Game - Annette Krupka - E-Book

Game E-Book

Annette Krupka

0,0

Beschreibung

In Fröbersgrün bei Plauen wird ein Landwirt ermordet. Kurz darauf gibt es eine weitere Tote, nur wenige Kilometer vom ersten Tatort entfernt. Ein möglicher Täter, Achim Steinert, Mitbegründer einer Umweltaktion, der mit beiden Toten ständige Auseinandersetzungen hatte, ist schnell ausgemacht. Hauptkommissar Köhler ist optimistisch, die Fälle möglichst zügig abzuschließen. Allerdings reichen die Beweise gegen den Umweltaktivisten nicht aus. Steinert muss aus der Haft entlassen werden. Kurz darauf geschieht ein neuer Mord, direkt am Plauener Kemmlerturm. Rechtsmediziner Professor Omar Amri stellt schnell fest, es ist die gleiche Tatwaffe wie in den beiden ersten Fällen. Ist Steinert ein eiskalter Killer oder nur ein Rädchen in einem perfiden Spiel? Aber wie stehen die Morde dann im Zusammenhang? Mike Köhler und seinem Team läuft die Zeit davon. Schließlich ist es Kate Schulz, die einen bizarren Zusammenhang entdeckt.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 152

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Das Buch

In Fröbersgrün bei Plauen wird ein Landwirt ermordet.

Kurz darauf gibt es eine weitere Tote, nur wenige Kilometer vom ersten Tatort entfernt.

Ein möglicher Täter, Achim Steinert, Mitbegründer einer Umweltaktion, der mit beiden Toten ständige Auseinandersetzungen hatte, ist schnell ausgemacht.

Hauptkommissar Köhler ist optimistisch, die Fälle möglichst zügig abzuschließen. Allerdings reichen die Beweise gegen den Umweltaktivisten nicht aus. Steinert muss aus der Haft entlassen werden.

Kurz darauf geschieht ein neuer Mord, direkt am Plauener Kemmlerturm.

Rechtsmediziner Professor Omar Amri stellt schnell fest, es ist die gleiche Tatwaffe wie in den beiden ersten Fällen.

Ist Steinert ein eiskalter Killer oder nur ein Rädchen in einem perfiden Spiel? Aber wie stehen die Morde dann im Zusammenhang? Mike Köhler und seinem Team läuft die Zeit davon.

Schließlich ist es Kate Schulz, die einen bizarren Zusammenhang entdeckt.

„Man muss nicht gut spielen, es reicht, besser zu spielen als der Gegner.“

Siegbert Tarrasch

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 9

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Nachwort

Kapitel 1

Franz Weidler schloss sorgfältig das Tor des Schweinestalls. Dabei überprüfte er genau, ob der Schließzylinder einrastete und dann stellte er über sein Smartphone die Alarmanlage scharf.

„Wenn das mein Vater noch erlebt hätte, dass man hier alles sichern muss wie die Kronjuwelen, im Grab würde er sich umdrehen“, murmelte er kopfschüttelnd und ging in Richtung seines Wagens, eines alten Ford Kombi, den er für seine Stall- und Weidebesuche nutzte. Entsprechend dreckig war das Auto, Schlammspritzer bis auf das Dach. Als er einsteigen wollte, sah er, dass er am Hinterrad einen Platten hatte.

„Scheiße, das fehlt mir noch“, fluchte er leise.

Brunhilde wartete mit dem Abendessen auf ihn und sie wurde sauer, wenn er zu spät kam. Er warf einen kurzen Blick zum Himmel, es dauerte noch eine Weile, bis es dunkel sein würde. Er öffnete den Kofferraum und suchte nach dem Ersatzrad und dem Wagenheber. Als er beides gefunden und neben das defekte Rad gelegt hatte, sah er, dass dieses regelrecht aufgeschlitzt war. Das war keine Scherbe oder ein Nagel gewesen, in das er reingefahren war, hier hatte jemand mit einem Messer zugeschlagen. Hektisch sah er sich um.

In diesem Moment kam ein Moped den Feldweg herangezottelt. Es war sein Nachbar, Karli Fischer mit seiner alten Simson SR2.

„Panne?“, rief der über den Motorenlärm seines alters-schwachen Mopeds hinweg und hielt neben Franz an, ohne den Motor des Mopeds abzustellen.

Aus gutem Grund, die Wahrscheinlichkeit, es problemlos wieder starten zu können, lag gegen Null.

„So eine Sau hat mir das Rad aufgeschlitzt, als ich im Stall war“, brüllte Franz über den Lärm hinweg.

„Soll ich dir helfen?“, bot sein Nachbar ziemlich halbherzig an.

Franz schüttelte den Kopf. „Sag bloß Brunni Bescheid, dass ich später komme. Ich wechsle das Rad und komm dann.“

Karli beugte sich etwas vor und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. „Das sieht ja richtig übel aus.“

Franz nickte. „Ja, und ich sag dir, das war wieder dieser Steinert, dieses Umweltarschloch. Erst bricht er, gemeinsam mit seiner bekloppten Ökotruppe, in meinen Schweinestall ein und befreit meine Muttersauen, wie er es genannt hat, weil die angeblich nicht artgerecht gehalten werden. Als ob mir da das Veterinäramt nicht schon längst auf `s Dach gestiegen wäre.

Daraufhin musste ich noch Geld in eine Sicherheitsanlage investieren und jetzt schlitzt er mir das Auto auf. Weißt du was? Meine Geduld mit dem Gesocks ist am Ende. Dem hau ich so paar aufs Maul, das er sich umguckt.“

Franz Weidler hatte inzwischen den Wagenheber unter dem Wagen platziert und pumpte ihn hoch.

„Mensch, mach keinen Mist, Franz“, sagte Karli und sah seinen Nachbarn an. Der war trotz seiner siebenundsechzig Jahre top in Form und hatte durch die jahrelange körperliche Arbeit beeindruckende Muskeln. Auch wenn Achim Steinert über vierzig Jahre jünger war, gegen Franz hätte er bei einer körperlichen Auseinandersetzung keine Chance.

Franz Weidler brummte nur und machte eine abfällige Geste.

„Willst du Wurzeln schlagen?“, fuhr er schließlich Karli an. „Dein Moped verpestet ja hier alles. Mach los und sag Brunni Bescheid.“

Dieser nickte und tuckerte den Feldweg weiter, bis er hinter einer Kuppe verschwunden war.

„Auch so ein Weichei“, murmelte Franz und hob das defekte Rad herunter. Am besten, er legte es gleich in den Kofferraum, der noch offenstand. Er warf den Schraubenschlüssel neben den Wagenheber und legte das Rad in den Kofferraum, als er plötzlich hinter sich ein Geräusch hörte.

Er fuhr auf, stieß sich mit dem Kopf an der Kofferraumklappe und fluchte.

Noch während er Luft holte und seinen Kopf langsam von rechts nach links bewegte, sauste ein Gegenstand auf seinen Schädel und ließ ihn mit dem Oberkörper nach vorn in den Kofferraum fallen.

Zwei behandschuhte Hände hoben seine Beine an, stießen ihm komplett in den Kofferraum hinein und schlossen schließlich die Klappe über ihm.

Kapitel 2

„Fang“, rief Kate, die gerade durch den Garten in Richtung Terrasse gelaufen kam und prompt fing Mike geschickt die Brötchentüte auf.

„Ich dusche nur kurz“, sagte sie, warf ihm einen Luftkuss zu und verschwand im Haus.

Mike grinste in sich hinein. Jetzt war Tempo angesagt, fix die Brötchen in den Korb, die Eier in die Eierbecher und den kühl gestellten Orangensaft auf die Terrasse tragen.

Er hatte noch nie eine Frau kennengelernt, die so schnell wie Kate sich duschen und frisch anziehen konnte. Und wirklich, wie auf Stichwort betrat sie die Terrasse und ließ sich auf den Stuhl fallen.

„Das sieht aber lecker aus“, sagte sie nach einem Blick über den liebevoll gedeckten Frühstückstisch.

Mike stellte ihr einen Kaffee hin. „Stets zu Diensten, Ma`am“, sagte er mit einer eleganten Verbeugung und dann gab er ihr einen Kuss auf die Lippen.

Lachend schlug sie mit der Serviette nach ihm. „Aber James.“

Dann nahm er neben ihr Platz, nachdem er Mascha einen diskreten Schubs gegeben hatte. Die Katze sah ihn vorwurfsvoll an, räumte aber das Feld, um sich auf der breiten Steinmauer niederzulassen, den Frühstückstisch genau im Visier. Seufzend schüttete Mike etwas Milch in ein Schälchen und stellte es vor sie hin. Mit halb geschlossenen Augen und einem Schnurren, das an einen Rasenmäher erinnerte, schlürfte die Katze selig das Getränk in sich hinein.

Mike hob einen Arm und winkte hinüber zu den Nachbarn. Frau König schob gerade einen voll beladenen Teewagen vorsichtig auf die Terrasse, während ihr Lebenspartner, Herr Winter, mit zwei Unterarmgehstützen hinter ihr herkam.

Der eigentlich rüstige Senior war vor zwei Wochen unglücklich gestürzt und hatte sich eine Unterschenkelfraktur zugezogen. Da Frau König selbst stark mit Rheuma belastet und er sonst ihre Unterstützung war, halfen jetzt Mike und Kate, aber auch Omar und Jasmin, wo immer sie konnten. So hatten sie ein recht gutes Netzwerk aufgebaut, zu dem auch der tägliche Brötchendienst seitens Kate gehörte.

Die beiden Senioren machten es sich bei dem herrlichen Wetter ebenfalls auf der Terrasse bequem und prosteten Kate und Mike mit Orangensaft zu, was diese erwiderten.

„In ein paar Wochen ist er wieder auf dem Damm, sagt Omar“, bemerkte Mike und nahm sich ein Brötchen. Kate nahm einen Schluck ihres Kaffees und angelte nach einem Croissant.

„Er soll sich nur mal ein bisschen von uns allen verwöhnen lassen, was er immer für uns tut, das können wir gar nicht abtragen“, meinte sie und bestrich ihr Croissant mit Erdbeermarmelade. „Übrigens auch von ihm“, sagte sie und deutete auf das Glas. Dann biss sie kräftig hinein.

Auch Mascha hatte ihr Frühstück beendet und streckte alle Pfoten von sich, um sich den Bauch von der Morgensonne bescheinen zu lassen.

Mike nahm sich noch einen Kaffee. „Und, was hast du heute noch vor?“, fragte er, sein Bereitschaftstelefon im Auge behaltend.

Kate lehnte sich etwas zurück. „Ich fahre dann raus nach Syrau zu Karla. Wir haben gegen 10.00 Uhr einen Videochat mit der Besitzerin von Lohengrin in Melbourne. Sie will sich heute entscheiden, ob sie ihn mir verkauft.“

Mike sah sie an. Er wusste, wieviel ihr das Pferd, dass sie seit dem letzten Jahr regelmäßig ritt, bedeutete. Es stand im Gestüt und der Reitschule von Karla von Mauersbergen und da die Besitzerin erst nur beruflich in Australien zu tun hatte, im Prinzip in Logie.

Aber jetzt hatte sich die ehemalige Profireiterin in das Land und in einen netten Australier verliebt und plante, für immer dort zu bleiben. Sie wollte dem Pferd die Strapazen eines Transportes nach Down Under nicht zumuten und da sie von Karla von Mauersbergen wusste, wie gut sich Kate um das Tier kümmerte, hatte sie gesagt, sie denke über einen Verkauf nach.

„Wie siehst du deine Chancen?“

Kate lächelte zufrieden. „Gut, sehr gut. Das sieht auch Karla so. Ich denke, wir machen es heute fest.“

Mike lachte. „Soll ich schon einen Stall in Auftrag geben?“

Sie schüttelte den Kopf. „Unsinn, er bleibt natürlich bei Karla. Ich bin ruck zuck in Syrau.“

In diesem Moment läutete Mikes Dienstsmartphone.

„Na, das nenne ich ja Timing“, sagte Kate, stand auf und räumte das Geschirr auf das bereitstehende Tablett. Auch Mike erhob sich und ging die Stufen hinunter in den Garten, während er mit dem Dauerdienst sprach. Kate trug alles in die Küche und stellte das benutzte Geschirr in den Geschirrspüler. Sie war gerade fertig als Mike eintrat.

„Ich muss nach Fröbersgrün. Dort gibt es einen Toten. Sieht nach einem Gewaltverbrechen aus.“

Sie nickte und ging mit ihm nach oben, um sich auch umzuziehen.

„Ich könnte dich eigentlich mitnehmen“, sagte er, während er in ein frisches Hemd schlüpfte. „Liegt ja faktisch auf dem Weg.“

Kate schüttelte den Kopf und stand schon in der Tür.

„Lass mal, wie soll ich dann zurückkommen? Ich fahre selbst.“

Als Mike unten an der Küche vorbeikam, hielt Kate ihm einen Thermobecher mit Kaffee hin.

„Hier, in der Pampa gibt`s mit Sicherheit keinen“, sagte sie.

Mike lächelte und gab ihr einen flüchtigen Kuss.

„Was täte ich nur ohne dich?“, sagte er und ging mit eiligen Schritten in Richtung Garage.

Kate nahm ihre Tasche und wartete nur, bis Mike die Ausfahrt hinausfuhr. Sie winkte ihm kurz nach und stieg in ihren Wagen.

Das kleine Dorf bei Plauen schien in heller Aufregung. Die freiwillige Feuerwehr und auch sonst schien alles, was Beine hatte, unterwegs, um den vermeintlich vermissten Bauer Franz Weidler zu suchen.

Nun hatte man ihn gefunden, erschlagen im eigenen und von außen verschlossenen Schweinestall.

Als Mike vor Ort eintraf, musste er mehrfach hupen, um durch die Menschenmasse am Rande der Stallanlage zu gelangen.

„Was ist denn hier los?“, fragte er Frieder Lein, der gerade mit der Spurensicherung diskutierte. Der junge Kommissaranwärter hatte Schweißperlen auf der Stirn. „Das ist das reinste Chaos. Also, wie die Spusi hier noch etwas finden will, das ist mir ein absolutes Rätsel.“

Ein kräftiger Mittfünfziger kam auf Mike zugelaufen, ohne sich um die Hinweise der uniformierten Beamten, dies sei ein Tatort, zu kümmern.

„Sind sie der ermittelnde Beamte?“, fragte er.

Als Mike, zugegeben etwas perplex nickte, streckte ihm der Mann mit einem erleichterten Gesichtsausdruck die fleischige Hand entgegen.

„Hardy Müller, ich bin der Ortsbürgermeister.“

Mike ergriff die ihm dargebotene Rechte. „Hauptkommissar Köhler.“ Er deutete auf die Absperrung.

„Ich werde gleich zu ihnen kommen, aber inzwischen bitte ich sie, den unmittelbaren Sperrbereich hier zu verlassen.“

Der Mann nickte beflissen. „Natürlich, wenn sie das sagen, Herr Hauptkommissar.“

Mike sah aus dem Augenwinkel, wie Frieder die Augen nach oben drehte und musste sich ein Grinsen verkneifen.

In diesem Moment kam Omar Amri im XXL-Overall der Spurensicherung aus dem Stallgebäude und hielt direkt auf Mike zu.

„Schweinescheiße ist so das schlimmste was man riechen kann“, sagte er und unwillkürlich wich Mike einen Schritt zurück. Der Pathologe hatte recht, es roch sogar aus der Entfernung furchtbar.

„Also,“, sagte Omar und begann sich aus dem Overall zu schälen. „Der Mann, der vom Leiter der freiwilligen Feuerwehr als Franz Weidler identifiziert wurde, liegt in einem leeren Schweinekoben. Dieser wäre sonst für den Eber reserviert, aber er hatte zurzeit keinen. Unser Glück, sonst wäre von ihm nicht mehr viel übrig. Auf den ersten Blick würde ich sagen, er wurde erschlagen. Einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf. Fundort ist nicht der Tatort, aber das wird dir Karsten erzählen.“

„Tatzeit?“, fragte Mike vorsichtig, denn er wusste, dass Omar sich nicht gern in Hypothesen erging.

Dieser wog den Kopf hin und her.

„Nach Ausprägung der Leichenstarre und der Umgebungstemperatur würde ich so auf gestern Abend tippen. Aber wie gesagt, nur tippen. Wenn Karstens Leute da drin fertig sind, bringen sie ihn gleich rüber zu mir.“

Er nickte Mike zu und ging in Richtung seines SUV.

„Ich geh erst einmal duschen“, rief er über die Schulter und stieg ein.

In diesem Moment kamen fast zeitgleich Marianne Jäger und Karsten Windisch auf ihn zu. Erstaunt sah Mike die Kommissarin an, die in einem hellen Sommerkleid so wenig dienstlich wirkte.

„Du hast doch frei“, sagte er, worauf diese nickte.

„Ich wollte zu einer Freundin nach Bernsgrün, da sah ich die Blaulichter und bin gleich her.“

Mike lächelte sie an. „Du siehst ja heute wie der leibhaftige Sommer aus. Aber geh nur zu deiner Freundin, du hast dein freies Wochenende.“

Sie sah zu Karsten Windisch, der gerade neben sie getreten war. „Ich will nur noch zuhören, was du zu sagen hast, dann bin ich weg“, sagte sie augenzwinkernd zu dem Leiter der Spurensicherung.

Der wandte sich halb zu der Menschenmenge um, die immer mehr anzuwachsen schien.

„Ein Schweinestall ist schon so der Alptraum eines Spurensicheres, aber das hier ist der Horrer, da gefühlt das halbe Dorf durch den Stall gelatscht ist.“

Karsten war richtig sauer, das war ihm anzusehen.

Schließlich winkte er ab. „Der Auffindeort ist nicht der Tatort, das hat dir sicher Omar schon gesagt. Es müsste viel mehr Blut hier sein und…“ In diesem Moment klingelte sein Smartphone. Er ging einen Schritt zur Seite und lauschte.

„Okay, lass ihn abholen“, sagte er und wandte sich wieder Mike und Marianne zu.

„Der Wagen des Opfers. Sebastian hat ihn untersucht. Mit Sicherheit wurde das Opfer in seinem eigenen Kofferraum getötet. Dort ist jede Menge Blut.

Wir lassen das Auto jetzt zu uns bringen und nehmen es dort gründlich auseinander.“

Mike dankte ihm und winkte Frieder Lein heran, der sich mit einem uniformierten Beamten unterhielt.

„Sag mir bitte, wer hat ihn denn eigentlich gefunden?“ Er deutete in Richtung der offenen Stalltür.

Frieder lächelte begrüßend in Mariannes Richtung, dann wurde er ernst.

„Also, Franz Weidler, der Tote, war gestern Abend gegen 19.00 Uhr hier und hat seinen Stall abgeschlossen, sowie die Alarmanlage scharf gemacht. Das hat uns ein Zeuge gesagt, Karli Fischer, sein Nachbar. Er kam hier vorbei, als Weidlers ein Rad gewechselt hat.

Es wäre aufgeschlitzt gewesen. Darum hat er Fischer gesagt, er solle seiner Frau Bescheid geben, dass er später zum Abendessen kommt. Als er gegen 21.00

Uhr immer noch nicht zu Hause war, hat sich seine Frau Sorgen gemacht und ist hier rausgefahren. Da war der Stall ordnungsgemäß verschlossen und sein Auto weg. Gegen 23.00 Uhr hat sie schließlich den Leiter der freiwilligen Feuerwehr, der ihr Cousin ist, benachrichtigt und der hat mit ein paar Kameraden die Umgebung abgesucht, aber erfolglos. Sie haben dann gemeinsam beschlossen, bis zum Morgen zu warten und dann die Polizei einzuschalten. Aber vorher haben sie nochmal alles abgesucht und schließlich hat eine Krankenschwester vom Pflegedienst angerufen. Ihr war Weidlers Auto aufgefallen, das bei Klein Amerika ziemlich versteckt bei einem einsamen Haus stand, das sie aber morgens anfahren musste.

Fast zeitgleich ist der Nachbar mit Weidlers Bruder, der in Dobia wohnt und gleich herüberkam, zu den Schweinen gefahren, um sie zu füttern. Den Schlüssel und die Kombination für die Alarmanlage hatten sie von der Ehefrau Weidlers. Da haben sie ihn gefunden. Tot im Verschlag.“

Mike nickte. „Gut, dann werde ich mit der Ehefrau sprechen. Wo wohnt sie?“

Frieder deutete nach rechts, wo eine ältere Frau tränenüberströmt, von mehreren Menschen umringt stand.

„Der Kollege hier wollte sie nach Hause bringen, aber sie weigert sich zu gehen. Ihr Cousin, der Leiter der freiwilligen Feuerwehr, versucht es jetzt sie zu überzeugen.“

Mike ging in ihre Richtung und die Menge vor ihm teilte sich wie das Rote Meer vor Moses. Schließlich stand er vor der Frau, die ihr nasses Stofftaschentuch zwischen den Händen rang und immer wieder von Schluchzern heimgesucht wurde.

„Bruni, sei doch vernünftig. Du kannst hier nichts tun. Ich bringe dich nach Hause und Veronika bleibt bei dir.“

Die Frau schüttelte den Kopf und presste wieder das Taschentuch vor ihr Gesicht. „Ich kann doch nicht gehen und ihn hier allein lassen.“

Mike trat noch näher an sie heran. „Frau Weidler? Ich bin Hauptkommissar Köhler. Sie sollten auf Herrn…“ Er sah den stämmigen Mann um die Sechzig fragend an. Dieser straffte sich unwillkürlich.

„Porst, Heino Porst, ich bin Frau Weidlers Cousin und Leiter der freiwilligen Feuerwehr.“

Mike ergriff die ihm dargebotene Hand. Dann wandte er sich wieder der weinenden Frau zu.

„Frau Weidler? Ich möchte ihnen noch einige Fragen stellen, wenn sie sich dazu in der Lage sehen.“

Ein zögerliches Nicken erfolgte.

„Kommen sie, ich fahre sie nach Hause, dann können wir in Ruhe reden.“

Ihr Cousin legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Bruni, ich kümmere mich hier um alles.

Sie stieß wieder einen lauten Seufzer aus. „Und Franz?“

Mike nickte dem Leiter der freiwilligen Feuerwehr über ihren Kopf hinweg zu.

„Darum kümmere ich mich auch, zusammen mit der Polizei. Ich bleibe hier“, sagte er.

Nach einer Weile nickte die Frau resigniert.

Mike sah in Frieders Richtung, aber dieser versuchte gerade, das Chaos rund um ihn einigermaßen zu bewältigen.

Es war Marianne Jäger, die den Blick richtig gedeutet hatte und plötzlich neben Mike stand, der sie dankbar anlächelte. „Könntest du bitte Frau Weidler zu meinem Auto bringen? Ich komme gleich.“

Marianne legte ihren Arm um die Schulter der schluchzenden Frau und führte sie in Richtung Mikes BMW. Dieser wandte sich inzwischen an den Leiter der freiwilligen Feuerwehr.

„Herr Porst, könnten sie bitte dafür sorgen, dass die Leute hier verschwinden und die Polizei und die Spurensicherung ihre Arbeit machen können?“, sagte er, um einen kollegialen Ton bemüht.

Sein Gegenüber nickte.

„Natürlich, Herr Hauptkommissar, umgehend.“

Kapitel 3

Kate stellte ihr Auto direkt neben den roten Mercedes Cabrio, der Karla von Mauersbergen gehörte. Sie ging langsam auf das Gelände, das um diese Zeit noch verhältnismäßig leer war.