5 Romane - Patricia Vandenberg - E-Book

5 Romane E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Seit 1974 hat diese herausragende Serie kontinuierlich an Popularität gewonnen und ist mittlerweile der meistgelesene Arztroman im deutschen Sprachraum. Im Laufe der Jahre hat sich die Qualität dieser sympathischen Hauptfigur zunehmend gesteigert und etabliert. Auch dieser Sammelband, der fünf Romane umfasst, erfreut sich großer Beliebtheit und ist ein Bestseller. E-Book 1: Am Anfang war es Liebe E-Book 2: Die Karriere der schönen Sandra E-Book 3: Am Tag, als Carina verschwand E-Book 4: Ein Mädchen richtet Unheil an E-Book 5: Weil sie einer anderen so ähnlich sah

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Inhalt

Am Anfang war es Liebe

Die Karriere der schönen Sandra

Am Tag, als Carina verschwand

Ein Mädchen richtet Unheil an

Weil sie einer anderen so ähnlich sah

Dr. Norden – Sammelband – 1 –

5 Romane

Patricia Vandenberg

Am Anfang war es Liebe

April – der weiß nicht, was er will, und so sah es draußen auch aus. Ariane lehnte die Stirn an die kalte Fensterscheibe. Schnee war wieder gefallen in der Nacht, jetzt lugte die Sonne ein bißchen hervor, doch schon wenige Minuten später begann es zu rieseln. Diesmal war es kein Schnee, sondern Regen.

So war es auch an ihrem Hochzeitstag gewesen vor genau vier Jahren, und da hatte man gesagt, daß es Glück brächte, wenn Regentropfen auf den Brautschleier fallen.

Ein spöttisches Lächeln legte sich um ihren Mund. Was ist denn Glück, dachte sie. Jedenfalls war Carlo mal wieder weg, und er hatte den Hochzeitstag bestimmt vergessen. Nicht mal für einen Anruf nahm er sich Zeit.

Es tat ihm auch nicht leid. Was ist das denn schon, muß man immer so ein Theater machen um bestimmte Tage, um Feste, die sich doch immer wiederholen? Das war sein Reden, aber sie hatte ihn so erst in der Ehe kennengelernt. Vorher war er aufmerksam, charmant und liebenswürdig gewesen.

Sie wußte längst, warum er sich so um sie bemüht hatte. Sie war eine glänzende Partie, und sie war bis über beide Ohren in den attraktiven Carlo Torello verliebt gewesen, der ein bekannter Turnierreiter war. Sie war eine Pferdenärrin. So hatten sie sich auch kennengelernt, und ihr Vater, der Gutsbesitzer Rodenburg, hatte groß-zügig das Gestüt finanziert, für das Carlo sich interessiert hatte.

Im ersten Ehejahr hatte er noch einige Erfolge gehabt, aber dann schien ihn das Glück verlassen zu haben. Zuerst hatte er noch gescherzt, daß er eben zuviel Glück in der Liebe hätte, aber Ariane hatte sich bald Gedanken gemacht, daß er damit nicht ein Glück mit ihr meinen könnte.

Er war viel unterwegs. Anfangs hatte sie ihn auch meist begleitet, aber dann hatte er plötzlich Andeutungen gemacht, daß sie sich mehr schonen solle, weil sie doch wohl auch Kinder haben wolle.

Das ist es also, was er vermißt, hatte sie damals gedacht, aber im Grunde konnte sie sich das doch nicht so recht vorstelien. Und nun, an diesem Tag, ihrem vierten Hochzeitstag, war sie an dem Punkt angelangt, sich einzugestehen, daß ihre Ehe wohl kaum noch zu retten sein würde, denn ein Kind war nicht gekommen, das diese noch zusammenhalten könnte.

Aber es war fast eine Trotzreaktion, als sie sich nun entschloß, Dr. Norden aufzusuchen, den einzigen Arzt, zu dem sie volles Vertrauen hatte, und der ihr bestimmt die Wahrheit sagen würde, warum sie kein Kind bekam, auch wenn er kein Gynäkologe war.

Gut Rodenburg lag etwa dreißig Minuten von München entfernt, und zur Praxis von Dr. Norden brauchte sie sogar noch zehn Minuten mehr, und eigentlich war die Entfernung zu groß, um Dr. Norden als Hausarzt zu bezeichnen, aber Arianes Eltern hatten ihn kennengelernt, als sie auf der Insel der Hoffnung zur Kur waren, und diese gehörte Daniel Norden und seinem Schwiegervater Dr. Johannes Cornelius zu gleichen Teilen. So war auch ein recht enger Kontakt entstanden, und vielleicht, so sagte Ariane, wie auch ihre Mutter, hätte Albrecht Rodenburg länger leben dürfen, wenn sie die beiden Arzte früher kennengelernt hätte. Aber vor einem Jahr war er dann gestorben, schnell und schmerzlos, wie er es sich gewünscht hatte, aber das kranke Herz hatte versagt.

Es war ein harter Schicksalsschlag für Margret Rodenburg und Ariane gewesen, aber sie hatten schnell die Hoffnung aufgeben müssen, daß sich nun Carlo auch um das Gut kümmern würde.

Krullmann, der Verwalter, war auch nicht mehr der Jüngste, und wenn auch auf die Angestellten Verlaß war, die Sorgen wuchsen Margret und Ariane über den Kopf.

Einen Überblick über die finanziellen Verhältnisse hatten sie noch immer nicht gewonnen, und um diese zu bekommen, erwartete Margret Rodenburg an diesem Tag einen wichtigen Besuch. Sie hatte dies Ariane nur angedeutet.

Ariane rief bei Dr. Norden an und fragte Dorthe Harling, ob sie vielleicht am frühen Nachmittag kommen könne.

»Das trifft sich gut, Frau Torello«, erwiderte Dorthe, »heute ist keine offizielle Sprechstunde, es kommen nur Dauerpatienten zum Spritzen.«

Die Namen Rodenburg und Torello waren Dorthe Harling bekannt, obgleich sie noch nicht gar so lange in der Praxis tätig war, aber da sich ihre Tochter Jocelyn und ihr Mann Harald auch für Pferde interessierten, war ihnen Carlo Torello wohlbekannt. Dorthe Harling wußte auch einiges über Carlo, was keine Sympathie für ihn aufkommen ließ. Sie empfand für Ariane ein mütterliches Mitgefühl.

Ariane aß mit ihrer Mutter zu Mittag. Appetit hatten sie beide nicht.

»Wen erwartest du eigentlich, Mutsch?« fragte Ariane ihre noch jugendlich wirkende Mutter, deren glattes Gesicht nur von Wehmut überschattet war.

»Dr. Theissen von der Bank. Er hat sich freundlicherweise erboten, mich aufzusuchen, um mit mir die Finanzlage zu besprechen.«

»Ich wollte in die Stadt fahren«, sagte Ariane stockend.

»Fahr nur, lenk dich ein bißchen ab, Carlo wird ja wohl doch nicht kommen«, sagte Margret ironisch. »Er braucht ja nicht zu erwarten, daß du auf dem Sprung sitzt, wenn es dem Herrn gefällt, mal vorbeizuschauen.«

Ariane errötete leicht. »Ich habe mir eine Ehe auch anders vorgestellt, Mutsch«, sagte sie leise. »Aber was würdest du sagen, wenn es zu einer endgültigen Trennung käme?«

»Bitte, so schnell wie möglich«, erwiderte Margret, ohne eine Sekunde zu zögern.

»Das war deutlich«, sagte Ariane.

»Und ich würde es sehr begrüßen. Aber es wird sich ohnehin einiges verändern. Wir sprechen morgen darüber.«

»Kann ich dir etwas mitbringen aus der Stadt, Mutsch?« fragte Ariane stockend.

»O ja, Sachertorte von Raffael, mir läuft schon bei dem Gedanken das Wasser im Mund zusammen. Und kauf du dir was Hübsches, das hebt die Stimmung.«

Es war das erste Mal seit dem Tod des Gutsherrn, daß Margret wieder mal heitere Töne anschlug. Ariane überlegte, ob das mit dem Besuch zusammenhängen könnte, der auf Gut Rodenburg erwartet wurde.

Sie brach bald auf und fuhr noch am Gestüt vorbei. Die Pferde waren auf der Koppel. Sie vermißte zwei, die ihr besonders am Herzen lagen. Der Stallbursche Janko stand mit einem jungen Mädchen am Gatter.

»Hallo, Janko!« rief Ariane, und sie sah, daß er zusammenzuckte. Aber er kam näher. »Grüß Gott, gnädige Frau«, sagte er stockend. »Wollen Sie ausreiten?«

»Nein, ich fahre in die Stadt, aber ich vermisse Bianca und Dario.«

»Die sind doch gestern abgeholt worden.«

»Von wem?« fragte sie.

»Vom Boß. Hat er Ihnen nicht Bescheid gesagt?«

»Nein«, erwiderte sie knapp.

»Ich muß doch seinen Anordnungen folgen.«

»Aber Sie hätten mich anrufen können«, erwiderte sie. »Ich möchte informiert werden, wenn hier Pferde abgeholt werden und noch dazu wertvolle.«

»Sie sind alle wertvoll«, sagte Janko heiser.

»Dann sage ich, daß ab heute keines mehr geholt wird, wenn ich nicht einverstanden bin. Und wo ist Ruthart?«

»Er hat doch den Transport begleitet.«

»Dann soll er zu mir kommen, wenn er zurück ist.«

Ariane war zornig wie schon lange nicht mehr, wie überhaupt noch nie, wenn sie darüber nachdachte.

Aber war sie nicht selbst schuld, wenn Carlo sich soviel herausnahm? Sie hatte doch damals gesagt, daß ihnen alles gemeinsam gehöre. Er sollte doch wirklich nicht das Gefühl haben, daß er nichts allein entscheiden dürfe.

Sie war nicht nur verliebt gewesen, sondern blind und taub, das wurde ihr nun auch bewußt. Es gab gar keine Vertrauensbasis in ihrer Ehe.

Sie fuhren ganz schnell weiter, und Janko ging zu dem Mädchen zurück, das öfter kam und beim Stalldienst half.

»Das wird wohl bald krachen, Hanni«, sagte er, »und verdenken könnte ich es Frau Torello nicht.«

»Ich verstehe manche Männer nicht. Sie sieht doch sehr gut aus«, sagte Hanni.

»Aber ihm laufen die Weiber halt nach, und er ist so ein richtiger Pascha.«

*

Was macht er mit Bianca und Da-rio, was hat er vor, ging es Ariane durch den Sinn. Sie war sehr beunruhigt und konnte sich kaum auf den Verkehr konzentrieren, bis ein Taxifahrer sie anbrüllte, sie solle gefälligst aufpassen. »Grüner wird’s nicht mehr, blöde Kuh«, rief er aus dem Fenster. »Auch für Sie nicht, wenn Sie vom Dorf kommen.«

»Blöde Kuh«, wiederholte sie für sich selbst und fuhr dann weiter, aber sie war jetzt auch konzentrierter.

Sie war sehr pünktlich in Dr. Nordens Praxis. Dorthe war schon da, und Daniel Norden kam ein paar Minuten später.

»Das freut mich aber sehr, daß

Sie wieder mal den Weg hierher finden, Frau Torello«, begrüßte er sie ­herzlich. »Wie geht es der Frau Mama?«

»So langsam scheinen die Lebensgeister wieder zu erwachen«, erwiderte Ariane.

»Und wo drückt bei Ihnen der Schuh?« fragte er, sie forschend betrachtend.

»Ich komme mit zwei Fragen zu Ihnen«, sagte sie leise. »Einmal woran es liegen kann, daß ich keine Kinder bekomme, zum anderen, wie es kommt, daß mir mein Mann immer gleichgültiger geworden ist.«

»Mit der zweiten Frage könnte man die erste womöglich beantworten«, erwiderte er ernst. »Psychische Spannungen können die Ursache sein. Andererseits könnte es aber auch der Fall sein, daß es am Mann liegt, wenn sich keine Kinder einstellen, wenn Männer das wohl auch nicht gern hören.«

»Ich will es genau wissen, und deshalb möchte ich mich gründlich untersuchen lassen.«

»Eine gründliche Untersuchung kann nie schaden, aber die sollten Sie bei Dr. Leitner vornehmen lassen. Er ist Gynäkologe, und in seiner Privatklinik befinden sich die modernsten Einrichtungen, die ich nicht habe. Dr. Leitner ist ein ausgezeichneter Frauenarzt, und er ist mein Freund. Ich wüßte Sie bestens betreut, Frau Torello.«

»Wird er mir auch die Wahrheit sagen?« fragte sie.

»Aber sicher, und in diesem besonderen Fall kann er Ihnen sicher besser helfen als ich. Es gibt da so viele Therapien, und sie sind auf die einzelnen Patientinnen zugeschnitten. Ich kann mich darum nicht so kümmern, weil bei mir sowieso so viele verschiede-ne Krankheiten zusammenkommen, und eine nicht ausgewogene Hormonbehandlung kann auch Folgen haben, die nicht vorausschaubar sind. Sie sind doch noch jung, und manchmal hilft allein schon die richtige Einstellung.«

Ariane sprach nicht aus, was sie dachte, aber vielleicht war es tatsächlich so, daß sie von Carlo keine Kinder mehr haben wollte. Sie war innerlich schon so weit von ihm entfernt, daß sie darüber auch schon nachdenken konnte. Aber da sie sich nun einmal zu einer Untersuchung entschlossen hatte und vielleicht steckte ja etwas in ihr, was man in den Griff bekommen konnte, fuhr sie auch gleich zu Dr. Leitner, nachdem Dr. Norden ein kurzes Telefongespräch mit ihm geführt hatte.

In der Leitner-Klinik ging es auch mal ruhiger zu, was ihn schon zu der Bemerkung veranlaßt hatte, daß die Babies bei dem gräßlichen Wetter lieber nicht die Nase ins rauhe Leben stecken wollten.

Ariane verlor schnell die Scheu vor Dr. Leitner. Er war ein ruhiger, sympathischer Mann, der nicht viel Worte machte, und sie konnte dann nur staunen, was es alles für Apparaturen gab, durch die langwierige und manchmal auch schmerzhafte Untersuchungen vermieden werden konnten.

Sie erfuhr dann, daß sie organisch, wie auch konstitutionell in bester Verfassung sei.

»Es wäre für einen Arzt eine Freude, wenn es viele solcher Patienten gäbe«, stellte Dr. Leitner fest, »aber leider sind so nur ganz wenige. Sie können sich glücklich und dankbar schätzen, aber sicher haben Sie durch eine gesunde und natürliche Lebensweise auch sehr viel dazu beigetragen.«

Ariane lächelte flüchtig. »Ich bin auf dem Gut aufgewachsen und hatte viel frische Luft, und gesund ernährt haben wir uns immer. Und trotzdem ist mein Vater nur achtundfünfzig Jahre alt geworden.«

»Manches wird ewig ein Rätsel bleiben, auch für uns Ärzte, Frau Torello. Wie es vom Schicksal bestimmt ist, kann man da nur sagen. Aber manches kann der Mensch auch selbst bestimmen.«

»Dann könnte ich also Kinder bekommen?« fragte sie.

»Vom medizinischen Standpunkt steht dem nichts im Wege.«

»Das ist immerhin beruhigend«, meinte sie, aber Dr. Leitner hörte da einen Unterton heraus, der ihn stutzig machte.

»Vielleicht sollten Sie Ihren Mann zu einer Untersuchung bewegen«, sagte er vorsichtig.

»Ich kann es ihm ja vorschlagen, aber die Antwort kenne ich schon«, erwiderte sie sarkastisch. Mehr sagte sie nicht, und Dr. Leitner, der erfahrene Frauenarzt, konnte sich sein Teil denken.

Ariane war dann so mit ihren Gedanken beschäftigt, daß sie fast die Sachertorte vergessen hätte.

Daran, sich etwas zu kaufen, dachte sie überhaupt nicht. Sie dachte jetzt über die Pferde nach, und da stieg dumpfer Groll in ihr empor.

Als sie heimkam, sank schon die Dämmerung herab, und anscheinend wollte Margrets Gast sich gerade verabschieden. Nun war Ariane doch ein bißchen neugierig.

Die Tür zum Wohnzimmer ging auf, und Margret erschien. »Da kommt ja meine Tochter gerade«, sagte sie, »dann können Sie Ariane auch gleich kennenlernen, Herr Doktor.«

Daß Mutsch sich diese Anreden nicht sparen kann, dachte Ariane unwillig, sie könnte doch auch einfach Dr. Theisen sagen, wenn es unbedingt mit Titel sein muß. Aber dieser Dr. Theisen war von imponierender Erscheinung, schwer schätzbaren Alters. Ariane würde auf Mitte dreißig tippen, aber ein Bankdirektor mußte wohl älter sein. Warum dachte sie überhaupt darüber nach?

Er machte eine höfliche Verbeugung, und blitzschnell wurde Ariane von sehr hellen grauen Augen gemustert. Er war groß und breitschultrig, hatte ein markantes Gesicht und blondgraues dichtes Haar.

»Es freut mich sehr, Frau Torello«, sagte er mit angenehmer dunkler Stimme. »Und ich hoffe, daß Sie den Entschluß Ihrer Frau Mutter billigen werden. Ich muß mich jetzt beeilen, meine Frau wartet, aber wir werden uns ja bald öfter sehen.«

Er küßte Margret die Hand, machte wieder eine Verbeugung vor Ariane und eilte zu seinem Wagen.

»Toller Schlitten«, sagte Ariane zu ihrer Mutter. »Gut, daß Carlo den nicht sieht, sonst würde er auch gleich solchen haben wollen.«

»Und wovon bitte?« fragte Margret spöttisch. »Es wird dich hoffentlich nicht zu sehr erschrecken, daß er ziemlich hoch verschuldet ist und uns mit an den Rand des Ruins getrieben hat.«

Ariane wurde kreidebleich. »Das erschreckt mich aber sehr«, stieß sie hervor, »und sollte er nun vielleicht unsere Pferde verkaufen?«

»Was meinst du damit?« fragte Margret, nun ihrerseits erschrocken.

»Er hat Bianca und Dario abholen lassen. Hat sich Ruthart schon gemeldet?«

»Nein, aber woher weißt du das?« fragte Margret heiser.

»Ich war beim Gestüt. Janko hat es mir gesagt.«

»Setzen wir uns erst einmal«, murmelte Margret, »es gibt ja auch bessere Nachrichten.«

»Und wie ist es mit der Sachertorte, Mutsch?« fragte Ariane.

»Später, Jane.«

Jane hatte sie sich selbst als Kind genannt, und das war ihr dann auch geblieben, wenigstens für gewisse Situationen.

»Genehmigen wir uns lieber ein Gläschen Sekt«, sagte Margret. »Welchen Eindruck hattest du von Dr. Theisen?«

»Einen ganz guten auf den ersten Blick. Für einen Bankdirektor ziemlich jung.«

»Aber sehr tüchtig. Seit sieben Jahren verheiratet, Vater von zwei Kindern. Er hat eine reizende Frau.«

»Warum gleich so persönlich, und warum erzählst du mir das? Ich werde froh sein, wenn ich den einen Mann loswerde. Meinst du, ich schiele nach einem anderen?«

»Sei nicht gleich so empfindlich.

Willst du dich wirklich von Carlo trennen?«

»Jetzt langt es doch. Soll ich auch noch für ihn arbeiten gehen, wenn er uns um alles gebracht hat?«

»Nun mal langsam und leise. Es braucht ja niemand zu wissen, daß es so schlimm nicht kommen wird. Wir werden ihm nur vorhalten, was er verwirtschaftet hat. Dr. Theisen hat eine genaue Aufstellung machen lassen. Und Rodenburg wird einen Pächter bekommen.«

»Einen Pächter? Aber kann ein Pächter die Schulden dann decken?«

»Es handelt sich um Dr. Theisens Bruder und um seinen Vater. Aber ich muß mich jetzt auch erst ein bißchen entspannen. Wir haben ja nicht geplaudert, sondern hart kalkuliert.«

»Das sind ja Neuigkeiten«, seufzte Ariane, aber sie wunderte sich im stillen, daß ihre Mutter sich gar nicht aufregte. Den Grund sollte sie dann bald erfahren.

Sie hatten zwei Gläschen Sekt getrunken und dazu dann doch Sachertorte gegessen. Wenn sich die Mutsch nicht aufregte, sah Ariane keinen Grund, nervös zu werden.

»Also, mein Kind, die Sache ist die: Rodenburg würde unter den Hammer kommen, wenn wir keinen Pächter finden. Für Carlo wird er allerdings als Käufer auftreten. Ich habe nicht die geringste Lust, ihn weiter auszuhalten. Sei mir deswegen nicht böse.«

»Keineswegs, Mutsch, du kennst ja meine Einstellung. Ich lasse mir nicht alles bieten. Was hat er denn schon mitgebracht? Ein paar Pokale und ein großartiges Auftreten. Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, daß ich blind und taub war.«

»Aber wir haben uns auch beeindrucken lassen, Jane, und deshalb gibt es kein Scherbengericht zwischen uns. Immerhin habe ich mein Privatvermögen, und dein Vater war so klug, auch für dich ein hübsches Sümmchen festzulegen, daß sich dank Dr. Theisens Geschäftstüchtigkeit und Zuverlässigkeit vermehrt hat.«

»Es ist aber schon komisch, daß über ihn nie gesprochen wurde.«

»Carlo brauchte doch nicht Einblick in alles zu haben. Er hat sich doch an jeden herangemacht, bei dem er etwas profitieren konnte. Nun, ich bin froh, daß keine Kinder da sind, die er als Druckmittel benutzen könnte.«

»Da bin ich jetzt aber auch froh«, sagte Ariane. »Und was ist nun mit den Pächtern?«

»Dr. Theisens Vater stammte aus einem Gutshaushalt. Sie haben allerdings in Pommern alles verloren und nach dem Krieg war dann kein Geld da, um hier eine Landwirtschaft zu kaufen. Er hat alles mögliche gemacht, um wieder zu etwas zu kommen, und dann hatte er das Glück, daß sich die Tochter eines Hoteliers in ihn verliebte, als er es dort zum Geschäftsführer gebracht hatte. Von da an ging’s bergauf, aber er war nicht so ein Schlawiner wie Carlo. Er sorgte mit dafür, daß sich das Vermögen vermehrte, daß die Buben studieren konnten, aber den jüngeren, Jan heißt er übrigens, zog es zur Landwirtschaft. Das saß ihm im Blut. Und er hätte auch eine reiche Landwirtstochter heiraten können, aber da fehlte es an Zuneigung bei ihm. Er hat dann in einem landwirtschaftlichen Forschungsinstitut gearbeitet und wohl auch ganz ansehnlich verdient. Und nun bietet sich Rodenburg an. Dr. Theisen hat erst ganz vorsichtig vorgefühlt, aber er hat genauen Durchblick, was Carlo da alles angerichtet hat.«

»Und er wird sich gedacht haben, was ich für eine blöde Kuh sein muß, daß es soweit kommen konnte.«

»Sag doch nicht gleich so einen Ausdruck«, wies Margret ihre Tochter zurecht.

»Das hat heute schon mal einer laut zu mir gesagt, weil ich bei Grün an der Kreuzung nicht weitergefahren bin.«

»Ein Ton herrscht heutzutage«, empörte sich Margret, »die Rowdys nehmen überhand.«

»Aber manchmal rüttelt das einen mehr auf als diese falschen Töne, die ich nun schon seit Jahren höre, wenn er etwas will, aber nur dann.«

In diesem Augenblick läutete das Telefon. Ariane meldete sich, und Margret hatte das Gefühl, daß eisige Kälte von ihr ausging. »Ach, was du nicht sagst«, erwiderte Ariane auf eine Wortflut. »Das interessiert mich nicht. Mich interessiert, was mit Bianca und Dario geschehen ist, und wenn du mir keine hinreichende Erklärung geben kannst, brauchst du gar nicht wieder hierherzukommen. Rodenburg kommt dank deiner Mißwirtschaft sowieso unter den Hammer, das kannst du gleich erst mal zur Kenntnis nehmen, und am Telefon will ich jetzt überhaupt nichts mehr hören.« Dann legte sie auf.

Margret atmete tief durch. »Sein Gesicht hätte ich gar zu gern gesehen«, sagte sie.

Das war allerdings grau und verzerrt.

»Und ich möchte wissen, was er wirklich von mir will, da er sich plötzlich an unseren Hochzeitstag erinnert. Aber ihm ist tatsächlich einmal die Sprache weggeblieben.«

»Wie kommt es eigentlich, daß du plötzlich explodierst, Jane?« fragte Margret.

»Es hat sich wohl zuviel angestaut, und ich habe mich immer wieder gefragt, wie sich Gefühle so verändern können. Ich habe mir gesagt, daß ich doch überzeugt war, ihn zu lieben und daß ich ihn allein deshalb geheiratet habe.«

»Nicht doch, weil er attraktiv ist? Denn das kann man ja nicht wegreden, weil er auch so ein Siegertyp war, was natürlich vergänglicher Schein ist? Ich habe doch schon zugegeben, daß wir uns davon auch bestechen ließen, mein Liebes, und wir hätten immerhin schon mehr Menschenkenntnis besitzen müssen. Du warst doch noch so jung, und ich meinte halt auch, daß ein Mann dich einfach lieben müßte.«

Ariane ließ ihren Blick zum Fenster hinausschweifen. Regen klatschte jetzt wieder gegen die Scheiben. Es paßte zu ihrer Stimmung.

»Ich möchte nur wissen, welche Sorte Frauen er bevorzugt«, sagte sie. »Soviel schlauer bin ich doch schon geworden, daß ich ihm nicht genüge.«

Margret warf ihr einen schrägen Blick zu. »Leider bringt es ja erst das Zusammenleben ans Licht, ob man wirklich zusammenpaßt«, sagte sie. »Ich bin froh, daß wir darüber sprechen können, Jane.«

»Ich auch, Mutsch. Aber jetzt wollen wir lieber mal darüber reden, was wir Carlo an hieb- und stichfesten Tatsachen unter die Nase halten können. Er wird sicher bald angerollt kommen, um für sich das Beste aus der Situation zu machen. Ich möchte gewappnet sein.«

»Aber schließlich könnte es auch sein, daß er schnell in die Scheidung einwilligt.«

»Wenn nichts mehr zu holen ist – ja«, meinte Ariane gedankenvoll. »Andererseits könnte es aber auch möglich sein, daß er etwas Geld auftreibt, um wenigstens das Gestüt zu retten.«

»Das ihm ja nur zu einem Drittel gehört, und seine Schulden muß er schließlich auch bezahlen, wenn es so käme. Nein, Jane, darüber zerbreche ich mir den Kopf nicht. Das hat Dr. Theisen alles genau kalkuliert. Also fangen wir mal an, die Unterlagen kanust du einsehen.«

»Mir ist es lieber, wenn du es mir sagst, Mutsch. Schließlich geht es in erster Linie um deinen Besitz.«

»Und um deinen, wir können das jetzt nicht mehr auseinanderdividieren. Ich hätte nur früher aufpassen müssen, daß Carlo nicht so draufloswirtschaftet. Siebenhundertfünfzigtausend Mark Schulden hat er innerhalb eines Jahres gemacht, und noch weiß ich nicht, was mit dem Geld geschah. Größere Summen gingen auf ein anderes Konto, das auf den Namen Carlo Rahn läuft.«

»O Gott, er wird doch nicht auch noch einen Falschnamen gebrauchen«, stöhnte Ariane, nun wirklich erregt.

»Da hat Dr. Theisen noch keinen Durchblick, aber er wird auch das noch herausbekommen. Jedenfalls sind die monatlichen Zahlungen eingestellt, weil Carlo keinen Kredit mehr hat.«

»Und wieviel wurde da monatlich eingezahlt?«

»Monatlich viertausend Mark über drei Jahre.«

»Also begann das schon ein Jahr nach unserer Hochzeit. Und da ich wenigstens im Kopfrechnen immer gut war, sind das in drei Jahren einhundertvierundvierzigtausend Mark.«

»Genau. Aber es bleiben noch sechshunderttausend, über die er Rechenschaft ablegen muß, denn er muß es schon sehr raffiniert angefangen haben, auch Kredite auf das Gut zu bekommen, ohne daß ich etwas davon erfahren habe.«

»Du darfst nicht vergessen, wie beeindruckend er sein kann, Mutsch«, sagte Ariane leise.

»Also muß er dazu erst einmal Stellung nehmen, und dann kommt noch hinzu, daß uns das letzte Jahr große Einbußen gebracht hat durch das Reaktorunglück. Nun, wir sind nicht die einzigen, die davon betroffen wurden, aber ich habe eingesehen, daß ich solchen Schwierigkeiten nicht gewachsen bin.«

»Und ich war dir eine schlechte Hilfe«, sagte Ariane leise. »Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, daß uns so was auch mal widerfahren könnte.«

»Und wie ich schon sagte, ist es gar so schlimm nicht, wie wir es vor Carlo darstellen werden, denn wir werden nicht darben müssen. Verschiedenes weiß er glücklicherweise gar nicht. Da sind die Ländereien in Kanada, die mein Vater mal für wenig Geld erworben hat, und ein paar Aktienpakete sind auch vorhanden und im Banktresor gut aufgehoben. Darüber wird jetzt nicht geredet. Wir werden uns nach außen hin den veränderten Verhältnissen anpassen. Wir werden das Wohnrecht behalten, wenn wir einverstanden sind.«

»Nun, ich werde mir lieber irgendwo eine Stellung besorgen, Mutsch«, sagte Ariane.

»Und was willst du machen?« fragte Margret.

»Es wird sich schon etwas finden. Ich bin ja nicht dumm. Verkäuferin kann ich immer noch werden.«

»Das kommt überhaupt nicht in Frage. Wir lassen jetzt erst einmal alles an uns herankommen, sonst kommt unser Herrenreiter noch auf die Idee, sich von seiner geschiedenen Frau Unterhalt bezahlen zu lassen, falls du mal soviel verdienen solltest, daß für ihn auch etwas herausspringen könnte. Er soll jetzt lieber mal arbeiten.«

»Er versteht doch nur etwas von Pferden.« Ariane seufzte. »Ich fürchte, er hat Bianca und Dario verkauft.«

»Eins kommt zum anderen, was aber nicht mehr zu ändern sein wird, müssen wir verkraften, Jane.«

Dann trat ein längeres Schweigen ein. bis Ariane gedankenverloren fragte: »Ist der Theisen, der das Gut übernehmen wird, verheiratet?«

»Nein, deswegen wären er und sein Vater wohl auch recht froh, wenn ich die Rolle der Hausdame übernehmen würde. Für mich wäre es ideal, Jane. Ich könnte weiterhin so schalten und walten wie bisher und hätte auch ein bißchen die Kontrolle darüber, daß nicht alles auf den Kopf gestellt wird.«

»Kannst du denn da überhaupt noch Einfluß nehmen, Mutsch?« fragte Ariane.

»Aber sicher. Der Pachtvertrag wird erst mal für fünf Jahre begrenzt. Ich finde das für beide Teile vernünftig. Entweder können wir dann verkaufen oder den Vertrag verlängern. Und ich meine, daß das Haus groß genug ist, daß man sich nicht auf der Pelle hocken muß.«

»Und wenn Carlo nun hier wohnenbleiben will?« fragte Ariane stok-kend.

»Das wird ihm nicht gestattet werden. Es wird vielleicht noch zu harten Auseinandersetzungen kommen, aber er hat ja selbst die meiste Schuld daran. Nun, es könnte ja sein, daß er schon einen Platz hat, wo er unterschlüpfen kann. Das Konto, auf das das Geld überwiesen wurde, besteht bei einer Lindauer Bank.«

»Verstehe ich überhaupt nicht«, sagte Ariane.

»Die Schweiz ist nahe, meint Dr. Theisen. Es ist alles einfacher, wenn man nicht so schnell dahinterkommen kann, wo das Geld eigentlich geblieben ist. Ich bin diesbezüglich zu naiv, aber so langsam geht mir auch ein Licht auf, wie man auf krummen Wegen zu Geld kommt und es auch wieder verspielt.«

»Du meinst, daß er spielt?«

»In Lindau ist ein Casino, und ein Mann wie er wird alle möglichen Spiele spielen.«

»Ich denke eher an ein Verhältnis«, sagte Ariane.

»Mit einer Amazone?«

»Liebe Güte, nein, das bestimmt nicht. Er kann es doch gar nicht vertragen, wenn eine Frau siegt, und in letzter Zeit waren sie immer vorn. Und er hat auch manche Anzüglichkeiten einstecken müssen.«

»Das geschieht ihm recht. Hättest du nur auch schon früher aufgetrumpft!«

»Du mußt nicht denken, daß ich nie meinen Mund aufgemacht habe. Seltsamerweise hat er dann ja auch immer eingelenkt, und nun weiß ich auch warum. So einfach abschütteln kann ich das auch nicht, Mutsch, aber ich habe meine Entscheidung getroffen.«

»Das ist sehr gut, und nun trinken wir noch ein Glas.«

*

Sie waren ganz heiter gestimmt, und darüber freute sich Margret ganz besonders.

Dagegen war Carlo Torellos Stimmung auf den Nullpunkt gesunken, wenngleich er nicht bereit war, alles so ernst zu nehmen, wie es Ariane gesagt hatte. Aber er hatte in jeder Beziehung eine Pechsträhne, und momentan ging ihm das doch an die Nieren.

Wenn der Verkauf von Bianca und Dario wenigstens auf Anhieb geklappt hätte, aber da hatte ihm Ruthart hineingepfuscht, weil der zu dem Käufer gesagt hatte, daß eigentlich auch Frau Torello dem Verkauf zustimmen müsse. Anschließend hatte es dann noch eine handfeste Auseinandersetzung zwischen ihm und Ruthart gegeben, der ihm klipp und klar gesagt hatte, daß er von Albrecht Rodenburg eingestellt worden wäre und er eine Entlassung auch nur von seiner Frau hinnehmen würde.

Aber es gab auch noch andere Probleme, die natürlich immer mit Geld verbunden oder davon abhängig waren. Und es gab da auch noch zwei Frauen, die ihm zu schaffen machten, aber weiter wollte er gar nicht denken. Jetzt nicht. Nachdem er eine Weile draußen herumgerannt war, hatte er den Entschluß gefaßt, noch in der Nacht nach Hause zu fahren. Am wichtigsten schien es ihm jetzt, Ari-ane zu versöhnen, und das hoffte er, indem er ihr wegen Bianca und Dario eine plausibel klingende Erklärung unterjubelte.

Als er mit seinem Koffer an die Rezeption trat, stand plötzlich eine Frau neben ihm.

»Wohin so eilig, Carlo?« fragte sie mit einem starken Akzent. Sie wirkte auch exotisch, aber als schön konnte man sie nicht bezeichnen. Sie war eher knochig als schlank, und ihr Gesicht war faltig, das blauschwarze Haar, obgleich es einen wundervollen Glanz hatte und einen erstklassigen Schnitt, konnte diesem Gesicht den strengen Ausdruck nicht nehmen.

»Ich muß nach Haus, Joana, bei uns ist etwas nicht in Ordnung«, sagte er hastig. »Wir können uns ruhig italienisch unterhalten.«

»Mir ist es lieber, wenn Eric zu-hört«, erwiderte sie mit einem frivolen Lächeln. »Er hat es nicht so gern, wenn er nicht versteht, worüber wir reden.«

»Er braucht doch wirklich nicht mißtrauisch zu sein«, murmelte Carsten.

»Er ist es aber, und ich bin es jetzt in gewisser Hinsicht auch. Du hast nicht gesagt, daß die Pferde nicht dir allein gehören. Dann gehört dir wohl auch nicht das ganze Gestüt. Und wie ist es mit dem Gut?«

Das hatte ihm zu allem Übel an diesem Tag auch noch gefehlt. »Ich bin dir darüber wohl keine Rechenschaft schuldig«, sagte er gereizt.

»O doch, solange du guten Freunden etwas verkaufen willst, was dir nicht gehört.«

»Ruthart ist ein Wichtigtuer. Ariane wird es dir bestätigen, daß ich die Pferde verkaufen kann.«

Joana maß ihn mit einem spöttischen Blick. »Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, Ariane einmal kennenzulernen, aber ich fürchte, sie weiß gar nicht, daß eine Joana Tabor existiert. Weiß sie eigentlich von Tanja und dem Kind?«

»Hör doch damit auf. Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht. Ich brauche mal wieder einen Sieg.«

»Dann mußt du auch etwas dafür tun und nicht nur diversen Freizeitbeschäftigungen nachjagen. Bis übermorgen hast du Zeit, dich bezüglich der Pferde zu entscheiden oder die Einwilligung deiner Frau zu bringen, sonst platzt das Geschäft, und du brauchst nicht wieder mit mir zu rechnen.«

»Ich weiß nicht, was du auf einmal hast, Joana. Wir sind doch immer gut ausgekommen.«

»Mit Eric komme ich aber besser aus, und das lasse ich mir nicht vermiesen, verstanden.«

Den letzten Satz hatte sie doch auf italienisch gesagt, da besagter Eric nahte, und nun verabschiedete sich Carlo ganz schnell. Mit Joana Tabor war nicht zu spaßen, wenn sie wütend wurde, und ihre Augen flimmerten schon gefährlich.

Sie wußte auch ein wenig zuviel von ihm, das wurde ihm jetzt auch bewußt, und auch das konnte ihm in seiner derzeitigen Situation gefährlich werden. Solange man oben war in Joanas Augen, hatte man nichts zu fürchten, aber wehe, wenn sie besorgt sein mußte, daß sie irgendwie draufzahlen müßte.

Und ausgerechnet Tanja hatte sie auch noch erwähnen müssen. Abschalten, dachte er, ich muß mit Ari-ane klarkommen, etwas anderes ist jetzt nebensächlich.

Es hatte ihm einen Schock versetzt, daß sie ihm so harte Worte gesagt hatte am Telefon, da er doch überzeugt gewesen war, daß sie sich darüber freuen würde, daß er an den Hochzeitstag dachte. Aber die Erinnerung daran war ihm auch erst durch Ruthart gekommen, als der ihm ins Gesicht sagte, er hätte gemeint, es würde anders laufen, als vor vier Jahren die Hochzeit gefeiert wurde. Ja, es war auch für ihn manches anders gelaufen, als er es sich dachte. Daß er alles auf die leichte Schulter genommen hatte, wollte er sich nicht eingestehen.

Er hatte nun gut vier Stunden Fahrt vor sich, und da konnte er sich noch so manches durch den Kopf gehen lassen, um sich jetzt über die Runden zu bringen, aber zuerst mußte er Ariane versöhnen, denn daran, daß sie es wirklich ernst meinen würde, wollte er gar nicht denken. Ihrer hatte er sich immer sicher gewähnt.

Es war wenig Verkehr, und es regnete nach wie vor. Schnell fahren konnte er nicht, weil die Scheibenwischer die Sturzbäche gar nicht schafften, die an die Scheibe klatschten, und dann geriet er tatsächlich noch in einen Stau, der durch einen Unfall verursacht worden war. Die Straße war noch immer nicht geräumt, es wurde ihm gesagt, daß er eine Umgehung fahren solle, aber dazu mußte er dann erst wieder gut zehn Kilometer zurückfahren, und dann fand er sich in der Dunkelheit und bei dem strömenden Regen gar nicht mehr zurecht auf fremden Straßen. Es trug wahrhaftig nicht zu seinem Wohlbefinden bei, als er endlich an eine Kreuzung kam, die ihm den Weg nach Gut Rodenburg wies, denn es war fast fünf Uhr morgens, er war müde und nervös, und hungrig war er nun auch.

Bis er endlich am Ziel war, war wieder eine halbe Stunde vergangen.

Er suchte nach seinem Schlüsselbund, und das dauerte auch wieder einige Zeit. Ein Frösteln kroch schon durch seinen Körper. Er mußte niesen und husten, und als er aus dem Wagen stieg, begannen die Hunde zu bellen, was ihm auch keine Freude bereiten konnte, denn er stand mit ihnen nicht auf sonderlich gutem Fuß, weil er wohl nicht den Ton zu ihnen fand. Es waren Arianes Hunde, zwei Beagles, die sie von klein auf selbst aufgezogen hatte, und sie waren nun bereits acht Jahre und anerkannten nur Ariane als Befehlsgeberin.

Aber nun hatte er nur einen Wunsch, möglichst schnell in ein warmes Bett zu kriechen.

Als er endlich die Haustür aufgeschlossen hatte und Licht in der Diele machte, erschien Ariane in einer Tür.

»Was willst du zu nachtschlafender Zeit?« fragte sie kalt, denn geahnt hatte sie es ja, daß er es war, als die Hunde anschlugen.

»Ich bin die ganze Nacht gefahren, und es ist scheußliches Wetter. Ich würde dafür wohl doch einen netteren Empfang verdienen.«

»Sei froh, wenn ich dich nicht gleich wieder vor die Tür setze«, sagte sie aggressiv.

»Ariane, ich bitte dich, was habe ich dir getan?« fragte er.

»Das aufzuzählen, erfordert viel Zeit, und jetzt habe ich nicht die geringste Lust dazu. Wir werden im Laufe des Tages Gelegenheit dazu haben, und du kannst dir ja inzwischen ein paar plausible Erklärungen ausdenken, bloß denke nicht, daß ich dir alles abnehmen werde. Zwischen uns gibt es nur noch Formalitäten zu regeln.«

»Vergiß nicht, daß du meine Frau bist«, stieß er hervor, aber sie lachte nur auf.

»Ich bin wieder eine Rodenburg«, erklärte sie, »aber eine, die vier Jahre älter geworden ist und auch um manches klüger.«

»Und alle Schuld willst du mir zuschieben. Ich bin doch bereit, für euch die Karre aus dem Dreck zu ziehen.«

»Du wirst beschäftigt sein, deine eigene aus dem Dreck zu ziehen«, konterte sie, und dann verschwand sie hinter der Tür zu einem Gästezimmer, nachdem sie ihm noch gesagt hatte, daß er im Ehebett sicher genügend Platz haben würde. Dieser Hohn war ein Tiefschlag, und nun kam ihm doch die Ahnung, daß sie unversöhnlich sein würde.

*

Dr. Nordens Familie freute sich auf ein schönes Wochenende, da eines im Monat mal ganz ungestört von Anrufen und Krankenbesuchen nur dem Familienleben gewidmet sein sollte. Und tatsächlich hörte es gegen Morgen schlagartig auf zu regnen, und als Fee aufstand und aus dem Fenster lugte, kroch die Sonne zwischen schon ganz leichten Wolken hervor.

Danny kam auch schon munter herunter. »Dann können wir doch heute mal zu den Pferden fahren, Mami«, sagte er. »Wir sollten doch schon lange mal kommen, hat Frau Rodenburg gesagt.«

Das hatten sie auch schon öfter vorgehabt, aber es war immer was dazwischengekommen. Schlechtes Wetter oder Erkältungen bei den Kindern, und öfter konnte Daniel auch wegen sehr kranken Patienten nicht den ganzen Tag weg. Und wenn sie schon mal über Land fuhren, wollten sie den Tag auch ausnutzen. Natürlich mußte dann auch Lenni mitfahren, brauchte mal nicht zu kochen, und Platz war genug in dem großen Wagen, den Daniel extra für seine Großfamilie gekauft hatte.

Das Frühstück wurde nicht lange ausgedehnt, denn unterwegs konnten sie beim Gustl Brunner haltmachen, und dort bekamen sie bestimmt eine gute Brotzeit vorgesetzt.

Gustl Brunners Gasthof war für viele schon eine Geheimadresse geworden, und obgleich keiner sie preisgeben wollte, war er schnell bekannt geworden. Das, so meinte Gustl, habe er nur Dr. Norden zu verdanken. Nicht, daß er es ausposaunt hätte, aber erst durch ihn war Gustl in den Gesundheitszustand versetzt worden, einen Gasthof überhaupt führen zu können. Er hatte nämlich an Magengeschwüren gelitten, und darauf war erst Dr. Norden gekommen. So schlimm war es bei Gustl schon gewesen, daß er Essensdüfte gar nicht riechen konnte, und es war ihm erst recht schlecht geworden, wenn er Fleisch und Wurst sah.

Gustl war fünfundzwanzig gewesen und hatte die Hotelfachschule besucht. Er war auch ein ausgezeichneter Koch, aber leider hatte er dem Alkohol in jungen Jahren ein bißchen zu sehr zugesprochen. Daher die Magengeschwüre, da er die Veranlagung da-zu schon vom Vater geerbt hatte. Dr. Norden hatte ihn gesund gemacht, vom Alkohol geheilt, was nicht mal so schwer gewesen war, weil Gustl ja unbedingt den Gasthof vom Vater übernehmen wollte, was dieser aber abgelehnt hatte, damit er nicht ganz dem Alkohol verfallen sollte. Dr. Norden hatte ihn aber auch von den Magengeschwüren geheilt, da Gustl ein folgsamer Patient wurde und auf alles hörte, was ihm Dr. Norden sagte, den er verehrte wie sonst keinen Menschen. Er hatte ihn nicht mit erhobenem Zeigefinger ermahnt, er hatte ihm klar und deutlich gesagt, wie er sich sein ganzes Leben verbauen würde und niemals seinen größten Wunsch in die Tat umsetzen könnte. Das hatte gewirkt. Auch als Gastwirt lebte Gustl maßvoll und war nun überglücklich, in seinem renovierten Brunnerhof schaffen zu können, wie er es sich gewünscht hatte. Und da kam nur das Beste vom Besten auf den Tisch, und er konnte es riechen und selbst auch mit Genuß essen. Für Dr. Norden und seine Familie war immer ein Tisch da, selbst wenn sonst alle besetzt waren. Dann konnten sie eben in der privaten Bauernstube essen.

Die ganze Familie freute sich schon auf die Brotzeit, die voll und ganz ein Mittagessen ersetzte, als sie unterwegs waren. Daniel am Steuer, Fee neben ihm. Auf der Sitzbank hinter ihnen Lenni zwischen den Zwillingen Christian und Désirée, die immer nur kurz Jan und Jolly gerufen wurden, weil das so klang, wie sie auch waren. Jan war ruhig, Jolly ein Temperamentsbündel und immer vergnügt, und sie kniff und puffte ihren Zwilling manchmal auch, wenn er nicht so wollte wie sie. Auch deshalb saß Lenni zwischen ihnen, die sich mittlerweile doch daran gewöhnt hatten, daß sie in ihren Kindersitzen angeschnallt wurden, wie die drei größeren, Danny, Felix und Anneka auf dem Rücksitz. Die brauchten aber keine Kindersitze mehr, und die gurteten sich auch selber an.

Gestritten wurde während der Fahrt nicht, das hatte Daniel von Anfang an zur Bedingung gemacht. Sonst würde eben zu Hause geblieben. Natürlich waren sie wie andere Kinder auch, neckten und hänselten sich und waren manchmal auch richtig wütend aufeinander. Aber wenn sie mit den Eltern zusammensein konnten, zeigten sich alle von ihrer liebenswertesten Seite.

»Jetzt wird es doch langsam grün«, sagte Fee gedankenvoll. »Es war ein langer Winter.«

»Der Regen hat gutgetan«, sagte Lenni.

»Aber jetzt kann die Sonne wirklich mal länger scheinen«, meinte Danny. »Wißt ihr noch, wie es Ostern mal geschneit hat und wir die Eier nicht mehr finden konnten, die der Osterhase versteckt hatte?«

»Mami und Lenni haben sie versteckt«, sagte Felix, »und sie haben sie auch nicht mehr gefunden, und als der Schnee weg war, waren sie vermatscht.«

»Ihr solltet nicht so reden, daß es keinen Osterhasen gibt«, wisperte Anneka, »die Zwillinge verstehen nämlich schon alles. Und außerdem finde ich es blöd, wenn ihr schon so erwachsen tut. Ihr würdet ganz schön dumm schauen, wenn der Osterhase für euch nichts mehr versteckt.«

»Osterhasi«, jauchzte Jolly und klatschte in die Hände.

»Eier mag Jan nicht«, sagte ihr Bruder.

»Aber Schoko magst du doch«, sagte Anneka.

»Das schadet den Zähnen«, warf Danny ein.

»Merk du dir das zuerst, du hast schon die zweiten«, sagte Anneka.

Dann waren sie schon beim Gustl Brunner angelangt, und da brauchten sie sich keinen Zwang anzutun, denn was ihnen da vorgesetzt wurde, war gut und gesund. Die Freude war groß. Gustl strahlte über das ganze runde Gesicht. Daniel und Fee konnten sich an diesem Tag auch darüber freuen, daß ihm eine reizende junge Frau zur Seite stand, die Steffi, wie sie erfuhren, und Hochzeit sollte in vier Wochen sein.

»Da bekommen’s eh noch eine Einladung«, sagte Gustl. Steffi fügte errötend hinzu: »Was der Gustl mir schon alles erzählt hat von Ihnen! Aber in Wirklichkeit san’s alle noch viel lieber.«

Ja, und solche Kinder würde sie auch gern haben wollen, sagte sie sich, als sie das Essen servierte. Da fehlte es wirklich an nichts, da gab es sogar delikateste Carpaccios, wie Fee sie besonders liebte, hauchdünn und zart und mit einem Dressing, das auch Anneka mit Genuß schleckte, da sie ohnehin den gleichen Geschmack hatte wie die Mami. Die »Männer« hielten sich an die deftigeren Speisen. Die Zwillinge bekamen Spätzle mit Soße und dann Vanillecreme, und Lenni mußte von allem kosten, was sie auch gern tat, um neue Anregungen für den häuslichen Küchenzettel zu bekommen. Gute zwei Stunden vergingen, bis sie weiterfuhren. So richtig genossen hatten sie es alle.

»Und du brauchst nicht in die Küche laufen, Lenni«, sagte Anneka.

»Das macht mir aber auch nichts aus, Anneka. Es ist doch alles so bequem.«

»Du bist ja auch unser Juwel«, sagte Anneka, »und was du kochst, schmeckt genauso gut wie bei Gustl.«

Sie waren zwar alle der gleichen Meinung, aber Anneka konnte es am nettesten sagen.

»Vielleicht hätten wir Frau Rodenburg doch kurz anrufen sollen«, sagte Fee zu Daniel, als sie an der Kreuzung waren.

»Ach was, wir fahren zum Gestüt, und hinterher sagen wir auf dem Gut kurz Grüß Gott. Es ist ja kein Staatsbesuch, Fee. So genau nehmen sie es nicht mit der Etikette. Wie hat Ariane neulich gesagt, wenn Sie mal in der Nähe sind, schauen Sie doch bei uns hinein.«

»Aber doch nicht sieben Personen hoch«, meinte Fee.

»Sie mag Kinder. Sie wollte selber doch gern welche haben«, sagte Daniel. »Sie war doch neulich deswegen wieder bei mir. Ich habe sie zu Schorsch geschickt. Sie kann Kinder kriegen, aber es scheint fast, der Zeitpunkt ist verfehlt.« Er konnte offen mit Fee sprechen, da die Kinder sich hinten amüsierten, während die Zwil­lin­ge ein Schläfchen machten und sich­ durch nichts dabei stören lie­ßen…

»Und wie soll ich das verstehen?« fragte Fee.

»Daß es in dieser Ehe ganz und gar nicht stimmt, aber wundern würde es mich nicht. Es wird ja über Torello genug geklatscht.«

»Und so was nimmst du zur Kenntnis!« staunte Fee.

»Ich habe zwei Damen in der Praxis, die sich für Pferde und Reiter und Turniere interessieren, und daher erfahre ich so was.«

»Und was sagt man?«

»Daß Torello das Siegen verlernt hat und es darauf schiebt, daß er kein richtiges Pferd hat.«

*

Darauf war das Gespräch auch auf Rodenburg gekommen, nach einem schleppenden Anfang, da Carlo sehr spät aufgestanden war und niemand bereit schien, ihn mit einem guten Frühstück aufzumuntern.

»Was ist mit Bianca und Dario?« fragte Ariane so knallhart, daß er zusammengezuckt war.

»Mit Bianca ist doch nichts anzufangen«, sagte er heiser. »Sie ist nicht bereit, sich decken zu lassen. Ich könnte sie gegen zwei gute Fohlen tauschen. Und Dario könnte ich für Motobene in Zahlung geben, dann hätte ich wieder ein sehr gutes Turnierpferd.«

»Und gegen wen willst du mich eintauschen?« fragte Ariane ironisch.

»Kann man nicht mehr vernünftig mit dir reden?« fragte er unbeherrscht. »Was ist denn eigentlich los? Du machst mir nur Vorwürfe, und ich weiß nicht warum.«

»Ist eine Dreiviertelmillion kein Argument?«

»Was meinst du damit?«

»Deine Schulden.«

»Es sind doch nicht meine Schulden. Wir sind in einer schwierigen Situation.«

»Ja, das sind wir, aber es sind deine Schulden. Die Gläubiger treten nur an uns heran. Aber da sind Grenzen gesteckt. Für deine persönlichen Schulden kommen wir nicht auf, und das Gut verkaufen wir. Das ist eine bereits verbriefte Tatsache.«

»Das ist doch verrückt! Es muß einen Ausweg geben. Ich werde das in Ordnung bringen. Wir können ein paar Pferde verkaufen, du mußt nur deine Einwilligung geben.«

»Das kann ich nicht, da du die Pferde schon verpfändet hast. Ich weiß alles, Carlo, und ich kann dir nur raten, dir zu überlegen, wie du dich aus deinen Schwierigkeiten herausbringst. Ich kann und will dir nicht helfen.«

»Wir müssen darüber ernsthaft reden«, sagte er. Doch in diesem Augenblick läutete das Telefon, und er sagte, daß er ein paar Minuten frische Luft schnappen wolle.

Er ging hinaus, und Ariane nahm den Hörer auf. Eine erregte Frauenstimme sagte hastig und undeutlich, daß sie Carlo sprechen müsse.

»In welcher Angelegenheit?« fragte Ariane.

»Sie können jetzt denken, was Sie wollen, aber es geht um das Kind, um sein und mein Kind. Carlo ist krank, sehr krank. Er braucht Hilfe, und ich habe kein Geld mehr. Sagen Sie Ihrem Mann, daß ich keine Rücksicht mehr kenne, wenn er nicht sofort kommt und Geld bringt. Mein Name ist Tanja Rahn.«

Dann wurde aufgelegt. Ariane stand erstarrt, aber in Erregung konnte sie selbst das nicht mehr versetzen. Carlo Rahn, dieser Name war es, der sie momentan am meisten beschäftigte.

»Es ist ganz gleich, was Sie jetzt denken« – nein, sie hatte es anders gesagt. »Sie können denken, was Sie wollen, aber es geht um mein und sein Kind. Mein Name ist Tanja Rahn.«

Es dröhnte in Arianes Ohren, und sie lief hinaus, aber er war nirgendwo zu sehen.

»Anscheinend ist er zum Gestüt gefahren«, sagte Margrets Stimme von der Tür her. »Hoffentlich stellt er in seiner Wut nicht noch mehr an. Mein Gott, wie siehst du aus, Jane, wie ein Geist!«

»Ein Kind hat er auch«, murmelte Ariane tonlos. »Das ist…«, aber sie sprach nicht weiter. Sie lief zur Garage.

»Wohin willst du?« rief Margret ihr angstvoll nach.

»Ihn suchen. Das Maß ist voll. Noch mehr ertrage ich nicht.«

»Bewahre Ruhe, es wird alles rechtlich geregelt«, rief ihr Margret nach.

»Nein, so kommt er nicht davon«, rief Ariane zurück, und schon saß sie am Steuer.

Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende, dachte Margret, als sie davonfuhr, aber besorgt war sie trotzdem. Ariane war wie ihr Vater. Es dauerte lange, bis sie in Rage geriet, aber wenn, dann auch richtig, wobei sie jedoch auch nicht die Nerven verlor. Im Gegenteil. Je zorniger sie war, desto eisiger wurde sie.

Aber irgend etwas mußte soeben den ganz besonderen Punkt auf die Spannung gesetzt haben, und erst jetzt begriff Margret, was Ariane da gesagt hatte. Ein Kind hat er auch!

Konnte das wahr sein? Carlo hatte ein Kind? Margret wußte momentan nicht, was sie denken, was sie tun könnte. Ariane nachfahren? Aber was würde das bringen?

Da läutete wieder das Telefon, und nun war es Margret, die sich meldete, aber da sich ihre und Arianes Stimme ähnelten, schien diese Tanja Rahn, denn sie war es wieder, zu meinen, daß sie mit Ariane spräche.

»Warum ruft er nicht an!« schrie sie, und Margret hielt verschreckt den Hörer weit ab vom Ohr. »Mein Kind stirbt. Was soll ich denn nur tun? Er kann mich doch nicht im Stich lassen!«

»Ich würde an Ihrer Stelle erst einmal den Notarzt rufen, der kann bestimmt besser helfen als sonst jemand«, sagte Margret.

»Ich habe doch kein Geld, er hat mir kein Geld mehr geschickt«, schluchzte Tanja hysterisch.

»Der Arzt kommt so auch. Und ich schicke Ihnen dann Geld«, sagte Margret, damit sie Ruhe geben sollte.

»Carlo soll kommen. Ich verlange, daß er kommt. Er hat es mir immer wieder versprochen. Ich bringe mich um, wenn er nicht kommt…«, dies alles tönte in Margrets Ohr.

»Sagen Sie mir Ihre Adresse und Telefonnummer«, sagte Margret drän-gend.

Und lallend kam die Antwort darauf. Die Adresse und Telefonnummer in einem kleinen Ort bei Lindau.

Margret überlegte. Wenn sich diese Frau nun wirklich umbringen wollte, wenn das Kind in echter Todesgefahr war, durfte sie da zögern, irgendwie Hilfe zu alarmieren? Aber wie?

Sollte es ihr gleichgültig sein? Was ging diese Frau sie an? Vielleicht wollte sie nur Unruhe stiften! Aber dann dachte Margret auch an den Namen Carlo Rahn, und das Konto war auf einer Lindauer Bank.

Sie nahm das Telefon wieder auf und wählte die Nummer der Landespolizeistation. Sie kannte die Nummer und auch die meisten Beamten. Es hatte besonders in letzter Zeit hier schon manche Zwischenfälle gegeben. Man stellte ihr auch keine dummen Fragen, als sie jetzt ihr Anliegen vorbrachte.

»Ist das eine Verwandte von Ihnen, Frau Rodenburg?« fragte der Beamte.

»Nein, eine Bekannte, aber sie scheint echt verzweifelt zu sein, und ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich kann doch nicht hinfliegen.« Das sagte sie tatsächlich und wunderte sich erst im Nachhinein darüber.

»Wir geben die Meldung weiter. Die Kollegen werden sich darum kümmern«, sagte der Beamte.

»Und sagen Sie mir dann Bescheid?«

»Selbstverständlich. Irgendwelche Freunde, die sich um die Frau kümmern könnten, kennen Sie nicht?«

»Nein, leider nicht.«

Margret dachte auch nicht daran, daß sie einen Skandal heraufbeschwören könnte, in deren Mittelpunkt auch Ariane und Carlo stehen konnten. Ein innerer Zwang hatte sie dazu getrieben, etwas zu unternehmen, aber als sie dann ruhiger wurde und nachdachte, kam es ihr in den Sinn, daß jene Frau künftig noch mehr zu leiden haben würde als Ari-ane, wenn die ganze Wahrheit ans Licht kam. Und dann das Kind! Wenn ein Kind im Spiel war, hatte Margret immer ein ganz besonderes Mitgefühl. Und so erleichtert sie gewesen war, daß hier keines vorhanden war, so quälend war ihr der Gedanke, daß wieder mal ein Kind am meisten leiden müßte. Aber wie alt war dieses Kind, und warum hatte diese Frau bisher keine Rechte geltend gemacht? Hatte sie genug Geld bekommen, war es nur darum gegangen?

Margret ging gern den Dingen auf den Grund, und sie wollte es auch in diesem Fall tun. Nicht nur deshalb, weil sei es als eine weitere Beleidigung für Ariane empfand, so hintergangen worden zu sein, sondern weil eben ein unschuldiges Kind mit hineinspielte.

Indessen waren die Nordens längst beim Gestüt angekommen, aber sie wunderten sich, daß keine Pferde auf der Koppel waren.

»Müssen die Pferdchen mittags schlafen?« fragte Anneka.

»Kann schon sein. Ich schaue mal nach«, sagte Daniel. »Ich gehe zu den Ställen.«

»Da steht aber Zutritt verboten, Papi«, sagte Danny.

»Ich kann lesen, aber Ruthart kennt mich ja«, erwiderte Daniel, »und der Stallbursche auch.«

»Aber wir waren lange nicht hier«, sagte Fee. »Wir hätten doch erst bei Frau Rodenburg vorbeischauen sollen.«

»Das können wir immer noch«, erwiderte Daniel. »Ich bin gleich zurück.«

Und schon eilte er davon, aber gleich darauf vernahm er auch schon erregte Stimmen.

»Es ist so, Herr Torello, Sie haben keinen Zutritt mehr. Der Gerichtsvollzieher und Herr Dr. Theissen ist schon mit seinem Bruder hier. Der ist der neue Pächter.«

Ruthart konnte sich immer schon schwer ausdrücken, aber Carlo verstand, was das bedeutete, wenn er es auch nicht verstehen wollte.

»Ich will mit den Leuten sprechen«, sagte er, mühsam beherrscht. »So einfach geht das doch nicht. Ich habe solvente Käufer für die Pferde, und mit dem Erlös können wir auch das Gut retten.«

Das hörte Daniel Norden auch und erschrak. Er begriff blitzschnell, daß nicht nur Arianes Ehe auf dem Spiel stand, sondern der ganze Besitz, und wenn das stimmte, konnte er sich auch vorstellen, wie es Margret Rodenburg zumute sein mußte.

Aber da kamen zwei Herren auf ihn zu aus einer anderen Richtung. Den Namen Theissen hatte Dr. Norden ja schon gehört, aber einen dieses Namens kannte er, nämlich Jan Theissen, und der kam nun sehr schnell näher.

»Dr. Norden, Sie hier?« fragte er überrascht.

»Mit Familie«, erwiderte Daniel. »Die Kinder wollten zu den Pferden, aber es sind überhaupt keine auf der Koppel.«

»Sie kennen das Gestüt?« fragte Jan Theissen, dessen schmales Gesicht von mehreren Narben durchzogen war, die von einem schweren Unfall herrührten, bei dem er ein schuldloses Opfer gewesen war. Und durch diesen kannte er Dr. Norden schon seit sechzehn Monaten.

»Ich kenne Frau Rodenburg und ihre Tochter«, erwiderte Daniel.

»Den Schwiegersohn auch?« fragte Jan Theissen.

»Nur den Namen, keine persönliche Begegnung bisher.«

»Das Gestüt wird mir gehören«, sagte Jan, »ich habe das Gut gepachtet, und ich konnte den Gerichtsvollzieher überzeugen, daß er nichts mehr zu pfänden braucht. Eine üble Geschichte, Dr. Norden.«

»Die mich interessiert«, erwiderte Daniel. »Aber ich vernahm Stimmen und nehme an, daß Herr Torello in den Ställen ist.«

»Dann kann ich ja gleich mit ihm sprechen«, sagte Jan Theissen, »er hat hier nichts mehr zu suchen, denn zwei Pferde hat er schon weggeschafft, was nicht rechtens war.«

Und in diesem Augenblick kam Ariane angelaufen. Sie fiel Dr. Norden fast um den Hals. »Der Herrgott hat Sie geschickt«, rief sie aus. »Sie ahnen gar nicht, wie froh ich war, als ich Ihre Frau und die Kinder sah. Dann bin ich nicht allein mit ihm.«

»Aber Sie sind sehr erregt, Frau Torello«, sagte Daniel.

Sie preßte beide Hände an die Schläfen. »Ich kann diesen Namen schon gar nicht mehr hören. Entschuldigen Sie – Sie sind ja nicht allein.« Und sie bemerkte Jan Theissen erst jetzt.

»Herr Theissen ist mir schon länger bekannt«, sagte Daniel.

Ariane starrte den anderen an. »Sie sind das also«, sagte sie tonlos.

»Ich hatte gehofft, daß wir uns an anderer Stelle und in aller Ruhe unterhalten können, gnädige Frau«, sagte Jan.

»Ich bin keine gnädige Frau«, sprudelte Ariane hervor, »ich bin momentan sogar mehr als wütend, aber ich muß jetzt unbedingt Herrn Torello sprechen. Ich habe doch sein Auto gesehen, also muß er hier sein.«

Aber obgleich er es gehört haben mußte, zeigte er sich nicht. Daniel Norden sagte, daß er wohl mit Ruthart in den Ställen wäre, und ohne einen Augenblick zu zögern, lief Ariane dorthin.

Daniel und Jan folgten ihr und auch der Gerichtsvollzieher blieb ihnen auf den Fersen.

Und dann hörten Sie wieder Carlos Stimme. »Sie haben mir das eingebrockt, Ruthart, und dafür werden Sie büßen. Ich habe schon mit meiner Frau gesprochen. Sie ist einverstanden. Wir müssen das Gestüt und das Gut retten, aber Sie haben hier nichts mehr zu suchen.«

Aber da war Ariane schon nahe bei ihnen. »Seit wann bestimmst du das allein, Carlo?« sagte sie klirrend. »Ich habe dir doch gesagt, daß du hier überhaupt nichts mehr zu sagen hast. Für dich sollte es etwas Wichtigeres geben. Tanja Rahn hat angerufen. Dein Sohn ist krank, sie hat kein Geld und ist verzweifelt. Mach dich auf die Beine, aber schnell.«

Er stand wie versteinert. »Und das glaubst du?« stieß er keuchend hervor. »Merkst du denn nicht, daß hier etwas im Gange ist, um uns auseinanderzubringen, um mich fertigzumachen?«

Sie maß ihn mit einem vernichtenden Blick. »Ich weiß nur, was ich schwarz auf weiß sehe. Siebenhundertfünfzigtausend Mark Schulden und ein Konto auf den Namen Carlo Rahn in Lindau. Warum sollte es nicht auch eine Tanja Rahn geben. Und ich traue dir jetzt sogar zu, ein Bigamist zu sein.«

Während er noch nach Luft schnappte, drehte sie sich um, und sie sah Jan Theissen an.

»Übrigens kannst du auch gleich Herrn Theissen kennenlernen, der Gut Rodenburg gekauft hat. Er wird bestätigen, daß du hier nichts mehr zu suchen hast.«

Aber danach wankte sie auf Daniel Norden zu. »Bringen Sie mich fort von hier«, flüsterte sie bebend, »und bleiben Sie noch bei uns, bitte, bitte.«

Er legte seinen Arm um ihre zuckenden Schultern. Er warf Jan einen zwingenden und zugleich warnenden Blick zu und hatte das Gefühl, von ihm verstanden zu werden. Dann entfernte er sich mit Ariane rasch.

Momentan hatte es den Anschein, als wollte Carlo ihnen nacheilen, aber als er dicht vor Jan Theissen stand, verhielt er den Schritt und maß den anderen mit einem haßvollen Blick.

»Das ist doch eine abgekartete Sache«, stieß Carlo hervor.

»Das ist ein Versuch, Gut Roden burg und das Gestüt zu retten«, erwiderte Jan ruhig.

»Und was interessiert Sie daran?«

»Ich bin Landwirt, und ich habe zum Glück das Geld, das Gut zu retten. Ihre Schulden müssen Sie aber selbst begleichen, Herr Torello. Aber jetzt. haben Sie anscheinend noch zwingendere Verpflichtungen.«

Carlo wurde es heiß und kalt. Tanja hat es gewagt, schoß es ihm durch den Sinn, und Ariane hat es auch gewagt, hier, vor allen zu reden. Diese verdammten Weiber, was ist nur plötzlich in sie gefahren! Auf Joana würde er sich auch nicht mehr verlassen können. Wer blieb dann eigentlich noch?

Er sah nur noch schwarze Schatten vor sich.

Carlo Torello dachte nicht an das Kind, das seinen Namen trug, auf dessen Namen er große Summen eingezahlt hatte, die er jedoch für sich selbst wieder verbrauchte. Er hatte ja die Vollmacht über das Konto, Tanja nicht. Ihr gab er nur Bargeld und auch das nur, um sie mundtot zu machen. Er kannte ihre Drohungen, aber er hatte nicht geglaubt, daß sie diese wahrmachen würde. Ob wirklich etwas mit dem Kind war? Wenn ja, kam es zum ungelegensten Augenblick. Mehr an Gefühl brachte Carlo Torello selbst in dieser Situation nicht auf. Aber seine eigene Situation machte ihm schon zu schaffen, und er wußte nicht, wie er sich herausretten sollte.

Jan Theissen wandte sich nun auch zum Gehen. »Warten Sie doch bitte«, rief Carlo heiser, »dies alles kann doch nicht ohne mein Wissen beschlossen worden sein.«

»Ich wüßte nicht, was Sie zu bestimmen hätten«, sagte Jan eisig. »Und momentan haben wir uns nichts mehr zu sagen. Sie können noch Auskünfte von dem Herrn Gerichtsvollzieher bekommen, wenn Sie Wert darauf legen. Ich möchte jetzt mit Herrn Ruthart sprechen.«

Carlo kniff die Augen zusammen. »Dann habe ich hier nichts mehr zu suchen«, stieß er hervor und ging eilends zu seinem Wagen.

*

Fee war mit Ariane vorausgefahren zum Gut, und Daniel kam mit dem Familienauto hinterher. So hatte Fee gleich erfahren können, warum Ari-ane so erregt war.

»Das ist wirklich ein starkes Stück«, meinte Fee, »aber ist es auch tatsächlich wahr?«

»Ich traue ihm nun wirklich alles zu«, sagte Ariane schon wieder ein bißchen ruhiger. »Ich verstehe nur nicht, wie ich mich so lange hinters Licht führen lassen konnte.«

»Es geschieht sicher manches, was man einfach nicht wahrhaben will«, meinte Fee nachdenklich.

Ariane nickte. »Ich hegte Zweifel, aber ich wollte es nicht wahrhaben, daß sie begründet sein könnten. Ich habe diesen Mann doch aus Liebe geheiratet, sagte ich mir immer wieder, und dann gab selbst dieses Wort keine Resonanz mehr. Und ich wollte nicht glauben, daß Gefühle sterben können.«

»Menschen ändern sich, Gefühle auch«, sagte Fee, »aber manchmal sieht man andere tatsächlich mit verklärtem Blick, oder sagen wir besser mit getrübtem Blick.«

»Wir sind vier Jahre verheiratet. Gestern war unser Hochzeitstag«, fuhr Ariane tonlos fort. »Es kann doch nicht sein, daß er mich schon die ganze Zeit hintergangen hat. Aber

siebenhundertfünfzigtausend Mark bringt man doch nicht von heute auf morgen um die Ecke.«

»Manchmal kann das ganz schnell gehen«, sagte Fee, »aber manchmal gcht es auch so raffiniert vonstatten, daß selbst gefuchste Leute nicht dahinterkommen, oder erst, wenn es zu spät ist.«

»Meine Mutter hat das Glück, daß Dr. Theissen ein persönliches Interesse an Gut Rodenburg hat, weil sein Bruder Landwirt ist und sein Vater aus einer Gutsbesitzerfamilie kommt. Sonst würden wir wohl nicht ohne großes Aufsehen aus diesem Dilemma herauskommen. Und Mutsch kann sogar als Hausdame bleiben.«

»Sie nicht?« fragte Fee zögernd.

»Ich muß überlegen, und diesmal will ich das Richtige tun. Ich habe nämlich wirklich nicht die Absicht, für den Unterhalt eines Angebers aufzukommen, der von sich aus nichts auf die Beine stellen kann. Verstehen Sie mich bitte, ich bin wahnsinnig wütend.«

»Das verstehe ich ja«, sagte Fee. »Aber jetzt müssen Sie Ruhe bewahren und ganz kühl bleiben.«

»Das werde ich tun, aber ich fühle mich sehr gedemütigt«, sagte Ariane leise. »Es ist nur gut, daß Mutsch es so gelassen sieht und auch zugibt, ihn anders eingeschätzt zu haben.«

»Und Sie werden nicht die Einzigen sein, die er getäuscht hat.«

Das bekamen sie dann bestätigt, denn Margret erzählte von Tanjas Anruf und was sie schon unternommen hatte.

»Dann scheint es doch tatsächlich ernst zu sein«, sagte Ariane nachdenklich. »Ob er immer noch leugnen wird?«

Sie sollten noch an diesem Tag erleben, wozu Carlo Torello fähig war. Allerdings wartete er, bis die Familie Norden wieder weggefahren war, wenn er sich auch eine ganze Zeit gedulden mußte.

Margret hatte es sich nicht nehmen lassen, die Gäste mit Kaffee und Kuchen zu bewirten, und durch die Kinder wurden sie auch für eine Zeit abgelenkt und auf andere Gedanken gebracht, wenn Margret auch ein bißchen wehmütig dachte, wie sehr auch sie sich solch junges fröhliches Leben auf dem Gut gewünscht hatte.

Für Ariane war es tröstlich, daß Fee und Daniel ihr mit ehrlichem, freundlichem Rat einen Weg wiesen, wie sie am besten mit Carlo ins reine kommen könnte. Und sie war gewappnet, als sich die Nordens dann verabschiedeten.