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"Alles ist Zahl", meinten die Pythagoräer, die frühen, altgriechischen Erkunder der Geheimnisse der Natur und des Lebens. Wolfgang Held führt in die verborgene Ordnung der Welt ein: Ihre in Zahlen wiederzugebenden Verhältnisse sind offenbare Geheimnisse des Geistigen in Mensch und Kosmos. Insbesondere ist jeder Mensch mit einer Zahl 1 bis 31 von Geburt an verbunden. Welche Eigenschaften hat die Zahl unseres Geburtstages in der Ordnung der Dinge und des Lebens? Wolfgang Held gibt überraschende Einblicke in die faszinierende Welt der Zahlen.
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Seitenzahl: 108
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Wolfgang Held
Was uns die Zahlen 1 bis 31 erzählen
Einleitung
1: Die Zahl des Ganzen
2: Die Zahl zwischen Zweifel und Spannung
3: Die Königin der Zahlen
4: Die Zahl der Erde
5: Die Zahl des Menschen
6: Die Zahl der Vollkommenheit
7: Die Zahl der Zeit
8: Die neue Zahl
9: Die Zahl nahe dem Vollkommenen
10: Der Griff der Welt
11: Krise und Brücke
12: Die Zahl der ganzen Welt
13: Der Schritt ins Ungewisse
14: Brücke zwischen Himmel und Erde
15: Die verkannte Zahl
16: Die Ordnung der Welt
17: Die schönste Zahl
18: Des Lebens Fülle
19: Die Zahl der neuen Geburt
20: Raum und Mensch
21: Die Zahl zwischen Ewigkeit und Zeitlichkeit
22: Die Zahl der Sonne
23: Die Zahl der Ordnung des menschlichen Lebens
24: Die Zahl, die alle umschließt
25: Bei sich und über sich hinaus
26: Die Zahl der Schrift
27: Die Zahl des Raumes
28: Die Zahl des Mondes
29: Brücke zum Höheren
30: Der große Kreis
31: Die Zahl der Vermittlung
Georg Glöckler gewidmet,der meine Liebe zu den Zahlen weckte.
Leopold Kronecker
Rede am Berliner Treffen der Gesellschaft
deutscher Wissenschaftler und Ärzte 1886,
publiziert im Jahresbericht der Deutschen
Mathematiker-Vereinigung 1893
Eine Sonne, zwei Eltern, drei Mahlzeiten, vier Jahreszeiten oder fünf Finger an der Hand: Schon früh entdeckt man, dass die meisten Dinge im Leben in einer besonderen Zahl bestehen, einer Zahl, die viel mehr als bloße Anzahl und Summe ist, sondern die etwas über das Wesen auszusagen vermag. So scheint die eine Sonne auf jeden Menschen und spiegelt damit die Gewissheit, dass es eine Welt ist, ein Ganzes, eine Einheit, in der sie scheint. Es führen zwei Menschen ins Leben, ein Leben, das überall die Zwei parat hält, wie oben und unten, gut und böse, vorwärts oder rückwärts, schlafen und wachen oder Licht und Finsternis oder Freiheit und Zwang. Von den sieben Zwergen und gleich viel Tönen oder den 23 Chromosomen über die 32 Kristallklassen der Mineralogie bis zu den 153 Fischen, die die Jünger im Neuen Testament aus dem See Tiberias ziehen, erzählen Zahlen in Natur, Kultur und Religion etwas über das, was die Dinge ausmacht, etwas über die Innenseite der Welt. Doch seitdem die Zahlen eine Uhrzeit beschreiben, eine Entfernung meinen oder auf dem Kontoauszug, einem Preisschild stehen, hat Platons Satz, dass die Welt in mathematischer Sprache gedacht sei, einen ganz anderen Klang bekommen, als der griechische Philosoph das meinte. An Platons Satz ist das Glaubensbekenntnis der modernen Naturwissenschaft getreten, wie es Galileo Galilei formuliert hat: «Naturwissenschaft ist, was berechenbar ist – und was nicht berechenbar ist, muss berechenbar gemacht werden.»
Das Messen- und Zählenkönnen beantwortet das «Wieviel», hilft die Welt zu ordnen, sie in einem System zu fassen und in ihr zu planen und zu bauen, gibt aber keine Antwort auf das «Warum». Es hilft kaum, die Welt und den in ihr wohnenden Sinn zu verstehen. Der Schweizer Philosoph Karl Barth unterschied zwei Formen des Wissens: Dass man weiß, dass Aluminium Wärme und Strom leitet, dies aber weniger effizient leitet als Kupfer, oder dass man den ATP-Stoffwechsel in der Zelle versteht und die Festigkeit der Metalle zu ordnen weiß – all das ist die Grundlage, um Maschinen, um Medikamente herzustellen. Es ist «Verfügungswissen», weil es die Welt und ihren unermesslichen Reichtum an Dingen und Wesen verfügbar macht. Dieses Wissen ist das Werkzeug, um den Satz des Alten Testamentes «Macht euch die Erde untertan» in einem Maß auszuschöpfen und dabei zugleich misszuverstehen, wie es keine andere Zeit getan hat. Doch es gibt noch ein anderes Wissen, das zwar auch die Dinge der Welt zählt, aber nicht um deren Anzahl willen, sondern um des Wesens willen. Dieses Wissen, das Barth das «Orientierungswissen» nennt, schenkt keine Macht, sondern Beziehung, es verleiht keine Dominanz, sondern Teilnahme und immer wieder die Empfindung, mit der jede Philosophie beginnt: staunen. Man staunt, dass es sieben Weltmeere sind wie auch sieben Farben, Töne und Öffnungen am Kopf, und aus diesem sich wiederholenden Zahlenphänomen formt sich ein Bild, schält sich Schritt für Schritt der Wesenszug einer Zahl heraus. Das Wesen lässt sich – so ist seine Natur – nicht beweisen, es lässt sich aufspüren. Für diese Spurensuche kommen in dieser Schrift Mathematik, die Naturwissenschaften, aber auch Kultur und Religion miteinander ins Gespräch. Es gehört zum Rätsel der Zahlen, dass ihr Wesenszug sich gerade durch den mathematisch-kulturellen Brückenschlag zeigt. So ist die Vollkommenheit der 6 sowohl in der babylonischen Kosmologie und Religion zu finden als auch in der Arithmetik.
Als ich mit diesen kleinen Monografien zu den Zahlen begann, reichte mein Blick bis zur 12 oder zur 17. Ich wusste, dass der Mensch 24 Rippen besitzt und 28 eine vollkommene Zahl ist, aber gleichwohl befürchtete ich, dass es jenseits der 20 kaum möglich sei, nach der Persönlichkeit der Zahlen zu schürfen. Umso erstaunter und nachdenklicher wurde ich, als sich mir zeigte, dass selbst eine Zahl wie 29 oder 31 ihre Besonderheit besitzt, die sie allen anderen Zahlen gegenüber auszeichnet. Doch wo hört man auf? Natürlich gibt es auch größere interessante Zahlen, die wie Berge aus der Landschaft der Zahlen herausragen, wie 33, die Zahl der Sonne und des Christuslebens, oder die Zahl 257, ein Primzahlvieleck, das sich konstruieren lässt, oder Platons befreundete Zahlen 220 und 284. In diesem Buch bildet der Mensch bzw. die Kalenderrechnung die Grenze. Durch das Geburtstagsdatum hat jeder Mensch eine besondere Beziehung zu einer Zahl, und diese Zahlenbeziehungen reichen bis 31.
Die 31 Beschreibungen, die von 1 bis 24 bereits in der Zeitschrift a tempo erschienen sind, sind Exkursionen in das Reich der Zahlen und ihrem typischen Ort im Naturreich und in der Kultur, um dadurch etwas von Platons Ausruf: «Die Götter geometrisieren» neu verstehen zu lernen.
Dieses Buch ist eine zweifellos unvollständige Spurensuche dieses Schattenwurfs aus der Region des Ewigen, um es im Sinne Platons zu beschreiben. Das Unvollständige lädt dazu ein, es zu ergänzen, selbst in Natur und Kultur Zahlenphänomene zu entdecken. Solche Entdeckungen wünsche ich jedem Leser und etwas von der Begeisterung und dem Staunen, das die Zahlen zu entfachen vermögen, um Pythagoras zu folgen, wenn er sagt: «Die Zahlen sind das Wesen aller Dinge.»
Dornach / Schweiz
Wolfgang Held
Gottfried Wilhelm Leibniz
Johann Pachelbel
Joseph Haydn
Georg Christoph Lichtenberg
Sophie Germain
George Sand
Otto von Bismarck
Herman Melville
Sándor Petöfi
Carl Bechstein
Sergej Rachmaninow
Hugo von Hofmannsthal
Edgar Wallace
Alfred Wegener
Hermann Broch
Viktor Ullmann
Marlene Dietrich
Glenn Miller
J. D. Salinger
Ernst Jandl
Milan Kundera
Diana Frances Spencer
Der glücklichste Mensch ist derjenige,
der die Einheit seines Ichs zu wahren
weiß, dessen Persönlichkeit weder in sich selbst
gespalten noch gegen die Außenwelt feindlich
gestimmt ist.
Bertrand Russell
Probleme der Philosophie
Es beginnt mit der schwierigsten Zahl, der Zahl 1. «Die Einheit durchdringt jede Zahl und ist immer selbst gleich», schreibt der mittelalterliche Mystiker Agrippa von Netterheim, und der Mathematiker Köbel ergänzt 1537, dass die Eins gar keine Zahl sei. Sie sei die Geberin, der Anfang, das Fundament aller anderen Zahlen. Auf solch einen Gedanken kommt man, wenn man die Zahlen nicht additiv versteht, sondern als Teilungen der Einheit. Dann ist die Eins das Ganze, die Einheit, aus der durch Teilung die Zwei und alle anderen Zahlen wachsen. Obwohl sie mathematisch die kleinste natürliche Zahl ist, kennzeichnet sie das Größte, das sprichwörtlich Einmalige: Als Mensch sind wir nicht nur eine Persönlichkeit mit einer Geschichte, sondern begreifen die Welt als eine Welt. Dieser Gedanke, dass die Welt eine Einheit, ein Ganzes ist, klingt elementar und ist doch einer der großen menschlichen Erkenntnisprozesse, die bis heute nicht abgeschlossen sind. Ihr Anfang und damit auch die Eroberung der Zahl Eins liegt in der Idee, dass es nur einen Gott, einen Schöpfer gibt und nicht ein Heer von Gottheiten, wie in allen Naturreligionen.
Damit ist ein fundamentaler Wandel des menschlichen Bewusstseins verbunden, denn erst wenn man an einen Gott glaubt, ist es möglich, von einer geschlossenen Welt, von einer persönlichen Identität zu sprechen. Es war erstmals der Pharao Echnaton, der an die Stelle der zahllosen Gott- und Geistgestalten den alleinigen Sonnengott Aton setzte und damit die Eins auf ihren Thron hob. Es folgte das Judentum, das wie später das Christentum und der Islam von dem einen Schöpfer spricht. Damit ist das Unteilbare, das alles Umfassende in den menschlichen Geist eingezogen.
Philosophisch hat diese Frage, ob die Welt eine Eins oder eine größere Zahl sei, fast alle Denker beschäftigt. «Jede Vielheit ist eine Vielheit von Einheiten, setzt also die Einheit voraus», schreibt 250 n. Chr. Plotin. 800 Jahre früher versucht bereits der griechische Philosoph Parmenides in einem Lehrgedicht die Eins zu fassen, indem er die Einheit der Welt mit der Gestalt einer Kugel verglich. Ein Bild, dessen sich heute, nach 2.500 Jahren, die Kosmologie erneut bedient, wenn von einem gekrümmten Raum die Rede ist, der endlich, aber grenzenlos ist. Endlich muss der Kosmos sein, denn wäre er unendlich, so gäbe es darin unendlich viele Sterne mit unendlich viel Licht, es wäre auch nachts gleißend hell. Dennoch besitzt der Kosmos durch die Krümmung des Raumes keine Grenze – vergleichbar der Oberfläche einer Kugel. So wie das Quadrat als Bild für die Zahl Vier herangezogen wird, so ist deshalb der Kreis oder die Kugel das Bild für die größte Zahl, die Eins, die als einzige Zahl nach Pythagoras weiblich und männlich zugleich ist.
Mit einem Jahr kann der Mensch stehen und ist damit sprichwörtlich «selbstständig», und es ist eine Sonne, die das Leben trägt, wie es eine Erde ist. Es gibt einen ersten Atemzug, einen ersten Schultag und eine erste Liebe. Keine Zahl hat deshalb einen solchen Glanz wie diese Zahl, die von allem am Anfang steht und deshalb mehr als alle anderen Zahlen ungreifbar und unbegreiflich bleibt, bis man – meistens nach langer Suche – die eigene Identität, das, was das eigene Ich ausmacht, zu begreifen vermag. Vermutlich ist das der Schlüssel zu der Zahl, die die kleinste und größte gleichermaßen ist.
Karl der Große
Maria Sibylla Merian
Katharina II, die Große
‹Novalis› Friedrich von Hardenberg
Hans Christian Andersen
Bedrich Smetana
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Emile Zola
Georges Seurat
Mahatma Gandhi
Ernst Barlach
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Marion Hedda Ilse Gräfin Dönhoff
György Konrád
John Irving
Isabel Allende
Frage: Schau einen Stock an –
sein eines Ende ist Yin, das andere Yang.
Welches ist wichtiger?
Antwort: Der Stock ist wichtig!
Laotse
Die Weisheit des Laotse