«, rief Rudolf dem Geisterschlitten hinterher.
Der Weihnachtsmann nutzte seine Magie, um den Fall zu bremsen und landete wie eine Schneeflocke sanft im Schnee. Er konnte nur noch zusehen, wie Rudolf und der Geisterschlitten am Horizont verschwanden.
*
Die Stimmung in Froststadt war nun absolut im Keller angelangt. Der Weihnachtsmann konnte sich nicht einmal im direkten Zweikampf messen, was selbst für ihn eine neue Situation darstellte. Sein Leittier Rudolf war verschwunden und kam nicht zurück und die Gefahr bestand, dass Weihnachten nun in großer Gefahr war.
Die Elfen in ganz Froststadt waren sich sicher, dass es sich hierbei um sehr starke Koboldmagie handelte, aber mit solch einer Stärke hatten sie nicht gerechnet. Der Sicherheitsrat der Stadt wälzte sofort die alten Bücher aus vergessenen Zeiten, als auf Erden noch die verschiedensten Fabelwesen wandelten, und versuchte herauszufinden, was es mit dieser Art von Koboldmagie auf sich hatte.
Der Weihnachtsmann las mit den Elfen, kümmerte sich aber immer wieder um seine Rentiere, denen Rudolfs Verlust genau wie ihm selbst sehr nahe ging. Rudolfs Schlafplatz im Stall blieb verweist und mit Rudolfs Verschwinden war es ziemlich still geworden, da er immer für einen Lacher oder einen Scherz gut war.
In den Straßen von Froststadt gingen die Elfen ihrem Tagewerk zwar noch immer nach, aber sie waren sehr demotiviert, und sie zogen lange Gesichter, die von Traurigkeit gezeichnet waren. Die Elfen grüßten sich nicht mehr, wünschten sich keinen schönen Tag und auch der Kakao schmeckte nicht mehr so süß wie zuvor. Die Bäckerelfen in der ganzen Stadt produzierten weniger gute Kekse, die für die Elfen ein Mittel der Kraftgewinnung darstellten, und so wurde auch die Spielzeugproduktion immer langsamer. Immer mehr Elfen wurden von Tag zu Tag kränklicher und nach einer Woche, in der weder Rudolf heimkam noch eine Lösung für das Geisterschlittenproblem parat stand, war Froststadt am Rande des Stillstandes angekommen.
Dem Weihnachtsmann war klar, wenn er nicht bald eine Lösung fand, dann würde Weihnachten ausfallen und die Konsequenzen unberechenbar sein. Er wälzte nun vermehrt die alten Bücher der Elfen, wobei er sich ein wenig schwertat, die Elfensprache zu lesen, da sein Elfisch schon etwas eingerostet war. Der Sicherheitsrat und die Polizeielfen waren einer der wenigen Elfen, die noch reibungslos funktionierten, aber auch dort begann der Schatten des Geisterschlittens seine Wirkung zu entfalten. Die Polizeielfen überwachten nun regelmäßige den Himmel und überflogen Froststadt mit mehreren Teams. Auch stand ein neuer Probeflug auf dem Programm, aber erst, wenn der Weihnachtsmann einen Plan für ein weiteres Aufeinandertreffen mit dem Geisterschlitten parat hatte.
Nach drei weiteren Tagen ohne nennenswerte Ergebnisse suchte der Elf aus dem Westen, der den Weihnachtsmann über die Koboldmagie und deren Geschichte aufgeklärt hatte, ihn auf und lächelte dabei breit.
Der Weihnachtsmann saß brütend über ein großes graues Buch mit einem dicken Einband und Schriftzeichen, die aus vielen Strichen bestand.
»Wie kann ich dir helfen?«, fragte der Weihnachtsmann nachdenklich.
Das Lächeln des Elfen wurde noch breiter, als wüsste er etwas, was allen anderen bisher entgangen war. Er tapste vor den sitzenden Weihnachtsmann und blickte mit seiner spitzen Nase nach oben.
»Ich glaube, ich habe eine Lösung für unser Geisterschlittenproblem, aber bevor ich dir das erzähle, muss ich anmerken, dass es eher ein Experiment ist, anstatt einer richtigen Lösung. Aber, es könnte dennoch die Koboldmagie brechen«, begann der Elf nun sehr vorsichtig.
Der Weihnachtsmann blickte neugierig nach unten. Er war aber bereit, alles zu tun, um dieses Problem aus der Welt zu schaffen, und lauschte aufmerksam den Worten des Elfen.
»Es gibt eine Möglichkeit, Magie zu bündeln. Mein Großvater war einer der letzten Elfenmagier. Das waren Elfen, die ihr ganzes Leben damit zubrachten, die Elfenmagie zu studieren. Heutzutage nutzen wir unsere Magie für Weihnachten und den Erhalt von Froststadt. Dies ist aber Magie, die einfach ist und jedes Elfenkind blind ausführen könnte. Aber Magie, um Koboldmagie abzuwenden, ist da schon eher was für Fortgeschrittene. Mit deiner Zustimmung werden wir versuchen, unsere Elfenmagie mit deiner zu verbinden«, fuhr der Elf fort und wartete die erste Reaktion des Weihnachtsmannes ab.
Verblüfft starrte der Weihnachtsmann den Elfen an, und sein Bauch hüpfte leicht auf und ab, als er sich vom Stuhl erhob und vor den Elfen auf die Knie sank, um auf Augenhöhe mit ihm zu sein.
»Das ist möglich?«, fragte der Weihnachtsmann überrascht.
Der Elf räusperte sich kurz und fuhr fort:
»Durchaus, aber eine zu lange Verschmelzung zweier unterschiedlicher Magien führt leider zu Nebenwirkungen für den, der beide in sich vereint. Wir würden sehr viel von dir verlangen, Weihnachtsmann, wenn du dazu bereit wärst. Außerdem müssen wir uns erst schlau machen, wie genau das vonstattengeht, da wir dies noch nie gemacht haben, aus verständlichen Gründen. Dann müssen wir den Geisterschlitten anlocken und sobald er eintrifft, zusehen, wie wir dir unsere Magie für kurze Zeit übertragen können«, erklärte die Elfe grüblerisch.
»Was sind das für Nebenwirkungen?«, fragte der Weihnachtsmann eher neugierig den ängstlich.
Der Elf vermied den Blick zum Weihnachtsmann und starrte auf den Boden. Er schien darauf nicht antworten zu wollen, doch der Weihnachtsmann ließ nicht locker.
»Nun komm schon, mutiger Elf. Nur raus damit!«
Der Elf sah mit Tränen in den Augen auf.
»Wenn die Verschmelzung zu lange anhält, würdest du deine Kräfte dauerhaft verlieren. Zusätzlich ist es möglich, dass die zwei Magien in dem Körper nicht miteinander auskommen und dir Schmerzen bereiten würden. Auch kann es passieren, dass du körperlich gezeichnet wirst, da dies immerhin ein heftiger Kraftaufwand für deinen Körper wird, diese zwei unterschiedlichen magischen Kräfte im Zaum zu halten«, erklärte der Elf mit schwächelnder Stimme.
Der Weihnachtsmann fuhr sich mit seinen Händen sanft über seinen dichten Bart. Was er eben gehört hatte, machte ihm natürlich Angst, aber wenn es bedeutete, Weihnachten und Froststadt zu retten, würde er dieses Wagnis sofort eingehen. Er würde es nicht übers Herz bringen, die enttäuschten Gesichter der Kinder und deren Eltern anzusehen und die der Elfen, wenn Weihnachten ausfiele. Er sah zum Elfen, dem nun die Tränen über dessen rosigen Wangen liefen. Sorgsam wischte er sie mit seiner großen Hand fort und umarmte den Elfen liebevoll.
»Ich bin bereit, es zu wagen, mein lieber Elf. Wenn du daran glaubst, dass es klappt, werde auch ich daran glauben«, flüsterte er ihm ins spitze Ohr.
Der Kamin prasselte im Hintergrund und außer dem verbrennenden Holz und dem leisen Schluchzen des Elfen war in diesem ansonsten so weihnachtlich dekorierten Raum nichts zu hören. Als der Weihnachtsmann den Elfen wieder losließ und sich den Schneemann auf dem Balkon ansah, der ein Lächeln aus Steinen geformt hatte, sowie eine orangene Karotte als Nase und Augen aus zwei Kohlestücken, schöpfte der Weihnachtsmann Mut.
»Lass uns an die Arbeit gehen, und gemeinsam werden wir es schaffen«, sagte der Weihnachtsmann und setzte den Elfen mit einem Ruck auf seine Schultern, eher er den Raum im Laufschritt verließ.
Als der Weihnachtsmann den Raum verlassen hatte, bewegte sich der Schneemann plötzlich und winkte mit den beiden Zweigen, die seine Arme bildeten.
*
Am nächsten Morgen versammelte sich ganz Froststadt vor dem großen Weihnachtsbaum in der Stadtmitte. Der Schnee fiel stark vom Himmel, doch die Elfen waren nicht in der besten Laune. Selbst die Weihnachtsdekoration wirkte farbloser wie auch die Gesichter der anwesenden Elfen. Der Weihnachtsmann erzeugte mit seinen Händen ein kleines Podest, damit er noch besser zu sehen war, und begann den Vorschlag des Elfen aus dem Westen zu erläutern. Aufmerksam horchten sie den Worten des Weihnachtsmannes und mit jedem Satz, den er sprach, kam die Hoffnung in ihren Herzen zurück.
»Aber wie sollen wir unsere Kräfte auf dich übertragen?«, fragte eine der Elfen aus der Menge.
»Ich habe in der Nacht lange darüber nachgedacht und habe mir Folgendes überlegt: Wir werden in ganz Froststadt Spulen aufstellen, die ihr mit eurer Magie speist. Die Spitze wird auf mich ausgerichtete und dann sollte es möglich sein, den Geisterschlitten aufzuhalten.«
Die Elfen begannen angeregt zu tuscheln. Dem Weihnachtsmann war nicht wohl dabei, den Elfen ihre Magie zu nehmen, wenn auch nur für wenige Minuten. Elfen waren auf ihre magischen Kräfte angewiesen, aber diese spezielle Situation benötigt leider ein besonderes Wagnis.
Bald schon stellten die Elfen ihr Gemurmel ein und nickten zustimmend.
»Ich habe hier eine Karte mit strategischen Positionen für die Spulen in der ganzen Stadt. Ich bitte euch nun, diese in jeden Bezirk aufzustellen. Macht euch damit vertraut und am allerwichtigsten, meine verehrten Elfen, übertragt mir eure Kräfte erst, wenn der Geisterschlitten am verwundbarsten ist. Ich werde versuchen, ihn zu stellen und dann wäre der Zeitpunkt da, mir eure Magie zu übertragen«, erklärte der Weihnachtsmann selbstbewusst und stieg von seinem Podest.
Er klatschte kurz in seine Hände, worauf ein weißes Licht das Podest erleuchtete, und im eisigen und schneebedeckten Boden versinken ließ.
Prompt verließen die Elfen die Stadtmitte und begannen, in jedem der vier Bezirke die Gerätschaften aufzubauen. Die Elfen kamen zusammen und ließen von überall her die Bauteile erscheinen. Sie flogen geschwind über ihre Köpfe hinweg und setzten sich wie von Zauberhand zusammen. Am Ende standen sehr große Säulen vor ihnen, die mit kreisenden metallenen Spulen umzogen waren, die oben in einer runden Kugel endeten, die sehr groß waren und die Farbe des jeweiligen Bezirkes hatte.
Man bräuchte mindestens zehn aufeinander stehende Elfen, um auf Augenhöhe mit dieser Apparatur zu sein. Stolz klopften sich die Elfen auf die Schulter, als in jedem Stadtteil diese Geräte herausragten. Der Weihnachtsmann stimmte seine Rentiere auf den nächsten Flug ein, sie waren zwar motiviert, vermissten aber Rudolf sehr. Ohne Leittier war es nicht unmöglich einen sauberen Flug hinzubekommen, aber Rudolf war einfach das Leittier schlechthin. Ohne ihn würde es bedeutend schwieriger werden, von der Sorge um seinen Verbleib mal abgesehen. Dennoch schaffte es der Weihnachtsmann mit seiner freundlichen und liebevollen Art, seinen Rentieren Hoffnung zu machen, worauf sie sich vor dem Schlitten aufstellten. Der Weihnachtsmann klatschte in seine Hände, die daraufhin weiß leuchteten und die goldenen Seile spannten sich um die Rentiere.
Die Managerelfe und der Elf aus dem Westen liefen zum Schlitten und wünschten dem Weihnachtsmann ein gutes Gelingen.
»Ich verspreche euch, meine geliebten Elfen, heute werden wir obsiegen. Weihnachten ist zu wichtig für alle, um einfach auszufallen«, sagte der Weihnachtsmann zuzwinkernd und ergriff die goldenen Zügel.
»Vertrau auf die Magie der Elfen und deiner eigenen, Weihnachtsmann. Diese neue Koboldmagie ist zwar sehr stark, aber sie ist der deinen und unseren unterlegen. Noch was Weihnachtsmann: Wenn du beide magischen Kräfte in dir vereinst, darfst du nicht zögern, eine von ihnen wieder abzustoßen, sollte es dir Ungemach bereiten. Es ist sehr wichtig, dass du dies verstehst«, warnte der Elf aus dem Westen und richtete sich seinen blauen Spitzhut.
Der Weihnachtsmann nickte und befahl in freundlichem und bittendem Ton:
»Macht den Probeflug bereit und versetzt die Elfen in Alarmbereitschaft. Es wird Zeit, diesen Geisterschlitten für immer aus dem Nordpol zu vertreiben.«
*
Mit einem sanften Ruck an den Zügeln erhob sich der Schlitten des Weihnachtsmannes in den verschneiten Himmel am Nordpol. Er zog mehrere Kreise um Froststadt, bis die farbigen Ringe erschienen. Mutig begann der Weihnachtsmann damit, die Ringe zu durchfliegen. Mit einem lauten Knall explodierten diese, sobald er sie passiert hatte, und ließen farbige Funken über die Stadt niederregnen. Die Elfen standen unten an den Spulen bereit und warteten darauf, ihre Magie zu bündeln. Ring um Ring explodierte und dann erschien am Horizont ein dunkelgrünes Leuchten, das der Weihnachtsmann nur zu gut kannte. Der Geisterschlitten war auf dem Weg, angelockt durch den Lärm, den er durch den Probeflug verursachte.
»Macht euch bereit, meine Rentiere, und fliegt wie der Wind!«
Der Weihnachtsmann umfasste die Zügel fester und flog nun langsamer. Als der Geisterschlitten die Grenze von Froststadt erreichte, machte er sofort Jagd auf den Weihnachtsmann. Er flog Seite an Seite mit ihm und starrte den Weihnachtsmann mit seinen gelb funkelnden Augen an.
»Du gibst wohl nie auf, was?«, sprach der Geisterschlittenfahrer mit tiefer krächzender Stimme.
»Warum willst du Weihnachten verhindern? Ich gebe dir die Chance, friedlich mit mir darüber zu reden. Solltest du ablehnen, werde ich dich aus dem Nordpol verbannen.«
Der Geisterschlittenfahrer lachte höhnisch auf, als er die Worte des Weihnachtsmannes hörte. Sein Schlitten wirkte noch düsterer als bei den letzten Begegnungen. Die dunklen Schleim-Flecken auf seinem grün schimmernden Schlitten waren deutlich größer geworden und umhüllten diesen beinahe. Sein schwarzer Mantel mit der Kapuze war an mehreren Stellen verschlissen und wirkte ranzig und seine Rentiere sahen etwas kränklich aus.
Nun hob der Geisterschlittenfahrer seine Hände und zielte auf die Rentiere des Weihnachtsmannes, als sich plötzlich die beiden Strahlen trafen und die Schlitten auseinanderwichen. Beide Schlitten schwebten in mehreren Metern Entfernung voneinander und ein smaragdgrüner sowie ein heller weißer Strahl ging von jedem Gefährt aus. Beide Strahlen formte in der Mitte eine funkenversprühende Kugel. Diese Kugel fuhr hin und her je nachdem, wer sich im Magieduell besser behauptete, doch allmählich sah es nach einem Sieg für den Geisterschlittenfahrer aus. Die funkenversprühende Kugel rückte immer näher zum Weihnachtsmann und als sie ihn beinahe erreichte, rief er laut:
»Jetzt Elfen!«
Überall in Froststadt speisten die Elfen die Spulen am Boden, je nach Bezirk leuchteten diese Gerätschaften in der jeweiligen Farbe auf und als sie kurz darauf alle voll waren, entluden sie sich. Je ein blauer, roter, gelber und grüner Strahl entfuhr aus den jeweiligen Bezirken von Froststadt, verband sich mit den anderen und schoss zum Weihnachtsmann empor. Als diese ihn trafen, leuchtete der Weihnachtsmann in den unterschiedlichen Farben auf, und vor Schreck brach die Verbindung zwischen dem Weihnachtsmann und dem Geisterschlittenfahrer ab. Die zwei Strahlen erloschen wie auch die Kugel, die sich geformt hatte, und nun auf die Stadt schimmernd niederregnete. Die Elfen, die noch immer ihre Magie in die Spulen speisten, erleuchteten dabei in der jeweiligen Farbe des Bezirkes und erhellten die Straße, in der sie standen. Nun, da der Weihnachtsmann die Magie der Elfen aufgenommen hatte, fühlte er sich noch stärker als zuvor. Er sah den Geisterschlittenfahrer an, der verunsichert wirkte, aber keinesfalls bereit war, zu fliehen.
»Selbst die Magie der Elfen wird dir nichts nützen, Weihnachtsmann. Meine Magie ist der Magie der Elfen und deiner eigenen weit überlegen«, sprach der Geisterschlittenfahrer und erhob bedrohend die Hände. Der Weihnachtsmann tat es ihm gleich und als der Geisterschlittenfahrer einen weiteren smaragdgrünen Strahl verschießen konnte, blendete ihm ein starkes rotes Licht.
»Rudolf!«, rief der Weihnachtsmann erfreut.
Rudolf leuchtete mit seiner roten Nase den Geisterschlittenfahrer an und blendete ihn regelrecht. Der Weihnachtsmann sah seine Chance gekommen und ließ aus seinen Händen einen Strahl entfahren, der neben der Farbe weiß auch noch aus den anderen Farben der Bezirke bestand.
Als der Weihnachtsmann den Geisterschlitten traf, umspannten die Farben dessen Schlitten und er begann sich langsam aufzulösen.