Abenteuer auf Sylt - Ben Bertram - E-Book
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Abenteuer auf Sylt E-Book

Ben Bertram

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Beschreibung

Obwohl mein gesamtes Leben bisher ein großes Abenteuer war und ich gerade erst Herrn Müller von seiner eisernen Kette befreit hatte, war mein Drang zu helfen noch lange nicht gestillt. Mir war bisher so viel Gutes widerfahren, und ich hatte den festen Vorsatz, weiterhin auf die Schwachen zu achten. Ich wollte zwar nicht der Robin Hood von Sylt werden, aber mein Vorhaben stand trotzdem. Als plötzlich ein kleines Kätzchen in Gefahr war und ihr Leben auf Messers Schneide stand, wusste ich, dass ich sofort handeln musste. Zusammen mit Hope und meinen vierbeinigen Freunden Milo und Herrn Müller besiegte ich meine eigene Angst und legte los. Ohne mein Herrchen um Erlaubnis zu bitten, begann ich eine Rettungsaktion, die mich selbst in Gefahr brachte. Doch das war mir egal, ebenso wie der Ärger von Ben, der mich garantiert erwartete. Doch was war schon ein Anschiss, wenn es darum ging, ein anderes Leben zu retten …

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Inhaltsverzeichnis

~ Sylt, wir kommen! ~

~ Parkplatzsuche auf Umwegen ~

~ Zuhause mit Freunden ~

~ Wettschulden sind Ehrenschulden! ~

~ Jake, Sylter Inselhund and Friends ~

~ Sand, Strand & Mee(h)r ~

~ Regendusche ohne Regen ~

~ Hallende Geräusche ~

~ Höhlen in den Tetrapoden ~

~ Geräusche und Co. ~

~ Unser erster Fall ~

~ Planung am Strand ~

~ Die Suche beginnt ~

~ Suchaktion trifft Pustekuchen ~

~ Kleine Taschenlampe brenn ~

~ Wolfsheulen ~

~ Der Indianerhäuptling und ich ~

~ Ein früher Morgen ~

~ Beweismaterial ~

~ Spezialgelagerter Sonderfall ~

~ Entscheidungen ~

~ Aufgeben ist keine Option ~

~ Meine Gedanken an die Robbe ~

~ Planspiele und Ablenkungsmanöver ~

~ Freundschaft verbindet ~

~ Wetterumschwung zur falschen Zeit ~

~ Unfreiwillige Dackelhilfe ~

~ Planspiele und Buddelkönige ~

~ Keine Chance? ~

~ Mein Stoßgebet und seine Folgen ~

~ Mit Liebe, Vertrauen, Respekt und Zuspruch ~

~ Das Innere zählt ~

~ Ungehorsam sein ist doof ~

~ Vertrauensbeweis(e) ~

~ Echt die Schnauze voll! ~

~ Couchen & chillen ~

~ Belohnung trifft neuen Fall ~

Abenteuer auf Sylt

Jake, Sylter Inselhund -

(Teil 8)

Von Ben Bertram

Alle Rechte vorbehalten!

Nachdruck, Vervielfältigung und Veröffentlichung - auch auszugsweise - nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors!

Im Buch vorkommende Personen und die Handlung dieser Geschichten sind frei erfunden und jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt.

Text Copyright © Ben Bertram, 2020

Impressum:

Text:

Ben Bertram

Stellauer Straße 30 B

25563 Wrist

E-Mail: [email protected]

Covergestaltung:

Ben Bertram

Motivbild:

© Ben Bertram

Foto:

Elina Bartel

Korrektorat / Lektorat:

M. Dress / D. Awiszus

~ Sylt, wir kommen! ~

Der Autozug hatte in Keitum gehalten, da wir einem entgegenkommenden Zug die Durchfahrt gewähren mussten. Sonst ärgerte ich mich immer darüber, da ich es kaum erwarten konnte, am Endbahnhof in Westerland anzukommen. Heute jedoch störte es mich nicht, und der Grund dafür war ganz einfach.

Vorne auf dem Beifahrersitz saß tatsächlich meine kleine Menschenfreundin Hope. Sie sang lauthals den Refrain des Liedes „Westerland“, und ich fand, dass sie es viel schöner trällerte, als die Ärzte es jemals getan hatten. Selbstverständlich war dies ausschließlich meine Meinung, und irgendwie wusste ich sogar, dass ich in diesem Moment sehr parteiisch war, da ich ein selten erlebtes Glücksgefühl in mir trug.

Auf mich wartete eine Woche mit meiner Hope.

Wir waren hier auf Sylt vor einiger Zeit Freunde geworden, und sie hatte mich zusammen mit ihrem Vater Hauke während meines Bauernhofurlaubs besucht. Ihr Papa befand sich in diesem Augenblick ebenfalls auf dem Autozug und zwar genau im Fahrzeug hinter uns. Während seine Frau und Hopes Bruder Tom eine Urlaubswoche an der Ostsee verbrachten, erfüllte Hauke seiner Tochter einen Herzenswunsch. Sie machten Urlaub am schönsten Fleckchen Erde der Welt. Ja, sie blieben eine Woche auf Sylt, besser gesagt, in meiner Heimat, von der ich meiner Freundin viele tolle Ecken zeigen wollte.

Ein tiefer und wohliger Seufzer sorgte dafür, dass ich meinen Blick nach links wechselte. Meine Augen waren jetzt auf den riesigen altdeutschen Schäferhund gerichtet, der neben mir auf der Rückbank lag. Jetzt, wo der Autozug stand, zitterte er nicht so, wie er es während der gesamten Überfahrt getan hatte. Tatsächlich hatte der große stattliche Hund, den ich auf unserem Urlaubsbauernhof kennengelernt hatte, Schiss auf dem Zug. Okay, es rüttelte hier auch manchmal recht heftig. Doch Angst haben, brauchte man davor nicht.

Dann musste ich grinsen. Mir fiel meine erste Fahrt mit dem Autozug ein, und ich dachte daran, wie eingeschüchtert, nein fast verängstigt, ich auf dieser Fahrt auf meiner Decke gelegen hatte. Doch ich war damals ein junger Hund und kein großer mächtiger Schäferhund, der mitten im Leben stand.

„Wir sind gleich da“, sagte ich zu Herrn Müller und stupste ihn liebevoll mit der Schnauze an. Ja, mein riesiger Freund hieß wirklich so, und ich hatte einige Zeit gebraucht, bis ich den Namen mochte. Jetzt hingegen musste ich zugeben, dass ich den Namen nicht nur cool, sondern auch absolut passend fand.

„Ich bin froh, wenn ich aus dem Auto aussteigen kann“, kam zur Antwort. Dann fuhr der Zug wieder los, und Herr Müller zuckte erneut zusammen.

„Noch fünf Minuten“, war meine Antwort, dann kuschelte ich mich an sein dichtes flauschiges Fell.

Jetzt war ich es, der seufzte. Aber ich tat es vor Freude, da mein vierbeiniger Freund ebenfalls eine Woche bei mir auf Sylt verbringen durfte. Er hatte von seinem Herrchen, auf dessen Bauernhof wir in den Ferien waren, Urlaub bekommen.

Sein Job als Hofhund war anstrengend, und genau deshalb durfte er mit uns nach Sylt. Wo er wohnen würde? Natürlich bei meinem Herrchen Ben und mir.

Ich war wirklich gespannt, wie Herrn Müller meine Insel gefiel.

Mein Sylt war toll, hier spürte man das Gefühl von Freiheit. Ja, die Freiheit fühlte sich auf dieser magischen Nordseeinsel großartig an, und ich hoffte darauf, auch meinem neuen Freund dieses Gefühl vermitteln zu können. Er kannte die Freiheit bisher nicht, da er bis vor einigen Tagen noch ein Leben an einer eisernen Kette führen musste.

Aber davon erzähle ich später mehr.

Jetzt galt es zunächst, Sylt zu begrüßen.

Wir fuhren nämlich genau in diesem Augenblick in den Westerländer Bahnhof ein. Ich war längst aufgestanden und hatte meinen Blick aus dem Fenster gerichtet, wo ich die Szenerie genauestens beobachtete.

Dann hüpfte mein kleines Hundeherz ein weiteres Mal wie verrückt. Unten an der kleinen Straße erkannte ich meinen Freund Milo. Genau wie auch Herr Müller war er viel größer als ich, was kein Wunder war, da er zur Rasse Labrador gehörte. Sein Herrchen Karsten, der ein Freund von Ben war, hatte ihn dank unserer Hilfe aus dem Sylter Tierheim geholt und ihm ein Zuhause gegeben.

Auch mein Herrchen hatte die zwei endlich erkannt und drückte vor Freude die Hupe. Nicht nur Herr Müller zuckte zusammen, auch Hope und ich taten es und sahen Ben verärgert an.

„Sorry, war keine Absicht“, sagte er lapidar. Dann drückte er das laute Ding erneut und grinste.

Erst jetzt fiel mir ein, dass sich auch Hope und Milo noch nicht kannten. Zumindest nicht live, sondern lediglich aus meinen Erzählungen.

Hui, da steht uns ja eine krasse Vorstellungs- und Begrüßungsrunde bevor, dachte ich und war gespannt darauf, ob sich alle vertrugen. Doch ich ging davon aus, da ich selbst nur Menschen und Artgenossen in mein Leben ließ, die ein liebevolles Herz und eine reine Seele besaßen.

Als wir endlich den Autozug verlassen hatten, waren Milo und sein Herrchen wie vom Erdboden verschwunden.

Enttäuscht sah ich zu Ben, der meinen Blick selbstverständlich sofort deutete.

„Sie sind zum Auto gegangen und fahren schon mal vor. Bei uns ist ja nicht genügend Platz für beide, und Hauke wollte ich nicht fragen. Er kennt unsere Freunde schließlich noch nicht.“ Natürlich begriff ich Bens Worte und gab auch prompt eine Antwort.

„Noch nicht.“

„Was noch nicht?“, hakte mein Herrchen nach.

„Noch kennt Hauke unsere Freunde nicht.“ Ich ergänzte meinen vorherigen Satz und erkannte im Rückspiegel Bens Kopfnicken, das von einem freudigen Lächeln begleitet wurde.

„Da müssen wir doch abbiegen“, rief Hope, und sie hatte recht. Tatsächlich wusste die kleine Maus noch ganz genau, wie es zu meinem Zuhause ging.

„Stimmt. Weißt du auch, wie es danach weiter geht?“, fragte Ben und sah seine Beifahrerin an.

Kannst du bitte nach vorne gucken?!, dachte ich, da ich keinen Bock auf einen Unfall hatte.

„Nochmal nach rechts.“ Wieder war Hopes Antwort richtig, und ich sah, wie sie vor Stolz strahlte.

Ihr Vater war dicht hinter uns und schaffte daher sogar die Ampel, die mein Herrchen eben bei gelbem Licht überquert hatte.

„Sorry“, murmelte Ben, obwohl Hauke es natürlich nicht hören konnte. Daher hob mein Herrchen jetzt den Arm und deutete so die Entschuldigung auch sichtbar für Hopes Papa an.

Dann bogen wir auch schon in die Straße ein, wo sich unser Zuhause befand. Milo und Karsten standen direkt vor der Hauseingangstür und warteten auf uns.

~ Parkplatzsuche auf Umwegen ~

Direkt vor unserem Haus entdeckte ich einen der seltenen freien Parkplätze in Westerland. Doch anstatt anzuhalten und den freien Platz zu belegen, fuhr Ben an ihm vorbei.

„Hey, bist du blind?“, fragte ich überrascht.

„Wir benötigen doch zwei Parkplätze“, kam zur Antwort. Nachdem ich mich kurz über seine Antwort gewundert hatte, fiel mir ein, dass auch Hauke seinen Wagen irgendwo abstellen musste und wir tatsächlich zwei freie Lücken brauchten.

„Aber so hätten wir schon einen gehabt. Hopes Vater kann doch woanders parken. Also, er könnte doch einfach nach einem anderen freien Platz suchen.“ Da es echt nicht einfach war, in Westerland einen Parkplatz zu finden, fand ich Bens Plan doof. Außerdem wollte ich endlich Milo begrüßen und ihm meine Freunde vorstellen.

„Wir werden schon irgendwo genügend Stellfläche für zwei Autos finden. Denk daran, Hauke kennt sich hier nicht aus.“ Ich fand Bens Betonung echt gemein. Er tat so, als wäre ich ein kleiner Dummi, und so ersparte ich es mir, eine Antwort zu geben. Zumindest eine laute, da ich selbstverständlich die passenden Worte dachte.

Klar kennt er sich hier aus. Die Familie hat hier Urlaub gemacht und dabei in unserem Wohnhaus gewohnt. Vielleicht denkst du mal darüber nach, du Schlaumeier. Anschließend senkte ich den Kopf und legt mich wieder hin. Ich konnte noch etwas chillen, da wir dank der ganzen Einbahnstraßen einen ziemlich großen Bogen fahren mussten, um erneut vor unserem Wohnhaus anzukommen.

Genervt lag ich mit geschlossenen Augen direkt neben Herrn Müller. Erst als Hope etwas sagte, öffnete ich wieder meine Augen.

„Wo ist Papa?“ Sie sah sich um, und ich tat es ihr gleich.

Tatsächlich konnte ich Haukes Wagen nicht mehr sehen. Vor unserer Wohnung war er noch direkt hinter uns gewesen. Hatte Ben ihn abgehängt? Vielleicht war er wieder über eine fast rote Ampel gefahren und Hopes Papa musste dementsprechend anhalten? Nachdem ich kurz darüber nachgrübelte, verneinte ich diese Idee. Hier in der Ecke gab es meiner Meinung nach keine Ampel. Da mein Herrchen auch nicht schneller als erlaubt gefahren war, konnte ich mir nicht erklären, wo Hauke abgeblieben war. Aber es war nicht mein Problem. Die erwachsenen Männer würden sich schon finden, und so beschloss ich, mir nicht weiter den Kopf darüber zu zerbrechen.

„Da ist schon wieder ein freier Platz“, rief Hope aufgeregt. Ob sie meinem Herrchen helfen wollte, oder einfach nur keinen Bock mehr darauf hatte, durch die kleinen Straßen zu fahren, vermochte ich nicht zu beurteilen. Doch, wenn ich hätte wetten müssen, wäre mein Tipp gewesen, dass sie einfach keine Lust mehr hatte und aussteigen wollte.

„Wir brauchen doch zwei Parkplätze, einen für uns und einen für deinen Papa.“ Tatsächlich suchte mein Herrchen noch immer nach einer riesigen Lücke, die er wahrscheinlich niemals finden würde. Außerdem war Hauke verschwunden, und somit hätte ein Parkplatz absolut genügt.

„Wahrscheinlich hat dein Papa direkt vor unserer Haustür geparkt und wartet zusammen mit Milo und Karsten auf uns.“ Mit voller Absicht hatte ich nicht Ben, sondern meine kleine Freundin angesprochen und wartete jetzt gespannt auf die Reaktion meines Herrchens.

„Meinst du?“, neugierig fragte Hope nach.

„Ja, meine ich.“

„Auf keinen Fall. Hauke weiß genau, dass wir zwei Parkplätze brauchen. Da wird er wohl nicht einen nehmen und uns suchen lassen.“ Natürlich hatte sich Ben eingemischt.

Du bist so schrecklich berechenbar, dachte ich und grinste. Dann gab ich eine Antwort.

„Wenn er wirklich schlau ist, hat er den Parkplatz genommen. Zwei hintereinander bekommen wir sowieso nicht. Außerdem, wo sollte er sonst sein? Abgehängt hast du ihn mit meiner langsamen Fahrerei bestimmt nicht.“ Ich musste mich bemühen, ernst zu bleiben. Zu gerne hätte ich gelacht. Allerdings bestand dann die Möglichkeit, dass mein Herrchen sauer auf mich sein würde. Das wollte ich aber nicht. Mein einziges Ziel war, endlich auszusteigen und Milo zu begrüßen.

Falsch, ihn zu begrüßen und ihm danach Herrn Müller und Hope vorzustellen.

„Wollen wir eine Wette abschließen?“, fragte Ben und grinste siegessicher. Da er kurz angehalten hatte, um auf Hopes Papa zu warten, drehte er sich zu mir um.

„Aber nur, wenn ich darauf wetten darf, dass Hauke vor unserer Hauseingangstür parkt“, sagte ich und sah mein Herrchen auffordernd an.

„Natürlich darfst du. So gewinne ich die Wette zumindest.“ Ben lachte auf, drehte sich wieder in Fahrtrichtung und trat das Gaspedal durch.

„Warum hast du es plötzlich so eilig?“ Neugierig sah Hope mein Herrchen an.

„Weil ich dem kleinen Racker auf der Rückbank zeigen will, dass dein Papa ganz bestimmt nicht vor unserem Haus parkt.“ Bens Antwort war voller Überzeugung. Keine drei Minuten später bogen wir erneut in die Straße ein, in der wir uns bereits vorhin befanden hatten.

„Gleich wirst du sehen, dass ich meine Wetten immer gewinne. Ab heute darfst du mich gerne als Wettgott bezeichnen. Aber sag mal, Jake, um was haben wir eigentlich gewettet? Also, wenn ich gewinne, dann gibt es heute den ganzen Tag nur Trockenfutter für dich. Deal?“ Das Lachen meines Herrchens klang fast etwas dreckig und boshaft.

„Und wenn ich gewinne, dürfen Milo, Herr Müller und ich alleine zum

Strand.“

Wenn schon, denn schon, dachte ich. Allerdings ging ich nicht davon aus, dass Ben auf diesen Wetteinsatz einging. Dafür hatte er viel zu viel Angst um mich. Außerdem hatte er die Verantwortung für Herrn Müller und war in solchen Dingen immer sehr gewissenhaft.

„Abgemacht. Dann stell dich mal auf einen langweiligen Trockenfuttertag ein. Ich werde dann später für Herrn Müller und Milo frisches Rindfleisch besorgen.“ Mein Herrchen feixte und gab erneut etwas mehr Gas. Gleich waren wir da, und ich war erstaunt, dass Milo und Karsten noch immer auf dem Fußweg standen und auf uns warteten. Ich an ihrer Stelle wäre längst in der Wohnung verschwunden.

Wäre ich gar nicht!, verbesserte ich mich in Gedanken und lächelte. Selbstverständlich hätte ich ebenfalls draußen gewartet, um meine Freunde zu begrüßen.

Ich hockte inzwischen auf der Rückbank und sah aus dem Fenster.

„Sind wir jetzt da?“, fragte mich Herr Müller, und nachdem ich seine Frage bejahte, setzte er sich ebenfalls hin.

„Schau mal, da sitzt mein Freund Milo.“ Ich deutete zu dem großen schwarzen Hund, der brav neben seinem Herrchen auf dem Bürgersteig saß.

„Der sieht nett aus“, antwortete Herr Müller.

„Aber auch total kräftig. Muss ich Angst haben, dass er mich umschmeißt?“ Hope hatte sich mit ängstlicher Stimme in unser Gespräch eingemischt.

„Nein, musst du nicht. Du wirst ihn mögen, und er ist ganz lieb und vorsichtig“, antwortete ich und kam etwas ins Schwanken, da Ben in diesem Moment in eine freie Parklücke fuhr.

~ Zuhause mit Freunden ~

„Seht ihr, Hauke ist nicht da, und der Parkplatz von vorhin ist auch noch frei“, rief mein Herrchen, nachdem er den Wagen gestoppt hatte.

„Das ist doch nicht der freie Platz von vorhin. Der war einige Meter weiter vorne.“ Obwohl ich mir eigentlich sicher war, sagte die Betonung meiner Worte etwas anderes aus.

„Glaubst du etwa, dass ich mich täusche?“. Entrüstete Worte verließen Bens Lippen.

„Also … Ja … Ich meine natürlich nein … Aber …“ Weiter kam ich nicht, da sich meine Freundin Hope einmischte.

„Du, Ben, ich glaube Jake hat recht. Der freie Parkplatz war weiter vorne. Schau mal.“ Sie deutete mit ihrem Finger in die Richtung, wo unserer Meinung nach die Lücke gewesen war. Dann sprach sie weiter: „Da, wo Papis Auto steht, war vorhin der freie Platz.“ Jetzt winkte Hope, und ihr Vater erwiderte das Winken, da er uns längst gesehen hatte.

Als Hauke nur noch wenige Schritte von unserem Wagen entfernt war, erkannte ich deutlich, dass mein Herrchen grübelte. Nur zu gerne hätte ich in diesem Moment seine Gedanken gelesen. Denn eins war jetzt wohl klar, wir hatten Hopes Vater nicht abgehängt. Er hatte gestoppt und sich den ersten freien Parkplatz gesichert.

Ja, er war ein Schlaumischlau gewesen.

Dann öffnete Hope die Tür und stieg aus dem Fahrzeug. Schnell hatte sie die wenigen Schritte überbrückt und sprang ihrem Vater mit einem fröhlich freudigen Aufschrei in die Arme.

„Papi, da bist du ja. Ben hatte gedacht, dass du dich verfahren hast.“

„Ehrlich? Du tüddelst doch. Ben kennt sich hier doch aus und weiß genau, dass es fast unmöglich ist, zwei Parkplätze hintereinander zu bekommen und ich deshalb die erste freie Lücke nehmen musste.“

„Nein, ehrlich! Er hat die ganze Zeit nach zwei Parkplätzen gesucht und meinte eben noch, dass er dich leider auf der Suche verloren hat.“ Hopes Worte waren energisch, und ich wollte mich gerade einmischen und ihr beipflichten. Doch mein Herrchen war schneller.

„Das tut jetzt ja nichts mehr zur Sache. Wir haben alle einen Parkplatz gefunden, und das ist schließlich die Hauptsache.“ Wild nickend unterstützte er seine Worte, was mich zum Grinsen brachte.

Du Spinner. In Sachen Ablenkung warst du schon immer großartig. Aber ich halte jetzt meine kleine Hundeschnauze, da ich nicht diskutieren will, sondern endlich Milo begrüßen möchte!, dachte ich und sprang aus dem Auto. Ben hatte längst die hintere Tür geöffnet und mich abgeschnallt. Herrn Müller natürlich auch.

Wenige Sekundenbruchteile standen Milo und ich uns regungslos gegenüber. Dann sprangen wir fast synchron aufeinander los und juchzten vor Freude. Viel zu lange hatten wir uns nicht gesehen, und es wurde Zeit, dass wir uns endlich wiederhatten.

Immer wieder aufs Neue stupsten wir uns an und bekamen kaum genug davon. Natürlich hatte ich nicht vergessen, auch sein Herrchen zu begrüßen. Doch nachdem ich kurz an Karsten hochgesprungen war, widmete ich mich sofort wieder meinem schwarzen Freund.

Erst, als ich Bens lautes Räuspern vernahm, unterbrach ich unser Tun und sah mein Herrchen etwas irritiert an. So räusperte er sich immer nur, wenn ich etwas Verbotenes getan hatte. Da ich mir keiner Schuld bewusst war, hatte ich allerdings keine Idee, warum er es jetzt machte.

Oder, wenn ich was vergessen hatte! Dieser Gedanke schoss mir in den Kopf und prompt wusste ich, wofür Bens Räuspern stand.

Vor lauter Wiedersehensfreude hatte ich nicht daran gedacht, meine Freunde miteinander bekannt zu machen. Da es allerhöchste Zeit war und sich Herr Müller bestimmt gerade überflüssig vorkam, holte ich es sofort nach.

Nachdem ich zunächst die beiden großen Hunde miteinander bekanntgemacht hatte, waren jetzt Hope und Milo an der Reihe. Natürlich schloss meine kleine Freundin den Labbi sofort in ihr Herz und umarmte ihn liebevoll.

Auch Karsten hatte inzwischen Hope, ihren Vater und Herrn Müller begrüßt, so dass sich jetzt nur noch Hauke und Milo etwas fremd waren. Doch irgendwie schien die Chemie zwischen den beiden nicht zu stimmen. Ich vernahm ein leises Knurren und sah meinen großen Freund deshalb fragend an. Doch er beachtete mich nicht, und ich hatte keinen Schimmer, ob er mich bewusst ignorierte oder einfach zu sehr mit der Situation beschäftigt, vielleicht sogar überfordert war.

Doch manchmal brauchen Dinge halt ihre Zeit. Da ich wusste, wie nett Hauke war und ich auch Milo als friedlichen und liebenswerten Hund schätzte, machte ich mir keinen Kopf. Mir war klar, dass sich alles schnell einspielen würde.

Längst waren wir in unserer Wohnung, und während Hope einen heißen Kakao trank, unterhielten sich die drei Männer bei einem Becher Kaffee über Sylt. Sie tauschten sich über ihre Liebe zu dieser Insel aus, und ich glaubte zu erkennen, dass Hauke etwas neidisch auf Karsten und mein Herrchen war, da er im Gegensatz zu den beiden nicht hier lebte. Auch Hope mischte sich häufig ins Gespräch ein und schwärmte in diesen Momenten immer davon, wie toll sie mit mir am Westerländer Strand gespielt hatte.

Wir drei Hunde hingegen chillten vor uns hin. Auch wenn Herr Müller und ich lediglich eine lange Autofahrt in den Knochen hatten, waren wir davon ordentlich kaputt. Ja, sie hatte uns angestrengt, obwohl wir doch nur gelegen hatten. Bestimmt war der mächtige altdeutsche Schäferhund noch müder als ich, da er eine solche Fahrt noch nie erlebt hatte.

Ich lag zwischen meinen Freunden und blinzelte zu Milo, der tief und fest schlief. Natürlich schnarchte er dabei und zuckte mit seinen Beinen. Milo konnte irgendwie immer schlafen, und ich musste grinsen, als ich mir die Frage stellte, warum er eigentlich nicht ein Bär geworden war, da er dann hätte einen langen Winterschlaf halten können.

Doch vom Winter waren wir weit entfernt.

Der Frühsommer stand in den Startlöchern, und als ich jetzt beide Augen öffnete und aus dem Fenster sah, erkannte ich den leuchtenden Feuerball, der Wärme auf meine Insel schickte.

Hier rumzuliegen, ist bei dem geilen Wetter doch viel zu schade, dachte ich, und schon hatte ich Bilder vom Strand im Kopf. Ich sah mich durch den weichen Sand laufen und war voller Vorfreude darauf, mich in den warmen Sandkörnern zu schubbern.

Zu buddeln wäre auch der Hammer, dachte ich jetzt, und schon stand mein Entschluss fest.

Ich wollte an den Strand. Wollte mit Milo toben und Herrn Müller mein Revier zeigen.

---ENDE DER LESEPROBE---