Sylt, Surfen & Meer - Ben Bertram - E-Book
SONDERANGEBOT

Sylt, Surfen & Meer E-Book

Ben Bertram

0,0
3,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Wer sehnt sich nicht danach, dem öden Alltag zu entfliehen? Als Nick und seine besten Freunde Anton und Carlos die Flucht antraten, hatten sie keine Ahnung, was vor ihnen lag. Sie hatten nur ein Ziel: Raus aus Hamburg, sich eine Auszeit nehmen und für vier Monate mit einem Wohnmobil durch die Weltgeschichte reisen. Mit Surfequipment, dem Drang nach Freiheit und jeder Menge Ideen im Kopf starteten sie. Alle drei hatten keine Ahnung, wie es weitergehen sollte, wenn die Tour beendet sein würde. Sie wussten zwar genau, was sie nicht wollten, doch der Plan dafür, was sie anschließend machen sollten, fehlte komplett. Aber war es überhaupt heute schon notwendig einen Plan zu haben? War es nicht viel spannender eine Reise nach dem Motto „Der Tag, die Sorge“ zu starten? Los geht die Tour und manchmal werden sogar die Träume wahr, die man gar nicht geträumt hat! Manchmal musst du dich nur für das Richtige entscheiden und deine Träume realisieren. Denn wer keinen Mut zum Träumen hat, der hat auch keine Kraft zum Kämpfen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Freunde

Auf zur Arbeit

Sylt, Surfen

& Meer

Von Ben Bertram

Alle Rechte vorbehalten!

Nachdruck, Vervielfältigung und Veröffentlichung - auch auszugsweise - nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors!

Im Buch vorkommende Personen und die Handlung dieser Geschichten sind frei erfunden und jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt.

Text Copyright © Ben Bertram, 2016

Impressum:

Text:

Ben Bertram

Stellauer Straße 30 B

25563 Wrist

E-Mail: [email protected]

Covergestaltung:

Ben Bertram

Motivbild:

© Ben Bertram

Korrektorat / Lektorat:

Bartel

Freunde

Es war Donnerstag, aber nicht ein Donnerstag wie sonst.

Heute war ich zum ersten Mal mit Carlos zum Billard verabredet und ahnte nicht, wie viele Billard-Donnerstage noch folgen würden. Ich hatte keine Ahnung, dass dieser Tag ein Start für ein schönes Ritual war. Zum Glück ahnte ich auch nicht, dass dieses Billard-Match auch ein Start für sehr viele Billardpartien war, welche ich fast immer sang- und klanglos verlieren würde. Als wir mit dem Billard fertig waren und Carlos mich mit einem Trostbier verarztet hatte, kam irgendwie das Thema auf den Tisch, welches uns in den nächsten Jahren an jedem Donnerstag begleiten würde.

Einfach mal abhauen, sich eine Auszeit nehmen und mit einem Wohnmobil für einige Wochen oder Monate durch die Welt düsen, natürlich im Sommer und am besten in einem Sommer, der auch noch gutes Wetter versprach. Leider ging es nicht. Wir waren damals beide noch in einer Beziehung und konnten eine solche Tour unseren Partnerinnen nicht antun. Nicht, dass wir dachten, es wäre zu stressig für unsere Freundinnen. Nein, so war es nicht. Es sollte eine Männertour werden, und das erste Gesetz einer Männertour war es, dass keine Frauen dabei waren.

Zunächst war ich an der Reihe. Meine Beziehung mit Bibi zerbrach. Oh Mann ging es mir dreckig. Wir hatten uns, wie man so schön sagt, auseinandergelebt. Hätte ich nicht meine beiden besten Freunde gehabt, ich weiß nicht, was für einen Blödsinn ich angestellt hätte.

Ein Jahr später ging es Schlag auf Schlag. Innerhalb einer Woche trennten sich kurz nacheinander Anton und Carlos von ihren Frauen. Bei Anton war es so, dass er von der Arbeit nach Hause kam und die Wohnung fast leer war. Immerhin lag ein Zettel auf dem Küchentisch und so konnte er lesen, was er bereits seit längerer Zeit geahnt hatte.

Es tut mir leid, Anton, aber ich habe einen neuen Mann kennengelernt. Bitte melde dich nicht bei mir. Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft!

Mehr stand nicht auf dem winzigen Zettel. Auch wenn es ihm sehr schwer fiel, hielt er sich daran. Er wollte seine Ex einfach nur schnell vergessen. Bei Carlos war es ähnlich, nur umgekehrt. Er konnte die Enge nicht mehr ertragen. Er brauchte seine Freiheiten und hatte eine Frau abbekommen, die alles konnte, nur keine Freiräume geben. So ging er und lebte, bis er eine kleine Wohnung gefunden hatte, in seinem Wohnmobil.

Anton nahm bereits seit einiger Zeit an unseren Treffen am Donnerstag teil. Meistens kam er erst, nachdem Carlos und ich mit dem Billardmatch fertig waren. Wir saßen oft einige Stunden an unserem Stammtisch und machten Pläne, die wir wahrscheinlich nie umsetzen konnten. Aber es brachte uns verdammt viel Spaß zu träumen. Nach und nach wurde das Thema Männertour zum Hauptthema und wir sprachen und träumten jeden Donnerstag davon, einfach abzuhauen. Träumen war erlaubt, Träumen war wichtig und Träumen war schön. In Gedanken waren wir bereits um die ganze Welt getourt und hatten die lustigsten Abenteuer erlebt. Wir hatten Frauengeschichten, coole Berufe gefunden, an den schönsten Orten der Welt gelebt und wir hatten gesurft. Leider bisher nur in unseren Träumen.

Als Lisa, die im Billard Café bediente und uns nun schon sehr lange kannte, sich heute zu uns setzte, sagte sie etwas, das irgendwie alles veränderte.

„Was macht die Tour? Oder seid ihr noch immer dabei, nur von der Tour zu träumen? Denkt daran, auch ihr werdet älter und irgendwann ist die Chance, die Tour zu starten, vertan.“

Als Lisa gegangen war, da sie andere Gäste bedienen musste, sahen wir uns eine ganze Zeit fragend an.

Carlos war es, der Wort ergriff, auch wenn er nicht viel sagte, sondern lediglich eine kurze Frage stellte.

„Und nun?“

Auf zur Arbeit

Als ich aufwachte, blickte ich durch mein Schlafzimmerfenster direkt in die Sonne. Ich machte meine Augen schnell wieder zu und sah viele kleine bunte Punkte hüpfen und springen, aus denen sich Kreise und andere merkwürdige Symbole bildeten. Draußen war strahlend blauer Himmel, und wenn ich den Stand der Sonne richtig einschätze, musste es ungefähr acht Uhr sein. Ich überlegte kurz, ob ich dieses tolle Wetter nicht ausnutzen musste und den neuen Tag mit einer Schale Milchkaffee und einem leckeren Frühstück im Schweinske beginnen sollte, entschied mich jedoch lieber dafür, liegen zu bleiben. Ich drehte mich um und zog mir die Decke wieder bis zum Hals hoch, um zumindest noch eine Stunde zu schlafen. Der Milchkaffee und mein Frühstück konnten noch etwas auf mich warten. Als ich gerade dabei war, wieder im Land der Träume anzukommen, hörte ich mein Handy.

„Welcher Trottel schickt mir am Samstag um diese Uhrzeit eine WhatsApp?“, dachte ich und ärgerte mich, da es sich genau in diesem Moment mit dem Weiterschlafen für mich erledigt hatte.

Ich war wach und langsam kam ich auch an dem Punkt an, dass mein Gehirn in der Lage war, einigermaßen klare Gedanken zu fassen. Zunächst wunderte ich mich darüber, dass mein Kopf hämmerte und ich überlegte, weshalb ich gestern meine Rollos gar nicht runtergelassen hatte. Nach und nach erinnerte ich mich an den gestrigen Abend. Ich hatte mich mit Carlos zum Billard getroffen und die Klatsche meines Lebens von ihm bekommen. Vernichtend hatte ich verloren, und anschließend sind wir noch an die Drinks gegangen und haben uns Geschichten von früher erzählt. Wahrscheinlich waren es die Geschichten, die wir uns bestimmt schon tausend Mal erzählt hatten und die wir uns garantiert auch noch tausend Mal erzählen werden.

Okay, die Kopfschmerzen kommen vom Bacardi und die Rollos sind oben, da ich gestern zum Runterlassen wohl nicht mehr in der Lage war, dachte ich und die ersten beiden Fragen des heutigen Tages hatte ich bereits geklärt. Ich war schon ein wenig stolz auf mich.

Jetzt siegte die Neugier und ich stand auf, um mein Handy aus der Hosentasche zu holen. Ich sah mir zunächst die Gegend um mein Bett herum an, konnte meine Jeans hier jedoch nicht erblicken. Nachdem ich auch im Bad und im Wohnzimmer nicht fündig wurde, gab es nur noch die Möglichkeit, die Hose in der Küche zu finden. Ich hob sie auf und nahm das Handy aus der Tasche. Carlos hatte geschrieben und als ich den Text las, musste ich lachen.

Moin Nick, bist du gut angekommen? Ich habe einen Brummschädel und muss gleich los zum Klettern. Aber dir wird es ja nicht besser gehen, ich hoffe dein Arbeitstag wird nicht zu stressig. Gruß C.

„Oh Manno, nicht nur ich habe wohl zu tief in Glas geschaut. Carlos verwechselt sogar Samstag mit Freitag“, dachte ich und ging ins Bad, um mir mit der Zahnbürste und ganz viel Zahnpasta den ekligen Geschmack aus dem Mund zu vertreiben. So richtig half mir das Zähneputzen leider nicht, und so ging ich in die Küche, füllte den Wasserkocher und tat zwei hoch gehäufte Löffel löslichen Kaffee in meinen blauen Lieblingsbecher mit der Sylt-Kuh darauf. Kurze Zeit später duftete es nach Kaffee und außer, dass ich aus dem viel zu vollen Becher auf meinen Küchenboden kleckerte, verbrannte ich mir mit dem viel zu starken Gesöff auch noch die Zunge.

Ich ging ins Wohnzimmer und setzte mich völlig kaputt aufs Sofa. Mein Hintern hatte die Sitzfläche noch gar nicht richtig berührt, da stand ich auch schon wieder und machte mich auf den Weg zurück in die Küche, um auf mein Handy zu schauen. Nun befanden sich nicht nur Kaffeeflecken auf dem Küchenfußboden, sondern auch auf dem Holzfußboden im Wohnzimmer und im Flur. Als ich mein Handy in der Hand hielt und den Bildschirmschoner mit dem Motiv von Sergej Barbarez, der aus meiner Sicht letzten wirklichen Persönlichkeit vom HSV, beiseite gedrückt hatte, musste ich mich bei Carlos entschuldigen. Er hatte nicht den Samstag mit Freitag verwechselt. Wir hatten heute Freitag! Klar, Carlos und ich gehen immer am Donnerstag zum Billard. „Wieso komme ich da jetzt erst drauf?“, waren meine panischen Gedanken. An meinem Kleiderschrank angekommen, warf ich mich schnell in irgendwelche Klamotten. Zeit zum Auswählen hatte ich nämlich nicht, ich musste jetzt los zur Arbeit. Nachdem ich noch einen großen Schluck Kaffee genommen hatte, griff ich nach meinem Schlüssel, verließ türknallend die Wohnung und ging mit großen Schritten zum Ohlsdorfer Bahnhof.

Auf dem Weg dorthin begann ich zu rechnen, wie lange mein heutiger Bürotag werden müsste, damit ich nicht zu viele Minusstunden machen würde. Ich hätte es lieber bleiben lassen sollen, da es mir echt die Laune verdarb. So entschloss ich mich dazu, dass es mir total egal war, wie viele Minusstunden es werden, da ich bei diesem schönen Wetter spätestens um dreizehn Uhr mein Büro wieder verlassen werde.

Vom Ohlsdorfer Bahnhof dauerte die Fahrt mit der S-Bahn fünfzehn Minuten bis zum Bahnhof Berliner Tor, und so hätte ich immerhin circa dreieinhalb Stunden auf meinem Gleitzeitkonto verbuchen können. Zumindest dann, wenn diese dämliche S-Bahn das gemacht hätte, wofür sie gedacht war. Aber es wurde mal wieder gebaut oder irgendwelche Vollpfosten waren auf den Gleisen unterwegs, sodass es einen Polizeieinsatz gab. Was es auch immer war, die S-Bahn fuhr nicht und ich musste die U-Bahn nehmen. Das bedeutete, dass ich zunächst neun Stationen bis zum Bahnhof Jungfernstieg fahren konnte, dort umsteigen durfte und anschließend noch weitere zwei Stationen fahren musste, um an meinem Zielbahnhof anzukommen. Beim Bahnhofsbäcker holte ich mir noch schnell einen Cappuccino und verpasste so die Abfahrt meiner Bahn. Ist ja nicht so schlimm, dachte ich mir, da die Bahn morgens alle fünf Minuten fuhr. Pustekuchen! Morgens fährt die Bahn zwar alle fünf Minuten. Allerdings war es jetzt schon so spät, dass der Fahrrhythmus inzwischen auf zehn Minuten ausgedehnt worden war.

Angelehnt an eine Wand stand ich, mit dem Gesicht zur Sonne, auf dem Bahnsteig und trank meinen Cappuccino. Zeitgleich mit der Ankunft meiner Bahn hatte ich meinen Becher leer, und so ging mein Plan, mir die Bahnfahrt mit einem leckeren Cappuccino zu verschönern, nicht auf. Wobei dies ja nicht das Erste war, was heute nicht funktioniert hatte. Die Bahn war ziemlich gut gefüllt, und ich fragte mich, ob alle anderen Fahrgäste heute auch nicht aus dem Bett gekommen waren oder bei diesem schönen Wetter einfach nur frei hatten. Ich beschäftigte mich nur kurz mit diesen Gedanken. Stattdessen lehnte ich mich lieber gemütlich gegen die Scheibe und sah aus dem Fenster. Ich sah meine schöne Stadt an mir vorbeiziehen und blickte neidisch auf die Menschen, die es sich bereits mit Decken auf den Wiesen gemütlich gemacht hatten oder an einem der vielen Kanäle spazieren gingen.

„Hamburg ist einfach wunderschön“, dachte ich und bekam gerade noch mit, dass ich bereits am Jungfernstieg angekommen war. Ich sprang auf, stieg aus und musste mich kurz orientieren. Es war gar nicht so einfach herauszufinden, welchen Ausgang ich nehmen musste, um mit der anderen Bahn weiterfahren zu können. Unterirdisch ging ich an Kiosken und Bäckereien vorbei und war tapfer, da ich es schaffte, trotz Kaffeedurst an den Geschäften vorbei zu gehen. Ich wollte nicht noch mehr Zeit verplempern. Am Ende meines unterirdischen Weges musste ich rechtsherum und mit einer Rolltreppe zu meinem Bahnsteig hinunter fahren. Viel interessanter fand ich allerdings das Schild, das auf der linken Seite den Weg zum Jungfernstieg und zu den Barkassen anzeigte. Sehnsüchtig sah ich nach links, nahm aber den Weg nach rechts. Ich hatte mir vorgenommen, auch jetzt noch tapfer zu sein, da ich meinen eigentlichen Weg zur Arbeit fortsetzen wollte. Ich stand auf der Rolltreppe, die mich hinunter zum Bahnsteig brachte, und konnte sehen, dass meine Bahn in einer Minute ankommen sollte.

Das passte ja endlich mal gut. „Wenigstens brauche ich hier nicht noch mehr Zeit verschenken“, dachte ich, als die Bahn tatsächlich pünktlich in den Bahnhof einfuhr. Nachdem alle Fahrgäste ein- und ausgestiegen waren, fuhr die Bahn los und musste, wenn nichts Außergewöhnliches geschehen würde, in wenigen Minuten in meinem Zielbahnhof einfahren.

Allerdings ohne mich!

Ich stand zur gleichen Zeit, als die Bahn den Bahnhof Jungfernstieg verließ, auf der Rolltreppe und fuhr den Weg, den ich eben gekommen war, wieder zurück. Die Rolltreppe führte mich hinauf zum Tageslicht. Als ich oben angekommen war, nahm ich die nächste Abbiegung und folgte dem Schild zum Jungfernstieg, das mich zur Binnenalster und den Barkassen führte. Mit jeder Stufe konnte ich mehr blauen Himmel erkennen und als ich oben angekommen war, blickte ich auf die Alster, sah Segelboote, konnte auf der anderen Seite der Alster einen Reisezug erkennen und fühlte mich plötzlich frei. Es zog mich am Alsteranleger entlang zum Alex. Zu einem Lokal direkt an der Alster, von dem aus man von der einen Seite auf das Geschehen in der City und von der anderen auf die Alster blicken konnte. Ich entschied mich für den Alsterblick und hatte auch noch das seltene Glück, einen freien Strandkorb zu erwischen. Nachdem ich dort Platz genommen hatte, fiel mir ein, dass ich noch etwas zu erledigen hatte und griff zum Handy. Ich stellte mein Handy auf keine Rufnummernübermittlung um und wählte die Telefonnummer meines Chefs. Nach dem fünften Klingeln sprang sein Telefon auf einen anderen Apparat und ein Kollege nahm ab.

„Nick hier. Sag mal, ist der Dicke heute gar nicht im Büro? Ich habe schon einige Male probiert, ihn zu erreichen, hatte aber bisher kein Glück.“ Zur Antwort bekam ich, dass der Dicke heute tatsächlich nicht im Büro war, sondern einen Kundentermin hatte.

„Gibst du bitte Bescheid, dass ich heute krank bin und nicht komme“, bat ich meinen Kollegen und verabschiedete mich. Meine Hoffnung war, dass mein Kollege, die Frage der freundlichen Bedienung, nicht gehört hatte. Sollte es jedoch so gewesen sein, hätte ich es jetzt auch nicht mehr ändern können.

„Was darf es sein, brauchen Sie die Frühstückskarte?“ Diese Frage bekommt man schließlich normalerweise nicht gestellt, wenn man krank im Bettchen verweilte.

Alex

Ich genoss mein Frühstück in der Aprilsonne und bestellte mir anschließend noch einen Milchkaffee, da ich so gar keine Lust hatte, meinen sonnigen Platz aufzugeben.

„Nick, Nick, bist du es wirklich?“ Ich hörte eine Stimme, sah aber niemanden und die Stimme kam mir auch nicht wirklich bekannt vor.

„Du bist es, Nick . Dass ich dich nochmal wiedersehe. Was machst du hier?“ Zu diesen Worten sah mich eine Frau um den Strandkorb herum an und schien sich wirklich sehr darüber zu freuen, mich hier zu sehen. Meine Freude war nicht annähernd so groß, dafür meine Verwunderung immer größer. Ich hatte das Gefühl, diese Frau noch nie in meinem Leben gesehen zu haben und überlegte krampfhaft, woher ich sie kennen würde. Leider half mir auch kräftigstes Überlegen nicht im Geringsten weiter.

„Mensch Nick. Ich freue mich wirklich total. Ich hatte schon Angst, dass ich dich nie wieder sehen würde. Um ehrlich zu sein, bin ich sogar davon ausgegangen und nun treffe ich dich hier. Welch ein Glück, dass wir beide am selben Tag frei haben und wir uns dann auch zufällig hier treffen.“ Kurz hatte ich ein schlechtes Gewissen. Es war genau in dem Moment, als die mir unbekannte Frau etwas von zusammen einen freien Tag haben gesagt hatte. Es war kein schlechtes Gewissen darüber, dass ich nicht die gleiche Begeisterung für unser Treffen empfand, sondern ein schlechtes Gewissen meinen Kollegen gegenüber, die arbeiten mussten, während ich hier saß und den Tag genoss. Allerdings verließ es mich ebenso schnell, wie es gekommen war.

Jetzt stand sie bereits vor meinem Strandkorb, und bevor ich irgendetwas sagen oder machen konnte, setzte sie sich neben mich. Mein Gedächtnis war noch immer nicht aufgefrischt, obwohl ich mir die Frau inzwischen genauer angesehen hatte und es durchaus hässlichere Frauen in Hamburg gab. Sie war, nennen wir es mal, vollschlank, hatte lange glatte, pechschwarze Haare und dunkle Augen. Sie war sehr schön und dabei noch auf eine ganz bestimmt Art interessant.

Mir war klar, dass die Frau mich verwechselt haben musste, an eine solche Frau hätte ich mich garantiert erinnert. Es war eine Frau, die man nicht einfach so vergisst, selbst dann nicht, wenn es nur ein kurzes Date vor sehr langer Zeit gewesen wäre. Während ich noch überlegte, ob das Wort interessant oder doch lieber verrucht, besser als Beschreibung zu der schönen Unbekannten passte, bestellte sie sich einen Cappuccino und ein Glas Wasser. Kurze Zeit später lehnte sie ihren Kopf gegen meine Schulter und wiederholte ihre Worte von eben.

„Mensch Nick. Ich freue mich wirklich total. Ich hatte echt Angst, dass ich dich nie wieder sehen würde.“

„Ich freue mich ebenfalls“, log ich. Am liebsten hätte ich Carlos oder Anton angerufen, um einen der beiden als Telefonjoker zu nutzen. Denn eines war klar. Als ich diese Frau kennengelernt hatte, falls ich sie überhaupt kennengelernt hatte, war einer der beiden dabei.

„Wie kommt es, dass du alleine hier bist?“, wollte meine verruchte, ich hatte mich in meinen Gedanken inzwischen auf verrucht festgelegt, Strandkorbnachbarin jetzt von mir wissen. Plötzlich bekam ich etwas Angst. Was wusste sie über meine gescheiterte Beziehung? War sie eventuell sogar eine neue Freundin meiner Ex? Eine Freundin, die mich aushorchen sollte? Diese Fragen schossen in meinen Kopf und vorsichtshalber stellte ich mich blöd.

„Mit wem sollte ich denn hier sein, wen hast du erwartet?“, fragte ich und war stolz auf meine total unverfängliche und zugleich doch sehr verfängliche Frage.

„Na mit deinem Bruder“, bekam ich zur Antwort und ich war froh, dass meine Angst unbegründet war. Hätte Bibi eine Freundin auf mich gehetzt, wäre diese garantiert besser vorbereitet gewesen.

„Bruder? Ich habe keinen Bruder. Bevor du auf noch so eine Idee kommst, eine Schwester habe ich ebenfalls nicht.“

„Er hat mir gesagt, dass er dein Bruder ist. Wohlbemerkt dein jüngerer Bruder. Außerdem musste ich ihn um Erlaubnis fragen, ob ich dich küssen dürfte. Das habe ich dann natürlich auch getan.“

„Und wie soll mein angeblicher Bruder heißen?“ Jetzt wurde ich doch neugierig.

„Keine Ahnung. Das weiß ich nicht mehr. Aber er war sehr nett und tüchtig angetrunken. Wobei, angetrunken waren wir ja alle.“

„Dann beschreibe meinen Bruder doch einfach mal. Oder weißt du nicht mehr, wie er aussieht?“

„Doch klar. Er sieht ein wenig aus wie du. Nur etwas dicker.“

„Geht's vielleicht auch etwas genauer?“

„Na, er hat auch eine Glatze und hatte, glaube ich, etwas Bart am Kinn. Halt wie du.“ Endlich war mir klar, welchen Telefonjoker ich hätte ziehen müssen. Carlos war raus, da er Haare hatte und keinen Bartspielkram im Gesicht trug. Ich war an dem Abend also mit Anton on Tour. Nur wo? Sagte meine kleine Verruchte nicht eben etwas davon, dass alle dort betrunken waren? Darauf ließ sich doch aufbauen. In Gedanken war ich bereits dabei, einen Befragungsplan zu entwickeln.

„Was überlegst du?“

„Ich denke grade darüber nach, wann es war, als wir uns getroffen haben“, log ich und hoffte auf einen weiteren Hinweispunkt.

„Wann es war? Ist die Frage jetzt echt dein Ernst?“, hörte ich meine Strandkorbnachbarin fragen. Ihrem Tonfall nach ging ich davon aus, dass sie mir jetzt eine Szene machen würde und ich als Belohnung dafür anschließend wieder den Strandkorb für mich alleine hätte. Doch Pustekuchen. Nichts war es mit meiner Vermutung.

„Na, im September haben wir uns getroffen. Wann denn sonst? Lotto King Karl spielt doch immer im September im Stadtpark. Die Konzerte laufen doch unter dem Motto, Lotto schließt den Stadtpark ab. Wusstest du das nicht? Ich dachte, dass du mit deinem Bruder immer dabei bist.“

„Er ist nicht mein Bruder.“

„Ja, sorry. Wusstest du das mit Lotto echt nicht?“

„Doch, klar weiß ich das. Ich wusste nur nicht mehr genau, bei welchem Konzert im September es war. Immerhin waren wir drei Mal dort. Übrigens, manchmal spielt Lotto auch im Mai im Stadtpark. Dann lautet das Motto, Lotto schließt den Stadtpark auf! Welches Konzert war es denn nun?“ Aus der Nummer bin ich ja ganz gut rausgekommen, freute ich mich. Allerdings gab es noch das Namensproblem. Meine Strandkorbnachbarin mit Kleine Verruchte anzureden, war ganz sicher nicht die netteste Variante.

„Es war das letzte Konzert. Hui, hatten wir vier dort Bier und Kurze verhaftet. Wobei, hatte dein Bruder nicht immer Bacardi anstatt Bier in der Hand? Natürlich hatte er. Wir mussten immer drei Bier, einen Bacardi und dazu acht Kurze holen.“ Nun gab es plötzlich noch eine Person, an die ich mich nicht erinnern konnte. Was für eine Freundin hatte sie dabei? Und überhaupt, an abwechselndes Getränkeholen konnte ich mich auch nicht erinnern. Viel schlimmer war für mich allerdings das Problem, dass ich noch immer nicht ihren Namen kannte. Sollte ich doch Anton als Telefonjoker nehmen? Allerdings würde ich einen hohen Betrag darauf wetten, dass auch Anton weder den Namen meiner kleinen Verruchten, noch den Namen ihrer Freundin kannte. Ich würde sogar darauf wetten, dass er sich, genauso wenig wie ich mich, an diesen ominösen Abend mit den beiden Mädels, erinnern konnte. Sonst hätten wir garantiert schon einige Male über diesen Abend gesprochen und gelacht.

Ich versuchte, mich weiterhin meinem Namensfindungsprojekt auf Umwegen zu nähern. Mein Plan war es, ihr Fragen über ihre Freundin zu stellen und dabei ganz schlau zu versuchen, auch ihren Namen zu erkunden. Leider war mein Plan bereits nach meiner ersten Frage gescheitert.

„Sag mal, wie hieß deine Freundin eigentlich? Ihren Namen habe ich total vergessen“, sagte ich und bekam als Antwort:

„Meine Freundin? Ich habe dieses Mädel durch dich und deinen Freund kennengelernt. Ihr habt sie mir vorgestellt, und nach unserem Abend habe ich sie auch nie wieder gesehen. Sie ist doch mit dir und deinem Freund am Bahnhof Rübenkamp in die gleiche Bahn gestiegen. Ich musste in die andere Richtung fahren. Und zwar leider ganz alleine und ohne dich.“

„Rübenkamp in die Bahn gestiegen? Warum Rübenkamp? Alte Wöhr ist doch viel dichter von der Open Air-Bühne entfernt.“

„Von der Open Air-Bühne schon. Aber das Schach Café liegt halt direkt am Bahnhof Rübenkamp.“

„Schach Café? Waren wir dort auch noch?“

„Klar. Sag jetzt nicht, dass du dich da auch nicht mehr dran erinnerst. Aber an den Spaziergang dorthin kannst du dich hoffentlich erinnern?“ Jetzt hatte ich genug von meinem blöden Rumgeeier. Ich wollte gerade die Frage nach ihrem Namen stellen und auch erfahren, was es mit diesem ominösen Spaziergang auf sich hatte, als sie nach ihrem Handy griff. Sie wurde angerufen, was meinen Plan abrupt durchkreuzte.

„Hallo Mama. Antje hier. Ich bin noch in der Stadt im Alex und genieße mit Nick das tolle Wetter. Ja Mama, es ist der Nick aus dem Konzert. Ja, ich habe ihn hier zufällig getroffen. Stimmt, du hattest recht damit. Man sieht sich immer zweimal.“

Den Namen hatte ich nun. Aber die Brocken, die ich während Antjes Telefonat mit ihrer Mama aufschnappte, machten mir Angst. Das Thema jetzt mit ihr zu vertiefen, wollte ich ganz bestimmt nicht. Im Gegenteil, ich musste hier weg, da ich nicht hören wollte, wie sehr diese bis eben für mich unbekannte Frau in mich verliebt war. Wobei, unbekannt war sie mir noch immer, ich kannte nun lediglich nur ihren Vornamen.

„Sag mal Nick, fällt dir eigentlich gar nichts an mir auf?“ Mal ganz ehrlich, diese Frage ist doch schon echt beschissen zu beantworten, wenn man jemanden kennt. Aber was sollte ich einer für mich fremden Frau auf diese Frage antworten. Ich blieb also meinen kurzen Antworten treu und stellte, anstatt zu antworten, eine Gegenfrage.

„Sollte mir etwas auffallen?“

„Ja, ich habe deine Tipps umgesetzt.“ Na prima! Damit konnte ich wirklich viel anfangen. Ich sah sie an und sagte, um überhaupt etwas zu sagen,

„Du trägst schwarzen Nagellack. Find ich echt gut.“

„Den hatte ich auch beim Lottokonzert drauf. Allerdings fandst du ihn dort schon sehr sexy bei mir.“ Inzwischen fand ich unsere Fragerunde extrem blöd und anstrengend. Ich nahm mir vor, es ihr in diesem Moment sehr deutlich mitzuteilen.

„Bekomme ich einen Tipp?“, sagte ich stattdessen und ärgerte mich dabei über mich selbst.

„Nick, ich sag es dir einfach. Du hast mir auf dem Konzert gesagt, dass ich die dämliche Schminke weglassen soll, da ein schönes Gesicht keine Schminke benötigt. Außerdem meintest du, dass mir Sport bestimmt gut tun würde.“ Ich verschluckte mich an meinem Milchkaffee, und während Antje mir auf den Rücken klopfte, nahm ich mir vor, nie wieder Alkohol anzurühren. Mir war es superpeinlich, was ich eben hören musste. Ich hatte tatsächlich zu einer Frau gesagt, dass sie hässlich geschminkt und dazu noch viel zu dick war. Allerdings musste ich zugeben, dass mir Antje, so wie ich sie heute kennengelernt hatte, extrem gut gefiel. Trotzdem hielt ich es für angebracht, mich für meine Äußerungen, von denen ich nichts mehr wusste, zu entschuldigen.

„Sorry Antje, auch wenn Alkohol keine Entschuldigung sein darf, hätte ich es lieber nicht sagen sollen.“

„Kein Problem Nick. Außerdem hattest du ja Recht. Ohne deine Worte hätte ich es wohl nie geschafft, mit Sport anzufangen.“

Ich verabschiedete mich kurz und ging auf die Toilette. Auf dem Weg dorthin blieb ich stehen und drehte ich mich nochmal zu Antje herum. Sie saß nicht im Strandkorb, sondern stand am Geländer, mit dem Rücken zu mir und fütterte, mit ihren Keksen vom Milchkaffee, die Schwäne. Antje sah gut aus. Sie hatte eine wirklich tolle Figur, und ich bemerkte plötzlich ein komisches Gefühl in meinem Bauch. Ein ähnliches Gefühl, wie ich es auch damals hatte, als ich Bibi zum ersten Mal sah. Allerdings wehrte ich mich dagegen. Nie wieder wollte ich diese Gefühle zulassen. Zu sehr hing mein Herz noch an Bibi, obwohl unsere Beziehung lange vorbei war. Doch ich hatte mir geschworen, nie wieder einen Menschen so dicht an mich heranzulassen. Immer wenn ich seitdem merkte, dass ich für eine Frau Gefühle entwickelte, machte ich dasselbe. Ich machte mich ganz schnell aus dem Staub. Als ich von der Toilette zurück war, standen erneut zwei Milchkaffees auf dem Tisch. Antje hatte bestellt und ich fühlte mich bestätigt, eben auf dem Klo das Richtige getan zu haben, als ich Carlos eine WhatsApp mit den Worten:

HILFE, NOTFALL, HOL MICH HIER RAUS, RUF MICH AN, SOFORT, geschickt hatte.

„Das ist aber wirklich nett von dir“, sagte ich und deutete auf den Milchkaffee, während ich mich wieder in den Strandkorb setzte. Gerade als Antje wieder mit einem neuen Thema anfangen wollte, klingelte mein Handy.

„Das ist Carlos. Was der wohl um diese Uhrzeit von mir will. Das muss was Wichtiges sein.“, sagte ich, bevor ich das Telefonat annahm.

„Was? Ehrlich? Man, wie beschissen! Klar komme ich sofort zu dir! Nein, bleibe ganz ruhig. Ich bin sofort da! Bis gleich!“ Ich versuchte, die Worte sehr ruhig und doch sehr bedeutsam rüberzubringen, damit Antje bereits während des Telefonats mitbekam, welch fürchterliches Ereignis passiert sein musste.

„Sorry, ich muss los. Du hast es ja eben mitbekommen, einem Freund ist etwas Superblödes passiert und er braucht dringend meine Hilfe.“

„Ja, ich habe es gehört. Ist es sehr schlimm?“

„Sehr schlimm ist bekanntlich relativ. Aber ich muss jetzt echt los. Es war nett, dich mal wieder zu sehen.“ Ich machte bereits die ersten Schritte und entfernte mich eilig vom Strandkorb, als Antje rief.

„Nick, hey Nick, warte kurz. Ich fand es auch schön, dich hier zu treffen. Wenn du magst, können wir es wiederholen.“

„Klar, können wir bestimmt“, antwortete ich und schon machte ich denn nächsten Schritt. In diesem Moment fiel mir ein, dass ich noch gar nicht bezahlt hatte und ärgerte mich darüber, da ich so nicht einfach verschwinden konnte. Ich ging zurück zum Strandkorb und winkte dabei zur Bedienung.

„Bleibst du doch?“, fragte Antje.

„Ich muss noch bezahlen.“

„Dann kannst du mir doch schnell noch deine Handynummer geben.“ Antje griff während ihrer Worte in die Handtasche und zog ihr Handy heraus.

„Sag mal die Nummer.“ Der Satz, dass ich meine Handynummer nicht auswendig kannte, war zwar blöd. Noch blöder war allerdings der Satz, dass ich meine Nummer auch nicht in meinem Handy gespeicherte hatte und ich sie ihr daher nicht geben konnte. Während ich diesen Müll erzählte, hatte ich meine Rechnung beglichen und konnte mich endlich auf den Weg machen, Carlos bei seinen Problemen zu helfen.

Billard

„War sie wirklich so schlimm?“, wollte Carlos wissen, während wir eine Pause beim Billard machten und mit Currywurst Pommes gegen unseren Hunger ankämpften.

„Nein, gar nicht. Ich muss sogar sagen, dass ich sie sehr interessant fand. Nett war sie sowieso. Es war wohl eher diese merkwürdige Situation im Alex. Ich habe dort gesessen und plötzlich kommt eine Frau und erzählt mir von einem Abend, von dem ich echt so gar nichts mehr wusste. Weißt du, was ich meine? Ich hatte keinen Schimmer davon. Klar waren Anton und ich bei Lotto und wir hatten garantiert wie immer viel Spaß. Aber von Antje oder dem andern Mädel weiß ich nichts. Gar nichts!“

„Aber gleich abhauen? Du hättest dich doch von ihr aufklären lassen können.“

„Ich bin aufgeklärt“, sagte ich und wir mussten beide lachen.

„Ich glaube, diese Worte, die Antje am Telefon zu ihrer Mutter gesagt hatte, waren zu viel für mich. Auf eine verknallte Tussi habe ich echt keinen Bock. Außerdem gibt es immer noch Bibi in meinem Leben.“

„Es gab Bibi in deinem Leben.“

„Aber in meinem Herzen ist sie noch immer. Ich kann nichts dagegen machen.“ Carlos sah mich an und merkte, dass es keinen Sinn hatte, tiefer in das Thema Bibi einzusteigen und so sagte er lieber:

„Du bist dran mit Aufbauen“ und deutete dabei auf den Billardtisch.

Eine Stunde später gesellte sich Anton zu uns.

Wir gaben die Kugeln am Tresen ab und setzten uns an unseren Lieblingstisch. Ich ärgerte mich noch etwas über meine Billardklatsche, die ich schon wieder von Carlos erhalten hatte. Zwei zu neun hatte ich verloren, aber immerhin war bei jedem Spiel nur noch die schwarze Kugel auf dem Tisch. Also eigentlich relativ knapp. Aber verloren ist halt verloren, und das Wort eigentlich ist eigentlich sowieso überflüssig. Wieder begann Carlos unser Männergespräch mit dem Thema Antje und dem geheimnisvollen Abend bei Lotto.

„Sag mal Anton, geht es dir echt wie Nick? Hast du auch keinen Schimmer, was an dem geheimnisvollen Abend alles passiert ist?“ Sein dämliches Grinsen hätte er sich meiner Meinung nach schenken können. Allerdings hätte ich es an seiner Stelle ganz sicher nicht anders gemacht. Anton konnte sich immerhin daran erinnern, dass wir wohl zwei Mädels kennengelernt hatten. Aber von einem Spaziergang, geschweige denn von einem Besuch im Schach Café, hatte sein Gehirn ebenfalls nichts gespeichert. Allerdings fiel ihm ein, dass er irgendwann in seinem Handy einen Namen gefunden hatte, den er nicht kannte. Da er weder wusste, wer diese Person war, noch wie sie in sein Handy gekommen war, löschte er den Kontakt einfach. Er glaubte, sich zu erinnern, dass dort Sandra gestanden hatte. War sich aber nicht ganz sicher.

Um ehrlich zu sein, hatte Anton sowieso mich im Verdacht, diesen ominösen Namen in sein Handy gespeichert zu haben. Genau wie damals auf Sylt, als ich, während er unter Dusche stand, meinen Namen in seinem Handy durch Claudi ersetzt hatte. Wir hatten drei Tage viel Spaß durch diese Austauschaktion. Besser gesagt, ich hatte viel Spaß, da ich ihm regelmäßig Nachrichten mit dem Namen Claudi geschickt hatte und er, außer seiner Schwester, keine Person mit diesem Namen kannte. Ich redete ihm ein, dass er diese Claudi wohl beim Feiern kennengelernt hatte und sich nur nicht mehr daran erinnern konnte. Manchmal wünschte ich ihm einen schönen Abend oder schrieb davon, dass es schade sei, dass er sich nicht mehr bei mir melden würde. Er versuchte, mir in seinen Antworten einerseits zu vermitteln, dass er sich sehr wohl noch an sie erinnern konnte, andererseits gab er sich Mühe, mit Fragen herauszufinden, wer ich eigentlich war und woher wir uns kannten. Am dritten Tag saßen Anton und ich im Strandkorb und blickten auf das Meer. Ich schob wieder das Thema Claudi an, doch er hatte keine Lust, darüber zu sprechen. Anton hatte sein relativ neues Handy in der Hand und versuchte, sich mit einigen Menüpunkten auseinanderzusetzen, die er von seinem vorherigen Handy nicht kannte. Gerade waren wir bei der Thematik der Vibration angelangt und er wollte gerne, dass sein Handy, wenn es auf lautlos gestellt wurde, vibriert. Ich nahm das Handy, ging auf Profile und stellte es für ihn ein. Auf seine Frage, ob es nun funktionieren würde, antwortete ich nicht. Stattdessen nahm ich wortlos mein Handy aus der Hosentasche und rief ihn an. Antons Handy fing an zu vibrieren. Doch anstatt sich darüber zu freuen, blickte er mich irritiert an und meinte:

„Jetzt ruft die auch noch an.“

„Wer?“, wollte ich wissen.

„Na diese Claudi!“ Meine Antwort war zunächst ein Grinsen, woraus ein kurzes Lächeln und direkt im Anschluss ein Lachen wurde. Endlich hatte Anton es geblickt und sofort platzte ein

„Du Riesenarsch“ aus ihm heraus. Doch er lachte mit und änderte etwas später den Namen Claudi wieder in Nick.

---ENDE DER LESEPROBE---