Abgetaucht - Annette Krupka - E-Book

Abgetaucht E-Book

Annette Krupka

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Beschreibung

Während Katherina -Kate-Schulz auf dem Weg zum Flughafen ist, erreicht sie die Nachricht, dass die Verlobte von Bogdan Serwowitsch vermisst wird. Kein Fall für die Polizei, denn nichts deutet auf eine Entführung hin, wie Serwowitsch vermutet, eher auf ein freiwilliges Untertauchen von Kristine Domatsch. Hat sie kurz vor der Hochzeit mit dem -Bordellkönig von Plauen- kalte Füße bekommen? Hauptkommissar Mike Köhler sind die Hände gebunden, zumal er in einigen Fällen von mysteriösen K.-o.-Tropfen -Vergiftungen ermittelt, die in keinem Zusammenhang zu stehen scheinen. Aber Kate Schulz und ihr Team zögern keine Sekunde, Bogdan Serwowitsch zu helfen. Für sie ist klar, Kristine Domatsch befindet sich in Gefahr, vielleicht sogar in Lebensgefahr.

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Das Buch

Während Katherina „Kate“ Schulz auf dem Weg zum Flughafen ist, erreicht sie die Nachricht, dass die Verlobte von Bogdan Serwowitsch vermisst wird.

Kein Fall für die Polizei, denn nichts deutet auf eine Entführung hin, wie Serwowitsch vermutet, eher auf ein freiwilliges Untertauchen von Kristine Domatsch. Hat sie kurz vor der Hochzeit mit dem „Bordellkönig von Plauen“ kalte Füße bekommen?

Hauptkommissar Mike Köhler sind die Hände gebunden, zumal er in einigen Fällen von mysteriösen K.o. -Tropfen -Vergiftungen ermittelt, die in keinem Zusammenhang zu stehen scheinen.

Aber Kate Schulz und ihr Team zögern keine Sekunde, Bogdan Serwowitsch zu helfen. Für sie ist klar, Kristine Domatsch befindet sich in Gefahr, vielleicht sogar in Lebensgefahr.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Nachwort

Zur Autorin

Leseprobe „Hetzjagd“

Kapitel 1

„Willst du wirklich selbst fahren?“, fragte Mike Kate jetzt bereits zum zweiten Mal und sie nahm ihren kleinen Koffer in die Hand.

„Ja. Du hast es mir angeboten und Jasmin und Omar und Matt, aber ich sage es noch einmal, ich fahre selbst mit dem Auto zum Flughafen. Ich habe genau zwölf Stunden Zeit, bis meine Maschine geht, inklusive Fahrzeit und Sicherheitskontrollen.“

Sie griff in ihre Manteltasche und zog den Pass heraus. „Hauptsache den habe ich“, murmelte sie.

Mike nahm ihr den Koffer ab und trug ihn bis zum Auto. Sie sah ihn an und umarmte ihn schließlich.

„Es ist lieb das du dir Sorgen machst, aber ich schaffe das schon. Es war der schnellste Flug den Gabriel versorgen konnte und mit dem Zug ist es zu knapp.“

Mike verzichtete darauf, sie nochmals darauf hinzuweisen, dass gerade deshalb sie jemand zum Flughafen fahren wollte. Sie presste sich fest an ihn und löste sich dann langsam. Als sie ihm in die Augen sah, wusste er plötzlich, warum.

„Du möchtest allein sein, stimmts?“, fragte er leise und sie nickte.

„Weißt du, durch den Tod von Tante Sarah habe ich das Gefühl, meine Eltern noch einmal verloren zu haben. Sie war in den letzten Jahren so etwas wie eine Ersatzmutter für mich gewesen.“

Mike streichelte ihr über den Arm.

Kate holte tief Luft. „Sie hatte ein gutes Leben, das hat sie selbst beim letzten Besuch hier mehrfach gesagt und Gabriel sagte mir, sie hatte auch einen guten Tod. Sie ging abends ins Bett und wachte nicht mehr auf.“

Mike sah sie nachdenklich an, dann seufzte er leise.

„Ja, das ist der Tod wie ihn sich alle wünschen.“ Er öffnete ihr die Wagentür. „Du fährst vorsichtig?“, fragte er und sie lächelte ihn beim Einsteigen an.

„Immer, das weißt du doch.“

Jetzt musste Mike auch lächeln. Ja, wenn er an Jasmins rasanten Fahrstil dachte, war Kate wirklich eine Musterfahrerin. Die Ehefrau von Professor Omar Amri hatte auch ihm bereits mehrfach Schweißausbrüche bereitet.

Als hätte sie seine Gedanken erraten, sagte Kate:

„Jetzt weißt du vielleicht, warum ich mich nicht unbedingt von Jasmin fahren lassen wollte, aber wehe du sagst es ihr.“

Dann sah sie ihn an. „Ich denke, mit deinen derzeitigen Fällen wirst du mich auch kaum vermissen.“

Mike sah instinktiv auf seine Uhr. „Ja, ich mache auch gleich los. Drei K.o.- Tropfenanschläge innerhalb kurzer Zeit und scheinbar ohne jeglichen Zusammenhang. Zwei der Frauen sind Gott sei Dank nicht groß zu Schaden gekommen, um die Dritte steht es allerdings bedenklicher, wahrscheinlich eine Überdosis.“

Sie nickte. „Dann seh´ zu, dass du die oder den Täter schnell dingfest machst, ehe etwas Schlimmeres passiert.“

„Ich gebe mir Mühe“, sagte er und klopfte sanft auf das Dach. „Schicke mir eine kurze Nachricht vom Flughafen und ruf an, wenn du in Tel Aviv bist“, sagte er und sie nickte.

„Spätestes in Tel Aviv melde ich mich“, versprach sie und fuhr aus der Ausfahrt.

Sinnend sah Mike ihr nach. Dann winkte er hinüber zu ihrem Nachbarn, Ernst Winter, der auf die Terrasse getreten war, um ein bisschen von der Frühlingsluft zu atmen.

Er sah, wie Mascha gerade über die Treppe an ihm vorbei geschlendert kam und mit erhobenem Schwanz über den Rasen stampfte, um auf der Terrasse von Ernst Winter zu verschwinden, wo sie sich, wie immer, ihr zweites Frühstück abholte.

Kopfschüttelnd lächelnd ging Mike zurück ins Haus.

Kapitel 2

Mike rannte die Treppen zu seinem Büro hinauf, weil er wusste, dass er spät war. Wenn eine Sitzung anberaumt und er selbst zu spät kam, machte das nicht nur einen schlechten Eindruck auf die Kollegen, er hasste es, unter Zeitdruck zu stehen.

Aber es war ihm einfach wichtig gewesen, noch in Ruhe mit Kate zu frühstücken und sie zu verabschieden.

Als er die Tür zum Besprechungsraum öffnete, war niemand anwesend.

Stirnrunzelnd sah er auf seine Uhr, dann ging er zu Marianne Jägers Zimmer.

Seine ehemalige Partnerin verrichtete nach einer schweren Schädelverletzung, von der sie sich glücklicherweise vollständig erholt hatte, fast ausschließlich Innendienst, was Mike bedauerte, aber akzeptieren musste. Marianne Jäger war immer sein Top -Gegenspieler gewesen, ruhig, mütterlich, aber dabei eine tolle Ermittlerin mit dem gewissen Händchen für auch brenzliche Situationen.

Auch sie wäre gern wieder an seiner Seite geblieben, aber ihrer beider Chef, Erster Hauptkommissar Peter Kögler, der Leiter des Plauener Polizeireviers, hatte sich überhaupt nur mit Mühe überreden lassen, Marianne wieder zurück in den Dienst zu holen und nicht in den ihr zustehenden Ruhestand zu schicken.

Als Mike das Zimmer betrat, telefonierte Marianne gerade und ihr Gesichtsausdruck verriet nichts

Gutes.

Nachdem sie aufgelegt hatte, sah sie zu Mike hin.

„Wo sind denn alle?“, fragte der und deutete hinter sich in Richtung Beratungsraum.

Marianne seufzte und stand auf. „Wir haben eine neue Entwicklung, Mike. Das erste Opfer der K.o. - Tropfenanschläge, musste heute Nacht auf die Intensivstation gebracht werden und…“

„Ja, sie hatte wohl auch die höchste Konzentration im Blut, wie mir einer der Ärzte sagte“, unterbrach Mike sie. „Geht es ihr so schlecht?“

Marianne schüttelte langsam den Kopf. „Sie ist vor einer Stunde gestorben. Jetzt haben wir einen Mordfall.“

Kommissarin Mary Struwe, Mikes jetzige Partnerin, mit der er, um Kates Worte zu gebrauchen, noch immer etwas „fremdelte“, saß neben Kommissaranwärter Frieder Lein mittig am Besprechungstisch.

Letzterer hatte sich im Winter eine komplizierte Fußfraktur beim Nachrennen auf eine anfahrende Straßenbahn zugezogen, was ihm zum einen den Spott seiner Kollegen, zum anderen einen längeren Krankheitsausfall beschert hatte. Er war erst jetzt wieder voll dienstfähig und brannte darauf, sich wieder aktiv einzubringen.

Als Mike gemeinsam mit Marianne eintrat, glänzten seine Augen geradezu von Tatendrang.

„Also?“, fragte Mike knapp, nachdem auch er Platz genommen hatte, und Mary ließ Frieder den Vortritt.

„Frau Gundula Fritsch ist an den Folgen der Intoxikation durch K.o.- Tropfen verstorben, sagt zumindest der Oberarzt der ITS“, begann Frieder.

„Details gibt es sicher nach der Obduktion“, ergänzte Mary.

Mike sah zu Marianne, die nickte. „Ich habe heute früh schon mit Omar telefoniert. Er hatte da bereits mit der Obduktion begonnen.“

In diesem Moment öffnete sich die Tür und Karsten Windisch, Chef der Spurensicherung, trat ein.

„Sorry, Leute, aber zurzeit kollabiert unser Labor.“

Er setzte sich und legte sein Tablet vor sich hin.

„Hast du etwas für uns?“, fragte Mike und Karsten drehte die Augen nach oben.

„Drei unterschiedliche Tatorte mit gefühlt je tausend

Spuren, Mensch Mike, wir sind am Kreiseln, aber zaubern können wir nicht“, blaffte dieser ihn ungewöhnlich scharf an. Dann fuhr er sich durch die Haare. „Sorry, aber das Gundula jetzt daran gestorben ist, das macht mich fertig.“

Mike sah erst Marianne an und dann den Chef der Spurensicherung. „Du hast sie gekannt?“, fragte er erstaunt.

Dieser nickte. „Wir haben zusammen studiert, damals in Leipzig. Ich habe ja dann den anderen Weg eingeschlagen, während Gundula in Richtung Labordiagnostik ging. Sie hat viele Jahre für die Leipziger Uniklinik gearbeitet, ist aber vor ein paar Jahren nach Plauen zurückgekommen, um nahe bei ihren Eltern zu sein. Denen scheint es gesundheitlich nicht so gut zu gehen. Und jetzt das.“

Er schüttelte noch immer ganz fassungslos den Kopf. Mike wusste bereits, dass Gundula Fritsch im Laborbereich des Plauener Klinikums gearbeitet hatte. Bis vorhin hatte er noch immer gehofft, auch sie befragen zu können. Als habe Marianne Jäger seine Gedanken gelesen, sah sie ihn an.

„Mit Sicherheit wurden auch ihr, genau wie Cordula Breske und Nadine Fischer, die Tropfen so verabreicht, das sie es nicht bemerkte.“

Frieder sah zu dem Flipchart, auf dem Marianne wie eh und je alles notiert und geordnet hatte, in der guten alten Printversion.

„Es ist seltsam“, sagte er, fast zu sich selbst. „Weder Cordula Breske noch Nadine Fischer wurden in irgendeiner Weise sexuell belästigt oder angegriffen.“

Mary Struwe nickte. „Stimmt, dabei ist es doch die klassische Vergewaltigungsdroge. Cordula Breske hatte einen Kaffee in einem Stehcafé getrunken, danach war ihr schlecht und sie wusste nicht mehr, wie sie nach Hause gekommen ist. Ihr Mann hat sofort die Rettung gerufen, das war wirklich Glück, denn so konnten die K.o. -Tropfen nachgewiesen werden.“

Karsten Windisch war aufgestanden und tippte auf den genannten Namen.

„Wir haben uns ja das Café angeschaut, die Verkäuferin am Bäckerstand hat gesagt, es wäre viel Betrieb gewesen und sie hätte dann nur gemerkt, dass die Frau, die den Kaffee getrunken hatte, plötzlich weg war. Spuren natürlich nada, auch keine Überwachungskamera.“

Dann zeigte er auf die andere Notiz. „Nadine Fischer, die ein eigenes Kosmetikstudio in der Straßbergerstraße betreibt, hat nach eigener Aussage ständig eine Flasche Mineralwasser auf ihrem Tresen stehen, von der sie immer einmal trinkt. Auch sie kann sich an nichts mehr erinnern. Eine Kundin hat sie völlig verwirrt vorgefunden und ebenfalls die Rettung gerufen.

Die Flasche war weg.“

Er machte eine Pause. „Und bei Gundula wissen wir nicht, wo es passiert ist, sie ist vor ihrer Haustür in der Liebknechtstraße gefunden worden, bewusstlos und schon in einem kritischen Zustand.“

Er schnaubte und setzte sich wieder.

Mike holte tief Luft. „Die Frage ist nicht nur, warum der Täter es getan hat, sondern auch wie. Wie ist es ihm gelungen, sich nahezu unbemerkt den Frauen zu nähern und ihre Getränke mit den K.o. -Tropfen zu präparieren?“

„Oder die Täter“, wandte Mary Struwe zögernd ein.

Eine Weile war Stille im Raum.

„Ganz von der Hand wäre es nicht zu weisen“,

stimmte Marianne schließlich ihrer jungen Kollegin zu. Diese lächelte in ihre Richtung.

Karsten wog langsam den Kopf hin und her. „Ich weiß nicht so recht“, sagte er zögernd.

Auch Mike schien von Marys Ansatz nicht überzeugt. Schließlich lehnte er sich zurück. „Aber was Frieder und Mary gesagt haben, hat etwas für sich. In den meisten Fällen, mit denen wir es schon zu tun hatten und das stimmt auch mit den Statistiken überein, werden die Tropfen in Zusammenhang mit einer sexuellen Straftat verabreicht. Das können wir hier ausschließen, zumindest bei Cordula Breske und Nadine Fischer. Was Gundula Fritsch betrifft…“

„Kann ein sexueller Übergriff ausgeschlossen werden“, sagte eine Stimme von der Tür her und alle wandten sich um.

Professor Omar Amri kam herein und nahm, unter protestierenden Knarren des Stuhles, wie gewohnt, am Kopfende des Tisches Platz. Er baute vor sich sein Tablet auf und sah in die Runde.

„Ich wollte euch die Nachricht gleich selbst bringen.

Kerstin macht noch den Rest“, sagte er und meinte damit seine Assistentin, die neuerdings frisch gebackene Frau Doktor Kerstin Nagler. Er seufzte etwas.

„Das mit Gundula geht auch mir ziemlich nahe“, sagte er in Richtung des Leiters der Spurensicherung.

„Ich kannte sie ja noch aus Leipzig, eine absolut fähige Fachkraft, akkurat bis ins Letzte, auf sie war immer Verlass.“

Mike zog eine Augenbraue nach oben. „Du hast sie auch gekannt?“

Omar nickte. „Ja, sie war bei uns in der Histologie.

Darum hat es mir leidgetan, dass sie jetzt im Plauener

Labor faktisch unter ihrer Qualifikation eingesetzt wurde, aber für sie war es okay. Hauptsache, sie konnte sich deswegen besser um ihre Eltern kümmern.“

Kopfschüttelnd wandte er sich seinem Tablet zu.

„Also, der Grund für Gundulas Tod war indirekt die Gamma-Hydroxybuttersäure, oder K.o.-Tropfen, wie ihr es bezeichnet. Sie hatte ein Bauchaneurysma, das war ihr und, nach Rückfrage mit ihrem Hausarzt, auch ihm bekannt. Jedenfalls kann ich zwar sagen, dass es an den K.o. -Tropfen“, hier malte er Gänsefüßchen in die Luft, „gelegen haben könnte, dass das Aneurysma perforiert ist, aber ob es einem gerichtlichen Gutachten standhalten würde…“

Omar zuckte die Schultern und brach ab.

Mike blies die Wangen auf. „Es wurde nicht operiert?“

Omar schüttelte langsam den Kopf. „Es war nicht sehr stark ausgeprägt und sie wollte die OP immer vor sich herschieben, sagte mir der Hausarzt, eben wegen der Pflege ihrer Eltern.“ Er sah wirklich betroffen aus.

„Also keine reine Überdosierung?“, hakte Mike nach.

Omar schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe die Werte abgeglichen mit den beiden anderen Fällen, es war im Wesentlichen immer die gleiche Dosis.“

Mary lehnte sich zu Omar hin. „Und auch bei ihr kein Anzeichen für einen sexuellen Übergriff?“

Wieder schüttelte der Rechtsmediziner den Kopf.

„Nein, definitiv nichts.“

„Vielleicht haben wir es mit einer Täterin zu tun?“, warf jetzt Frieder Lein ein.

„Wäre eine Option“, murmelte Omar. „Aber das Motiv? Drei Frauen, vielleicht sogar noch mehr, die es nicht zur Anzeige gebracht haben, werden mit K.o.-Tropfen ausgeknockt und das scheinbar ohne Motiv, weder ein sexueller Übergriff noch Raub, was ja auch eine Möglichkeit wäre, ist es aber nicht“, fasste Mike zusammen.

„Jetzt müssen wir herausfinden, ob irgendetwas die drei Frauen verbindet“, warf hier Marianne ein.

Mike sah zu ihr hin. „Genau.“

Dann deutete er auf Mary und Frieder. „Ihr zwei geht zu Cordula Breske, Marianne und ich zu Nadine Fischer. Suchen wir nach einer Verbindung. Omar, du informierst uns, wenn die Autopsie doch noch etwas Spektakuläres ergeben sollte.“

In diesem Moment trat ein Beamter ein und sah Mike an.

„Ein Bogdan Serwowitsch möchte Hauptkommissar Köhler sprechen“, sagte der junge Uniformierte.

Dieser nickte. „Führen sie ihn bitte in mein Büro.“

Mike erhob sich und ging nach draußen. In der Tür wandte er sich um.

„Ich denke, das war es erst einmal. Danke.“

Kapitel 3

Chris Töpfer begann gerade damit die Einsatzplanung für Matt, Marcus und Holger zu erstellen, als er feststellte, dass sie dringend personell expandieren müssen. Kate, seine Chefin, ließ ihm dabei freie Hand, inzwischen war er nicht nur für die Einsatzplanung, sondern auch für die Personalakquise zuständig. Lediglich bei den Einstellungsgesprächen wollte sie dabei sein.

Er trommelte langsam mit den Fingern auf das Holz seines Schreibtisches. Dann stand er auf und ging zur Tür. „Maria, kannst du bitte einmal kommen, ich…“

Er brach ab, als er den Besucher wahrnahm, der neben Marias Tresen stand und sich mit dieser leise unterhielt. „Herr Serwowitsch, guten Tag, Kate ist nicht da, sie ist auf dem Weg zum Flughafen. Aber kann ich ihnen vielleicht irgendwie weiterhelfen oder wollen sie Maria besuchen?“

Maria kam ebenfalls aus Serbien und ihr Vater war ein guter Freund von Bogdan Serwowitsch, der sich leider mit den falschen Leuten abgegeben und jetzt eine mehrjährige Gefängnisstrafe abzubüßen hatte.

Marias deutsche Mutter war schon lange tot und so hatte sie niemand mehr und Serwowitsch nahm sich ihrer an und hatte Kate damals gebeten, sie auf Probe einzustellen, als sie dringend jemand für den Bereich Rezeption suchte. Aus dem Probearbeiten war eine Festanstellung geworden und niemand im Team wollte Maria mehr missen.

Bogdan Serwowitsch kam auf Chris zu und reichte ihm die Hand. „Hallo Chris und bitte, Bogdan.“

Dieser nickte erfreut und bat ihn in sein Büro.

Äußerlich hätte man den Mann, der allgemein als der „Bordellkönig von Plauen“ bezeichnet wurde, eher für einen Topmanager gehalten, schlank, immer korrekt elegant -zurückhaltend gekleidet, mit tadellosen Manieren, unterschied er sich von den prollhaften Etablissementbesitzern, die man aus den Medien kannte.

Chris hatte ihm einen Platz an dem kleinen Tisch unter dem Fenster angeboten, von wo man einen guten Blick auf die Neundorferstraße hatte. Nachdem er Bogdan Kaffee eingeschenkt hatte, sah er ihn auffordernd an. Er bemerkte erstaunt, wie der sonst so eloquent wirkende Serwowitsch sichtlich nach Worten rang. „Meine Verlobte ist verschwunden“, sagte er schließlich knapp.

„Wie, verschwunden?“, fragte Chris nach und merkte erst, nachdem er es ausgesprochen hatte, wie dämlich es klang. Serwowitsch schien das nicht so zu empfinden. Er holte tief Luft.

„Kristine war erst nicht mehr telefonisch oder via WhatsApp erreichbar. Das ist untypisch für sie. Also bin ich zu ihrer Wohnung gefahren. Ich habe gesehen, dass sie mindestens einen Koffer mitgenommen hat, aber keine Nachricht, nichts.“

Chris runzelte seine Stirn. „Und ihr Hund?“

„Kruste ist in der Tierpension, wo sie ihn unterbringt, wenn sie länger nicht da ist. Die Besitzerin, die Kristine auch privat kennt, sagte, sie habe eine WhatsApp -Nachricht von ihr bekommen, sie müsse dringend weg und sie solle Kruste zu Hause abholen.

Ebenso die Pflegerin ihrer Mutter, auch sie bekam eine WhatsApp -Nachricht. Das ist nicht Kristines Stil, aber niemand will mir das glauben.“

Chris sah ihn sinnend an. „Darf ich dich etwas fragen?“ Serwowitsch nickte.

„Habt ihr euch gestritten, gab es in letzter Zeit Differenzen?“

Chris Gegenüber schüttelte den Kopf.

„Nein, nichts. Auch wenn wir einmal nicht gleicher Meinung sind, klären wir das wie zivilisierte Menschen.“ Er lächelte etwas. „Weder Kristine noch ich sind ein großer Freund irgendwelcher dramatischer Szenen.“

Chris nickte. „Hast du mit Mike gesprochen?“

Bogdan Serwowitsch zog die Stirn kraus. „Natürlich.

Aber er kann nichts machen. Kristine ist ein erwachsener Mensch und kann abtauchen, wenn sie das möchte, seine Worte. Außerdem hat er zurzeit wohl alle Hände voll mit diesen K.o.- Tropfen- Fällen zu tun. Er hat mir vorhin anvertraut, das eines der Opfer verstorben ist. Da ist es natürlich verständlich, dass er in einem Vermisstenfall, der vielleicht keiner ist…“

Er holte tief Luft und schwieg.

Chris erhob sich. „Natürlich helfen wir dir, ich werde als erstes Steven Bescheid sagen, er wird sich mit dir in Verbindung setzen. Er ist einsame Spitze darin, digitale Spuren zu finden.“

Auch Bogdan erhob sich und reichte ihm die Hand.

„Danke“, sagte er schlicht.

Als er gegangen war, kam Maria herein. Sie trat neben Chris ans Fenster und sah, wie Bogdan Serwowitsch mit seinem Bodyguard in sein Auto einstieg.

„Wirst du ihm helfen?“, fragte Maria leise. Besorgnis schwang in ihrer Stimme mit.

Chris nickte langsam. „Ich habe das Gefühl hier stimmt etwas ganz und gar nicht.“

Entschlossen nahm er sein Smartphone vom Tisch.

„Was soll`s, ich rufe Kate an“, sagte er.