Zugeritten (Erotik) - Sigrid Lenz - E-Book

Zugeritten (Erotik) E-Book

Sigrid Lenz

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Beschreibung

Als Susanne einen Reiturlaub geschenkt bekommt, ist sie nicht begeistert. Doch die Zeit auf dem Reiterhof und vor allem der schmucke Reitlehrer ändern ihre Meinung rasch. Allerdings hält Timo neben seiner Expertise im Bett noch einige aufregende Überraschungen für sie parat, die ihre Welt zunehmend auf den Kopf stellen. Wörter: 28.200, ca. 101 S. Inhalt: Sex, Vanilla, Romance, Romantisch, Liebesroman, Liebe, Erotik, M/F

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Impressum

„Zugeritten“ von Sigrid Lenz

herausgegeben von: Club der Sinne®, Hinstorffstr. 110, 19412 Brüel, November 2021

zitiert: Lenz, Sigrid: Zugeritten, 1. Auflage 2021

© 2021

Club der Sinne®

Inh. Katrin Graßmann

Hinstorffstr. 110

19412 Brüel

www.Club-der-Sinne.de

[email protected]

Stand: 01. November 2021

Gestaltung und Satz: Club der Sinne®, 19412 Brüel

Coverfoto: © Aloha Hawaii/shutterstock.com

Covergestaltung: Club der Sinne®

Dieses eBook ist urheberrechtlich geschützt.

Weitere Titel von Sigrid Lenz finden Sie hier

https://www.club-der-sinne.de/index.php?manufacturers_id=40

Weitere erotische Literatur zum Sofortdownload finden Sie unter

www.Club-der-Sinne.de.

Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden und volljährig.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Sigrid Lenz

Weihnachten mit den Kollegen war selten eine gute Idee und in diesem Jahr erst recht nicht. Susanne sah es ein, als sie auf ihr Geschenk starrte und ihrem Gesicht befahl, die freudige Maske aufzusetzen, die eigentlich inzwischen ohne weitere Probleme auftauchen sollte. Oft genug geübt hatte sie durchaus. Als sie aufsah und darauf achtete, auch die überzeugenden Lachfältchen in ihren Augen nicht zu vergessen, blickte sie in die feixenden Gesichter der Umstehenden.

„Was für eine bezaubernde Idee“, erklärte sie und übertrieb jedes Wort mit besonders deutlicher Aussprache, von der sie genau wusste, dass sie den anderen auf die Nerven ging. „Daran hätte ich selbst nie gedacht.“

„Wir wussten, dass du dich freust“, erwiderte Carlotta spöttisch und hakte sich bei Seniorchef Emil ein.

„Ich sagte noch, dass du genau der Typ bist, dem es guttut, dieser überdrehten Welt für einen Moment, den Rücken zu drehen.“

„Wie recht du doch hast, meine Süße.“ Susanne täuschte einen gehauchten Kuss auf Carlottas Wange an und verglich den Termin des Wochenend-Gutscheins mit dem Kalender der nächsten zwei Monate. Natürlich, Carlottas Wahl war auf die Woche gefallen, in der Beförderungen diskutiert wurden. Und die Blicke der Übrigen sprachen dafür, dass sie keinen Einspruch erhoben hatten.

Nur einen Monat später saß sie im Zug und dachte darüber nach, bei der nächsten Station auszusteigen und die beiden bevorstehenden Tage im nächstgelegenen Wellnesshotel mit Moorbädern und Massagen zu verbringen.

Schneebedeckte Berge und Bäume zogen an ihr vorüber und wenn sie nicht so sehr damit beschäftigt gewesen wäre, sich über die lieben Kollegen zu ärgern, dann hätte sie die Landschaft vielleicht sogar genossen. Auf der anderen Seite konnte sie sich nicht daran erinnern, wann sie sich das letzte Mal für etwas derart Belangloses Zeit genommen hatte. Ihre Welt bestand aus der Arbeit und allem, was dazugehörte. Skeptisch betrachtete sie ihre High Heels. Nicht gerade das geeignete Schuhwerk für die den Bayrischen Wald. An Reitausrüstung hatte sie allerdings gedacht und zum wiederholten Male Carlotta verwünscht, während sie dabei gewesen war, an der Kasse ihre Pin einzugeben. Auch wenn sie zugeben musste, dass die Reithose eine gute Figur machte und auch die Daunenjacke in hellem Rosa ihr platinblondiertes Haar hervorragend ergänzte. Letztendlich kam es nur darauf an, ein paar Fotos entstehen zu lassen, die Carlotta dazu zwangen, sich die eifersüchtige Zunge abzubeißen.

Mit diesem angenehmen Gedanken verbrachte sie den Rest der Fahrt und war angenehm überrascht, als sie nach dem halsbrecherischen Ausstieg und dem vergeblichen Versuch, ihren in Perlmutt glänzenden Koffer durch den Schnee zu verfrachten, einem attraktiven Hünen gegenüberstand. Der erwies sich umgehend als Kavalier, hob ihren Koffer mit Leichtigkeit in die Höhe und bot ihr mit einem Blick auf ihr Schuhwerk den Arm.

„Timo“, stellte er sich vor und blinzelte in die hinab rieselnden Schneeflocken. „Bei diesem Wetter wird nicht viel los sein bei uns.“ 'Als ob es das sonst wäre', dachte Susanne bei sich, biss sich jedoch rechtzeitig auf die Zunge und lächelte statt einer Antwort pflichtschuldig.

„Was auch sehr schön sein kann“, erklärte Timo nun und am Ende des Parkplatzes tauchte ein rostiger Van auf. Susanne presste die Lippen zusammen.

„Natürlich fehlt es bei uns an den Annehmlichkeiten, die viele Stadtmenschen erwarten, aber dafür bieten wir andere Vorteile.“ Susanne ahnte Schlimmes. „Heizung haben Sie aber schon?“, erkundigte sie sich und Timo lachte frei heraus. „Sogar Fernsehen. Aber Internet ist ein Problem und ich sehe Ihnen an, dass Sie freie Verfügbarkeit gewohnt sind.“

Susanne schüttelte den Kopf. „Nicht an diesem Wochenende“, antwortete sie bitter. „Die zwei Tage kann ohnehin nichts mehr retten.“

Er warf ihr einen merkwürdigen Blick zu, während er den Koffer einlud und die Tür öffnete. „Das hört man eher selten von unseren Gästen“, erwiderte er dann. „Aber wir werden sehen, was sich da machen lässt.“

Sein verschmitztes Lächeln war durchaus charmant und sie konnte nicht anders, als es zu erwidern.

„Und was ist es, was man von den Gästen für gewöhnlich hört?“, fragte sie, nachdem sie vergeblich versucht hatte, einen Sitzplatz einzunehmen, an dem sie weniger fror. Dabei blies sie warmen Atem auf die erstarrten Hände.

„Wo sind die Pferde?“, antwortete Timo grinsend und Susanne schüttelte den Kopf. „Lauter kleine Mädchen also“, schloss sie aus seiner Antwort.

„Würde ich nicht sagen.“

Der Wagen fuhr einen verschlungenen Weg durch den Wald, der für Susannes Begriffe viel zu schlecht beleuchtet war.

„Pferdefreunde gibt es in jedem Alter“, fuhr Timo fort. „Auch in jedem Geschlecht. Sie würden sich wundern, wie viele Erwachsene zu uns finden, die sich einen Kindheitstraum erfüllen.“

„Hier?“ Die unhöfliche Frage rutschte Susanne heraus, bevor sie sich bremsen konnte, doch Timo nahm keinen Anstoß.

„Wir bieten Wanderreiten für jeden. Selbst ohne Erfahrung, sogar ohne selbst auf ein Pferd zu klettern, lässt sich das Miteinander mit dem Pferd erleben. Jeder entscheidet, was er daraus macht.“

„Hm.“ Zum ersten Mal überlegte Susanne, ob ihre Einschätzung sie fehlgeleitet hatte. Allerdings fühlte sie sich rasch eines Besseren belehrt, als Timo die Wagentür öffnete und ihr mitsamt eisiger Kälte ein Schwall streng riechender Stallluft in die Nase stieg. Instinktiv wandte sie sich ab und spürte förmlich Timos Grinsen in ihrem Rücken.

„Urlaub auf dem Bauernhof kam in der Vergangenheit wohl nicht so häufig vor“, scherzte er, während sie ausstieg. Mit wenigen geübten Handgriffen entlud er den Koffer und bot ihr erneut seinen Arm.

„Eher nicht“, gab sie zu, während sie sich bemühte, nicht auszurutschen und wehmütig an die vage Aussicht auf ein Spa dachte, von der sie sich dennoch endgültig verabschiedete.

„Das wird schon.“ Timos Stimme klang warm und als sie den Kopf drehte, erhaschte sie einen Blick in seine dunklen Augen. Sie schimmerten im Licht des Eingangs zu einem großen, sauberen Bauernhaus, das, wie sie zugeben musste, durchaus einladend wirkte.

Die Ausstattung wirkte gemütlich und rustikal, war aber zugleich von einer verhaltenen Eleganz, die Susanne beeindruckte. Auch ihr Zimmer mit dem großen Bauernbett, dem mit geschnitzten Verzierungen geschmückten Mobiliar und den Stillleben in klobigen Holzrahmen, gefiel ihr.

„Manchmal ist es gut, etwas Neues auszuprobieren“, sagte Timo und stellte ihren Koffer ab. „Wir bieten im Erdgeschoss heißen Hüttentrunk, Tee und auch Hochprozentiges. Nach Wunsch ein spätes Abendessen.“

Susanne schüttelte den Kopf und gähnte hinter vorgehaltener Hand. Der Arbeitstag war lang gewesen und die Fahrt hatte ihr Übriges getan.

Timo nickte lächelnd. „Frühstück morgen früh ab sechs Uhr.“

„Sechs Uhr?“, wiederholte Susanne ungläubig. Timo grinste breit. „So ist das auf dem Land. Da gibt es viel zu tun.“

„Und man steht mit den Hühnern auf.“ Susanne verdrehte die Augen.

Timo lachte. „Unter Umständen sogar noch früher. Aber ganz im Ernst, will man etwas haben vom Tag, sollte man ihn früh beginnen.“

Susanne seufzte und fröstelte. „Unter diesen Umständen nehme ich doch einen Hüttentrunk.“

Sie gönnte sich auch ein Stück Käse zu dem süßen Getränk und schlief daraufhin wie ein Stein. Es lag wohl an der Kälte oder der frischen Luft, dachte sie noch, während sie sich ungewöhnlich früh in ihrem Bett verkroch.

Am folgenden Morgen zwängte sie sich in ihr elegantes Reiteroutfit und begegnete auf dem Weg in den Frühstücksraum einer rundlichen Dame im Dirndl, die sie freundlich begrüßte. Nachdem die Frau ihr aufgedeckt hatte, räumte sie die zwei gebrauchten Gedecke ab.

„Bin ich die Letzte?“, fragte Susanne und Ida nickte lächelnd. „Sind bereits alle im Stall. Die Herrschaften wollen jede Minute mit den Pferden auskosten.“

„Aha.“ Susanne lehnte sich zurück und genoss ihren Kaffee. Das konnte ihr auf jeden Fall nicht passieren. Der Faszination für Tiere hatte sie seit jeher verständnislos gegenübergestanden. Schon gar nicht war es ihr Plan, wertvolle Zeit oder Energie damit zu verschwenden, hinter denselben her zu putzen. Oder gar die Tiere selbst. Ein Foto im Sattel, das war alles, was sie wollte. Ginge es nach ihr, hätte das auch noch einen Tag Zeit. Vielleicht konnte sie den Samstag besser nutzen, ein Taxi ordern und shoppen gehen. Nicht weit von hier gab es einen Kurort für die besser Betuchten. Es könnte sich lohnen, Carlotta zu ärgern, indem sie den Kollegen ein neues, kostspieliges Kostüm vorführte.

Doch Timo machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Wie ein Wirbelwind wehte er ins Haus, brachte kalte Luft und eine Spur Lebendigkeit mit sich. Er küsste Ida auf die Wange und winkte Susanne zu. „Eine halbe Stunde“, rief er. „Nicht länger. Dann geht es los.“

„Dann geht was los?“, fragte sie verständnislos.

„Dein erster Ausritt“, erklärte er stolz. Susanne öffnete den Mund, um zu widersprechen und noch mehr, um ihn darauf hinzuweisen, dass sie noch nicht beim Du angekommen waren. Doch ein Blick in seine dunklen Augen und das verschmitzte Lächeln ließen sie verstummen. Seine hochgezogenen Augenbrauen bedeuteten ihr, dass er auf einen Protest abzielte. Aber so hatten sie nicht gewettet. Von einem Bergheini würde sie sich sicher nicht aus der Ruhe bringen lassen. Dass hatten ganz andere innerhalb ihrer Chefetagen auch nicht geschafft.

„Unsere Gäste sind unsere Könige“, neckte er weiter. „Deshalb steht dir unsere Piccadilly gesattelt und mit perfekt sitzender Trense bereit. Das Wetter ist zu herrlich, um den Vormittag nicht zu nutzen.“

Letzteres klang nun beinahe entschuldigend, wie Susanne zufrieden bemerkte. Das musste an ihrem strengen Blick und der erprobt abweisenden Haltung liegen. Um ihren Erfolg nicht zu beeinträchtigen, hielt sie auch weiterhin den Mund und nickte nur hochnäsig. Wenigstens ging es nur um einen Vormittag. Der würde wohl nicht so lange dauern. Danach hatte sich das Ganze hoffentlich erledigt. Mit einem Seufzen leerte sie ihre Kaffeetasse, holte ihre Jacke und bemühte sich ihr Haar, ohne es zu sehr zu zerdrücken, unter dem Helm unterzubringen. Die Handschuhe waren teuer gewesen, aber wirkten dennoch klobig und ihre schönen Stiefel bekamen bereits mit den ersten Schritten aus dem Haus eine Portion Schneematsch ab. Doch in einem hatte Timo recht, das Wetter war wunderschön. Die Sonne schien und der Schnee leuchtete.

Mit erheblicher Skepsis dagegen begutachtete sie die Pferde, die fein säuberlich an einer Stange angeleint waren. Zwischen ihnen wuselten emsige und stark vermummte Mädchen herum. Alle waren sie in dunkle und praktische Kleidung gehüllt, die alles andere als vorteilhaft für junge Damen waren. Ohnehin könnten die fraglos ihre Zeit sinnvoller verbringen. Susanne schüttelte den Kopf. Zumindest sollten sie an ihre Zukunft denken, um eines Tages aus dieser Einöde verschwinden und vielleicht einen akzeptablen Job im Büro zu ergattern, dann müssten sie sich nicht mehr schmutzig machen oder Kälte, Schnee und Pferdeäpfeln aussetzen.

Die Mädchen wirkten allerdings nicht unglücklich, als sie Susanne zu einer stämmigen Haflingerstute führten, die in der Sonne vor sich hin döste.

Mit einem strahlenden Lächeln reichte ihr eines der Mädchen mit roter Pudelmütze die Zügel. Automatisch wich Susanne zurück.

„Sie sind Anfänger“, stellte das Mädchen fest und Susanne verzog den Mund.

„Wie man sieht“, gab sie schnippisch zurück.

„Nicht unbedingt.“ Das Mädchen musterte ihre Kleidung und Susanne reichte ihr anstelle einer Antwort ihr Mobiltelefon.

„Haben Sie auch ein Größeres?“, fragte sie und dachte an Carlotta und dass ihr auf dem Vorzeigefoto ein Schimmel oder ein Rappe erheblich besser zu Gesicht stehen würde. Vor allem im Schnee.

Das Mädchen sah sie verständnislos an. „Was?“, fragte sie und Susanne bezweifelte, dass das Kind die notwendigen Fähigkeiten besaß, um tatsächlich aus diesem Tal entfliehen zu können.

„Ein größeres Pferd will sie, Petra“, rief ihr ein anderes Mädchen zu. „Und ein Foto. Du weißt doch, wie die Touris sind.“

Petra schüttelte den Kopf. „Keine Chance“, antwortete sie. „Bei dem Wetter brauchen Sie ein trittsicheres Pferd. Unsere Hafis sind da perfekt. Und Piccadilly ist ein absolut verlässliches Pferd. Die erschreckt nichts.“

„Wieso erschrecken?“ Susanne biss sich auf die Zunge und winkte ab. „Vergiss es, ich weiß schon.“

Die Mädchen kicherten und Petra band das Pferd los und führte es zu einer Stufenkonstruktion aus Holz. Susannes Telefon hatte sie in ihrer Jackentasche verstaut.

„Was soll das sein?“ Susanne runzelte die Stirn.

„Eine Aufstieghilfe.“ Die Stimme kam von der Seite und Susanne wandte sich um. Timo kam ihr entgegen, nur dass er verwandelt aussah. Immer noch trug er die praktische Arbeitskleidung, mit der Susanne ihn unwissentlich gedanklich auf ein Feld oder in den Stall katapultiert hatte. Doch an die Stelle der klobigen Stiefel waren nun schwarz glänzende Reitstiefel getreten und eine Hose, die ihm nicht mehr locker von den Hüften fiel, sondern saß wie angegossen. Obwohl sie den Helm stets für albern und eine optische Zumutung gehalten hatte, musste sie sich eingestehen, dass er Timo durchaus stand. Er verlieh ihm eine Energie, die sie ansprach. Unwillkürlich straffte sie ihre Schultern und erwiderte das Lächeln.

Timo zwinkerte ihr zu, blieb dann an der anderen Seite des Pferdes stehen und lehnte sich in den Steigbügel.

„Rauf mit dir“, kommandierte er dann und Susanne biss sich auf die Lippen, bevor sie den wackligen Aufstieg antrat. Als sie glücklich im Sattel saß, tippte sie mit der Spitze ihres Stiefels die Aufstieghilfe an. „Ich wäre auch ohne hochgekommen“, erklärte sie dann und dachte an das Zirkeltraining im Fitnessstudio. Niemand konnte behaupten, dass sie unsportlich war. Oder ungelenkig.

Timo nahm Petra den Zügel ab und führte Piccadilly ein paar Schritte zur Ausfahrt. „Die ist nicht für die Reiter, sondern für die Pferde gedacht“, erklärte er. „Deren Rücken müssen genug aushalten.“

„So schwer bin ich nun auch nicht“, protestierte Susanne. Timo blieb stehen und reichte ihr den Zügel. Für einen kurzen Moment wurde er ernst. „Ganz sicher nicht“, sagte er dann so leise, dass die Mädchen es nicht hören konnten. „Für mich bist du perfekt. Aber ein Pferd sieht das anders.“

Das verschlug Susanne den Atem. Sie blinzelte verwirrte, als er ihr zunickte. „Einfach ruhig sitzen bleiben“, sagte er dann.

Hinter ihr erklang Hufgetrappel und als sie sich umsah, kam Petra auf einem weiteren Haflinger angeritten und führte am Zügel ein großes schwarzes Pferd mit langer Mähne und Schweif.

Timo stieg auf und Susanne konnte nicht anders, als die Eleganz zu bewundern, mit der ihm das gelang. Ein weiteres Mädchen folgte auf einem dicken Pony und die Pferde verließen in gemütlichem Schritt die Einfahrt zum Hof. Timo führte den Trupp an und für einen Moment wurde Susanne mulmig, als Piccadilly ihren schaukelnden Gang beschleunigte.

„Rutscht sie?“, fragte sie nervös, denn die Vorderhufe schlitterten kurz über eine Eisfläche.

Timo drehte sich zu ihr um. „Keine Sorge. Piccadilly kommt auf jedem Gelände klar.“

„Okay.“ Susanne fühlte sich nicht restlos überzeugt. Als sie sich umdrehte, tippte das Mädchen hinter ihr auf dem Pony grüßend gegen seinen Helm. Sie biss sich auf die Unterlippe und wandte sich wieder nach vorne. Petra hielt nun ihr Mobiltelefon in der Hand.

„Moment bitte.“ Susanne versuchte so gut es ging, ihren Helm gerade zu rücken und gleichzeitig einen entspannten und fröhlichen Gesichtsausdruck anzunehmen. Petra blickte auf den Bildschirm und nickte zufrieden. „Sehr schön. Die Familie wird staunen.“

„Eher die Kollegen“, rutschte es Susanne heraus und Petra drehte sich erneut im Sattel und schoss ein weiteres Bild. „Umso besser“, erklärte sie dann. „Meine Kommilitonen wollen mir auch nicht glauben, dass ich jeden Urlaub im Stall verbringe. Ist es nicht so, Franny?“

Franny grinste. „Kommt auf den Studiengang an. Wirtschaftswissenschaften passen halt nicht so unbedingt zum Stallausmisten.“

„Warum rede ich überhaupt mit dir?“ Petra wandte sich wieder um und Susanne sackte im Sattel zusammen. Das war geschafft, der Beweis ihres wunderbaren Urlaubs in der Natur geliefert. Auch wenn sie mehr an eine Aufnahme gedachte hatte, die sie auf einem galoppierenden Hengst imposanter Größe gezeigt hätte, war sie doch ganz froh, dass die freundliche Piccadilly keine Anstalten unternahm, ihren gemütlichen Schritt aufzugeben.