Stürmische Insel - Ben Bertram - E-Book
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Stürmische Insel E-Book

Ben Bertram

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Beschreibung

Bald durfte ich mich offiziell als Insulanerin bezeichnen und freute mich darauf, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Sylt, oft auch die Insel der „Reichen und Schönen“ genannt … „Da ich keinesfalls in die Kategorie der Reichen gehöre, nehme ich das Kompliment gern an“, rief ich an diesem Morgen den Wellen entgegen und grinste. Dann lief ich barfuß durch das flache Nordseewasser und hielt nach Seesternen, Muscheln und Krebsen Ausschau. Diese kleinen und besonderen Dinge zu entdecken, war mein Reichtum. Viel Geld brauchte ich nicht, um glücklich zu sein. Ich war angekommen und fühlte mich großartig. Doch leider gab es selbst auf Sylt nicht immer nur eitel Sonnenschein. Meine Freundin Lea hatte sich auf diesen Arsch Bennet eingelassen, und ich spürte, dass sie in Gefahr war. Doch wie sollte ich einer liebesblinden Frau helfen? Tja … und dann gab es da ja auch noch Josh …!

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Inhaltsverzeichnis

*** Hannas Gärtner ***

*** Aufregung pur! ***

*** Tausend Gedanken ***

*** Neue Wege ***

*** News von Joshua ***

*** Der Morgen danach ***

*** Keine Nachricht ***

*** Angst ***

*** Überrumpelt ***

*** Abgetaucht ***

*** Ohnmacht ***

*** Chaoskopp ***

*** Aufbruchstimmung ***

*** Ab durch die Mitte ***

*** Heimatstadt ***

*** Zuhause ***

*** Wein(en) hilft ***

*** Voller Tatendrang ***

*** Neonlicht ***

*** Lieblingsrestaurant ***

*** Zitternde Knie ***

*** Bennet ***

*** Sauwetter ***

*** Für immer Sonntag ***

*** Diese Nacht ***

*** Auf zu Hanna ***

*** Das Kapitänsdörfchen ***

*** Schlaue Kerle ***

*** Lea is back ***

*** Schlingerndes Fahrzeug ***

*** Ungeplanter Stopp ***

*** Tränen ***

*** Hoffnungsvoll ***

Stürmische Insel

Ankerplatz Sylt -

(Band 3)

Von Ben Bertram

Alle Rechte vorbehalten!

Nachdruck, Vervielfältigung und Veröffentlichung - auch auszugsweise - nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors!

Im Buch vorkommende Personen und die Handlung dieser Geschichten sind frei erfunden und jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt.

Text Copyright © Ben Bertram, 2020

Impressum:

Text:

Ben Bertram

Stellauer Straße 30 B

25563 Wrist

E-Mail: [email protected]

Covergestaltung:

Ben Bertram

Motivbild:

© Ben Bertram

Foto:

Elina Bartel

Korrektorat / Lektorat:

M. Dress

*** Hannas Gärtner ***

Wir hatten uns beeilt.

Obwohl ich gern noch länger bei Hanna geblieben wäre, mussten wir ihr fantastisches Haus verlassen. Durch ihren wundervollen Zaubergarten waren wir gegangen, und ich musste grinsen, als wir uns an der verschnörkelten Gartenpforte von ihr verabschiedeten.

Natürlich war Lea neugierig, was mich belustigte, und so stellte sie mir prompt die Frage danach, als wir nach einigen Schritten außer Reichweite von Hanna waren.

„Warum amüsierst du dich so? Habe ich etwas verpasst?“

„Ja, hast du, Lea.“ Da ich meine beste Freundin ärgern wollte, gab ich nur eine kurze und knappe Antwort.

„Lustig. Rosa, du bist manchmal eine wirkliche Humorbombe. Verrätst du mir, was ich verpasst habe?“ Ihre Worte waren eher weniger als Frage verpackt, sondern klangen viel mehr wie eine Aufforderung.

„Auch Hanna hat ihre kleinen Geheimnisse.“ Erneut waren meine Worte dafür gemacht, die Neugier meiner Freundin zu steigern.

„Echt jetzt? Rosa, du bist doof.“ Gespielt beleidigt verschränkte Lea ihre Arme vor der Brust und stampfte mit dem Fuß auf.

„Zurück in der Pubertät?“, fragte ich ironisch und lachte auf. Allerdings ebenfalls gespielt, da ich meine Freundin nicht dumm sterben lassen wollte. Allem Anschein nach hatte sie nicht gesehen, was ich auf dem Weg zur Gartenpforte entdeckt hatte.

„Wenn du so weitermachst, mache ich einen auf vierzehn Jahre. Du erinnerst dich doch garantiert an meine Geschichten aus diesem Alter?“

„Allerdings, du warst ein echter Hausdrache“, rief ich und schüttelte mich bei den Gedanken an Leas Vergangenheit.

„Dann kläre mich endlich auf.“ Am Ton meiner Freundin erkannte ich deutlich, dass sie es ernst meinte.

„Du möchtest etwas über die Blumen und Bienen lernen?“, fragte ich, sprach aber sogleich weiter, da ich keine vor Wut explodierende Freundin neben mir gehen haben wollte. „Hanna macht ihren Garten nicht ganz allein. Sie hat Hilfe dabei.“ Meine Worte sagten alles aus, was ich beobachtet hatte. Natürlich war mir klar, dass Lea nun alles von meinen Beobachtungen wusste, aber trotzdem wenig, bestimmt sogar nichts, damit anfangen konnte.

„Sorry, Rosa, so ist mir unser Gespräch zu blöd. Dann behalte dein Wissen für dich, und ich frage Hanna einfach selbst. Wir werden ja garantiert bald wieder bei ihr aufschlagen.“ Lea sah mich nicht an. Ihr Blick ging die Straße entlang, und ich war mir sicher, dass sie in diesem Augenblick echt angepisst war.

Am liebsten hätte ich das Spiel fortgeführt, doch ich wusste, dass meine Freundin keine schlechte Laune gebrauchen konnte. Immerhin hatte sie gleich ein Date mit unserem Retter, der eigentlich nicht immer ein Retter war. Aber es gab noch einen Grund, warum ich meine Freundin aufklären wollte. Auf gar keinen Fall wollte ich, dass sie Hanna darauf ansprach. Ich gönnte Hanna, der netten alten Dame, ihr kleines Geheimnis. Jeder von uns sollte seine kleinen Geheimnisse im Leben besitzen. Es gab Dinge, die nur einem selbst gehörten und die man aus diesem Grund auch nicht teilen sollte.

„Hanna hat eine Gartenhilfe. Besser gesagt, einen Gärtner, den sie vor ihren Gästen verheimlichen will.“ Ohne Vorgeplänkel sagte jetzt ich meinen Satz und war auf Leas Reaktion gespannt.

„Woher willst du das denn wissen? Bist du neuerdings als Hellseherin unterwegs?“ Hui, meine Freundin war tatsächlich voll angepisst. Hatte ich eben etwa übertrieben? Falls ja, tat es mir in diesem Moment sehr leid. Daher stieg ich direkt in den Friedensmodus ein.

„Entschuldige, liebe Lea, ich war eben echt eine blöde Kuh“, sprach ich leise und hakte mich bei ihr ein.

„Stimmt, warst du.“

„Frieden?“

„Nö.“

„Nein? Kein Frieden?“, fragte ich erstaunt nach.

„Erst, wenn du mich in deine hellseherischen Fähigkeiten eingeweiht hast.“ Nach ihrem Satz lachte meine Freundin und war glücklich, dass unser kurzer Disput ausgestanden war.

„Als wir durch den Garten gegangen sind, habe ich einen Mann im Busch stehen sehen. Ich glaube …“ Weiter kam ich nicht, da mich Leas Lachen unterbrach.

„Du hast was? Rosa, bist du etwa so untervögelt, dass du schon Männerfantasien hast? Echt jetzt, du willst mir tatsächlich verklickern, dass in Hannas Garten ein Mann in der Hecke stand.“ Ihre Sätze waren lediglich eine kurze Unterbrechung ihres Lachens. Ihres jetzt dreckigen Lachens, das ich mir über die nächsten Meter hinweg anhören durfte. Ja, es begleitete mich, und da ich noch immer ein schlechtes Gewissen hatte, polterte ich nicht los, sondern ließ es über mich ergehen.

„So, Rosa, dann mal Butter bei die Fische, was genau hast du gesehen? Kann es nicht sein, dass dir irgendein Schatten einen Streich gespielt hat?“

„Nein, kann nicht sein. Ich habe einen Mann im Busch stehen sehen. Er hat dort gehockt, sich ganz klein gemacht und wollte nicht entdeckt werden.“ Die Möglichkeit, dass ich mich getäuscht hatte, war definitiv nicht gegeben. Zu deutlich hatte ich die Situation und das Versteckspeil des Gärtners wahrgenommen.

„Wo stand er denn?“ Lea war inzwischen stehengeblieben und sah mich an.

„Im Rhododendron.“

„Im was?“, fragte Lea, und erst jetzt erinnerte ich mich daran, dass ihr Wissen in Sachen Botanik sehr begrenzt war. Mir fiel eine Herbstgeschichte von vor einigen Jahren ein. Damals hatte sie mir einen kranken Apfelbaum gezeigt. Einen Baum, den sie retten wollte, da er nach und nach all seine Früchte verloren hatte. Zunächst glaubte ich in diesem Moment, dass mich meine Freundin verarschen wollte. Doch einige Augenblicke später war mir bewusst, dass es ihr ernst gewesen war. Nachdem ich ihr erklärt hatte, dass reife Äpfel nun mal von den Ästen fielen und auf den Boden plumpsten, sah sie mich irritiert an und fragte nach, ob das wirklich immer so war.

Tja, Lea und Botanik verhielten sich so ähnlich wie chemische Elemente und ich. Jeder Mensch befand sich in einigen Dingen im Tal der Ahnungslosen. Wobei ich schon fand, dass zwischen Chemie und vom Baum fallenden Äpfeln durchaus ein Unterschied bestand.

Zum Glück schaffte ich es, bei der Erinnerung an diese Szene nur innerlich zu grinsen. Dann riss ich mich zusammen und versuchte, die Rhododendronpflanze genauer zu beschreiben.

„In einem großen Strauch, der auch zu dieser Jahreszeit grüne Blätter trägt. Der Typ hockte dort, hatte sich ganz klein gemacht und wollte auf keinen Fall entdeckt werden.“

„Du meinst es also wirklich ernst. Hm, vielleicht durfte er sich nicht zeigen, da er Hannas Garten pflegt und dafür heimlich Geld bekommt.“ Lea dachte direkt pragmatisch.

„Heimlich?“ Ich stand auf der Leitung.

„Schwarzarbeit, du Nase. Es gibt auch Menschen, die verbotene Dinge machen. In diesem Fall wären es sogar zwei Personen, die etwas Verbotenes machen. Er arbeitet an der Steuer vorbei und Hanna unterstützt ihn.“

„Stimmt. Deshalb durfte uns Hanna auch nichts davon erzählen.“ Ich klatschte mir gespielt mit der Handinnenfläche gegen die Stirn.

„So, Rosa, jetzt müssen wir uns aber sputen. Ich muss mich noch umziehen und schminken.“

„Ach ja, an dein Date habe ich schon wieder nicht gedacht.“

„Ich habe auch kein Date …“ Lea wurde von mir unterbrochen.

„Stimmt, du hat ja lediglich eine Verabredung.“ Mein Lachen verkniff ich mir erneut.

*** Aufregung pur! ***

Während ich es mir in der Ferienwohnung, die schon bald zu meiner neuen Heimat werden würde, gemütlich gemacht hatte, befand sich Lea im Bad. Dass sie sich nicht nur nochmals schminken würde, war mir längst bewusst. Erstens dauerte es dafür viel zu lange, und zweitens konnte ich die laufende Dusche deutlich vernehmen.

In einer Hand hielt ich ein Glas Wein, während ich mein Handy zwischen den Fingern der anderen Hand hielt. Es wurde Zeit, dass ich mich mal wieder bei Klara meldete, und so schrieb ich eine WhatsApp an meine Freundin, die derzeit auch meine Anwältin war.

Ich wollte einen neuen Stand darüber haben, wie es mit der Klage weiterging. Da sie sich nicht bei mir gemeldet hatte, ging ich davon aus, dass sich auch mein Chef noch nicht gerührt hatte. Ob es mir schlecht mit der Situation ging? Eigentlich nicht. Wenn ich mich auf Sylt befand, fühlte ich mich immer sorgenfrei, und das Leben wirkte um einiges leichter. Trotzdem war ich natürlich neugierig darauf, wie es weitergehen würde. Immerhin hatte mir Hanna angeboten, dass ich ihr Zweithaus für kleines Geld mieten konnte. Das Haus, in dem ich mich gerade befand, war ein absoluter Traum, und ich hatte keine andere Wahl, als zuzugreifen. Meine Zelte in Hamburg hatte ich bald abgebrochen, ein Umzug stand mir bevor, und daher war ich gespannt, wie hoch meine Abfindung nun tatsächlich ausfallen würde. Auch das Thema Freistellung bei vollem Geld war noch längst nicht endbesprochen, und daher hatte ich all diese Fragen in meiner Nachricht an Klara verfasst.

Doch ich war auch neugierig auf andere Dinge. Da Klara meinen Haustürschlüssel hatte, stellte ich noch die Frage nach eingegangener Post, und selbstverständlich war ich gespannt, wie meine Blumen aussahen. Ich hoffte von ganzem Herzen, dass sie noch zu gebrauchen waren und Klara beim Gießen auch durch alle Räume ging. Aber auch diese Fragen waren noch nicht das Ende der WhatsApp. Mich interessierte ebenfalls brennend, wie es meiner Freundin ging. War alles gut bei ihr? Hatte sie Freude am Leben und lagen irgendwelche Events an, die wir gemeinsam besuchen konnten. Immerhin waren wir ein dick befreundetes fünfblättriges Kleeblatt, und ich vermisste neben Klara auch Lara und Alina, bei denen ich mich ebenfalls einige Zeit nicht gemeldet hatte.

Nachdem ich die Fragen nach Alina und Lara wieder gelöscht hatte, da ich auch ihnen eine Nachricht schreiben wollte, ließ ich die WhatsApp zu Klara „fliegen“ und freute mich darauf, eine hoffentlich ausschließlich positive Antwort zu erhalten.

Mein Handy legte ich nicht aus der Hand. Jetzt waren die Nachrichten an meine anderen beiden Mädels an der Reihe. Nachdem ich eine herzzerreißend süße Nachricht an Alina geschickt hatte, war zum Schluss noch Lara an der Reihe. Auch diese WhatsApp war voller Worte des Vermissens. Ja, ich freute mich darauf, bald wieder einen Mädelsabend zu veranstalten. Ein Klönschnack mit den Besten bei Pizza und Wein fehlte mir sehr. Genau deshalb spürte ich jetzt, nachdem ich alle Nachrichten verfasst und verschickt hatte, auch zum ersten Mal etwas Trauer und viel Wehmut in mir. Diese spontanen Abende würden mir fehlen, wenn ich meinen Wohnsitz aus der Weltstadt Hamburg auf die beschauliche Insel Sylt verlegt hatte. Ich würde dann tatsächlich in einem kleinen Dorf leben, da sich mein neues Domizil nicht in Westerland, sondern im ehemaligen Kapitänsdorf Keitum befand.

Doch meine Vorfreude war größer als die gerade aufgekommenen traurigen Gedanken. Immerhin war mein neues Haus so groß, dass Lea hier ein eigenes Zimmer bekam. Wir hatten bereits alles besprochen, und meine beste Freundin wollte so oft wie möglich zu mir nach Sylt kommen.

„Immerhin hat sie sich ja auch in einen Insulaner verliebt“, sagte ich lächelnd zu mir selbst und wunderte mich darüber, eine Antwort zu bekommen.

„Wer hat sich in einen Insulaner verliebt? Habe ich was verpasst?“ Lea stand hinter mir, und ich war froh, dass sie mein Grinsen daher nicht erkennen konnte.

„Eine aus unserem fünfblättrigen Kleeblatt“, antwortete ich und fühlte dabei, wie sich das Grinsen noch weiter auf dem Gesicht ausbreitete.

„Echt jetzt, von welcher Insel kommt er? Hattest du Kontakt zu Klara, Alina oder Lara? Mir hat keine der Knalltüten etwas davon erzählt. Wer von ihnen ist es? Und überhaupt, wo hat sie den Typen kennengelernt?“

„Musst du nicht los?“, fragte ich meine Freundin und stand währenddessen auf. Nachdem ich mich zu ihr umgedreht hatte, sahen wir uns an, und ich erkannte, dass sie noch immer auf der Leitung stand und keinesfalls auf die Idee kam, dass sie die von mir angesprochene Person war.

„Doch, muss ich. Aber vorher will ich in die Liebesgeheimnisse unserer Mädels eingeweiht werden. Mach schon, ich erzähle dir auch immer alles. Oder wollen wir das zukünftig nicht mehr machen?“ Lea wirkte enttäuscht, und ich fühlte mich schlecht dabei. Immerhin hatte sie recht. Seit unserem Kennenlernen gab es keine Geheimnisse zwischen uns. Wir waren vom ersten Augenblick an Buddys. Also, ein unzertrennliches Duo. Es fühlte sich so an, als wären wir bereits seit unserer ersten Stunde unzertrennlich gewesen.

„Auf wen tippst du?“, fragte ich und musste mich bemühen, mir ein ironisches Grinsen zu verkneifen.

„Na ja, es wird Lara sein. Oder ist es Klara? Vielleicht ist es aber auch Alina. Hab ich recht?“ Ich wartete auf ein Lachen. Da keins kam, begriff ich nach wenigen Sekunden, dass sie ihre Antwort tatsächlich ernst gemeint hatte.

„Echt jetzt? Du meinst es ernst. Oder?“

„Klar. Warum sollte ich es anders meinen?“ Lea verstand meine Zweifel nicht.

„Mal ehrlich, Schnecke, du hast gerade drei Namen genannt.“

„Hab ich? Okay, dann grenze ich meine Vermutung jetzt ein. Ich tippe auf Klara. Stimmt‘s?“ Meine beste Freundin lächelte stolz.

„Nein, ist sie nicht“, entgegnete ich knapp.

„Dann ist es bestimmt Alina.“

„Falsch.“

„Okay, dann ist es Lara. Hab ich doch gleich geahnt.“ Ein stolzes Grinsen lag auf Leas Mundwinkeln.

„Du hast es gleich gewusst? Warum hast du dann zunächst die Namen Klara und Alina genannt.“ Ein Lachen konnte ich mir logischerweise nicht verkneifen.

„Weil ich …“ Lea brach ihre Antwort ab. Was hätte sie auch sagen sollen? Egel, welche Ausrede sie auch gewählt hätte, sie wäre albern geworden.

„Habe ich denn recht?“, Meine Freundin bohrte nach.

„Nö.“

„Wie, nö? Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Wer ist es denn nun?“

„Du. Du bist es, die sich in einen Insulaner verliebt hat. Zumindest gehe ich davon aus, dass der Typ ein Insulaner ist. Oder liege ich da falsch?“

„Ich? Spinnst du? Ich habe mich nicht verliebt, ich habe lediglich …“

„… ein Date mit ihm.“ Ich war in Leas Worte eingegrätscht und lächelte sie an.

„Das ist kein Date, wir treffen uns nur so. Aber ich muss auch los. Tschüss, meine Süße.“

„Bis nachher, pass gut auf dich auf.“ Nachdem wir uns kurz umarmt hatten, machte sich Lea auf den Weg.

Nachdem sie die Haustür ins Schloss gezogen hatte, war ich allein.

*** Tausend Gedanken ***

Stille lag in den vier Wänden, die schon bald nicht mehr nur mein Urlaubsdomizil waren.

Ich liebte Ruhe, und doch fühlte sie sich in diesem Augenblick etwas unbehaglich an. Lag es daran, dass ich einen großen Schritt vor mir hatte? Daran, dass ich meine alte Heimat gegen etwas Neues eintauschen wollte? Die Möglichkeit bestand definitiv. Vielleicht waren es aber auch die Randerscheinungen. Also die Dinge, die mit meinem Umzug in Zusammenhang standen. Ich brauchte einen neuen Job. Hier auf Sylt wollte ich den kompletten Neustart wagen und auch, obwohl ich einige Ideen im Kopf hatte, wusste ich nicht, wie mein neuer Lebensabschnitt aussehen würde. Normalerweise war ich der absolute Gewohnheitsmensch. Das war auch der Grund, warum ich mich jahrelang von meinem ehemaligen Chef, der ja irgendwie auch noch jetzt mein Chef war, schikanieren ließ. Mein Job machte mir zwar immer Freude, und doch fühlte ich mich bei den zuletzt herrschenden Arbeitsbedingungen nicht mehr wohl.

„Ach, Rosa, alles wird gut. Ich habe neue Ziele und werde sie auch erreichen. Egal, wie stürmisch die Zeiten auf der Insel auch werden, ich freue mich darauf, durch den Sturm zu laufen.“ Nach meinen Worten fühlte ich mich besser.

Dann goss ich mir etwas Wein nach, trank einen kleinen Schluck und sah nach, von wem die eben eingegangene WhatsApp war.

Sie war von Alina und freute mich ‘nen Keks, dass sie so schnell reagiert hatte. Mir fehlte der Kontakt zu meinen Mädels, auch wenn ich selbst schuld daran war, da ich mich während der Zeit auf Sylt nicht bei ihnen gemeldet hatte.

Hey, Rosa, schön von dir zu hören. Mir geht es gut. Also, bis auf den Alltagsstress. Aber da gibt es Schlimmeres. Wie ist eure Zeit auf der schönsten Insel der Welt? Ich hatte überlegt, euch mal einen Tag zu besuchen. Aber irgendwie schaffe ich es zeitlich leider nicht. Aber nun seid ihr ja bald wieder zurück, und ihr könnt uns alles bei Pizza und Wein berichten. Wie geht es deinem Knie? Hast du noch Schmerzen? So, wie ich dich kenne, wirst du trotzdem lange Strandspaziergänge unternehmen. Bestimmt ist Lea von den vielen Kilometern schon genervt. – LACH -

Ich vermisse dich und freue mich darauf, dich bald wieder in den Arm zu nehmen.

Viele Grüße an meine Süße!

Als ich fertig mit Lesen war, lag ein Lachen auf meinem Gesicht. Ja, ich freute mich darüber, dass sie mich ebenso vermisste, wie ich sie. Ich überlegte, ob ich Alina von meinem Umzugsvorhaben schreiben sollte, verwarf den Gedanken jedoch umgehend, da es bei einem persönlichen Gespräch viel schöner war.

Dann meldete sich mein Handy erneut. Jetzt war es eine Nachricht von Lara, und selbstverständlich begann ich sofort zu lesen.

Mein Schnuckelchen, ich hoffe, du hast eine fantastische RosaLila Zeit. Macht ihr die Insel unsicher und schnappt euch die durchtrainierten Surfer-Boys? Hier ist alles wie immer. Na ja, zumindest fast. Ihr seid nicht da, und ohne euch ist es irgendwie langweiliger als sonst.

Ich habe Hunger auf Pizza, Durst auf Wein und Sehnsucht nach lustigen Abenden.

---ENDE DER LESEPROBE---