Die Insel ruft! - Ben Bertram - E-Book
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Die Insel ruft! E-Book

Ben Bertram

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Beschreibung

Auf meinem großen Rollkoffer kann man deutlich das Wort Rosa erkennen, was jedoch keinesfalls der Farbe geschuldet ist. Meine Eltern hatten mir diesen Namen verpasst, und so wurde sich bereits im zarten Kindergartenalter häufig über mich lustig gemacht. Um genau zu sein, heiße ich Rosa Schwarz, was aber lediglich am Rande mit meiner Geschichte zu tun hat. Ebenso wie die Umstände, dass mich meine Oma immer Lila nannte und ich die wahrscheinlich beziehungsuntauglichste Frau Hamburgs bin. Ich arbeite in meinem Traumjob und darf mich ambulante Pflegekraft nennen. Doch der Job ist nicht meine einzige große Liebe. Die Musik hatte es mir angetan, obwohl ich selbst vollkommen talentfrei daherkam. Bereits im Teenageralter war ich der wahrscheinlich größte Fan der „Strandpiraten“, und ich trauerte tagelang, als sich die Band vor vielen Jahren in „Mitch and the Pirates“ umbenannt hatte. Natürlich durfte ich die Jubiläumstour der Jungs nicht verpassen. Vor allem, da das Abschlusskonzert in meiner Heimatstadt stattfand. Dass es mit einem Paukenschlag enden sollte, war bekannt. Doch mit einem solchen Abschluss hatte selbst ich nicht gerechnet. Als meine beste Freundin Lea vorschlug, nach Sylt zu fahren, willigte ich ein. Mir war nach einem Neustart, und ich hätte nirgendwo besser über diesen nachdenken können. Außerdem, wenn ich selbst keinen Mann zum Küssen hatte, wollte ich zumindest erleben, wie die Nordseewellen den Strand küssten.

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Inhaltsverzeichnis

*** Mädelsabend ***

*** Kurz geträumt ***

*** Augen auf ***

*** Einfach ein Hä … ***

*** Konzertkarte ***

*** Die Nacht davor ***

*** Auf geht’s ***

*** Shuttle ohne Bus ***

*** Blasenalarm ***

*** Hamburg & Jungs ***

*** Gänsehaut und Co. ***

*** Bierdusche ***

*** Sorry und prost ***

*** Noch eine Stunde ***

*** Westerland ***

*** Spaß und Co. ***

*** Wasser überall ***

*** Kurze Ernüchterung ***

*** Zugabe ***

*** Playback ***

*** Josh und sein Klavier ***

*** Who the fuck is Mitch? ***

*** Der laute Knall ***

*** Hinterher ***

*** Taxi ***

*** Es tut irgendwie weh! ***

*** Lea and Me ***

*** Herr Doktor Trunkenmüller ***

*** In den Urlaub? ***

*** Neue Wege ***

*** Vorfreude trifft Nervosität ***

*** Die Insel ruft ***

Die Insel ruft!

Ankerplatz Sylt -

(Band 1)

Von Ben Bertram

Alle Rechte vorbehalten!

Nachdruck, Vervielfältigung und Veröffentlichung - auch auszugsweise - nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors!

Im Buch vorkommende Personen und die Handlung dieser Geschichten sind frei erfunden und jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt.

Text Copyright © Ben Bertram, 2020

Impressum:

Text:

Ben Bertram

Stellauer Straße 30 B

25563 Wrist

E-Mail: [email protected]

Covergestaltung:

Ben Bertram

Motivbild:

© Ben Bertram

Foto:

Elina Bartel

Korrektorat / Lektorat:

M. Dress / D. Awiszus

*** Mädelsabend ***

Endlich war es wieder soweit.

Ein Mädelsabend stand vor der Tür, und ich brauchte diese nur noch zu öffnen, da es bereits geklingelt hatte. Leider waren die letzten Treffen ausgefallen, was eindeutig an mir lag. Genauer gesagt daran, dass ich nach meiner Knieoperation zunächst einen längeren Krankenhausaufenthalt einlegen musste und anschließend direkt an die Ostsee auf Reha geschickt wurde.

Ob ich um die Reha am Meer beneidet wurde?

Klar waren meine Freundinnen neidisch, da sie sich auch eine solche Auszeit wünschten. Fast alle waren bereits verheiratet und hatten mindestens ein Kind. Daher fanden sie auch, dass sie eine Kur viel mehr nötig hätten als ich. Die Ausnahme war meine beste Freundin Lea, die allem Anschein nach ebenso Beziehungsuntauglich war wie ich.

Warum?

Weil ich Single war, keine Kinder hatte und mich auch kein Ehemann oder Lebensabschnittsgefährte zum Wahnsinn trieb. Dass mein Leben trotzdem nicht immer ein Zuckerschlecken war und ich auf die Knieschmerzen und das anstrengende Aufbautraining gut und gerne hätte verzichten können, interessierte meine Mädels dabei nur am Rande. Ebenso, dass ich meinen geplanten Urlaub nach Sylt blöderweise verschieben musste. Verschieben? Quatsch, ich hatte ihn abgesagt.

„Du warst doch am Meer!“ Ich bin mir nicht sicher, wie häufig ich mir diesen Satz in der letzten Zeit anhören durfte. Zunächst hatte ich darauf noch immer geantwortet, dass Sylt und seine einmaligen Strände nicht mit der Ostsee zu vergleichen war. Dass die meistens ruhende Ostsee keinesfalls mit der Nordsee mithalten konnte und, dass Sylt einfach das schönste Fleckchen Erde der Welt für mich war.

Nein, diese Antworten sparte ich mir inzwischen, da keines meiner Girls auch nur den Hauch von Verständnis dafür aufbrachte.

All diese Dinge huschten mir auf dem Weg zur Haustür durch den Kopf, und ich hoffte darauf, dass es heute endlich wieder andere Themen zu bereden gab.

Als ich es fast bis zur Tür geschafft hatte, klingelte es erneut. Allerdings nicht nur kurz, sondern dauerhaft.

„Ist ja gut! Ich kann noch nicht so schnell“, rief ich, da mein Knie von der heutigen Physioanwendung etwas schmerzte. Außerdem trug ich ein Tablett mit Gläsern, dessen Inhalt ich nur äußerst ungern auf dem Dielenboden verteilen wollte.

Erleichtert stellte ich das Tablett ab und zupfte anschließend mein Shirt zurecht.

Alles war angerichtet. Unser Abend konnte starten.

Sekundenbruchteile später öffnete ich meine Wohnungstür und sah in strahlende Gesichter. Doch andersherum verhielt es sich ebenso. Auch ich strahlte, da ich mich auf dieses Treffen so sehr freute, wie ich mich als Kind immer auf den Ponyhof gefreut hatte.

„Kommt rein“, rief ich euphorisch und ging ein Stück zur Seite, um Einlass zu gewähren und meinen Mädels einen freien Blick zur Anrichte zu schenken. Dort befanden sich die Begrüßungscocktails, die ich eben für uns vorbereitet hatte und die auch Grund dafür waren, dass ich so lange zur Tür gebraucht hatte.

„Nie wieder Alkohol“, rief meine beste Freundin Lea und mir war klar, dass sie damit auf unser letztes Konzert von Johannes Oerding anspielte. Wir hatten an diesem Abend einen Drink zu viel genossen und gackerten die ganze Zeit herum, während er dieses Lied zum Besten gab.

„Genau. Deshalb gibt es heute auch einen alkoholfreien Cocktail“, antwortete ich und versuchte, nicht zu lachen.

„Echt jetzt?“ Klara mischte sich ein und sah dabei fragend in die Runde.

„Na klar. Rosa darf seit ihrer Knie-OP keinen Alkohol mehr trinken.“ Meine beste Freundin Lea hatte es einfach drauf, Unwahrheiten staubtrocken zu präsentieren. Nicht nur ich, sondern auch Alina und Lara bemühten uns, ernst zu bleiben und Klara so noch einen Augenblick in der Welt der alkoholfreien Cocktails verweilen zu lassen.

„Toll, dass wir uns endlich alle treffen“, rief ich und schloss währenddessen die Wohnungstür, da sich inzwischen alle an meiner Kommode zum Anstoßen versammelt hatten.

„Wir haben zu danken, liebe Rosa. Schön, dass du den Abend organisiert hast“, rief Alina, und die anderen drei Mädels nickten zustimmend.

„Genug geschleimt. Können wir endlich trinken?“ Lea mischte sich ein und griff nach einem der Gläser. Dann streckte sie es mir entgegen und sagte:

„Auf Rosa und ihr Knie.“ Nachdem die Gläser das typische Anstoßgeräusch von sich gegeben hatten, tranken wir und machten uns danach auf den Weg ins Wohnzimmer. Da wir Februar hatten, konnten wir meine schöne Terrasse leider nicht nutzen und hockten uns stattdessen gemütlich auf mein riesiges Sofa.

Selbstverständlich musste ich zunächst gefühlte tausend Fragen zu meinem Klinikaufenthalt beantworten, wobei das Interesse der Mädels weniger meiner OP galt, sondern immer wieder aufs Neue in Richtung Kurschatten glitt.

Obwohl ich dies inzwischen bestimmt zwanzig Mal verneint hatte, kam die Frage auch nach einer Stunde erneut auf.

„Wie hieß der Typ nochmal?“ Klaras Versuch war so platt, dass ich losprustete und Glück hatte, gerade nichts im Mund zu haben.

„Da war noch immer keiner“, antwortete ich und goss mir einen weiteren Drink ein.

„Rosa steht doch auf den Richter. Da hat kein anderer Mann eine Chance.“ Alina griff ihr Lieblingsthema auf und sah erwartungsvoll in die Runde. Doch keine meiner anderen Freundinnen stieg mit ein. Wozu auch? Das Thema war sowas von ausgelutscht, dass niemand mehr Lust hatte, darüber zu sprechen.

„Ach Alina, trink lieber noch einen. Du hattest ja erst fünf Drinks.“ Lea sagte diesen Satz und zwinkerte mir zu. Sie wusste, dass ich über dieses Thema nicht mehr sprechen wollte, und sie wusste auch, dass meine Schwärmerei längst der Vergangenheit angehörte.

Vor vielen Jahren war es noch anders gewesen. Damals stand ich total auf den Keyboarder der Strandpiraten. Dieser Joshua Richter war wirklich ein attraktives Kerlchen und ich sein wahrscheinlich größter Fan.

Mein damaliges Zimmer bei meinen Eltern war mit Postern zu getackert, und ich kannte alle Hits der Band in- und auswendig. Allerdings war ich zu dieser Zeit sechzehn Jahre alt, und in diesem Alter war es meiner Meinung nach erlaubt, für einen Rockstar zu schwärmen.

Doch heute? Nein, mit siebenundzwanzig tat man das nicht mehr. Wobei ich zugeben musste, dass ich die Band noch immer sehr geil fand und versuchte, alle Konzerte zu besuchen. Zusammen mit Lea war ich viel unterwegs. Wir opferten sogar Urlaubstage, um die Band auf Tourneen zu begleiten.

In einem Fan-Club waren wir nicht.

Warum auch? Wir waren alt genug, alles selbst zu organisieren, und wenn wir Karten haben wollten, bekamen wir sie auch.

Zumindest war es bisher immer so gewesen, und ich konnte noch immer darüber kotzen, dass wir für das Abschlusskonzert der diesjährigen Jubiläumstour keine Karten bekommen hatten. Zwanzig Jahre gab es die Band inzwischen, und es hatte sich nichts daran geändert, dass ich den Keyboarder noch immer am coolsten fand.

Mit diesem Mitch, der nicht nur der Sänger, sondern meiner Meinung nach auch der einzige Idiot der Band war, konnte ich nichts anfangen. Zugeben, er konnte toll singen. Doch er war in dem Augenblick bei mir untendurch, als die Standpiraten in Mitch and the Pirates umbenannt wurden.

*** Kurz geträumt ***

„Träumst du?“, flüsterte mir Lea ins Ohr.

„Ja etwas“, antwortete ich ehrlich. Tatsächlich war ich in die Welt der Strandpiraten abgetaucht. Ich war kurz dort gewesen, wo ich mich immer sehr wohlfühlte und wo ich auch so gerne am morgigen Tag beim Abschluss der Jubiläumstour gewesen wäre.

„Wo warst du? Auf der Reha? Gibt es doch etwas, was ich wissen sollte?“ Meine beste Freundin konnte sich ihr blödes Grinsen nicht verkneifen. Schließlich wusste sie ganz genau, dass ich ihr alles erzählte und wenn nichts über einen Mann dabei war, dann gab es auch keinen.

„Nein, bei den Strandpiraten. Es ist echt saublöd, dass wir morgen nicht dabei sind. Ausgerechnet das Konzert verpassen wir. Ich bin echt am überlegen, ob ich mir vor der Halle eine scheißteure Schwarzmarktkarte kaufen soll.“ Natürlich kannte mich Lea so gut, dass sie genau wusste, dass ich es niemals machen würde.

„Josh wird es schon überleben, wenn du mal nicht dabei bist.“ Lea lächelte milde.

„Als wenn der mich schon mal beachtet hätte“, antwortete ich, und nun lachten wir zusammen.

„Hey, was gibt es ohne uns zu lachen?“ Alina stellte die Frage und sah uns an. Auch die anderen Gespräche verstummten, und einen Augenblick lang herrschte eine ungewöhnliche Stille für einen Mädelsabend.

Auch als Lea aufstand und kurz im Flur verschwand, blieb das Schweigen.

„Tada … Liebe Rosa, du glaubst doch nicht etwa wirklich, dass wir ohne ein Geschenk zu dir gekommen sind. Mach die Augen zu.“ Meine beste Freundin kam ins Wohnzimmer gesprungen, hielt die Arme dabei allerdings hinter dem Rücken versteckt.

„Aber erst brauche ich etwas Alkoholisches“, rief Klara, die noch immer nicht geschnallt hatte, dass es selbstverständlich alkoholische Cocktails waren.

Während Lara ihr lachendes Gesicht hinter den Händen vergrub, war es Alina, die unsere Freundin Klara aufklärte.

„Echt jetzt? Deshalb ist mir so warm. Ich dachte schon, ich habe eine Fruchtsaftallergie“, rief Klara und lief anschließend knallrot an.

„Was genau hast du an meinem Satz nicht verstanden?“ Lea sah mich fragend an, und ich wusste sofort Bescheid. Meine Augen waren noch immer offen, was ich prompt änderte.

„So ist brav“, sagte meine Freundin, und ich konnte nach einem kurzen Lachen nun auch Geraschel vernehmen. Meine Mädels schienen etwas vorzubereiten. Es hörte sich so an, als würden sie mehrere Kleinigkeiten auf meinem Wohnzimmertisch platzieren, was meine Neugier in großen Schritten nach vorne trieb.

„Nicht luschern!“ Lara rief die Worte. Anschließend spürte ich einen Windzug vor meinem Gesicht. Dann sprach sie weiter: „Ah … Okay … Du hast also gar nicht geschummelt. Sonst hättest du jetzt gezuckt.“ Wahrscheinlich hatte sie mit ihrer Hand einen Schlag angedeutet, den sie erst kurz vor meinem Gesicht gestoppt hatte.

„Siehste“, antworte ich knapp und lachte.

„Sag mal, Rosa, wo finde ich ein Feuerzeug?“, unterbrach Lea unser Gefrotzel.

„Gute Frage. Warte mal, ich schau …“ Weiter kam ich nicht.

„Unterstehe dich, du Nase. Wehe du öffnest die Augen. Sag einfach, wo es sein könnte.“ Lea sprach laut, fast etwas schroff.

„Also … dann sieh mal in der Schublade unter den Gläsern nach“, antwortete ich.

„Kalt!“ kam als Antwort. Ich musste also weiter nachdenken und jagte meine Freundin mit der nächsten Vermutung in die Küche.

„Hier ist auch keins!“ hörte ich Lea rufen.

„Sorry, dann habe ich keine Idee.“ Da ich Nichtraucherin war, hatte ich es nicht so mit Feuerzeugen. Dann fiel mir ein, dass ich erst vorgestern selbst nach einem gesucht hatte und keins gefunden hatte. Ich musste mich bei meinem gemütlichen Fernsehabend ohne Kerzenlicht vergnügen und hatte mir bisher kein neues Feuerzeug besorgt.

„Dann nimm doch meins. So lange suchen ist doch doof“, rief Klara.

„Dein Ernst?“, hörte ich Lea sagen, und ich ärgerte mich darüber, dass ich nicht in die Gesichter meiner Mädels gucken konnte. Diese Szene war typisch für Klara. So lieb sie auch war und so intelligent sie sich in ihrem Beruf als Anwältin auch verhielt, im Privatleben war sie häufig ein kleines Dummerchen. Natürlich ein liebenswertes dieser Art.

„Hä? Klar ist das mein Ernst. Freu dich lieber, dass ich es dabeihabe. Sonst könntest du die Kerze auf dem Schokifranzbrötchen nicht anzünden.“ Nach Klaras Worten wurde es ruhig. Wobei? War es tatsächlich nur ruhig? Nein. Es hatte sich eine solche Stille im Raum ausgebreitet, dass man sie fast greifen konnte.

Wenn es mir eben schon schwergefallen war, meine Augen nicht zu öffnen, um in die Gesichter meiner Freundinnen zu schauen, so war jetzt der Moment gekommen, in dem es schier unmöglich war. Klara hatte einen solch naiven und dämlichen Satz rausgehauen, dass ich wirklich nur ungern auf die Grimassen meiner anderen Mädels verzichten mochte. Wahrscheinlich flogen Giftpfeile durch mein Wohnzimmer, und wenn dieser Satz, dass Blicke töten konnten, stimmte, dann gab es jetzt eine Leiche namens Klara.

Trotzdem schaffte ich, mich zu beherrschen. Meine Augen waren geschlossen. Allerdings präsentierte mir mein Kopfkino einen grandiosen Film.

In meinem Film sah ich Lea, wie sie sich ihre Handfläche an den Hals hielt und Klara das Zeichen von Kehle durchschneiden andeutete. Lara hielt sich die Hände vors Gesicht und prustete laut los. Nur Alina hatte Mitleid mit unserer Klara und nahm sie in den Arm. Auch wenn sie das Verplappern natürlich ebenfalls ziemlich bescheuert fand, kam in diesen Augenblicken ihre soziale Ader durch und spendete Trost. Natürlich lachenderweise.

„Du bist manchmal wirklich dümmer, als es die Polizei erlaubt!“, rief Lea und riss mich aus dem Film der gerade so schön spannend geworden war.

„Warum denn? Was ist denn los? Spiel dich doch nicht immer so auf. Immerhin war es meine Idee, Tim anzurufen. Ohne ihn hätten wir jetzt …“

Plötzlich wurde es erneut mucksmäuschenstill. Zumindest nach einem kurzen unverständlichen Gebrabbel, dass garantiert der Situation geschuldet war, dass jemand Klara den Mund zuhielt.

Ich ärgerte mich nur kurz darüber, noch immer mit geschlossenen Augen im Kreise meiner Lieben zu sitzen. Zu gerne hätte ich die letzten Minuten gesehen und nicht nur akustisch wahrgenommen.

Doch wie hieß es doch so schön? Man kann nicht alles haben.

„Falls noch etwas von der Überraschung übriggeblieben ist und Klara nicht alles verraten hat, darfst du jetzt die Augen öffnen.“ Leas Stimme klang angesäuert, was irgendwie ja auch verständlich war.

Dass ich wirklich keine Ahnung hatte, um was es ging und auch den Namen Tim vorher noch nie gehört hatte, wusste Lea natürlich nicht. Auch wenn Klara sehr bemüht war, alles auszuplaudern, war sie gerade noch rechtzeitig unterbrochen worden.

Na gut, es gab ein Schokifranzbrötchen und mindestens eine Kerze. Aber da ich die leckeren Teilchen über alles liebte, hatte ich damit sowieso gerechnet.

*** Augen auf ***

„Darf ich wirklich?“, fragte ich und hoffte selbstverständlich auf ein Ja als Antwort.

„Darfst du was?“ Ich vernahm Klaras Stimme und wartete auf eine Backpfeifenantwort von Lea. Doch sie kam nicht. Man könnte auch sagen, dass Klara von meiner besten Freundin einfach ignoriert wurde.

„Ja, du darfst wirklich“, antwortete Lea und ich öffnete die Augen.

„Ein Schokifranzi mit Kerze. Wow, damit hätte ich niemals gerechnet.“ Mein Augenzwinkern galt Lea, die das Thema nicht weiter aufgriff, sondern lediglich eine kurze Grimasse schnitt.

„Echt nicht? Seht ihr, es war gar nicht so laut“, mischte sich Klara stolz ein.

Bevor wir das Thema vertieften, wechselte ich es schnell.

„Danke, ihr seid der Hammer. Womit habe ich das alles verdient?“ Mein Blick war auf den Tisch gerichtet, der wie ein liebevoll gedeckter Geburtstagstisch aussah. Neben der Kerze auf dem Schokofranz waren noch viele liebevoll verpackte Kleinigkeiten zu erkennen. Zugegeben, ob es alles nur Kleinigkeiten waren, wusste ich nicht. Aber ich ging davon aus, da ich nicht meinen B-Day feierte, sondern lediglich zu einem gemütlichen Sitin eingeladen hatte.

„Nun mach schon, pack aus“, drängte mich Alina und hatte ihre Augen gespannt auf mich gerichtet.

„Gerne“, rief ich erfreut und griff zum ersten Geschenk.

„Das noch nicht. Nimm erst die anderen Päckchen.“ Lea stoppte mein Tun, und ich erkannte an ihrer Stimmlage, dass ich mich ihrer Aufforderung besser fügen sollte.

Im ersten Geschenk befand sich das Cap zur Jubiläumstour der Strandpiraten. Auch wenn der Schriftzug natürlich Mitch and the Pirates war, freute ich mich total. Außerdem wurde mir klar, warum Lea mir ausgeredet hatte, dies Cap als Ersatz für die nicht zubekommende Karte des Abschlusskonzertes zu kaufen.

„So so, ein Cap, auf dem nicht Strandpiraten steht, ist also nichts für mich?!“, sagte ich lachend und drückte Lea. Anschließend waren die anderen Mädels an der Reihe.

„Mach weiter“, forderte Klara mich auf und Alina ergänzte: „Und bedanken kannst du dich zum Schluss. Sonst werden wir hier nie fertig.“

„Ist ja gut. Welches jetzt?“, fragte ich neugierig und auch etwas ängstlich, da ich nicht wieder ein falsches Päckchen greifen wollte.

„Egal. Nur das hier zuletzt.“ Lea deutete abermals auf das Geschenk, das ich eben schon in der Hand gehalten hatte.

Nacheinander griff ich mir die niedlichen Päckchen, und nach einigen Minuten war der Tisch mit Utensilien der Strandpiraten belagert. Es gab einen Band-Schal, den tatsächlich noch der ehemalige Namen meiner Lieblingsband zierte.

---ENDE DER LESEPROBE---