2,99 €
Im frühen 23. Jahrhundert steht die Menschheit am Abgrund. Nur mehr wenige Menschen leben in einzelnen Kuppeln, hermetisch von der Umwelt, die sich in einer Eiszeit befindet, abgeschlossen. Das einzige, was die Menschheit noch vor dem endgültigen Aus bewahren kann, ist die Entdeckung der Zeitreise. Zudem haben Wissenschaftler herausgefunden, dass ein einziger Mann, Urheber eines fehlgeschlagenen wissenschaftlichen Großversuchs, die Eiszeit und das Massensterben verursacht hat. Ein Angehöriger einer Eingreifeinheit wird in die Vergangenheit gesandt, um zu verhindern, dass es dazu kommt. Doch er gerät, ohne es zu wollen, in einen Teufelskreis aus Begierde und Gefühle. Schafft er es, sich selbst zu verleugnen und damit die Menschheit zu retten?
Jugendschutzhinweis: Im realen Leben dürfen Erotik und sexuelle Handlungen jeder Art ausschließlich zwischen gleichberechtigten Partnern im gegenseitigen Einvernehmen stattfinden. In diesem eBook werden fiktive erotische Phantasien geschildert, die in einigen Fällen weder den allgemeinen Moralvorstellungen noch den Gesetzen der Realität folgen. Der Inhalt dieses eBooks ist daher für Minderjährige nicht geeignet und das Lesen nur gestattet, wenn Sie mindestens 18 Jahre alt sind.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2015
KIM SINE
Zeitreisende tragen keine Nylons
Eine erotische Science Fiction Novelle
Copyright (Cover und Text) © 2014 Kim Sine
Zeitreisende tragen keine Nylons
13. Mai 2221
„Nein“, sagte ich mit Nachdruck, „Ihr müsst Euch nach jemanden anderen umsehen. Nicht, dass ich es nicht machen würde – aber es wird nicht funktionieren!“Wir saßen in einem der Besprechungszimmer, im dreißigsten Stockwerk, weit oben in der Kuppel, direkt vor einem der wenigen Fenster, die noch nicht ständig von massiven Blenden verschlossen waren. Draußen war der Himmel wie fast immer bedeckt und es schneite. Große, dicke Flocken fielen vom Himmel. Die Sonne war nur zeitweise, durch Grau zu erkennen und sie sah aus wie der Mond, erzeugte keine Wärme. Es schneite nun schon seit acht Monaten täglich und der Schnee, stieg höher und höher. Draußen war es vierunddreißig Grad kälter als innen.
Die Kuppel, eine der wenigen, die die extrem dezimierte Menschheit geschafft hatte, zu bauen, lag auf der ehemaligen Insel Kreta. Im einstigen Mittelmeer, das nunmehr eine mehrere Meter dicke Eisfläche darstellte. Es gab weltweit angeblich nur mehr zweitausend Menschen und die Geburtenrate war niedrig. Genaues wusste niemand, Verbindungen zwischen den Kuppeln gab es nur sporadisch. Offenbar hatte die Evolution den einstmaligen Krebs Menschheit – durch ein Nadelöhr geschickt und damit eingedämmt. Vielleicht würde es eine neue Chance für eine geläuterte Menschheit geben, aber wann das sein würde, wusste nur Mutter Gaia.
Vor meiner Geburt, vor über fünfunddreißig Jahren, waren schwere Epidemien auf allen Kontinenten ausgebrochen. Milliarden starben, die Feuer gingen nicht mehr aus. Fast gleichzeitig war es zu immer mehr und längeren Kälteperioden gekommen. Der Tod war so schnell gekommen, dass das Chaos überraschend gering blieb. Und die Kälte so bald danach, dass die Städte und Landstriche nahezu überrollt wurden. Die Toten wurden unter Schnee und Eis begraben. Regierungen und Grenzen fielen, Konflikte erübrigten sich und die wenigen Überlebenden aller Länder taten sich – überraschend genug – zusammen. Es war bald klar, untermauert von zahlreichen praktischen Beobachtungen und auf ihnen basierenden Voraussagen, was geschehen würde. Der Rest der Menschheit konzentrierte sich an einigen Stellen. Hermetisch abriegelte, voll autarke Kuppeln, die Energie, Nahrung und Trinkwasser erzeugten, wurden auf diesen vom Wetter noch begünstigten Lokationen errichtet. Als ich auf die Welt kam, war die Menschheit bereits in den Kuppeln gefangen. Die Gruppen und Völker, die versucht hatten, außerhalb zu überleben, waren bald verschwunden, den unbarmherzigen Umständen und der Natur, die sich in überlebensfähigen Raubtieren und ihren Pflanzen fressenden Nahrungstieren manifestierte, zum Opfer gefallen. Oder weil der Kontakt zu ihnen war abgebrochen, sie in primitive Zustände zurück gesunken waren, selbst kaum mehr als Tiere, die mit Eisbären und anderen Raubtieren in Konkurrenz standen.
Ich konnte mir immer noch nicht vorstellen, wie alles vor sich gegangen war. Das große Sterben, die Beseitigung der Toten, die Städte und Dörfer, über die sich der Schnee und das Eis gelegt hatte. Besonders nicht, wenn ich mich so im Raum umblickte. Wir saßen auf gemütlichen, bequemen Sesseln an einem Tisch, der genauso gut in einem früheren Bürogebäude hätte stehen können. Teppich bedeckte den Boden und die Wandverbaue und Möbel waren aus Echtholz. Aus einem Holz, das bereits unter dem künstlichen Licht der Kuppel gewachsen war.
Wir waren zu viert – und die Blicke aller sechs Augen ruhten mir.„Ist das Deine Meinung?“, fragte meine Managerin, Idea.Ich nickte. Draußen brach schnell die Dämmerung herein, sodass ich die Anwesenden an der Fensterfläche wie in einem Spiegel sehen konnte. Idea, groß, blond und noch schlanker als die meisten anderen Bewohner der Kuppel, trug hellblau. Die andere Frau, Ron, dunkelhaarig, trug das Rot der Kontaktabteilung. Sie wirkte im Gegensatz zu der Feingliedrigkeit von Idea nahezu grob im Körperbau und man konnte ihre Muskeln deutlich unter der Kleidung erkennen. Cleandros von den Einsatzkräften trug das dunkle Violett seiner Einheit. Seine blonde Bürstenfrisur leuchtete nahezu im künstlichen Licht. Beide sagten nichts, blickten mich nur unentwegt an. Offenbar war es an meiner Managerin, mich zu überzeugen.
Ich starrte mich selbst in der Fensterspiegelung an, fand, dass ich selbst zufrieden mit mir sein konnte. Ich war gut in Form – und trainiert. Als Einsatzmann trug ich Hellblau wie Idea. Die Kleidung in der Kuppel war für alle gleich, vereinheitlicht: Hautenge, dicht anliegende Overalls, die den gesamten Körper bis auf die Hände, das Gesicht und den Hals bedeckten. Dazu passende weiche Schuhe mit flachen Sohlen. Die Overalls waren aus glänzendem Material und so eng, dass sich alle Körpermerkmale und Einzelheiten darunter abzeichneten: Brustwarzen, Genitalien, Poformen und Brust. Niemand mokierte sich darüber und – egal ob man im Dienst oder in der Freizeit war – man trug sie immer, außer bei Sport. Darunter trug man nur einen winzigen unsichtbaren Slip mit einem dünnen Band zwischen den Pobacken, egal ob man Mann oder Frau war. Der Overall und alle andere Kleidung, falls man solche überhaupt besaß, waren Hightech – und am wichtigsten, sie verbrauchten nur wenig Ressourcen.
„Ja, das muss meine Meinung sein. Ihr braucht eine Frau für diesen Job!“„Du wirst eine Frau sein“, sagte Idea. Ron und Cleandros lächelten.„Ich weiß“, stellte ich nüchtern fest, „Aber genau das ist das Problem.“„Das musst du mir jetzt genauer erklären“, meinte sie schmunzelnd. Ich hatte nicht den Eindruck, dass sie mich überhaupt ernst nahmen. Als Einsatzmann, früher hätte man Agent gesagt, musste man stets mit allem rechnen. Und alles hieß oft genug auch Konfrontation mit dem Undenkbaren. Ich hatte schon einige Einsätze gehabt, trotz meiner jungen Jahre. Der weiteste von ihnen hatte mich fünftausendeinhundert Jahre ins alte Sumer zurückgeführt. In eine Welt, die sehr fremdartig war, sich von unserer so unterschied wie ein Ameisenhaufen von der Kuppel, in der wir lebten. Doch das jetzt… War doch etwas völlig anderes!
„Gebt mir einen Augenblick. Ich versuche es“, antwortete ich. In Wirklichkeit war ich mir im Klaren, dass es sich um eine höchst emotionale Entscheidung handelte. Zeitreisen war eine Erfindung, die fünfzehn Jahre vorher gemacht worden war. Eigentlich reiste man mit Hilfe einer extrem aufwendigen Technik in eine Parallelwelt, in der die Zeit, die als Ziel definiert war, herrschte. Und dies hatte letztendlich Auswirkungen auf die Gegenwart, aus der man kam. Über die Welten, weil sie miteinander verbunden waren. Man konnte einerseits so nur in die Vergangenheit, nicht aber in die Zukunft reisen. Und man reiste nicht mit seinem Körper, sondern mit einem Ersatzkörper. Wissen, Erfahrung und sogar die Persönlichkeit wurden dorthin übertragen. Nahtlos.
Doch in Summe wurde man während der Zeit des Einsatzes eine andere Person – mit anderen Ideen, Vorstellungen und einer anderen Sichtweise. Der Körper wirkt auf die Seele, auf den Verstand zurück, nicht nur umgekehrt. Man konnte sogar mit Hilfe von äußerlich unauffälligen technischen Mitteln sogar eingeschränkt miteinander kommunizieren. Oft wurde zuerst ein Vorbereitungsteam gesandt. Auf den von dieser Person oder Personen eingerichteten Voraussetzungen konnte dann die Einsatzperson ihrer eigentlichen Aufgabe nachgehen. Eigentlich gute Bedingungen – aber es gab auch hohe Risiken. Einer von fünf Zeitreisenden kam nicht zurück. Einige waren wahnsinnig geworden, einige gestorben – von mehreren hatte man nicht mal mehr Überreste gefunden. Sie waren in der Zeit verschollen und blieben es. Ihre Körper waren in unserer Dimension seelenlose Hüllen geworden. Nachforschungen waren aufwendig und daher nur sehr eingeschränkt möglich. Oft genug kam es bei der Erschaffung der ‚Wirtskörper‘ zu Problemen, zu körperlichen Veränderungen, ungewünschten Abweichungen und Deformierung. Oft musste dann die Mission abgebrochen werden. Zudem kam es zu unerwünschten, fehlerhaften Rückkoppelungen – doch in der Mehrzahl zu überhaupt keinem Ergebnis. Was durchaus oft auch erwünscht war, aber das hing vom Zweck der Mission ab.
Trotz der Risiken, trotz der Ressourcen, trotz fehlender Ergebnisse blieben die Missionen, durch demokratische Ausschüsse bestimmt und eingeleitet, nicht aus. Immerhin hatte man einiges erreicht: Man hatte vor allem Wissen und Methoden, Erfahrungen und historische Hintergründe in die Gegenwart übertragen können, auch wenn materiell nichts mitgenommen werden konnte. Es musste im Kopf der Reisenden sein. So war man als Einsatzperson nicht nur Agent, sondern vor allem Informationsbeschaffer und das eigene Gehirn war der Speicher. Das Risiko schien immer dabei zu sein – und das war es, was mich daran reizte. Dafür hatte ich mich nach meiner Ausbildung freiwillig gemeldet und war als einziger meines Jahrgangs direkt von der Schule aufgenommen worden. Man hatte meine Flexibilität, meinen Einsatzwillen und meine Wandlungsfähigkeit als Gründe genannt. Und jetzt musste ich meine eigenen Fähigkeiten hinterfragen.