Zeit, die Herzen zu öffnen - Franz Meurer - E-Book

Zeit, die Herzen zu öffnen E-Book

Franz Meurer

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Beschreibung

Warum die Liebe das Wichtigste ist im Leben

Das neue Buch von Franz Meurer erzählt vom Drama der Liebe: von der tiefen Sehnsucht danach, ihrer Erfüllung, ihrer Brüchigkeit, ihrem Scheitern, ihrer Kraft … Die Geschichten dieses Buches wie auch die Zitate aus Songs, Filmen, Gedichten und Romanen thematisieren die Alltagserfahrungen der Leserinnen und Leser, die gespiegelt werden an entsprechenden Bibeltexten. Ein zeitgemäßer spiritueller Lebensbegleiter, den man auch gerne verschenken möchte.

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Seitenzahl: 189

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Franz Meurer I Peter Otten

Zeit, die

Herzen

zu öffnen

Geschichten, die von Liebe erzählen

Gütersloher Verlagshaus

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

Quellennachweis

Verwendete Bibelübersetzung:

Bibel in gerechter Sprache. 4., erweiterte und verbesserte Auflage 2011. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh.

Wir danken allen Copyrightinhabern, die für diese Publikation Texte oder Fotos zur Verfügung gestellt haben. Leider war es nicht in allen Fällen möglich, die Rechteinhaber zu ermitteln. Wir danken für entsprechende Hinweise. Rechtsansprüche bleiben gewahrt.

Copyright © 2015 by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München

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Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

Coverfoto: Heart-Shaped Lock © Matthias Kulka / Corbis

ISBN 978-3-641-17395-1

www.gtvh.de

Inhalt

Geleitwort

I.

Mitfühlen

Guter Gott

Kirschen

Pelikane und andere Vögel

II.

Gesellschaft der Angst

Alm-Abtrieb und Inventur

Fußwaschung.de

Handeln

Bewegen

Spenden

Türchen, Türen, Herzen öffnen

Mein Haus ist dein Haus

Reiches Land und arme Kinder

Zutrauen

Ich kann was!

Elvis Presley hat Recht

III.

Der Augenblick

Shelter From The Storm

Sonett von der Liebe

Schön wie die Lilien

Das Oberteil vom Brötchen

Ehe für alle

Aus Liebe wird Freundschaft

Boxenstopp für Paare

Vorm Rosengarten

Lieben, achten und ehren

Liebeslied vom »Leise sagen«

IV.

Liebe deine Stadt

Das Dreigestirn und seine vielen Kinder

Putzmunter

Wenn es sein muss durchs Feuer

V.

Vom Glück der Toleranz

Gisela

Gute Katholiken

Papstjubel

An den Füßen bescheiden, nicht im Kopf

Mit Geduld und Ausdauer

Die Kirche im Dorf

Zum Club gehören

VI.

Touch me, God

Das Wesen mit dem Loch

Glaube hilft

Ich liebe das Leben

Geleitwort

»Liebe und tu, was du willst«, hat der heilige Augustinus gesagt. Viele Menschen verbinden mit dem nordafrikanischen Kirchenvater (354 bis 430 n. Chr.) allerdings nicht lebensfreundliche Freiheit aus Liebe, sondern Erbsünde, Höllenangst, Fegefeuer und die Ablehnung von allem, was in der leiblichen Liebe Spaß macht und gut tut.

»›Liebe Gott und tue, was du willst‹, diesen Augustinus hat man mir früher immer verschwiegen«, hat Konstantin Wecker deshalb auch mal beklagt, und dazu gedichtet: »lieben will ich, lieber Gott, lieben, bis mir das Fleisch von der Seele fällt. Haben das deine Engel auch mal so gemacht?«

Wir möchten Ihnen nichts verschweigen und legen hier unsere Gedanken, Geschichten und praktischen Ideen zur Liebe vor. Nur zu dem Zweck, dass Sie sich zu eigenen Gedanken, Geschichten, Erfahrungen und Taten anregen lassen aus lauter Liebe zum Leben, am besten, bis Ihnen »das Fleisch von der Seele fällt«.

Ihre

Franz Meurer und Peter Otten

I.

Mitfühlen

»Das gehört zu den interessantesten Entdeckungen der sozialen Neurowissenschaft, der Volksmund hat das schon immer gewusst: Einsamkeit tut weh. Und das hat die Gehirnforschung gefunden, dass die gleichen Zentren, die für Schmerzempfindung zuständig sind, deren Aktivierung geht auch mit dem Erleben von Einsamkeit einher.«

Kai Vogeley, Professor für Psychiatrie an der Uniklinik Köln

»Wer ist am fittesten? Nicht der Egoist, der alles umhaut, sondern die Gruppe, die sich untereinander unterstützt, also kooperiert und dadurch effektiver ist als eine Gruppe von nicht kooperierenden Wesen. Deswegen folgt aus der Tatsache der Evolution eben nicht, dass wir immer nur Konkurrenzwesen sind, sondern man kann genauso argumentieren, dass Kooperation unser eigentliches Ding ist.«

Manfred Spitzer, Professor für Psychiatrie der Universität Ulm

Aus der Bibel

Das Wort, das Jesaja, Sohn des Amoz, über Juda und Jerusalem schaute:

Es wird geschehen am Ende der Tage:

Fest stehen wird der Berg des Hauses Gottes

als Gipfel der Berge

und sich erheben über die Hügel,

und zu ihm werden alle fremden Völker strömen.

Und viele Völker werden gehen

und sagen: »Auf, lasst uns hinaufziehen zum Berg Gottes,

zum Haus der Gottheit Jakobs,

damit sie uns lehre ihre Wege und wir gehen auf ihren Pfaden,

denn von Zion wird Weisung ausgehen

und das Wort Gottes von Jerusalem.«

Und Gott wird Recht sprechen zwischen den fremden Völkern

und richten zwischen vielen Völkern.

Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen

und ihre Lanzen zu Winzermessern umschmieden,

kein fremdes Volk wird mehr gegen ein anderes sein Schwert erheben,

und niemand wird mehr Kriegshandwerk lernen.

Haus Jakobs: Auf und lasst uns im Licht Gottes gehen!

Buch des Propheten Jesaja 2,1-5

Schon was Schönes erlebt?

So heißt eine kleine Kolumne im Kölner Stadt-Anzeiger. Leserinnen und Leser berichten hier von schönen Erlebnissen. Eine Frau war auf dem Weihnachtsmarkt in Frechen-Königsdorf. Die Pfadfinder hatten in einem Zelt eine Krippe aufgebaut. Als seine Eltern gerade nicht aufpassten und Glühwein tranken, lief ein kleines Kind von nicht einmal zwei Jahren in diese Zeltkrippe hinein und legte dem halbnackten Jesuskind im Heubett ein Taschentuch über, damit es nicht friert. Ganz vorsichtig deckt das Kind das Baby zu. Jesus muss nicht mehr frieren.

Warum ist diese kleine Geschichte nicht nur etwas für die Weihnachtszeit?

Das Kind ist altruistisch, tut einem andern etwas Gutes, als die Eltern gerade wegschauen und es nicht mitbekommen. Es ist also nicht fürsorglich, um den Eltern zu gefallen. Es denkt und empfindet für das Kind in der Krippe.

Dies ist eine zentrale Erkenntnis der Verhaltensforschung der letzten Jahre: Wissenschaftler, zum Beispiel Michal Tommasello, haben Affenkinder und Menschenkinder im Alter von anderthalb Jahren beobachtet. Anders als Affenkinder sind Menschenkinder von sich aus, also sozusagen genetisch programmiert, um das Wohl anderer bemüht. Sie sind bereit zu teilen, ja sie verbessern sogar von sich aus die Fehler von Erwachsenen. Im Experiment machen dann zum Beispiel erwachsene Mitspieler bewusst einen Fehler, den das Kind erkennt und berichtigt.

Offensichtlich hat sich in vielen Jahrtausenden in uns Menschen in der Erbanlage die Bereitschaft zur Zusammenarbeit, zum Teilen und zum Altruismus entwickelt. Früher dachte man, Kinder seien nur sozial orientiert, um den Eltern zu gefallen. Also würde nur durch Erziehung aus einem egoistischen Kind ein mitfühlendes. Heute wissen wir: Es ist sozusagen in uns Menschen drin, zusammenzuhalten, zu sorgen und zu teilen.

Edward Osborne Wilson, der wohl berühmteste Biologe unserer Zeit, nennt diese Anlage zum Altruismus Eu-Sozialität, also guter Zusammenhalt. Die soziale Evolution des Menschen hat allerdings auch eine dunkle Seite: den »Krieg als angeborenes Übel der Menschen«, wie Wilson es formuliert. Leider hält eine Gruppe oder Gemeinschaft dann besonders gut zusammen, wenn es äußere Feinde gibt. Hier ist also noch viel Entwicklungsspielraum, eine Daueraufgabe für alle Menschen guten Willens.

Franz Meurer

Guter Gott

Am 12. Januar 2010 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7 Haiti.

In Trümmern: die Kathedrale von Port-au-Prince.

Foto: Caritas international, Korbinian Böck

Aus der Bibel

Wir erkennen nur Bruchstücke,

und unsere Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen,

ist begrenzt.

Wenn aber die Vollkommenheit kommt, dann hört die Zerrissenheit auf.

Als ich ein Kind war, redete und dachte ich wie ein Kind und war klug wie ein Kind.

Als ich erwachsen wurde, ließ ich zurück, was kindlich war.

Wir sehen vorläufig nur ein rätselhaftes Spiegelbild,

dann aber von Angesicht zu Angesicht.

Heute erkenne ich bruchstückhaft,

ann aber werde ich erkennen, wie ich von Gott erkannt worden bin.

Jetzt aber leben wir mit Vertrauen, Hoffnung und Liebe, diesen drei Geschenken.

Und die größte Kraft von diesen dreien ist die Liebe.

Erster Brief des Apostels Paulus an die Korinther 13,9-13

Am 1. November 1755 zerstörte ein Erdbeben fast ganz Lissabon, sehr viele Menschen starben. Die Nachricht verbreitete sich schnell in ganz Europa. Für die Menschen stellte sich die Frage: Wie kann Gott den Tod so vieler Unschuldiger zulassen?! Offensichtlich zog keines der Argumente, mit denen man sonst Unglück und Leid mit einem guten und allmächtigen Gott zusammendenken konnte; also dass es eine Strafe Gottes sei für die vielen Sünden, oder ein Mittel zur Erziehung. Die Frage der Theodizee stand für die gebildeten Schichten klar im Raum: Kann es Gott überhaupt geben, wenn solches Unheil geschieht?! Heute stellt sich die gleiche Frage nach schrecklichen Flugzeugkatastrophen oder, genau so wie damals nach der Katastrophe von Lissabon, nach dem Erdbeben von Haiti am 12. Januar 2010.

Zum Glück können wir heute eine Antwort finden. Wir wissen, dass Gott nicht dauernd direkt ins Weltgeschehen eingreift. Wir Menschen sind Teil der Natur, Teil des Kosmos und der Evolution. Das Leid ist der Preis der Freiheit. Eine Welt, die sich entwickelt und verändert, beinhaltet Neubeginn und Absterben, Geburt und Tod, ja auch die Gewissheit, dass unsere Erde endlich ist und einst verglühen wird.

Dietrich Bonhoeffer hat es auf den Punkt gebracht, als er schrieb: »Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht.« Es gibt nicht den Gott nach der Vorstellung der Menschen, als Objekt oder Teil der Welt. Dennoch dichtet Bonhoeffer kurz vor seinem Tod das wunderbare Lied »Von guten Mächten treu und still umgeben«, von dem der Schluss lautet: »Gott ist mit uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag.« Kurz nachdem er das geschrieben hat, töten ihn die Nazischergen.

Wie lässt sich das zusammendenken?

Zentral muss die Erkenntnis sein, dass in dieser Welt nichts dafür spricht, dass es Gott geben muss! Der Glaube an Gott ist also keine Weltentstehungtheorie oder eine Welterklärungstheorie. Die Welt lässt sich auch ohne Gott erklären. Was ist der Glaube an Gott dann?

Es ist die Überzeugung, dass es sinnvoll ist, an das Gute zu glauben und das Gute zu tun. Also auf Rache zu verzichten, bei Mobbing einzuschreiten, statt für den Krieg zu rüsten am Frieden zu bauen. »Dein Friede kommt nicht durch Gewalt, von oben nicht und nicht von selbst. Du willst durch uns Frieden schaffen, Gerechtigkeit, Frieden, Dein Reich«, heißt es in einem modernen Lied. Gott hat also nur unsere Hände, um aufzuhelfen, unsere Nase, um reinzuriechen, unser Herz, um Trost zu spenden; unsere Beine, um Hilfe zu holen. Kein starker Gott, aber ein menschlicher. Zum Glück hat er ja uns – auf seiner Seite!

Franz Meurer

Kirschen

Während die Sauerkirsche in Deutschland fast nur noch für die industrielle Verarbeitung angebaut wird, ist die Süßkirsche »eine klassische Naschfrucht«, sagt Bernd Dinkhoff, Baumobstberater von der Landwirtschaftskammer NRW. Von ihr gibt es bis zu 1200 Sorten, im Handel aber spielten nur noch zehn bis 15 eine Rolle. Die Präferenz des Kunden sei eindeutig: »Der Trend zur festen, dunklen Großfrucht ist klar zu erkennen«, so Obstbauer Schmitz-Hübsch. Gefragt seien Frucht-Durchmesser von 26 bis 30 Millimeter. Ab einer Fruchtgröße von 28 Millimetern sprechen Anbauer von Premiumkirschen.

Für Schmitz-Hübsch ist Größe allein aber nicht alles. Für einen guten Geschmack müsse das Verhältnis von Zucker- und Säuregehalt stimmen. Die Sorte »Kordia« sei für ihn die schmackhafteste. »Kirschen, die viel Zucker, aber wenig Säure haben, schmecken flach.« Schmitz-Hübsch empfiehlt zudem die Sorten »Schneiders«, »Summit« oder »Samba«.

www.derwesten.de

Aus der Bibel

Wir sehen vorläufig nur ein rätselhaftes Spiegelbild, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Heute erkenne ich bruchstückhaft, dann aber werde ich erkennen, wie ich von Gott erkannt worden bin. Jetzt aber leben wir mit Vertrauen, Hoffnung und Liebe, diesen drei Geschenken. Und die größte Kraft von diesen dreien ist die Liebe.

Erster Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth 13, 12-13

Zugegeben: Ich habe von Nils Koppruch bis vor ein paar Monaten nichts gewusst. Er war ein Maler, vor allem aber auch ein Musiker, ein begnadeter Singer und Songwriter aus Hamburg. War – denn er ist vor fast drei Jahren gestorben, Herzmuskelentzündung. Da war er erst 46 Jahre alt, also noch nicht so furchtbar alt, genau genommen erschreckend jung. Wer im Internet nach Fotos googelt, blickt in zurückhaltende, freundliche und ein wenig unergründliche Augen hinter einem dunklen Vorhang von Haaren. In ein Gesicht jedenfalls, dem nicht nach Sterben zumute ist.

Oft ist es gut, wenn ein Musiker mit seiner Musik einen schon sein Leben lang begleitet, wenn man jede Platte im Regal stehen hat und viele Texte mitsprechen kann, weil man die Musik an langen Abenden rauf und runter gehört hat und weil man versucht hat, die Texte nicht nur zu verstehen, sondern sie quasi auszulegen. Nehmen wir Van Morrisons »The Philosophers Stone« oder noch besser »Have I told you lately that I love you?«, wovon es eine wunderbare Live-Version von einem Konzert gibt, dass der Ire vor Jahren in San Francisco aufgenommen hat. Unglücklicherweise glauben immer noch viele Menschen, das Lied sei von Rod Stewart. Noch mal für alle: mitnichten! Oder noch viel besser: »The Healing Game«, wo es am Anfang heißt: »Here I am again, back on the corner again«, und später:

Where the choirboys sing

Where I`ve always been

Sing the song with soul

Baby don’t you know

We can let it roll

On the saxophone.

Sing die Musik mit Seele! Weißt du das denn nicht? Wir lassen’s weiterlaufen – auf dem Saxophon. Es gibt eine wunderbare Rockpalast-Version mit Candy Dulfer am Saxophon, die knapp acht Minuten dauert und in einem einzigen wundersamen Mantra endet: »Sing the healing game! Sing the healing game! Sing the healing game!«, was so viel bedeutet wie – ja was? So etwas wie: dass man nur im Spiel heil wird, vielleicht sogar nur im Spiel der Musik. Einer der Sätze, die kein Mensch versteht, die nicht wirklich zu übersetzen sind, sondern die man nur immer und immer wieder sagen, singen kann. Sing the healing game.

Sing it out loud

Sing it in your name

Sing it like you’re proud

Sing the healing game.

Oder Morrisseys »Kick the Bride down the Aisle«. Oder noch besser: »There’s a Light that never goes out«. »Behaltet mich so in Erinnerung«, sagt Steven Patrick Morrissey in einem YouTube -Video, bevor er dieses Lied anstimmt, das ja im folgenden, etwas irren Bild kulminiert:

And if a double-decker bus

Crashes into us

To die by your side

Is such a heavenly way to die

And if a ten-ton truck

Kills the both of us

To die by your side

Well, the pleasure – the privilege is mine.

Eine seltsame Vorstellung von Hingabe, wie aus einer fernen Sturm-und-Drangzeit stammend. Und auch hier fließt das Ende des Songs in eine Art Litanei, während das Keyboard leicht hüpfende Akkorde unter den Gesang legt und schließlich das Lied alleine zu Ende bringt: in das Bekenntnis nämlich, dass es ein Licht gibt, das niemals verlischt. Oder ist es mehr eine Forderung? Man stimmt ein und denkt an die eigenen Lichter, die man selbst schon entzündet hat gegen Bedeutungslosigkeit, Traurigkeit und Verzweiflung oder die andere für einen entzündet haben, und hofft, es könnte das Licht von Liebe sein, von Hoffnung wenigstens. Natürlich ist bei Morrissey nicht zu wissen, wo eine echte tiefe Verzweiflung endet, die Ironie beginnt – oder ob alles doch nur eine ziemlich theatralische Selbstinszenierung eines Zynikers ist. Egal: Es ist ein großartiges Stück Musik. Und das Licht, das nie ausgeht, wird zu meinem Licht, das nie ausgeht.

Aber zurück. Manchmal stolpert man einfach über Musik und den Menschen, der sie macht und der einem bislang total unbekannt war. Ich weiß nicht mehr, wie ich auf Nils Koppruch kam, irgendwann lief auf YouTube aus welchem Grund auch immer sein Video »Kirschen«. Und ich habe selten ein Stück Musik gehört, in dem Lakonie, Melancholie und eine scheue Zuwendung zum Leben eine gelungenere Melange eingehen. Ein Stück neblige Hoffnung. Aber eben Hoffnung. Im Video sieht man, wie Koppruch loszieht mit einem Spaten auf der Schulter und unterwegs eine Papiertüte voller Kirschen kauft. Er läuft durch eine Stadt, begegnet einigen Menschen, eine Straßenmusikerin lächelt, als sie in seine Tüte greift. Er steigt in eine Bahn, blickt aus dem Fenster, landet schließlich in einem Park, wo er ein mannstiefes Loch gräbt. Menschen kommen vorbei, schauen ihm zu. Das Loch könnte auch ein Grab sein, sein Grab – mein Grab, dein Grab –, denkt man. Das Grab am Ende eines Lebens. Das Grab, in dem alle vergebenen und liegen gelassenen Chancen versenkt werden, wie auch immer. Und am Ende steht dort, wo Koppruch das Loch gegraben und zuletzt seine Tüte mit Kirschen leer gegessen hat, ein kleiner Kirschbaum, den ein fremder Mann und ein Kind mit einer grünen Kindergießkanne wässern.

Jeder Tag ruft deinen Namen,

ich wünsch Glück an allen Tagen,

nichts ist besser als ’ne Liebe auf der Welt.

Singt Koppruch, während im Hintergrund eine Pedalguitar wimmert.

Kirschen gibt‘s an Sommertagen,

nur solang die Bäume tragen.

Und lebend gehen wir nicht mehr aus der Welt.

ENDE DER LESEPROBE